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Sonntag, 31. Dezember 2023

Auf gute Wege



Dieses Foto machte ich eben im Freiburgischen. Der feuchte und dreckige Weg unter unseren Schuhen war mit Dachziegel-Stücken ausgebessert; von "Puurebeton" sprach Heinz, der an diesem Tag mit von der Partie war. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs einen rutschfreien Übergang ins neue Jahr. Und gute Wege im 2024. 

Samstag, 30. Dezember 2023

Picknick bei der Madonna

Fixpunkt unserer Wanderung im Süden des Kantons Freiburg: der Gibloux.

Eine halbe Stunde wanderten wir am Gérigno.

Auf dem Boot nahmen wir Platz. Unter den Augen der Madonna.
Allein die Berge. Ich könnte aufzählen und aufzählen und aufzählen. Und lasse es lieber bleiben, sonst ist dieser Eintrag von Anfang an derangiert – festgehalten sei einzig, dass wir am Donnerstag auf unserer Unternehmung im Greyerzerland direkt unter dem bewaldeten Kamm des Gibloux wanderten, er ist durch jenen Sendeturm markiert, der jedesmal auffällt, wenn man von Freiburg nach Bulle reist. Doch kommen wir zur Hauptsache. Nämlich zu meinen Compagnons. Ich war mit Heinz und Julien zusammen, Grossvater und Enkel, die beide ich vor acht Jahren kennenlernte; seither sind wir in gröberen Abständen immer wieder mal zusammen unterwegs. Heinz und Julien hatten auch die Route vorgeschlagen: von Marsens hinauf zum Hochmoor Les Gurles mit den zwei Waldseelein Etang des Bugnons und Etang du Devin und hernach via Les Arziliers hinab nach Vaulruz zur Bushaltestelle beim stillgelegten Bahnhof Vaulruz-Nord. Vieles machte Spass oder war schön an der vierstündigen Route (460 Meter aufwärts, 350 Meter abwärts):

  • Eine halbe Stunde wanderten wir oberhalb Marsens im Tobel des Gérigno. Ein guter Pfad, hohe Fluhen aus Bröckelmaterial, viele Rutsche, Haufen abgeholzter Äste und Stämme in diversen Stadium des Vermoderns, Brücklein. Und etliche Stellen, an denen man im Sommer gern halten und ein Fussbad nehmen würde.
  • Wir picknickten bei einem umgekehrten Boot am Ufer des Etang des Bugnons unter dem milden Blick einer versteckt im Tann an einen Baum montierten Madonna. Unter ihrer Einwirkung schmeckte mein Sandwich (Poulet mit getrockneten Tomaten) gesteigert gut.
  • Bei Les Arziliers überraschte uns einige Zeit vor Wanderschluss eine Kapelle in aussichtsreicher Lage. Zu Füssen hatten wir an dieser Stelle Vaulruz und das Tal der Sionge. Und gegenüber den mächtigen Moléson, den Nationalberg des Kantons Freiburg.
  • Nach der Busfahrt von Vaulruz nach Romont gönnten wir uns ebenda im Buffet, einer herrlich un-gentrifizierten Knelle, das Schlussbier. Ein Vietnamese wirtet in dem Lokal, weswegen es nach der berühmten Halong-Bucht in Vietnam benannt ist: "La Baie d'Halong".
  • Und noch dies: Julien, 20-jährig, hatte als Wanderleiter fungiert. Er machte das als Vielwanderer umsichtig. Was für eine Entspannung, sich mal nicht mit der Navigation und irgendwelchen ÖV-Finessen herumschlagen zu müssen. Wir werden, heisst das auch, im 2024 wieder zu dritt irgendwohin ausziehen.
    Am Ziel in Vaulruz, hinten das Schloss.

    Eine Rückeroberung.

Freitag, 29. Dezember 2023

Im grossen Biotop

Der Etang des Bugnons.
Einen Kilometer vom Etang des Bugnons entfernt liegt der Etang du Devin.
Gestern war ich mit zwei alten Freunden in einer reivzollen Landschaft im südlichen Kanton Freiburg unterwegs. Les Gurles ist ein Hochmoor auf 950 Metern über Meer, zu dem zwei stille Waldseeli gehören, der Etang des Bugnons und der Etang du Devin, der auch Etang des Gurles heisst. Beide Wasserflächen sind dieser Tage nur leicht angefroren, der Boden rundum ist aufgeweicht, Schnee hatte es keinen; ja, dies ist wieder einmal ein nicht wirklich winterlicher Dezember. Auf welcher Route wir zum grossen Biotop kamen und was wir sonst noch sahen – mehr davon morgen.

Zwei Aufnahmen im Hochmoor Les Gurles.

Donnerstag, 28. Dezember 2023

Bahnhofkletterer

In der grossen Halle im HB Zürich hängt eine Plakette alpinistischen Inhaltes, ich habe sie auf dem oberen Foto markiert. Die Plakette erinnert an die Erstbesteigung der Bahnhoffassade durch drei beherzte Zürcher Bergsteiger vor 35 Jahren. Schön, dass des Trios gedacht wird. Und dass wieder einmal dies klargestellt wird: Man muss nicht in die Berge fahren, um grosse Klettertaten zu vollbringen.

(Foto: Ronja)

Mittwoch, 27. Dezember 2023

Willisauer Geister

Wegschild mit Monsterli im Ostergau östlich von Willisau. (Foto: Ronja)

Die Vorstellung vom Türst gründet in vorchristlichen Zeiten. Ein höllischer Jäger ist er, der mit einem schwarzen Hund an der Seite umgeht. Manchmal zieht er bei starkem Wind durch die Gegend, die Bauern im Luzernischen, wo er sein Stammgebiet hat, öffnen dann gelegentlich die Stalltüren, damit der Türst ungehindert passieren kann, wer weiss, was er sonst mit dem Vieh und dem Haus anstellt. Etliche ihn umrankende Geschichten erwähnen auch die Sträggele, eine Hexe, von der manche sagen, sie sei seine Frau. In der Weiherlandschaft des Ostergaus, Gemeinde Willisau, kamen wir kürzlich an einem Schild vorbei, das den "Sträggelewäg" anzeigt und auf einen lokalen Brauch anspielt. Wenn Fasnacht ist, gehen in Willisau die Moorsträggele um, sie stellen Geister dar, die aus den Tiefen des Ostergauer Torfes aufgestiegen sein sollen – das liebliche Luzernerland kann ganz schön unheimlich sein.

Dienstag, 26. Dezember 2023

Die Drei-Apero-Wanderung

Kurz nach Wanderstart in Dottikon.

Unsere Weihnachtswanderung vom Samstag war kurz, Gehzeit zweieinhalb Stunden. Denn als ich sie wenige Tage zuvor geplant hatte, war ich von starkem Regen und von Sturm ausgegangen. Nun, als wir gegen 14 Uhr am Bahnhof Dottikon-Dintikon starteten, arbeitete sich die Sonne durch die Wolken. Einzig ein paar Restböen setzten uns an diesem Nachmittag an einigen exponierten Ecken zu. Vom besagten Bahnhof hielten wir über die Bünz nach Dottikon, visierten Hägglingen an und bestiegen hernach den Meiengrün oder auch Maiengrün, einen Hügel mit Aussichtsturm. Auf der Plattform des Turmes hatten wir die Berge der Innerschweiz und des Glarnerlandes vor Augen, Vrenelisgärtli und Glärnisch, Rigi, Pilatus, Titlis. Am Fuss des Turmes gabs gleich darauf Rotwein und Nüssli, Apero eins, eine Überraschung aus dem Rucksack der lieben B.. Wonach wir abstiegen ins nahe Städtchen Mellingen. Als wir dort ankamen, dunkelte es ein, wir schauten kurz in die Stadtkirche und nahmen alsbald im gemütlichen "Weissen Kreuz" Apero zwei. Einige Zeit später fuhren wir mit dem Bus hinüber in den Nachbarort Fislisbach. Und gönnten uns dort in der "Linde" Apero Nummer drei, wir mussten halt noch ein bisschen warten, bis die Küche öffnete. Unser Weihnachtsessen war in der Folge nahezu perfekt, es gab Dinge wie Entenbrust mit Venerereis und Zürigschnätzlets, der Rotwein floss in Strömen, wir feierten ja nicht nur die Geburt Christi, sondern auch, siehe Eintrag vom Samstag, das Ende unseres Wandergrüpplis. Ehrensache, dass wir nach der Heimfahrt am HB Zürich auch noch unsere Stammbeiz besuchten, den "St. Gallerhof". Doch, das war eine sehr heitere und sehr feuchte Unternehmung. Dass wir uns auch in Zukunft immer wieder mal sehen werden, ist anzunehmen. Womöglich auch mal ohne Wanderschuhe an den Füssen.

Der Zauber des Abendrotes: am Lindenplatz in Mellingen.

Im Restaurant Linde in Fislisbach isst man ausgezeichnet.

Montag, 25. Dezember 2023

Himmlischer Himmel

Ich werde morgen ausführlicher von unserer Weihnachtswanderung im Aargauischen berichten. Heute nur dies: Der Regen hielt sich freundlicherweise fern, es gab sogar ein klein wenig Sonne, dramatische Windböen machten Stimmung, und der Himmel – nun, der war mit ganz aussergewöhnlichen Wolken geschmückt und färbte sich gegen Abend stilvoll rot. Himmlisch war das. Jetzt wünsche ich aus dem Appenzellerland allen einen schönen Weihnachtstag.

Der Himmel über dem Aargau in sechs Fotos (vier davon stammen von Ronja).

Sonntag, 24. Dezember 2023

Was man in Zürich so isst


Aloe vera wuchs ursprünglich wohl auf der arabischen Halbinsel, verbreitete sich dann in den Subtropen und Tropen und gedeiht mittlerweile auch am Mittelmeer. Mir ist die Pflanze bekannt, weil sie immer wieder mal für Hautpflege-Cremen verwendet wird. Aber als Nahrungsmittel? Letzte Woche sah ich Aloe vera im Gemüserayon eines türkischen Supermarktes in Zürich und dachte: autsch! Aloe vera gibt einen Saft her, den man verdünnt trinken kann, er soll gegen Blähungen, Verstopfungen und Hautprobleme helfen. Allerdings sind im Bereich der Rinde giftige Stoffe vorhanden, die krebserregend sein sollen und angeblich auch das Erbgut schädigen. Eine deutsche Verbraucher-Webseite rät daher: "Das Schälen solltest du also unbedingt Fachleuten überlassen." Hübsch auch eine Formulierung des "Deutschlandfunks", der vor Herzproblemen, Nierenstörungen und Leberversagen warnt und über Aloe Vera schreibt: "Falsch zubereitet ist sie allerdings eine Pflanze der Sterblichkeit."

PS: Ich wünsche allen eine schöne Weihnacht. Ich reise gleich ins Appenzellerland zur Familie, ein feines Essen ist angesagt, mit einem Aloe-vera-Gratin nicht zu rechnen. Von der letzten Wanderung meines Grüppleins (Eintrag von gestern) erzähle ich morgen oder übermorgen. Sobald ich dazukomme, die Fotos zu sortieren halt.

Samstag, 23. Dezember 2023

Unsere Letzte

Hier kommen wir heute durch: Mellingen
mit dem Lenzburgertor und dem Zeitturm.
(Foto: Voyager/Wikicommons)
Heute gehts am Mittag ins Aargauische, die Wanderung wird nicht lang sein und in einem splendiden Dorfrestaurant enden. Dort findet am frühen Abend das Weihnachtsessen meines Grüpplis statt. Das letzte Weihnachtsessen, wie auch die vorangegangene Wanderung die letzte des Grüppleins gewesen sein wird (ha, endlich ist es mir gelungen, ein Futur II in meinen Blog zu hieven!). Seit mehr als 20 Jahren gibt es uns, wobei immer wieder Neue kamen und andere abgingen, zwei Leute sind gar gestorben – ihr werdet immer noch erinnert und vermisst, Isabelle und Liliane! Seit längerem stelle ich nun allerdings fest, dass der feste Kern, also, die, die wirklich oft kommen, geschrumpft ist. Man hat anderes los, man ist nicht wirklich fit und so weiter, alles ehrenwerte Gründe. Selber konstatiere ich an mir eine gewissse Amtsmüdigkeit. Praktisch jeden Samstag im Jahr eine komplette Route, möglichst mit attraktiven Dingen am Weg und einem Restaurant, zu finden und dabei auch noch Gewitterfronten und Schlechtwetterzonen auszuweichen: anstrengend. Daher also die Auflösung des Grüpplis. Ich glaube, sie ist eine gute Sache, weil sie nicht aus der Not oder in schlechter Laune erfolgt. Im Gegenteil schaue ich heiter zurück und heiter nach vorn. Wir haben zusammen unendlich viel erlebt. Und jetzt bin ich frei für Neues. Wandern werde ich aber weiter, nicht weniger als bis anhin, denke ich. Obs dann immer der Samstag sein wird – wir werden sehen.

Freitag, 22. Dezember 2023

Ich bin jetzt ein Wordler

So gings gestern morgen.
Meine Statistik.

Als Hamas-Terroristen vor Wochen in Israel ein Massaker anrichteten, löste ich ein digitales Abo der "New York Times" (ich bestellte dafür Netflix ab). So nebenbei habe ich mir damit ein neues Morgenritual zugezogen, das tägliche Wordle-Rätsel, bei dem man sechs Versuche zugute hat, um ein fünfstelliges Wort zu erraten, wobei gelb gefärbte Felder einen richtigen Buchstaben zeigen, der aber noch falsch plaziert ist. Grün hingegen signalisiert: richtiger Buchstabe, richtig platziert. Gestern ging ich nicht optimal vor, verwendete im dritten Schritt ein S, obwohl ich nach dem ersten Schritt wusste, dass das S im Lösungswort nicht vorkommt. Egal, ich schaffte das Rätsel in vier Schritten. Stolz bin ich darauf, dass ich mittlerweile 56 Mal hintereinander die Lösung gefunden habe. Mühe bereiteten mir insbesondere QUEUE sowie TAWNY und TARDY.

PS: Lust auf ein deutschsprachiges Wordle? Hier ist eines.

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Schneller unterwegs in Lugano

Ponte Tresa, eine Komposition der
Lugano-Ponte-Tresa-Bahn.
Wer von Lugano im Zügli nach Ponte Tresa reist, ist auf einer Art Zickzacklinie unterwegs. Die Fahrt ist eine Zuckelei und dauert. Das Problem ist erkannt, es gibt ein Projekt namens TramTreno, die Linie schneller zu machen. Und sie besser an gegenwärtige Bedürfnisse anzupassen. Heutzutage endet die Fahrt, jetzt von Ponte Tresa aus gesehen, beim SBB-Bahnhof Lugano, der hoch über der Stadt platziert ist. Neu würde das Zügli von dort als eine Art innerstädtische Metro hinab ins Zentrum geführt, las ich gestern auf espazium.ch. Zudem soll bei Bioggio ein über zwei Kilometer langer Tunnel entstehen. Das heisst, dass man in Zukunft aus von Bioggio das Zentrum von Lugano in sieben Minuten erreichen würde, derzeit sind es 22 Minuten. Eine beachtliche Beschleunigung. Freilich dauert es, bis sie erlebbar sein wird. Die Bauarbeiten sollen 2025 beginnen und bis 2035 dauern.

Mittwoch, 20. Dezember 2023

Verjüngung auf dem Bachtel

Das Restaurant – und der Aussichtsturm – auf dem Bachtel. 
Luftaufnahme von Walter Mittelholzer, 1923. (ETH-Bibliothek/Wikicommons)

  • Die veraltete Gebäudetechnik wird erneuert.
  • Die zugigen Fenster werden ersetzt.
  • Das ganze Haus wird isoliert.
  • Die Gaststube wird rollstuhlgängig gemacht.
  • Es werden Wärmepumpen und fotovoltaische Anlagen installiert.
  • Last not least: Der morsche Dachstuhl wird abgebrochen und ein neuer gebaut. Dies bietet Gelegeheit, das Haus wieder so herzurichten, wie es vor hundert Jahren aussah: fünf markante Giebel. Und eine Schindelfassade. Die 36 000 dafür benötigten Schindeln hat ein Zimmermann aus der Region bereits hergestellt.

Las ich alles diese Woche im "Tagi". Es geht um den Umbau des Restaurants auf dem Bachtel, dem formidablen Aussichtshoger im Zürcher Oberland. Fast sechs Millionen wird die Erneuerung kosten, die Genossenschaft Bachtel-Kulm hat in der letzten Zeit fleissig Geld gesammelt, jetzt ist klar, dass der Kanton eine Million Franken beisteuert. Nächstes Jahr schliesst das alte Haus, bis es wieder öffnet, haben wir Sommer 2025. In der Umbauphase soll eine Besenbeiz einfache Verpflegung bieten.

Dienstag, 19. Dezember 2023

Dem Himmel nah

Das Zelt des Humorfestivals auf Tschuggen, links daneben die KuhBar.
Rechts in der Tiefe ein paar Lichter von Innerarosa.
Er mittermeiert.
In der KuhBar.
Ja, die waren auch da.
Ich hatte in der Vergangenheit nie ernsthaft die Absicht gehabt, das Arosa Humorfestival zu besuchen. Allein die Idee einer Abendvorstellung auf 2000 Metern Höhe kam mir bizarr vor. In der Dezemberdunkelheit mit der Bergbahn in die Höhe fahren und an einer Veranstaltung teilnehmen, die um 21 Uhr beginnt: Ist doch abwegig, oder? Vor allem, wenn man früh ins Bett geht und früh aufsteht. Nun, am Wochenende war ich eingeladen, hatte also ein Freibillett. Und ich muss im Nachhinein sagen: Das war eine ausserordentliche Sache, ich bin froh, das Festival mal erlebt zu haben. Es begann schon mit dem viertelstündigen Anmarsch von der Mittelstation der Weisshorn-Bahn auf dem mit Solarfackeln ausgesteckten Winterweg, plötzlich zeigte sich etwas unterhalb bei Tschuggen das erleuchtete Zirkuszelt. Wir hatten auch grad noch schön Zeit, daneben in der KuhBar etwas zu trinken. Das Programm des deutschen Kabarettisten Michael Mittermeier war dann eine Wucht, was ich hier nicht vertiefen mag, sonst wird mein Eintrag endlos. Blöd und nervig waren einzig die zwei besoffenen Pärli mittleren Alters direkt vor mir, die laut miteinander quatschten und gestikulierten, bis tatsächlich der Mittermeier von der Bühne herab fragte, ob sie nicht Lust hätten, ihr Gespräch anderswo fortzusetzen. Danach gings einigermassen. Grossartig auch die Fortsetzung des Abends: Um halb zwölf stiegen wir, wieder auf einem illuminierten Winterpfad, recht steil ab nach Innerarosa. Und gingen dort noch in die Hotelbar. Dass ich lange nach Mitternacht ins Bett kam und Gin Tonic zwar liebe, aber nicht wirklich vertrage, mag hinlänglich erklären, dass ich am Sonntag nicht mehr winterwanderte, sondern nach dem opulenten Frühstück heimreiste; ohnehin wollten meine Gspänli skifahren, was ich nicht tue. Ich hatte am ersten der zwei Tage in Arosa genug Schönes erlebt, fand ich und bedauerte nichts, obwohl mich in Zürich der Nebel schluckte. Ah ja, noch dies zu Arosa: Das Allerwunderbarste von allem Wunderbaren war auf Tschuggen das Firmament gewesen. Die Sterne funkelten, ich sah den Grossen Wagen. Schon lange habe ich mich dem Himmel nie mehr so nah gefühlt.

Montag, 18. Dezember 2023

Beat, Hitsch und der Schwellisee


Am Samstag, wie gestern erwähnt, war das Wetter in Arosa ein Traum. Der Himmel war blau, die Sonne schien, mein Gesicht fühlte sich am Abend an wie von innen beheizt. Nicht mit meinem Grüppli war ich für einmal unterwegs, sondern mit Leuten von der "Schweizer Familie" – was war man gut gelaunt und was war das für ein Vergnügen, sich mal abseits der Redaktion zu begegnen, zu unterhalten, zu amüsieren! Wir starteten in Innerarosa bei unserem Hotel eher spät, kurz vor 13 Uhr, was sich als vorteilhaft herausstellte. Nächstens ist Weihnachten, also die dunkelste Zeit des Jahres, ein paar Hänge im engen, von hohen Bergen umgrenzten Tourismusort lagen im Schatten und blieben es. Was unser Ziel angeht, den Schwellisee, so waren wir auf der gut zweistündigen Rundtour ab Innerarosa zu 95 Prozent in der Sonne unterwegs, noch um 12 Uhr wäre das anders gewesen. Auf dem Rückweg vom Schwellisee dann kamen wir bei Ifang zum Restaurant Alpenblick und kehrten ein, ich hatte eine Pouletbrust mit Spätzli und Gemüse und fand das Essen aussergewöhnlich fein, die Spätzli irgendwie leicht und doch subtil butterig, ich kanns nicht besser sagen. Hier wirten zwei nicht mehr ganz junge Männer, die einst zusammen in Arosa zur Schule gingen: der Hotelier Hitsch Leu zum einen und Beat Caduff zum anderen, der über zwei Jahrzehnte in Zürich mit grossem Erfolg "Caduff's Wine Loft" betrieb und jetzt (unter anderem) wieder im Ort wirkt, wo er aufwuchs. Doch, das war eine gute Einkehr. Wie es mit uns in Arosa weiterging, erzähle ich morgen.

Sonntag, 17. Dezember 2023

Arosa sehr hell

Gestern hatten wir in Arosa ein Traumwetter. Heute soll das wieder so sein, sagen die Prognosen. So richtig von meinem Aufenthalt berichten will ich erst morgen - es gelingt mir hier im Hotel nicht, ein Foto hochzuladen. Schönen Sonntag allen!



Samstag, 16. Dezember 2023

Vom einen See zum anderen

Der Berner David Gottlieb Matti, Weinhändler und Dragoner-Offizier, hielt sich die meiste Zeit seines Lebens in Vevey auf. Offenbar war er ein vifer und geschäftstüchtiger Mann – als er in den 1830er-Jahren mitbekam, wie auf vielen Schweizer Seen eine touristisch motivierte Passagierschifffahrt entstand, kaufte er ein grosses Schiff, die "Echo", die bis anhin auf dem Genfersee verkehrt hatte. Die "Giessbach", wie das Schiff fortan hiess, kam ab 1839 auf dem Brienzersee zum Einsatz. Ein paar Jahre später wurde es sozusagen versetzt und befuhr nun den benachbarten Thunersee, wo mehr Kundschaft zu finden war. Gelesen habe ich das im voluminösen Band "Die Geschichte der Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee" von 2021 aus dem Weber Verlag, in dem ich gestern wieder einmal blätterte.

PS: Gleich fahre ich nach Arosa zum Winterwandern. Ich freue mich auf die Sonne. Und auf den Schnee.

Freitag, 15. Dezember 2023

Wiggerologie

Die Leute aus dem Kanton Luzern, eventuell auch die aus dem Kanton Aargau brauchen diesen Eintrag nicht zu lesen, sie wissen vermutlich schon, was ich hier darlege. Mir aber war bis vor wenigen Tagen neu, dass es in diesem Land nicht nur den bekannten Fluss Wigger gibt, sondern auch ein Flüsschen Wiggere. Also, schaffen wir hier eine Klarheit, von der ich selber profitiere, indem ich die zwei Gewässer in Zukunft nicht verwechseln werde. Hoffentlich.

  1. Die Wigger bildet sich auf Luzerner Gebiet aus Quellbächen am Nordhang des Napfs. Sie fliesst auf ihrem Weg nach Norden durch Orte wie Willisau, Dagmersellen, Zofingen und Rothrist, wechselt dabei auf der Höhe von Brittnau in den Kanton Aargau und mündet am Ende bei Aarburg AG in die Aare.
  2. Die Wiggere entspringt bei Buchensäge in der Gemeinde Menznau und fliesst in Wolhusen in die Kleine Emme. Sie ist wesentlich kürzer und zu hundert Prozent luzernisch.
Braun nach dem Regen: Der Fluss Wigger
bei Dagmersellen im Dezember 2021.
Alles klar? Nun, leider muss ich an dieser Stelle neue Verwirrung stiften. Die Wigger heisst im Dialekt auch Wiggere. Oder Wegere. Und die Wiggere wird bisweilen auch Wigger genannt. Oder Wolhuser Wigger. Oder Wiggernbach. Schweizer Geografie kann einen in den Wahnsinn treiben.

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Sisi und die Schwyzer Nonnen

Elisabeth von Österreich 1865.
Fotografie von Joseph Albert.
(Wikicommons)
Kaiserin Elisabeth von Österreich, uns besser bekannt als "Sisi", ist 1857 am Boden zerstört. Mit ihrem Mann, Kaiser Franz Joseph, weilt sie in Budapest, als Sophie, die zweijährige Tochter, krank wird. Vermutlich ist es Typhus, die Ärzte können nichts machen, das Kind stirbt. In den folgenden Monaten schläft die gerade mal 20-jährige Sisi kaum noch, sie isst nicht und magert ab, heute nennt man es wohl "Depression". In dieser Situation stellt ein ihr vertrauter Hofkaplan den Kontakt zum Kloster in der Au her, dem Frauenkloster in Trachslau unweit von Einsiedeln. Seit 1846 pflegen die Benediktinerinnen von Trachslau die Ewige Anbetung, sprechen also rund um die Uhr Tag für Tag Gebete. Fortan schliessen sie die Kaiserin in ihre Fürbitte ein. Hat es genützt? Nun, Sisi rappelt sich jedenfalls wieder auf und schenkt dem Frauenkloster in Trachslau zwei Jahre später einen goldenen Messkelch mit der Inschrift "E. K. v. O. Elisabeth, Kais. v. Oesterreich." Bis heute kommt der Kelch an hohen kirchlichen Festen im Kloster zum Einsatz. Gelesen habe ich die Geschichte gestern im neuen "Y-Mag", dem Magazin des Amtes für Wirtschaft des Kantons Schwyz, recherchiert hat die Begebenheit mit Weiterungen, die ich hier weglasse, mein alter "Facts"-Kollege, der Zuger Historiker Michael van Orsouw.

Mittwoch, 13. Dezember 2023

Ruhige Route mit Rösti

Blick zur Pilatuskette kurz vor Studenweid.
Winterliches Land ebenfalls im Gebiet Studenweid.

Vier Stunden dauerte unsere Samstagswanderung vom Bahnhof Willisau via Ostergau, Kessenthal, Studenweid und Elswil nach Menznau und weiter via Sagenmatt, Seeburg und das Spital von Wolhusen zum Bahnhof Wolhusen. Ich rede von der Gehzeit, wohlgemerkt, dazu kamen anderthalb gemütliche Stunden im "Lamm", dem Dorfresti von Menznau, wo ich eine Monumentalbratwurst und eine wundervoll knusprige Rösti hatte. Das Wetter war grossteils erfreulich, der Regen setzte erst kurz vor Wanderschluss ein und blieb sanft, zuvor hatten wir die eine oder andere Ecke blauen Himmels ausgemacht, wir sahen die Pilatuskette, die Rigi und sogar den Clariden. Was will man mehr an einem Dezembertag, der in der Meteoprognose mit einem düsteren Wölkli samt Regentropfen versehen ist? Wer dieser Tage nicht in die Berge reisen mag und es gern ruhig hat – voilà die passende Strecke.
Die Linde auf dem Märzhubel am Rand von Wolhusen.

Dienstag, 12. Dezember 2023

Im Angesicht des Todes

Markenzeichen des Wolhuser Totentanzes sind die in die Fresken integrierten Schädel.
Schädel säumen auch die Kapellentür.
Der Tod ist ein grober Geselle, er entreisst dem Wirt den Geldbeutel und tritt ihn in den Bauch. Und er zurrt an der Kordel der Kutte des Mönches, der deswegen klagt: "So mächtig mich der Tod betrengt das mich mein Strick am Gürtel engt dies wyte kleid ich trug ohn schmertz jez bengts mich sehr um das hertz." Der Totentanz von Wolhusen ist einer der am besten erhaltenen im Land, er findet sich in der 1661 erbauten Totenkapelle beim Friedhof, am Samstag steuerten wir den Ort als letztes Zwischenziel vor dem Bahnhof Wolhusen an (morgen mehr zur Route). Was diesen Totentanz besonders macht, sind die menschlichen Schädel, die in die Fresken eingepasst sind und diese so ins Dreidimensionale befördern. Das habe ich bisher nirgendwo anders gesehen.
Die Totenkapelle von Wolhusen steht beim Friefhof oberhalb der Pfarrkirche.

Montag, 11. Dezember 2023

Willisauer Seenplatte


Das Ostergau östlich von Willisau bringt Wanderer und Wanderinnen ins Staunen. An die 20 Weiher sind zu sehen, deren geometrische Anordnung die Anlage durch Menschenhand verrät. Am Samstag kamen wir vorbei und lasen natürlich die Infotafel, die das Ganze erklärt. Im Ersten Weltkrieg wurden die Weiher eingerichtet, man wollte Torf abbauen. Im Zweiten Weltkrieg setzte man Pumpen ein, senkte den Grundwasserspiegel um sechs Meter ab, Kohle und Öl waren knapp, der Torf als Brennmaterial begehrter denn je. Zeitweise arbeiteten vor Ort 300 Leute. Später durfte sich die Natur das Terrain zurückerobern, heutzutage ist das Ostergau, eine Art Seenplatte des Luzerner Hinterlandes auf kleinstem Raum, streng geschützt, im Wasser tummeln sich Fische, es gibt Riedflächen, Röhrichte und artenreiche Feuchtwiesen, seltene Pflänzli gedeihen. Bei unserer Visite war das Gelände teilweise überschwemmt. Das machte das Ostergau noch reizvoller, als es ohnehin ist.
Das Ostergau auf der "Schweizmobil"-Karte.