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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Mein Wunsch für 2015: Kjeragbolten!

Hoffentlich hält der Stein. (Roger Nelson/Wikicommons)
Kjeragbolten heisst der zwischen zwei Felswänden eingeklemmte Stein - er ist eine norwegische Mutprobe, 1000 Meter fällt unter ihm das Gelände zum Lysefjord ab. Müsste man da mal hin? Man müsste. Womit wir beim Grundsätzlichen wären: Ich hoffe, auch im nächsten Jahr wieder in diesem Blog tolle Wandermomente teilen zu können, Kjeragbolten-Erlebnisse aller Art. In diesem Sinne wünsche ich einen guten Rutsch - auf ein Wiedersehen und Wiederlesen im 2015!

Dienstag, 30. Dezember 2014

Kamor und Camorra

Sambutinus hätte gestaunt über
den Sendeturm auf seinem Säntis.
Ich bin neuerdings stolzer Besitzer des "Appenzeller Namenbuches", Teilbände 2.1. bis 2.3. Darin sind in über 12 000 Einträgen alle Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell erfasst und akribisch erklärt; Hauptautor ist der Ausserrhoder Stefan Sonderegger, ein germanischer Mediävist von internationalem Rang. Die drei Bände, ein Weihnachtsgeschenk, werden den einen oder anderen Blogeintrag motivieren, denke ich. Hier vorerst drei Appenzeller Bergnamen und ihre Erklärung:
  • Gäbris. Es gibt im schweizerischen Mittelland mehrere vordeutsche, also nicht-alemannische Hügelnamen: Belchen, Bözberg, Irchel, Randen. Der Gäbris gehört, wie sein Thurgauer Cousin Gabris, in diese urtümliche Reihe. Der Name wurzelt in der Zeit der Kelten. "gabra" heisst auf keltisch Ziege, die lateinische Form ist "capra". Der Gäbris ist der "gabreta", der Ziegenberg.
  • Kamor. Mit der Camorra hat der Nachbar des Hohen Kastens nichts zu tun. Sein Name ist ein Zusammenzug von "gand" und "moor". "gand" ist vorrömisch, ist sogenannt ostalpin und bedeutet Schuttfeld, Steinhaufen, Geröllhalde. "moor" wiederum von lateinisch "maurus" heisst schwarz.
  • Säntis. Die früheren Formen lauten Zemptis, Sämptis, Zemtis, Sämtis. Im "Sämtisersee" ist das m bis heute geblieben, während sich der Berg irgendwann ein n zulegte; dies wohl, weil "Säntis" leichter auszusprechen ist als "Sämtis". In dem Namen steckt das Wort "Sabbat". Ein am Sabbatstag, also am Samstag, Geborener war auf lateinisch ein "Sambutinus". Möglicherweise bezeichnete der Name zuerst die Alp eines Mannes Sambutinus, um dann auf den Berg überzuspringen, las ich vor längerem schon in einem anderen Namensbuch.

Montag, 29. Dezember 2014

"Bis 15 trug ich nie Schuhe"

Das Haus zum Traubenberg (rechts) auf einem Stich von 1711.
(Adrian Michael, Matthieu Verlag Zürich, Wikicommons)

Kürzlich war ich zu Gast bei der Künstlerin Erica Bannwart in Zollikon; sie hat es mit ihren Schneebildern zu einiger Berühmtheit gebracht, vor allem der Jet Set in St. Moritz, Gstaad usw. kauft. Erica, eine liebenswürdige Frau, wurde in Brasilien geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie im Hinterland des Amazonas. "Bis 15 trug ich nie Schuhe", erzählte sie mir. Aber ich schweife ab.

Eigentlich will ich nämlich vom Haus zum Traubenberg erzählen, in dem Erica mit ihrem Mann wohnt (und malt). Nun, nicht allein, das umfriedete Anwesen ist gewaltig und beherbergt mehrere Partien. Es ist eines der ältesten am Zürichsee, stammt vom Anfang des 14. Jahrhunderts, war einst die Residenz der Zürcher Bürgermeisterfamilie Escher und hat einen endlosen Wiki-Eintrag mit vielen historischen Abbildungen. Als das Haus gebaut wurde, war es weit und breit das einzige. Es besass einen eigenen Hafen und stand unterhalb eines Rebberges direkt am Zürichsee. Man nannte die Gegend damals "in der Höll"; offenbar empfand man das Wasser als ungute Sache. 1838 wurde vor dem Haus das Seeufer aufgeschüttet für den Bau der Seestrasse. Die ist auch höllisch, stellte ich bei meinem Besuch fest. Die ganze Goldküste fährt morgens auf der Strasse nach Zürich hinein und am Abend wieder heim. Und das Haus zum Traubenberg ist vom See abgeschnitten und wird vom Lärm geplagt.

Sonntag, 28. Dezember 2014

Schwebt Zermatt bald?

Zermatt. Ein Foto der grossen Verstopfung habe ich leider nicht.
(Wikicommons/ Claus Ableiter)
Zermatt ist autofrei, hat aber ein Verkehrsproblem. In der Hauptsaison schwillt die Einwohnerzahl von 5600 auf über 30 000 an. Am Morgen wollen Tausende zu den Skigebieten, am Abend drängen sie schlagartig retour in den Ort, wo sich alles staut; Busse und Elektrofahrzeuge bleiben stecken. Eine Ortsbahn täte not, bloss ist der Boden schon dicht überbaut. Eine Untergrundbahn würde zuviel kosten. Als einzige oberirdische Längstangente  frei ist das Bett der Matter Vispa. Und tatsächlich, soweit ein NZZ-Artikel, wird jetzt abgeklärt, ob man über dem Fluss eine Art Schwebemetro errichten könnte mit kurzen Seitenabzweigern in die wichtigsten Wohnquartiere.

PS: Ich ging gestern nicht wandern. Das tat der Resterkältung gut

Samstag, 27. Dezember 2014

Halb gesund, halb krank, was jetzt?

Irgendwie ist dies nicht mein Winter, ich kränkle schon wieder, derzeit und seit Tagen ist es Halsweh mit Ohrenweh. Und jetzt weiss ich gar nicht, ob ich heute mit auf die Wanderung soll, die ich selber organisiert habe. Sie führt von Lengnau via Büren und Studen nach Biel und dauert doch rund sechs Stunden, und es wird wohl schneien und regnen im Mix. Ich nehme an, andere Wanderer kennen ihn auch, diesen Zustand exakt auf der Grenze zwischen "aber sicher geh ich raus" und "heut bleib ich auf jeden Fall zuhaus". Jedenfalls ist mir heute morgen um fünf unklar, ob ich um sieben losreise oder nicht. Das Wandererleben ist nicht immer gleich einfach, seufz.

Freitag, 26. Dezember 2014

Goldingen täuscht

Schön ist Goldingen, doch reich macht es eher nicht.
Kürzlich kamen wir wandernd nach Goldingen, einem hübsch geborgen unter dem Atzmännig gelegenen St. Galler Dorf - und natürlich fragten wir uns, ob der Boden des Dorfes wohl Gold birgt. Bis heute kursieren Legenden, dass hier "Venediger" oder auch "Chinesenmannli" einst nach Gold gegraben hätten; die vielen Höhlen beflügeln die Fantasie ebenso wie der Ortsname. Der Zürcher Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer - er war es, der Fossilien als Zeugen der biblischen Sintflut interpretierte - soll um 1718 einen faszinierenden Glimmerklumpen aus dem Goldingertal besessen haben. 1750 machte sich ein Zürcher Abenteurer mit einer Handvoll Männer am Goldinger Dägelschberg an die Arbeit, man grub Schächte in den Sandstein, schürfte und schürfte. Ohne Erfolg. "Goldingen" hat ja auch nichts mit Gold zu tun. Der Dorfname stammt vom alemannischen Hofgründer Goldo des 7. oder 8. Jahrhunderts. Es ist nicht alles Gold, was so klingt.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

100 Wehrliismen

Jeden Morgen veröffentliche ich, fast immer zwischen fünf und sechs, einen Blogeintrag. Sehr häufig ist es dann Christian Wehrli, der den Ableger des Eintrags auf Facebook als erster kommentiert. Er ist um diese frühe Stunde bemerkenswert kreativ, witzig, verspielt, ein Sprachkünstler; bereits fragen mich Freunde: Du, wer ist dieser Wehrli? Eigentlich kenne ich ihn nicht wirklich, habe ihn noch nie getroffen, er lebt in Basel; im Internet kann man lesen, dass er einst im Musikbusiness arbeitete, Platten importierte, einen eigenen Laden hatte. Dann wurde er Marketingmann und Texter. Ein Langstreckenläufer ist er auch, ich erinnere mich an Facebook-Fotos, die ihn am einen oder anderen Run zeigten, heroisch kämpfend oder auch grandios erschöpft. Hier endet mein Wissen über den real existierenden Wehrli, nicht aber meine Gewissheit, dass er toll schreiben kann. Er ist ein Verdichter. Ein Neo-Lichtenberg. Ein Humorist irgendwo zwischen Morgenstern und Jandl. Womit wir bei seinen “Morgensplittern” wären. Unter diesem Titel hat Wehrli 100 tägliche Frühgedanken zusammengetragen nicht in einem klassischen Buch, sondern in einer kleinformatigen Post-It-Zettelsammlung; man kann diese Gedanken also abreissen und an den Badezimmerspiegel kleben. Einer von vielen Wehrliismen: “Das Restaurant ist bekannt für seine gute Küche. Nur das Essen ist lausig.”

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Er war für mich da, jetzt ist er weg


Eine Schönheit ist Zollikerberg nicht.
Mitte rechts das Restaurant Rosengarten, R.I.P.
Das darf nicht wahr sein. Ist es aber. Ab heute ist der Rosengarten geschlossen, jenes Restaurant, das den Leuten von Zollikerberg hilft zu vergessen, dass ihr Ort nicht viel mehr ist als eine stark befahrene Kreuzung. Unzählige Male zottelte ich in den letzten Jahren von meiner Wohnung mit der Einkaufstasche Richtung Coop und nahm im Rosengarten vor dem Einkauf noch einen Kafi und ein Gipfeli. Abends ein Bier in der flach mich bescheinenden Sonne: auch das war toll. Im Sommer sass alles draussen, die Gofen spielten und quengelten auf dem Spielplatz, die Expat-Ehefrauen schwatzten an ihrem Stamm auf Englisch und lachten, was das Zeug hielt; und die Handwerker rauchten zum Espresso eine Zigi. All das ist jetzt fertig - dass der Rosengarten keine erstklassige Gastroadresse war, sondern ein So-so-la-la-Italiener, ändert gar nichts an meiner Trauer; das Konzept passte, es hiess den Hündeler ebenso willkommen wie den Porschefahrer. Der Rosengarten war jeden Tag im Jahr für mich da. Die Betreiber geben auf, weil der Pachtzins angeblich zu hoch ist; und jetzt hoffe ich inbrünstig, dass ein Neuer nachkommt. Gerüchteweise wenigstens hört man das. Gebt mir meinen Rosengarten zurück!

Soweit mein Weihnachtswunsch. Und nun alles Gute, liebe Leserinnen und Leser - ich wünsche frohe Weihnachten.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Der dunkle Passagier

Wer fährt so spät noch durch die Nacht?
's ist der Abend-GA-ler in voller Pracht.
Bisher gab es ja schon das Gleis-7-Abo, aber nur für Leute bis 25 und mit leicht eingeschränktem Geltungsbereich. Bald - auf den 1. Februar - kommt das Abend-GA für Erwachsene. 490 Franken soll es in der zweiten, 800 in der ersten Klasse kosten und gilt auf dem ganzen Schweizer Netz. Dies allerdings nicht für ein ganzes, sondern nur für ein halbes Jahr. Denn es handelt sich um einen Pilotversuch, der auf ein halbes Jahr befristet ist. Nutzen kann der Besitzer, die Besitzerin das Abend-GA von 19 Uhr bis Betriebsschluss. Ich bin gespannt, ob sich jetzt eine neue Figur im öffentlichen Verkehr etabliert: der Am-Abend-Rumfahrer. Der dunkle Passagier, sozusagen. Wobei ich gleichzeitig finde, dass das neue Abo recht teuer ist.

Montag, 22. Dezember 2014

Giftwind und Nagra

Sonne an der Thur eine halbe Stunde nach dem Start in Andelfingen.
Schön, mal andere Traubensorten als
Pinot noir: Wein in der Guggere.
Unsere Samstagswanderung im Zürcher Weinland spielte sich bei hellem Wetter ab; wir hatten Sonne, während im Süden dunkle Wolken sich stauten. Doch ein giftiger Westwind setzte uns zu. Ich erlitt nach drei Stunden einen Ischiasanfall oder so ähnlich, plötzlich tat das eine Bein heftig weh. Nach einer unguten halben Stunde war der Schmerz wieder weg. Noch einmal eine halbe Stunde später assen wir im Restaurant Guggere über Benken, von wo aus man einen grossartigen Blick Richtung Süden zum Irchel hat. Ronja fragte den Kellner, wo genau in Benken der Bohrstollen der Nagra zu finden sei; bekanntlich könnten in Benken einmal radioaktive Abfälle gelagert werden (hier der Link zu einem Nagra-Filmli). Der Kellner, ein Deutscher, hatte keine Ahnung. So wendete sich unser Gespräch wieder anderen Dingen zu; etwa dem Wein der Gegend. Und natürlich dem Brutalo-Wind. Er führte dazu, dass wir nach dem Essen statt zur Rheinau nach Schaffhausen wanderten, was eine Stunde weniger dauerte.
Die Route: Andelfingen - Thurbrücke - Werdhof - Husen - Schloss Wyden - Kastelhof - Seehof - Husemersee - Meienbuck - Trüllikon - Wildensbuch - Guggere - Grüt - Feuerthalen - Schaffhausen. 5.40 h Gehzeit, je 380 Meter auf- und abwärts.
PS: Von Freund Maurus kommen zum Wort Guggere, das man "Guggeere" ausspricht, zwei Hinweise. In Schwyz nannte man früher den Estrich so. Und zweitens steht im Idiotikon, "Guggeere" sei ein Name für "aussichtsreiche Anhöhen". Für Orte, von denen man gucken kann.
Schaffhausens Wahrzeichen Munot.

Sonntag, 21. Dezember 2014

NZZ ist Wärme

Die gute Nachricht stand eben im Tagi: Die Höhenklinik Wald im Zürcher Oberland bleibt erhalten. Sie soll sogar ausgebaut werden. Jahrelang nahm man ihren baldigen Tod an, weil die Stiftung Höhenlinik in Uster eine neue Klinik bauen wollte. Diese kommt auch, und doch kann der alte Standort weiterbestehen. Möglich ist das, weil es im Kanton Zürich zuwenig Rehaplätze gibt; nur 30 Prozent seiner Rehapatienten finden einen Platz im Kanton. Hey, wenn ich alt bin, gehe ich auch nach Wald in die Reha, mir gefällts dort oben. Müssen ja nicht immer alle nach Davos oder so.

Und hier noch der aktuelle Schnappschuss zum Thema der letzten Tage. Nein, nicht Andreas Thiel beim Koranlesen. Ich meine die Neue Zürcher Zeitung. Gestern, unterwegs von Andelfingen nach Trüllikon und Schaffhausen, litten wir unter dem brutalen Westwind. Der eine Wanderfreund, der nicht warm genug angezogen war, behalf sich auf seine Weise. Er stopfte sich den Pullover mit der Samstags-NZZ aus. Das habe viel gebracht, sagte er nach Wanderschluss. Die NZZ ist halt schon eine sehr nützliche Zeitung.

Samstag, 20. Dezember 2014

Die USP der Guggere

Nicht gerade vertrauenserweckend, der Verschreiber auf der Speisekarte im Internet. Doch eigentlich hat das Restaurant Guggere am Waldrand über Benken im Norden des Kantons Zürich einen guten Ruf - als solide Ausflugsbeiz mit Eventdrall. Das Körbchen mit Brot und Kartoffeln fürs Fondue wird dort von der Decke abgeseilt. Es braucht halt jedes Gastrolokal eine USP, eine Unique Selling Proposition, ein Merkmal, welches es unverwechselbar macht. Heute wollen wir in der Guggere essen, nach gut vier Stunden Wandern von Andelfingen aus. Ich freue mich aufs Essen und ein, zwei Gläser Falschenwein, haha.
PS: Von der Guggere aus sieht man viel, erguckt sich die Alpen, daher der Name, der also nichts mit dem Kuckuck zu tun hat. Seltsam die Aussprache, ich habe gehört, man sage "Guggeere"; ich werde mich im Lokal erkundigen, ob das stimmt.
PS2, zum unteren Foto: Nicht aufregen, liebe Vegetrarier! Legastreniker habens schwer.

Freitag, 19. Dezember 2014

Blaue Flecken überall!

Blaue Flecken noch und noch. Die Mecklenburgische Seenplatte.
Haben wir Schweizer ebenfalls! Eine Chiemgauer, Finnische, Masurische, Mecklenburgische, Pommersche Seenplatte gibt es. Und dazu, im Kanton Zürich, die Andelfinger Seenplatte. Als in der Vorzeit die Gletscher schmolzen, hielt sich seitlich der Moränen in flachen Wannen Grundwasser. Allerdings sind diese zu- und abflusslosen Seen alles andere als stabil. Manche Wasserspiegel steigen und sinken mit der Jahreszeit, andere Seen verlanden zu Sümpfen und Mooren, und wieder andere trocknen über die Jahrhunderte aus. Der Husemersee, bekanntestes Gewässer der Andelfinger Seenplatte, schrumpfte von 18 Hektaren im Jahr 1650 auf heute noch gut 8. Dass er zum Teil rechteckige Konturen hat, geht übrigens auf den Torfabbau zur Zeit beider Weltkriege zurück.
Warum ich das erzähle? Weil wir morgen im Gebiet wandern. Was es mit den Fondue-Brotkörbchen des Restaurants auf sich hat, in dem wir zu Mittag essen wollen - mehr davon morgen Samstag.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Mauldürre auf dem Weissenstein

Schweigen, bisweilen eine Untugend.
Man kommt dieser Tage fast nicht nach mit Vermelden neuer Dinge. Bereits war hier die Rede von der frisch gestarteten Rotenfluebahn im Kanton Schwyz. Und von Basels nach Weil verlängerter Tramlinie acht. Womit mir bleibt, den Start der neuen Weissenstein-Gondelbahn anzukündigen. Sie nimmt am Samstag den Betrieb auf, und ich will sie möglichst bald testen. Was mir übrigens wie im Fall Rotenflue auch bei dieser zugehörigen Homepage auffällt: Sie ist nicht gesprächig und kundenfreundlich. Unaktuell ist sie. Der Winter findet auf ihr in Form von nichtssagenden Ankündigungen statt ("Schneesporttage"). Das Konkrete hingegen fehlt. Ich staune immer wieder darüber, wie muultüär* unsere Touristiker sind; meinen die denn, dass jeder ihr Gebiet und seine Routen kennt? Ich kann es nur ab und zu wiederholen: Das Internet ist die Werbegelegenheit, ihr Kleintouristiker. Wann begreift ihr das und packt genug Information drauf, die dem Auswärtigen Lust macht, so dass er zu euch kommt? Soll ich hinüber auf die Hasenmatt schneeschuhen, hinunter nach Gänsbrunnen waten, zum Hinter Weissenstein und retour promenieren; was ist gepfadet, was ist gespurt, was ist gefährlich? Die Sommerkarte hilft mir da nicht viel. Gebt mal Laut, Leute!

* Appenzeller Dialekt. Mauldürr, also wortkarg, einsilbig, verschlossen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Neuenburg dreht sich um sich selbst

Neuenburgs Seepromenade könnte etwas mehr Leben vertragen.
In der NZZ war ein Artikel über Neuenburgs Seepromenade. Diese ist ungastlich: wenig Sitzmöglichkeiten, spärliche Grünfläche, kaum Gelegenheit zur Einkehr; zudem trennt die Kantonsstrasse den See vom Zentrum. Die Tristesse gipfelt im  Expogelände Jeunes-Rives, das seit 2002 vor sich hin dümpelt und zum Grossteil als Parkplatz herhält. Nun aber gibt es Hoffnung für Jeunes-Rives. Die Regierung hat das Projekt "Ring" lanciert - bereits wurde die Bevölkerung befragt. Die reagierte positiv, und so könnte 2015 ein Planungskredit resultieren. Ziel ist eine grosse, ovale Rasenfläche, umgeben von einem Asphaltring, auf dem Fussgänger, Velofahrer, Skater zirkulieren können. Neuenburg dreht sich bald um sich selbst.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Die neue Bahn und ihr Kapitalverbrechen

Appetitfotos von der Homepage der neuen Bahn. (Screenshot)
Seit dem Wochenende ist die neue Rotenfluebahn also in Betrieb; nächstes Wochenende öffnet das zugehörige "Gipfelstubli", das die Auslastung der Anlage fördern soll. Die Vorgängerin - wir reden übrigens von der Mythenregion SZ - stellte den Betrieb 2004 ein. Zehn Jahre später nun eine schnelle Achter-Gondelbahn, die bis zu 500 Personen pro Stunde über die 2700 Meter Seildistanz befördern kann. Nicht ganz klar ist mir, was man oben tut, wenn man nicht skifährt. Einfach nur einkehren? Auf der Homepage der neuen Bahn finde ich keine Anregungen für Winterwanderer oder Schneeschuhler, bloss einen Link zur Mythenregion als Ganzes, auf deren Panoramakarte die neue Bahn aber fehlt. Das kann ja alles noch kommen. Bitte möglichst schnell, Bahnbetreiber!

PS: Man öffnet eine bestimmte Homepage und wird von brutal lautem Sound begrüsst: ein Kapitalverbrechen des Internets. Auf der Homepage der Rotenfluebahn ist es ein Ländler, der einem fast die Trommelfelle zerreisst.

Montag, 15. Dezember 2014

Es gebe keine Gläser mehr, sagte der Schiffskellner

Himmel über dem Pfannenstiel.
Schifflände Meilen um halb fünf Uhr nachmittags.
Unsere Weihnachtswanderung vom Samstag begann und endete am Zürcher Bellevue; dort versorgten wir uns um neun Uhr morgens mit einem Startkaffee to go, dort nahmen wir 12 Stunden später ein Schlussbier. Dazwischen erstreckte sich ein dichter und genussvoller Tag. Wir
Beim Bürkliplatz in Zürich.
  • hatten Föhn und die Alpen wunderbar nah; Säntis, Churfirsten, Spitzmeilen, Druesberg, Glärnisch mit Vrenelisgärtli, Rigi, Pilatus, Eiger, Mönch und Jungfrau; dazu all die Voralpenhügel von Schauenberg und Rosinli über Hörnli, Schnebelhorn, Bachtel bis Etzel und Höhronen.
  • nahmen einen Kaffee im Café des Migros Waltikon; ein bizarrer, eigentlich ungemütlicher Ort, der doch Sozialstudien erlaubte. Gar nicht so leicht, zehn Leute dann wieder zusammenbringen, das verschwindet aufs WC, geht mal schnell in den Migi, um Mineral zu holen, trifft einen Bekannten und gsprächlet; so verliert sich eine Gruppe.
  • tranken nach fünf Stunden Apero im Restaurant Vorderer Pfannenstiel, draussen, in der Sonne.
  • stiegen lang ab durch das Meilemer Tobel; immer wieder ein schöner Weg,  endloses Schlängeln des Pfades, braunes Laub, Stege und Tritte und Biotöpchen.
  • hatten die ganze Wanderung über das Gefühl, es sei Frühling; sogar der Gfrörlig Widmer nahm mal kurz sein Palästinensertuch ab.
  • nahmen im Löwen an der Schifflände Meilen gleich wieder einen Apero; eine nette Trendbar haben die dort.
  • verzichteten deswegen aber nicht auf den Apero auf dem Schiff von Meilen nach Zürich, das übrigens sehr, sehr gut gefüllt war. Der Kellner, der aussah wie ein tschechischer Schlagersänger, eröffnete uns als erstes, dass es keine Gläser mehr gebe.
  • kamen in der Abenddunkelheit in Zürich an und sahen als erstes eine urherzige Guetzlidose, ein Weihnachtstram.
  • assen sehr gut im Hühnerhimmel, wobei Hund Emil ein wenig schmollte, weil wir für ihn keine Keule bestellt hatten. Ich hatte panierte Hühnerbeine, die - wider ihr durch billige Chicken Wings verdorbenes Image - wirklich toll waren. Dazu hausgemachte Pommes. Und später einen Eiscafé.
  • rollten wieder hinab zum Bellevue und liessen in der Rondellbar den göttlichen Tag ausklingen: 23 Kilometer, 6.10 h Gehzeit, circa 570 Meter auf und ab. Zürich Bellevue - Zürihorn - Werenbachtobel via Burgwies bis Zollikerberg - Waltikon - Forchdenkmal - Forch - Guldenen - Guldener Höchi - Pfannenstiel, Hochwacht - Vorderer Pfanennstiel - Toggwil - Meilemer Tobel - Meilen, Bahnhof - Meilen, Schifflände.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Weil per Tram

Von Basel kommt man jetzt mit dem Tram nach Weil.
Das hat es in Europa seit 75 Jahren nicht mehr gegeben: grenzüberschreitenden Strassenbahnbau. Eben startete das verlängerte Basler Tram Nr. 8. Es fährt im 15-Minuten-Takt hinüber ins benachbarte Weil, Deutschland. 100 Millionen Franken kostete das Projekt, das Grenzgänger lieben, Basels Gewerbler hingegen hassen, weil jetzt vermutlich noch mehr Leute zum Einkaufen mal kurz ins Ausland abhauen.

PS in Bildform: Jösses, was war der Emil geschafft, am Schluss, auf dem Schiff! Sanft verdöste er die Fahrt von Meilen nach Zürich. Wir wanderten gestern 23 Kilometer. Das Wetter war herrlich, der Föhn rückte uns den Alpenkranz verblüffend nah vor Augen, wir hatten Frühlingsgefühle. Mehr über die wunderschön-bizarre Weihnachtswanderung in der Pfannenstielgegend morgen in diesem Blog.

Samstag, 13. Dezember 2014

Heute wird geweihnachtswandert

Heute findet die Weihnachtswanderung meines lieben Fähnleins Fieselschweif statt mitsamt dem anschliessendem Nachtessen. Zehn Leute sind angemeldet. Es gibt Zürich-nah eine sechsstündige Wanderung (wobei man auch erst in der Mitte dazustossen kann). Einen Apero (nach gut fünf Stunden). Und eine Schifffahrt (von Meilen nach Zürich, mit Zweitapero). Ich freue mich, man wird auf das Wanderjahr anstossen, das unglaublich viel offeriert hat und am 1. Januar schon gut begann mit der Route von Kerzers nach Biel.

PS: In eigener Sache sei mitgeteilt, dass ich im neuen Jahr Tagi-intern wechseln werde - vom Hintergrund/Analyse-Ressort in den Zürichteil. Warum? Journalisten sind in der Regel Glücksritter und mögen es mobil. Ich wurde von meinem Chef und Kollegen, der wechselt, gefragt, ob ich mitkommen wolle, und hatte Lust. Immerhin war ich jetzt sechs Jahre Hintergründler (in der letzten Zeit auch Teamleiter). Meine Wanderkolumne im Kultur-Gesellschafts-Bund ist nicht tangiert und läuft fröhlich weiter.

Freitag, 12. Dezember 2014

Ebersecken bleibt handyfrei

Ebersecken, schrieb ich vor längerem, ist ein Unikat im Kanton Luzern: eine Gemeinde ohne Handy-Empfang. Vor einiger Zeit spannte man dort deshalb mit der Swisscom zusammen und plante, ausserhalb der Bauzone, den Bau einer 25 Meter hohen Antenne. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz erhob Einsprache und bekam kürzlich vor Kantonsgericht recht. Jetzt, hörte ich eben im Radio, überlegen sich Ebersecken und Swisscom offenbar, die Sache vors Bundesgericht weiterzuziehen. Sicher ist das aber noch nicht. Und jedenfalls bleibt Ebersecken vorerst ein handyfreier Flecken. Was ja auch seine Vorzüge hat.

PS: Weiss jemand, was Hrywna ist? Flotzmaul? Ein mechanischer Fallblattanzeiger? Heute gibt es von mir in der Zeitung eine Seite mit Wörtern, die ich im 2014 als Zeitungsleser neu gelernt habe.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Wolke Nummer sieben

Aristoteles, antik römische Büste nach
griechischem Vorbild. (Wikic./Jastrow)
Hier ein wenig historische Himmelskunde. Man sagt, jemand schwebe auf Wolke Nummer sieben oder im siebten Himmel. Warum? Hat mit der Antike zu tun, mit Aristoteles. Er sah den Himmel als Abfolge von sieben übereinandergestülpten, durchsichtigen Schalen oder Gewölben. In jedem dieser Himmel oder Sphären bewegte sich ein Planet: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn. Damit verband sich dann auch eine Farbenlehre, denn jedem Planeten war eine Farbe zugeteilt, Mars etwa war rot. Der siebte Himmel nun ist der von uns am weitesten entfernte Himmel.

Das ganze Konzept wanderte hernach durch die Epochen und Weltgegenden. Es taucht etwa auch im Koran auf, Sure 13, Vers 2: 
"Gott ist es, der die sieben Himmel erhöht hat ohne Säulen,  die ihr seht, alsdann setzte Er sich auf den Thron und zwang zum Frondienst Sonne und Mond. Alles eilt zu einem bestimmten Termin. Er lenkt alle Dinge; Er macht die Zeichen klar."

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Gut gemacht, Micha und Tobias

Brücke 26: die alte Hundwilertobel-Brücke, auch "sprechende
Brücke" genannt, weil sie mit allerlei Inschriften bemalt ist.
Urnäsch ist eine Gemeinde, die Urnäsch ist der dazugehörige Ausserrhoder Fluss. Sie entspringt auf der Schwägalp unterhalb des Säntis. Sie mündet nach 20 Kilometern in die Sitter. Und sie hat einen eigenen Internetauftritt. Urnäscher Schüler erstellten die Site während einer Projektarbeit. Eine gute Sache, besonders mag ich die Rubrik "Brücken", unter der alle 28 Übergänge über die Urnäsch aufgelistet und fotografiert sind. Gut gemacht, Micha und Tobias, ich hoffe, ihr bekamt dafür eine Spitzennote!

Dienstag, 9. Dezember 2014

Pogrom bei den Aargauern


Die Synagoge von Endingen.
Es gibt in der Geschichte nicht nur die grossen Kriege, sondern auch unzählige Kleinkonflikte und Regionalscharmützel. Hierzulande ist da etwa der Zwetschgenkrieg. Hinter dem nicht unpoetischen Namen versteckt sich ein Übergriff gegen die Aargauer Juden im Jahre 1802. Ich erinnerte mich an diese Episode, als ich vor einiger Zeit in Endingen AG durchwanderte. Dieses und der Nachbarort Lengnau waren im 18. und 19. Jahrhundert die einzigen Schweizer Dörfer, in denen sich Juden niederlassen durften. Das war schikanös, indem es sie in ihrer Mobilität stark hemmte; auch mussten sie sich regelmässig mit sogenannten Schutz- und Schirmbriefen "freikaufen". 1798 marschierten Napoleons Truppen in die Schweiz ein, kippten das Ancien Régime und lancierten die Helvetische Republik. Die Durchschnittsbevölkerung im Aargauischen hasste die neue Ordnung der Franzosen, wohingegen die meisten Juden sie begrüssten; wie auch nicht - die alten Zwänge waren nun abgeschafft. Im September 1802 fiel eine Horde von Leuten aus den Nachbardörfern über Lengnau und Endingen her, verschonte die christlichen Einwohner, plünderte hingegen schamlos die jüdischen Haushalte. Der Zwetschgenkrieg.

Montag, 8. Dezember 2014

Als seien wir Heugabeldiebe

Es weihnachtet. Auch im Appenzellerland.
Kalt war es am Samstag. Und den ganzen Vormittag nebelte und nieselte es, was Herisau nicht schöner machte, den Ort, wo wir starteten. Bis wir am späten Nachmittag in Appenzell einliefen und uns bei Regula Dörig in der Linde unser Appenzeller Menü mit Brotsuppe, Salat, Siedwurst und Chäs-Chnöpfli zuführten, hatten wir:
  • vier Töbel durchquert sowie einen Nagelfluh-Abgrund am Hang des Sonderbachs bewältigt, über den ein Gruselsteg führt.
  • die Villa von alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz mit Säntisblick passiert (vom Säntis war rein gar nichts zu sehen).
  • den Dorfplatz von Stein besichtigt, wo einst meine Grosseltern lebten.
  • das Volkskundemuseum ebenfalls in Stein besucht und uns die Appenzeller Sennenkunst und anderes auf drei Etagen angeschaut; mehr davon bald in einem eigenen Eintrag.
  • mehr grüne Wiesen gesehen, als ein Mensch im Tag eigentlich fassen kann.
  • uns mit einem Kläffblässli duelliert, das nicht weichen wollte und uns mit einem Ingrimm verbellte, als seien wir gekommen, Heugabeln zu klauen.
Am Schluss waren wir dann doch knapp 5 1/2 Stunden gelaufen (714 Meter aufwärts, 674 abwärts). Die Route: Herisau Bahnhof - Kreckel - Sedel - Egg - Churzenberg - Hundwiler Tobel - Moos - Sonderbach-Steg - Wilen - Haltenweid - Stein Dorf - Stein, Volkskundemuseum und Schaukäserei - Langenegg - Horgenbühl - Würzen - Steg über die Sitter - Haslen - Nördli - Honegg - Rüti - Lankerholz - Anker - Rässenau - Münz - Appenzell Dorf - Appenzell Bahnhof.
Bald ist hier alles vereist: Steg über die Sitter zwischen Stein und Haslen.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Die 30 000 Jahre alte Eule

Stilsicher eingefangen: die Eule in der Chauvet-Höhle. (Wikicommons)
Wahnsinnig. Diese Eulenzeichnung ist gut 30 000 Jahre alt. Sie wurde in der Chauvet-Höhle im Ardèche-Tal in Südfrankreich entdeckt - eine von gut 440 Tierdarstellungen. Frappant die Stilsicherheit des prähistorischen Künstlers, der es mit wenigen Gravurstrichen schafft, den Vogel unverwechselbar zu bannen. Ich stiess auf die Zeichnung, als ich mich im Internet ein wenig über Eulen informierte. Danach schrieb ich einen Artikel über Eulen, auf den ich hier bereits hingewiesen habe.

Und gleich noch eine Eule. Sie fotografierte ich gestern im Appenzeller Volkskundemuseum in Stein AR. Sie ist Teil einer bemalten Appenzeller Bauernhauswand von 1598.

Samstag, 6. Dezember 2014

Heute wirds autobiografisch

Das Wappen von Stein AR.
Der Bär ist - hüstel - nicht
wirklich geschlechtsneutral.

Gibts heute die aparteste aller Wettererscheinungen, den Schneeregen, dem mein Wanderfreund Thomas Schenk vor wenigen Jahren einen Roman widmete? Wir wollen von Herisau via Stein und Haslen nach Appenzell wandern, also vom hässlichsten Hauptort der Schweiz zum ver-disney-isiertesten. Für mich wird es zwischendurch ausgesprochen autobiografisch. In Stein bin ich aufgewachsen, es ist auch mein Bürgerort. Wir werden bei der Haltenweid ("Haltewäd" mit kurzem Ä) das Waldstück passieren, wo ich als Bub mit Freund Ernst Pfahlbauer spielte; wir überfielen jeweils seine Mutter, die Holz zersägte und Pöscheli band - Tannzapfenattacke unter grossem Geheul. Hernach kommt das Dorf, wo das Lädeli der Rechsteiners war, dessen Duft ich in der Nase habe: frischgemahlener Kaffee und Schoggi. Gleich daneben steht das Haus meiner Grosseltern, das heute ein B&B ist; im Brunnen vor dem Haus badeten wir. In der Kirche 50 Meter weiter wurde ich vom Pfarrer Steiner konfirmiert, der im Suhrkamp Verlag Gedichte veröffentlicht hatte und ein wortkarger Mann war. Und schliesslich die Schaukäserei und das Volkskundemuseum daneben; als das Museum eröffnet wurde, war ich freier Journalist der Appenzeller Zeitung. Ich schrieb den Bericht darüber, wie Alfred Defago als Chef des Bundeamtes für Kultur das Band durchschnitt. Last not least erwähnt seien all die Bauernhäuser von Wilen bis Würzen, denen ich damals die Post zutrug, mein Vater war Briefträger, ab und zu half ich ihm. Doch, die heutige Wanderung ist für mich eine besondere. Und eben, vielleicht gibt es Schneeregen.

Freitag, 5. Dezember 2014

1/18 ist schon geschafft!

Heute in der Zeitung von mir ein Porträt von Bänz Friedli. Was der alles kann, was der schon alles war und ist: Gemeindepolitiker (einst der jüngste Exekutivler der Schweiz). Italienisch-sehr-gut-Könner mit eigener Sendung im Berner Lokalradio. Juror des italienischen Cantautore-Preises "Premio Tenco". Musikjournalist. Kolumnist übers Pendeln (früher) und Hausmann-Sein (heute). Vater und Ehemann. Radiosatiriker bei der "Zytlupe". Kabarettist mit eigenem Showprogramm. Unglaublich. Der Titel des Artikels heisst darum auch: "Der Bänz ist überall." Ah ja, der Anlass: Friedli bekommt den Kabarettpreis Salzburger Stier für die Schweiz. Und noch ein lustiges Detail aus dem Text: "Bänz" ist im Berner Oberland ein Bergschaf.

Bald sieht der Boden so aus.
Und sonst? Nun ja, der Winter hat begonnen. Der Winter der Meteorologen, die in Kalendermonaten denken. Dezember, Januar, Februar also. Er dauert genau 90 Tage. Bereits habe ich meine Gewohnheit früherer Jahre wieder aufgenommen, die Wintertage zu zählen, die schon erledigt sind. Wir haben den 5. Dezember. Ha, bereits 5 Wintertage sind bewältigt (der heutige ist so angenehm, dass ich ihn schon am frühen Morgen als geschafft betrachte). Das heisst: 1/18 des Winters ist bereits durch.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Das Hinkehirschlein von Schwendi Kaltbad

Oh weh! Viele Autos an der Glaubenbergstrasse. Rechts das Hotel Langis.
Die Obwaldner im Tal der Sarner Aa haben es nicht leicht, dem Hochnebel zu entfliehen. Der Bahnbetrieb nach Lungern-Schönbüel zum Beispiel ist eingestellt: Konkurs der sogenannten "Panoramawelt". Gerne fahren die Talleute dann halt winters mit dem Auto auf den Brünig, um die Sonne zu besuchen. Oder auf die Passhöhe der Panoramastrasse, wie die Verbindung von Giswil nach Sörenberg heisst. Oder hinauf zum Glaubenbergpass, der von Sarnen ins Entlebuch führt.

Das Restaurant bei Schwendi Kaltbad.
Womit wir beim Nachtrag sind, den ich am Montag versprach, als ich über unsere Wanderung von Giswil nach Langis und Schwendi Kaltbad erzählte. Ich war schockiert, als wir am Samstag bei Langis aus eine Art Urwald auftauchten, die Glaubenberg-Passstrasse erblickten und gleich in der Vollzivilisation landeten: Der Parkplatz neben dem Berghotel Langis war ziemlich belegt, die Strasse stark befahren. Ich fand das grässlich. Gleiches gilt für die 20 Minuten zu Fuss von Langis nach Schwendi Kaltbad: viel Volk war unterwegs. Ein Gläuf.

Das Restaurant bei Schwendi Kaltbad, Stil Kanada-Lodge, war ensprechend gut belegt. Wir fanden es ungemütlich: Selbstbedienung, zugige Verhältnisse, Rummel. Und eine doch eher fantasielose Küche. Ronja hatte einen Cervelat vom Grill mit "Hüttlikartoffeln" bestellt. Es kam, jawohl, ein Cervelat. Sowie drei Kartoffeln in der Schale, die traurig auf dem grossen Teller hin und her kollerten; keine Sauce, kein Dip, kein auch noch so kleines Gemüse zur Garnitur. schon ein 08/15-Peterli hätte die Sache entscheidend aufgelockert und etwas Farbe in die Ödnis gebracht. Ein Königreich für einen Tomatenschnitz!

Aber eigentlich wollte ich gar nicht von diesem Restaurant erzählen, das sich offensichtlich keine Mühe geben muss, weil seine Lage abseits der Strasse im wunderschönen Hochmoor unter dem weiten Waldgrat ihm halt einfach das ganze Jahr über Autowanderer, Wanderer, Velofahrer, Langläufler, Schneeschühler und Winterspazierer zuspült. Sondern ich möchte kurz erwähnen, dass der Name "Kaltbad" mit der eisenhaltigen Quelle zu tun hat, die schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts bekannt war. Ein Hirtenknabe soll gesehen haben, wie ein hinkendes Hirschlein den Lauf ins Wasser steckte und gesund wieder herauszog. Vor Ort entstand im Laufe der Zeit ein weitum bekanner Kurort mit einem Kurhaus. 1970 brannte dieses nach mehr als einem Jahrhundert gediegenen Badebetriebes ab. An die einstige Wellnesserei erinnert noch eine Plakette in der reizenden Kapelle neben dem heutigen Restaurant, siehe Foto.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Eulenparlament

Gestern gab es von mir im Tages-Anzeiger eine Seite über die Eule, einen Vogel zwischen Natur und Kultur. Die Eule interessiert einerseits zoologisch, hat zum Beispiel ein grossartiges Gehör oder auch eine bemerkenswerte Technik, ihre Jagdbeute zu verschlucken und zu verdauen. Und anderseits ist die Eule seit jeher ein Thema der Kunst; Picasso etwa malte Eulen noch und noch. Alles weitere lese man hier.

PS: Gewusst? Eulen sind eigentlich Einzelwesen, selten sieht man mehrere zusammen. Trotzdem gibt es exakt dafür ein eigenes Wort. Man nennt eine Eulengruppe nicht etwa Rudel, Schar, Schwarm. Sondern: Parlament.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Wanderstöcke - das Pro nach dem Contra

Letzte Woche stand im Tages-Anzeiger ein süffig geschriebener Artikel zu einem zentralen Wander-Objekt zu lesen: dem ausziehbaren Gehstock. Geht es nach dem Südtiroler Markus Hölzl, einem ausgewiesenen Bergretter, sind Wanderstöcke des Teufels, weil sie Unfälle verursachen. Vor allem, indem die Leute über sie stolpern. Gestern nun erschien meine Replik auf kleinem Raum. Deren Hauptargument: Wer aufzählt, was für Unfälle Stöcke bewirken, der muss auch thematisieren, welche Unfälle Stöcke verhindern. Den Rest lese man hier selber nach.

Montag, 1. Dezember 2014

Oh du uriges Obwalden!



Unsere Obwaldenexpedition am Samstag war eine der strengsten Wanderungen des Jahres. Weder die Länge (6 1/2 Stunden Gehzeit) noch der Höhenunterschied (1140 Meter aufwärts, 840 abwärts) machten es aus. Sondern das Gelände, das ungeheuer ruppig war mit Bodenlöchern und Wellenhügeln, glitschigen Steinwegen, immer neuen Bachrüfen und abschüssigen Waldpfaden durch menschenleeres Terrain, die Kollegin Ronja ausriefen liessen: "Das ist kein Wanderweg, das ist ein Wildwechsel." Dazu passte, dass die Route sehr schlecht signalisiert war; wir hatten den Eindruck, dass die Obwaldner keine Wanderer wollen.

Aber schön war das wie selten. Apart. Nordisch, irgendwie à la Lappland mit stillen Hochebenen, federnden Moorböden, erschlafftem Sumpfgras, Hirschspuren, Wald bis zum Horizont. Und mit einer Sonne, die wir uns in anderthalb Stunden Aufstieg ab Giswil eroberten, um sie erst kurz vor Stalden wieder preiszugeben, als es ohnehin einnachtete. Schön auch der Schluss dort im Restaurant Rössli, wo wir mit nassen Haaren ankamen, weil draussen nun der Nebel wieder waberte mit feuchter Kraft. Wir tranken ein Bier und stellten fest, dass sie auf dem Land nach wie vor jassen, manchmal hocken um die vier Spieler zehn andere, die ein bisschen zuschauen und plaudern. Das war gemütlich. Mein Dorfherz war berührt.

Die Route: Giswil - Grossteil - Bünten - Eichbüel - Hirtbüel - Aspli - Teilerenschwand - Selischwand - Gschwend - Münchenboden - Ochsenalp - Langis - Schwendi Kaltbad - Langis - Steinwurf - Hohnegg - Holenbachet - Schälfgraben - Hüslimatt - Brend - Enetdornen - Schwanden.

PS: Bald etwas mehr zum Ort, wo wir zu Mittag assen, Schwendi Kaltbad.


Sonntag, 30. November 2014

Wir armen Sunrisianer

Die Karte baut nicht auf, der Wanderweg verläuft durch ein Niemandsland und endet im Nichts, das einzige, was auf dem Bildschirm arbeitet und fröhlich blinkt, ist der grünweisse, per GPS gelieferte, meinen Standort anzeigende Punkt. Das passiert mir immer wieder, irgendwo da draussen. Vor wenigen Monaten hat meine Firma den Handyprovider gewechselt: von Swisscom zu Sunrise. Als Teilnehmer des Firmennetzwerkes stelle ich fest: In Stadt und Agglo ist mir der neue Provider kein Problem. Aber auf dem Land versagt der Empfang bei Sunrise sehr viel öfter als bei Swisscom. Sunrise: für navigierende Wanderer ungeeignet.

PS. Gestern in Stalden, einem Dörflein hoch über Sarnen, wo unsere Wanderung endete, hatten wir Sunrisianer gar keinen Empfang. Der Kollege mit Swisscom war voll verbunden.