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Montag, 30. November 2020

Still und leer

Die Höhle im Bruedertöbeli. Ein Wanderweg ist nicht
ausgeschildert, doch führt ein guter Weg hin. Auf
der Karte ist die Höhle östlich von Bütschwil nicht
bezeichet. Ihre Koordinaten: 724889.55, 246969.09.

Zmittag.
Schön war sie, unsere samstägliche Wanderung. In Bütschwil starteten wir, im Toggenburg also. Ein früher Höhepunkt war die Höhle im Bruedertöbeli, die so heisst nach den Waldbrüdern, die einst in der Gegend als Einsiedler hausten; von dieser Höhle habe ich in meinem Blog bereits früher geschwärmt. Also weiter. Wir stiegen auf nach Äwil, stiegen via Tobel, Füberg und Bleiken ab nach Anzenwil, überquerten den Necker. Und wieder ging es aufwärts - aufwärts zum Zmittag. Auf dem Winzenberg war es soweit, in der Frohen Aussicht, einer tollen Wirtschaft, wärmten wir uns auf, assen Rösti, tranken einen Humagne Rouge. Der Nachmittag war nachher vergleichsweise leicht: am Rand des abschüssigen Sacktobels hinab nach Oberrindal, dann hinauf nach Bisacht. In Oberuzwil gerieten wir in Agglogelände, in Uzwil war nach 5 1/4 Stunden Gehzeit (750 Meter aufwärts, 800 abwärts) Wanderschluss. Doch, das war gut. Besonders gefiel uns, dass wir Raum gehabt hatten. Das Gelände war still und leer, der gemeine Biker setzt dieser Tage in seinem Wöhnigli zum Winterschlaf an, und die anderen Wanderer waren wohl alle ins Gebirge gefahren zwecks kollektiver Anbetung der Sonne.
Charismatischer St. Galler: der Necker (bei Anzenwil).

Sonntag, 29. November 2020

Kunst am Blatt

Die drei Makrofotos sind nicht von mir, sondern von Ronja.

Gestern wanderten wir im Toggenburg und im Neckertal, wir zogen von Bütschwil nach Uzwil. Immer wieder mal poppte auf meinem Handyscreen ein Foto auf, Wanderfreund Balthasar war im Bündnerland unterwegs. In der Sonne. Unsereins ging mal unter dem Nebel, mal im Nebel. Der Weg erschien vor uns aus dem Grau und verschwand hinter uns wieder im Grau. In die Weite sahen wir nicht. Dafür in die Nähe. Der Raureif hatte Zweige, Äste, Blätter zu Kleinoden verwandelt, zu Kunstwerken. Nein, ich war nicht neidisch auf Balthasar. Dies umso mehr, als wir über fünf Gehstunden lang keinem anderen Wanderer begegneten. Die Landschaft gehörte uns voll und ganz an diesem Samstag zwischen Herbst und Winter.
Eiszapfensaison eröffnet.

Samstag, 28. November 2020

Der Riese und das Kindlein


"Christophoros", latinisiert "Christophorus", ist altgriechisch und heisst: Christusträger.  Der riesenhafte Heilige habe das Jesuskindlein auf den Schultern über einen Fluss getragen, besagt die Legende. In der Kirche St. Peter in Mistail nah Tiefencastel begegneten wir unlängst einem circa 600 Jahre alten Fresko, das die Szene zeigt. Man beachte die hüschen Details: Das Jesuskind trägt einen Reichsapfel, und zu Füssen von Christophorus, der als Schutzpatron aller Reisenden gilt und stets mit einem Stab ausgestattet ist, sind Fische zu sehen. Sowie eine Meeresnymphe.

Freitag, 27. November 2020

Tausendmal sah ich dich nicht


In Zürich Oerlikon teilen sich Richtung Osten gleich am Ende des Bahnhofs die Schienen. Der eine Strang zieht via Opfikon zum Flughafen und weiter nach Winterthur, der andere, weniger wichtige visiert Wallisellen an. In dem Spickel, wo sich die Trassees trennen, steht der Andreasturm. Eine SBB-Immobilie, entworfen von Gigon/Guyer, 80 Meter hoch, Läden und Restaurants im Erdgeschoss, Büros in den Geschossen darüber. Ein Fünfeck hat das hohe Haus als Grundriss und ähnelt dem wesentlich höheren Prime Tower beim Bahnhof Zürich Hardbrücke - kein Wunder, da dasselbe Architektenbüro dahintersteckt. Gestern war ich in der Gegend, fotografierte den Andreasturm, der nach der Andreasstrasse benannt ist, und dachte: Ich bin unzählige Male an dir vorbeigefahren. Gesehen, wirklich wahrgenommen habe ich dich nie.
Markantes Fünfeck dort, wo sich die Schienenstränge teilen:
der Andreasturm, der östlich an den Bahnhof Oerlikon anschliesst.

Donnerstag, 26. November 2020

Duell am Zugerberg


Für gestern hatte ich mir den Gibloux im Kanton Freiburg vorgenommen. Pünktlich um halb fünf stand ich auf. Und stellte fest, dass ich irgendwie müde war. Energielos. Ich trank einen Schwarztee und legte mich noch einmal hin. Um acht Uhr zog ich dann doch los. Aber nicht Richtung Romandie, dafür war es mir schon zu spät. Nach Zug reiste ich stattdessen und weiter nach Unterägeri. Von dort stieg ich via Alllmigchappel, Rämselbrüggli  und Sätteli auf den Hünggigütsch, eine bewaldete Höhe des Zugerberges. Via Räbrüti und Hintergeissboden setzte ich fort zur Bergstation der Zugerberg-Standseilbahn und fuhr wieder heim. Zweieinhalb Stunden nur hatte das Ganze gedauert, so kurz wandere ich selten. Trotzdem werde ich die Unternehmung in Erinnerung behalten. Vor allem jene magische Phase auf halbem Weg im Aufstieg, in der sich Nebel und Sonne duellierten. Was den Gibloux angeht: Ich hoffe, ihn noch vor Ende Jahr besteigen zu können.
Auf dem Zugerberg war die Lichtmagie weg.
Dafür sah ich den Pilatus. Und das Nebelmeer.

Mittwoch, 25. November 2020

Usselig

Alles andere als usselig,
das Wetter derzeit.

Neu im Duden aufgenommen: "usselig". Ich hätte getippt, dass das ein Adjektiv zum Adverb "aussen" ist, also "das, was sich draussen befindet". Stimmt nicht: "Usselig" ist nordwestdeutsch und Umgangssprache und bedeutet "nasskalt" oder "ungemütlich". Man kann zum Beispiel, was freilich nicht auf die derzeitige Wetterlage passt, sagen: ein usseliger Novembertag.

Dienstag, 24. November 2020

Pickelhaubenträgerhoger

  • 100 000 Zuschauerinnen und Zuschauer
  • 22 645 Soldaten und Unteroffiziere
  • 5755 Pferde
  • 1309 Offiziere
  • 21 hohe Militärs diverser Länder
  • 1 deutscher Kaiser
Wilhelm II. im Herbst 1912 auf dem Hügel bei Kirchberg, der später "Kaiserhügel" getauft wird.
(Foto: Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen/ Wikicommons)
Abzweiger "Kaiserhügelweg" bei Hüsligs.

Am 4. und 5. September 1912 besucht der deutsche Kaiser Wilhelm II. die Schweiz. Es sind Friedenszeiten, zwei Jahre wird es noch dauern, bis der erste Weltkrieg ausbricht, in dem Millionen Menschen sterben, woran sture Militaristen wie Wilhelm massgeblich schuld sind. Wesentliches Ereignis des Staatsbesuches ist das grosse Herbstmanöver der Schweizer Armee im Raum Wil und Kirchberg. Die Menge der Zuschauerinnen und Zuschauer ist riesig, alle wollen den Kaiser sehen.
Am Samstag passierten wir das Hangdorf Kirchberg und kamen zum Weiler Hüsligs. Der dortige Hügel wurde in "Kaiserhügel" umgetauft, ein Pfad führt hin. Auf dem höchsten Punkt steht die "Kaiserlinde", damals zu Ehren des preussischen Pickelhaubenträgers gepflanzt; die letzten Meter zu ihr sind freilich nicht erschlossen. An diesem Punkt soll Wilhelm damals gestanden und in der klassischen Feldherrenpose das Geschehen inspiziert haben. Ein neunminütiger Film (ohne Ton) dokumentiert seinen Schweizbesuch.
DIE Linde.

Montag, 23. November 2020

Himalaya der Ostschweiz

Die Artischocke von Chrimberg.
Wir hatten am Samstag im Toggenburg kalt und hatten doch warm, indem wir zügig gingen. Zügiger noch als sonst. Die Sonne zeigte sich längere Zeit, dazwischen war das Licht immer wieder mal fahl. Die Wiesen nahmen im Raureif ein spätherbstliches Pastellgrün an, der Holzsteg über einen Bach war lebensgefährlich glitschig. Und in der Ferne sahen wir den Säntisriegel, den ich im Überschwang als "Himalaya der Ostschweiz" bezeichnete, was mir den Spott von Ronja eintrug. Doch, das war eine gute Route, die uns brauchte und belebte, umtrieb und unterhielt. Und die mittägliche Einkehr in der Krone im Högerdorf Mosnang ("Moslig") lohnte sich. Erstens hatten wir es an unseren zwei Vierertischen gemütlich und fühlten uns wohl in dem geräumigen Stübli. Und zweitens war das Essen - ich hatte ein mit Käse gefülltes Schweinsschnitzel - fein und deftig. Hier die Wegangaben zu der Rundtour von 6 1/2 Stunden (je 735 Meter auf- und abwärts), ich empfehle Nachvollzug: Bazenheid, Bahnhof - Oberbazenheid - Kirchberg - Hüsligs, Kaiserhügel - Rupperswil - Müselbach - Chrimberg - Winklen - Hofwis - Mosnang - Dottingen - Zuckenmatt - Bütschwil, Bahnhof - Drahtsteg - Ötschwil - Breiti - Loch - Ganterschwel - Unterfeld - Lütisburg - Oberdorf - Haslen - Mühlau - Bazenheid, Bahnhof.

Noch anderthalb Stunden bis zum Zmittag in Mosnang.

Fluh über dem Necker bei Tufertschwil.
Kurz vor Wanderende in Bazenheid: die Thur im frühabendlichen Restlicht.

Sonntag, 22. November 2020

Von 20 auf 4

Ausserrhoden mit von links nach rechts Hinterland, Mittelland und Vorderland.
(Tschubby/Wikicommons)

Appenzell Ausserrhoden, meine Heimat, hat 20 Gemeinden. Manche davon sind klein und serbeln, das Steueraufkommen ist teilweise mies, es wird immer schwieriger, Leute für die kommunalen Ämtli zu finden. Handcheeromm ist da dieser Stolz auf die eigene Gemeinde, mit der man sich identifiziert. Kenne ich aus eigenem Fühlen. Seit einiger Zeit schwebt die Idee einer grundlegenden Reform durch den Kanton, wie sie in Glarus längst passiert ist, wo es heute nur noch drei Gemeinden gibt. Eine Volksinitiative will die Stelle in der Ausserrhoder Verfassung, in der die Gemeinden namentlich aufgezählt werden, streichen - es wäre die Voraussetzung für echten Wandel. Wie es hernach weiterginge, wäre Sache der einzelnen Gemeinden, es könnte zum Beispiel die Gemeinde A der Gemeinde B eine Fusion vorschlagen. Vor einiger Zeit ist nun die Regierung mit einem Gegenvorschlag aktiv geworden, sie will die Sache quasi von oben steuern und beschleunigen und schlägt drei Möglichkeiten vor. Die radikalste Variante wäre die: statt 20 nur noch 4 Gemeinden. Das verstädterte Herisau wäre eine. Die anderen drei Grossgemeinden würden entlang den Grenzen der alten, 1995 abgeschafften Bezirke Hinterland (Orte wie Urnäsch), Mittelland (Teufen) und Vorderland (Heiden) gebildet. Wies weitergeht: Ich bin sehr gespannt. Und um es klar zu sagen: Ich bin zwar eine sentimentale Natur, wenn es um solche Themen geht. Trotzdem finde ich, dass die Reform gut wäre. Was jetzt ist, hat keine Zukunft.

Samstag, 21. November 2020

Die Dreiapsidenkirche

Schöner kann eine Kirche nicht sein: St. Peter in Mistail.
Petrus mit dem Himmelsschlüssel.
Eine Jahreszahl aus dem gymnasialen Geschichtsunterricht, die mir geblieben ist: 800 nach Christus. Dies ist das Jahr, in dem der Frankenkönig Karl der Grosse in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt wird. Annähernd zu dieser Zeit dürfte die St.-Peter-Kirche von Mistail gebaut worden sein, die man "karolingisch" nennt in Anlehnung an die grosse Gestalt jener Epoche, Karl eben. Diese Woche besuchte ich die Kirche, die 20 Gehminuten von Tiefencastel so einsam wie imposant auf einem Felssporn über der Albula steht und einst  mit einem Nonnenkloster gekoppelt war. Unverwechselbar machen sie aussen die drei Apsiden, die halbkreisförmigen Ausbuchtungen, die im Inneren je einen klotzigen Karolingeraltar beherbergen. Eindrücklich auch die Wandfresken, eines zeigt Gallus, der grad den Bär im Wald des heutigen St. Gallen zum Herbeischaffen von Holz zwecks Bau einer Einsiedlerklause einspannt. Auch Petrus, der Namenspatron der Kirche, ist abgebildet. Die meisten Fresken in Mistail sind allerdings recht jung. Also nur 600 Jahre alt. 
Abgesehen von den drei Apsiden ist der Grundriss des Kirchenraums rechteckig.
Jede Apsis enthält einen Blockaltar.

Freitag, 20. November 2020

Paul und der Pitaval

Die erste Doppelseite meines Interviews mit Paul Ott (oben rechts in Blau).

Bevor es den Krimi gab, Unterhaltungsliteratur mehr oder weniger blutigen Inhaltes, kam im Frankreich des 18. Jahrhunderts eine Gattung namens Pitaval auf. Sammlungen historischer Strafrechtsfälle. Auch hierzulande entstanden später solche Schriften, so legte der St. Galler Gerichtsbeamte Jacob Senn 1865 "Die interessantesten Kriminalgeschichten aus alter und neuer Zeit" vor mit 51 Kapiteln voll der Schaurigkeit und Verkommenheit; es ging darin zum Beispiel um den Aargauer Brandstifter und Räuber Peter Welti, vormals Pfarrer, der der Brandstiftung und des Raubes überführt und 1834 hingerichtet worden war. Wer solche Bücher las, kam sozusagen auf den Geschmack: Das Krimipublikum war geboren. In der neuen "Schweizer Familie" führe ich ein Gespräch mit Paul Ott zum Thema. Mein geschätzter Facebook-Freund erzählt von den Wurzeln des Schweizer Krimis, benennt seine Trouvaillen und gibt selbstverständlich auch eine Einschätzung zum neuen Zürcher "Tatort" ab. Paul darf man getrost unseren "Mr. Krimi" nennen. Er hat in diesem Genre selber ein Dutzend Romane geschrieben und ist der Herausgeber der Bibliografie "Mord im Alpenglühen", in der Schweizer Kriminalromane seit den Anfängen erfasst sind. Wer gern mehr Information hätte: Pauls Romane gibts im Handel. Die Krimibibliografie auch. Und die "Schweizer Familie" findet man am Kiosk, wenn man sie nicht gar abonniert.

Donnerstag, 19. November 2020

Schin und Schein

Bei Pleuna, Blick auf den Hang, durch den der Alte Schin führt.

Typisches Wegstück.

Eine Passage mit Dach. Hinten links der Heinzenberg.

Im Tunnel von 1920.

Dieser lustige Güggel spazierte
frei durch das Dorf Alvaschein.
Schin oder auch Schyn: So heisst die Schlucht der Albula zwischen Tiefencastel und Sils im Domleschg; benannt ist sie nach einer 800 Meter hohen, fast senkrechten Felswand auf der Nordseite, die auf der Karte freilich nur mit "Moir" angeschrieben ist. Ich vermute, dass sich im Zweitnamen "Schin" der "Schein" verbirgt, gemünzt auf die nackte Felsfläche, die aus der Entfernung scheint, also glänzt. Zur Schinschlucht gehört der Alte Schin, ein historischer, in unserer Neuzeit komfortabel ausgebauter und gesicherter Weg Hunderte Meter über der Albula. Der Alte Schin ist ein gefahrloses Abenteuer, an heiklen Stellen gibt es Seilgeländer, der Weg ist gut zweieinhalb Meter breit, ein Tunnel meistert die abrupteste Passage, die Moir-Schin-Felswand eben. Ich möchte nicht wissen, wie gruselig diese Stelle vor dem Bau des Tunnels im Jahre 1920 war. Diese Woche beging ich mit Ronja den Alten Schin, wir liefen von Tiefencastel via Mistail, Alvaschein, Murteras, Nivagl, Mundain, Pleuna und Parnegl nach Sils und weiter nach Thusis, was 5 3/4 Stunden dauerte (740 Meter aufwärts, 920 abwärts). Beide fanden wir die Route atemberaubend und empfehlen sie unbedingt. Für nächstes Jahr, versteht sich.

Mittwoch, 18. November 2020

Abgebrochener Spazierstock

Zwei moderne Krummhörner.
(Sönke Kraft aka Arnulf zu Linden/ Wikicommons)
Im HB Zürich traf ich am Samstag auf dem Perron zufällig Wanderfreund Beat. Er und seine Leute wollten zum Renggpass und gleich noch etwas höher hinauf aufs Chrummhorn, erzählte er. Zuhause schaute ich die Route nach, denn das Chrummhorn war mir kein Begriff. Es liegt westlich oberhalb von Stansstad auf dem Weg zum Pilatus. Als ich den Bergnamen googelte, entdeckte ich dies: Ein Krummhorn ist ein Blasinstrument, das aussieht wie ein abgebrochener Spazierstock und gegen Ende des Mittelalters aufkam. Wer wissen will, wie es klingt: Hier ein Filmli.

Dienstag, 17. November 2020

Die Frau im Tschütschi

Die Kapelle im Tschütschi.

Das Haus der Einsiedlerin.
Man redet immer von der Einsiedelei in der Verenaschlucht bei Solothurn. Oberhalb von Schwyz gibt es im Tschütschi auch eine. Schwester Maria Baptista Kloetzli heisst die Frau, die in dem Waldgebiet mit Blick auf den Talkessel lebt und zur nahen Kapelle schaut. Seit 1366 gibt es hier im Wald nachweislich Eremiten. Und jetzt also, seit 2009, eine Eremitin. Letzten Samstag schauten wir uns den Ort an. Schwester Maria Baptista sahen wir leider nicht.

Montag, 16. November 2020

Endlich wieder oben

Im Aufstieg, Blick auf Brunnen und den Vierwaldstättersee. Rechts das Rigimassiv.

Das Licht. Die Sonne. Die Wärme. Das seidenglatte Laub im Wald. Das Essen auf der Gipfelterrasse der Rotenflue. Die Mythen vor Augen und und gegenüber das Feriendorf Stoos mit dem Fronalpstock und dem Chlingenstock und ins flache Land gebreitet der Vierwaldstättersee und der Lauerzersee. Doch, der Samstag im Schwyzerland war gut zu uns. Mehr als das: Er verwöhnte uns masslos. Ich genoss das umso mehr, als ich wegen einer Erkältung lange nicht in die Berge gekommen war. Nun bin ich zurück.

Unsere Route: Schwyz, Post - Klösterli - Tschütschi - Gütsch - Stotzigweid - Schlüsselflue - Rotenflue, Bergrestaurant - Müsliegg - Lattenböden - Vogeleggen - Erlenblätz - Brunni, Talstation. 5 1/4 Stunden, 1210 Meter aufwärts, 625 abwärts. Schlussbier: Restaurant Parpan in Einsiedeln. Très sympa, gleich beim Bahnhof.

Start in Schwyz mit dem Grossen Mythen vor Augen.
Im Mittelteil des Aufstiegs.1200 Meter sind nicht nichts.
Oben. Die Rotenflue ist mit einer Seilbahn erschlossen. Hinten der Grosse Mythen.

Sonntag, 15. November 2020

Zwei abgründige Tage

Engelberg auf einem Gemälde von Hubert Sattler, einem Maler des 19. Jahrhunderts.
(Wikicommons)

Man nennt es "Angebotserweiterung", ein guter Touristiker ist stets bedacht, jede Saison mal den Besucherinnen und Besuchern etwas Neues zu servieren. Aus Engelberg kommt dieser Tage die Idee der "Gratwanderung". Ab dem nächsten Sommer soll dieser Zweitäger möglich sein, der den - zwingend schwindelfreien - Bergwanderer in zwei Tagen vom Stanserhorn nach Engelberg führt. Auf der Alp Laucheren wird im Zelt übernachtet oder drinnen auf Matratzen. 26 Kilometer lang ist die Route, 11 Stunden muss man rechnen, zu den Highlights gehörten, heisst es, der Arvigrat, der Gräfimattgrat sowie die seilgesicherte Schlüsselstelle beim Wagenleis. Klingt alles gut, aber jetzt muss es zuerst mal schneien. Und dann muss der Schnee nächstes Jahr wieder weggehen.

Samstag, 14. November 2020

Scaio hat keinen Tee getrunken

Zwei Aussprachen gibt es bekanntlich im Chinesischen für dasselbe Zeichen, das ein Aufgussgetränk benennt. Die südchinesische Variante "Tee" gelangte mit den dazugehörigen Pflanzenblättern auf dem Seeweg nach Holland und drang von dort ins Deutsche und andere Sprachen Europas. Das norchinesische "Tscha" hingegen reiste auf dem Landweg nach Russland und in die Türkei. Dort und anderswo, in Indien etwa, heisst der Tee "Tschai" oder ähnlich; wir kennen den Ausdruck vom Modegetränk Chai Latte. Kürzlich sah ich, dass es in Schwyz im Ortsteil Hinterdorf einen Flurnamen "Tschaibrunnen" oder auch "Tscheibrunnen" gibt. Wurde hier Tee aufgegossen? Natürlich nicht. Im Mittelalter lebte an dem Ort wohl, lese ich auf ortsnamen.ch, ein Mann namens Scaio. Sein Name entwickelte sich weiter zu "Schei" und "Tschai/Tschei". Tee hat Scaio sicher keinen getrunken. Der kam erst im 17. Jahrhundert nach Europa.

Im Flecken Schwyz gibt es (siehe rechts) einen Tschaibrunnen.
(Screenshot Schweizmobil)

Freitag, 13. November 2020

Hoppla, der Hoka


Aua! Was ist das denn? Der Hoka One One "Ten Nine". So wie ich es verstehe, ist "Hoka One One" der Brand und"Ten Nine" das Modell. Hoka One One kam gestern im Tagi vor im Rahmen eines Artikels über neue Wanderschuhe, die leichter sind und besser dämpfen. Dieser hier ist so einer. Aua!

Donnerstag, 12. November 2020

Ein Hotel wechselt den Namen

Das Nünalphorn.
(Beneaththeroses/Wikicommons)
Wer nach Flüeli oberhalb von Sachseln OW reist, um sich die Ranftschlucht mit der Kapelle und Einsiedelei anzuschauen, wo der Bruder Klaus lebte und wirkte, der wird auch dieses Hotel sehen, das Paxmontana. Charmant, der Jugendstil im alpinen Ambiente; im Restaurant isst man übrigens vorzüglich. "Pax Montana" ist lateinisch und heisst "Bergfrieden". Das Haus wurde 1896 vom Junghotelier Franz Hess-Michel erbaut und 1906 auf die heutige Grösse erweitert. Zu ihm gehörten ein Bauernbetrieb, eine Molkerei, eine Bäckerei, eine Mosterei und eine Sägerei, zudem legte Hess-Michel ein Netz von Spazierwegen an. Auch einen Kricket- und einen Tennisplatz gab es sowie einen Turnplatz und eine Wandelhalle. Bloss eines fehlte dem Kurhaus in den Beginnerjahren: der prägnante, international verständliche Name. Es hiess zu Beginn in Anlehnung an einen nahen Berg: Nünalphorn.

Mittwoch, 11. November 2020

Die konnten Wellness

Besagtes Thermalbad von oben.
Brigerbad ging vor 48 Jahren in der grösseren Gemeinde Brig-Glis auf. Die Ortschaft verdankt sich dem gleichnamigen Bad; schon die alten Römer nutzten die Thermalquellen, die dieses speisen. Auch im Mittelalter wurde an diesem Ort im Rhonetal genüsslich gebadet. Und 1972 entstand das europaweit erste Grottenschwimmbad. Unsereins kam kürzlich durch. Nun, in einiger Entfernung. Von hoch oben am Hang, vom Lötschberg-Südrampe-Wanderweg, sahen wir das Brigerbad. Und ich dachte angesichts der Infotafel, die die antiken Wurzeln der Anlage erwähnte: Man kann von den Römern halten, was man will. Aber Wellness konnten sie. Wer jetzt grad Lust auf ein heisses Bad bekommt: Derzeit ist das Brigerbad wegen Corona geschlosssen.

Dienstag, 10. November 2020

Die Spitalwanderung

Das Spital in meinem Wohnort Zollikerberg. Es betreibt ein Corona-Testcenter.

Das Virus. Die Aufnahme erinnert mich ans
Kochen, an eine mit Nägeli besteckte Zwiebel. 
(Public Health Image Library/ Wikicommons)
Am Wochenende wanderte ich nicht, ich musste mich von einer Erkältung erholen. Mein Gefühl sagte mir, als Tage zuvor die Symptome eingesetzt hatten, dass es wirklich nur eine Erkältung sei, doch bekanntlich ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers keine objektive Wissenschaft. Also meldete ich mich für einen Coronatest an. Das Prozedere war easy. Ich buchte online im Spital Zollikerberg einen Termin im Testzentrum, was so ähnlich leicht ging wie Plätze im Restaurant reservieren auf einer Reservationsplattform. Als es soweit war, zottelte ich von meiner Wohnung ins Spital - eine Viertelstunden-Wanderung. Gleich kam ich dran und war nach 15 Minuten wieder draussen. Das Nasenstäbli war mir im Vorfeld rein so als Fantasie ein wenig gfürchelig vorgekommen. Die vermummte Fachfrau führte es behutsam ein, und ich realisierte erstmals im Leben richtig, dass man ein solches Q-Tip-Derivat unglaublich tief in den Kopf hineinstecken kann. Weh tat das nicht, fühlte sich aber irgendwie unangenehm an. Nach fünf Sekunden war alles vorbei. Gute Sache. Genau 47 Stunden später hatte ich mein Resultat. Negativ, wie erwartet. Seither bin ich wieder gesellschaftsfähig.