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Sonntag, 30. April 2023

Die Wolken von Hundwil

Ja, eben, unsere Samstagswanderung mit Führung durch die Kristallhöhle Kobelwald fiel ins Wasser – ins Hochwasser, ich habs hier schon erzählt. In der Not entschied ich mich, nachdem mich am Freitagabend die Höhlenwartin angerufen hatte, um die Höhlentour abzusagen, für ein Stück alte Heimat. Für die Hundwiler Höhi, meinen früheren Hausberg. Was mir an der gestrigen Wanderung mit Start in Hundwil, die für mich eine Nostalgiewanderung war, speziell gefiel: die Wolken. Ich hoffe, die Fotos belegen es, sie sind alle in den ersten 20 Wanderminuten aufgenommen.


Samstag, 29. April 2023

St. Galler Sintflut

Hierhin kommen wir heute NICHT: Eingang zur
Kristallhöhle Kobelwald. (Foto: Jonas Haller / Wikicommons)
Für heute hatte ich einen schönen Plan: von Oberriet im St. Galler Rheintal hinauf nach Appenzell via Eggerstanden. Ich hatte auch schon die Attraktion des Tages gebucht: eine Führung durch die berühmte Kristallhöhle Kobelwald etwas oberhalb von Oberriet; sie ist nicht zuletzt darum speziell, weil ein Bach durch sie fliesst. Nun, gestern um halb sieben Uhr abends bekam ich einen Anruf von der Höhlenwartin: Hochwasser in der Höhle! Kein Wunder nach all dem Regen. Die Höhlentour ist abgesagt, wir machen etwas anderes in einer nahen und doch ganz anderen Ostschweizer Ecke.

Freitag, 28. April 2023

Der Wanderheilige

Die Büste des heiligen Johannes, Apostel und Lieblingsjünger Jesu,
in der Kirche St. Remigius in Münsterlingen.
Das ehemalige Kloster und seine Kirche. Heute gibts auf dem
dem Gelände ein Spital und eine psychiatrische Klinik.

Gestern war ich in Münsterlingen, dem Thurgauer Ort am Bodensee. Weil ich Zeit hatte, schaute ich mir das ehemalige Benediktinerinnenkloster an, genauer gesagt den Kräutergarten und die Klosterkirche St. Remigius. Dort traf ich die Büste des heiligen Johannes wieder, die sich die Katholiken von Münsterlingen und die von Hagnau am deutschen Ufer vis-à-vis teilen. Ich hatte in meinem Blog im Februar davon erzählt: Seit bald 500 Jahren gilt die Regelung, dass immer bei einer Seegfrörni Johannes in einer Prozession übers Wasser getragen wird, mal holen ihn sich die Deutschen, mal die Schweizer. 1963 waren die Gläubigen von Münsterlingen am Zug, seither steht der Heilige in ihrer Klosterkirche. Was mich gestern Vormittag freute: Eine Frau, die Mesmerin oder ähnlich, war in der Kirche grad am Putzen und Aufräumen. Das Gitter, das einen Teil des Innenraumes unzugänglich macht, sodass man Johannes in der Regel nur aus einigem Abstand sehen kann, war zur Seite geschoben. Und so kam ich schön nahe an den Wanderheiligen heran.

Donnerstag, 27. April 2023

Das Wetter gemäss Jade


Ruhige Stimme, sachdienliches Französisch, knappe Gestik. Die junge Frau agiert unexaltiert. Hauptsache der Sendung ist ja auch das Wetter. Jade, Nachname unbestimmt, präsentiert auf dem Westschweizer TV-Sender "M Le Média" seit dreieinhalb Woche die tägliche Meteoprognose und ist bereits eine Berühmtheit. Kein Mensch aus Fleisch und Blut ist sie, sondern ein Avatar, in dem künstliche Intelligenz wirkt. Unsereins Wanderer informiert sich täglich über das Wetter. Mal schauen, wie lange es dauert, bis es auch in der Deutschschweiz eine Jade gibt, die es ihm darlegt.

Mittwoch, 26. April 2023

Per Bus zum Chuderhüsi

Der BLS-Wanderbus unterwegs im Emmental.
(Foto: BLS-Mediendienst)
Von der "BLS Lötschbergbahn" kam gestern eine Medienmitteilung. Es geht um die diesen Samstag anlaufende BLS-Wanderbus-Saison; wieder verlängert das Berner Unternehmen bis Herbst mit Blick auf Wanderinnen und Wanderer drei seiner Emmentaler Buslinien:

  • Die Linie Signau-Röthenbach wird bis zum Chuderhüsi verlängert.
  • Die Linie Ramsei-Langnau-Fankhaus wird bis zur Mettlenalp verlängert.
  • Die Linie Langnau-Bärau-Mettlen fährt als Wanderbus weiter über die Lüderenalp nach Wasen.
Der Wanderbus auf den verlängerten Abschnitten fährt samstags und sonntags sowie an Feiertagen. Das gilt auch für die neue Schallenberg-Buslinie von Escholzmatt nach Thun. In Röthenbach bietet sie Anschluss an den erwähnten Wanderbus zum Chuderhüsi.

Dienstag, 25. April 2023

Frühling in Laufenburg

Das Erdmannliloch ist sicherheitshalber umhagt.
Blick vom Laufenburger Chopf auf den Rhein, rechts deutsches Gebiet.
Der Heubergweiher.

Am Sonntag war Bilderbuchfrühling. Bärlauchteppiche in den Wäldern, knallgrünes Buchenlaub, wohlige Wärme überall, wo die Sonne hinreichte. Für ein Projekt – mehr dazu später mal – war ich in Laufenburg unterwegs und drehte dort eine Runde durch den Wald, wobei ich stellenweise auf dem "Naturpfad Laufenburg" wanderte, auf dessen Schweizer Seite. Ich lernte zwei tolle Aussichtspunkte kennen, den Laufenburger Chopf und den Chaischterchopf. Ich kam am Erdmannliloch vorbei, in dem angeblich Zwerge hausen, das schummrige Loch im Boden war ein wenig unheimlich. Und ich passierte mehrere Weiher wie etwa den Heubergweiher. In ihnen allen wird derzeit gelaicht – Frühling eben.

Montag, 24. April 2023

Ein bisschen Hexologie

Flotte Flughexe beim Brugger Hexenplatz.
Der Hexenplatz ist ein Aussichtspunkt und Rastplatz mit Blick auf die Stadt Brugg, eine Schutzhütte hats da auch mit einem geschnitzten Hexlein als Dekor. Als ich am Samstag durchkam, fragte ich mich, was der Name zu besagen hat. Nun, ich fand nichts Konkretes, auf der Landeskarte ist der Platz (Koordinaten 657850 260022) nicht einmal eingetragen. Bleibt bloss die Methode, auf ortsnamen.ch nachzuschlagen, was es anderswo im Land mit diesem Namen auf sich hat; denn es gibt ihn nicht nur in Brugg. Zu drei "Hexenplätzen", in Arlesheim, Gonten und Oberägeri, fand ich Einträge. Demnach ist ein Hexenplatz ein Platz, auf dem sich angeblich Hexen aufhalten oder Hexen verbrannt wurden. Speziell als "Hexenplatz" bezeichnet werden kreisrunde Plätze im Wald oder beim Wald, die als Tanzflächen von Hexen gelten. Auch sind Hexenplätze in der Regel abgelegen und einsam. Manchmal waren es auch heidnische, also irgendwie unerklärliche und unheimliche Relikte, die zum Namen führten.
Der Hexenplatz. Links unten (nicht zu sehen) die Stadt Brugg.

Sonntag, 23. April 2023

Schöne Fassade

Die alte Lateinschule in Brugg, links die reformierte Stadtkirche.
Die Frau links verkörpert die Theologie, die rechts die Musik.
Etwas höher eine Inschrift auf Hebräisch. 

Ich wundere mich, dass ich diese Fassade bisher nie gesehen habe. Gestern war ich jedenfalls überrascht, nein begeistert, als ich mich in Brugg ein wenig umschaute und sie erblickte. Sie findet sich nah der Aare im "geistigen Viertel", wie jenes Quartier genannt wurde, in dem sich Kirchen und Kapellen ballten und viele Geistliche wohnten. 1415 übernahmen die Berner die Stadt, setzten ein gutes Jahrhundert später die Reformation durch. Fortan bestand stets Bedarf an Predigern, um den neuen Glauben dem Volk darzulegen. Die Lateinschule, die auf eine frühere Schule aus der Zeit der Habsburger zurückgriff, war dazu die geeignete Einrichtung. Der Bau von 1515 wurde 1638 bis 1640, zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges, durch einen neuen Bau teils ersetzt, teils ergänzt. Womit wir bei der rot-braun-ockerfarben kolorierten Ostfassade der Lateinschule wären. Was mich an ihr faszinierte, waren die Sinnsprüche in Deutsch, vor allem aber in Lateinisch, in Altgriechisch und in Hebräisch; diese Sprachen mussten die angehenden Pfarrer meistern. Zudem verkörpern an der Fassade, die vom Dekorationsmaler Rudolf Schwerter ausgeführt wurde, acht Frauengestalten zum einen die Theologie und zum anderen die sieben freien Künste der Antike, Disziplinen von Musik bis Grammatik. Ich verweilte lange vor der Lateinschule und dachte, dass ich an diesem Ort gern gelernt hätte. Was die Geistlichen angeht, die ihr entsprangen und Aargauer Pfarrämter besetzten: Es waren so viele, dass sich Brugg den Beinamen "Prophetenstadt" zuzog.

P.S. Mehr zur Fassade hier.

Samstag, 22. April 2023

27 Liter pro Person

Unsereins trinkt zum 
Wandern gern Wein. 
Diese Flasche gabs
vor wenigen Wochen im
Grotto bei Mendrisio.
Im "Tagi" war gestern zu lesen, wie viel Wein die Schweizer Wohnbevölkerung letztes Jahr getrunken hat, Quelle war eine Mitteilung des Bundesamtes für Landwirtschaft. Dazu kamen ein paar weitere Fakten zum hiesigen Weinkonsum. Hier das Wesentliche:

  • 237 Millionen Liter Wein wurden hierzulande 2022 getrunken. Pro Person sind das rund 27 Liter. 
  • Gut zwei Drittel dieser 237 Millionen Liter waren Rotwein und ein Drittel Weisswein.
  • Der Gesamtkonsum ist rückläufig. Gegenüber 2021 trank die Schweizer Bevölkerung letztes Jahr sieben Prozent weniger Wein. 
  • Trotzdem dürfen sich die hiesigen Produzentinnen und Produzenten ein bisschen freuen. Der Marktanteil der Schweizer Weine stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 37 Prozent (2022). Ausländische Weine auf dem Schweizer Markt verloren hingegen.

Freitag, 21. April 2023

Nazi am Wanderweg

Es war der in der Region verwurzelte Arzt und Schriftsteller Ludwig Finckh (1876-1964), der die Vulkanschlote des Hegaus als "des Herrgotts Kegelspiel" bezeichnete. Die schöne Wendung ist bis heute geblieben. Massgeblich war Naturfreund Finckh auch daran beteiligt, dass man den Basalt-Abbau an einem der Kegelberge, dem Hohenstoffeln, einstellte. Vor dem Jagdhaus Hohenstoffeln am Wanderweg auf den Berg erinnert auf einem Stein eine Tafel in knappen Worten an Finckh, den "Dichter und Hüter der Landschaft". In diesem Fall wäre mehr Information angebracht. Der Mann war ein glühender Nazi und ein Antisemit und gelobte Adolf Hitler 1933 auf einer landesweit verbreiteten Liste mit 88 unterzeichnenden Literaten "treueste Gefolgschaft". Gleichen Jahres trat er in die NSDAP ein, hielt in seiner Gegend fortan regelmässig Vorträge über Erbbiologie und amtete auch als Referent in einer Waffen-SS-Schulungsstätte in Radolfzell. Nach dem Krieg kam Finckh glimpflich davon, man schaute ihn als Mitläufer an. Reue zeigte er keine. Der Dichter Hermann Hesse, vor dem Ersten Weltkrieg ein Freund Finckhs, entzweite sich später von diesem und bezeichnete dessen Autobiografie von 1961 als "das Buch eines alten vernagelten Nazi, der 12 Jahre lang 'Heil Hitler' geschrien hat und es am liebsten wieder täte." Man betrachtet die Gedenktafel am Hohenstoffeln anders, wenn man das alles bedenkt.

Verschweigt Wesentliches: Gedenktafel vor dem Jagdhaus Hohenstoffeln.

Donnerstag, 20. April 2023

Kreuz und Primel

Das Hegaukreuz – sieht ein wenig aus wie ein Mensch, oder?
Der Mägdeberg mit der Burgruine, rechts hinten der Hohenkrähen.
Das ist sie! Primula veris.
Das Wetter war nicht besonders, als wir am Dienstag im Kegelbergland des Hegaus unterwegs waren. Habe ich gestern unter Beigabe weiterer Negativa erzählt und am Ende angekündigt, heute darzulegen, was alles uns an unserer Tour trotzdem gefiel. Die dauerte knapp vier Stunden und führte uns vom Bahnhof Mühlhausen auf den Mägdeberg mit seiner Burgruine und zum Hegaukreuz, dann hinab nach Weiterdingen, auf dem direkten Weg auf den Hohenstoffeln und etwas umständlicher via Sennhof wieder hinab nach Weiterdingen. Vieles mochten wir. Natürlich die Tiefblicke vom Mägdeberg und vom Hohenstoffeln, der zuoberst von Basaltsäulen gesäumt ist. Auch nicht zu verachten war der Rundblick von der Kuppe mit dem Hegaukreuz. Dieses wurde 1968 zu Ehren eines Lokalfunktionärs montiert, der sich um die Belange der Region und den Landschaftsschutz verdient gemacht hatte. Zudem sichtete Wanderfreundin M. in einer Wiese beim Kreuz eine Primel-Art, die dort in Massen gedieh; das sei, verkündete M., die seltene, die wundervoll riechende, die grossartige Primula veris. Zu Deutsch: die Echte Schlüsselblume. Und damit zurück zu den grossen Dingen. Der Hochnebel verhüllte vieles, reichte aber doch, dass wir erkennen konnten, wie wunderschön unser Stück Hegau mit den urzeitlichen Vulkanschloten ist. Und so ist klar: Man wird wieder hinreisen. Wohl noch mehrmals.
Blick vom Hohenstoffeln zum Binninger Baggersee.
Basaltsäulen am Pfad auf den Hohenstoffeln.

Mittwoch, 19. April 2023

Nebel und Dreck

Hegau im Hochnebel.
Unser Wanderweg am Hohenstoffeln.

Gestern waren wir zu zweit im Hegau unterwegs in der Gegend der Städte Singen und Engen – und um es kurz zu machen: Nicht alles war und lief ideal. Vor allem meine ich das Wetter. Dass die Bise heftig blies: kein Problem. Aber der Hochnebel setzte uns zu, er verhüllte die höheren Lagen und liess kein Schauen in die Weite zu. Auch die berühmten Vulkankegel im nahen Umland waren umdunstet. Nun gut, wir wanderten trotzdem mehr als vier Stunden und erstiegen zwei der erwähnten Kegelberge, den Mägdeberg und den Hohenstoffeln. Mühsam fanden wir, beide erprobte Wanderer, die Signalisierung am Hohenstoffeln – was für wirre Markierungen! Ziemlich übel war im Übrigen der Zustand des Waldweges zum Hohenstoffeln. Dort hatte ein Wahnsinniger von Waldarbeiter auf einem Fahrzeug mit Monsterreifen gewütet, der Pfad war über hunderte Meter bloss Dreck, man sank ein, rutschte, schlitterte, machte sich total schmutzig. Deprimierend sah der Wald aus. Als hätte Godzilla geholzt. Hätten wir das gewusst, hätten wir den Berg ausgelassen. Doch es wurde nirgendwo vermeldet. Klingt sehr negativ, ich weiss. Morgen will ich nachschieben, was uns an der Gegend und unserer Route alles gefiel.

Dienstag, 18. April 2023

Kegelrunde

Einer der markanten Hegauberge ist der Hohenkrähen.
(Foto: Jörg Braukmann / Wikicommons)

Heute gehts ins grenznahe Deutschland. In den Hegau, wie die Landschaft nordöstlich von Schaffhausen mit Singen als Hauptort heisst. Ein, zwei oder drei der Kegelchen zu besteigen, die da herumstehen, dies ist das Ziel. Vor etwa 14 Millionen Jahren wurden in der Gegend mehrere Vulkane aktiv. In der Eiszeit, vor etwa 150 000 Jahren, bedeckten dann Gletscher das Hegau, das Eis schliff Molasse und Tuff weg, die härteren Gesteine hingegen, Basalt und Phonolith, hielten sich. Aus ihnen bestanden die Vulkanschlote, die deswegen geblieben sind – die Kegelchen, die heute mal aus der Nähe beschaut werden sollen.

Montag, 17. April 2023

Spargelsamstag

Bei Pfungen wird die Töss romantisch.
Irchtelturm voraus.
Bluescht im Zürcher Weinland.
Der Spargel bei Gislers.
Unsere Samstagsunternehmung wurde durch ein kleines Wetterwunder veredelt: Es regnete nicht, weder meine Pelerine noch der Schirm kamen zum Einsatz. Die Wanderung führte uns aus der Gegend von Winterthur ins Zürcher Weinland. Wir starteten in Pfungen, überquerten die Töss, stiegen auf den Irchel, steuerten im Heerenbänkli den Aussichtsturm an, hatten von oben den Rest der Route vor Augen: hinab nach Buch, weiter nach Flaach und zum Hof der Familie Gisler. Im improvisierten Bauernbeizli assen wir frischen Spargel – er war das Ziel der dreieinhalbstündigen Wanderung gewesen, die bald darauf in Flaach endete.

Sonntag, 16. April 2023

Gut gegessen

Wenn man über die Jahre im Land unterwegs ist und ab und an einkehrt, ergibt sich eine Art kulinarische Landkarte. Auf ihr vermerkt ist neuerdings Bauma im Tösstal, wo ich am Freitag mit einer Freundin in der Nähe des Bahnhofs sehr gut ass. Die Wirtschaft zum Schöntal – klassisches Dorfbeiz-Interieur mit Holzstühlen und Holztischen ohne Tischtücher – hat einiges auf der Karte, was andere Restaurants nicht anbieten. Zum Beipiel Grick, Lunge und Herz, vom Gitzi in diesem Fall. Oder Kalbskopf. Nun gut, ich gebe zu, dass ich vor Ort dann doch nicht so mutig war. Ich entschied mich für den Gitzi-Hackbraten mit einem Bärlauch-Sösseli, Spätzli und Gemüse. War sehr fein, ich will da wieder hin.

Samstag, 15. April 2023

Das Meringue-Comeback

Vergesst die Diät, Leute, schlagt zu!
Meringue im "Kemmeriboden-Bad".
(Foto: Schnäggli/Wikicommons)
Überall Schlamm und Dreck und Schwemmholz, alles öd und braun und feucht und kaputt. Trostlos sah es letzten Sommer im und um das Hotel Kemmeriboden-Bad in Schangnau aus, nachdem die gewitterhalber stark angeschwollene Emme Gelände und Gebäude heimgesucht hatte. Diese Woche wurde bekannt, dass das Hotel, das damals geschlossen werden musste, Anfang Juli wieder öffnet und das Restaurant jeweils von Donnerstag bis Sonntag Tagesausflüglerinnen und -ausflügler versorgen wird. Nicht um irgendeinen Betrieb handelt es sich, sondern um das bekannteste Hotel des Emmentals. Um ein Haus, das seit 1834 Generation um Generation die legendär feine Meringue serviert. Die feiert jetzt ihr Comeback. Respektive: Wir feiern ihr Comeback.

Freitag, 14. April 2023

Osterhase à la Giffers

Er war fein, der Osterhase aus Giffers FR vom Metzger Götschmann. Jawohl, Metzger, nicht Confiseur – ich rede von einem Salami-Hasen. Irgendwie seltsam, wenn etwas, das in aller Regel aus Schoggi gefertigt ist, für einmal aus Fleisch besteht. Seltsam auch, dass Fleisch vom Schwein und vom Rind die Gestalt eines Hasen annimmt. Aber wie gesagt, er war fein, der Osterhase aus Giffers, den ich gestern anschnitt.

Donnerstag, 13. April 2023

Die Deutsch-Bubble

Das Licht des Südens hat seinen Reiz.
Vor kurzem stand in der NZZ ein Artikel über Deutschschweizer Rentnerinnen und Rentner im Tessin, das hierzulande dieselbe Rolle spielt wie Florida in den USA – Sonnenstube für Alte. Der Artikel lieferte auf süffige Art demografische und soziologische Erkenntnisse, hier ein paar von ihnen:

  • Praktisch ein Viertel der rund 354 000 Leute, die im Tessin leben, sind im Pensioniertenalter. Das ist schweizweit ein Spitzenwert.
  • Der Grund dafür ist klar. Scharen von Schweizerinnen und Schweizern ziehen, wenn sie im Rentenalter sind, ins Tessin. Etwa ein Zehntel der dortigen Einwohnerschaft stammt aus dem Norden. Darunter eben viele Pensionierte. Dass ihrerseits junge Tessinerinnen und Tessiner mit akademischer Bildung in die Ballungszentren nördlich der Alpen abwandern, wos die gut bezahlten Jobs gibt, fällt als Gegentrend weniger ins Gewicht.
  • Viele der Deutschsprachigen im Tessin wollen kein Italienisch lernen oder schaffen es nicht. So kommt es zur "Deutsch-Bubble", wie die NZZ schreibt, es gibt etliche Vereine und Clubs im Tessin, die ein Kultur- und Unterhaltungsprogramm speziell für Deutschsprachige anbieten.
  • Im Tessin wimmelt es von Immobiliengesellschaften, Banken, Versicherungen,  Anwälten, Ärzten, Kliniken, die sich auf Alte, ihre Bedürfnisse und Probleme spezialisiert haben. Speziell auch auf die aus der Deutschschweiz (und Deutschland). 
  • Seit fast zehn Jahren – das überrascht im NZZ-Artikel – ist zu beobachten, dass viele Rentnerinnen und Rentner irgendwann wieder in die Deutschschweiz zurückziehen. Es sind Leute, die sich dem Ende ihres Lebens nähern, oft ist grad der Gatte oder die Gattin verstorben, allein will man sich der fremd gebliebenen Tessiner Kultur nicht mehr aussetzen. Und ganz sicher will man im Pflegheim die Muttersprache sprechen. Plus sind da die Enkelkinder. Auch sie können motivieren, dass man wieder in jene Welt zurückkehrt, aus der man stammt. Selbst wenn dort die Sonne weniger oft scheint.

Mittwoch, 12. April 2023

Alpträume und Hügeli

Hier gibts Horrorvisionen: das "HR Giger Museum".
Mmmm, Doppelrahm zum Kafi.
Gestern war ich beruflich in Greyerz, im Freiburger Städtchen auf dem Hügel, auf dem einst die Grafen von Greyerz residierten. So nebenbei besuchte ich das "HR Giger Museum" mit den Alienskulpturen, Biotechnokreaturen, Gruselgemälden und Alptraummöbeln des 2014 verstorbenen Bündner Künstlers und Oscar-Preisträgers Hans Rudolf Giger. Irgendwie war ich erleichtert, als ich aus dem Kabinett der düsteren Fantasien wieder ins Freie trat und rundum die herzigen Hügeli und halbverschneiten Gipfel sah. Zum Kafi gabs dann statt des obligaten Industrierähmli ein Schoggichübeli mit … ja, klar, Crème de Gruyère. Sie machte die Welt wieder vollständig heil. Und half auch gegen eine leichte, durch das Regenwetter bewirkte Verdrossenheit des Gemütes.
Obelix-Anspielung auf einem Werbeplakat an der "Maison du Gruyère" in Greyerz.

Dienstag, 11. April 2023

Und zum Schluss eine Ruine

Das Kloster von Rüeggisberg BE heute und …

Ich liebe es, wenn eine Wanderung nicht nur abwärts, aufwärts oder geradeaus führt, sondern zusätzlich in die Vergangenheit. Unsere Unternehmung am Ostersamstag stimmte mich auch deshalb zufrieden, weil sie im Dorf Rüeggisberg endete. Dort besuchten wir die Ruinen des einstigen Klosters, dessen Geschichte mit zwei Mönchen beginnt, die in der abgelegenen Gegend um 1072 die ersten Zellen begründeten. Das bald erblühende Kloster hatte eine Ausstrahlung über die Region des Längenbergs hinaus, an dessen Abhang es steht, es besass allenthalben Ländereien, verfügte etwa über eigene Rebflächen am Bielersee. Auch lag es am Jakobsweg von Deutschland nach Spanien. Als im 16. Jahrhundert die Reformation im Berner Staatswesen kam, war endgültig Schluss mit dem Klosterbetrieb, manche Gebäulichkeiten verfielen, andere wurden umgenutzt. Was heute an Ruinen steht, gibt aber eine gute Idee von der Schönheit des einstigen Cluniazenser-Ablegers. Zur Erinnerung: Die Benediktiner-Abtei von Cluny im Burgund war im 10. Jahrhundert Ausgangspunkt einer gewaltigen Klosterreform. Sie verfocht eine neue Ernsthaftigkeit und wollte von ihren Anhängern wieder mehr Frömmigkeit. Auch in Rüeggisberg dürfte es betont gottesfürchtig zugegangen sein. Eigener Wein hin oder her.
… früher. (Rekonstruktion auf der Infotafel vor Ort)

Montag, 10. April 2023

Vier vor vier

Auf der Bütschelegg, die letzten Meter zum höchsten Punkt.
Die lange Gerade kurz vor Obermuhlern.
Am Ostersamstag zogen wir von Kehrsatz über den Längenberg, wie der Höhenzug südlich von Bern heisst. Das Gehen fiel uns leicht, die Steigungen hielten sich im Rahmen. Und das Wetter war unterhaltsam. Wir bekamen Sonne ab. Freuten uns, als wir unter uns den Thunersee erblickten, derweil die Stockhorn-Kette von Wolken umwallt war. Zogen Jacken aus und wieder an, wo der Wind hinreichte, wars kalt. In Obermuhlern trafen wir die Katze Felix und tütschten Eier, davon habe ich gestern erzählt. Einige Zeit später erreichten wir die Bütschelegg und taten dort zwei Dinge. Zuerst assen wir im grossen Restaurant, das einen tamilischen Wirt hat, der Hackbraten war pikant scharf und irgendwie zimtig-orientalisch gewürzt, der Kartoffelstock cremig und butterig, beides mundete. Rotwein floss. Danach besuchten wir den höchsten Punkt der Bütschelegg, der gleichzeitig der höchste Punkt des Längenberges ist. Die Wanderung endete anderthalb Stunden später im abgelegenen Rüeggisberg – schöne alte Häuser haben die dort. Und weil wir um vier vor vier im Dorf ankamen, reichte es grad noch, im Dorfladen eine Glace zu kaufen. Im Speisewagen von Bern nach Zürich stiessen wir dann an auf Ostern und die abwechslungsreiche Unternehmung.

Kehrsatz – Englisberg – Undere Wald – Obermuhlern – Niedermuhlern – Ratteholz – Bütschelegg – Oberbütschel – Taanwald – Mättiwil – Rüeggisberg, Post – Kloster – Rüeggisberg, Post. 4 3/4 Stunden, 740 Meter aufwärts, 380 Meter abwärts.

Der Dorfladen von Rüeggisberg.
Aprilhimmel mit der umwölkten Stockhorn-Kette.

Sonntag, 9. April 2023

Eiertütschen mit Felix

War die rote Katze ein Weibchen oder ein Männchen? Unklar. Jedenfalls zeigte sie sich prompt, als wir gestern Mittag in Obermuhlern, eine gute Stunde vor unserem Wanderziel Bütschelegg, für einen Apero anhielten. Für die, die es nicht kennen: Obermuhlern ist ein bäuerlicher Weiler im Berner Mittelland. Felix, wie wir die Katze spontan tauften, entfaltete in der nächsten halben Stunde Präsenz, liess sich streicheln, beschnupperte Rucksäcke, thronte zwischendurch auf jener Scheiterbeige, die uns die Rast bequem machte. Wir tranken an der schön windgeschützten Stelle nicht nur Prosecco, sondern tütschten auch Eier. Mein Ei, bio vom Coop, erwies sich als untauglich, die Schale kollabierte beim ersten Feindkontakt. Aber das Ding mundete. Und das bisschen Eigelb, das auf den Boden fiel, vertilgte Felix flink. So war unser Samstag – und nun wünsche ich allen ein schönes und stimmiges Osterfest. (Fotos: K. Nidzwetzki)

Samstag, 8. April 2023

Ich lebe eher undicht

Gestern machte ich es mir zuhause gemütlich, ging bloss kurz auf einen Spaziergang um die Häuser, meine Strasse im Zollikerberg kam mir vor wie ausgestorben. Später surfte ich ein wenig im Netz, schaute mich auf der Internetseite des "Tages-Anzeigers" um und sah, dass eine "Dichtestress-Karte" aufgeschaltet war. Ein interaktives Tool. Ich gab im Suchfeld meine Adresse ein. Und erfuhr, dass im Hektar, zu dem mein Haus gehört, 66 Personen wohnen; ein Hektar, das sind 100 auf 100 Meter. Weitet man die Fläche um mein Haus auf einen Quadratkilometer aus, sind es 1523 Personen. In der Schweiz wohnten 65 Prozent der Leute dichter als ich, stand da auch. Interessant. Landesweit am engsten, las ich des weitern, sind die Menschen in der Genfer Innenstadt gepackt: 29 000 pro Quadratkilometer.

P.S. Dort, wo wir heute hinwandern, leben 14 Personen auf einem Quadratkilometer.

Meine Strasse im interaktiven "Tagi"-Tool (Screenshot).

Freitag, 7. April 2023

Der fehlende Fussbeitrag

Heute könnte hier ein Beitrag stehen über jene Zwei, die den Wanderer und die Wanderin Route um Route unverdrossen tragen: die Füsse. Es würde darum gehen, wie man diese pflegt, sodass keine rissigen Stellen entstehen. Nun, der Beitrag kommt nicht. Ich selber habe zum Thema grad nichts Gescheites zu sagen – und habe auch keine Lust, den Text bei einer in Österreich niedergelassenen PR-Agentur zu bestellen. Die würde mir nach meinen Vorgaben einen hübschen Text oder auch ein Interview mit zwei Kosmetik-Spezialistinnen liefern. Gratis natürlich. Gestern bekam ich das entsprechende Angebot. Nun, ich verzichte.

Ein Screenshot des Mails von gestern, zwei Stellen habe ich retouchiert.

Donnerstag, 6. April 2023

Giftküste

Der Ponton auf dem See vor Uetikon. Und die Container für die abgepumpte Erde.

Vor der Goldküstengemeinde Uetikon am See schwimmt im Zürichsee ein Ponton. Von der Plattform aus wird der Seegrund zum Ufer hin gesäubert, Schläuche saugen schädliches Material ab von Blei über Zink und Arsen bis Uranteilchen, alles landet in gelben Containern. 25 Millionen Franken oder auch einiges mehr kostet die komplikationsanfällige Sanierung, 20 Prozent zahlt die öffentliche Hand, 80 Prozent die "Zeochem", wie die "Chemie Uetikon" heute heisst. 1818 gegründet, produzierte die Fabrik lange Dünger. Das verseuchte Abwasser wurde, bevor die ersten Kläranlagen aufkamen, unbehandelt in den See geleitet. Am Sonntag zeigte mir ein Freundespaar aus Uetikon das riesige, 66 000 Quadratmeter messende Chemieareal, das derzeit zum grössen Teil begehbar ist; Dünger wird hier keiner mehr fabriziert, die "Zeochem" geschäftet von Rüti im Zürcher Oberland aus, in einige Gebäude sind Zwischennutzer eingezogen. Die Uetiker Chemiefläche ist im totalen Wandel begriffen, an die Stelle des Industriebetriebs an bester Lage tritt bald ein pfleglicherer Mix: Wohnen, öffentlicher Park, Gewerbe. Und vor allem soll ein neues Gymnasium entstehen. Dessen Schülerinnen und Schüler werden in einigen Jahren einen grandiosen Seeblick haben. Der Ponton ist bis dahin längst entfernt. Die Giftstoffe im See hoffentlich auch.
Auf dem Areal der Düngerfabrik. In ein paar Jahren wird hier gelernt und gewohnt.