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Samstag, 30. September 2023

Das Problem

Leider kann ich heute morgen bloss diese „Notbotschaft“ absetzen, liebe Leserin und lieber Leser. Ich bekam ein SMS von der Swisscom, Netzproblem in meinem Gebiet. Allen einen schönen Tag, ich selber gehe nächstens aus dem Haus, wir wandern in der Walenseeregion.

Freitag, 29. September 2023

Der doppelte Flem

Der westliche Flem zwischen Waltensburg und Andiast.

Dass zu Flims der Flem gehört und dass dieser Fluss, der unterhalb des Segnespasses entspringt und im Vorderrhein endet, dem bekannten Tourismusort ja auch den rätoromanischen (und davon abgeleitet den deutschen) Namen gegeben hat – dass wusste ich. Hingegen realisierte ich erst vor kurzem, dass es gut 20 Kilometer weiter westlich, ebenfalls in der Surselva, einen zweiten Flem gibt. Er kommt aus dem idyllischen Val Frisal, passiert unter anderem Breil/Brigels und mündet in den Schmuèr, der seinerseits im Vorderrhein aufgeht. Am Dienstag überquerte ich diesen weniger bekannten anderen Flem in der Nähe von Waltensburg und machte natürlich auf dem Steg ein Foto. Der Name, den die beiden Gewässer teilen, ist naheliegend. Flem kommt von lateinisch flumen, Fluss. Halt, das ist jetzt ein wenig zu einfach, auch wenn ich es lange als gegeben annahm. Die Dialektforschung vermutet, dass flem nicht direkt aus dem Lateinischen abgeleitet ist, sondern einer älteren, diesem verwandten Sprache stammt. Eventuell ist es das Venetische

Donnerstag, 28. September 2023

Byzanz in Sarnen

Alles so schön rund: die Sarner Kollegikirche.

Der Innenraum ist reizvoll unübersichtlich.

Am Montag kam ich in den Genuss einer Führung durch Sarnen. Wars eine Stadtführung? Der Obwaldner Hauptort hat mittlerweile etwas mehr als 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner, versteht sich aber als grosses Dorf. Doch lassen wir das. Ich möchte nämlich berichten, dass mich eine Kirche begeisterte. Die Kollegiumskirche St. Martin, die zum angrenzenden Benediktinerkloster gehört. Sie ist riesig, weil sie entstand, während die Benediktiner noch ihr Internat führten, das Kollegi. 300 Schüler plus die Mönche mussten hineinpassen. Die Kollegikirche, wie sie genannt wird, ist ein Wunderwerk allein des Lichtspiels wegen, es gibt praktisch keine Fenster in den Wänden, das Tageslicht, ergänzt durch schlau geführtes Kunstlicht, kommt von der Decke und beleuchtet jede Ecke und jede Fläche anders. Fasziniert war ich aber auch vom umlaufenden Gang um den Mönchschor und das Schiff, die in diesem Gotteshaus übrigens nicht durch ein Gitter abgetrennt sind, die beiden Welten mischen sich. In dem Gang gibt es 12 Nischen mit Einzelaltären aus Beton. Die Kollegikirche entstand, während in den 1960er-Jahren das Zweite Vatikanische Konzil lief, ein Reformprojekt, das den Brauch praktisch beseitigte, dass jeder Priester täglich seine eigene Messe lesen muss; stattdessen setzte das Konzil die grosse Messe in Anwesenheit der Gemeinschaft der Gläubigen durch. Doch eben, die 12 Seitennischen waren eingebaut, als die Kirche 1966 eingeweiht wurde. Als erster moderner Sakralbau der Innerschweiz gilt sie, ihr Urheber war der Zürcher Architekt Ernst Studer, ein Bewunderer Le Corbusiers. Studer hat eine Kirche kreiert, die praktisch ohne rechte Winkel auskommt, die vielen Rundungen verleihen ihr Schwung. Auffällig sind die flachen Kuppeln, die an Byzanz erinnern. Eines bedachte Studer freilich nicht. Nämlich, dass es hierzulande extrem viel mehr regnet als im Orient. Das Wasser sammelte sich im Lauf der Jahrzehnte am Rand der einzelnen Dachflächen, drang in die Wände ein, es kam zu Frostschäden und Rissen. 2007 musste die Kollegikirche für 900 000 Franken saniert werden. Seither ist wieder alles gut.
3 der 12 Altarnischen.

Mittwoch, 27. September 2023

Mein neuer Lieblings-Löwen


In Oberriet im St. Galler Rheintal hätte ich kürzlich gern zu Mittag gegessen. Aber das Restaurant, auf das ich aspirierte, hatte Ruhetag. Ich beschloss heimzufahren, das Smartphone gab mir als Verbindung nach Zürich die Route via Buchs und Sargans an. Im Zug stellte ich fest, dass ich wirklich ein Hüngerli hatte. Auch war mir nach gediegen, ich hatte an dem Tag etwas zu feiern. Wieder konsultierte ich das Smartphone, das halt wirklich smart ist. Ich stiess auf das Zunfthaus zum Löwen in Sargans, rief dort an; ja, man habe Platz, hiess es. Gegen zwölf pilgerte ich vom Bahnhof Sargans ins Städtli hinauf, eine manierliche Welt einiger weniger Gassen und Strassen unter dem Schloss. Am Kirch- und Marktplatz fand ich mein Zunfthaus und las beim Eintreten die Tafel, gemäss der dort schon im 17. Jahrhundert ein Gasthaus stand, das freilich dem Stadtbrand von 1811 zum Opfer fiel; gut zehn Jahre später entstand der Nachfolgebau im Biedermeierstil. Interessant. Ich liess mich in der guten Stube platzieren, draussen essen hasse ich, wenns nicht grad beim Wandern ist und wirklich heiss. Im Folgenden schwelgte ich, man sieht es auf dem Foto: Alpensaibling mit Äpfeln und gelben Randen, zu dem Fischtartar gehörte auch eine Fischglace. Gang Nummer zwei, das war das Wolfsbarschfilet mit Schwertmuschel, einer Art Chorizo-Chip, Bohnencassoulet und Peperoni, ich fand es optimal, wie das Stück Fisch, das einem so nature auch langweilig werden könnte, durch die Beigaben konkurrenziert wurde – tolle Kombination. Zum Schluss gabs fünf Sorten Käse, wieder toll. Ah ja, die Weinbegleitung nahm ich auch in Anspruch. Beschwingt fuhr ich am Ende heim und habe mir vorgenommen, wieder mal, wenn ich besonders und Besonderes speisen will, in diesem Restaurant zu essen. In meinem neuen Lieblings-Löwen.

Dienstag, 26. September 2023

Das Öko-Bijou

Reizvolles St. Galler Gewässer: der Wichensteinsee.

Letzte Woche hatte ich in Oberriet im St. Galler Rheintal zu tun. So nebenbei wanderte ich zum nahen Wichensteinsee am Ostfuss des Semelenberges und umrundete diesen auf einem Weg, an dem Tafeln einiges zur Flora und Fauna erklären. An einer Stelle ist eine Beobachtungsstation eingerichtet, von der aus man die beiden Becken, in die der See zerfällt, einigermassen überblickt samt dem Riedgürtel. Dies ist zusammen mit der nahen Grube Loo Naturschutzgebiet, es gibt hier ein Flachmoor, in dem rare Amphibien laichen, die Gelbbauchunke etwa. Auch das Teichhuhn, der Teichrohrsänger und die Sumpf-Heidelibelle gedeihen auf der wertvollen Fläche. Mit der erwähnten Grube Loo hat der Wichensteinsee eines gemeinsam: Auch er war – bis 1972 – eine Lehmgrube.

Montag, 25. September 2023

Da gehn wir wieder hin

Blick zurück auf Beggingen einige Zeit nach dem Start daselbst.
Kurz vor dem "Randenhaus". In Schaffhausen haben sie schöne Wolken.
Begginger Birnen.
Der Randen, das Schaffhauser Jurahochland, hat bei aller Schönheit einen Nachteil: Er ist klein. Geht man öfters hin, macht sich das bemerkbar, gar nicht einfach, jedesmal eine andere Route zu finden. Nun, am Samstag gelang es weitgehend, einmal abgesehen vom Mittelteil der Wanderung, als wir für den Zmittag dem Siblinger Randenhaus zustrebten. Gestartet waren wir in Beggingen, einem ungeheuer abgelegenen Dorf. Zuerst durch die Felder, dann durch den Wald gelangten wir auf den Felssporn mit dem Schleitheimer Randenturm und den kümmerlichen Resten der Randenburg; die schmalen Kehren im steilen Hang unterhalb bereiteten Spass umso mehr, als wir sonst die meiste Zeit auf breiten Waldwegen und Fahrsträsschen unterwegs waren. Zum Beispiel auf dem folgenden Abschnitt vom Turm hinab zum Randenhaus, in dem wir wieder einmal sehr gut assen, siehe Eintrag von gestern. Via Hinterranden und Stauffebärg hielten wir später hinab nach Löhningen, Ende der Wanderung. Wenig anstrengend war diese gewesen und erholsam, der Randen mit seinen weiten Flächen abseits der Dörfer in den Tiefen rundum harmonisiert das Gemüt. Macht es ruhig. Weswegen wir irgendwann ein nächstes Mal hingehen werden. Wieder auf neuen Pfaden, hoffentlich.
3 1/2 Stunden. 460 Meter aufwärts, 520 abwärts.
Schmaler geht nicht. Spalt zwischen zwei Häusern in Löhningen.

Sonntag, 24. September 2023

Jawohl, jetzt ist Herbst!

So geht Herbst: mein (kleiner) Coupe Nesselrode.

Gestern im Siblinger Randenhaus war in mir nach dem Hauptgericht Platz für ein Dessert. Ich orderte den wunderbaren Coupe mit dem schrecklichen Namen "Nesselrode", bei dem ich immer an Brennnesseln und Nesselfieber denken muss. Der Coupe schmeckte herrlich – dieses Gemenge aus Nidel, Vermicelles, Vanilleglace und Meringue ist genial. Blöder Name hin oder her. Als alles weggeputzt war, dachte ich: Jawohl, jetzt ist Herbst!

P.S. Ich habe den Namen "Nesselrode" vor Jahren erklärt. Hier der Link zu meinem Eintrag vom November 2017. Und hier gleich noch ein zweites Foto aus dem Randenhaus, in dem sie gut kochen, wir kehrten dort schon mehrmals ein und waren jedesmal zufrieden. Auch dieses Foto belegt, dass es Herbst ist. Der Teller mit allen Wildbeilagen ohne Wild sieht super aus, oder?

So geht Herbst: der Wildteller für Vegis.

Samstag, 23. September 2023

Das Wetter am Bodensee

In der Ausstellung.

Der Montagvormittag war windig, die Sonne nicht zu sehen. Wolken trieben über den Himmel, der Bodensee war aufgewühlt. Ich besuchte die Ausstellung "Wasser, Wolken, Wind" im Forum Würth in Rorschach, was draussen vor sich ging, passte. Für einen Wanderer ist die Darstellung von Wetterphänomenen in gesteigerter Weise ein Faszinosum, und so genoss ich die Schau mit Bildern und Skulpturen aus der Sammlung Würth. Ebenfalls gefielen mir die auf Tafeln mitgelieferten geografischen und meteorologischen Infos zum Bodenseeraum. Ich erfuhr zum Beispiel, dass ein Wassertropfen im Schnitt 4,2 Jahre im Bodensee verweilt. Wer Lust hat, sich die Ausstellung anzusehen, hat dafür bis Mitte Februar 2025 – jawohl, 2025 – Zeit.
Blick durch die Fenster des Würth-Gebäudes auf den Bodensee.

Freitag, 22. September 2023

Overtourism

Der Staubbachfall im Lauterbrunnental zu einer Zeit,
als Touristen noch rar waren.
(Ölgemälde von Johann Ludwig Aberli, um 1758 / Wikicommons)

Orte, die den Fremdenverkehr fördern und von ihm leben, haben plötzlich zu viele Touristinnen und Touristen. Oder sind es die falschen? Die Strasse von Glarus zum Klöntalersee hinauf musste kürzlich an einem Sonntag gesperrt werden, alle Parkplätze besetzt. Das Wildkirchli samt dem Gasthaus Aescher im Appenzeller Alpstein ist seit längerem ein Hotspot, also praktisch täglich überrannt. In Iseltwald am Brienzersee kämpft man gegen das Problem, dass es zu viele Fremde aus Südkorea hat, seit der idyllische Bootssteg am See in einem Liebesfilm vorkam. Gestern las ich einen Artikel aus der "Berner Zeitung" über Lauterbrunnen, ebenfalls Berner Oberland. Dort sind die Strassen voll und die Läden verstopft, Menschenmassen drängen sich durchs Dorf. Der Gemeindepräsident klagt über Leute, die kreuz und quer parkieren, mitten auf der Strasse Familienselfies machen und den Verkehr blockieren, in der Lütschine baden, was Gefahr birgt. Oder gar auf dem Friedhof Fussball spielen. Die Einheimischen fühlen sich nicht mehr wohl in ihrem Dorf. Man nennt das Phänomen "Overtourism". Tourismus im Übermass.

Donnerstag, 21. September 2023

Riegel, Regel, Regula

Das Kreuz am Wanderweg von der Alp Egg auf den Regelstein.
Bei dem Stein sollen Felix und Regula auf dem Weg nach Zürich gerastet haben.

Die Stadtheiligen von Zürich, Felix und Regula, sind auch anderswo im Land präsent. Zum Beispiel in der Kapelle zwischen dem Kloster Berg Sion und dem nahen Dorf Uetliburg in der Gemeinde Gommiswald SG; dort sind Statuen der beiden Märtyrer zu sehen, die ihre abgeschnittenen Köpfe in Händen halten. Wenige Kilometer entfernt wiederum steht unterhalb des Berges Regelstein ein grosses Kreuz zur Erinnerung daran, dass Felix und Regula, die aus dem Wallis nach Zürich zogen und dort hingerichtet wurden, an diesem Ort angeblich innehielten. Wir passierten das Kreuz am Samstag auf dem Wanderweg zum Gipfel. An derselben Stelle fand sich einst eine Kapelle, die Felix und Regula gewidmet war, der Berg hiess deswegen früher auch einmal "Regulastein". Alles sehr stimmig. Nun, nicht wirklich. "Regulastein", das war eine gezielte Umbenennung. Der Versuch, den Berg mit der grossen Heiligenlegende zu verknüpfen. Der richtige Name, "Regelstein", geht darauf zurück, so die wissenschaftlich fundierte Datenbank ortsnamen.ch, dass dieser Höhenzug vom Toggenburg aus wirkt wie ein Riegel. Das ist nicht christlich. Aber dafür historisch korrekt.

Mittwoch, 20. September 2023

Das Eschenrad

Die Alp Wielesch, Gemeinde Gommiswald SG.

Gern komme ich noch einmal auf die Alp Wielesch oberhalb von Rieden zurück; eben berichtete ich, dass wir dort am Samstag im Alpbeizli eingekehrt waren und uns sehr wohl gefühlt hatten. Nun muss noch der spezielle Flurname Wielesch erklärt werden, den es übrigens auch im Glarnerland gibt. In der zweiten Silbe von Wielesch steckt die Esche, womöglich ist speziell die Eberesche gemeint. Der Namensteil wiel wiederum – das finde ich überraschend – ist verwandt mit englisch wheel, Rad. Aus dem Holz der Eberesche stellte man einst Wagenräder her.

Dienstag, 19. September 2023

Berge, Wolken, Herbstlicht

Zehn Minuten nach Wanderstart in Uetliburg.
Auf dem Regelstein. Hinten in der Mitte der Säntis, darunter das Toggenburg.
Widmers Beine chillen.
Die erste Dreiviertelstunde und die letzte Dreiviertelstunde wars am Samstag brutal steil – man muss sich das Hügelland oberhalb von Kaltbrunn, von dem ich vorgestern erzählte, zuerst erkämpfen. Ist man aber oben, wird man belohnt, man kommt kaum nach mit Berge Anschauen und Benennen, lassen wir es hier bei ganz wenigen Gipfeln, die wir sahen: Säntis, Churfirsten, Glärnisch, Mürtschenstock, Mythen, Titlis. An unserem Wandertag war auch der Himmel zauberhaft, immer neu formierten sich die Wolken und Wölklein. Und das Licht war schon herbstlich flach, das verlieh der Landschaft zusätzlich Kontur. Muss ich es aussprechen, dass unsere Tour von Uetliburg auf den Regelstein und hinab nach Rieden eine besonders schöne Tour war in der langen Reihe schöner Unternehmungen dieses Jahren?

Uetliburg, Ottenhofen (Bus) – Schafweid – Mösli – Axerberg – Alp Egg – Regelstein – Breitenau – Wielesch – Chirnenberg – Bitziweid – Rieden (Bus). 3 3/4 Stunden, 700 Meter aufwärts, 715 Meter abwärts.

Trockenmauern auf dem Regelstein.
Rieden SG hat eine kurios riesige Kirche.

Montag, 18. September 2023

Kerenzerberg meiden

Die A3 zwischen Weesen und Mühlehorn:
Bäumfallarbeiten stehen an.
Bis 1964 fuhr, wer mit dem Auto von Zürich via Walsensee nach Chur wollte oder umgekehrt, über den Kerenzerberg, die Glarner Dörfer Filzbach und Obstalden waren die Leidtragenden. Dann öffnete unten am See die erste durchgehende Fahrstrasse für Autos, die Vorläuferin der heutigen A3. Nun, ab heute wird für drei Wochen jeweils von Montag bis Donnerstag die alte Kerenzerbergroute für den Durchgangsverkehr reaktiviert. Denn auf der A3 stehen Baumfällarbeiten an, eine Spur, die von Chur Richtung Zürich, wird im erwähnten Zeitraum gesperrt. Für uns Wanderinnen und Wanderer bedeutet das: Kerenzerberg meiden.

Sonntag, 17. September 2023

Wielesch!

Holz regiert: die Alpwirtschaft Wielesch, Gemeinde Gommiswald SG.
Das Plättli von Wanderfreund Andi. (Foto: Ronja)
Zwischen Ebnat-Kappel und Kaltbrunn, zwischen dem Toggenburg und dem Linthgebiet findet sich unter dem Speer erstklassiges Wanderland. Die Kämme reihen sich, dazwischen gibt es tiefe Tobel, viele Aussichtspunkte sind zwischen 1000 und 1500 Meter hoch, also nicht hoch – und doch aussergewöhnlich, nun, aussichtsreich. Von der Breitenau sahen wir zum Beispiel den Titlisgletscher und den Chasseral. Was mir auffällt: Es hat in diesem Gebiet bemerkenswert viele Alp- und Bergbeizli. Am bekanntesten ist der Tanzboden, doch sind da auch Ober Bächen, die Alp Egg, der Klosterberg, der Cholwald, Ober Bogmen, die Aufzählung ist wohl nicht vollständig. Gestern lernten wir einen neuen Ort zum Einkehren kennen, die Alpwirtschaft Wielesch hoch über Rieden. Dort gefiel es uns, der Blick auf den Zürichsee war grandios, der Service flink und freundlich, die Kost untadelig von der Portion Käse über den Schüblig bis zum gemischten Plättli. Plant jemand eine Herbstwanderung? Bis Ende Oktober wird auf Wielesch gewirtet, dann ist Saisonende.

Auf Wielesch hat man den Zürichsee zu Füssen.

Samstag, 16. September 2023

Wie man früher Wölfe fing

Eine Wolfsangel aus dem 8. Jahrhundert, gefunden in Hessen.
(Foto: Cherubino / Wikicommons)
Am Sonntag erzählte ich von den Holzzeichen, speziell von denen in Langwies GR. Auf der Infotafel in Langwies, die diese erklärt und auflistet, ist die Wolfsangel erwähnt, auch sie diente in grafisch abstrahierter Form als Signatur. Mittlerweile habe ich nachgeschlagen, was eine Wolfsangel ist. Nun, nichts Schönes. Es handelt sich um ein Stück Eisen mit Widerhaken an beiden Enden, mit dem über Jahrhunderte Wölfe gefangen und getötet wurden. Man bestückte eine Wolfsangel mit Fleisch und hängte sie an einem Baum so hoch auf, dass der Wolf springen musste, um sich den Köder zu schnappen. Dabei verschlang er auch den Haken. Und verendete qualvoll. Die Wolfsangel gibt es nicht nur als Holzzeichen, auch in Wappen taucht sie auf.

Freitag, 15. September 2023

Denkmal für dilettierenden Dichter

Das Gessner-Denkmal am Klöntalersee. Es ist auf der Landeskarte eingezeichnet.

Bukolische Szene von Salomon Gessner, 1767. (Wikicommons)

Der Zürcher Salomon Gessner wurde 58, er starb 1788 und hat somit vollständig im Ancien Régime der Schweiz gelebt, das Napoleons Truppen ein gutes Jahrzehnt später hinwegfegten. Das, neudeutsch gesagt, Timing passt, Gessner war ein Bürger der alten Ordnung durch und durch. In eine gutsituierte und in der Politik verankerte Familie geboren, bekleidete er in seiner Heimatstadt prestigiöse Ämter und war im reifen Alter zum Beispiel "Sihlherr", was bedeutet, dass er für die Versorgung Zürichs mit Brennholz aus dem Sihlwald zuständig war. Geblieben ist anderes. Zum Beispiel, dass er 1780 die "Zürcher Zeitung" gründete, die Vorläuferin der "Neuen Zürcher Zeitung". Vor allem aber war Salomon Gessner Maler. Und Dichter. Mit Vorliebe kreierte er Schäferidyllen bzw. Schäferinnenidyllen, das Genre war harmlos und ein wenig läppisch, der Städter schwärmte vom ländlichen Hirtenleben. Am Montag kamen wir am Südufer des Klöntalersees zu einem Wegweiser, der das einige Meter höher im feuchten Hang platzierte Gessner-Denkmal anzeigte. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, zu dem Gedenkstein aufzusteigen, den zwei Bewunderer 1788 erwählt und mit einer Inschrift ausgestattet hatten. "Salomon Gessnern wollte die Natur ein Denkmal stiften und lies hier seinen Namen verewigen", steht da zu lesen, die Orthografie von damals habe ich belassen. Das Denkmal in wildromantischer Lage lockte in der Folge viel Volk an den damals noch unglaublich abgelegenen Glarner Bergsee. Gessner selber freilich hat das Klöntal, soweit wir wissen, nie besucht.

Donnerstag, 14. September 2023

Die pinke Appenzellerin

Screnshot aus dem "Appenzellerin"-Kurzwerbespot.
Zugehöriger Slogan: "der charmanteste Käse der Schweiz". 

Appenzeller Käse ist kräftig. Rezent. Manche mögen das nicht. Jetzt gibt es das Gegenprogramm. Nämlich die "Appenzellerin". Die neue Variante sei mild und dezent aromatisch und eigne sich für alle, "die den klassischen Appenzeller für zu würzig halten", so die Werbung. Der neue Käse kommt dieser Tage in die Läden, ich habe ihn noch nicht probiert. Wer die "Appenzellerin" im Käseregal sucht: Die Verpackung ist pink.

Mittwoch, 13. September 2023

Eine Ufertour

Der Klöntalersee ist ein grosser Spiegel.
Felswände säumen das Seeufer.
Frau am Wasser.

Viel Volk wollte am Montagvormittag zum Klöntalersee hinauf, das Postauto ab Glarus war proppenvoll, wie andere Leute musste ich stehen. Oben verteilte sich die Masse bestens, und so konnten wir drei – ein Berner Freund, seine Tochter und ich – den Weg am strassenlosen Südufer des Sees von dessen Ostspitze (Rhodannenberg) zur Westspitze (Klöntal Plätz) voll geniessen. Man wandert den Grossteil der zwei Gehstunden im Schatten und in der Kühle, passiert hohe Wasserfälle und Felswände, quert Auenflächen und Geschiebefelder, stellenweise verläuft der Pfad einige Meter über dem Wasser. Doch, das war an diesem heissen Tag ein erfrischender Ausflug. Hinab nach Glarus verkehrten dann am Nachmittag zwei Busse.
Wieder unten in Glarus: der Vorder Glärnisch als Vulkan.

Dienstag, 12. September 2023

Das Glarner Bahnschlössli


Schon irre. Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird alles Mögliche neu gedacht und geschaffen, es hagelt Fortschritt, das Land wird umgemodelt. Die Eisenbahn ist damals der Inbegriff der Innovation. Und doch gibt es zur gleichen Zeit Architekten, die nicht vorwärts schauen, sondern rückwärts – ihre Gebäude wollen längst vergangene Epochen wieder lebendig machen. Man nennt ihren Stil "Historismus". Gestern fotografierte ich den Bahnhof Glarus, ersonnen um 1900 von Karl August Hiller, von dem auch der Bahnhof Rapperswil stammt. Der Mann hat mitten in die beschleunigte Moderne seine klotzigen Burgenfantasien gestellt. Aber zugegeben, hübsch ist das Bahnschlössli durchaus.

Montag, 11. September 2023

Die Heidelbeertour

Diese warmen Farben: auf dem Schanfigger Höhenweg zwischen Peister Alp und Skihaus Hochwang.
Das Bänkli von Zalüenja.

Die Preiselbeeren am Schanfigger Höhenweg brauchen grad noch ein paar Tage, der Wacholder auch. Aber die Heidelbeeren, die sind reif. Wir stellten das fest und langten zu, als wir am Samstag unterhalb der Hochwangkette unterwegs waren. Die Wanderung gefiel uns allen sehr. Wir starteten einigermassen früh in Langwies, genossen die Morgenkühle, stiegen via das (leider eingegangene) Skihaus Pirigen auf zum Höhenweg im Gebiet der Peister Alp. Die folgenden zwei Stunden waren pure Freude. Nicht nur der Heidelbeeren wegen. Der begraste Hang unter dem Mattjisch Horn und dem Faninpass ist nicht grün, sondern rötlich-braun – Sumpfgras. Irgendwie wärmen diese erdigen Farbtöne das Gemüt. Die unzähligen Bächlein zu queren, macht Spass. Die Sicht zu den Bergen rundum, darunter das Aroser Weisshorn und der Gürgaletsch, aber auch der Tödi in der Ferne ist beeindruckend. Nach dreieinhalb Stunden erreichten wir das Skihaus Hochwang, assen dort eine Rösti. Naheliegend wäre nun gewesen, mit dem Sessellift vom nahen Triemel hinab nach Fatschel zu fahren. Bloss, die Bahn ruht, die letzte Wintersaison war, weil kaum Schnee lag, desaströs gewesen, ob das Unternehmen ganz aufgibt, ist unklar. Nun, wir hatten das gewusst und nahmen den eher langweiligen anderthalbstündigen Abstieg von Triemel auf den endlosen Geraden des Alpsträsschens nach Pagig in Kauf. Die Belohnung am Ende der einigermassen anstrengenden Tour (5 1/4 Stunden, 890 Meter aufwärts, 950 Meter abwärts): Wieder einmal kehrten wir im Pagigerstübli ein und genossen wieder einmal die Ruhe auf dessen Terrasse. Und das Bier tat wieder einmal gut.
Ein Bild vom Morgen: kurz nach Wanderbeginn etwas oberhalb von Langwies.

Sonntag, 10. September 2023

Holzzeichen

Die Schutzhütte beim Platzegga nördlich des Dorfes Langwies.

Etwas oberhalb von Langwies GR, beim Platzegga, steht eine Schutzhütte. Als wir gestern bei ihr vorbeikamen, hielten wir inne, und ich las mit Interesse ein Plakat, das von den "Holzzeichen" erzählt, die in der Gemeinde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet waren. Das familieneigene Holzzeichen wurde von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben, es markierte den Besitz der Sippe, Brennholz etwa, aber auch Gegenstände wie Rechen, Sensen oder Schlitten. Die Zeichen hatten unverwechselbar und einfach zugleich zu sein, man musste sie mit dem Messer oder der Axt leicht eingravieren können. Bestanden enge Familienbande, teilten sich bisweilen zwei Haushalte in ein Zeichen. Das Foto unten zeigt einige Beispiele von der langen Liste auf der erwähnten Infotafel. Und noch etwas: Die Holzzeichen gab es auch anderswo im Land, sie sind also keine Eigenheit von Langwies.
In Langwies gabs offenbar diverse Zipperts.

Samstag, 9. September 2023

Tod einer Seilbahn


Erstaunlich, wie spät Mund VS mit einer Strasse erschlossen worden ist: 1978 erst, von Naters her, der Nachbargemeinde von Brig. Zuvor war das Hangdorf über dem Rhonetal jahrhundertelang nur über einen Saumpfad erreichbar gewesen. 1951 nahm die Seilbahn Gamsen-Mund den Betrieb auf. Sie verkehrte bis 1984, die Strasse machte sie überflüssig. Am Montag passierten wir etwas ausserhalb von Mund die alte Bergstation der Seilbahn. "Ein Stück Munder Heimat" sei mit ihr verlorengegangen, steht in der Dorfchronik zu lesen.

Freitag, 8. September 2023

Ein Bach, drei Namen

Der Stierenbach, Kanton Uri. Hinten geht es Richtung Surenenpass.
Ein paar Meter weiter, in Obwalden, heisst das Gewässer "Engelberger Aa".

Ein Bach wechselt seinen Namen ...
Die violette Linie ist die Kantonsgrenze UR-OW.
Dass die Engelberger Aa so heisst, wie sie heisst: Es liegt nahe. Ihr Wasser durchströmt den Talkessel von Engelberg, bevor es die lange Reise zum Vierwaldstättersee antritt. Weiter unten am Fluss, im Kanton Nidwalden, spricht man freilich auch vom Aawasser, nennt also das obwaldnerische Engelberg nicht. Ganz oben wiederum, dort, wo die Engelberger Aa unter dem Surenenpass entspringt, heisst sie Stierenbach. Auch das ist ein Stück politische Geografie. Das Surenengebiet liegt im Kanton Uri. Die Urner haben dem Fluss den Namen ihres Wappentieres gegeben. Auch gibt es die berühmte Urner Sage, die oben am Surenenpass spielt und vom "Greiss" handelt, einem Ungeheuer, das Menschen und Tiere gleichermassen tötet. Ein besonders wilder, eigens gezüchteter Stier besiegt das Greiss schliesslich, kommt dabei aber selber um; man findet ihn tot im Bergbach, der seither den Namen Stierenbach trägt. Um ein paar Kilometer tiefer zur Engelberger Aa zu werden.

Donnerstag, 7. September 2023

Fotos zum Schmelzen

Fotos aus Jürg Kaufmanns Piz-Palü-Archiv. (Screenshot)

Der Schweizer Fotograf Jürg Kaufmann hat auf der Diavolezza im Berninagebiet, Kanton Graubünden, auf knapp 3000 Metern über Meer eine Kamera platziert. Sie liefert seit kurzem im 30-Minuten-Takt je ein Echtzeit-Bild erstens vom Piz Palü und seinen Hängegletschern und zweitens vom Persgletscher gleich unterhalb. Die Idee des Projekts ist, über die nächsten zehn Jahre den Gletscherschwund zu dokumentieren in Form eines Fotoarchivs. Ich weiss nicht, ob ich reinschauen werde, irgendwie ist das grosse Schmelzen im Hochgebirge deprimierend.

Mittwoch, 6. September 2023

Die Galgenwanderung

Kreuz und Galgen in Finnen.
Finnen im Rückblick, hinten links der Mitte das Weisshorn.
Die Kapelle im kleinen Dorf Färchu.

Vorgestern machten wir eine Wanderung am Hang nördlich über Brig. Sie führte von Eggen nach Finnen, weiter via Chaschtler und Färchu nach Mund und schliesslich ins benachbarte Birgisch. Dreieinhalb Stunden brauchten wir für die Strecke bei 610 Metern aufwärts und 590 abwärts; weil es heiss war, fand ich die Unternehmung durchaus anstrengend. Schön war sie auch und abwechslungsreich, hier ein paar Dinge, die uns gefielen oder die uns doch auffielen und uns beschäftigten.

  • Das kleine Finnen hat seinen historischen Galgen auf dem nahen Hügel Galguhubol nicht abgebaut, sondern ins Dorf geholt. Dort steht er nun mit hängender Schlinge inmitten der sonnengeschwärzten Holzhüsli und Speicher, was im Zusammenspiel mit der nahen Kapelle und dem riesigen Kreuz wirkt wie eine Szene aus einem Italowestern.
  • Man hat auf der Route einen grossartigen Blick zu den hohen Bergen gegenüber im Süden, darunter das Allalinhorn, das Matterhorn, das Fletschhorn und das Weisshorn.
  • Immer wieder mal gingen wir an einer Suone, einem jener Wasserkanäle, die typisch sind für das Wallis. Manche der Suonen des Kantons führen an senkrechten Felswänden entlang, ihre Begleitwege sind gefahrvoll. Auf unserer Route war alles harmlos. Und gleichzeitig erfrischte das Gluckern des Wassers.
  • In Mund assen wir wieder einmal gut im Restaurant Safran, das seinen Namen natürlich von jener Pflanze hat, für die Mund berühmt ist: vom Safran eben. Noch ist nicht Erntezeit. Freude bereitete uns die ähnlich aussehende Herbstzeitlose. Ihr Lila schmückt derzeit die Wiesen, sie blüht.
    In Mund gedeiht nicht nur Safran: fast reife Tomaten.

Dienstag, 5. September 2023

Mitleid mit dem Softeis-Mann

Die Hitze kann ich nicht zeigen. Aber man glaube
es mir: Gestern Mittag wars in Mund richtig heiss.

Vor einer Woche war ich drauf und dran, das Ende des Sommers zu verkünden. Und jetzt das: Wir haben September, und draussen ist es wieder heiss, als sei Juli. Gestern wanderten wir am Hang über Brig in der Gegend der Dörfer Eggerberg, Mund und Birgisch; wo kein Lüftlein wehte und kein Schatten kühlte, wars stickig. In Brig warens am frühen Nachmittag 30 Grad. Ich hatte echt Mitleid mit dem Softeis-Verkäufer am Stand vor dem Bahnhof: Gnadenlos brannte die Sonne auf ihn nieder.