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Dienstag, 30. Juni 2020

Graue Fluhen, blauer See

Im "Schwert" Weesen,
die Tartine von C.
Der Samstag war freundlich zu uns. Hier zehn Dinge, die unsere Wanderung von Walenstadtberg via Paxmal, Schwaldis, Säls, Hag, Stäfeli, Laubegg, Bidem, Rüesteliwald, Geissboden, Seeren, Oberbetlis, Paradies, Flihof nach Weesen (6.30h, 840 Meter aufwärts, 1395 abwärts) gut machten:
  1. Es regnete während der ganzen Unternehmung nicht. Bloss vorher und nachher.
  2. Wir trafen gleich beim Start vor der Reha-Klinik Walenstadtberg eine junge Inderin, die in Materialwissenschaften doktoriert und eine Wanderkarte in der Hand hielt; Kavita zog ein längeres Stück mit uns mit, wir unterhielten uns gut. Was für ein strahlendes Gesicht!
  3. Das Paxmal (siehe gestern) beeindruckte uns durch seine kühne Anlage und die massigen Säulen. Auch wenn wir diese letztlich hässlich fanden.
  4. Nach dem Paxmal hielten wir weiter Richtung Westen. Allmählich, so circa ab Schwaldis, wurde der Weg abenteuerlich.
  5. Die Aussicht war reichhaltig. Vor allem sahen wir die Berge über dem Walensee von Spitzmeilen bis Mürtschenstock und von Pizol bis Sechsmoor.
  6. Die grauen Fluhen der Churfirsten über uns, der karibisch blaue Walensee unter uns begrenzten uns, begleiteten uns, erfreuten uns, schüchterten uns ein. 
  7. Diese Blumen! Wir sahen Akelei, Knabenkraut, Teufelskralle, Enzian, Bachnelkenwurz. Und viele andere.
  8. Den enorm steilen Abstieg hinab von der Laubegg nach Bidem überstanden wir heil; genial, wie der Pfad den felsdurchsetzten Hang meistert.
  9. Kurz vor dem Restaurant Paradies in Betlis gab es einen Selbstbedienungs-Kühlschrank. So ein Glace nach etlichen Kilometern in der Sommerhitze tut enorm wohl.
  10. Eine Stunde später kamen wir in Weesen an und kehrten im "Schwert" ein. Bier ist immer am besten, wenn man gewandert ist.
    Kurz vor dem Stäfeli.
    Die Augen lieben ihn: der Walensee.

Montag, 29. Juni 2020

Der Tempel über dem Walensee

Ja, ich weiss, das Sonntagsrätsel war nicht einfach. Um es zu lösen, musste man assoziieren und kombinieren: Hatschepsut, Pharaonin - ihr Totentempel - klobiges Ding - erinnert es nicht an das Paxmal in Walenstadtberg SG? In dessen Namen versteckt sich der "Friede", lateinisch pax, auch das war ein Hinweis. Und die Wand, die im Rätsel angesprochen wurde, ist natürlich die der Churfirsten, die hinter dem Kunstwerk aufragen auf ähnliche Weise, wie der Tempel der Pharaonin nah Luxor eine Bergwand als Kulisse hat. Vorgestern waren wir beim Paxmal, das vom Künstler Karl Bickel ab 1924 geschaffen wurde; der Bau unter dem Brisi und dem Frümsel, zwei der Churfirsten, ist zu Fuss in einer Stunde ab der Rehaklinik Walenstadtberg (Bus) erreichbar. Die ganze Wanderung, die wir machten, stelle ich morgen vor. Heute bloss noch dies: Gratulation an die, die mir gestern die richtige Anwort mailten. Okay, es war genau einer: Stefan Brauchli. Bravo!

Sonntag, 28. Juni 2020

Das Hatschepsuträtsel

Wieder mal ein Sonntagsrätsel. Was ist das und wo in der Schweiz sind wir? Lösungen gern im Lauf des heutigen Tages an die Mailadresse widmerwandertweiter@yahoo.de. 

Friedlich steht es unter der Wand und spielt Hatschepsut.

Samstag, 27. Juni 2020

Professor Cekadete

Alfred Rasser als Professor Cekadete.
Am Donnerstag traf ich in Basel in der Haltestelle, einem Lokal gleich beim Bahnhof der SBB, einen Freund. Im Gespräch kamen wir irgenwie auf den Daig, also die eingesessene Basler Oberschicht, und mein Freund gebrauchte die Abkürzung "ckdt". Ich musste nachfragen. Offenbar bezeichnen die vier Buchstaben erstens alle Angehörigen des besonders vornehmen Basler Geschlechts der Burckhardt, die eben ihren Namen mit ck und dt schreiben. Und zweitens können im übertragenen Sinn auch alle Mitglieder des Daig gemeint sein. Zuhause entdeckte ich dann, dass es eine sehr lustige Nummer des Kabarettisten Alfred Rasser aus den 1960ern gibt. Er spielt einen vertrottelten Basler Professor. Den Professor Cekadete. Allen, die fünfeinhalb Minuten Zeit haben, wünsche ich viel Spass beim Anschauen.

Freitag, 26. Juni 2020

Diese Blüemli

Glarner Bergflora. Danke für die Fotos, Marianne und Rita!
Gestern erzählte ich, wie wir am Mittwoch die Bergseelein von Fessis besuchten. Hier nun noch die hard facts - wobei doch grad wieder ein bisschen Schwärmerei vorangehen muss. Die Blümlein dort oben sind einfach wunderbar. Und man sieht Berge sonder Zahl von Piz Sardona bis Tödi, von Gandstock bis Ortstock, von Glärnisch bis Rautispitz. Alles beginnt mit der Seilbahnfahrt von Ennenda hinauf nach Aeugsten, von dort ist ein fünfstündiger Rundweg zu den Fessis-Seelein ausgeschildert. Ich rate, ihn im Gegenuhrzeigersinn zu machen. Die Wegangaben: Aeugsten, Seilbahn - Aeugstenhütte - Achseli - Chüewald - Ober Fessis - Fessis-Seelein - Heublanggen - Aeugstenhütte - Aeugsten, Seilbahn (5 Stunden, je 1030 Meter auf- und abwärts mit sehr steilen Abschnitten). Empfehlen kann ich die Einkehr in der Aeugstenhütte, wo ein enorm netter Typ rustikale Dinge wie Gerstensuppe mit Wurst serviert.
Warten aufs Bähnli: Freund S. bei der Bergstation Aeugsten.

Donnerstag, 25. Juni 2020

Abkühlung im Gebirge

Das Wasser war brutal kalt. Schneewasser ...
Wieviele Fessis-Seelein gibt es? Neun oder zehn oder elf, es ist mir unklar. Auf einer Höhe von 2100 bis 2250 Metern sind sie hoch über Ennenda im Glarnerland in ein unübersichtliches Ensemble flacher, vom Gletscher geschliffenener und zerkratzter Felsbuckel eingestreut, das Gestein ist zum Teil grau, zum Teil grün, zum Teil blau und zumTeil rot, das vor allem - Verrucano. Gestern waren wir zu viert bei den Seelein, die Wanderung war sehr anstrengend, beglückte uns aber gleichzeitig. Erstaunlich war die Temperatur. Eine Bise blies durchs Gebirge, dass ich mir das Flanellhemd über das T-Shirt ziehen musste, und meine Nase tropfte, so heftig war der kalte Wind. Irgendwann musste sogar die Windjacke aus dem Rucksack in den Widmer-Schutz-Einsatz. Später, wieder unten, konnte ich kaum glauben, wie heiss es im Flachland war. Wenn man dieser Tage einen Hitzschlag kriegt, dann sicher nicht beim Ersteigen von Bergen. Unten ist das Problem, in den Dörfern und Städten, wo der Asphalt regiert.
Widmer relaxt. Und isst Salznüssli.

Mittwoch, 24. Juni 2020

Die zweite Fahrt

Vor sechs Jahren fuhr ich im September von Ennenda nah Glarus mit der noch recht neuen Seilbahn hinauf nach Aeugsten. Die hübsche Achterkabine hatte einige Zeit zuvor das offene, ein wenig gruselige Cabriomodell ersetzt. Heute geht es mit der Aeugstenbahn zum zweiten Mal in die Höhe, ich habe reserviert und freue mich. Eine Rundtour steht auf dem Programm, wer sich in der Gegend auskennt, ahnt wohl, welche Naturschönheit besucht werden soll. Alle anderen erfahren es morgen. Und jetzt muss ich dann schon bald los. Die zwei Bilder sind von der Bergstation. Weiter oben kam ich damals im 2014 schon in den ersten Herbstschnee. Das wird diesmal kein Problem sein. Wenn etwas mühsam wird, dann allenfalls die Hitze.

Dienstag, 23. Juni 2020

Wasserglück

Die spanische Madonna in der grösseren Kapelle.
Du bist knapp sechseinhalb Stunden gewandert, bist mehr als 1000 Meter aufgestiegen und fast ebensoviele Meter abgestiegen. Und nun kommst du an und findest zwei Kapellen vor, deren eine etwas grösser ist mit gleich zwei Gnadenbildern, die andere etwas kleiner und etwas abseits gelegen. Dafür ist die kleine mit einer Überraschung nebenan ausgestattet. Du öffnest eine Tür, kommst in einen langen Raum mit einem Boden aus Stein und einem offenen Oberlicht zum Himmel. Du siehst einen Brunnentrog, in den du die Arme tunken kannst. Und es kommt noch viel besser, denn beidseits gibt es zwei abgesenkte Nebenräume, in die Treppen hinabführen. Zwei Fussbäder, das Wasser ist sechs Grad kalt, du stellst die Füsse ins Becken und hältst es nicht lange aus, ziehst sie wieder hinaus und stellst sie wieder hinein. Dies ist ein körperliches Ritual, aber auch ein spirituelles, denn du bist im Luthern Bad, einer alten Wallfahrtsstätte mit heilendem Wasser in einem abseitigen Luzerner Tal unterhalb des Napfs. Darauf spielt diese moderne und doch klassische Badeanlage an, und ich sage dir dies: Nachdem du die Schuhe wieder angezogen hast, gehst du die paar Meter hinab zur Bushaltestelle und hast das Gefühl, leicht zu sein. Nichts tut weh, die Gelenke summen, jede Zehe ist einzeln glücklich. Du tanzt heimwärts.

Montag, 22. Juni 2020

Götterbergtour

Sankt Joseph am Hang über Schüpfheim.
A. und C. sind gleich auf dem Champechnubel.
Die Stächelegg! Noch 25 Minuten bis zum Napf!

Harmonie in Form eines gemischten Plättlis
im Restaurant Alp Badegg.
Am Samstag stiegen wir zu neunt auf den Napf, das war fantastisch, die Landschaft um diesen ganz und gar unauffälligen, den umliegenden Orten entrückten Götterberg begeistert mich jedes Mal neu: die tiefen Gräben, die allenthalben sich zeigende, Tag für Tag bis in alle Ewigkeit bröckelnde Nagelfluh, die bleckenden Fluhen, die das Gelände definitiv unlieblich machen, wild, charaktervoll, ein wenig böse. Was dem Napf gut tut: dass er nur zur Hälfte in Berner Hand ist, was ich nicht etwa ethnisch oder so meine, sondern konfessionell. Die katholischen Zeichen der Luzerner in Form von Bildstöcken und Kapellen wirken rührend in ihrer Menschlichkeit, im Suchen nach Schutz und der Bitte um Beistand. Unsere Route, 6.20 h, 1070 Meter aufwärts, 915 abwärts: Schüpfheim - St. Joseph - Gmeinwärch - Champechnubel - Stächelegg - Napf - Niederenzi - Alp Badegg (Restaurant) - Luthern Bad.
Auf dem Napf.
Wanderschluss mit autonomem Rasenmäher.

Sonntag, 21. Juni 2020

Zweimal der Napf

Vor drei Wochen: der Napf. Er war damals nicht mein Ziel.
An Pfingsten, als ich von Trub auf die Lüdernalp ging, sah ich den Napf von ferne. Gestern erstiegen wir ihn. Das war schön, aber auch anstrengend. Mehr von dieser Unternehmung morgen, ich kam erst am Abend wieder zuhause an und muss nun zuerst alle Fotos anschauen, verarbeiten und ablegen. Was für eine schöne Aufgabe für einen häuslichen Sonntag!
Gestern waren wir oben.

Samstag, 20. Juni 2020

Ein Basler will fliegen

Arnold Böckli
Leider fand ich kein aviatisches Bild: Arnold Böcklin mit seiner Frau.
Selbstporträt von 1863/64. (Wikicommons)
Arnold Böcklin war ein Kunstmaler des 19. Jahrhunderts. Ein Basler, der lange im Ausland lebte, wozu ich hier Zürich grad auch zähle; mit dem Zürcher Schriftsteller Gottfried Keller war er befreundet. Das wusste ich und kenne ein paar von Böcklins Gemälden, darunter natürlich  "Die Toteninsel". Was ich aber erst gestern lernte, als ich ein wenig über Böcklin las: Der Mann träumte bis an sein Ende vom Fliegen. "Ein wenig von dieser langweiligen Erde loskommen", das wollte er. Viel Zeit investierte er in das Unterfangen, testete Mitte der 1850-er Jahre eine selbstgebastelte Flugmaschine in Rom in der Reitschule der päpstlichen Kavallerie. Wie das ausging, ist nicht bekannt. Weitere Flugapparate folgten, nie schwang sich Böcklin in den Himmel. Doch er gab nicht auf und zeichnete noch 1894, sieben Jahre vor seinem Tod, einen Plan: ein Segelflugzeug mit durchgehender Tragfläche. Flugpionier Böcklin? Nun, jedenfalls reiht er sich unter diejenigen, die nicht nur die Vision vom Fliegen hatten, sondern sie auch umzusetzen versuchten.

Freitag, 19. Juni 2020

Hier noch einmal der Turm

Oh weh! An dieser Stelle stand mein Eintrag über den Aussichtsturm bei Schwanden. Bis ich gestern Mittag auf die Idee kam, ich könnte die neue Version des Blog-Programms ausprobieren, die seit wenigen Tagen zur Verfügung steht. Und irgendwie ... löschte ich den Eintrag und konnte ihn auch nicht rekonstruieren. Sei dem, wie dem sei, hier ist er noch einmal, der Aussichtsturm von Schwanden im Kanton Glarus.

Donnerstag, 18. Juni 2020

Die Erinnerungseinkehr

Dieses markante Oberlicht.
Ich in der Ecke.
Am Dienstagabend hatte ich meinen zweiten von drei Auftritten im Kunstmuseum Bern - ich führte zu sechs Bildern, die ich besonders mag. Ging gut. Hernach gingen wir zu viert noch eine Flasche Petite Arvine trinken. Und zwar im Aarbergerhof, den es seit ewig gibt. Für mich war das eine Einkehr der Erinnerungen. Ganz nah befand sich im Sternengässli mein Seminar, der Ort, wo ich Arabisch, Persisch und Islamwissenschaft studierte. Das war in den Achzigerjahren. Oft gingen wir zwischen oder nach den Stunden einen trinken, oft im "Araber", wie der Aarbergerhof schon damals genannt wurde. Mir kam es vorgestern vor, als sei alles wie früher, das markante Oberlicht heimelte mich an. Und nun habe ich Lust, mal eine Nostalgietour durch Bern zu machen.

Mittwoch, 17. Juni 2020

The Frohe Aussicht is nice

Man spricht Englisch: Screenshot der Homepage
der "Frohen Aussicht" in Schwende AI.
Fällt das anderen auch auf? Seit ein, zwei Jahren gerate ich, wenn ich Schweizer Hotels, Restaurants, Bahnbetriebe google und die Homepage aufrufe, oft an den englischen Auftritt - ich muss dann als erstes suchen, wo ich klicken kann, um auf die deutsche Version zu wechseln. An sich kann ich gut Englisch, ich lese fast nur englischsprachige Bücher, aber wenn es um hiesige Tourismusangebote geht, bevorzuge ich Deutsch - obwohl auch das in manchen Fällen holprig klingt und mit Fehlern durchsetzt ist. Warum zum Beispiel die "Frohe Aussicht" in Schwende AI (hübsches Haus, wir tranken dort letzten Samstag ein Bier) auf Englisch daherkommt, verstehe ich nicht wirklich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Gros der Gäste, die es dorthin verschlägt, Englisch spricht. Was ich mich auch frage: Haben die von der "Frohen Aussicht" das überhaupt so gewählt? Oder redet da Google drein?

Dienstag, 16. Juni 2020

Die verschiedenen Seiten der Fäneren

Oben, Blickrichtung Bodensee.

Die lustigen Vögel vom Restaurant Eggli. (Fotos: Ronja)
Die Fäneren, offizieller Name "Fänerenspitz", steht am Rand des Alpsteins und ist von diesem, konkret vom Kamor und dem Hohen Kasten, durch einen Geländeeinschnitt abgetrennt. Gerade die Abseitsstellung macht eine Besteigung so reizvoll. Oben sieht man das St. Galler Rheintal und den Bodensee samt den deutschen Landen dahinter, sieht dazu die Appenzeller Voralpenhügel wie den Gäbris, den Sommersberg, den Hirschberg, die Hundwiler Höhe, sieht aber auch - dies ist speziell - in die Längsrinnen, in die der Alpstein zum Säntis hin gegliedert ist. Man bekommt also wild und sanft serviert, Fäneren gleich Panoramaspektakel. Was mich am Samstag, als wir sie erwanderten, auch frappierte, war der Unterschied zwischen "vorn" und "hinten". Vorn, das waren auf dem Weg von der Steinegg via Eggli zum Gipfel auf 1505 Metern, die üblichen intensivgedüngten Schweizer Landwirtschaftswiesen, auf denen es ausser Löwenzahn nicht viel Farbiges, Buntes, Blühendes hat. "Ein biologischer Friedhof", brummte Wanderfreundin Ronja. Auf der anderen Seite landeten wir in einem Riesenbiotop mit Magerwiesen, Orchideen, Flockenblumen und so weiter und so fort. Ja, die Fäneren hat zwei oder mehr Seiten. Hier nun noch die Route, ich empfehle sie allen zur Nachwanderung: Steinegg (Bahnstation) - Lichs - Stauber - Eugst - Brand- Eggli - Chäsmoos - Boschgeren - Fäneren - Gross Sütteren - Resspass - Forstegg - Schaienrossberg - Ruhsitz (Restaurant Ruhesitz, Zmittag) -  Rossberg - Brand - Brülisau - Rossweid - Obere Leugangen - Leugangen - Schaienegg - Urchenbuebes - Kollerers - Frohe Aussicht (Bier!) - Schwende (Bahnstation). 5 1/2 Stunden, 1055 Meter aufwärts, 1015 abwärts.
Die Fäneren vom Schaienrossberg aus gesehen.

Montag, 15. Juni 2020

Watteweiss und düstergrau

Perfekt war das Wetter am Samstag, als wir im Appenzellerland unterwegs waren. Warm war es, ja sogar heiss, doch kühlte uns ein mittelstarker Föhnwind, während wir zur Fäneren aufstiegen, einem Grasgupf am Rand zum St. Galler Rheintal. Dass der Regen erst gegen Abend kommen würde, machte uns das Niederschlagsradar klar, so dass wir entspannt und ohne Gewitterstress wandern konnten. Schliesslich waren da die Wolken zwischen watteweiss und düstergrau, die der Landschaft Kontur verliehen. Perfekt war das Wetter am Samstag, jawohl.

Sonntag, 14. Juni 2020

Das Traumsalär

Sennisches Terrain: die Igzenayen-Bergkette in Marokko.
(Freepius/Wikicommons)
Vorgestern kam auf Radio SRF ein Beitrag über Giorgio Hösli, der seit vielen Jahren eine Internet-Plattform betreibt, die Schweizer Alpen Personal für den Sommer vermittelt. Seit diesem Januar, vernahm ich, melden sich immer mehr junge Männer aus Marokko. Denn ein Schweizer Älplersalär ist aus ihrer Sicht bombastisch. Rund 200 Anfragen gehen pro Tag bei Hösli ein. Doch Marokko gehört nicht zur EU und auch nicht zu den Efta-Staaten, so dass die Bewerbungen chancenlos sind. Auf der News-Seite von SRF ist der Story ein Interview mit Daniel Voll beigestellt, der als Korrespondent den Maghreb betreut. Er sagt über hiesige Alpjobs: "Es ist ein sehr attraktives Angebot, wenn ich Versprechungen eines gesicherten Lohns von 3000 Franken im Monat höre. Im marokkanischen Hinterland hat ein Bauer ein Einkommen von 120 Franken ..."

Samstag, 13. Juni 2020

Stefans Schwalben

Wunderschön. Die Fotos stammen - danke vielmals! - von Stefan Hohler, meinem früheren Tagikollegen, einem Kriminalreporter, der nach der Pensionierung vor wenigen Monaten ein Buch über seine wildesten Fälle veröffentlicht hat. Aber ich gerate auf Abwege. Denn hier geht es um Stefan als passionierten Vogelkundler, der in meinem Blog in dieser Eigenschaft auch schon vorkam. Die Uferschwalben hat er in der Kiesgrube Glattfelden im Kanton Zürich aufgenommen. Dort hat man für sie eine Sandwand aufgeschüttet.

Freitag, 12. Juni 2020

Luchsen, Dachsen, Fuchsen

Der Hirsch, das Rind, der Eber, der Frosch, der Biber, sie alle kommen in unserem Land vor. Und Affen und Bären haben wir auch. Und Vögel aller Art. Und Fische. Ich rede hier allerdings nicht von den real existierenden Tierli, sondern von jenen, die in unseren Ortsnamen leben und sich in Dorf- und Gemeindewappen zeigen. Corinne Lanz-Schläfli (ich las zuerst "Schäfli") hat zu diesem Thema ein hübsches, originell illustriertes und prinzipiell humorig gehaltenes Buch geschrieben. Es widmet sich dem Hund in "Hundwil". Es fragt, ob in Wanzwil Wanzen lauern. Und wie finster sind eigentlich die Hennen von Finsterhennen? "Tierisch was los in der Schweiz" ist, das macht seine Stärke aus, vieles in einem: Es porträtiert Dörfer und fungiert als Tippgeber für Ausflüge, serviert aber auch kuriose Statistiken und eine kleine Ortsnamenkunde. Sowie Quizfragen. Zum Beispiel die folgende: Welchen dieser drei Orte gibt es: Luchsen, Dachsen oder Fuchsen?

Donnerstag, 11. Juni 2020

Die Bärenjäger von Zürich

Silvanus und Diana. (Fotos: Quartier Latin 1968/Wikicommons, Sting/Wikicommons)
In "Zürich. Geschichte einer Stadt" (Verlag NZZ, 1986, verschiedene Autoren) las ich soeben dies: 1868 entdeckte man im Hof des alten Oetenbachklosters beim Bau der Oetenbachgasse einen Weihestein mit einer Inschrift aus der Römerzeit. Sie lautete:
"Der Göttin Diana und dem Gott Silvanus haben dies die Bärenjäger aufgrund eines Gelübdes aufgestellt."
Diana war die Göttin der Jagd, Silvanus der Gott der Waldbewohner. Was genau das Gelübde der ursarii, der Zürcher Bärenjäger, besagte, wissen wir nicht. Die erwähnte Stadtgeschichte merkt zur Inschrift Folgendes an: "Die Funktion dieser Bärenjäger dürfte klar sein. Sie hatten die Tiere für Amphitheater, etwas für jenes von Vindonissa, wohl im Sihlwald oder im Zürcher Oberland zu beschaffen." Bären jagen im Sihlwald: Was für eine exotische Vorstellung aus heutiger Sicht!

Mittwoch, 10. Juni 2020

Ach, diese Studenten!

Monôme auf dem Boulevard Saint-Michel in Paris im Jahr 1920.
(Agence Rol/ Wikicommons)
Das Monôme kommt gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf als akademisches Spassritual in Frankreich, das bisweilen provokative Züge annimmt, das die Presse, die Politik und sowieso die Polizei beschäftigt. Um eine Studentenzusammenrottung handelt es sich, eine Art Polonaise durch Paris oder eine andere Stadt, wobei die Teilnehmer in Schlangenlinien gehen, um so Fussgänger und motorisierten Verkehr zu blockieren. Erst seit zwei Tagen kenne ich das Wort. Ich wollte nämlich am Montag meinen Auftritt vom Dienstag Abend im Berner Kunstmuseum vorbereiten; dort durfte ich gestern durch die Ausstellung "Alles zerfällt" führen. Zu den von mir ausgewählten Werken gehört eine Serie von Zinkografien aus dem Jahr 1893 von Félix Vallotton. Darunter ist eine mit dem Namen "Le Monòme". Dieses gibt es, so die französische Wikipedia, in abgewandelter Form offenbar immer noch.
"Le Monôme" von Félix Vallotton, zu sehen im Berner Kunstmuseum.

Dienstag, 9. Juni 2020

Vive l'onglet!

Dazu gabs übrigens Spätzli.

Frau Villiger, die Ochsen-Wirtin und -Köchin.
Sieht dieses Fleischli nicht unvergleichlich saftig aus? Das ist Onglet. Hanger Steak oder Hanging Tender oder Butcher's Steak (der Metzger weiss, was gut ist) auf Englisch. Und Nierenzapfen auf Deutsch - was für ein hässliches Wort! In Frankreich ist das Onglet vom Rind oder vom Kalb ein Star der Küche, jeder kennt es, bei uns hingegen ist es wenig verbreitet. Vielleicht, weil es als eine Art Stützpfeiler des Zwerchfells technisch zu den Innereien gehört. Dabei handelt es sich um reines Muskelfleisch. Am Samstag um vier Uhr Nachmittags erreichten wir nach strengen Wanderstunden und etlichen Höhenmetern auf- und abwärts hungrig und durstig den Ochsen im Fricktaler Dörfchen Oberzeihen, ein gemütliches Lokal, in dem manche Gerichte über dem offenen Feuer zubereitet werden. So auch unser Onglet. Zu zehnt spiesen wir mit Genuss. Und tranken reichlich. Es war ja auch ein besonderer Anlass. Das erste Essen an einem gemeinsamen Tisch nach Ende des Lockdown war es. Ich nannte es "Normalisierungsessen".

Montag, 8. Juni 2020

Himmelsshow

Fricktaler Wolkengemälde.

Die Alpakas von Oberzeihen. Sie
wurden offensichtlich eben geschoren.
Wieder einmal war der Himmel eine Show. Die Wolken, die über ihn trieben. Die Sonne, die die grauschwarze Decke durchbrach, eine Zeitlang uns begleitete, am Ende doch wieder verschwand. Regen schien einige Male einsetzen zu wollen, doch geschah es nicht, unsere Samstagsroute war vom Wetter begünstigt, warm war es und windig, was will man mehr als Wanderer. Wir starteten in Erlinsbach SO auf dem Dorfplatz, hielten an der Flanke des Gugen hinauf zum Barmelhof, überquerten den Zwiselbach, kamen zur Beguttenalp, stiegen auf einem nichtmarkierten Indianerpfad auf zur Salhöhe. Soweit das erste Drittel. Im Folgenden gingen wir via Benkerjoch zur Staffelegg, visierten den Homberg an, um ihn rechterhand zu umkreisen und hinab nach Oberzeihen und Zeihen zu steuern. 6 3/4 Stunden brauchten wir für die Route bei 910 Metern aufwärts und 875 abwärts. Bleiben werden mir vom Samstag die grünen Hügel der ersten Jurakette und des Fricktals, ein Anblick, der das Gemüt erfrischt. Morgen will ich einen Nachtrag zur Unternehmung liefern. Denn sie gipfelte in einem besonderen Erlebnis.
Blick von der Gegend der Salhöhe nach Osten.
Beim Doppelhügel hinten handelt es sich um die beiden Strihen.

Sonntag, 7. Juni 2020

Museumswanderung

Im Kunstmuseum Bern derzeit zu sehen:
"Les Feuilles mortes" (Ausschnitt) von Ernest Biéler, 1899.
"Alles zerfällt" ist diese Ausstellung im Berner Kunstmuseum, die hier auch schon vorkam: 200 Werke aus der hauseigenen Sammlung, hiesige Kunst von Arnold Böcklin bis Annie Stebler-Hopf. Diesen Monat habe ich die Ehre, an drei Dienstagabenden in Gesellschaft durch die Ausstellung zu wandern und den Leuten, die dabei sind, etwas zu sechs von mir ausgewählten Gemälden zu sagen. Ich bin weder Kurator noch grosser Kenner der Schweizer Malerei, und es wird von mir auch nicht erwartet, dass ich quasi jedes Werk einordne, kunstgeschichtlich erkläre, es in den Zusammenhang seiner Zeit stelle et cetera. Vielmehr soll und darf ich erzählen, was mir einfällt. Um den subjektiven Blick geht es also, um die Laienperspektive. Falls jemand kommt, freut mich das. Los geht es schon übermorgen Dienstag. Wer lieber der Krimiautorin Christine Brand folgt: Sie ist im August und September als Führerin dran.

Samstag, 6. Juni 2020

Mein Freitagsfreudeli

Mein Küchenkaktus und das frisch ausgepackte Lexikon.

158 Franken, Versand mitgerechnet, für sechs derart schwere, substanzielle Bände: Das scheint mir ein Schnäppchen. Was der Pöstler empfand, als er gestern das schwere Paket, aufgegeben von einem Zuger Antiquariat, zu meinem Haus schleppen musste, weiss ich nicht. Er war schon wieder weg, als ich die Tür öffnete. Jedenfalls bin ich nun stolzer Besitzer des Geographischen Lexikons der Schweiz, das in den Jahren 1902 bis 1910 erschien, mit unzähligen Karten und Fotos angereichert ist und bis heute als Standardwerk der Beschreibung dieses Landes, seiner physischen Gestalt, seiner Städte und Dörfer, seiner Landschaften, Berge und Flüsse, seiner Kantone gilt. Interessierte finden im Wikipedia-Artikel alles Wissenswerte zum Lexikon. Ich selber mag hier nicht lang werden. Ich will jetzt lieber blättern und lesen.

Freitag, 5. Juni 2020

Krauers Münz

In einem meiner letzten Blogeinträge kam ich auf die Münz zu sprechen, eine Flur etwas ausserhalb von Appenzell, wo im 18. Jahrhundert für einige Jahre Innerrhoder Münzen geprägt wurden. Ich merkte an, dass ich gern mehr erzählen würde, aber keine gute Quelle fände. Darauf meldeten sich die Leserinnen Betti und Marianne, die mir beide eine solche - dieselbe - Quelle angaben. Und so kann ich jetzt vom Luzerner Münzmeister Karl Franz Krauer berichten. Er bekam 1734 vom Innerrhoder Landrat die Bewilligung, im Ländli für 15 Jahre eine Münzstätte zu betreiben. Nun hatten die privaten Geldhersteller des Ancien Régime ein Interesse daran, nicht zuviel teures Edelmetall in ihre Münzen zu pressen, um bei der Ausgabe derselben möglichst viel zu verdienen. Krauer stellte in grossen Mengen Münzen von geringem Silbergehalt her, zweifelhafte Ware. Das sprach sich in der Eidgenossenschaft herum, so dass die Innerrhoder Währung wenig beliebt war. 1738 wurde Krauer von der Obrigkeit gerüffelt. Doch durfte er letztlich wieder Geld prägen. Wenige Jahre später wurde er in Österreich verhaftet. Der Landrat löste ihn aus (was sind diese Innerrhödler gutmütig!) und liess ihn weitergeschäften. 1745 starb Krauer. Ein Nachfolger wurde nicht ernannt, dies war das Aus für die eigene Währung der Innerrhoder. 
Der Innerrhoder Hauptort Appenzell, Luftaufnahme aus 400 Metern Höhe
von Walter Mittelholzer, 1922. (ETH-Bibliothek/ Wikicommons)