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Freitag, 31. Januar 2020

Zürich, Basel, Tschau Sepp

Halb oben auf dem Basler Münster.
Blick vom Münster über den Rhein zum Roche-Turm.
Gestern war ich mit meinem zwölfjährigen Neffen unterwegs. Er reiste aus dem Appenzellerland an, ich nahm ihn um acht Uhr morgens in Zürich in Empfang. Hier unser Tagesprogramm, das bis fünf Uhr Nachmittags dauerte; dann fuhr er von Zürich wieder heimwärts.
  1. Im Parkhaus Opéra auf dem Zürcher Sechseläutenplatz schauten wir uns im Untergeschoss die archäologische Dauerausstellung an. Sie zeigt Pfeilspitzen, Fischnetzgewichte, Ahlen usw., Gegenstände, die 5000 bis 6000 Jahre alt sind, Relikte der Menschen von einst, die an den Ufern des Sees siedelten.
  2. Im Sprüngli am Paradeplatz gabs Zmorge: Müsli, heisse Schokolade, Gipfeli.
  3. Danach fuhren wir nach Basel, das Zürcher Vorprogramm war Zeitverzögerung gewesen, weil die Basler Schnarchnasen das Antikenmuseum erst um elf Uhr öffnen. Im Zug spielten wir Tschau Sepp, mein Neffe gab mir einleitend einen kleinen Wiederauffrischungskurs.
  4. In besagtem Basler Museum schauten wir uns die Gladiatorenausstellung an, ich das zweite, mein Neffe das erste Mal. Ich fand meinen zweiten Durchgang interessanter als den ersten. Intensiver. Mit Kindern ist man langsamer unterwegs. Man sieht daher mehr.
  5. Im indischen Restaurant Cardamom am Barfüsserplatz assen wir. Das Lokal hatte mein Neffe ausgesucht. Vor und nach dem Essen spielten wir Tschau Sepp.
  6. Wir stiegen auf den einen Turm des Basler Münsters. Unglaublich, diese enge Wendeltreppe mit dem Seil, das war steiler als manche Bergflanke. Drei Galerien auf verschiedener Höhe stehen für den Ausblick zur Verfügung. Wir besuchten sie alle. Der Neffe, SAC-Mitglied und Nachwuchs-Alpinist, war begeistert.
  7. Im Basler Bahnhof spielten wir bei einem Kafi ein paar Runden Tschau Sepp.
  8. Die Treppe im Münsterturm ist steil. Gut, gibts ein Seil.
  9. Im Zug nach Zürich spielten wir schon wieder Tschau Sepp. Die Tagesbilanz: Von den sieben Matches mit jeweils mehreren Partien hat mein Neffe vier gewonnen. Ich demnach drei. Ich war mit dem Resultat sehr zufrieden, das war ein harter Gegner. Müde kam ich zuhause an.

Donnerstag, 30. Januar 2020

Die hohen Damen von Schänis

Das ehemalige Damenstift und die Kirche von Schänis SG.
(P. Wenig/Wikicommons)
Klöster sind halt einfach faszinierend. Das dachte ich am Samstag in Schänis vor der Kirche und dem ehemaligen Damenstift; sie bergen Geschichte und Geschichten. Ein paar Dinge zum Kloster von Schänis:
  • Es wurde wohl zur Zeit Karls des Grossen gegründet. Wie andere Klöster auch unterhielt es auswärts Amtshäuser. Niederlassungen, von denen aus die Besitzungen in der entsprechenden Gegend verwaltet wurden. Das Amtshaus des Klosters Schänis in Zürich stand auf dem Münsterhof.
  • Schänis war ein Stift speziell für adelige Damen. Salopp gesagt: Noble Familien deponierten dort jene Töchter, die sie nicht verheiraten konnten. Oder die nicht heiraten wollten oder jedenfalls nicht den Kandidaten, der ihnen verordnet worden war. Die Regeln des Schäner Stifts waren locker, ein eigentliches Gelübde gab es nicht. Wer eintreten wollte, musste allerdings den eigenen Stammbaum vorzeigen und darauf hochadelige Vorfahren nachweisen, in gewissen Zeiten waren bis zu 16 davon nötig.
  • 1529 kam die Reformation, die Schäner stürmten Kirche und Kloster. Ein bisschen voreilig war das, 1531 setzten die sehr katholischen Schwyzer die Gegenreformation durch, Kirche und Kloster wurden wieder eingerichtet und eingesetzt. Erst 1811 schloss das Damenstift von Schänis dann dauerhaft, nachdem Napoleons Truppen die alte Ordnung der Eidgenossenschaft weggefegt hatten.

Mittwoch, 29. Januar 2020

Spartanisch essen

Schwarzsauer. (Wikicommons)
Gestern las ich ein paar Dinge über das alte Griechenland nach und stiess im Zusammenhang mit Sparta wieder einmal - in der Kanti Trogen hatte ich das erste Mal von ihr gehört - auf die Blutsuppe. Die Spartaner legten bekanntlich Wert darauf, frugal zu leben und dem Genuss keinen Raum zu geben. Eines ihrer demonstrativ dies vorführenden Gerichte war die Blutsuppe aus Schweineblut, Schweinefleisch, Essig und Salz. In Norddeutschland gibt es eine solche Suppe auch heute, das Schwarzsauer: Schweineblut, das durch Beigabe von Essig gerinnt. Und gleich noch ein Blick nach Polen: Dort existiert die Czernina, eine Entenblut-Suppe. Ist mein Blog nicht nützlich? Wer nicht weiss, was er heute Mittag kochen soll - voilà! Wobei, halt, man müsste ja zuerst einen Metzger finden, der einem Schweine- oder Entenblut verkauft.

Dienstag, 28. Januar 2020

Ich genoss jeden Schritt



Neblig wars im Gasterland. Eiskalt. Still, wenn man vom Abschnitt am Linthkanal absieht; dort plagte mich der Autobahnlärm. Andere Leute sah ich während der dreieinhalb Stunden fast keine, nur zwei Hündeler und eine Frau am Nordicwalken. Magisch, wie auf dem höchsten Punkt der Route, dem Benkner Büchel, die Sonne erschien und mit ihr die ganze Landschaft: Speer, Federispitz, Hirzli und so weiter und so fort. Kurz darauf, weiter unten, versank alles wieder im Grau. So war das am Samstag. Meinem Grüpplein hatte ich zuvor abgesagt, weil ich mich sozusagen testen wollte und fand, meine Hustenanfälle seien nicht wirklich sozialtauglich. Die Solosache verlief aber recht pfleglich, die Bronchitis ist auf dem Rückzug. Und weil ich so lange nicht mehr richtig draussen gewesen war, genoss ich jeden Schritt. Die Route: Kaltbrunn, Bahnhof - Kaltbrunn, Dorf - Steinenbach - Büel - Maria Bildstein - Schmittenäcker - Benkner Büchel, Mast - Nesslenboden - Usserwald - Linthkanal - Sankt Sebastian - Schänis, Dorf (Zmittag im "Bären") - Schänis, Bahnhof.

Montag, 27. Januar 2020

Es ist der Benkner Büchel

Eine der Grotten auf dem Benkner Büchel, drinnen ...
... findet man diese Szenerie vor.
Die Kirche auf dem Büchel.
Die Erhebung, um die es gestern im Rätsel ging, ist der Benkner Büchel im Kanton St. Gallen; der höchste Punkt mit dem markanten Mast liegt auf 605 Metern. Der Benkner Büchel möbliert sozusagen das flache Land zwischen Kaltbrunn und Reichenburg, zwischen Schmerikon und Schänis. Zu ihm gehört ein eigener Weiler. Sowie das katholische Ensemble Maria Bildstein mit einer Wallfahrtskirche, einem Kalvarienberg, zahlreichen Grotten und Kleinkapellen und einem Restaurant. All das geht zurück auf die Errichtung eines Bildstockes mit einer Madonna durch einen Meisterknecht des Klosters Schänis im Jahre 1519. Die Kirche, zu der bald die Wallfahrer pilgerten, hiess im Volksmund auch "Gfrörer-Chappeli". Der Gfrörer, das ist die Malaria, das tückische Fieber, das damals vor der Trockenlegung in der versumpften Linthebene grassierte.
Richtige Antworten erreichten mich gestern von: Hansjörg und Barbara Herzog. Monika Schlatter. HG Hildebrandt. Marlies Sturzenegger.
Im Viereck unser Büchel. Ohne ihn wäre die Ebene am Linthkanal etwas öd.

Sonntag, 26. Januar 2020

Wer kennt den Hügel?

Es gibt Rätsel und Rätsel. Dieses hier ist ein wenig gemein, weil man die Lösung eigentlich nur liefern kann, wenn man mal dort war, viel zu Knobeln gibts da nicht. Trotzdem hier die Frage: Wo steht dieser markante, weitum sichtbare Funkantennenmast? Drei Hinweise für die, die vielleicht denken, dass sie es wissen, aber zweifeln:
  • Der Mast steht auf einer Erhebung, die bloss knapp über 600 Meter hoch ist.
  • Die Erhebung findet sich in der östlichen Hälfte der Schweiz. 
  • An der Flanke der Erhebung gibt es eine bekannte Pilgerkapelle samt einem Kapellenrestaurant ganz nah sowie einigen Grotten zur religiösen Erbauung.
Okay, somit dürfte klar sein, dass es sich um katholisches Land handelt. Wer die Antwort kennt - gern wie immer an widmerwandertweiter@yahoo.de. Morgen wird aufgelöst.

Samstag, 25. Januar 2020

Version 3

Schweizmobil auf dem Handy. Das
Dauerlogo unten bräuchte ich nicht.
Ich hasse Updates, Relaunches, Neuversionen im digitalen Bereich. Meist ist alles umgestellt, so dass man sich neu zurechtfinden muss. Vor allem erscheint einem vieles nicht besser. Allenfalls gleich gut wie zuvor. Wenn nicht schlechter. Schweizmobil, das unverzichtbare Tool für alle hiesigen Wanderer mit Karten in Swisstopo-Qualität, hat seine App aufdatiert. In der Version 3 der App werden Umleitungen angezeigt. Und man kann direkt aus der App Touren zeichnen. Das ist gut. Weniger gut ist, dass es nun auf der App mühsam ist, zu einer Route den Kartenausschnitt zu downloaden, so dass er im Funkloch verfügbar ist. Wenn man den Kartenausschnitt anwählt, sieht man nämlich die Route nicht mehr. Versteht man mich und das Problem? Ich denke, die Nutzer wissen, wovon ich rede. Schweizmobil gibt übrigens durch, man sei daran, den Mangel zu beheben. Das wäre dann Version 4.

Freitag, 24. Januar 2020

Freiburger Friedhof

Holzkreuze auf dem Friedhof von Jaun.
(Foto: Roland Zumbuehl/ Wikicommons)
Gestern schrieb ich über den ganz besonderen Dialekt der Leute von Jaun im Kanton Freiburg. Gleich mehrere Leserinnen (ja, alles Frauen) fragten mich darauf, ob mir auch der Friedhof von Jaun ein Begriff sei. Oder sie wiesen mich auf ihn hin. Bildungslücke! Nun weiss ich, dass auch der Friedhof von Jaun speziell ist. Die Holzkreuze machen es aus, die allesamt auf die gleiche Art mit Schnitzereien verziert sind: in der Mitte der leidende Christus und rechts und links davon Reliefs, die Dinge aus dem Leben des Verstorbenen aufnehmen. Zum Beispiel dessen Vorlieben: Nähen, Schneetouren, der Garten ... Wer mehr wissen will: Hier gibts einen schönen kurzen Film, der erzählt, wie ein Holzschnitzer in Jaun diese Tradition begann. Und wie er mittlerweile selber auf dem Friedhof liegt unter einem Kreuz, das seinem Stil gemäss gestaltet ist - dank seinem Nachfolger.

Donnerstag, 23. Januar 2020

Bruet, Ooche, Chies

Für die "Schweizer Familie" schreibe ich grad eine Art Essay, in dem ich den Kanton Freiburg erkläre. Ganz am Rand geht es auch um den Dialekt des Dorfes Jaun - wer es nicht kennt, Jaun und sein Nachbardorf Im Fang liegen in einem engen Tal an der Jaunpassstrassse und sind aus sprachlicher Sicht eingeklemmt. Etwas oberhalb verläuft die Grenze zum Kanton Bern, reformiertem Land; die Berner, genauer Simmentaler, haben ihre eigene Sprache. Beides vermischt sich nicht. Und unterhalb von Jaun in Charmey spricht man nicht Deutsch, sondern Französisch. Und daher hat sich in Jaun ein ganz eigener Dialekt gebildet und erhalten, Jaundeutsch. Die Beispiele links habe ich aus einem "SRF bi de Lüt"-Beitrag kopiert. Hier der Link zu ihm für alle die, die sich anhören wollen, wie die Leute von Jaun reden. Ein Mann erzählt in dem Filmbeitrag, dass man ihn im Militärdienst gar nicht verstanden habe. In den Ferien im Thurgau auch nicht. Und dass man in Jaun das Mittagessen "Abendessen" nennt. Die Uhren ticken dort anders.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Die Weibergemeinde

Die Gebärende und ihre Helferinnen.
Illustration aus einem Handbuch zur
Geburtshilfe vom deutschen Arzt
Eucharius Röslin aus dem Jahr 1513.
(Wikicommons)
Eine Institution früherer Zeiten, das einzige Gremium über Jahrhunderte, in dem Frauen abstimmen konnten: die Weibergemeinde. Kürzlich las ich ein Buch über den Alltag im Züribiet von einst. Darin fand ich das Wort. In vielen Gemeinden waren es die verheirateten Bürgerfrauen plus die eingebürgerten Witwen, die das Recht hatten, die Hebamme zu wählen. Das Amt war begehrt, die Hebamme stieg durch ihre Wahl in der Gemeinschaft auf, für sie war in der Kirche ein Stuhl angeschrieben und reserviert wie für den Pfarrer, den Richter, den Lehrer. Da die Hebamme von Gesetzes wegen aussereheliche Schwangerschaften dem Pfarrer melden musste, war sie gleichzeitig eine Ordnungsperson. Obrigkeit. Ob die Weibergemeinde eine Hebamme auch abwählen konnte, weiss ich nicht.

Dienstag, 21. Januar 2020

Sehen wir uns in Chur?

Ein Hexentreff, sagt man: die Pedra Fitta bei Sent.
In eigener Sache: Am 2. Februar, einem Sonntag, trete ich an den Sagen- und Märchentagen Chur auf. Und zwar gemeinsam mit Andreas Sommer, der sich als "Sagenwanderer und Mythenerzähler" versteht. Wir wechseln uns ab, ich stelle einige Bündner Steine aus meinem neusten Buch "Hundertundein Stein" vor und beschränke mich dabei auf das, was an gesichertem Wissen vorhanden ist; Andreas wiederum wird quasi - ich meine das keineswegs negativ - fabulieren. Den gegebenen Stoff ins Märchenhafte ziehen und weiter drehen. Ich denke, das wird interessant. Einer der Steine, um die es gehen wird: die Pedra Fitta bei Sent. Bei ihr sollen sich früher die Hexen und Heilerinnen getroffen haben.

Montag, 20. Januar 2020

Alles zerfällt


"Alles zerfällt" heisst die Ausstellung im Berner Kunstmuseum, die ich am Samstag besuchte. Sie zeigt, wobei sie sich schlau der hauseigenen Sammlung bedient, an die 200 Werke von Böcklin bis Vallotton, anders gesagt, hiesige Kunst der zweiten Hälfte des 19. und des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts. Ziel ist vorzuführen, wie die Maler und Malerinnen jener Jahrzehnte auf den umfassenden Umbruch reagieren, auf die Industrialisierung und Motorisierung, auf die Menschenvernichtung im Krieg, auf die Entwertung des agrarischen Lebens, auf das Wachstum der Städte, auf den einsetzenden Tourismus, auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf das neue Menschenbild, das Sigmund Freuds Psychoanalyse herbeiführt. Uff, wie kompliziert das klingt. Nach Bern gehen und schauen, es ist ganz einfach!

Meine Fotos zeigen zwei Werke von Félix Valloton, einen städtischen Unfall und eine Frontszene im Krieg.

Sonntag, 19. Januar 2020

Hodler, Antwerpen, das Matterhorn



Für die Weltausstellung 1894 in Antwerpen malte Ferdinand Hodler zwei Ölbilder, die zusammengehören,"Aufstieg" und "Absturz". Der Berner hatte die Erstbesteigung des Matterhorns im Jahre 1865 zum Sujet genommen, bei der es Tote gab. 20 Jahre nach Antwerpen liess Hodler die beiden Gemälde zerlegen, es entstanden sieben kleinere Bilder, drei Mal Aufstieg, vier Mal Absturz. Derzeit sind sie in Bern im Kunstmuseum ausgestellt, die Wirkung ist frappant, weil das Haus dank dem zwei Stockwerke hohen offenen Raum in der Mitte die richtige Dimension hat, um das alpine Drama zu inszenieren. Am Samstag schaute ich mir die Bilder an; etwas mehr zur Ausstellung, in der sie gezeigt werden, demnächst. Und für alle, die sich fragen, warum der Widmer derzeit so gar nicht wandert: Er hat einen Bronchialhusten. Der muss zuerst weg.

Samstag, 18. Januar 2020

Geusenwortbeiz

Italienische Arbeiter bei der Gotthard-Bahntunnel-Baustelle
in Airolo um 1880. (Bild: "Unser Gotthard", Lüönd/Iten, Wikicommons)
Gestern Morgen nahm ich in Zürich am Stauffacher beim Tschingg einen Kafi, es handelt sich um ein italienisch ausgerichtetes, noch junges Lokal. Tschingge: So nannte man hierzulande früher abfällig die italienischen Arbeiter; das Wort soll vom italienischen "cinque" (fünf) stammen und als Ausruf einem italienischen Spiel namens Morra zugehörig sein. In meiner Kindheit hörte ich den Ausdruck oft, es gab in meinem Dorf ein, zwei Familien aus dem Süden. Als später die Schweizer den italienischen Stil und Lebensstil von vespa über gelato bis Edoardo Bennato und Gianna Nannini zu bewundern begannen, verschwand der "Tschingg". Und nun ist er also zurück als selbstironische Beizenbezeichnung. Mir gefällt das Wort nach wie vor nicht, auch wenn es in der jetzigen Verwendung nicht negativ gemeint ist und als typisches Geusenwort gelten darf. Was das wieder ist, kann man hier nachlesen.

Freitag, 17. Januar 2020

Das möchte ich auch können

Glanzstück in der neusten Ausgabe der "Schweizer Familie": eine kundig geschriebene und grandios bebilderte 12-Seiten-Geschichte über die Waldohreule - also just über jenen Vogel, den auch mein Wandergrüppli kürzlich (bei der Allmend Katzensee nah Zürich) kennenlernte. Der Kauf des Heftes am Kiosk lohnt sich, meine ich, allein wegen dieses Artikels schon. Drei von vielen Dingen über die Waldohreule, die ich aus ihm erfuhr:
  • Ihre Federohren sind nicht zum Hören da. Vielmehr sind sie Signale. Stellt die Waldohreule die Federohren zum Beispiel auf, heisst das, dass etwas ihre Aufmerksamkeit erregt hat.
  • Die fransenartigen Verlängerungen der Flügelfedern sind Geräuschdämpfer. Dank ihnen ist die Waldohreule eine effiziente Mäusejägerin, die unbemerkt an ihre Beute herankommt.
  • Immer wieder faszinierend: Der Mensch hat sieben Halswirbel. Die Waldohreule hat 14. Sie kann den Kopf um bis zu 270 Grad neigen. Und sie kann ihn um 180 Grad kippen. Möchte ich auch können.

Donnerstag, 16. Januar 2020

Reise mit Eselin

Man kann ja nicht immer wandern.Kürzlich war ich in Gedanken unterwegs. Und das auf zwei Kontinenten. Ein kleines und feines, sehr, sehr schrulliges Buch ermöglichte mir die Reise. "The White Umbrella" handelt von einer Eselin, die praktisch noch ein Baby ist, als sich ein britischer Gentleman in Peschawar in Pakistan ihrer erbarmt. Er will sie von ihrem Schinder befreien und beschliesst, sie mit in seine Heimat zu nehmen. Was folgt, ist ein Road Movie, in dem das Duo mal in einem holprigen Lastwagen reist und mal in einem Rolls Royce. Ein Heroinkurier kommt vor. Ein überaus höflicher türkischer Provinz-Vizegouverneur. Sowie eine enorm hilfreiche Botschaftergattin. Unter dem Titel "Pawlowa" gibt es das Buch auf Deutsch; ich las es auf Englisch. Geschrieben hat es Brian Sewell, ein für seine Scharfzüngigkeit berüchtigter englischer Kunstkritiker, der vor vier Jahren verstarb. Wer Lust auf eine liebenswerte Lektüre hat, hier ist sie. Ah ja: In den Text sind ab und zu Zeichnungen eingestreut. Sie trugen das Ihre dazu bei, dass ich nach dem Lesen gute Laune hatte.

Mittwoch, 15. Januar 2020

Das O in Usego

Riesiges Usego-Schild im Museum in Olten.
Heute haben wir die Migros und den Coop, dazu Denner, Spar, Volg, Aldi, Lidl. Wer etwas älter ist, also ich zum Beispiel, der erinnert sich bestens, dass es einst im hiesigen Detailhandel auch noch die Usego gab. Kürzlich, im Historischen Museum Olten, begegnete ich allerlei Usego-Gegenständen und lernte, dass das O im Namen des Unternehmens Olten bedeutet. Die Usego, 1907 gegründet und 2005 endgültig abgeschafft, bedeutet: Union Schweizerische Einkaufsgesellschaft Olten. Unter diesem Namen hatten sich unabhängige Detailhändler zusammengeschlossen, um gemeinsam einzukaufen; auch in die Logistik teilten sie sich. Die zentrale Basis und das Warenlager befanden sich in Olten. Zeitweise gab es im Land 4000 Usego-Lädeli.

Dienstag, 14. Januar 2020

Za za

Einer, der zäuerlet: Urnäscher Silvesterklaus.
(Foto: nofnof/ Wikicommons)
"Zäuerle" heisst das Verb, "Zäuerli" das Substantiv, so nennt man den Naturjodel ohne Text im Appenzell-Ausserrhodischen. Gestern haben sie wieder gezäuerlet, im Appenzeller Hinterland war Alter Silvester, die Kläuse gingen um. Bei unserem Ausdruck handelt es sich um eine Verkleinerungsform zu "Zaur" gleich Jauchzer, freudiger Ausruf, Lockruf. Ursprünglich waren es die Kühe und Geissen, die man mit "za za" zauerte. Heute eher die Touristen, die auch gestern wieder von weit her angereist sein sollen.

Montag, 13. Januar 2020

Eingebrochen

Das war im Winter 2008: Poloturnier auf dem zugefrorenen
St. Moritzersee. (Frédéric de Goldschmidt/ Wikicommons)
Ein Oberengadiner Klassiker auf den winterlichen Seen von St. Moritz, Champfèr, Silvaplana und Sils: Wandern übers Eis. Derzeit sei das gefährlich, hörte ich gestern im Radio; die Seen sind nicht vollständig zugefroren, in den letzten Tagen brachen deshalb mehrere Leute ein. Laut einer Medienmitteilung der Bündner Kantonspolizei gab es sogar einen Schwerverletzten, die Feuerwehr stand wegen der Unfälle im Dauereinsatz. Dieser Winter ist tatsächlich auffallend mild. A propos: Wir haben fast Halbzeit, 48 Prozent des meteorologischen Winters sind heute absolviert.

Sonntag, 12. Januar 2020

Die Wölfe von Olten

Das Haus der Museen.
In Olten war ich schon ein paar Mal zu Wanderungen gestartet oder war dort am Ende angekommen. Aber nie hatte ich bisher die Holzbrücke benutzt. Bis gestern. Auf respektive in dem schmucken Modell von 1803 überquerte ich die Aare, kam in die Altstadt und erreichte bald das Haus der Museen, einen praktischen, gar nicht mal hässlichen Zweckbau, der gleich drei Museen beherbergt, das archäologische des Kantons sowie zwei städtische Einrichtungen, das Naturmuseum und das historische Museum. In den folgenden zwei Stunden unterhielt ich mich bestens, lernte alle möglichen Dinge, geriet aber auch in Gefahr, indem ein Bär in Halbdistanz vorbeitappte. Wesentlich bösartiger kam mir das Wolfspaar mit den gefletschten Zähnen vor. Letztlich entkam ich den Raubtieren jedoch und schaffte es heil und am Stück retour zum Bahnhof.
Die Aare. Die Altstadt. Die Holzbrücke.

Samstag, 11. Januar 2020

Schlangen zu helfen, lohnt sich

Haus zum Loch, Zürich: das Schlänglein mit dem kostbaren Ring.
Links das Schlänglein-Relief, rechts das Haupt Karls des Grossen.
Das Haus zum Loch beim Grossmünster.
Karl der Grosse, im Jahre 800 nach Christus zum Kaiser gekrönt und immer wieder mal als erster Europäer bezeichnet, war wohl nie in Zürich. Nichtsdestotrotz nahm ihn sich das Zürcher Grossmünster zur Gründerfigur. Hoch oben thront er am einen der beiden Türme als Skulptur auf einem Vorsprung und schaut über die Limmat zum Fraumünster. Gleich neben dem Grossmünster steht das Haus zum Loch; kürzlich kam ich vorbei und fotografierte zwei Reliefs über der Tür respektive einem Fenster. Das eine Relief zeigt Karl, der hier angeblich residierte. Auf dem anderen ist ein Schlänglein abgebildet, das im Maul einen Ring mit einem Edelstein trägt, den es im Begriff ist, in einen Becher fallenzulassen. Die Sage dahinter geht so: Karl soll beim Grossmünster eine Säule mit einem Glöcklein eingerichtet haben. Wer etwas zu beklagen hatte, durfte es läuten. Eines Tages nun zog ein Schlänglein am Seil und läutete das Glöcklein. Nachforschungen ergaben, dass ganz nah unten am Fluss eine riesige Kröte das Nest des Schlängleins mit seinen Eiern besetzt hatte. Karl verurteilte die Kröte zum Tod, weil sie auf fremdem Eigentum sass und offensichtlich fremdes Leben vernichten wollte. Einige Tage später kroch das Schlänglein wieder herbei, als der Kaiser gerade spies. Es schlängelte sich das Tischbein hoch und warf ihm einen funkelnden Edelstein in den goldenen Trinkkelch. Wer wandert, zieht daraus die Lehre: Hat irgendwo im Gelände eine Schlange ein Problem, so helft ihr, Leute!
Kaiser Karl mit Krone an der Fassade des Grossmünsters.

Freitag, 10. Januar 2020

Die Katze, die gern schwimmt

Links blau, rechts bernsteinfarben: die Türkisch Van.
(Foto: Wikicommons)
Ganz im Osten der Türkei liegt der Vansee, der grösste See der Türkei und der grösste Sodasee der Erde; Sodaseen sind aussergewöhnlich salzhaltige und saure Gewässer. Das wusste ich. Was ich hingegen erst kürzlich lesend erfuhr: Am Vansee gibt es eine eigene Katzenrasse, die Türkisch Van. Drei von mehreren bemerkenswerten Dingen zu ihr:
  • Die Türkisch Van mag Wasser und geht gerne schwimmend auf Fischfang. Wer sie zuhause hält, muss aufpassen: Sie springt in Aquarien und Toiletten und kann dabei ertrinken. Oder sich vergiften.
  • Die Türkisch Van ist in der Türkei vom Aussterben bedroht und darf nicht ausgeführt werden. Wer es trotzdem tut, riskiert eine Busse von umgerechnet 35 000 Euro.
  • Die Türkisch Van hat grosse ovale, leicht schräggestellte Augen. Besonders gesucht sind Exemplare, bei denen das eine Auge blau und das andere bernsteinfarben ist, was immer wieder mal vorkommt.

Donnerstag, 9. Januar 2020

Home alone

Selfie im Nationalratssaal vor dem Gemälde
"Die Wiege der Eidgenossenschaft" von Charles Giron aus dem Jahre 1902.

Widmer in der Kuppelhalle, hinten "Die drei
Eidgenossen" von James Vibert.
Gestern Nachmittag war ich in Bern im Bundeshaus. Mit einem Fotografen. Wir waren angemeldet und akkreditiert, es ging um ein Interview mit zwei ehemaligen Parlamentsmitgliedern bzw. den zugehörigen Fototermin. Ich war verblüfft, das Bundeshaus war tot. Dass im Moment keine Session läuft, hatte ich gewusst. Und doch hatte ich mir eine Portion Leben vorgestellt. Lobbyisten am Werk, Touristen auf Visite. Nichts davon. Nicht einmal das Café war offen. In der Wandelhalle schlurfte alle zehn Minuten irgendein Techniker vorbei. Der grosse Nationalratssaal war leer. Ich fühlte mich wie der Besitzer des Hauses und genoss die halbe Stunde, die wir nach Passieren der Türkontrolle zu früh waren, sehr. Das Parlament gehörte mir sozusagen. So soll es ja eigentlich sein in der Demokratie.

Mittwoch, 8. Januar 2020

Klein Rom


Das Institut, gesehen letzten Samstag.
Man nennt Menzingen im Zugerland auch "Klein Rom" wegen der mächtigen Kuppel seiner Institutskirche. Mit "Institut" gemeint ist das Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz; der Frauenorden wurde im Ort 1844 gegründet und versteht sich als tätiger Orden, dessen Angehörige weltweit wirken wollen, als Missionarinnen und Alltagshelferinnen. Insgesamt gibt es rund 1600 Menzinger Schwestern aller Nationen, die auf vier Kontinenten aktiv sind.

Dienstag, 7. Januar 2020

Tintenflecktest

Original-Tintenfleck-Faltbild von Psychiater Rorschach. (Wikicommons)
Ähnelt er nicht Brad Pitt?
Hermann Rorschach um 1910.
(Foto: Wikicommons)
Der Rorschachtest: Das sind zehn Tintenflecke, die man dem Patienten oder Probanden oder was auch immer vorlegt - er oder sie muss sagen, was sie darstellen. Das Ganze wird dann vom Psychiater gedeutet und ist in der Zunft höchst umstritten. Ich dachte bisher, der Test sei in Rorschach am Bodensee entwickelt worden. Gestern realisierte ich beim Lesen: Der Psychiater Hermann Rorschach, 1884 bis 1922, geboren in Zürich, gestorben in Herisau, hat ihn erfunden.

Montag, 6. Januar 2020

Güüssä, güüssä!

Der Legor, die Orange, das Kind.
Eine Skulptur aus Bronze in Oberägeri ZG, wir kamen am Samstag an ihr vorbei. Sie zeigt den Legor, die Hauptfigur der örtlichen Fasnacht. Mit "Lego" hat der Name nichts zu tun, vielmehr bezieht sich dieser auf die Leg-Ohren der Kappe. Inspiriert ist die Tracht von Hanskuony von Stocken, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts Hofnarr des Habsburgerherzogs Leopold I. gewesen sein soll. Am Güdeldienstag wird der Legor von den Kindern angebettelt: "Mir, liebe Legor, mir, liebe Legor!" Er feuert sie an: "Güüssä, güüssä!" ("Schreien, schreien!") Und dann bekommt im Höllengekreische das lauteste Kind die Orange. 1835 fand die erste organisierte Legoren-Fasnacht in Oberägeri statt.

P.S. Der Name des Hanskuony von Stocken ist auch mit der Schlacht am Morgarten verbunden. Doch das ist eine andere Geschichte - Stoff für einen eigenen Blogeintrag.

Sonntag, 5. Januar 2020

Märzjanuar

Blick zurück: der Ägerisee nach 20 Gehminuten.
Blick zur Seite vor Menzingen: Dunstschwaden am Höhronen.
Endlich! Ich bin wieder gewandert, elf Tage waren es seit der letzten Unternehmung, dazwischen hatte ich Grippe. Sie wirkte gestern noch ein wenig nach, ich war am Ende, nach nur vier Gehstunden, nein, nicht am Ende. Aber doch sehr müde. Toll war sie, unsere Tour von Oberägeri via Schneit, Sätteli und Schurtannen nach Menzingen und weiter über den Suenerstäg nach Schönenberg. Die meiste Zeit regnete es leicht bis mittelstark, was die Menschen aus der Landschaft spülte; zuerst das katholische, dann nach der Sihl das reformierte Land gehörte uns praktisch vollständig. Ich mag diesen Januar, der sich unter 1000 Metern benimmt wie ein März. Ist im Moment Winter? Auf den Fotos, die meine Freunde und Freundinnen in den Bergen auf Facebook posten, sieht es heftig so aus. Ich selber merke nichts davon.
Tristen im Abstieg zum Suenerstäg.
Die Sihl vom Suenerstäg aus. Vereist-winterlich ist hier gar nichts.

Samstag, 4. Januar 2020

Heut ist Tanzfest in Ardez

Maria, das Kindlein, die Heiligen Drei Könige.
Ein Altargemälde von 1888 des Künstlers Josef
Moroder-Lusenberg in der Pfarrkirche
St. Ulrich in Gröden im Südtirol, Italien.
(Foto: Wolfgang Moroder, Wikicommons)

Heute ist Babania (mit langem i). Aus sprachlicher Sicht handelt es sich bei dem Wort offensichtlich um eine Verballhornung des griechischen "Epiphaneia", des Dreikönigstages. In den Dörfern des Unterengadins bezeichnet der rätoromanische Ausdruck das mit dem Tag verbundene Brauchtum. In Ardez zum Beispiel ist "Babania" ein Tanzfest. Die jungen Leute üben für den Anlass intensiv alte Tänze ein. Kurz vor dem Fest wird dann verlost, wer mit wem tanzen darf; wie ich in einem Zeitungsartikel las, haben die Mädchen den Horror, einen schlechten Tänzer zu erwischen. Oder, noch schlimmer, einen schlechten Tänzer, der zusätzlich ein Langweiler ist. Babania in Ardez wird traditionell auf den ersten Samstag des neuen Jahres angesetzt, heuer ist das der 4. Januar. Eben, heute.

Kirchengeschichtlich verhält es sich so: Epiphaneia, latinisiert "Epiphania", heisst "Erscheinen". Gemeint ist das Erscheinen Gottes, der sich in seinem Sohn den Menschen zeigt. Die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, die dem Kindlein in der Krippe huldigen, wurden als Motiv erst später dem Ritual hinzugefügt.