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Samstag, 30. April 2022

Neuer Bus, neues Chärtli

Dass neuerdings auch das Hochplateau des Randen im Schaffhauser Jura ein wenig öffentlichen Verkehr hat - ich habs hier vor Monaten vermeldet. Der Randenbus fährt an schönen und sonnigen Wochenenden und Feiertagen von Hemmental hinauf nach Mäserich. Wo das ist? Soeben haben die örtlichen Touristiker eine praktische Wanderkarte aufgeschaltet, die man runterladen oder bestellen kann. Sie erlaubt die Orientierung. Und sie gibt Ideen für den Randen. Wo man einkehren, wo brätlen, wo einen Aussichtsturm besteigen kann. Beides, Bus und Karte, ist übrigens gratis.

Freitag, 29. April 2022

Entlastung für die Pyramiden

Kürzlich fuhr ich im Postauto von Euseigne VS talwärts und fotografierte
dabei den Strassentunnel durch eine der Pyramiden.

Ich fands ja schon immer barbarisch, dass man im Val d'Hérens 1947 beim Strassenbau nah Euseigne einen Tunnel durch die Kette von Erdpyramiden trieb, die Spitzen sind wunderschön – und mittlerweile als nationale Naturdenkmäler registriert. Die Vibrationen der Strasse mit Tausenden von Fahrzeugen täglich haben den Pyramiden in den letzten Jahrzehnten zugesetzt. Nun laufen die Arbeiten an einem neuen Umfahrungstunnel an, der nächstes Jahr eröffnet werden soll. Beim bisherigen Tunnel ist eine Fussgängerzone samt Besucherzentrum geplant, was auch heisst, dass man nicht mehr riskiert, überfahren zu werden, während man steht und staunt.

Donnerstag, 28. April 2022

Ein Vogel verstummt

Was für ein Schlund! Junger Kuckuck im Nest
eines Baumpiepers. (Foto: vladlen666/Wikicommons)

Der Kuckuck gilt als Frühlingsbote. Doch habe ich in den letzten Wochen seinen Ruf gehört? Eben war im "Tagi" ein Artikel darüber, dass es hierzulande immer weniger Kuckucke gibt. Schuld ist jener Teil der Landwirtschaft, der intensiv düngt. Viele Insektenarten sind rar geworden, auch die behaarten Schmetterlingsraupen, die der Kuckuck am liebsten frisst. Und daher vernehmen wir ihn kaum noch im Frühling.

Hier das Lied zum Thema. Ob die Kinder von heute es in der Schule noch singen?

Mittwoch, 27. April 2022

Make Grengiols Great Again

Ein sonniger Wintertag, das arme Grengiols liegt im Schatten. Gut sechs Wochen
wird das Dorf jeweils um die Jahreswende von der Sonne nicht beschienen. In höheren
Lagen gibts mit der Sonne hingegen kein Problem. (Foto: Superbass/Wikicommons) 

Die Walliser Gemeinde Grengiols ("Grängelsch") war dieser Tage gross in den Medien. Es gibt Pläne, drei Gehstunden entfernt vom Dorf Richtung Saflischtal auf 2000 Metern eine riesige Solaranlage zu platzieren. Deren Panels wären bifazial, würden also auf beiden Seiten Strom produzieren, es wäre die grösste Solaranlage der Schweiz, der Strom-Output entspräche dem des grössten Wasserkraftwerks im Land, Grande Dixence. Der Gemeinderat von Grengiols steht hinter der Idee des vormaligen SP-Schweiz-Präsidenten und Briger Hoteliers Peter Bodenmann und wird sie diesen Sommer dem Gemeindevolk vorstellen, vermutlich gibts an derselben Veranstaltung eine Konsultativabstimmung. Bodenmann hat gleich auch einen Slogan für sein Projekt kreiert. Er lautet "Make Grengiols Great Again".

Dienstag, 26. April 2022

Der Goldsteig wär doch was

Das Celler Schloss liegt am Heidschnuckenweg.
(Foto: Hajotthu/Wikicommons)
Gestern ging mir eine Medienmitteilung zu, gemäss der gleich drei der ingesamt 13 Spitzenwanderwege Deutschlands ("Top Trails of Germany") heuer Geburtstag feiern. Ein kleines Jubiläum. Mir waren alle drei unbekannt. Hier sind sie:

  1. Der Goldsteig, 15 Jahre alt, zieht sich zwischen dem Bayerischen Wald und Tschechien über 660 Kilometer und bietet, so die Beschreibung, "echte Wildnis".
  2. Der Weserbergland-Weg, 10-jährig, verläuft durch das Mittelgebirge beidseits der Weser, man ist in Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen unterwegs.
  3. Der Heidschnuckenweg, ebenfalls 10 Jahre alt, erschliesst von Hamburg aus die norddeutsche Heide. Er habe, so die Werbung, kaum Höhenmeter, sei aber "voller Reize".
Wer noch keinen Plan für den Sommer hat: hier die Liste der 13 deutschen Top Trails.

Montag, 25. April 2022

Schnipo und Nagelfluh

Gleich nach dem Start: Thun mit der Aare.
Zickzackpfad hinauf zur Rabeflue.

Wir dachten im Voraus, es würde regnen. Doch unsere Samstagswanderung im Hügelland östlich von Thun, bestem Wanderterrain, spielte sich dann bei gutem Wetter ab. Bloss die Fernsicht war nicht toll, es war halt diesig. Von Thun stiegen wir in der Direttissima im Wald über viele Kehren auf die Rabeflue, schauten vom Geländer hinab auf den See. Es folgte die lange Passage durch das Geissental nach Goldiwil und weiter via Wiler, Allmit, Neuschwändi zum Miniberg Vesuv, von dem ich gestern berichtet habe. Ihm zu Füssen assen wir im Hotel Bellevue, ich hatte Schnipo. Grandios war dann der Abstieg. Wir hielten über den Hof Grabematt mit frei pickenden Hühnern in einem riesigen Gehege nach Underi Allmend. Die gewaltige Schlucht des Riderbaches hatte sich inzwischen unseren Blicken eröffnet samt der Balmflue. Auf einer Wanderumleitung querten wir hinüber nach Wallisport, vollzogen eine Spitzkehre, stiegen in den Schluchthang ein – und waren begeistert von dem Nagelfluhparadies, das wir vorfanden. Langgezogene Nagelfluh-Wände, spitze Nagelfluh-Klötze, tiefe Nagelfluh-Mulden, alles war aus dem Bröckelstoff gebaut. Schliesslich erreichten wir das breite Bett des Riderbaches und kamen bald darauf bei Schloss Oberhofen an. Was für ein Gegensatz zwischen dem gepflegten Schlosspark und der wilden Steinlandschaft höher oben. (4 3/4 Stunden, je 800 Meter auf- und abwärts)
Der Thunersee mit dem Niesen vom Hotel Bellevue in Heiligenschwendi aus.
Im Reich der Nagelfluh unterhalb der Balmflue.

Sonntag, 24. April 2022

Aufs Vesüvli

Gestern im Hügelland östlich von Thun: die letzten Meter zum Vesuv.
Oben.
Gestern waren wir auf dem Vesuv. Ich meine nicht den Vulkan nah Neapel, diesen lebensfeindlichen Lavaspucker von 1281 Metern Höhe. Unser Vesuv war etwas weniger hoch, 1116 Meter. Und seine Spitze war begrast, es gab Sitzbänkli zum Ruhen, da war kein Krater. Vom lieben Vesüvli sahen wir schön auf den Thunersee. Der Name des Miniberges bei Heiligenschwendi kommt daher, dass seine Form ein wenig an die des italienischen Vesuv erinnert.
2015 fotografierte ich den Vesuv aus 500 Metern Entfernung, als wir in
Heiligenschwendi assen. Gestern kamen wir nicht durch das Dorf.

Samstag, 23. April 2022

Hodler und der Finel

Der Leissiger Aussichtspunkt Finel mit der Hodler-Gedenkstätte und der alten Sommerlinde.
Knotige Stränge: der Stamm der Linde.

Ferdinand Hodler, 1853 in Bern geboren, lernt das Oberland schon als Bub kennen und lieben. Ab 1878 verbringt er den Sommer oft in Leissigen am Thunersee und stellt seine Staffelei gern auf dem Finel auf, einem Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes. Hier malt er auch sein erstes Bild der Reihe "Landschaften am Thunersee". Im Jahre 1953, zum 100. Geburtstag des Malers, der 1918 verstorben ist, wurde auf dem Finel eine Gedenkstätte eingeweiht. Wer sich bei der uralten Sommerlinde hinsetzt, wie ich und Wanderkollege Godi es am Mittwoch taten, versteht, weswegen Hodler hier so gern arbeitete. Diese Aussicht – magisch!

Freitag, 22. April 2022

Blaue Stunden

Der Thunersee zehn Minuten nach Wanderstart.
Mein Zmittag im Finel-Beizli.
Panorama, Panorama, Panorama. Wir sahen am Mittwoch viel auf unserem Höhenweg, der in Aeschiried bei Spiez bei der Haltestelle "Schulhaus" begann, zur Windegg und zum Hellboden hinauf führte und weiter via Rossweid und Chüngstuel zur Hängebrücke über den Spissibach. Die imposanten Zacken reihten sich, das Stockhorn, der Niesen, das Morgenberghorn direkt über unseren Köpfen, der Harder bei Interlaken und dahinter der Suggiturm und das Augstmatthorn. Den Beatenberg hatten wir grad gegenüber, die besonnte Flanke ist schon bis zum Niederhorn zuoberst schneefrei. Frühlingsblumen-Teppiche verwöhnten unsere Augen. Vor allem aber gefiel uns der Thunersee zu unseren Füssen, die Oberfläche des Wassers wundersam glatt mit Schlieren, als hätte ein Maler Blautöne auf seiner Palette mal eben ausprobiert. Nach Überquerung der Hängebrücke hielten wir zur Meielisalp und zum Aussichtspunkt Finel etwas unterhalb. Stärkten uns dort im kleinen, feinen Beizli mit einem gebratenen Geisschäsli und Gsundsalat und gsprächleten mit der gewitzten jungen Wirtin und B&B-Hotelierin Steffi, die grad ihre letzte Saison eröffnet hat und uns das Haus zeigte, das sie mit lustigen Antiquitäten bestückt hat. Danach stiegen wir ab nach Därligen, trafen an der Bushaltestelle vier im Dorf einquartierte Ukrainerinnen und beschlossen die Wanderung mit einem "Rugenbräu" im Hafenpintli. Ah ja, dies noch: "Wir": Das waren ich und Godi Huber, vor vielen Jahren mein Redaktionskollege bei der "Berner Zeitung". Heute ist er Wanderautor und Wander- und Tourenleiter. Und er schreibt Krimis. War ein schönes Wiedersehen. Und die Route (drei Stunden, 220 Meter aufwärts, 675 abwärts) war ebenfalls schön von Anfang bis Ende.
Godi (r.) und ich auf der Hängebrücke über den Spissibach oberhalb von Leissigen.

Donnerstag, 21. April 2022

Das Legendenloch

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Den "Ughür Brunnä", Höhe 4,5 Meter, hätten die Römer angelegt, um Menschen hineinzuwerfen. In ihm gebe es eine Kiste mit Geld, auf der als Bewacherin eine Hexe sitze. Eine Riesenschlange hause auf dem Grund, vor der man sich hüten sollte. Mit solchen Geschichten hat sich das wassergefüllte Loch am nördlichen Fuss des St. Georgenbergs, wie der Felssporn über Berschis im Seeztal heisst, das Adjektiv "ungeheuer" zugezogen – ungeheuer im Sinn von: nicht geheuer. Als wir am Samstag vorbeikamen, war da keine Hexe. Und leider auch keine Geldkiste. Um eine Gletschermühle handelt es sich beim "Ughür Brunnä" wohl. Vor etwa 50 Jahren pumpte man das Wasser ab und entdeckte von Menschenhand eingehauene Stufen. Sie scheinen wirklich antiken Ursprungs zu sein. Die Römer, die auf dem St. Georgenberg siedelten, brachten die Stufen vermutlich an, um leichter vom Wasser schöpfen zu können. Wer sich den Ort ansehen will, der auf der Karte markiert ist: Bei der Lourdesgrotte am Fusse des Berges zeigt ein Wegweiser den Pfad an, der hinführt.

Mittwoch, 20. April 2022

Franz Hohler (und ich)

Das Weisshorn, fotografiert vom Gegenhang hoch über Randa VS.

"Eine Stadt liest ein Buch" ist ein weltweites Veranstaltungsformat, zum zweiten Mal ist dieses Jahr auch Zürich dabei. "Zürich liest ein Buch", Ausgabe 2022, widmet sich Franz Hohlers "Der Enkeltrick", das Programm rund um den Erzählband ist reichhaltig. Und was mich erstaunte und seither erfreut: Ich wurde angefragt und werde mich mit Franz Hohler über Gipfelerlebnisse unterhalten; eine der Geschichten im "Enkeltrick" handelt nämlich von einem Mann, der partout aufs Weisshorn im Wallis will. Wer Lust hat, an dem Anlass teilzunehmen: Er findet am 12. Mai abends in der Wirtschaft "Ziegelhütte" statt, also am Rand von Zürich Schwamendingen.

P.S. Morgen Donnerstag trete ich an der Offa auf, der "Frühlings- und Trendmesse St. Gallen". Und zwar bestreite ich dort eine "Wörtersprechstunde". Hier der Link für alle, die sich nicht vorstellen können, was das sein soll. Oder die Lust auf einen Besuch haben.

Dienstag, 19. April 2022

Blöd, ich hatte kein Kopfweh


Berschis, das Dörfchen im Seeztal unweit von Walenstadt, hat zwei grosse Attraktionen. Die eine sieht man vom weitem, wenn man von Zürich nach Sargans reist, es ist das Kirchlein St. Georg auf seinem Felssporn, das als älteste romanische Kapelle der Ostschweiz gilt. Am Samstag nahmen wir den Weg zu ihm hinauf, den wohl schon die Römer eingeschlagen hatten, die an diesem aussichtsreichen Ort, wie Ausgrabungen zeigen, präsent waren. Im Dorf unten hatte ich mir den Schlüssel besorgt, wir konnten uns das Gotteshaus also auch von innen ansehen, selbstverständlich steckte ich den Kopf in das bodennahe Loch hinter dem Altar, das als "Kopfwehloch" gilt. Will heissen: Wenn man, Kopf im Loch, summt, sollen die Vibrationen des Steins Kopfweh vertreiben. Blöd war, dass ich kein Kopfweh hatte. Später, wieder unten im Dorf, retournierte ich den Schlüssel. Und dann besuchten wir jene zweite Attraktion von Berschis, die verborgen etwas oberhalb liegt und die ich im Unterschied zu St. Georg noch nicht kannte. Nämlich den Berschnerfall, der 46 Meter hoch ist und mit einem reizenden Pfad durch eine Felsschlucht erschlossen ist. Der Fall begeisterte uns durch seine Wucht, schön, haben wir ihn im Frühling kennengelernt, wenn das Wasser reichlich fliesst. Unzählige Male bin ich über die Jahre mit dem Zug in der Nähe vorbeigerast, von dem Naturspektakel, das ich übrigens in einem 20-Sekunden-Filmli verewigt habe, ahnte ich nichts.

Montag, 18. April 2022

Ostern am Arsch

Morcheln. Wo? Das ist geheim.
Am Ostersamstag gingen wir von Berschis nah Walenstadt nach Sargans. Zum Auftakt machten wir in Berschis einen Dorfrundgang. Erst dann hielten wir durch den Hang nach Osten, wobei wir in den nächsten siebzig Minuten nicht das als Wanderweg beschilderte Strässchen auf etwas über 800 Metern nahmen, sondern die Sersaxstrasse circa 100 Meter tiefer, die nicht asphaltiert ist und bald in eine Folge von Forstpisten und Waldwegen überging. Im Bereich des Milchbaches wurde es kurz heikel, als wir auf einem schlecht unterhaltenen, von Laub verdeckten Pfad in der steil abfallenden Flanke ein Stück absteigen mussten. Gut, war das nur ein Intermezzo. Alles andere war Wohlgefallen samt der Einkehr auf Schloss Sargans. Wir genossen an diesem lauen Tag den Anblick von Bergen wie dem Guscha am Flumserberg, dem Falknis vor uns über dem St. Galler Rheintal und dem Gonzen als Sarganser Hausberg, liebten die wilden Bergbäche wie besagten Milchbach, den Hagerbach und den Ragnatscher Bach und brätleten gemütlich in der Lichtung von Vadarsch. Dieser Flurname hat mit einem Hintern nichts zu tun. Es gibt ein lateinisches Verb ardere mit dem Partizip arsus, verbrannt. Der Wald war in diesem Gebiet einst mit Feuer gerodet worden, daher die Bezeichnung. 5 1/4 Stunden, 880 Meter aufwärts, 845 abwärts.
Schloss Sargans. Gleich wird eingekehrt.
Der Ragnatscher Bach.

Sonntag, 17. April 2022

Eiertütschen und ein Jö im Speisewagen

Gestern waren wir im Sarganserland unterwegs. Die Wanderung war einigermassen lang und ziemlich anstrengend, über fünf Stunden Gehzeit, weit über 800 Höhenmeter auf- und wieder abwärts. Ich erzähle hier heute, was wir so assen und tranken. Wie wir uns also bei Laune hielten, dem Osterfest Reverenz erwiesen und uns die nötigen Kalorien zuführten. Die fünf Fotos sind nicht alle von mir, ich danke den Spenderinnen.

Osterritual: Nach den ersten 50 Minuten tütschten wir Eier. Gott sei Dank hatte Ronja Gewürz dabei.
Nach drei Stunden brätleten wir. C. servierte als Vorspeise
Walliser Trockenwurst, eingebacken in Roggenbrot.
Sieht armselig aus, ich weiss. Wir grillierten alles Mögliche,
Bratwürste, Zucchetti, Merguez und so weiter. Leider
fotografierte ich erst, nachdem ich gegessen hatte. Zu trinken
gabs übrigens nicht nur Mineral, sondern auch Rotwein.

Nach fünf Stunden gönnte ich mir, fast am Ziel, einen Coupe Dänemark.

Herrlich war die Heimfahrt. Im Speisewagen der Deutschen Bahn
waren wir drei allein. Mich amüsierte der Grössenunterschied der Biere:
Ich hatte eines à fünf Dezi, Ronja eines à drei. Jö.

Samstag, 16. April 2022

Das Wolkentier

Blogleserin Marion erschien eben am Himmel der Osterhase, als sie im Aargau wanderte. Sie überliess mir das Foto – danke! Ich wünsche allen schöne Ostern.

Freitag, 15. April 2022

Schönes Loch

Die drei Fotos sind etwas unterhalb des Chastenloches aufgenommen.

Schade, war das Beizli im Chastenloch grad zu.
Einen Baumnussgipfel hätte ich gern genommen.
Vor sieben Jahren lernte ich Julien kennen, damals ein elfjähriger Bub. Er, der sich als "Spezialist für Schluchten" bezeichnete, hatte mir geschrieben, er wolle unbedingt mit mir wandern gehen. Zu dritt – Juliens Grossvater Heinz war auch dabei – zogen wir im Berner Oberland los. Und waren danach noch ein paar Mal zusammen unterwegs. Am Mittwoch kam es nach längerer Pause wieder zu einem Treffen von uns drei, Julien, mittlerweile in der Stifti, hatte die Route ausgesucht, eine in der Ostschweiz. Natürlich begingen wir eine Schlucht. Respektive ein Tobel. Das der Goldach nämlich. Wir starteten in Trogen, stiegen hinab ins Chastenloch, folgten nun der Goldach, mal am Ufer, mal höher in der Tobelflanke, zur Achmüli. Dort picknickten wir und setzten danach fort via Sumpf und Tobel zum Schaugenhof am Rand der Stadt St. Gallen. Lang war die Route nicht mit knapp zweieinhalb Stunden (310 Meter aufwärts, 500 abwärts). Aber ergiebig. Die Enge des Chastenloches mit dem herzigen Wirtschäftli, dem vom Wasser glattgeschmirgelten Flussbett, den canyonartigen Wänden, einem in den Hang gehängten Fussgängersteg gefiel uns sehr. Auch der Schluchtenspezialist war begeistert.

Donnerstag, 14. April 2022

Genua in Trogen

Johann Caspar Zellweger, 1768 in Trogen geboren, ist Handelsherr in der Textilbranche, die Familienfirma geschäftet über die Grenzen hinweg, unterhält Filialen in Lyon und Genua. In der zweiten Lebenshälfte wird er sich auf die Philanthropie verlagern, Erziehungsanstalten gründen, sich starkmachen für menschenfreundlichere Schulen und für gemeinnützige Angelegenheiten. Mit 22 Jahren heiratet er die fünf Jahre ältere Dorothea Gessner, eine junge Frau aus einer angesehenen Zürcher Familie. Ihr Vater ist Salomon Gessner, Dichter und Gründer der NZZ bzw. ihrer Vorgängerin. Dass ein derart habliches, weltgewandtes Paar eine standesgemässe Residenz begehrt, scheint klar und drängt sich umso mehr auf, als Zellwegers Gattin ja immerhin aus Zürich stammt, man muss sie ein wenig verwöhnen in der Appenzeller Provinz. Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entsteht in Trogen der Fünfeckpalast, in dem das Paar fortan wohnt. Das Steingebäude mit den fünf Ecken – ich kam gestern Vormittag vorbei – ist einem Genueser Stadtpalast nachempfunden. Es galt in seinen ersten Jahren als eines der grössten Privathäuser der Schweiz; mein Foto zeigt die Dimensionen nicht wirklich. Heute sind im Fünfeckpalast Räume der Ausserrhoder Kantonsjustiz sowie der Kantonsbibliothek eingerichtet.
Der Palast aus der Luft. (Screenshot)

Mittwoch, 13. April 2022

Ausflug und Reisli

Sieht aus wie eine Roboterlibelle: die Raumstation ISS letzten November.
(Foto: Wikicommons)

Bald, vielleicht schon an Ostern, wollen wir aufs Jungfraujoch. Fast 100 Franken wird mich der Ausflug ab Grindelwald Terminal in der neuen Gondelbahn hinauf zum Eigergletscher und weiter mit der Bahn zur Bergstation kosten, den Retourweg mitgerechnet. Teuer? Eben las ich, dass eine Gruppe von vier Personen in der ersten völlig privaten Mission am letzten Samstag die Internationale Raumstation ISS 400 Kilometer über der Erde erreicht hat. Die Gäste bleiben acht Tage und führen ein paar wissenschaftliche Experimente durch. Die sind aber nicht besonders relevant. Im Kern handelt es sich um einen Vergnügungstrip. Um ein Reisli. 55 Millionen Dollar kostet das Ticket ins All und zurück. Das ist nun wirklich teuer.

Dienstag, 12. April 2022

Neues aus Vals

Geht zurück an die Gemeinde Vals: Peter Zumthors Therme.
(Foto: Micha L. Rieser /Wikicommons)
Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich die Weiterungen dessen begreife, was sich soeben im Bündner Bergdorf Vals ereignet hat. Am Freitagabend entschied dort die Gemeindeversammlung, die Therme, also das Thermalbad des Architekten Peter Zumthor, für den Symbolpreis von einem Franken vom Investor Remo Stoffel zurückzukaufen. Bis hierhin alles klar. Was ich nicht durchschaue, ist das Arrangement, gemäss dem Stoffel Besitzer des Thermenhotels bleibt und auch die Geschäfte der Therme managen wird inklusive Preispolitik. Wie dieses Zusammenspiel zwischen der Stiftung, die die Gemeinde für die Therme gründen will, und Remo Stoffel funktionieren soll, wer da welche Vorteile und Nachteile hat: Ich sehs nicht. Stoffel, übrigens, agiert seit einiger Zeit von Dubai aus. Und sein Plan eines 82-Stockwerke-Hotelturms für Vals ist vom Tisch. Das finde ich klar gut.

Montag, 11. April 2022

Antikes fand man nicht

Ein Stück des Römerwegs. Der nasse Kalkstein war ganz schön glitschig.
Ein "Schweizmobil"-Screenshot: links Effingen, rechts der Römerweg.

Das Büsi von der Sennhütte mags imperial.
Der Römerweg, so eingetragen auf der Landeskarte, findet sich einen guten Kilometer östlich des Fricktaler Ortes Effingen. 150 Meter lang ist die markante Passage im Wald mit den Karrengeleisen, die in den Kalk gehauen sind – und wohl zusätzlich eingetieft durch regen Gebrauch. Der Weg ist Teil einer übergreifenden Route: Der Bözberg ist ein alter Passübergang, verbindet die Aaregegend um Brugg mit dem Fricktal und dem Rhein und war lange Zeit die schnellste Verbindung von Zürich nach Basel. Nicht ganz klar ist mir der Unterschied zwischen "Römerweg" und "Römerstrasse", so es einen gibt, beide Varianten kursieren. Ebenso ungewiss ist, ob wirklich schon die Römer den Weg nutzten. Doch waren sie auf beiden Seiten des Passes präsent, so dass es anzunehmen ist. Als besagte Karrengeleise ab 1922 freigelegt wurden, traten Hufeisen und Nägel zutage, die ältesten Objekte stammten aus dem 14. Jahrhundert, Antikes fand man nicht. Letzten Samstag begingen wir den Römerweg auf unserer sehr schönen Wanderung von Linn nach Hornussen.

Linn, Bus – Neustalden – Altstalden – Römerweg – Im Berg – Geisshalde – Sennhütte – March – Marchrüti – Wettacherhof – Wolftalhof – Hornussen, Oberdorf. 4 Stunden, 335 Meter aufwärts, 530 abwärts.

Sonntag, 10. April 2022

Der geteilte Erwin

Hier kommen wichtige Fusswege zusammen: der Weiler Sennhütte. Links und in der Mitte Gebäude
und die Buvette (weisses Dach) des Künstlerpaares, das Wanderer bewirtet und beherbergt.
Rechts das Haus mit dem "Münsingen"-Schild. Das links ist Effinger, das rechts Mönthaler Boden.
Wanderfreund Erwin. Die Sitzbank befindet sich in der Gemeinde Effingen,
Erwins Füsse befinden sich (knapp) in der Gemeinde Mönthal. Zwischen seinen
Füssen sieht man den in den Boden eingelassenen Grenzstein.

Wer im Fricktal unterwegs ist, kommt früher oder später bei der Sennhütte vorbei, die Luftlinie drei Kilometer nördlich von Effingen liegt. Viele Wanderwege kreuzen sich hier. Das Gros des Weilers gehört einem Künstlerpaar, das das Anwesen vor zwölf Jahren der Stadt Brugg abkaufte und zum einen eine Herberge, zum anderen eine Freiluftbuvette für Wanderer betreibt. Der klammen Temperatur zum Trotz legten wir gestern bei der Sennhütte einen Halt ein. Und fanden dabei heraus, dass nur die Gebäude südlich am Erschliessungssträsschen besagtem Paar gehört. Wir erfuhren das von einem Mann, mit dem wir ins Gespräch kamen. Er bewohnt das Haus nördlich am Strässchen; es ist auf dieselbe charmante Weise verwittert wie sein Gegenüber. An der schmalen Fassade prangt an diesem Privathaus ein SBB-Schild "Münsingen". Er habe dieses einem Bauer abgenommen, dessen Sohn Stationsvorstand sei und der es habe loswerden wollen, erzählte uns der Mann. Und verriet uns des Weitern, dass am Strässchenrand eine Gemeindegrenze verläuft. Unser Wanderfreund Erwin, der in der Sennhütte-Buvette am Freilufttisch Platz genommen hatte, sitze in zwei Gemeinden gleichzeitig, "mit dem Füdli in Effingen und mit den Füssen in Mönthal". Im Kalten Krieg gab es das geteilte Berlin. Gestern erlebten wir den geteilten Erwin.

Samstag, 9. April 2022

Das Obama-Problem

Obama nungara, links ist vorn, rechts hinten.
(Foto: Wikicommons)
Obama nungara ist jetzt keine Schönheit, finde ich. Gleichzeitig ist das Gewürm raffiniert gebaut. Es hat viele Augen. Die Mundöffnung ist ungefähr in der Mitte bauchseitig platziert. Und der Appetit des Tierleins, das etwa sieben Zentimeter lang wird, ist erstaunlich, wobei die Beute mit einem Enzym speditiv zu Brei verwandelt wird. Vor allem Regenwürmer und Schnecken frisst der Plattwurm mit dem exotischen Namen. Genau das sei, las ich unlängst im "Tagi", ein Problem. Obama nungara wurde auf unseren Kontinent eingeschleppt, breitet sich in Europa seit zwei Jahren rasant aus, ist auch hierzulande angekommen – und setzt den heimischen Boden-Lebewesen zu. Vor allem dem Regenwurm, der so ökologisch wirksam den Boden lockert, bereits durch den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln bedroht ist und nun auf einen neuen Feind trifft. Einen, der ihn zu Mus verarbeitet und frisst. Die Zürcher Baudirektion hat soeben dazu aufgerufen, die Ausbreitung von Obama nungara in Gärten und vor allem im Wald zu verhindern. Gefordert sind vor allem Betriebe, die mit Topf- und Gartenpflanzen handeln. Sie sind sozusagen das Einfallstor und sollten nun ihre Waren sorgfältig mustern. Der Name der Gattung "Obama" hat übrigens mit dem vormaligen US-Präsidenten Barack Obama nichts zu tun. Er stammt aus einer brasilianischen Indianersprache, nimmt die blattförmige Gestalt des Wurms auf und besteht aus zwei Teilen: oba bedeutet "Blatt" und ma "Tier".

Freitag, 8. April 2022

Furt, Fähre, Brücke

Bei der Ochsenfurt, unweit von Frauenfeld, überquerten wir im Spätwinter die Thur auf dem eisernen Steg von 1899 (Foto). Vor seiner Zeit hatte eine Fähre den Verkehr zwischen Frauenfeld und Herdern ermöglicht. Die Tafel am Aufgang zum Steg lieferte einiges an Information. Im Mittelalter habe im Gebiet des heutigen Kantons Thurgau nur eine einzige Brücke existiert, die im Sangen bei Weinfelden, las ich. Abgesehen von Brücken gab es in früheren Epochen grundsätzlich nur zwei Arten, grosse Flüsse zu meistern, erklärte die Tafel des Weitern. Zum einen waren es eben Fähren, die freilich Fuhrwerke und andere schwere Lasten nicht befördern konnten und deren Betrieb bei Hoch- und Niedrigwasser eingestellt wurde. Zum anderen nutzten die Leute, wenn der Pegelstand tief war, natürliche Furten. Die Ochsenfurt zum Beispiel.

P.S. War die erwähnte Brücke im Sangen bei Weinfelden wirklich die einzige mittelalterliche Thurgauer Thurbrücke, wie besagte Infotafel es behauptet? Mir fällt die Krumme Brücke bei Bischofszell ein, über die ich hier schrieb. Sie wurde 1487 vollendet, zu Ende des Mittelalters. Belegt ist in der Nähe flussaufwärts eine frühere Brücke von 1325. Im Mittelalter. Sieht so aus, als sei der Eintrag auf der Ochsenfurt-Infotafel falsch.

Donnerstag, 7. April 2022

Geschmackssache

"Wir haben gehört, dass du den Geschmackssinn verloren hast ..."

Das war auf einem Päckli von "Fribourg Région" aufgedruckt, das ich gestern auf der Redaktion vorfand. Es enthielt eine Packung Fondue, die ich gleich an eine freie, zufällig anwesende Mitarbeiterin verschenkte. Ich las die beigelegte Medienmitteilung und begriff. Die Freiburger Tourismusstelle nimmt in ihrer Frühlingskampagne, die zum Teil aus einem kantonalen Kässeli zur Wiederankurbelung des virengeschwächten Fremdenverkehrs finanziert wird, das Thema "Corona" auf. Man solle doch in den Kanton Freiburg reisen und dort die geschwächten Sinne wiederbeleben, so in etwa die Botschaft. Mich berührte sie merkwürdig, weil ich ja wirklich vor gut drei Wochen den Geschmacks- und Geruchssinn aufgrund einer Coronainfektion verloren hatte; beide Sinne sind bis jetzt so circa zur Hälfte zurückgekehrt. Ob das jetzt eine kluge oder eine geschmacklose Aktion ist – ich kann mich nicht entscheiden.

Eines der Begleitfotos zur neuen Kampagne des Freiburger Tourismus:
das Städtchen Romont bei Sonnenuntergang. (Foto: Pierre Cuony)

Mittwoch, 6. April 2022

Wo Leopold schlief


Kürzlich war ich im Kunsthaus Zug, das am Rand der erweiterten Altstadt steht. Das angrenzende Gemäuer, klar mittelalterlich, faszinierte mich, ich fotografierte es. Es handelt sich um die Burg, ihres Zeichens der älteste erhaltene Profanbau der Stadt Zug; in ihr ist heute Zugs Historisches Museum untergebracht. Sie stammt zum guten Teil aus dem 12. Jahrhundert, der markante Riegelbau wurde freilich viel später auf den Mauerkörper aufgepfropft. 1273 brachten die Habsburger die Burg in ihren Besitz, und so kommt es, dass hier 1315 der Habsburger-Herzog Leopold I. übernachtete, bevor er am nächsten Tag oben in der Ägerisee-Gegend am Morgarten in der Schlacht den Eidgenosssen unterlag.

Dienstag, 5. April 2022

Die neue Maske

Jake Dyson, Sohn des Dyson-Firmengründers James Dyson, mit dem "Dyson Zone".
Wirkt ein wenig gaga, das Ding, oder? (Foto zur Pressemitteilung)

Sieht seltsam aus, das Ding. Hat es mit Corona zu tun? Nein. Oder nur insofern, als wir es mehr als auch schon schätzen, wenn unsere strapazierten Lungen mit guter Luft versorgt werden. Dieser Tage ging mir die Pressemeldung von Dyson zu, der Firma mit Sitz in Singapur, die ich bisher als Staubsauger-Herstellerin kannte. Sie lanciert im Herbst den "weltweit ersten luftreinigenden Kopfhörer". Der "Dyson Zone" verfüge "über einen exzellenten Klang und eine fortschrittliche Geräuschunterdrückung", lese ich. Und er versorge Mund und Nase mit gereinigter Luft, da die elektrostatische Filterung fast alle Mikropartikel wie Staub, Pollen und Bakterien aufnehme. Ob er in ein paar Monaten in Zürich auftaucht sozuagen als Nachfolger der Corona-Maske? Wir werden sehen.