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Freitag, 31. Mai 2013

Die Nabelschnur vom Bodensee

Gibt nichts Schöneres als ein Erdenfoto aus grosser Höhe! (Wikicommons)
Obersee (rechts) und Untersee (links) des Bodensees sind, wie das Satellitenfoto der Nasa zeigt, durch eine dünne, vier Kilometer lange Schnur verbunden. Es handelt sich um den Seerhein zwischen Konstanz und Gottlieben. Und um die Sache mit den Namen des Rheins gleich ein wenig auszubauen: Bevor der Rhein den Bodensee erreicht, heisst er Alpenrhein. Nachdem er den Bodensee verlassen hat, heisst er (ganz links im Satellitenfoto) Hochrhein. Der Seerhein ist weniger bekannt, hält aber alles zusammen. Er ist der Wichtigste!

PS: Auch in meiner heutigen Zeitungskolumne geht es um den Rhein. Um den Alpenrhein, genauer gesagt. Und um dessen Delta dort, wo er in den Bodensee einfliesst, wobei ein alter und ein neuer Flusslauf zu unterscheiden sind (rechte untere Ecke des Satellitenfotos).
Der Seerhein bei Gottlieben TG - wir kamen vor einigen Wochen durch.

Donnerstag, 30. Mai 2013

Bewegung am Weissenstein

Sie kommt nicht wieder: alte Quersitz-Bahn auf den Weissenstein.
(Foto: Wikicommons/ Paebi)
Seit fast vier Jahren steht die Sesselbahn auf Solothurns Hausberg Weissenstein still - ein zäher Rechtsstreit zwischen Nostalgikern und Modernisierern. Gestern meldete die NZZ, dass das Bundesverwaltungsgericht dem Abriss der historischen (und stillgelegten) alten Bahn und dem Bau einer neuen Anlage zugestimmt hat. Ein Weiterzug ans Bundesgericht wäre den Heimatschützern möglich, doch habe die jetzige Instanz derart klar geurteilt, dass dies, so die NZZ, wohl hoffnungslos sei. Schon 2014 könnte die neue Sechser-Gondel-Bahn starten.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Glück in und durch Nidwalden

Wenn ich alles beschreiben möchte, was ich gestern auf meiner Nidwalden-Wanderung erlebte und sah, würde dieser Eintrag nicht enden. Daher nur diese wenigen Sätze. Und vier Fotos. Sowie das Adjektiv "wundervoll"! Es war ein Tag des Glücks, der Föhn gab der Landschaft Körper und schenkte 20 Grad, die Wiesenblumen standen kniehoch.

Ah ja, die Routen-Angaben: Stans Bahnhof - Stans Dorfplatz - Lewengrueben - Rotzberg - Rotzschlucht - Rotzloch - Rieden - Rüti - Hinterbergwald - Zingel - Drachenried - Betti - Ennetmoos Post - Allweg - Grueb - Lewengrueben - Rotzberghostatt - Öli - Stansstader Ried - Stansstad Bahnhof. 5 1/4 Stunden, gut 700 Meter auf und ab.
Lewengrueben. Links der Mitte der Pilatus, rechts der Mitte der Rotzberg.

Auf dem Rotzberg. Der Zingel, der das Bild füllt, wird später genommen.

Im Rotzloch. Der See ist der Alpnachersee.
Auf dem Zingel. Blick auf Alpnachersee und Vierwaldstättersee.

Dienstag, 28. Mai 2013

Heute wird gerotzt

Heute ist wettermässig der beste Tag der Woche. Mein Wanderplan sieht vor, das Rotzloch zu besuchen, einen sowohl topografisch als auch historisch interessanten Ort im Kanton Nidwalden - hier entstand Ende des 16. Jahrhunderts die erste Nidwaldner Industriezone. Und wer "Rotzloch" sagt, soll auch "Rotzberg" sagen; den zugehörigen Minigipfel mit Burgruine will ich ebenfalls visitieren. Und natürlich steht auch die Rotzschlucht auf dem Programm, die beides verbindet - heute wird ausgiebig gerotzt.

Montag, 27. Mai 2013

Gofi und das Wasserrätsel

Grandioser Aargau (I): Schloss Lenzburg vom Nachbarshügel Gofi aus.
Am Samstag wanderten wir, und das Wetter war lieb zu uns. Zwar war es ziemlich kalt, aber es regnete  nicht, und die Sicht war gut. Unsere 5 1/4-Stunden-Route: Lenzburg - Schlosshügel - Gofi - Ammerswil - Buacher - Grossmoos - Eichberg - Geisshof - Ebnet - Fünfweiher - Aabach - Lenzburg. Wie jeder Weg brachte uns auch dieser viel Neues bei. Hier drei Dinge:
  1. Lenzburg hat nicht nur seinen berühmten - kreisrunden - Schlosshügel, sondern daneben einen weiteren Hügel, den ellipsenförmigen Goffersberg. Dieser, meinst zärtlich "Gofi" genannt, ist ein vorzüglicher Aussichtspunkt. Der Gofi besitzt mit einem rührenden Jagdschlösschen aus dem 17. Jahrhundert ebenfalls eine historische Attraktion. Und er eignet sich vorzüglich zum Lustwandeln und Verweilen. Plan für einen schönen Sommertag: Mütze auf, Buch in die Hand, Bier in die Tasche, ab nach Lenzburg aufs Gofi-Bänkli.
  2. Das Bier, das wir im Restaurant Eichberg (grässlich lieblos überbautes Plateau, göttliche Sicht auf den Hallwilersee, sehr gutes Essen) tranken, heisst Erusbacher. Von der Brauerei Erusbacher & Paul aus Villmergen hatte ich noch nie gehört, muss aber sagen: Doch, die wissen, wie man ein gutes Bier macht.
    Der migrierte Glockenstuhl.
  3. Eine knappe Gehstunde vor Schluss kamen wir zum Fünfweiher. Wir schauten uns um, sahen die anderen vier Weiher nicht, dafür einen hölzernen Glockenstuhl ohne Glocken. Er stammt von der Lenzburger Stadtkirche, war 300 Jahre im Gebrauch, wurde dann nicht mehr benötigt und halt eben oben am Fünfweiher aufgestellt. Was es mit den fünf Weihern auf sich hat, fand ich im Internet: Sie wurden im 16. Jahrhundert angelegt, zur Fischzucht und zwecks Bewässerung tieferliegender Felder. Später verlandeten sie. Den Drittweiher soll es noch geben, wir sahen ihn aber nicht. Wasserrätsel gelöst.
Grandioser Aargau (II): Der Hallwilersee vom Eichberg aus.

Sonntag, 26. Mai 2013

Arme, arme Österreicher

Kürzlich brachte ich eine Grafik, die zeigte: Die Schweiz hat flächenmässig wenig Anteil an den Alpen. Sie hält nur gerade 13 Prozent derselben, gegenüber den Österreichern mit 29 Prozent. Das tat weh.

Doch bekanntlich gibt es nicht nur Quantität, sondern auch Qualität. Hier gleich noch eine Grafik; sie belegt die Verteilung der prestigiösen Viertausender der Alpen. 82 solche Viertausender gibt es laut der offiziellen Liste. 27 davon sind geteilte Berge, das heisst Gipfel auf einer Grenze, die also zwei Ländern gehören. Berücksichtigt man dies, kommt man auf die Zahl von 109 zuzuordnenden Viertausendern.

Nach diesem methodischen Vorgeplänkel nun die gute Nachricht. Die armen Österreicher haben keinen einzigen Viertausender. Hingegen ist die Schweiz eines der drei Alpenländer, die Viertausender besitzen. Sie ist in diesem exklusiven Trio gar mit Abstand die Siegerin: Frankreich hat 26, Italien 35, die Schweiz aber 48 Premium-Gipfel!

Nachtrag: Der östlichste Viertausender der Alpen und gleichzeitig der einzige Viertausender der Ostalpen ist der Piz Bernina im Bündnerland. Und der allerhöchste Alpen-Viertausender ist natürlich der Mont Blanc mit 4810 Metern. Müsste man da nicht mal einen 191-Meter-Turm draufsetzen und so die 5000-er-Marke knacken?

Samstag, 25. Mai 2013

Schlechtwetter = Aargau

Lenzburg hat ein bizarr schlichtes Wappen.
Es ist seit 1333 belegt. (Wikicommons)
Wenn schlechtes Wetter ist, gehe ich mit meinem Grüpplein häufig in den Aargau. Das klingt jetzt negativ, ist aber nicht so gemeint. Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen: Der Aargau ist bestens erreichbares und erschlossenes Nicht-Zürich. Er ist so gross, dass man immer wieder Neues entdecken kann. Und er bietet viele tolle Routen in tieferen Lagen. Heute fahren wir nach Lenzburg und machen von dort aus eine Rundwanderung via Eichberg; gut fünf Stunden soll das dauern, und natürlich ist als Schlechtwetter-Entschädigung ein gutes Mittagessen geplant.

Freitag, 24. Mai 2013

Muss ich bald Flab spielen?

Der "Nano Hummingbird" sieht wirklich aus wie ein Vogel.
"Wenn über der Gartenbeiz plötzlich ein fliegendes Auge schwebt", titelte kürzlich mein "Tages-Anzeiger". Die Überschrift sagt eigentlich schon alles. Plötzlich gibts Drohnen nicht mehr nur in Jemen oder Afghanistan, sondern auch hierzulande. Jeder kann eine kaufen, sie kosten nicht viel, und umso häufiger kommt es offenbar bereits vor, dass jemand auf dem Balkon sitzt, und plötzlich kommt so ein surrendes Ding - und wer weiss, wer es steuert und wieviele Leute die Aufnahmen zu sehen bekommen. Legal ist es nicht, Private in ihrer eigenen Sphäre zu filmen, aber es geschieht immer öfter. Ich kann dazu nur dies sagen: Wenn mir mal auf einem Wanderweg oder in der Bergwirtschaft eine Drohne vorbeikommt, werde ich primitivste Abwehrmittel nutzen; meine Wanderstöcke oder einen Steinbrocken!

Donnerstag, 23. Mai 2013

Österreich vs. Schweiz 29 : 13

Hach, was für ein schmuckes Diagramm. Selbst gemacht! Und zwar mit Diagrammerstellen.de. Die Zahlen entnahm ich einem Artikel über die Alpen im neuen Tamedia-Magazin Natura. Ich staunte, als ich das las: Die Österreicher halten flächenmässig den grössten Anteil der Alpen, 29 Prozent. Wir armen Schweizer hingegen bringen es bloss auf 13 Prozent. Damit müssen wir leben.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Nepomuk und der Feldherr von Steiermark

Johann Nepomuk, ein böhmischer Priester, wurde 1393 in Prag ertränkt; Streitigkeiten der Kirche mit der weltlichen Herrschaft. Später wurde er heiliggesprochen und gilt als Schirmherr der Brücken. Obige Nepomuk-Statue fotografierte ich am Montag in Baden, unten an der hölzernen Limmatbrücke. Aufstellen liess sie 1707 ein habsburgischer Attaché bei der eigenössischen Tagsatzung, der sich auf der Plakette zu Füssen von Nepomuk selber vorstellt - eine ebenso imposante wie eitle Titulatur, fürwahr:
"Franz Honorius, des Heiligen Römischen Reiches Graf von und in Trauttmansdorff, Freiherr von Tossenbach, Herr in Klein Karlowiz und Glasendorff, oberster Feldherr von Steiermark, erblicher Bannerherr, Ihrer Heiligen Kaiserlichen Majestät Geheimer Rat und Kammerherr, Stellvertretender Vorsteher der Österreichischen Kammer und zur Zeit auch Ausserordentlicher Gesandter bei den Eidgenossen."

Dienstag, 21. Mai 2013

Die Meteorologen logen!

Abenteuer im Aargau: heikle Stelle des Lägerngrates.
Das Städtchen Regensberg, einstiger Adelshochsitz.
Hey, die Meteorologen logen! Das Wetter über Pfingsten war gar nicht so übel wie vorausgesagt, es war mal passabel, mal splendid. Gestern zog ich in vier Stunden von Baden über den Lägerngrat nach Regensberg und Dielsdorf; ich hatte zwar kalten Wind, aber auch Sonne - und wieder einmal genoss ich den halb aargauischen, halb zürcherischen Klassiker, zu dem ein kleiner Nervenkitzel gehört; der Grat ist ziemlich exponiert, und vor allem ist der Kalk zerklüftet, so dass jeder Schritt bedacht sein will. Weil ich früh losgezogen war, kam ich schon um zwölf in Dielsdorf an. Essenszeit! Ich nahm im Bienengarten das Pfingstmenü, das war nicht übel. Doch, diese Feiertage waren gute Wandertage. Wenigstens haben die Meteorologen nicht das umgekehrte Verbrechen begangen und uns gutes Wetter vorausgesagt, worauf schlechtes sich einstellte.
Lägern, Hochwacht: Radaranlage der Fluglostsenfirma Skyguide.



Montag, 20. Mai 2013

Appenzeller Flossenfüssler

Polterabend voraus.
Ein herrlicher Samstag liegt hinter mir - wir wanderten durch einen Frühling in Hochform. Der Föhn wirbelte Blütenstaub auf, so dass ein feiner Schleier über den Wiesen lag. Stark war besagter Föhn, hoch über dem Rheintal vor allem, er verschlug mir einmal fast den Atem, ein paar Biker mussten zwischenzeitlich absteigen. Die Wanderung von Steigbach, der Bahnhaltestelle zwischen Teufen und Bühler, via die Bauernwirtschaft Sand und die Landmark hinauf zum St. Anton und dann über die Rütegg hinab nach Heiden (5 3/4 Stunden) ist in meiner Erinnerung gelb, von den Maienblumen. Und sie riecht nach Blüten. Wir assen im Restaurant St. Anton, wie immer war das sehr gut. Grandios war die Fernsicht auf den Alpstein, aufs Rheintal und ins Vorarlbergische hinaus. Und auf dem Weg Richtung Heiden trafen wir dann einen Typ mit Flossen an den Füssen. Er war unterwegs zu einem Polterabend und wie sein Kumpan schon reichlich angeheitert.

Sonntag, 19. Mai 2013

Miss Pferd

Als ich diese Woche von Bülach via Stadel nach Kaiserstuhl ging, kam mir kurz vor Kaiserstuhl am Rhein eine Frau zu Pferde entgegen. Ich musste gleich lachen. Nicht über die Frau, sondern über das Pferd und dessen verspielten Kopf- und Ohrenschmuck, der mich irgendwie an die Roaring Twenties erinnerte. Ob ich fotografieren dürfe, fragte ich. Ich durfte. Und die Reiterin erklärte mir dann, dass ihr Pferd so gegen Mücken geschützt sei, denn es hasse es, wenn Mücken in seine Ohren gerieten. "Aber natürlich habe ich geschaut, dass die Farbe passt und es gut aussieht."

Samstag, 18. Mai 2013

Föhn, du bist mein Held

Eine Meteoschweiz-Prognose, wie ich sie mag. (Screenshot)
Was für ein Geschenk: Ein Samstag mit passablem Wanderwetter inmitten der Tiefdruck-Pfingsten. Danke, lieber Föhn! Wir wollten ursprünglich von Biel nach Erlach wandern. Stattdessen gehts ins Appenzellerland, wo die Sonne bis am Abend durchhalten soll. Unsere Route: Steigbach - Ebnet - Neppenegg - Sand - Landmark - St. Anton und dann nach Rehetobel oder Heiden. Freu.

Freitag, 17. Mai 2013

Die Rapsfrage

Raps, Raps, Raps, bist du es, der derart stinkt?
Brunnengesicht in Stadel.
Gestern eine schöne Viereinhalb-Stunden-Wanderung: von Bülach via Hochfelden auf den Strassberg, hinab nach Stadel und gleich wieder hinauf auf den Stadlerberg und wieder hinab nach Weiach und Kaiserstuhl. Drei Bemerkungen zu dieser Route:
  1. Das wichtigste Requisit der Landschaft war der Raps, goldgelb leuchteten die Felder. Was mir nie ganz klar ist und worüber wir auch letzten Samstag im Thurgau debattierten: Duftet Raps? Oder stinkt er? Ich finde, er stinkt, und zwar wie Tilsiter, den man grad aus der Plastikhülle befreit hat.
  2. Fluglärm begleitete mich. Gleichzeitig waren diese niedrig im Himmel hängenden Maschinen im Landeanflug faszinierend; ich musste lachen angesichts der Raubvögel, die über Stadel kreisten und so taten, als gäbe es die wirklich grossen Vögel in unmittelbarer Nähe nicht. 
  3. Stadel hat als Attraktion einen Spätrenaissance-Brunnen. Er ist teilweise blau koloriert, was man, wenn ein Zeitgenosse von uns die Farbe gewählt hätte, kitschig fände. So liebt man den Brunnen und seine Figuren.  

Donnerstag, 16. Mai 2013

Widmerloch entschärft

Jawohl. Jetzt gibts einen Steg!
(Maurus, vielen Dank für das Foto!)
Im Februar kolumnierte ich über die Route von Neuenburg via La Tène nach Gampelen - und merkte ein Malheur an: Nach dem Essen im Restaurant Rothaus musste ich den befestigen Damm der Bahnlinie Neuenburg - Bern unterqueren. Weil im Tunnel das Wassser zehn Zentimeter hoch stand, kam ich mit nassen Füssen heim. Und nun dies: Eben schickte mir Blogfreund Maurus ein Mail mit der Betreffzeile "Widmerloch bei Rothus entschärft." Tatsächlich, das von Maurus beigelegte, bei der Unterführung gemachte Foto zeigt es, hat die BLS mittlerweile einen Steg montiert. Ich freue mich.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Ambrosius und die drei Täler

Der heilige Ambrosius, Mosaik aus Mailand. (Wikicommons)
Ambrosius von Mailand, 339 bis 397, ist einer der grossen Lehrer der katholischen Kirche. Was aber sind die ambrosianischen Täler? Wir landen damit in der Schweizer Geografie. Es handelt sich erstens um die Leventina, das Tal des Ticino. Zweitens um den separat gerechneten unteren Teil des Tals zwischen Biasca und Bellinzona, die Riviera. Und drittens um das Bleniotal. Sie alle wurden im Mittelalter vom Erzbistum Mailand verwaltet, später übernahmen die Visconti. Und dann kamen die Eidgenossen. Heute spricht man verkürzt von den "Tre Valli", ich stiess kürzlich auf den Begriff, als ich in der Leventina wanderte - und jetzt wäre er also auch erklärt.

Dienstag, 14. Mai 2013

Die Fischenz von Boswil

Hier lernte ich im April ein neues Wort. Nein, nicht "Schnee".
Als wir vor gut drei Wochen im Schneegestöber von Boswil auf den Lindenberg stiegen, kamen wir im Feldenmoos an drei prachtvollen Weihern vorbei. Ein Schild informierte uns, der Fischerverein betreue das Gelände und sei auch Inhaber der Fischenz. Dieses Wort war mir neu; zuhause schaute ich es nach und weiss jetzt: "Fischenz" meint das Recht, an einem bestimmten Ort zu fischen. Der lateinische Parallelbegriff lautet "ius piscandi".

Montag, 13. Mai 2013

Der Thurgau roch gut, die Wirtin war spröd

Der Samstag duftete. Einmal ging ich mitten durch eine Apfelplantage, rechts und links blühte es, ich fühlte mich wie in einem Schaumbad "Pommes de Provence". Wir mochten den Thurgau auf unserer fünfstündigen Blueschtwanderung Amriswil - Hudelmoos - Lömmenschwil - Ruggisberg - Esserschwil - Ringenzeichen - Buech - Egnach wieder einmal sehr. Und den Kanton St. Gallen, den wir nebenbei auch betraten, natürlich ebenfalls. Mit dem Hudelmoos bekamen wir ein Hochmoor mit federndem Boden serviert, und am Schluss, kurz vor Egnach, gab es Hudelwetter dazu, die Wolken brachen, der Regen fiel nicht, sondern prasselte hernieder. Alles toll, inklusive das Essen im "Ruggisberg", wo freilich die Wirtin uns äusserst spröde behandelte, die Lippen zusammengekniffen, als sei es das allerschlimmste Verbrechen, wenn man statt zu siebt zu elft ist - dabei war Platz genug im Lokal. Oder war es der Dreck unter unseren Stühlen, den wir im Moor aufgelesen hatten und der sich trocknend von den Sohlen löste? Dafür gibt es Besen und Staubsauger. Wieder einmal dachte ich, dass manches Lokal zwar Gault-Millau-Punkte hat (15 in diesem Fall) - doch müsste man eventuell ein, zwei, drei Punkte für mangelnde Herzlichkeit abziehen.


Sonntag, 12. Mai 2013

Indien liegt in der Schweiz

Gestern wanderten wir im Thurgau - und unterwegs fragte ich mich plötzlich: Warum nennt man diesen Kanton "Mostindien"? Most: klar, ja, logisch, die vielen Obstbäume. Aber Indien? Im Internet fand ich die Antwort: Die Umrisse des Thurgaus gleichen denen Indiens. Wusste ich bisher wirklich und wahrhaftig nicht. PS: Morgen mehr über die Route, die uns das Hudelmoos und zum Schluss auch Hudelwetter brachte.
Na ja, ein wenig Phantasie braucht es
 für den Vergleich schon. (Wikicommons)

Samstag, 11. Mai 2013

Das drahtlose Moos

Passt zur Blueschtwanderung von heute:
Wappen von Amriswil TG. (Wikicommons)
Hach, was für ein komfortabler Samstag! Wir gehen wandern, und in den sieben Jahren, die mein "Fähnlein Fieselschweif" jetzt besteht, ist dies das erste Mal, dass nicht ich die Route bestimmt habe und das Grüpplein führe. Margrit, die Thurgauerin, wird uns von Amriswil aus ihr Habitat zeigen, das Motto lautet "Bluescht". Auch das Hochmoor Hudelmoos werden wir besuchen; Pro Natura Thurgau spricht von einem "Hotspot der Biodiversität" - seit ich diesen Slogan gelesen habe, will mir die Assoziation nicht aus dem Kopf, dass das Hudelmoos Gratis-Wireless-Empfang bietet.

Freitag, 10. Mai 2013

Unendlichkeit in Zuzgen

Ist ja nur ein Schlauch in der Nähe von Zuzgen AG, den ein Bauer liegengelassen hat. Sieht aber aus wie der Prototyp eines Plastikers, der bald in PVC viel grösser gegossen wird. Die Stadt Zürich wird ihn ankaufen, für 80 000 Franken, und auf irgendeinem Platz aufstellen, sagen wir, am Escher-Wyss-Platz. Und um ehrlich zu sein: UNENDLICHKEIT, wie die Skulptur dann heisst, ist auch nicht schlechter als das ernsthafte gemeinte Kunstzeug, das in unseren Städten so rumsteht und -liegt.

Mittwoch, 8. Mai 2013

Der Weg zum Steg

Knapp fünf Gehstunden ab Avegno im Maggiatal, 1300 Höhenmeter aufwärts und 200 abwärts, dann war ich auf der Cardada, dem Hausberg Locarnos, berühmt für seinen Aussichtssteg. Doch, dieses Ende war toll; allerdings stelle ich auch immer wieder fest, dass mich Menschen nerven, wenn ich zuvor ein paar Stunden keinem begegnet bin!

Mein sehr guter Plan für heute

Locarno. Hier will ich nach der Wanderung übernachten.
(Bild: Wikicommons/ Geobia) 
Heute ziehe ich früh los, 5.22 ab Zollikerberg. Im Zug will ich noch einmal ein wenig schlafen und stelle mir vor, dass ich ein, zwei Stunden später die Augen öffne und frohlocke: Ha, ich bin im Tessin! Mein Ziel ist das Maggiatal. Von Avegno aus werde ich auf die Cardada steigen, den Aussichtsberg 1100 Meter über Locarno. Hinab gehts dann easy mit der Bahn. Ist das ein guter Plan? Doch, finde ich, das ist sogar ein sehr guter Plan.

Dienstag, 7. Mai 2013

Die Bergsteigertrottel

Eben gelesen, ausgiebig geschmunzelt: "Die Besteigung des Rum Doodle"(Rogner & Bernhard). Der Roman stammt von einem britischen Bauingenieur namens William E. Bowman, wurde in den 1950er-Jahren geschrieben, war dann kein Erfolg bei den Massen, geriet aber zum "Kultbuch in Bergsteigerkreisen", so der "Guardian". Es handelt sich um eine Satire auf den Alpinismus. Eine Gruppe englischer Halbtrottel macht sich auf, den Rum Doodle, einen unglaublich hohen Gipfel im Himalaya, zu erklimmen. Allesamt sind sie unfähig. Der Leiter, der sich als grosser Psychologe sieht, kombiniert seine Leute zu Duos, die nicht harmonieren, sondern sich am liebsten umbringen würden. Der Übersetzer gerät stets in Schlägereien, wenn er mit den Einheimischen redet, weil er die Wörter verwechselt und Beleidigungen sät. Der Logistiker vergisst bei der Planung, dass es für den Rückweg auch Lebensmittel braucht. Der Chefnavigator schliesslich, Mr. Jungle, führt die Gruppe im Kreis, weil er die Arretierung am Kompass nicht gelöst hat. Überhaupt sorgt er für den Running Gag des Romans, weil er praktisch nie da ist; er verläuft sich immer wieder neu, was sich schon bei der Vorbereitungs-Sitzung in London zeigt:
"Nur Jungle (...) fehlte. Er rief an, um mitzuteilen, dass er den falschen Bus genommen habe und sich seines gegenwärtigen Standorts nicht ganz sicher sei; er habe aber soeben den Polarstern gesichtet und erwarte, in Kürze zu uns zu stossen."

Montag, 6. Mai 2013

Alles so schön gelb

Gewandert bin ich nicht übers Wochenende. Aber ich fuhr im Auto mit, durchs Appenzellerland. Es war so schön, dass es wehtat, die Wolken, die Wiesen mit den Maienblumen, alles. Und der Frühling duftet auch wieder so gut.

Sonntag, 5. Mai 2013

Staegers Kurzwanderungen - und mehr

Eine der Staegerschen Kurzrouten:
Zimmerwald - Lisiberg - Zingghöch (Foto) - Niederscherli.
Schön, was mir da in den letzten Tagen zugegangen ist, Neuerscheinungen aller Art.
  1. Mein Wanderkollege Andreas Staeger, mit dem ich auch schon unterwegs war, den ich bereits bebloggte und verkolumnierte, hat als Präsident der Berner Wanderwege einen hübschen Führer geschrieben. Das Buch enthält 52 Kurzwanderungen im Kanton Bern. Und die liegen bekanntlich im Trend.
  2. Der Land-Beizli-Guide 2013-14 ist da. Er präsentiert, nach Regionen geordnet, 1105 "einsame Landbeizli"; der Untertitel macht einen geradezu mitleidig, so dass man diese armen Seelen von Wirten mit etwas Gesellschaft beglücken will.
  3. Von Swisstopo und den Schweizer Wanderwegen gibt es neue offizielle Karten. Nämlich, im Massstab 1: 50 000: 213T "Basel". 262T "Rochers de Naye". 263T "Wildstrubel". 272T "St-Maurice".  2502T "Bern und Umgebung" (Zusammensetzung), 5013T "Oberengadin" (Zusammensetzung),

Samstag, 4. Mai 2013

Der Stier leitet das Rückbildungsturnen

In der Herde vielseitig beschäftigt: der Stier.
(Aus einem Buch von 1863/ Wikicommons)
Heute gehe ich mal nicht wandern. Halsweh. Im "Tages-Anzeiger" gibts mein Samstagsgespräch mit Martin Ott, dem wohl bekanntesten Biobauer des Landes, Autor des Bestsellers "Kühe verstehen". Wir sprechen über Stagnation und Erneuerung der Landwirtschaft. Über Rudolf Steiner und das biodynamische Bauern, wie es Ott betreibt. Und über Kühe und Munis. Hier etwas O-Ton Ott:
"Durch kleinste Bewegungen und Zeichen ordnet und beruhigt der Stier die Herde. Er hat zusätzlich viele Aufgaben in der Herde, so kann man Stiere beobachten, die mit ihren Kühen eine Art Rückbildungsturnen machen nach der Geburt. Sie treiben diese Kühe sanft vor sich her: Gebärmutter-Gymnastik durch rhythmisches Gehen."

Freitag, 3. Mai 2013

Das emsige Bienli und die grosse Liebe

Ein tolles Foto - vielen Dank, liebe Blogleserin M., dass ich es bringen darf. Es zeigt ein hiesiges Bienchen, emsig an der Arbeit, über und über mit Blütenstaub bedeckt.

PS: In meiner heutigen Zeitungskolumne eine Kurzbesprechung von Blanca Imbodens hübschem Unterhaltungsroman "Wandern ist doof". Es geht um Singles, die sich auf einer Kuppelreise in der Innerschweiz draussen in der Natur näherkommen. Nach üblen Verwicklungen und einem Totalabsturz obsiegt die Liebe.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Die Emmentaler Hängematte

Die Hängematte beim Bauernhaus gefiel mir, freilich lag niemand drin. Während ich gestern von Signau Richtung Eggiwil zog, hinauf zum Chapf, dann zum Restaurant Chuderhüsi, war es kalt; mir gefror fast der Hals, eine Bise blies. Der Himmel war verhangen, herbstlich. Nach dem Essen setzte sich die Sonne durch, ich schwitzte und verschmachtete unten in Bowil fast, während ich auf den Zug wartete. Es waren, bei aller Lieblichkeit der Landschaft, 4 1/2 Gehstunden zwischen den Extremen.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Widmers Stadtflucht

Heute ist der 1. Mai. Traditionell fliehe ich an diesem Tag vor den Unruhen aus Zürich und... an dieser Stelle fällt mir ein, dass ich seit drei Jahren nicht mehr in Zürich wohne, sondern in dessen Agglo. Die Gewohnheit hat sich aber gehalten. Also Auszug aufs Land. Wann kommen endlich wir Wanderer zu unserem Recht und wird ein Tag des Wanderns ausgerufen, der - selbstverständlich - arbeitsfrei wäre?
Südkoreas 1. Mai im Jahre 1954. (Wikicommons)