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Montag, 31. August 2020

Butterduft am Doubs

Kalorienfest im Restaurant von Clairbief.

Der Stern markiert Clairbief.
Es regnete nicht nicht. Aber es regnete nur leicht. Und es regnete nicht permanent. Das Wochenende führte uns nach Saignelégier. Via Les Pommerats stiegen wir von dort ab nach Moulin de Jeannottat. Auf dieser ersten Hälfte der Wanderung sahen wir zunächst weidende Pferde, von denen sich einige zutraulich näherten. Weiter unten forderte uns der steile Pfad im Wald, der stellenweise sehr rutschig war; es gab in meinem Grüppli an diesem Tag einige unsanfte Landungen auf den Hintern. Unten am Doubs steuerten wir flussaufwärts, nahmen bald einen Steg zum anderen Ufer, gingen flussabwärts nach Clairbief. Dort hatten wir im gleichnamigen Beizli hart an der französischen Grenze reserviert. Der Duft zerlassener Butter empfing uns, bald hatten wir selber unsere Truites au bleu vor uns, reichlich floss der Rotwein. Dann mussten wir doch wieder los. Weit war das fehlende Stück nicht mehr, wir mussten aber noch einmal steil aufsteigen und absteigen. Im Dörfchen Soubey, an unserem Wanderziel, freuten wir uns über den offenen Laden Au Dépanneur - mit einem Stück Käse aus der Region im Rucksack reiste ich heimwärts.
4 Stunden, 290 Meter aufwärts, 790 abwärts.

Der rote Steg führt auf die Nordseite des Doubs und nach Clairbief.

Schönheit.

Soubey, gleich ist Wanderschluss.

Sonntag, 30. August 2020

Das Tessin schrumpft

Bohrapparatur im Ceneri-Basistunnel. (Foto: Martin Chovanec/ Wikicommons)
Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember geht der 15 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel zwischen Bellinzona und Lugano in den Vollbetrieb. Ticino.ch, die Tessiner Tourismus-Homepage, hat einen Countdown-Zähler installiert, heute zeigt er noch 104 Tage an. Die Zugfahrt von Bellinzona nach Lugano wird bald gut 10 bis 15 Minuten kürzer sein (die Angaben divergieren leicht). Lugano und Locarno rücken extrem zusammen: 22 statt wie bisher 55 Minuten Reisezeit. Das Tessin schrumpft.

Samstag, 29. August 2020

Hurra, Herbstwanderung

Es hat abgekühlt im Land: Screenshot
"Meteo Schweiz", Samstagsprognose.
Ein Blick nach draussen und wir sehen: Es ist Herbst. Eindrücklich, wie des öftern ein Wettersturz den Umschwung programmatisch einleitet und den Schnitt zwischen zwei Jahreszeiten setzt. Vieles Alpine oder Fast-Alpine wird heuer noch möglich sein, ein, zwei, drei Gebirgspässe sollen in den nächsten Wochen fallen. Gleichzeitig freue ich mich auf klamme Zeiten und die Geborgenheit, die eine Einkehr dann bedeutet. Dieses Wochenende gehen wir zu einem Restaurant am Doubs und finden dort hoffentlich eine gemütliche Stimmung.

Freitag, 28. August 2020

Ein steiler Aufstieg und zwei Beizli

20 Minuten nach dem Start: Blick hinab nach Tenna, wo wir loszogen.

Zwischen dem Chrüz und dem Gipfel: Moorgelände und in der Tiefe das Safiental.

Abstieg vom Schlüechtli. Gleich wird es sehr steil.

Die Raupe von Tenna.
Das Wetter war perfekt, nicht zu heiss, aber doch sonnig mit ersten Spuren von Herbstlicht, in dem die Konturen des moorigen Geländes hervortraten. Am Dienstag stieg ich mit Ronja von Tenna auf das Schlüechtli, wie gestern erwähnt. Die letzte Passage zum Gipfel auf 2282 Metern, hin und zurück auf demselben Weg ab dem Tenner Chrüz, war, pardon, saumässig steil mit einer Felsstufe, bei der ich aufwärts die Hände einsetzte und abwärts den Hintern. Die 360-Grad-Rundsicht oben auf gefühlt alle Bündner Gipfel entschädigte für die Strapaze. Später erfreute uns das Maiensässbeizli auf der Brüner Alp bei Imschlacht, wir nahmen ein Käse-Salsiz-Plättli. Dann stiegen wir weiter ab nach Brün, dem Minidorf oberhalb von Valendas. Dort kehrten wir zum Schluss, weil wir eine halbe Stunde auf den Bus warten mussten, gleich wieder ein in einem zweiten Beizli mit dem originellen Namen Düra Ast. - Gehzeit 4 1/2 Stunden. 750 Meter aufwärts, 1105 abwärts.

Donnerstag, 27. August 2020

Gipfelkunst

Auf dem Schlüechtli, dem Aussichtsgipfel hoch über Tenna im Safiental, fanden wir am Dienstag eine Triangulationspyramide vor. Das Ding ist mit Solarpanels bestückt, man kann das Handy einstecken und aufladen, und hat man die Virtual-Reality-Brille dabei, die man unten in Tenna im "Alpenblick" ausleihen kann, sieht man offenbar Dinge, die einem sonst entgehen. Es handelt sich um Kunst: Die Skulptur oder Installation oder was auch immer heisst "N1 Observatory" und ist Teil der Ausstellung Art Safiental 2020. Hier geht es zum Prospekt, Werk Nr. neun ist das auf dem Schlüechtli. Mir kommt, was ich in der Beschreibung lese, schwachsinnig vor. Täusche ich mich?

Mittwoch, 26. August 2020

Der Imker, der Trichter, der Segen

Ausschnitt aus dem Bienensegen mit Zeichnung
eines Imkers. (St. Gallen, Stiftsbibliothek, 
Cod. Sang. 190. https://www.e-codices.ch)
Der "St. Galler Bienensegen" ist auf Lateinisch verfasst, stammt wohl aus dem 9. Jahrhundert und findet sich in einer Handschrift in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Rund 200 Jahre später wurde die Zeichnung eines Imkers beigefügt, der den Segen durch einen Trichter ausruft; das wiederum erinnert an den Alpsegen in den Bergen, den der Älpler durch einen sogenannten Betruf-Trichter spricht. Hier der Text des Bienensegens:

Ich beschwöre dich, Bienenkönigin, durch Gott, den Herrn des Himmels

Ich beschwöre dich durch den Sohn Gottes, unseren Erlöser

Heb dich nicht in die Lüfte und fliege nicht weit

Sondern komm zum Baum, so schnell es geht

Dort lass dich nieder mit deinem ganzen Volk und mit deiner Gefährtin

Denn hier habe ich einen guten Stock bereitet

In dem ihr im Namen Gottes arbeiten sollt

Wir machen daraus Lichter für die Kirche Gottes, im Namen Gottes

Und durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

Damit uns der Herr nicht vom Strahl der Sonne verstosse

So wie er euch nicht verstosse vom Königinnengut der Blume

Im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit

Amen

Dienstag, 25. August 2020

Hommage an die Beduinen

Einige von Thesigers Reisegefährten, von ihm fotografiert.
Rub al-Chali, leeres Viertel. So heisst die grösste Sandwüste der Erde im südlichen Teil der arabischen Halbinsel. Sie misst 680 000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Die Schweiz hat eine Fläche von 41 000 Quadratkilometern. Briten waren es, die als erste Nichtaraber den Rub al-Chali durchzogen; Bertram Thomas tat es 1930/31, St. John Philby 1932. Nach dem Zweiten Weltkrieg dann machte sich Wilfred Thesiger auf. Seine Expedition von 1946 - er ritt mit einheimischen Beduinen - finanzierte er, indem er für eine Anti-Heuschrecken-Organisation (Heuschrecken sind eine gefürchtete Plage) geografische Erkundungen vornahm und nach potenziellen Brutgebieten forschte. Derzeit lese ich mit Genuss Thesigers Reisebericht "Arabian Sands", eine Hommage an die beduinische Lebensweise, die mittlerweile praktisch untergegangen ist oder zumindest so ganzheitlich nicht mehr existiert. Thesigers Beduinen sind Leute, die praktisch nichts besitzen, sich jederzeit gern einem Raubzug gegen einen fremden Stamm samt Niedermetzelung aller Gegner anschliessen, die aber auch eine geradezu absurde Grosszügigkeit an den Tag legen und für ihre Gäste und deren Schutz jederzeit ihr Leben geben. Es sind die Porträts dieser Menschen, die das Buch grandios machen.
Sanddünen des Rub al-Chali. (Nepenthes/ Wikicommons)

Montag, 24. August 2020

Das Filzpantöffelierlebnis

So beginnt jeder Besuch in der Stiftsbibliothek St. Gallen.
So soll eine Bibliothek aussehen.
Am Samstag, nach der Schifffahrt auf dem Bodensee und dem Alten Rhein (Eintrag von gestern), unternahmen wir in St. Gallen verschiedene Dinge. Hier die drei wichtigsten:

  • Wir assen zu Mittag in der Militärkantine. Das Gebäude, das 1902 eröffnet wurde und aussieht wie ein Schlösschen, diente tatsächlich lange als Soldatenkantine. Heutzutage ist es ein Restaurant der frischen Art, ein Hotel auch und ein Kulturort; der Innenraum ist gross, die Terrasse unter den Kastanien ausladend, das Essen sehr gut.
  • Wir schauten uns in der Lokremise um, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen als Kulturzentrum feiert. Das Rundgebäude von 1903 war ein Lokomotiv-Ringdepot mit einer Drehscheibe im Zentrum. Das Restaurant der Remise ist unnachahmlich cool. Gern würde ich das ausdeutschen, doch komme ich nicht darauf, woran es liegt. Vielleicht an den radkappenartigen, verchromten Wandelementen?
  • Wir besuchten die Stiftsbibliothek. Vielleicht wars keine gute Idee, es wimmelte von Leuten, der Billett-Erwerb gestaltete sich mühsam, man konnte wegen des Andrangs nirgendwo so richtig verweilen, und die Luft im berühmten Barocksaal war stickig. Immerhin kenne ich jetzt endlich diesen Traum einer Bücherlagerstätte, bin in den legendären Filzpantöffeli über den Parkettboden geschwebt, habe mich über kostbare Handschriften aus dem Mittelalter gebeugt, bin bei der Mumie der ägyptischen Hohepriester-Tochter gewesen in ihrem Schaukasten in einer Ecke. Endlich. Nach dem Anblick dieser Mumie hatte ich mich als Kind schon schaudernd gesehnt.
    Cool, oder? Das Restaurant in der Lokremise.
    St. Gallens "Stadtlounge" nach dem Entwurf von Pipilotti Rist und Carlos Martinez.

Sonntag, 23. August 2020

Maskenpflicht?

Schönes Wetter ist langweilig. Als wir gestern von Rorschach per Schiff nach Rheineck und retour fuhren, zum einen auf dem Bodensee, zum anderen auf dem Alten Rhein, braute sich etwas zusammen. Einen solchen Himmel fotografiert man gern. Kurios war, dass der Kapitän per Lautsprecher durchgab, es herrsche auf dem Schiff Maskenpflicht, womit er und die Schweizerische Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft aber ehrlich gesagt Mühe hätten. Zu diesem verwirrlichen Votum passte, dass der Mann, der unsere Billette kontrollierte, die Maske unter der Nase trug. Und dass mehr als die Hälfte der Passagiere im Innenraum die Maske durchgehend gar nicht auf hatte. Gut, sass unsereins unter dem hinteren Dach draussen im Freien.

Samstag, 22. August 2020

Bossis Kampfschrift

Emilio Bossi, dessen Denkmal in seinem Geburtsort Bruzella im Muggiotal wir unlängst erblickten, wurde nur 50; im Jahr 1920 verstarb er. Er war ein Multitalent: Verleger, Journalist, Rechtsanwalt, Politiker. Ein produktiver Schriftsteller war er auch, der unter dem Künstlernamen "Milesbo" Bücher verfasste, die seinem antikirchlichen Denken, seinem radikalen Freisinn entsprachen. Was für eine Doppelnatur, was für ein Macher und Theoretiker: Bossi sass in der Tessiner Kantonsregierung, schrieb aber gleichzeitig die bis heute berühmte Polemik "Cristo non è mai esistito" (Christus hat nie existiert).

Freitag, 21. August 2020

Wir sahen die Pferde vom Bisbino

Das war ein schöner Zufall. Ronja hörte am Dienstag im Abstieg vom Monte Bisbino ins Muggiotal im steilen Wald ein Bimmeln wie von einer Kuh- oder Ziegenherde. In diesem Fall waren es Pferde, die Glocken trugen. Sie gehören zu einer Herde von etwas über 20 Tieren - den berühmten Wildpferden vom Monte Bisbino, die im Sommer frei leben und die Grenze von Italien zur Schweiz nach Belieben überqueren. Am Anfang der Geschichte stand 2003 der Tod eines italienischen Bauern. Seine Pferde blieben sich selbst überlassen. Fünf Jahre später, im kalten Winter 2008/2009, wären sie fast umgekommen. Es bildete sich eine Supportgruppe von Tierschützern und Pferdefans, die sich um sie kümmerten. Gleichzeitig gab es Streit mit den Behörden und den Bauern der Gegend, die Bedenken gegen die frei herumstreifenden Haflinger hatten. Diese Phase ist vorbei, die Cavalli del Bisbino sind heute quasi anerkannt. Im Winter werden sie jeweils eingefangen und auf italienischem Gebiet in ein umzäuntes Gelände geführt. Dort bekommen sie zu fressen und werden vom Tierarzt kontrolliert. Wirklich wild sind die Wildpferde vom Bisbino also nicht. Das sieht man auch an ihren Kopfhalftern, die auf den Zugriff des Menschen verweisen.

Donnerstag, 20. August 2020

In Italien und überfordert

Auf dem Bisbino, Blick Richtung Monte Generoso. Rechts ein Moretti-Bier.
Die letzten Meter zum Bisbino mit der Kapelle. Das Restaurant ist mit ihr zusammengebaut.
Meine Pizzoccheri. Uffa!
Eine Entdeckung: der Monte Bisbino, dessen Gipfel knapp über der Grenze im Italienischen liegt. Ich bestieg ihn am Dienstag mit Ronja, wir wählten aufwärts die Direttissima durch den Buchen- und Birkenwald vom Tessiner Dorf Bruzella in der Valle di Muggio und gingen abwärts etwas länger und sanfter nach Morbio Superiore ebenfalls im Muggio-Tal (760 Meter aufwärts, 890 abwärts, 4 1/4 Stunden Gehzeit). Vom Berg blickt man auf Teile des Comer Sees und auf Como, sieht aber auch weit in die Runde, etwa zum Monte-Rosa-Massiv; man erfasst zudem, wie in dieser Gegend die Alpen auslaufen zur Po-Ebene hin. Der Gipfel, 1325 Meter über Meer und von der Comer Seite her mit einem Strässchen erschlossen, ist überbaut mit einer unzugänglichen Militäranlage, einer - leider verschlossenen - Madonnenkapelle und einem Ristorante. Dort bestellten Ronja und ich je ein Primo und ein Secondo. Fehler! Das Primo, hervorragend gekochte Pizzoccheri mit Kartoffeln und Käse, sätttigte uns voll und ganz. Es kam das Secondo, Kalbsvoressen mit Polenta, ebenfalls eine Holzfällerportion. Wir waren überfordert, was nie schön ist. Also, liebe Freundinnen und Freunde, falls ihr je auf den Bisbino steigt und oben einkehrt: Vorsicht, Kalorienwahnsinn!

Mittwoch, 19. August 2020

Runder Geburtstag

Hat dieser Widmer nichts Gescheites zu erzählen, dass er einen alten Eintrag recycliert? Man beachte das Datum. Gestern vor zehn Jahren - das soll der Screenshot belegen - erschien in diesem Blog der erste Eintrag. Seither habe ich täglich gebloggt. Ich gedenke das weiter zu tun.

Dienstag, 18. August 2020

Der Zauber des Arvenwaldes

Im Tamangur-Wald.
Frisches Joghurt mit Aprikosenconfi
auf der Alp Astras. War sehr, sehr fein.
Knochentrockenes Totholz. Sumpflöcher. Felsen und Geröll. Vom Blitz getroffene Splitterstämme. Und Bäume, die Flechtenbärte tragen, als seien sie Hippies oder der Zauberer Merlin: Das ist der Arvenwald von Tamangur bei S-Charl im Unterengadin, den wir am Sonntag durchquerten. Er steht unter Naturschutz wie die gleichnamige Moorlandschaft und gilt als höchster geschlossener Arvenwald Europas. Der Superlativ beeindruckt mich weniger als die Wirklichkeit. Der God Tamangur, wie er auf Romanisch heisst, hat einen tolkinesken Zauber, den wir alle spürten. Die dazugehörige Route: S-Charl - Tamangur Dadora - God Tamangur - Tamangur Dadaint - Alp Astras - Plan Mattun - Fuorcla Funtana da S-Charl - Plaun da l'Aua - Ofenpass, Passhöhe (4 1/4 Stunden, 765 Meter aufwärts, 420 abwärts).
Das Zielfoto: Widmer läuft am Ofenpass ein.

Montag, 17. August 2020

Ein Samstag in Schuls

Schuls mit der Kirche San Geer (Sankt Georg).
Znacht gabs in Schuls in der Traube.
Hier mein Entrecôte double.
Schuls, also Scuol, ist halt einfach schön. Der Name des Tourismusortes im Unterengadin stammt nicht, wie ich bis vor kurzem dachte, vom lateinischen "scola" gleich Schule. Vielmehr geht er zurück auf ebenfalls lateinisch "scopulus", Klippe; gemeint ist der Fels über dem Inn, auf dem die Kirche San Geer thront. Von Samstag auf Sonntag übernachteten wir in Schuls, an beiden Tagen gabs eine Wanderung. Hier vorerst, was wir am Anreisetag unternahmen: Wir fuhren mit dem Sessellift von Ftan hinauf nach Prui und starteten dort eine eher leichte Sache: hinüber zur Alp Laret, hinauf zum Muot da l'Hom, hinüber via die Alp Clünas nach Schlivera und hinab nach Naluns. Dort nahmen wir im Bergrestaurant einen Apéro und fuhren dann mit der Gondelbahn talwärts nach Schuls - Zimmerbezug im Hotel. Die Route hatte 3 1/4 Stunden Gehzeit gebraucht, wir waren 570 Meter auf und 490 abgestiegen. Der sanfte Rücken des Muot da l'Hom hatte sich als perfekter Aussichtspunkt herausgestellt, auf dem wir uns mit den Bergen rundum vertraut machen konnten; das Foto vom Piz Buin, das ich gestern brachte, zeigt einen Ausschnitt des Gipfelpanoramas. Was wir am zweiten Schulser Tag anstellten, erzähle ich morgen.
Muot da l'Hom voraus. Dankbar bin ich als Fotograf für die stilvollen Wolken.

Sonntag, 16. August 2020

Mit Velo, ohne Velo

Der Zug Zürich ab 6 Uhr 37 nach Chur fuhr gestern mit zehn Minuten Verspätung los. Der Grund: Biker, die für ihre Velos nicht reserviert hatten und diese in die Vorräume quetschten, so dass man weder aufs WC konnte noch den Waggon wechseln. Die Kondukteurin musste ihnen in harter Therapiearbeit beibringen, dass so etwas im Notfall tödlich sein kann, versperrte Fluchtwege und so. Am Ende stiegen die Velöler dann doch aus, und der Zug konnte endlich starten. Unsereins reiste zu einem Zweitäger nach Schuls. Ohne Velo. Hier ein Foto vom Muot da l‘Hom über Ftan, der Zacken links ist der Piz Buin.
https://drive.google.com/uc?export=view&id=1_QqgZ6ebigk3Oi1zON43ld-9I3dzHXlk

Samstag, 15. August 2020

Mümmelfisch

Protosiganus glarisianus, fotografiert ab der Infotafel in der Tschinglenschlucht.
Man fand das Fossil beim Schieferabbau in Engi im Kanton Glarus, heute ist es im Basler Naturhistorischen Museum ausgestellt. Protosiganus glarisianus, der Proto-Kaninchenfisch, wie er auf Deutsch heisst, schwamm vor 30 bis 50 Millionen Jahren im Glarner Urmeer. Als wir kürzlich von Elm, Engis Nachbarort, zu unserer Wanderung über den Segnespass aufbrauchen, kamen wir als erstes in die Tschinglenschlucht. Dort ist das Tierchen auf einer geologischen Infotafel abgebildet. Wer nun aber im Fischskelett das Hasenartige sucht, denkt in eine falsche Richtung. Kaninchenfische gibt es auch heutzutage. Sie heissen so, weil sie - es handelt sich um Pflanzenfresser - beim Verspeisen der Nahrung mümmelnde Oberlippen-Bewegungen machen.

Freitag, 14. August 2020

Die perfekten Spare Ribs

Blick in den Schrank, in dem die
teuren Stücke bei 1.8 Grad reifen.
Vegetarier wegschauen! Allen anderen möchte ich sagen: Sehen meine Spare Ribs an einem süsslich-scharfen Barbecuesösseli nicht traumhaft aus? Das Fleisch war so perfekt gegart, dass es sich mit der Gabel vom Knochen lösen und zerteilen liess. Am Mittwochabend war ich mit einem Freund wieder einmal im Fleisch am Chnoche. Das Restaurant und seine grosse Terrasse sind der perfekte Ort für einen Sommerabend. Unten in der Waldsenke am Wehrenbach zwischen Zürich-Witikon und Zollikerberg ist es dann unglaublich lauschig. 

Donnerstag, 13. August 2020

Ein Pass, ein Buch

Ein Buch macht mir Lust, wieder einmal in der Region zu wandern, der es sich widmet. "Entdeckungen am San Bernardino - Natur, Landschaft und Geschichte einer Passregion" heisst es. Ich mag den Duktus dieser Neuerscheinung aus dem Verlag Hier und Jetzt, der Stil ist nüchtern, aber präzis mit einem wissenschaftlichen Einschlag. Die erste Hälfte besteht aus einer Einführung, es geht um Geologie und Vegetation, aber auch um Historie und Handel. Die zweite Hälfte regt 14 Exkursionen an. Wer weiss, vielleicht absolviere ich bald Exkursion eins, die von Castione über Arbedo nach Cama führt und einen Besuch des Museo Moesano in San Vittore einschliesst. De archäologische Ausstellung dort ist offenbar besonders reichhaltig. Denn der San-Bernardino-Pass samt der Landschaft Rheinwald im Norden und dem Misox im Süden ist seit der Bronzezeit ins europäische Verkehrsnetz eingewoben.

Mittwoch, 12. August 2020

Der zweite Turm wächst

Kein besonders gutes Foto, ich weiss. Ich machte es kürzlich aus dem fahrenden Zug, in Basel. Links sehen wir den Roche-Turm, mit 178 Metern das höchste Hochhaus der Schweiz. Zu seiner Rechten - darum das Foto - wächst der zweite Roche-Turm heran, der 205 Meter hoch sein wird. Er ist schon ziemlich weit gediehen. Armes Basler Münster, du siehst bald noch kleiner aus.

Dienstag, 11. August 2020

Erinnerungsmal am Bergweg

Unterhalb des Segnespasses und des Martinslochs, auf der Flimser Seite, passierten wir letztes Wochenende am Bergweg dieses Mal. Kerzen und Steine mit Namen darauf erinnern an das Flugzeugunglück im August vor zwei Jahren. Damals kam ein Ju-52-Oldtimer in geringer Höhe ins Trudeln, schmierte ab und prallte mit der Nase voran auf. Beide Piloten, die Flugbegleiterin und die 17 Passagiere starben. Wie es zum dem Unfall kam, ist unklar, der Schlussbericht der Untersuchung, von dem man sich eine Klärung erhofft, wird - voraussichtlich - diesen Oktober vorliegen.

Montag, 10. August 2020

Aufstieg unter dem Mörderhorn

Das links ist kein Wüstenscheich, sondern ein Wanderer mit Sonnenschutz.
Das Alphorn sei aus Karbon und federleicht, sagte uns der Bläser.

Tiefblick ziemlich weit oben am Segnespass Richtung Elm.
Diesen Knochen fanden wir auf der Passhöhe. Er stammt wohl von einem
verendeten Wanderer. B. fand im Selbstversuch heraus: Oberschenkel!
Am Samstag machten wir den Segnespass, der von Elm nach Flims führt. Die Gehdauer und Höhenunterschiede habe ich gestern aufgelistet und auch berichtet, dass es sich um einen sehr strengen Übergang handle. Nie gibt es im gegen fünfstündigen Aufstieg eine Strecke, auf der man mal ein paar Minuten geradeaus geht. Wildbäche sind zu queren, Vorsicht ist geboten. Oft sind die Tritte jenseits jeder Treppenfabrikanten-Norm punkto Höhe. Die endlose Brüschegg wartet mit unzähligen Steilkurven auf, und über ihr thront das Mörderhorn. Der Segnespass ist ein grossartiger Pass, der tut, was Pässe in der heutigen Freizeitgesellschaft tun sollen: Er bietet dem Wanderer Widerstand. Sowie eine geballte Ladung Schönheit, man sieht zum Beispiel das berühmte Martinsloch aus der Nähe. Und kommt auf der Flimser Seite zur urtümlichen Ebene von Segnas Sut und dem Wasserfall mit dem klingenden Namen Tschenghel dil Gori. Alles wunderbar bis zum Höhenweg von Segnas Sut hinüber nach Naraus mit Tiefblick auf den Flem, den Gebirgsfluss, der Flims den Namen gegeben hat. Man muss den Segnespass einmal im Leben überschritten haben. Für mich war es am Samstag das zweite Mal.

Gebirgsidyll: die Ebene von Segnas Sut.

Rückblick von Segnas Sut zu den Tschingelhörnern (M.) und der Passsenke (rechts).