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Dienstag, 31. Juli 2012

Das Ende der Alpinabstinenz

Da gehts heut hin: Engelberg OW.
Heute zwei Dinge. a) Im "Tages-Anzeiger" kommt von mir ein Quiz "Wie gut kennen Sie die Schweiz?" mit 100 Fragen. Was ist Siwfass, wird gefragt. Und: Über welchen der drei Pässe Surenen, Panixer, Chinzig zog Suworow nicht? Und: Was unterscheidet Ausser- und Innerrhoder Kantonswappen? b) Gleich fahre ich in die Innerschweiz; ich habe frei und will nach einer Woche krankheitshalber erzwungener Alpinabstinenz wieder ein wenig bergwandern. Es soll vom Bahnhof Engelberg nach Horbis/ Ende der Welt und dann auf die Fürenalp gehen.

Montag, 30. Juli 2012

Kreuzritter & Kräuterritter

Schön, oder? Schwarze Stockrose im Ritterhaus Bubikon.
Der neue Kräutergarten.
Am Wochenende wanderte bzw. wänderlete ich von Grüningen nach Bubikon und weiter nach Rüti. Das dauerte zwei Stunden. Ich kam am Ritterhaus Bubikon vorbei, welches einst eine Art Durchgangs-Station und Altersheim für burg- und mittellose Kreuzritter war - da fiel mir ein, dass ich vor langer Zeit in diesem Blog das Entstehen eines Kräutergartens im Ritterhaus vermeldet hatte. Und tatsächlich gibt es den Kräutergarten mittlerweile schon seit einem Jahr. Er besteht aus vier Sektoren: Antike, Mittelalter, Kolonialzeit und Moderne. Gross ist er nicht, aber ich fand ihn doch hübsch und genoss das Schauen und vor allem das Schnuppern.

Sonntag, 29. Juli 2012

Die Strasse des Tüftlers

Die Tüftelstrasse liegt am Rand von Mönchaltorf, und man sieht weit und breit kein Haus an ihr. Vielleicht weiter zum Wald und zur A52 hin? Und wer würde dann dort wohnen? Nun, doch wohl der Obertüftler und grösste Erfinder aller Zeiten - Daniel Düsentrieb.

Samstag, 28. Juli 2012

WWW!

Gestern Probewanderung respektive -spaziergang - nach vier Tagen auf Zwieback, Hühnerbrühe, schwarzer Schokolade. Ich zog von Mönchaltorf los. Als ich nach fünf Viertelstunden mein Ziel sah, das Mittelalterstädtchen Grüningen (Foto), war ich bereits total erschöpft. So eine Darmgrippe zieht einen nieder. Immerhin, Widmer wandert wieder.

Freitag, 27. Juli 2012

Geheimwaffe Lama

Und das Lama, das hat Zähne. (Foto: Johann Jaritz)
Gestern las ich im "Tages-Anzeiger" einen interessanten Artikel: Im hintersten Entlebuch, auf Alpweiden in Flühli und Sörenberg, geht man mit einer neuen Waffe gegen den Wolfsrüden M20 vor, der heuer schon mehrere Schafe gerissen hat. Fünf Lamas, jedes immerhin um die 150 Kilo schwer, sollen den Wolf abschrecken. Wie das? Nun, wer schon mit Lamas zu tun hatte, weiss, dass sie unglaublich aufdringlich sind. Im Fall von Gefahr fliehen sie denn auch nicht, im Gegenteil, sie greifen an, stampfen, treten, beissen und spucken. Sogar dem fiesesten Wolf könnte das zuviel werden.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Fünf Tage, vier Quellen

Eine neue Mehrtageswanderung ist geboren: der Vier-Quellen-Weg im Gotthardgebiet. In fünf Tagen gelangt man im Herzen der Alpen zu den Quellen von Rhein, Reuss, Tessin und Rhone; die Route zieht sich vom Startort Oberalppass zum Zielort Hotel Belvédère am Furkapass. Am 5. August soll der Weg im Beisein von Bundesrat Ueli Maurer eröffnet werden; die Internetseite, auf der man auch den Wanderführer bestellen kann, gibt es schon. Das Logo, siehe Foto, auch. Dazu einen hübschen Flyer und eine Reliefkarte und mehr. Die drei Millionen, die die Realisierung des Projektes kostete, kommen von Sponsoren wie der Axpo.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Europas sinnloseste Brücke

Der Titlis, Eventberg.
Jetzt tätschen die auf dem Titlis auf über 3000 Metern also auch noch eine Hängebrücke hin, deren einziger Zweck darin besteht, den Touristen einen Höhenkick zu ermöglichen. Die Brücke von der Aussichtsplattform zu einer Sessellift-Bergstation soll bereits im November fertig sein. 100 Meter lang wird sie sein und 1.3 Millionen Franken kosten, und geworben wird mit dem Superlativ der "höchsten Hängebrücke Europas". Ich sähe eher den Slogan: "Die sinnloseste Brücke Europas".

Dienstag, 24. Juli 2012

Meine Wanderkrise

Ja, ich weiss, ein mieses Foto. Gestern war mir aber auch mies wie selten zuvor. Ich nehme an, ein Virus. Ich wanderte gegen Mittag von Erlenbach hinauf zur "Blüemlisalp", einer herrlichen, bereits auf Herrliberger Gebiet gelegenen Bauernbeiz. Unterwegs merkte ich, dass ich schwächelte. Ich fror und schwitzte, hatte kaum Kraft, Bauchweh kam auf. Im "Blüemlisalp"-Garten, wo ein kalter Wind blies, als sei man auf Helgoland, bestellte ich eine Kartoffel-Gemüse-Suppe und ein Cola und brachte beides kaum hinunter. Vom Heimweg schweige ich lieber. Zuhause bekam ich Schüttelfrost und hohes Fieber. Und wer jetzt findet, ich sei hier auf Mitleid aus: nenei, Sie! Aber ein Wanderblog muss doch gewiss auch die trüben Szenen im Leben seines Autors spiegeln, oder?

Montag, 23. Juli 2012

Die Samstagsrösti

20 Minuten nach dem Start: Baden und die Limmat.
Oberhalb von Tegerfelden.
Unsere Samstagswanderung war toll aus mehreren Gründen. Zum Beispiel gerät man auf den 23 Kilometern bzw. 5 3/4 Gehstunden von Baden via Hertenstein, Endingen, Unterendingen, Tegerfelden, Achenberg nach Koblenz in eine Winzerlandschaft; und Reben haben immer etwas Strukturiertes, das Gemüt Beruhigendes und Stimulierendes. Zweitens hatten wir Wetterglück. Während es dem Vernehmen nach in Zürich schiffte, kamen wir mit zehn Minuten Tröpfelei davon und kriegten gar Sonne. Und drittens genossen wir die Einkehr auf dem Achenberg in der gleichnamigen Wirtschaft sehr. Das Bier namens "Madonna Negra" haute mich nicht um, es sah aus wie Guinness, war mir aber zu hefig. Doch dann! Die Schweinsbratwurst vom Hof mit Rösti war spitze. Der "Hudelwätterkafi" auch. Und vor allem waren die Wirtsleute, die dort oben im Familienverbund bauern, sympathisch und echt: der Wirt etwas linkisch, aber freundlich und gesprächig; die Wirtin wortkarg, dafür die Urheberin der göttlichen Rösti. Hingehn!

PS: Gewusst? "Koblenz" kommt von lateinisch "confluere", zusammenströmen; confluentes, zusammenströmend, sind hier die beiden Flüsse Aare und Rheine.


Sonntag, 22. Juli 2012

Der übersatte Kübel

Eigentlich müsste man auf diesen Kübel doch wohl eher schreiben: Bitte nicht mehr füttern, das Kübeltier darf sich nicht dauernd überessen, sonst wird es krank!

Samstag, 21. Juli 2012

Heute gibts Flüssigmadonna

Kein Steckhof! Der Bahnhof Koblenz, unser Schlussziel.
Als ich eben die heutige Wanderung vorbereitete, lernte ich ein neues Wort: Steckhof. Diese Siedlungsform reicht ins Mittelalter zurück. Abseits eines Dorfes entsteht ein neuer Bauernhof. Seine Begründer stecken mit Holzstangen oder Ästen die Grenzen ab und sichern sich so auch gegen wilde Tiere. Ein solcher Steckhof ist der Achenberg, in dem wir heute einkehren wollen; er liegt einsam auf dem gleichnamigen Hügelzug zwischen Klingnau und Zurzach im Aargau und stammt aus dem Frühmittelalter. Ganz nah gibt es eine Loretokapelle, ich nehme an, dass das Hausbier der Bauernwirtschaft deswegen "Madonna Negra" heisst.

PS: Hier der Link zu einer kundigen Abhandlung über Steckhöfe als historischer Sonderfall. Und hier der Link zu meinem Tell-Artikel, den ich kürzlich erwähnte.

Freitag, 20. Juli 2012

Katzenhotel?


Wer hier in  Baden wohl wohnt? Menschen? Oder doch der gestiefelte Kater? Jedenfalls ist diese Katzentreppe auffallend farbenfroh und liebevoll gestaltet. Wie für den besonderen Gast.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Diese Rampe ist jederzeit eine Reise wert

Viehweg auf den Flimserstein und Hochebene von Bargis.
Wie das so ist, wenn die ganze Schweiz weiss, dass ein bestimmter Tag perfekt und nachher das Wetter wieder schlecht sein wird: Gestern waren Züge, Busse, Gondeln voll. Auf dem Heimweg im Bus von Flims nach Chur sass ich mit einer Alten, ihrem mittelgrossen Hund und ihrem riesigen Koffer auf einem Zweiersitz. Der Hund lag halb, der Koffer praktisch ganz auf meinen Knien.

Lohnt sich an so einem Tag die Reise nach Flims für eine Wanderung von gerade mal 3 1/2 Stunden? Aber ja! In Flims nahm ich den Ortsbus Nr. 1 zum Berghaus Bargis und schlug dort den Bergweg hinauf zum Fil de Cassons ein, dem markanten Grat auf dem Flimserstein. Die ersten 500 Höhemeter auf dem genial in die Felswand gebauten Viehpfad waren Wandergenuss pur: immer tiefer blieb die paradiesische Hochebene von Bargis unter mir zurück, ich hatte den Ringelspitz vor mir, genoss die Ebenmässigkeit der Auf- und Abtriebsrampe und berauschte mich am Wohlgeruch der Kräuter.


Die Tschingelhörner zwischen Bündnerland und Glarnerland.
Dann die Hochfläche des Flimersteins, eine schiefe Ebene. Der folgende, zweite Teil meiner Route war weniger streng und auch weniger spektakulär und endete bei der Seilbahn auf dem Cassonsgrat auf knapp 2700 Metern. Doch bevor ich die Heimreise antrat, ging ich beim Fil de Cassons ein paar hundert Meter Richtung Glarnerland und stand der berühmten Glarner Hauptüberschiebung auf Augenhöhe gegenüber. Und die Tschingelhörner sah ich auch aus der Nähe - wie jedesmal erinnerten sie mich auch diesmal an Hexenhüte.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Tells Erdbeerschuss

Heute erscheint im "Tages-Anzeiger" ein Text von mir über Wilhelm Tell. Anlass ist das Musical, das in Walenstadt startet, sowie die Tellspiele in Altdorf und Interlaken. Die Veranstaltungsflut beweist, dass unser Nationalheld sozusagen untötbar ist. Auch obiges Werbeplakat, das ich letzte Woche bei Landquart fotografierte, belegt das.

PS 1: Gleich noch ein Artikel von mir erscheint heute, ein Einspalter, der sich einem Wanderthema widmet. Es geht um das Wort "Trittsicherheit".
PS 2: So, jetzt gehts, Zollikerberg ab 6 Uhr 07, nach Flims auf den Flimserstein.

Dienstag, 17. Juli 2012

Hüttenhund und Hackbraten

Hier gibts Riz Consc: die Coaz-Hütte im Engadin.
Tagi-Redaktions-Kollege Daniel, Bergsteiger und Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs, hat kürzlich das neue SAC-Büchlein "Einfach gut" zugeschickt bekommen. Und er hat es mir netterweise weitergereicht. Tolle Sache, finde ich nach der Lektüre. Hüttenwarte von 30 Schweizer Hütten zwischen 1475 und 3256 Metern über Meer haben mitgemacht und je ein Kochrezept beigesteuert. Zum Beispiel:
  • Riz Consc. Den gibt es in der Chamanna Coaz. "Consc" ist eine Anspielung auf die Bewegung "Candy goes Conscious" gegen Massentierhaltung. Und deshalb ist dieses Reis-Kartoffel-Mangold-Gericht grundsätzlich fleischfrei.
  • Hackbratenkugeln im Schlafrock. Sie werden in der Camona da Punteglias serviert, wobei dann offenbar Hüttenhund Diego eine Krise kriegt, weil die Kugeln eben nicht für ihn bestimmt sind.
  • "Steinbock-Burger ohne". Der seltsame Name hat damit zu tun, dass man zwar in den Wänden nah der Glecksteinhütte Steinböcke sieht - doch der besagte Burger besteht aus Fleisch nicht vom Steinbock, sondern vom Kalb, Rind, Schwein.
Man bekommt beim Lesen des Büchleins Hunger und Nachkochlust. Ab August kann man es auch als Nicht-Mitglied beziehen, heisst es beim SAC, den ich deswegen anrief.

Montag, 16. Juli 2012

Gnade am Pragelpass

Am Samstag zogen wir in fünf Gehstunden von Muotathal über den Pragelpass zur Richisau. Was für eine herrliche Landschaft! Und was für ein gnädiges Wetter - nur gerade die ersten zehn Minuten nieselte es. Danach begannen die Nebelschleier sich zu heben. Auf dem Pass dann zeigte sich am Himmel erstes Blau. Fünf Fotos:
Der "Alpenblick" in Muotathal nach zehn Wanderminuten.

Einen Kilometer geht man durch Rüfenen und Schieferhalden.

Dann wieder diese Lieblichkeit am Klosterberg.

Kurz vor der Passhöhe, die durch das Kirchlein angezeigt wird.

Monumentale Landschaft will monumentale Meringue.

Sonntag, 15. Juli 2012

Pro Juventutes Warnung

500 Gofen am 1. August auf dem Rütli? Der Kinderlose denkt: Danke für die Pressemitteilung, liebe Pro Juventute; jetzt weiss ich, wohin ich am 1. August sicher nicht gehe. Und noch eine zweite Miesepeterei: Der Logosalat oben rechts ist Grauen pur. Ein guter Grafiker begeht glatt Selbstmord, wenn er so etwas sieht.

Samstag, 14. Juli 2012

Das Pragelprogramm

Hier wird gestartet: Muotathal, Hintere Brücke. Hinten im Einschnitt der Pragel.
Heute geht es über den Pragelpass. Wir wollten ja eigentlich den Klassiker im Alpstein machen: von Brülisau zum Fälensee, hinauf zur Saxerlücke und über den beliebten Höhenweg zum Hohen Kasten - aber dafür ist das Wetter zu durchzogen. Nun also der Pragel, ich freue mich auf die Kalkschratten,  den fjordigen Klöntalersee, vor allem aber auch auf die Einkehr in der Alpwirtschaft auf der Passhöhe. Ich hoffe, es ist geheizt.

Freitag, 13. Juli 2012

M13 in Trimmis gesichtet

Gestern ein gemütlicher Dreistünder:
von Chur-Fürstenwald via Trimmis, Zizers, Igis nach Landquart bei erstaunlich kühlem und windigem Wetter. In Trimmis bot sich mir dieses Bild - fast möchte man meinen, M13 sei daran, ins Hüsli einzusteigen und sich etwas Fressbares zu besorgen.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Wer hat das Rad entdeckt? Die Spinne!


Der Berliner Bionik-Professor Ingo Rechenberg war in der Sahara und bringt einen Kurzclip mit zurück. Bemerkenswert sind zwei Dinge:

  1. Rechenbergs Akzent im Englischen. Man muss einfach lachen, wenn er von "se spaida" redet.
  2. Se Spaida. Die Spinne, Araneus Rota. Sie kann normal rennen, verdoppelt aber ihre Geschwindigkeit, wenn sie sich um die eigene Achse dreht. Sie ist sozusagen ihr eigenes Velo. Genial - vielen Dank für den Clip, Liliane!

Mittwoch, 11. Juli 2012

Neues vom Trollsteig

Blick ins Leere nach Norweger Art.
Gestern stiess ich in einem Londoner Architekturblog namens "Dezeen" (seltsamer Name) auf eine Bilderstrecke. Atemberaubende Fotos zeigen ein System von Treppen und Aussichtsplattformen über dem schwindelerregenden skandinavischen Nichts. Es handelt sich um eine neue Attraktion an der Trollstigen in Norwegen; die Trollstigen wiederum, zu Deutsch "Trollsteig", ist eine besonders schöne Passstrecke für Autos.

Dienstag, 10. Juli 2012

Spanfrage

Was die in dieser Firma in Untersiggenthal wohl machen? Zuerst las ich "Zerspannung". Aber okay, es heisst Zerspanung. Etwas mit Spänen? Aber wieso das Präfix -zer wie in Zerstörung. Werden hier Spanplatten zurückgebaut?

Montag, 9. Juli 2012

Die wunderbare Wangener Wanderung

Peter Bühler erklärt, die Gruppe lernt etwas.
Gestern also die Gruppen-Wanderung von Wangen zum Inkwilersee und retour. Gut 20 Personen kamen und liessen sich von mir die Gegend zeigen. Okay, das ist gelogen. Wirklich Bescheid wusste der Wangener Gemeindeschreiber Peter Bühler, der auch mit von der Partie war und uns alles Wesentliche erklärte. Das war interessant - und sowieso war die Unternehmung schön; die Leute verstanden sich, was sich nicht zuletzt darin zeigte, dass einige von ihnen sich bereits für eine nächste Wanderung verabredet haben. Ein Wunder war im Übrigen das Wetter. Heftiger Regen und Gewitter waren angesagt, doch tatsächlich hörte es schlagartig auf zu tröpfeln, sobald wir loszogen. Im folgenden war es angenehm: trocken, teilweise sonnig, mit ein bisschen Wind: eine wunderbare Wangener Wanderung.

Sonntag, 8. Juli 2012

Odol meets Fichte

Am Freitag war ich bei Freunden eingeladen, er Schweizer, sie Ostdeutsche, knapp noch ein DDR-Kind. Nachdem wir opulent gegessen hatten, gabs Schnaps. Ich entschied mich für K.'s ostdeutschen Magenbitter, den "Lauterbacher Tropfen". Er schmeckte wie Odol mit Fichtennadeln und hatte eine giftgrüne Farbe - ich mochte ihn! Ich liebe exzentrische Getränke. Der 40-Prozenter kommt, wies der Name besagt, aus Lauterbach im Erzgebirge, und wie bei all diesen Bittern, "Appenzeller" inklusive, ist das Rezept natürlich geheim. Die Firma geht auf einen gewissen Friedrich August Hunger zurück, einen Kräutermagier, der auch die Magenverstimmungen des sächsischen Hofes kurierte. Der Verstaatlichung im Sozialismus entging man knapp und ist erfolgreich ins wiedervereinigte Deutschland gestartet - ein Prosit nach Lauterbach.

PS: Heute bin ich der Vorwanderer, es geht von Wangen an der Aare zum Inkwilersee und via Heimenhausen retour; ich habe darüber ja gebloggt und kolumniert.

Samstag, 7. Juli 2012

Es war Piontek

Kürzlich schrieb ich über die Skulptur beim Bahnhof Esslingen: eine Frau in Grübelpose. Was sie wohl denkt, fragte ich mich. Beat Studer, Blog-Leser und Wanderer, der in der Nähe wohnt, lancierte ein paar Mails - und hat Wissenswertes herausgefunden. Vielen Dank, Beat!

Unsere Denkerin in Lachsrosa ist ein Werk Günter Gianni Pionteks. Dieser, Jahrgang 1929, war Manager bei Orell Füssli und Lokal-Zeitungs-Verleger im Raum Zürich. 1985 sattelte er auf die Bildhauerei um. Piontek gestaltet jedes Jahr die Siegerpokale des Engadiner Skimarathons. Und er hat den "Botschafter des Friedens" geschaffen, die Bronzegestalt des Pazifisten Max Daetwyler in Zumikon. Auch über sie schrieb ich schon - es scheint, als übe Piontek auf mich eine besondere Faszination aus.

Freitag, 6. Juli 2012

Thoreau und das einbalsamierte Herz

Henry David Thoreau, 1817 - 1862.
Bei Diogenes ist die Textsammlung "Wanderlust" erschienen. Wie ein Manifest klingt Henry David Thoreaus Essay "Vom Spazieren" - verwunderlich, dass es nicht zuvorderst in dem Buch steht. Hier ein Zitat als Appetitmacher:
"Vielleicht sollten wir noch den kürzesten Spaziergang im Geist eines unendlichen Abenteuers angehen, als wollten wir nie zurückkehren, als wären wir entschlossen, einzig unser einbalsamiertes Herz als Reliquie in unser verwaistes Königreich zurückzusenden."

Donnerstag, 5. Juli 2012

Schiessgefahr bei Gibisnüd

Seltsames Schild bei Gibisnüd in der Pfannenstielgegend. "Schiessgefahr" klingt wie eine Drohung, und es klingt vage. "Schiessbetrieb" wäre doch wohl korrekt. Wie sollte ich denn merken, dass Schiessgefahr herrscht? Muss ich armer Wanderer sie irgendwie wittern? Herrscht nicht letztlich immer Schiessgefahr, solange Schusswaffen vorhanden sind? Ungut kommuniziert wird hier auch, weil die Schützen kraft des Wörtleins "Gefahr" unfreiwillig vermitteln, dass ihr Tun heikel ist und Risiken birgt.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Kübelregen, Landwasser, Gerstensuppe

Nicht übel, oder? Die Zügenschlucht mit dem Landwasser.
Als ich gestern morgen um 6 Uhr 45 in Zollikerberg aus dem Haus ging, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich am selben Tag noch trockenen Fusses wandern würde; es regnete wie aus Kübeln. Bei der Station, nach sieben Gehminuten, war ich pflotschnass. In "Blick am Abend" las ich zwölf Stunden später, dass in meiner Gegend pro Quadratmeter in drei Stunden eine halbe Badewanne Wasser niedergegangen war.

Wir fuhren ins Bündnerland. Und als wir ausstiegen, war es trocken. Bald zeigte sich die Sonne. Die Wanderung führte von Filisur zuerst zum Wiesener Viadukt, dann zum Bahnhof Wiesen, hernach auf der alten Zügenstrasse des 19. Jahrhunderts zur Station von Monstein und hinauf zum gleichnamigen Dörfchen. Star der äusserst abwechslungsreichen Route war das Landwasser, das sich unglaublich tief in den Fels eingefräst und eine atemberaubende Schlucht geschaffen hat, die vom sicheren Weg aus zu bestaunen man nicht aufhören mag.

Die beste aller Gerstensuppen.
Am Schluss, nach vier Gehstunden, kamen wir an der Monsteiner Brauerei vorbei, die von sich behauptet, die höchstgelegene in ganz Europa zu sein; ich nehme jetzt mal an, es stimmt. Wir probierten ihr Bier im Restaurant Veltlinerstübli, es schmeckte. Noch feiner war allerdings die Gestensuppe, die ich als die beste meines nicht mehr ganz jungen Lebens bezeichnen würde - gross, ganz gross, diese sämige Mixtur von weissen Miniböhnchen, viel Gerste, Gemüse-Schnippseln, Speckwürfeli und etwas Rahm sowie zwei Davoser Schweinswürstchen als Geschmacksvollender.

Dienstag, 3. Juli 2012

Vom Rechtenjäger zum Routenjäger

Was man in Zürich so sieht... Henry Moores "Sheep Piece" im Seefeldquartier.
Jürg Frischknecht war einst bekannt als Co-Autor von "Die unheimlichen Patrioten". Das Buch beleuchtete Ende der Siebzigerjahre rechte Netzwerke der Schweiz und wurde ein linker Klassiker. Heute jagt Frischknecht statt Extremisten Routen. Mit seiner Gefährtin Ursula Bauer wandert er und schreibt darüber; typisch Alt-68-er, man hat Frieden mit dem System geschlossen und geht für den Rest des Lebens als sanft-ökologischer Hedonist um. Das neuste Werk entstand mit dem Fotografen Marco Volken: "Zürich" handelt vom, so der Untertitel, "Wandern in der Stadt" und führt kundig durch die Wunder der City.

Montag, 2. Juli 2012

Babyschlänglein und Cheesecake

Nesselalp, Maria zum Schnee.
Diese Frau geniesst ihren Bach.

Die Samstags-Wanderung (Birgisch - Nesselalp - Belalp, knapp vier Gehstunden) hatte viele Höhepunkte. Unter anderem:

  1. Die Postautofahrt hinweg aus dem überbauten Brig/Naters auf die Terrasse von Birgisch und das dabei aufkommende Befreiungsgefühl.
  2. Das Babyschlänglein auf dem Asphalt zwei Minuten nach Wanderbeginn.
  3. Der betörende Harz-Kräuter-Duft im Gebirgswald, eine Wohlfühldroge.
  4. Der derzeit aussergewöhnlich wasserreiche, tosende Nessjeri-Bach, eine Sinneserfrischung für den, der aus der hitzeverseuchten Stadt kommt.
  5. Die gemauerte Kapelle "Maria zum Schnee" auf der Nesselalp mit dem aufgeklappten Gnadenbild von 1656 über dem Altar.
  6. Das Fussbad im Bach auf der Nesselalp mit Blick auf die Schneegipfel. Und links und rechts Felder blühender Alpenrosen.
  7. Der Blick auf den durch seine Senke kriechenden Aletschgletscher, der von ferne wirkt wie eine vielspurige Autobahn.
  8. Der Cheesecake auf dem Balkon der "Hamilton Lodge" auf der Belalp; das Holzmobiliar des Hauses ist grob, als hätte es ein irrer, 2 Meter 40 grosser Finne mit der Motorsäge designt.

Sonntag, 1. Juli 2012

Der Silberzwiebelsturm

Heute morgen, 7 Uhr 50, plötzlich wird es wieder dunkel. 7 Uhr 55 ist es noch dunkler, eigentlich wieder Nacht. Und dann der Hagel. Es knallt und donnert und prasselt, die Körner sind so gross wie... Oliven. Oder noch passender, wegen der Farbe: Silberzwiebeln. 10 Minuten später ist die Wiese vor dem Haus weiss, überall liegt zerfetztes Blattwerk. Aber die Vögel pfeifen wieder, demonstrativ konstruktiv.

Weniger wäre hier mehr

Weniger wäre vielleicht mehr: Neue Häuser auf der Belalp.
Super Wanderung gestern von Birgisch zur Nesselalp und dann Belalp. Etwas mehr über die Route morgen - hier vorerst nur dieser eine Eindruck von der Belalp: Masshalten bei der Überbauung scheint den Wallisern noch fremder als dem Rest der Schweiz.