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Mittwoch, 22. März 2023

Waadtländer Wahnsinn

Mit Skiteppich: der Tunnel, der in die "Black Wall"-Piste mündet.
Also mir wärs zu steil.
(Copyright für beide Fotos: Glacier 3000)

"Glacier 3000", das Skigebiet bei Les Diablerets im Waadtland, bietet per sofort eine Piste mit einer Neigung von 46 Grad, so viel Steilheit gibt es in der Welt offenbar nur an wenigen Orten. „Black Wall", wie die neue Piste von der Seilbahn-Mittelstation "Cabane des Diablerets" hinab zur Talstation auf dem Col du Pillon heisst, wurde dank zwei Dingen möglich. Zum einen statteten die Betreiber die wilde Flanke von Pierres Pointes unterhalb der Mittelstation mit einer 1400 Meter langen Seilwinde aus, an der die Maschine hängt, die die Piste präpariert. Und zum anderen wurde bei der Mittelstation ein Tunnel talwärts gebohrt, ein Portal, durch das man auf die "Black Wall" gelangt. Der 265 Meter lange Tunnel ist mit einem Skiteppich ausgestattet, also befahrbar. Vom Gipfel des Scex Rouge auf knapp 3000 Metern könne man nun mit Ski via die Mittelstation direkt und durchgehend bis zum Col du Pillon im Tal fahren, las ich gestern in der "hotel revue". Sofern man sich den Höllenritt zutraut. Verrückt, was sich hiesige Touristikerinnen und Touristiker so alles einfallen lassen.

Dienstag, 21. März 2023

Farbenfrohe Prähistorie

Foreyia maxkuhni, eine künstlerische
Rekonstruktion von Alain Bénéteau.
(Illustration und Quelle: Wikicommons)
Darf ich vorstellen: Das ist Foreyia maxkuhni, ein Quastenflosser, der vor 240 Millionen Jahren durchs Vorzeitmeer schwamm und innerhalb der Quastenflosser-Gruppe allein eine eigene Gattung besetzt hält. Ich stiess diese Woche auf das farbige Fischchen von gut 20 Zentimetern Länge, als ich ein wenig über die Ducanfurgga las, einen Pass zwischen dem Sertigtal bei Davos und dem Albulatal bei Bergün, den ich vor Jahren überschritt. Ich hatte damals keine Ahnung, dass es in der Gegend der Passhöhe von Fossilien wimmelt. Dass Forscher hier jahrelang systematisch gruben und 2014 einen versteinerten Quastenflosser fanden, der nicht ins bisherige Klassifikationsschema passte, weswegen man ihm eben eine neue Gattung zuordnete, "Foreyia" nach einem Quassenfloster-Spezialisten namens Peter L. Forey. Das lateinische Beiwort "maxkuhni" wiederum bezieht sich auf einen anderen Forscher, Max Kuhn, der sich mit der Präparierung von Fossilien vom Monte San Giorgio im Tessin einen Namen machte. Wer nun ein Treffen mit Foreyia maxkuhni begehrt: Im Bünder Naturmuseum in Chur kann man das Fischli treffen.
Die Flanken des urweltlichen Ducantals, Blick Richtung Pass.

Montag, 20. März 2023

Durchs Nagelfluhland

Am Chubelbach.
Blick von Bistrich Richtung Zürcher Oberland.
Widmer mit Rotwein und Bratstecken.
Unsere Samstagwanderung von Mogelsberg durchs Hügelland nach Degersheim war leicht und luftig und sehr frühlingshaft. Vom Besuch des Baumwipfelpfades Neckertal habe ich gestern erzählt. Unsere Landschaft war typisch Ostschweiz, einsame Höfe, tiefe Nagelfluheinschnitte mit trauten Bächlein, in der Ferne der noch schneebedeckte Säntis. Schliesslich, nach längerem Suchen, fanden wir auch einen Platz zum Brätlen – jawohl, es ist Frühling, man kann wieder. In Degersheim gabs am Ende ein eiskaltes Bier vom Lokal grad beim Bahnhof, das tat sensationell gut, ich hatte nämlich einen heissen Kopf. Verrückt, welche Brennkraft die Sonne dieser Tage schon hat.

Route: Mogelsberg, Bahnhof – Baumwipfelpfad Neckertal – Haselgrund – Ronenbach – Steinenbach – Hals – Chubel – Chubelbach – Bistrich – Fuchsacker – Bruederwald – Degersheim, Bahnhof. 3 1/2 Stunden, 570 Meter aufwärts, 480 Meter abwärts.

Sonntag, 19. März 2023

Wir kurvten um die Baumkronen


Gestern besuchten wir den "Baumwipfelpfad Neckertal" in Mogelsberg SG. Um einen Walderlebnispfad handelt es sich, man zahlt Eintritt – 15 Franken, nicht gerade wenig – und begibt sich auf einen Steg, der um die Baumkronen kurvt. 500 Meter lang, breit und gut gesichert, ist er mit Erlebnis- und Lernstationen bestückt, die vor allem Kindern gefallen dürften. An einer Stelle geht eine Aussichtsplattform ab, zuvorderst auf ihr steht man rund 50 Meter über Grund. Stützen aus Weisstannenholz tragen die Konstruktion, Zimmerleute und WK-Soldaten führten sie aus, 2018 öffnete die Anlage etwas oberhalb des Dorfes, zu der ein zweiter, längerer Rundweg durch den Wald am Boden sowie ein hübsches Bistro und grosszügig dimensionierte Picknickanlagen gehören. Was wir gestern sonst noch so machten – mehr davon morgen.

Samstag, 18. März 2023

Tessiner Unterwassertaufe

Was ist hier die Hauptsache? Jawohl, das Becken im Boden. 
Das Becken darüber ist wesentlich jünger.
Fresko in der Kapelle.
Riva San Vitale, man betritt das Baptisterium San Giovanni und ist gleich gefesselt vom Taufbecken, das aus einem einzigen Stein gehauen ist. Wie die Taufkapelle selber, die als ältestestes christliches Bauwerk der Schweiz gilt, ist es gut 1500 Jahre alt; wir blicken hier also auf jene entfernte Epoche, in der das römische Reich und mit ihm die Antike endete. Halt, Täuschung! Das berühmte, das ursprüngliche Taufbecken, das ebenso alt ist wie das Baptisterium, ist in den Fussboden eingelassen und vom monolithischen Taufbecken darüber, das Jahrhunderte später entstand, ziemlich verdeckt. Das ursprüngliche Taufbecken diente noch der Submersionstaufe zu. Man tauchte die Täuflinge – Erwachsene – also ganz ins Wasser, inklusive Kopf. Am Dienstag, als wir in Riva San Vitale waren, schauten wir uns das Baptisterium an inklusive der benachbarten Kirche San Vitale – auch bei meinem zweiten Besuch war ich beeindruckt.
Il battistero di San Giovanni in Riva San Vitale, gebaut um das Jahr 500.
Zur Rechten ist die Kirche San Vitale von 1759 erahnbar.

Freitag, 17. März 2023

Maultierweg und Hangrutsch

Walliser Riesen in der Ferne. (Foto: Ronja)
Der historische Maultierweg.
Meine Pizza hiess "Primula".
Die Wanderung auf den Monte San Giorgio im Südtessin war toll, ein Gipfelblick-Foto habe ich gestern gezeigt. Nach dem Start in Meride gingen wir lange auf einem breiten, aus kleinen Steinen gebauten Weg, später las ich, dass es sich um eine historische Mulattiera handelt, um einen alten Maultierweg. Schon bevor wir ganz oben waren, machte uns weit im Westen der gewaltige Riegel hoher Walliser Schneeberge Eindruck, vor allem das Monte-Rosa-Massiv. Oben dann Postkarten-Ansichten rundum. Der Absteig nach Riva San Vitale war im Folgenden ruppig und dementsprechend einsam, durch extrem steilen Wald ging es hinab, stellenweise gab es Geländer, an einem Ort, Gott sei Dank schon weit unten, hatte ein Hangrutsch den Weg verschüttet, ein grosses Problem wars nicht, kurz kamen die Hände zum Einsatz. Letzter Akt der Tour (3 1/2 Stunden Gehzeit, 530 Meter aufwärts, 835 Meter abwärts): Pizza und Wein in der formidablen "Pizzosteria San Giorgio" in Riva San Vitale.
Die ersten Meter des Abstiegs waren noch nett.
Der See im Hintergrund ist natürlich der Luganersee.
Steiles Wegstück Richtung Riva San Vitale.

Donnerstag, 16. März 2023

Falscher Zug

Blick vom Sighignola auf Lugano. (Foto: Aconcagua/Wikicommons)

Wir wollten gestern auf den Sighignola. Allerdings nahmen wir in Lugano den falschen Zug. Er brauste in Maroggia-Melano durch, sodass wir den Bus hinauf zum Startort Arogno verpassten. Sobald der Zug hielt, stiegen wir aus. In Mendrisio. Nahmen den Bus nach Meride. Und erwanderten den Monte San Giorgio. Welche Aussicht schöner wäre – wer wüsste es zu sagen. Jedenfalls machte uns der Blick vom Monte San Giorgio glücklich. Der Sighignola muss nun halt noch etwas auf uns warten.
Blick vom Monte San Giorgio auf den Seedamm von Melide.
Hinten Lugano, hinten rechts der Sighignola.