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Samstag, 29. Februar 2020

Zürichs neuster Neubau

Das Kunsthaus Zürich bekommt bald einen Erweiterungsbau; er soll dieses Jahr vollendet und nächstes Jahr eröffnet werden. Beide Gebäude sind im Untergrund durch einen Gang verbunden, derweil überirdisch eine vielbefahrene Strasse inklusive Tramtrassee sie trennt. Heute wäre Tag der offenen Tür in beiden Häusern, man kann sich also auch den schon ziemlich fertigen Neubau anschauen. Genauer gesagt: dessen riesige Eingangshalle. Ich komme kaum dazu. Denn wie gestern vermeldet, wollen wir an der St. Galler Glatt wandern. Gespannt bin ich, ob wir etwas vom Coronavirus merken werden, ob also zum Beispiel die Züge weniger voll sein werden als üblich.
Der Kunsthaus-Erweiterungsbau vom Architekten David Chipperfield.

Freitag, 28. Februar 2020

Glatt ist nicht gleich Glatt

Rümlang, die Grubenmann-Brücke von 1767 über die
Zürcher Glatt. (Foto: Paebi/Wikicommons)
Morgen wollen wir an der Glatt wandern.
Der Satz ist nicht eindeutig. Es gibt nämlich in unserem Land zwei Flüsse dieses Namens:
  1. Die Zürcher Glatt. Sie ist mit 36 Kilometern der längere Fluss. Und gleichzeitig ist sie vergleichsweise gesittet. Ein wenig brav. Das zeigt sich in der Höhendifferenz. Nur 100 Abwärtsmeter macht die Zürcher Glatt vom Greifensee, wo sie entspringt, bis zur Einmündung in den Rhein bei Rheinsfelden. Ein Langsamgewässer ist sie, träg, verschlickt. Übel hat man ihr im Übrigen mitgespielt, sie ist ein Agglo- und Industriefluss, der Wallisellen, Dübendorf, Zürich, Opfikon tangiert, von gewaltigen Strassenüberführungen gequert und von unzähligen Kanälen mit dubiosen Inhalten behelligt wird.
  2. Die Ostschweizer Glatt hat auch gelitten, vor allem im Bereich von Herisau und Gossau, deren Industriebetriebe ihr zusetzten. 24 Kilometer lang ist sie, startet im ausserrhodischen Schwellbrunn und endet bei Uzwil und Oberbüren, also im Kanton St. Gallen, in der Thur. 447 Höhenmeter sinkt sie von Anfang bis Ende, was heisst, dass sie abschnittweise wesentlich schneller fliesst ist als die Zürcher Glatt. Sie hat sich viel tiefer eingefressen und an einigen Stellen Tobel von beachtlicher Wildheit geschaffen. Auch mäandert sie. An dieser Glatt wollen wir morgen wandern.

Donnerstag, 27. Februar 2020

Recycling nach Zuger Art

Dieses historische Gebäude samt dem von einer Mauern mit Zinnen umgebenen Innenhof machte mir kürzlich in Baar Eindruck. Wie schön, dass es das Internet gibt, zuhause fand ich nach kurzer Suche, dass es sich bei dem fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernten Ensemble um die Kreuelburg handelt. Die Familie Kreuel wurde im 17. Jahrhundert reich durch die Vermittlung von Söldnern, vor allem Frankreich schätzte die Mietsoldaten aus der Schweiz. Am alten Saumweg von Zug über Inwil und Baar nach Zürich erbauten sich die Kreuels zwischen 1633 und 1654 ein standesgemässes Haus, wobei sie als Material auf die Steine einer Turmruine zurückgriffen. Schlaues Recycling. Allerdings gingen die Kreuels bald nieder, 1761 wurde ihre Burg von der Familie Schmid übernommen, die das Anwesen bis heute hält.

Mittwoch, 26. Februar 2020

Brachiale Putzpraktik

Ich bin bei Academia.edu dabei, einem Dienst, der wissenschaftliche Papers aller Art bereithält und sie gratis verbreitet. Regelmässig bekomme ich - so habe ich mein Abo eingerichtet - Forschungsergebnisse im Bereich der Archäologie in unserem Land zugemailt, zum Beispiel Publikationen der kantonalen archäologischen Dienste. Gestern las ich dies: Im Kaltbrunnental, das bei Grellingen BL ins Laufental mündet, fand man vor 85 Jahren den Weisheitszahn eines Menschen aus der Altsteinzeit. Linker Oberkiefer. Jahrzehnte später hat man den Zahn untersucht. Und man hat die horizontale Furche in ihm gedeutet. Die Forscher sprechen von prähistorischer Zahnhygiene: Mit einem harten Gegenstand, einem Stocher, muss der Besitzer oder die Besitzerin des Zahns regelmässig kraftvoll Speisereste entfernt haben. So kam die Kerbe zustande. Ich denke, ein heutiger Zahnarzt wäre entsetzt über die brachiale Putzpraktik.

Dienstag, 25. Februar 2020

Josef Wermelinger und die Burg

Unsere letzten Meter zur Ruine Kastelen. Im Inneren ist der 20-Meter-Turm
durch eine Gitterrost-Treppe vorbildlich erschlossen.
Josef Wermelinger weiss alles über seine Ruine.
Kastelen hoch über dem Dorf Alberswil im Luzerner Hinterland ist eine beeindruckende Burgruine. Am Samstag wollte es der Zufall, dass wir dort den Mann trafen, der den verfallenen Adelssitz eigenhändig saniert hat: Josef Wermelinger. Der frühere Maurer füllte ab 1999 das alte Mauerwerk mit frischem Mörtel; zuvor hatte ein Verein die Ruine für symbolische 100 Franken den von Sonnenbergs abgekauft, der Familie, in deren Besitz das Schloss etwas unterhalb bis heute verbleibt. Josef Wermelinger, ein kluger, enorm freundlicher Typ um die 70, erklärte und zeigte uns alles. Die Gipfel rundum inklusive Feldberg, Schwarzwälder Belchen, Hasenmatt, Weissenstein und Napf. Den fast 60 Meter tiefen Sodbrunnen. Die alte Buchenallee, durch die die Ritter einst auf ihren Hochsitz zuhielten. Sowie den modernen Trinkbrunnen samt dem öffentlichen WC am Fuss der Burg. Wir fanden das grossartig und hätten dem Burgcustos noch stundenlang zuhören können. Man kann ihn übrigens ganz offiziell für eine Führung engagieren.
Das alte Waschhaus (links), das Schloss (rechts) und die Burg (hinten).

Montag, 24. Februar 2020

Krokusse und Eiskaffee

Ein Luzerner Kleinod: der Mauensee nah Sursee.
Blick von der Ruine Kastelen zu den Alpen. Unten Gettnau.
Nördlich von Alberswil gibt es bei der
Holzbrücke über die Rot einen "Platz
des Dialoges". Da war aber niemand.
Gettnau,Bahnhof - Unterwannern - Neuhaus - Ruine Kastelen - Schloss Kastelen - Alberswil - Unterdorf - Risi - Hostris - Erlenmatte - Seemoos - Seewagermoos - Seewagen - Rofeld - Mauensee, Rössli - Mauensee, Seeufer Nord - Bognauerwald - Waldheim - Sursee, Bahnhof: Das war am Sonntag unsere Route. Was die Reihung der Orte nicht wiedergibt: Die Lauschigkeit des Tages nach dem frostigen Morgen. Den Blick zum Alpenkranz am Horizont. Die Sicht von der Burgruine Kastelen zum Feldberg im Schwarzwald. Die Krokusse vor und im Wauwilermoos. Den grossartigen gerührten Eiskaffee im Restaurant Rössli zu Mauensee. Den Mauensee mit dem Inselschloss, in dem der Uli Sigg wohnt. Zudem lernten wir Herrn Wermelinger kennen. Wer das ist: davon ein andermal.
Was ich im Rössli ass: ein warmes Geisskäslein mit Salat. Angusbeef an
 Sauce Béarnaise mit Pommes Frites. Und den famosen Eiskaffee.

Sonntag, 23. Februar 2020

Die Indianer von Sursee

Gestern war Fasnacht im Luzernischen, wir diskutierten im Grüppchen und waren uneins. Der eine lobte die Basler Fasnacht als viel schöner, die andere fand Fasnacht etwas Verlogenes, weil auf einer Doppelmoral Basierendes, und wieder eine andere erzählte von der Fasnacht in ihrem Heimatkanton Thurgau - die sei einfach vulgär. Sei dem, wie dem sei: Ich mag die Luzerner Fasnacht und mag sie mehr als die Basler Version mit den Pfeifen, pardon, Piccolos, die mir die Zähne ins Surren bringen, als läge ich in der Dentalhygiene. Hier drei Bilder von gestern. Den Götterboten Merkur und den Efeumann fotografierte ich im Zug bei Gettnau, die Indianerfamilie am Bahnhof Sursee.


Samstag, 22. Februar 2020

Die beste Rösti der Schweiz

Juli 2019 im Restaurant Kaiserstock: Nachdem wir den
Rophaien erstiegen hatten, gabs diese Bratwurst mit Rösti.
Die Gastroscouts von Gault-Millau haben sich einer pikanten Frage gewidmet: Wo gibt es im Land die beste Rösti? Gault-Millaus Top Ten wird von zwei Schwyzer Betrieben angeführt. Platz zwei belegt der Adler in Ried-Muotathal. Auf Platz eins geklettert ist das Restaurant Kaiserstock in Riemenstalden. So richtig ernstnehmen kann ich die Hitparade nicht. Die Rösti im Kaiserstock ist sehr gut, wie ich letzten Sommer feststellte - doch hatte ich schon einige Male eine noch bessere, zum Beispiel in der Métairie du Bois-Raiguel am Chasseral, Gemeinde Courtelary. Wetten, dass die Herrschaften Profitester diese bodenständige Wirtschaft nicht einmal kennen? Gott sei Dank!

Freitag, 21. Februar 2020

Rien ne va plus

Das Problemdreieck des Sommers 2020.
(Screenshot Schweizmobil)
Von Bern per Zug in die Romandie gelangen: Das ist normalerweise ganz einfach. Man fährt direkt nach Neuenburg. Und man fährt direkt nach Freiburg. Diesen Sommer freilich wird es zwei Wochen geben, in denen gleich beide Bahnlinien unterbrochen sind - man muss den Ersatzbus nehmen.
  • Vom 5. Juli bis 9. August ist wegen Bauarbeiten am Saaneviadukt bei Gümmenen die Strecke von Bern nach Neuenburg unterbrochen. 
  • Vom 24. Juli bis 9. August wird wegen Bauarbeiten am Senseviadukt zusätzlich auch die Strecke von Bern nach Freiburg gesperrt.

Donnerstag, 20. Februar 2020

Die Ölsardinenfrau


Arnold Böcklin, "Meeresstille", 1887 (Ausschnitt).
Ich nenne das Bild "Die Ölsardinenfrau".
Vor einem Monat schaute ich mir im Berner Kunstmuseum die Ausstellung "Alles zerfällt" an. Wer wissen will, worum es in ihr geht, findet hier und hier meine zwei Blogeinträge. Gestern war ich schon wieder dort. Ich habe nämlich die Ehre, an drei Daten im Frühling (3. Mai, 12. Mai, 9. Juni) Interessierte durch die Ausstellung zu führen. Ich bin nicht der einzige, der das machen wird; jeder Geladene soll seine eigene Auswahl treffen und diese aus der eigenen Erfahrung kommentieren. Bei mir wird natürlich die Wanderei, also zum Beispiel Erlebnisse in der Natur, den Hintergrund bilden. Mich freut das Engagement sehr. Aber natürlich bedeutet es auch Arbeit. Gestern nominierte ich mal elf Gemälde, mit denen ich mich befassen möchte. Am Ende sind es dann vielleicht auch nur sechs oder sieben, über die ich im Mai und Juni spreche.
Frank Buchser, "Flutumfangen", 1876 (Ausschnitt).
Langweilt sich die junge Fischerin? Ich kann ihre Miene nicht deuten.
Und ist sie überhaupt eine Fischerin - und das Ding vor ihr eine Art Reuse?

Mittwoch, 19. Februar 2020

Mit dem Oltner durch Olten

Das Oltner Stadthaus. Es spielt auf Le-Corbusier-Bauten an.

Olten hat einen Flugplatz. Wusste ich bis anhin nicht.
"Wenn du in Rom bist, so verhalte dich wie die Römer", heisst es. Noch besser finde ich die Devise in abgewandelter Form: "Wenn du in Rom bist, so halte dich an einen Römer oder eine Römerin." Womit wir bei meinem sonntäglichen Olten-Ausflug wären. Begleitet wurde ich von meinem einstigen WG-Mitbewohner und Studienfreund Chrigu. Der ist in Olten aufgewachsen und zur Schule gegangen. Beste Voraussetzungen für eine informative Tour. Die Altstadt zeigte mir Chrigu und die neuzeitlicheren Bauten rundum wie das Stadthaus aus den 1960ern. Auch wusste er Bescheid, wo man im sonntags praktisch toten Städtchen essen kann. Der Angus-Beefburger im Hotel Astoria war hervorragend und kostete erst noch substanziell weniger als im Trendzüri. Nach dem Essen schlugen wir einen weiten Bogen durch Chrigus Kindheitshabitat im Südwesten. Wir sahen den Bahnhof Olten Hammer, die ehemalige Usego-Zentrale, das Entwicklungsgebiet Olten Süd-West mit der riesigen Brache und den ebenso riesigen Wohnblocks, die derzeit noch miserabel an den ÖV angebunden sind; wir sahen den Flugplatz, das Gefängnis, Chrigus Wohnblock im Kleinholz, seinen alten Kindergarten, die Eisbahn, die eigenwillige Siedlung Platanen, die Kanti auf ihrem Hoger und das alte Zollhaus, das heute ein Restaurant ist. Und all das wurde umrahmt von der Start- und der Schlusseinkehr im Bahnhofbuffet von Olten, wo einst die FDP gegründet worden war. Was für eine Tour, was für Einblicke. Wenn du in Olten bist, so halte dich an einen Oltner. Jawoll!
Olten Süd-West. Hinten die einstige Usego-Zentrale. Und dahinter der Jura.

Dienstag, 18. Februar 2020

Zwei neue gentilés

Letzte Woche war ich an zwei Orten in der Romandie. Routinemässig schlug ich in beiden Fällen le gentilé nach; so lautet der französische Ausdruck für die Bezeichnung der Bewohner eines Ortes. Hier meine zwei neusten gentilés:
Hier wohnen die Loclois und Locloises.

  • Die Bewohner von Le Locle sind les Loclois und les Locloises.
  • Die Bewohner von Bex sind les Bellerins und les Bellerines. Es ist wahr, ich schwörs. So kurios es auch klingt.

Montag, 17. Februar 2020

Salziger Ausflug

Abstieg in die Tiefen des Salzbergwerks von Bex.
Hinter dieser Glasscheibe entsteht das Edelsalz "Fleur des Alpes".
Mineurvehikel für die langgezogenen Kavernen.
Vor Hunderten Millionen Jahren erstreckte sich über Teile unseres Landes ein Meer. Nachdem es ausgetrocknet war, hinterliess es uns sein Salz. Freilich wurde dieses durch Alpenbildung und Gesteinsfaltung dem Licht entrückt und musste von den Menschen zuerst entdeckt werden. Als das geschehen war, entstanden Bergwerke und begann das grosse Schürfen. Am Samstag besichtigten wir das Salzbergwerk von Bex in der Waadt, das seit 2014 mit den zwei grösseren Salz-Standorten bei Basel (Schweizerhalle und Riburg) unter dem gemeinsamen Dach "Schweizer Salinen/Salines Suisses" operiert. Oberhalb der Rhone-Ebene findet sich in einem verschatteten Bergeinschnitt an der Gryonne das eine von zwei Einfallstoren in die Waadtländer Saline. Wir bestiegen das Züglein der Mineure und  tuckerten anderthalb Kilometer ins Dunkel. In den nächsten 80 Minuten sahen wir riesige Kavernen, alte Werkzeuge, unheimliche Schächte, ein Weinlager. Angenehm war die Temperatur, im Inneren der Mine ist es durch alle Jahreszeiten hindurch 17 Grad warm. Die Saline von Bex produziert emsig; zwei Arten von Salz werden hergestellt: Sel des Alpes und das edlere Speisesalz Fleur des Alpes. Nachdem die Visite vorbei war, assen wir im nahen Restaurant Auberge du Bouillet, in dem das Rindsfilet auf einem Salzbett zubereitet wird. Das Mahl rundete die Exkursion stilecht ab.
Knaller zum Schluss: Die Führerin öffnet einen Hahn und
zündet das Wasser an. Es enthält Methangas.

Sonntag, 16. Februar 2020

Der TGV von Bex

Das war gestern ein begeisternder Ausflug. Wir besuchten das Salzbergwerk von Bex am Rand des Rhonetals im Kanton Waadt. Hier ein paar Fotos von der Fahrt in den Berg. Die Frau, die uns führte, war spassig. Sie nannte das Minizügli, das uns unter Tag trug, "TGV". Das heisse: "Train à Grande Vibration." Gleich darauf rief sie: "Haben wir Leute aus Frankreich in der Gruppe?" Zwei Frauen meldeten sich. Die Führerin stellte ihnen die Frage: "Was ist der Unterschied zwischen unserem und Ihrem TGV?" Die Pointe kam schnell: "Bei uns gibts keine Streiks." Mehr über unsere Salzexkursion morgen oder übermorgen - halt sobald ich dazu komme, das alles zu verarbeiten. Denn heute steht grad die nächste Unternehmung an. Diesmal in Olten.

Samstag, 15. Februar 2020

Habt ihr Ähnlichkeiten im Haus?

Hopedale heute. (Foto: Michel Meunier/ Wikicommons)
Raymond Zinck kommt 1953 nach Hopedale an der Labrador-Nordostküste in Kanada. 200 Menschen leben dort, fast alles Inuit, Zinck vertritt als Polizist den Staat. Verbrechen gibt es kaum. Zinck ist weniger Ermittler als Sozialarbeiter. Auch gilt es immer wieder mal vermisste Personen zu suchen, bevor sie erfrieren, bei diesen Expeditionen ist Zinck mit dabei. Funk und Telefon gibt es in Hopedale nicht, monatelang ist man vom Rest der Welt abgeschnitten, bevor wieder einmal ein Flugzeug landet, das die Post und andere Dinge bringt. Zinck bleibt vier Jahre, dann wird er routinemässig wieder versetzt. Es seien die besten vier Jahre seines Lebens gewesen, wird er später sagen. Er geht mit den Einheimischen auf Karibujagd, legt sich sechs Hunde zu und lernt das Hundeschlittenfahren, erlebt Abenteuer von Schneesturm bis Flugzeug-Notlandung. "Labrador Adventures" heisst Zincks schnörkellos geschriebener, 2006 erschienener Bericht, den ich mir eben auf Englisch in der Kindle-Version von Amazon zuführte. Er strotzt von interessanten Details. Einmal fragt ein Inuit, als er zu Besuch bei anderen Inuit ist: "Habt ihr Ähnlichkeiten zum Anschauen im Haus?" Er meint ... Fotos mit Menschen drauf.

Freitag, 14. Februar 2020

La Clepsydre du Locle

Der Neuenburger Nachbau der Elefantenuhr von al-Dschazari.
Gestern fuhr ich nach Le Locle, um mir die Klepsydra des Ismail al-Dschazari anzuschauen. Eine Wasseruhr, die dort im Musée d'Horlogerie in einer alten Prachtvilla oberhalb der Stadt ausgestellt ist. Es war ein beruflich bedingter Ausflug. Ismail al-Dschazari war ein Tüftelgenie und lebte vor 800 Jahren zur Zeit der Abbasiden, einer arabischen Dynastie, die ein Grossreich kontrollierte; er dürfte auch Leonardo da Vincis technische Visionen beeinflusst haben. Al-Dschazari konstruierte grosse hydraulische Systeme, bei denen mit Pumpen und Schaufelrädern Wasser über weite Strecken geleitet wurde. Ebenso mochte er aber die kleinen Apparate und Maschinen, er kreierte zum Beispiel eine automatische Teedienerin. Und eben - eine berühmte Uhr, die Elefantenuhr. Jede halbe Stunde bewegt sich der Mann auf dem Rücken des Elefanten, Vogelfiguren rühren sich, ein Gong erklingt. Wie das möglich ist, kann man hier nachlesen. Gestern im Uhrenmuseum von Le Locle war ich ein wenig enttäuscht: Al-Dschazaris Klepsydra ist im Winter nicht in Betrieb und wird derzeit revidiert. Ah ja, dies noch: Es handelt sich nicht um das Original, sondern um einen Nachbau.
Das Musée d'Horlogerie in Le Locle ist im Château des Monts untergebracht.

Donnerstag, 13. Februar 2020

Die Stadt Wald

Wald im 18. Jahrhundert. (Wikicommons)
Die NZZ wertete gestern verdienstvollerweise die neusten Zahlen des Statistischen Amtes des Kantons Zürich zur Entwicklung der Wohnbevölkerung aus. Hier fünf Punkte:
  • Der Kanton Zürich wächst stark, kennt man ja. 1 534 600 Einwohnerinnen und Einwohner hat er neu. 1850 machten die Zürcher gut einen Zehntel der Bevölkerung der Schweiz aus. Heute mehr als einen Sechstel. Die Schweiz wird immer mehr zu Zürich.
  • Besonders stark steigen im Kanton die Einwohnerzahlen im Knonauer Amt, im Unterland und in der Stadt Zürich.
  • Wald im Zürcher Oberland hat jetzt mehr als 10 000 Einwohner und ist eine Stadt; der Kanton hat somit neu 32 Städte.
  • Der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung im Kanton Zürich beträgt 26,9 Prozent.
  • 27,1 Prozent der Leute im Kanton Bevölkerung sind reformiert, 24,8 katholisch. Beide grossen Konfessionen haben wieder massiv verloren.

Mittwoch, 12. Februar 2020

Enteist die Gleise, entgreist die Kreise!

Ort des enteisenten Wassers: Mineralquelle Rhäzüns.
(Foto: Roland Zumbühl/ Wikicommons)
Unlängst trank ich, unterwegs mit einem Freund, Rhäzünser. Aus dem Pet-Fläschchen. Im kleingedruckten Inhaltsbeschrieb stand: "Enteisentes Wasser." Interessant, ich dachte zuerst an Eis und dann an eine Ente im Eis, also eine Eisente. Obwohl es doch eigentlich um "Eisen" ging. Sprachlich ist es nicht naheliegend, mit "Eisen" analog zu, sagen wir "Kupfer", ein Verb dieser Art zu bilden: "Entkupfern" geht, "enteisenen" aber klingt seltsam. Doch das Verb steht im Duden. Im Partizip Passiv wirds auch nicht besser: "Entkupfert" versteht jeder, "enteisent" wirkt schief. Über solche Dinge unterhielten wir uns doch gut zehn Minuten lang amüsiert.

Man gerät bei solchen Wörtern schnell ins Blödeln: 

Eine Entente unter Enten: Ententeente. 
Ein enteisenter Senter. Eine enteiste Senterin. Eine Ente aus Sent. Eine Senter Ente.
Eine Eisenente. Eine Eisente.
Enteisende Enteisenung.
Enteisenung ist nicht gleich Enteignung.
Ententante. Tantenente. Tantentinte. Tintentante. Ententinte. 
Fisimatenten unter Enten.
Enteisente Eiszeit, eisige Eisenzeit.
Enteist die Gleise, vereist die Greise, entgreist die Kreise!

So, ich höre auf, sonst wird es immer schlimmer. Ich werde mich nächstens damit beschäftigen, "enteisenen" mal vollständig und korrekt durchzukonjugieren. Vielleicht brauche ich den Ausdruck irgendwann. Dann bin ich froh, ihn im Griff zu haben.

Dienstag, 11. Februar 2020

Wo die Funggi-Esser leben

Hier leben die Funggi-Esser: Solothurn.
Funggi. Ich las den Begriff kürzlich und musste ihn nachschlagen. Solothurner Funggi: Offenbar handelt es sich - eine regionale Spezialität - um Kartoffelstock mit Äpfeln.

Montag, 10. Februar 2020

Raureif, Kirchen und Thaifood

Blick zurück nah Rotkreuz auf den Pilatus (links).
Es ist Fasnacht im Zugerland.
Noch einmal war ich am Samstag allein unterwegs. Dem Grüpplein hatte ich abgesagt, weil erstens für Freitagabend das Weihnachtsessen der "Schweizer Familie"-Redaktion anstand und ich nicht wusste, wann ich ins Bett kommen würde. Und zweitens traute ich meinen Brönchlein (liebevoll für "Bronchien") immer noch nicht ganz. Nun, jedenfalls ging ich dann doch auf Wanderschaft, startete morgens in Rotkreuz - Raureif auf den Feldern - und war am Mittag in Knonau, wo ich im Restaurant Freihof ein scharfes Pouletgericht ass, hervorragend, die haben grad Thai-Wochen. Dazwischen genoss ich die Kirchen, Kapellen, Bildstöcke am Weg, blickte immer wieder mal zurück auf den Pilatus in meinem Rücken und erfreute mich daran, wie sich die Wiesen und Äcker allmählich aus dem Frost lösten. Das Einzige, das ich an der Route zu bemängeln habe: viel Hartbelag. Gut die Hälfte ging ich auf Asphalt. Ich denke, das ist das Problem Nummer eins des Wanderns in der Schweiz.
Wart, Gemeinde Hünenberg: St. Wolfgang, Spätgotik auf dem Lande.

Sonntag, 9. Februar 2020

Alte neue Wirtschaft

16 Gault-Millau-Punkte. Eingekehrt bin ich nicht. Aber bewundert habe ich das Gesellenhaus Wart gestern ausgiebig. Wart ist ein Ortsteil der Zuger Gemeinde Hünenberg. Das Gesellenhaus heisst so, weil in einer mittelalterlichen Schrift von einem Vogt und seinen Gesellen die Rede ist, die hier tagten. 1539 und 1684 wird neu gebaut. 1703 schon wieder. Diesen zwei Jahre später vollendeten Bau haben wir heute vor uns. Die neue Wirtschaft ist also über 300 Jahre alt.

Samstag, 8. Februar 2020

Rum Express


Die Fotos zu diesem Eintrag stammen von Freund Erwin Sommer, vielen Dank! Sie zeigen die "Train Bar" der SBB, in der Erwin kürzlich unterwegs war. Das Bahnunternehmen hat die alten Starbucks-Wagen zu Barwagen umgebaut, die seit kurzem zu gewissen Zeiten auf der Strecke Romanshorn - Brig verkehren; Drinks mit Namen wie "Roter Pfeil" und "Rum Express" werden unter anderem serviert. Dies bis März, danach wollen die SBB entscheiden, ob die "Train Bar" definitiv eingeführt wird oder wieder verschwindet. Ich hoffe, sie bleibt. So kann ich mich wenigstens stilvoll betrinken, wenn der Zug wieder mal grässlich verspätet ist.

Freitag, 7. Februar 2020

Rodo und Raedo

Es gibt Rodersdorf, und es gibt Raedersdorf. Die beiden Dörfer liegen nur gerade knapp sieben Kilometer auseinander. Freilich gehört Rodersdorf, das man von der Stadt Basel aus mit dem Tram Nr. 10 erreicht, zum Kanton Solothurn, während Raedersdorf auf französischem Boden liegt. Im Sundgau. Und nun würde ich gerne einen gemeinsamen Ursprung der zwei Orte konstruieren: Es war einmal ein alemannisches Brüderpaar, Rodo hiess der eine, Raedo der andere. Bloss kann ich solches nicht belegen, womit dieser Blogeintrag praktisch schon zu Ende ist. Er schliesst mit dem festen Vorsatz, dass ich gern bald einmal von Rodersdorf nach Raedersdorf wandern würde. Weit ist da ja nicht.

P.S. Es gab einst beim Schweizer Fernsehen einen Charles Raedersdorf. Er co-moderierte die Sendung über die Mondlandung. Später wurde er Chef des Schweizerischen Katastrophenhilfecorps. Der Mann muss einen Ahnen gehabt haben, der in Raedersdorf lebte.
Die zwei Wappen: links Rodersdorf und rechts Raedersdorf.

Donnerstag, 6. Februar 2020

Einmal Pole, immer Pole

Sonderlich türkisch wirkt das nicht: Tanzfest in Polonezköy.
(Foto: Nevit Dilmen/ Wikicommons)
Polonezköy ist ein kleines Dorf mit 300 Menschen gut 30 Kilometer östlich von Istanbul. Wer hinreist, gerät in ein, nein, nicht türkisches, sondern polnisches Ambiente. "Polendorf" heisst der Ortsname übersetzt; ausgewanderte Exilpolen gründeten Polonezköy 1842, sie wollten von hier aus den Widerstand gegen die Besetzung und Teilung ihrer Heimat durch Preussen, Österreich und Russland organisieren. Das Dorf ist offenbar nach wie vor, las ich eben in einem Roman, total polnisch, das römisch-katholische Kirchengebäude inklusive. Einst bestritten die Bewohner ihren Lebensunterhalt mit der Schweinezucht, Schweinefleisch war unter den Nichtmuslimen Istanbuls sehr begehrt. Heute sind es die Touristen, die Geld bringen. Die Dörflerinnen und Dörfler reden nach wie vor Polnisch, folgen den slawischen Bräuchen von einst und veranstalten immer wieder mal ein Musik-und-Tanz-Festival. Einmal Pole, immer Pole.

Mittwoch, 5. Februar 2020

Baar und Zürich

In Baar, im Quartier Schutzengel, fotografierte ich einen Pavillon. Leider versäumte ich es, mich zu erkundigen, zu was genau er dient. Kindergarten, Quartiercafé, Künstlerbude? Jedenfalls erinnerte mich die kolorierte Fassade ein wenig an den Pavillon Le Corbusier im Zürcher Seefeld: Corbusiers letztes Werk wurde 1964 begonnen und ist heute als Museum hergerichtet.
Einmal Baar und ...
... einmal Zürich. (Unteres Foto: Wikicommons/ Museum für Gestaltung Zh.)