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Freitag, 31. März 2023

And the winner ist … der Früelig

Frühlingsgewächs: die stängellose
Schlüsselblume, primula vulgaris.
(Foto: Ettore Balocchi / Wikicommons)
Im Idiotikon-Blog "Wortgeschichten" las ich gestern einen interessanten Text von Chefredaktor Christoph Landolt zum Ausdruck "Frühling" im Dialekt. Drei Worttypen gibt es demnach in der Mundart für "Frühling", wobei der eine die beiden anderen weitgehend verdrängt hat – noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es anders und hatte hierzulande jeder der drei sein Territorium und seine Geltung.

Die drei Typen sind:

Früelig oder Früeling. Die Bedeutung des Wortes ist klar, es bezeichnet die frühe Jahreszeit, früh in Bezug auf das Erwachen und Gedeihen der Natur. Dieser Worttypus dominiert heutzutage.

Langsi oder Lanzig. Dieses Wort ist verwandt mit hochdeutsch Lenz. Im Lenz wiederum steckt lang, gemeint ist die Jahreszeit, in der die Tage wieder länger werden.

Uustag, Üüstagg, Üstagg, Uistagg, Uustig, Uustage, Huustage. Bei diesem Wort ist die Deutung schwierig. Allenfalls handelt es sich um Abwandlungen von Austag gleich Schlusstag, womit die letzten Tage des Winters gemeint wären.

Donnerstag, 30. März 2023

Der Geiger im Timpis

Der Zuger Zytturm war auch ein Gefängnis.
An ihm prangen die Wappen der Acht Alten Orte.
(Foto: Roland zh / Wikicommons)

Ich ärgere mich, dass ich letzten Samstag bei der Besichtigung des Zuger Zytturms die drei Holzverliese auf halber Höhe nicht fotografierte. Es sind sogenannte Timpis. Das Wort ist männlich, der Timpis. Wer googelt, was es mit ihm auf sich hat, kommt nicht weit, Gott sei Dank gibt es das Idiotikon. Dort wird erklärt, es handle sich um "ein Gefängnis im alten Zug", unklar sei, ob Timpis auf ein bestimmtes Gefängnis gemünzt war oder ein Gattungsname ist, der also theoretisch auch auf andere Gefängnisse angewendet werden könnte. Die Herkunft des Wortes ist laut dem Idiotikon "dunkel", allenfalls stamme es aus dem Slawischen, im östlichen Mittelhochdeutsch gebe es den Ausdruck Timnitz für Gefängnis. Das Dialektwörterbuch liefert historische Belege für den Zuger Timpis, unter anderem diesen aus einem Ratsprotokoll von 1677. Ein "Passgeiger von Baar", der im Schützenhaus aufgespielt und gegen die Wächter gewettert hatte, wurde damals verurteilt, "dass er bis zur Bettgloggenzeit im Timpis abbüssen (…) solle".

Mittwoch, 29. März 2023

Ropetaxi

Das angekündigte "Ropetaxi"-Netz in Flims.
(Flemxpress-Homepage, Screenshot)
Aus Flims gibts zwei Dinge zu vermelden. Erstens fuhren letzten Sonntag zwei Sesselbahnen zum letzten Mal, die von Flims hinauf nach Foppa und die Anschlussbahn von Foppa weiter hinauf nach Naraus. Die beiden Anlagen gingen 1945 und 1947 in Betrieb, waren längst eine Art schwebende Oldtimer und werden rückgebaut. Und jetzt ein Blick in die nahe Zukunft: Flims lanciert bald einmal den Flemxpress ("Flem" ist rätoromanisch für "Flims") – die laut den örtlichen Touristikern weltweit erste Gondelbahn nach dem sogenannten Ropetaxi-System. Das heisst: Man wählt an der Talstation per Knopfdruck eine Destination, steigt ein und reist ohne Umsteigen hin. Foppa, Startgels, Segnes, Nagens Sura und Cassons sollen im nächsten Jahr alle so erreichbar sein. 

P.S. Dass man nun wieder hinauf nach Cassons fahren kann, freut mich besonders. Die alte Bahn auf den Cassonsgrat war 2015 eingestellt worden.

Dienstag, 28. März 2023

Viel gesehen, wenig erfahren

Den Berner Zytgloggeturm kenne ich aus der Studienzeit. Der Zytturm von Zug aber ist mir erst seit Samstag ein Begriff, als wir ihn besichtigten. Obwohl er doch als Wahrzeichen der Stadt Zug gilt, war er mir bisher nie aufgefallen. Unsere Visite begann damit, dass wir in einem Krims-Krams-Lädeli gleich nebenan den Schlüssel holten. Im Innern des Turms, der tief im Mittelalter wurzelt und Teil der Stadtmauer ist, stiegen wir dann auf, passierten zwei Verliese, sahen ein Uhrwerk, blickten aus den Fenstern in einiger Höhe auf die Altstadt. Das war toll. Wie hoch wir gestiegen waren, kann ich aber nicht sagen. Und auch sonst habe ich viel gesehen, aber kaum etwas erfahren. Denn es gab im Turm keine Schilder, die Dinge erklärt hätten.

Montag, 27. März 2023

Corona in Unterägeri

St. Verena voraus.
Bei Ober Brunegg.
(Foto: Brigit)
Dreieinviertel Stunden brauchten wir am Samstagvormittag für die Wanderung vom Bahnhof Zug hinauf nach Unterägeri. Wir nahmen nicht die kürzere Route via Allenwinden und das Tobel der Lorze, sondern die etwas längere über die Schulter des Zugerbergs bei Brunegg. Zweimal kam Regen über uns, kein Problem, wenn man die richtigen Kleider trägt und einen Schirm dabei hat (den freilich der Wind zu ramponieren drohte). Gut gefiel uns die Kapelle St. Verena, erschaffen vom Benediktinermönch Caspar Moosbrugger, von dem auch der Barockbau des Klosters Einsiedeln stammt; 1709 erhielt die Kapelle aus Zurzach, wo die heilige Verena begraben ist, eine Reliquie, was ihre Beliebtheit steigerte. Ansonsten genossen wir, nachdem wir den dicht besiedelten Hang der Stadt hinter uns gelassen hatten, Landschaft und Natur. Das einsame Gelände am Zugerberg ist moorig, der Boden schmatzt, die Schuhe sind schnell mal bös dreckig. Wir gaben uns Mühe, sie im nassen Gras zu säubern, bevor wir in Unterägeri wieder den Asphaltgürtel erreichten. Den Zmittag gabs dann in der Pizzeria mit dem seit der Pandemie mutig wirkenden Namen … La Corona.
Der Zugersee unter einem düsterem Himmel.

Sonntag, 26. März 2023

Zahme Torte, wilder See

Gleich bin ich enttäuscht.
(Foto: Brigit)
War gestern Nachmittag in Zug nicht ganz befriedigend, das mit der Zuger Kirschtorte. Gleich zwei grosse Anbieter fanden wir pumpenvoll vor. Beim Bahnhof klappte es dann doch noch, wir schnappten uns im "Speck" den letzten Vierertisch. Hinter mir an der Wand stand auf einem Zertifikat zu lesen, dass die Confiserie Speck am 25. Januar 2020 die grösste Zuger Kirschtorte der Welt verfertigt habe, 241 Kilo, das sei "Guinness World Record". Beeindruckend, die Vorfreude stieg noch einmal. Nun, mein Stück Torte war dann leider nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, ihm ging der innere Saft ab, ich denke, da war schon ein Stück des Kirschs verdunstet. Das war weniger beeindruckend.

P.S. Mehr über die Wanderung vor der Kirschtorte morgen oder übermorgen.

P.S. Der Zugersee war gestern ganz schön aufgewühlt. Das gefiel uns allen sehr.

Der Zugersee spielt Nordsee.

Samstag, 25. März 2023

Saftig soll sie sein

  • Winston Churchill
  • General Guisan
  • Charlie Chaplin
  • Audrey Hepburn
  • der frühere Fürst von Liechtenstein
  • der Papst
  • ich

Ich hoffe sehr, dass meine heute schön
saftig ist. Ich will viel Kirsch drin.
(Foto: IG Zuger Chriesi, Ueli Kleeb /
Wikicommons)
Was haben – oder hatten – all diese Leute gemeinsam? Jawohl, die Liebe zur Zuger Kirschtorte. Diese besteht aus zwei Japonaisböden, Biskuit, Kirschsirup, Kirschtortencrème. Der Rand ist mit gerösteten Mandelscheiben belegt. Obendrauf hat es Puderschnee. Und im Puderschnee ein Rautenmuster. Heute wandern wir im Zugerland, und ich hoffe sehr, die Unternehmung mit einem Stück Kirschtorte abschliessen zu können. Sie ist ja übrigens ein bisschen auch eine Ausserrhoderin. Der Konditor Heinrich Höhn, der sie kreierte und 1922 beim Eidgenössischen Amt für Geistiges Eigentum in Bern schützen liess, wurde nämlich in Herisau geboren.

Freitag, 24. März 2023

Der 300-Kilometer-Puffer

Der Korridor von Wachan (Wakhan). (Quelle: Wikicommons)

Kürzlich schaute ich mir eine Karte Afghanistans an und nahm zum ersten Mal den 300 Kilometer langen Spickel wahr, der im Osten des Landes tadschikisches und pakistanisches Territorium voneinander trennt und die chinesische Grenze berührt. Der Wachankorridor, in dem unter kargen Bedingungen rund 15 000 Menschen leben, ist ein Relikt der Kolonialzeit des 19. Jahrhunderts, geschaffen im Kampf um die Vorherrschaft in Zentralasien als Puffer zweier Grossmächte – der Korridor schied Russisch-Zentralasien von Britisch-Indien. Geografie ist ein Spektakel.

Donnerstag, 23. März 2023

In welcher Gemeinde ist das?

Der Gamserrugg, dessen Gipfelpunkt ich anklickte, gehört zur Gemeinde Grabs.

Heute mal etwas Technisches. Die es schon wissen, werden sagen: Ist doch banal, kennt ja jeder! Nun, ich kam erst vor wenigen Tagen darauf, wie man im Internet am leichtesten herausfindet, zu welcher Gemeinde ein bestimmter Schweizer Geländepunkt gehört. 

Hier die Kurzanleitung.
  • Diesen Link anklicken, er führt im Kartenwerk der Eidgenossenschaft zu einer Schweizkarte.
  • Links "Geokatalog" öffnen.
  • "Grundlagen und Planung" öffnen.
  • "Grenzen" öffnen.
  • "Gemeindegrenzen" ankreuzen.
  • Jetzt sind auf der Karte die Gemeindegrenzen in Violett zu sehen. Klicke ich auf einen beliebigen Punkt, poppt das Infofenster mit dem Namen der Gemeinde auf, zu der er gehört. Die Fläche der Gemeinde ist gelb gefärbt.

Mittwoch, 22. März 2023

Waadtländer Wahnsinn

Mit Skiteppich: der Tunnel, der in die "Black Wall"-Piste mündet.
Also mir wärs zu steil.
(Copyright für beide Fotos: Glacier 3000)

"Glacier 3000", das Skigebiet bei Les Diablerets im Waadtland, bietet per sofort eine Piste mit einer Neigung von 46 Grad, so viel Steilheit gibt es in der Welt offenbar nur an wenigen Orten. „Black Wall", wie die neue Piste von der Seilbahn-Mittelstation "Cabane des Diablerets" hinab zur Talstation auf dem Col du Pillon heisst, wurde dank zwei Dingen möglich. Zum einen statteten die Betreiber die wilde Flanke von Pierres Pointes unterhalb der Mittelstation mit einer 1400 Meter langen Seilwinde aus, an der die Maschine hängt, die die Piste präpariert. Und zum anderen wurde bei der Mittelstation ein Tunnel talwärts gebohrt, ein Portal, durch das man auf die "Black Wall" gelangt. Der 265 Meter lange Tunnel ist mit einem Skiteppich ausgestattet, also befahrbar. Vom Gipfel des Scex Rouge auf knapp 3000 Metern könne man nun mit Ski via die Mittelstation direkt und durchgehend bis zum Col du Pillon im Tal fahren, las ich gestern in der "hotel revue". Sofern man sich den Höllenritt zutraut. Verrückt, was sich hiesige Touristikerinnen und Touristiker so alles einfallen lassen.

Dienstag, 21. März 2023

Farbenfrohe Prähistorie

Foreyia maxkuhni, eine künstlerische
Rekonstruktion von Alain Bénéteau.
(Illustration und Quelle: Wikicommons)
Darf ich vorstellen: Das ist Foreyia maxkuhni, ein Quastenflosser, der vor 240 Millionen Jahren durchs Vorzeitmeer schwamm und innerhalb der Quastenflosser-Gruppe allein eine eigene Gattung besetzt hält. Ich stiess diese Woche auf das farbige Fischchen von gut 20 Zentimetern Länge, als ich ein wenig über die Ducanfurgga las, einen Pass zwischen dem Sertigtal bei Davos und dem Albulatal bei Bergün, den ich vor Jahren überschritt. Ich hatte damals keine Ahnung, dass es in der Gegend der Passhöhe von Fossilien wimmelt. Dass Forscher hier jahrelang systematisch gruben und 2014 einen versteinerten Quastenflosser fanden, der nicht ins bisherige Klassifikationsschema passte, weswegen man ihm eben eine neue Gattung zuordnete, "Foreyia" nach einem Quassenfloster-Spezialisten namens Peter L. Forey. Das lateinische Beiwort "maxkuhni" wiederum bezieht sich auf einen anderen Forscher, Max Kuhn, der sich mit der Präparierung von Fossilien vom Monte San Giorgio im Tessin einen Namen machte. Wer nun ein Treffen mit Foreyia maxkuhni begehrt: Im Bünder Naturmuseum in Chur kann man das Fischli treffen.
Die Flanken des urweltlichen Ducantals, Blick Richtung Pass.

Montag, 20. März 2023

Durchs Nagelfluhland

Am Chubelbach.
Blick von Bistrich Richtung Zürcher Oberland.
Widmer mit Rotwein und Bratstecken.
Unsere Samstagwanderung von Mogelsberg durchs Hügelland nach Degersheim war leicht und luftig und sehr frühlingshaft. Vom Besuch des Baumwipfelpfades Neckertal habe ich gestern erzählt. Unsere Landschaft war typisch Ostschweiz, einsame Höfe, tiefe Nagelfluheinschnitte mit trauten Bächlein, in der Ferne der noch schneebedeckte Säntis. Schliesslich, nach längerem Suchen, fanden wir auch einen Platz zum Brätlen – jawohl, es ist Frühling, man kann wieder. In Degersheim gabs am Ende ein eiskaltes Bier vom Lokal grad beim Bahnhof, das tat sensationell gut, ich hatte nämlich einen heissen Kopf. Verrückt, welche Brennkraft die Sonne dieser Tage schon hat.

Route: Mogelsberg, Bahnhof – Baumwipfelpfad Neckertal – Haselgrund – Ronenbach – Steinenbach – Hals – Chubel – Chubelbach – Bistrich – Fuchsacker – Bruederwald – Degersheim, Bahnhof. 3 1/2 Stunden, 570 Meter aufwärts, 480 Meter abwärts.

Sonntag, 19. März 2023

Wir kurvten um die Baumkronen


Gestern besuchten wir den "Baumwipfelpfad Neckertal" in Mogelsberg SG. Um einen Walderlebnispfad handelt es sich, man zahlt Eintritt – 15 Franken, nicht gerade wenig – und begibt sich auf einen Steg, der um die Baumkronen kurvt. 500 Meter lang, breit und gut gesichert, ist er mit Erlebnis- und Lernstationen bestückt, die vor allem Kindern gefallen dürften. An einer Stelle geht eine Aussichtsplattform ab, zuvorderst auf ihr steht man rund 50 Meter über Grund. Stützen aus Weisstannenholz tragen die Konstruktion, Zimmerleute und WK-Soldaten führten sie aus, 2018 öffnete die Anlage etwas oberhalb des Dorfes, zu der ein zweiter, längerer Rundweg durch den Wald am Boden sowie ein hübsches Bistro und grosszügig dimensionierte Picknickanlagen gehören. Was wir gestern sonst noch so machten – mehr davon morgen.

Samstag, 18. März 2023

Tessiner Unterwassertaufe

Was ist hier die Hauptsache? Jawohl, das Becken im Boden. 
Das Becken darüber ist wesentlich jünger.
Fresko in der Kapelle.
Riva San Vitale, man betritt das Baptisterium San Giovanni und ist gleich gefesselt vom Taufbecken, das aus einem einzigen Stein gehauen ist. Wie die Taufkapelle selber, die als ältestestes christliches Bauwerk der Schweiz gilt, ist es gut 1500 Jahre alt; wir blicken hier also auf jene entfernte Epoche, in der das römische Reich und mit ihm die Antike endete. Halt, Täuschung! Das berühmte, das ursprüngliche Taufbecken, das ebenso alt ist wie das Baptisterium, ist in den Fussboden eingelassen und vom monolithischen Taufbecken darüber, das Jahrhunderte später entstand, ziemlich verdeckt. Das ursprüngliche Taufbecken diente noch der Submersionstaufe zu. Man tauchte die Täuflinge – Erwachsene – also ganz ins Wasser, inklusive Kopf. Am Dienstag, als wir in Riva San Vitale waren, schauten wir uns das Baptisterium an inklusive der benachbarten Kirche San Vitale – auch bei meinem zweiten Besuch war ich beeindruckt.
Il battistero di San Giovanni in Riva San Vitale, gebaut um das Jahr 500.
Zur Rechten ist die Kirche San Vitale von 1759 erahnbar.

Freitag, 17. März 2023

Maultierweg und Hangrutsch

Walliser Riesen in der Ferne. (Foto: Ronja)
Der historische Maultierweg.
Meine Pizza hiess "Primula".
Die Wanderung auf den Monte San Giorgio im Südtessin war toll, ein Gipfelblick-Foto habe ich gestern gezeigt. Nach dem Start in Meride gingen wir lange auf einem breiten, aus kleinen Steinen gebauten Weg, später las ich, dass es sich um eine historische Mulattiera handelt, um einen alten Maultierweg. Schon bevor wir ganz oben waren, machte uns weit im Westen der gewaltige Riegel hoher Walliser Schneeberge Eindruck, vor allem das Monte-Rosa-Massiv. Oben dann Postkarten-Ansichten rundum. Der Absteig nach Riva San Vitale war im Folgenden ruppig und dementsprechend einsam, durch extrem steilen Wald ging es hinab, stellenweise gab es Geländer, an einem Ort, Gott sei Dank schon weit unten, hatte ein Hangrutsch den Weg verschüttet, ein grosses Problem wars nicht, kurz kamen die Hände zum Einsatz. Letzter Akt der Tour (3 1/2 Stunden Gehzeit, 530 Meter aufwärts, 835 Meter abwärts): Pizza und Wein in der formidablen "Pizzosteria San Giorgio" in Riva San Vitale.
Die ersten Meter des Abstiegs waren noch nett.
Der See im Hintergrund ist natürlich der Luganersee.
Steiles Wegstück Richtung Riva San Vitale.

Donnerstag, 16. März 2023

Falscher Zug

Blick vom Sighignola auf Lugano. (Foto: Aconcagua/Wikicommons)

Wir wollten gestern auf den Sighignola. Allerdings nahmen wir in Lugano den falschen Zug. Er brauste in Maroggia-Melano durch, sodass wir den Bus hinauf zum Startort Arogno verpassten. Sobald der Zug hielt, stiegen wir aus. In Mendrisio. Nahmen den Bus nach Meride. Und erwanderten den Monte San Giorgio. Welche Aussicht schöner wäre – wer wüsste es zu sagen. Jedenfalls machte uns der Blick vom Monte San Giorgio glücklich. Der Sighignola muss nun halt noch etwas auf uns warten.
Blick vom Monte San Giorgio auf den Seedamm von Melide.
Hinten Lugano, hinten rechts der Sighignola.

Mittwoch, 15. März 2023

Das Heimatschutzcafé


Wenn ich in Aarau ein bisschen Zeit habe, gehe ich am allerallerliebsten in die Confiserie Brändli. Die liegt günstig, nämlich an der Bahnhofstrasse. Vor allem aber gibt es im ersten Stock ein Café, das punkto Dekor wirkt, als hätten wir wieder 1960 oder so. Selbstverständlich bekommt man belegte Brötli. Gestern war ich wieder einmal im "Brändli", das der Schweizer Heimatschutz zu den schönsten Cafés im Land zählt, und genoss das sehr.  Seine Wurzeln hat es übrigens im nahen Lenzburg. Dort gründeten Arnold und Anna Brändli-Ehrismann 1893 eine Bäckerei mit Wirtschaft. Bis heute ist das Unternehmen, das sich 1902 nach Aarau verlagerte, im Familienbesitz.

Dienstag, 14. März 2023

Aargauer Verschiebungen

Baden, der Bäderplatz um 1780,
Lithografie von Hans Buchstätter. (Wikicommons)
And the winner ist … Baden. Seit der Abstimmung vom Wochenende ist klar, dass Baden und das gut sieben Mal kleinere Turgi auf Anfang des kommenden Jahres fusionieren werden. Das neue Gebilde heisst natürlich "Baden", wird knapp 23'000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen und überholt damit die Kantonshauptstadt Aarau (21'700) und Wettingen (21'100). Turgi, demnächst also ein Quartier der neuen grössten Aargauer Stadt, bringt es auf bloss 140 Jahre als unabhängige Gemeinde. Es hatte sich 1884 von Gebenstorf abgetrennt. Die Leute, die in Turgi leben, sind übrigens, so die korrekte Bezeichnung, Turgemer und Turgemerinnen.

Montag, 13. März 2023

Wir assen farbig

Reis mit Kruste und Berberitzen, Pouletspiess vom Grill.
Gestern berichtete ich über unsere Samstagswanderung, die uns durch winterlich karges Gelände von Wetzikon nach Rapperswil führte. Dort assen wir, jawohl, farbig. Im "Banoo im Rössli", einem Lokal, das mich mit seinem Tonnengewölbe an einen Weinkeller erinnerte, kocht man persisch. Das Gelb des Safrans und das Rot der Berberitzen auf der Reiskruste war ein Spektakel für die Augen, nachdem zuvor über Stunden Weiss, Grau, Braun dominiert hatten.

Sonntag, 12. März 2023

Der Winter hatte uns wieder


Kalt war es, und es schneite. In den Senken der Magerwiesen hatten sich Tümpel gebildet, auf den Wegen lag Pflotsch, in den Schuhen feuchtelte es. Grau war der Himmel, weit sah man nicht, aber was man sah, war in seiner Kargheit und Einfachheit stilvoll und schön. So war das gestern in jenen vier Stunden, in denen wir von Wetzikon via Bubikon und den Egelsee nach Rapperswil wanderten: Der Winter, den wir schon abgeschrieben hatten – er hatte uns wieder.

Samstag, 11. März 2023

Ausgesendet

Gestern war ich auf dem Areal des Schweizer Fernsehens in Zürich-Leutschenbach, ich hatte einen Termin bei Radio SRF, das dort  neuerdings zu grossen Teilen untergebracht ist von Radio SRF 1 über Radio SRF 3, Radio SRF Musikwelle und Radio SRF Virus bis zum Regionaljournal Zürich-Schaffhausen. Den Weg zurück in die Stadt nach dem Termin legte ich im Gemütlichmodus zurück, fuhr die ganze Strecke im Elfertram, statt die S-Bahn zu nehmen, und … schreckte auf, als kurz vor dem Bucheggplatz beim Brunnenhof die Haltestelle "Radiostudio" angekündigt wurde. Ein Radiostudio gibts an diesem Ort nicht mehr. Letzten August war Schluss mit Sendungen vom Brunnenhof, man zügelte, eben, aufs Leutschenbach-Areal in die sogenannte "Radio Hall". Was das gute alte Haus Brunnenhof angeht: Hier sollen Sekschülerinnen und Sekschüler unterrichtet werden. Und die Verkehrsbetriebe Zürich werden die nahe Haltestelle bald umbenennen in "Brunnenhof".

Gestern Vormittag in Zürich, das Foto aus dem Elfertram
zeigt das ehemalige Brunnenhof-Radio-Gebäude.

Freitag, 10. März 2023

Hüttchen und Hochhäuser

Am Dienstag fotografierte ich in Basel diesen Fischergalgen. Am Rheinufer
gegenüber stehen ganz andere Bauten, die zwei Türme auf dem Roche-Areal.

Nein, beim Fischergalgen handelt es sich nicht um ein Instrument zur Hinrichtung von Fischern. Sondern um eine schwenkbare Vorrichtung zum Einfangen und Ans-Land-Hieven von Fischen. Ist sie mit einem Gehütt kombiniert, gilt der Name auch für dieses. In Basel sieht man die historischen, heute bisweilen als Ferienhäuschen dienenden Fischergalgen am Rheinufer überall, doch auch anderswo gibt es sie. Der Zweitname lautet "Fischwaage"  oder –  an gewissen Orten – "Salmenwaage", im Falle Basels waren es Lachse, lateinisch "salmo", die man einst so fing. Mit "Waage" gemeint ist seichtes Wasser, also der Uferbereich des Gewässers.

Donnerstag, 9. März 2023

Erdbebensichere Kunst

Rock on top of another rock, 2015, Basel.

Fischli/Weiss hatten ähnliche Megalithgebilde schon anderswo platziert, in Norwegen etwa. Basel allerdings, der Platz vor dem Eingang ins neue Bürohochhaus von Hoffmann-La Roche, war eine Herausforderung. Denn Basel ist potenzielles Erdbebengebiet, und das Steinduo aus dem Kanton Uri wiegt 70 Tonnen, stabil sollte es schon platziert sein. Fischli/Weiss experimentierten mit Modellen und fanden heraus, dass man die Steine wirklich nicht einfach aufeinander stellen konnte – zu heikel, wenn der Erdgrund in Bewegung geriete. Die Künstler kamen dann auf eine elegante Schummelei. Von einem Tieflader wurden die Steine abgeladen und auf Schienen an den exakten Standort verschoben. Nun bohrte man Löcher, fügte als Verbindung zwischen den zweien Stahldorne ein, sicherte den unteren Stein auf dieselbe Art im Boden. Und also sieht die Skulpur aus, als ruhten die Klötze ohne jede Fixierung an diesem Ort wie von einem Riesen spielerisch arrangiert. Sie dürften auch einem Erdbeben trotzen, das hoffentlich nie passiert. Diese Woche kam ich vorbei und fand Gefallen an ihnen. "Rock on top of another rock" heisst das Werk von 2015.

Mittwoch, 8. März 2023

Der Frühzürcher


Kürzlich traf ich im Zoologischen Museum der Uni Zürich eine Fachperson zum Gespräch. Für einen Artikel. So nebenbei fotografierte ich dieses imposante Skelett von rund vier Metern Höhe. Es zeigt einen der ersten Zürcher. Darf ich vorstellen: das Wollhaarmammut. Als 1890 in Niederweningen im Wehntal Arbeiter Kies für den Bau des Bahndammes aus dem Boden holten, stiessen sie auf Knochen und Stosszähne. Archäologen stellten fest, dass in der Grube die Überreste von mindestens sechs Mammuts lagen. In Zürich montierte man ein Skelett, ergänzte Fehlendes durch künstliche Teile. Das Mammut von Niederweningen, ein Männchen, lebte vor gut 45 000 Jahren. Woran es starb, wissen wir nicht.


Dienstag, 7. März 2023

Zillo gefiels hier wohl

An der Hauptstrasse in Zihlschlacht.
(Foto: JoachimKohler-HB, Wikicommons)
Am Samstag passierten wir im Thurgau den Rand der Ortschaft Zihlschlacht. Im Grüppli tauchte die Frage auf, woher der Name kommt, ich schlug das gleich nach und konnte entwarnen: Nein, es gab hier keine Schlacht irgendwann im Mittelalter. Zihlschlacht ist eine Zusammensetzung. Bei Zillo handelt es sich um einen alemannischen Kurznamen, und Schlacht geht zurück auf slat, Bodensenke oder auch Hohlweg. Das mit der Bodensenke passt, Zihlschlacht, 817 als Zilleslata erstmals erwähnt, liegt in flachem Terrain. Vermutlich fand der Alemanne Zillo das Gelände ansprechend, und so siedelten er und seine Sippe vor Ort. Aber das ist natürlich reine Spekulation.

Montag, 6. März 2023

Holzvandalen und Gemüserösti

Unsere Samstagsroute: Sitterdorf, Station – Sitterdorf, Landhaus – Sommerau – Hohlenstein – Kleine Höhle – Grosse Höhle – Chänzeli – Grünberg – Oowachse – Eichenhof – Waldegg – Hinderholz – Eipach  – Egg – Sonnenberg – Heldswil, Restaurant Blume – Neuheim – Schloss Oetlishausen – Paradiis – Chromershus – Wadholz – Bischofszell Nord – Bahnhof Bischofszell Stadt. 4 Stunden, 370 Meter aufwärts, 350 abwärts. Hier ein paar Fotos von der Route.

In Sitterdorf schauten wir uns die reformierte Kirche an.

Das Chänzeli über der Fluh Hohlenstein bietet Weitsicht. Wenns nicht dunstig ist.
Sieht nach Vandalismus aus: Scheiterbeige in der Nähe des Hofes Waldegg.
Gemüserösti in der "Blume" in Heldswil.
Schloss Oetlishausen steht erhaben über dem Tal der Thur.
Bischofszells Altstadt ist tatsächlich herzhaft schön.