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Donnerstag, 31. Oktober 2019

Goldküstenhängebrücke

Seit sieben Jahren hat Meilen, genauer gesagt Obermeilen, eine Hängebrücke. Sie überquert den Beugenbach auf gut 25 Metern Höhe, ist 60 Meter lang und nützt nicht zuletzt den Schülerinnen und Schülern eines nahen Schulhauses. Vor einiger Zeit ging ich mir die Brücke anschauen, da ich einen Artikel zum Thema plane. So nebenbei weihte ich grad auch noch mein neues Zweitkameräli ein, eine Nikon 1-j1, die ich als Occasion zuvor für wenig Geld erworben hatte.

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Tod im Alpstein

Blick vom Schrennenweg, der von Wasserauen auf die
Meglisalp führt, hinüber Richtung Ebenalp (rechts oben).
Der Weg von dort zum Seealpsee hinab führt durch die
steile, mit Felsen bestückte, nicht ungefährliche Steilhalde
(im Foto also von rechts oben nach links unten).
Als wir am Samstag von Wasserauen hinauf zum Rotsteinpass gingen, hielten wir auf dem Schrennenweg, hoch über dem Seealpsee, inne. Und wir schauten. Gegenüber hatten wir die steile Wand zwischen der Ebenalp mit dem Gasthaus Aescher etwas unerhalb und dem Schäfler, auf dem ebenfalls ein Gasthaus hockt. Auch die Wege in der Wand sahen wir. Ich erzählte den anderen in meinem Grüppli, dass diese Wege durchaus heikel seien, verschattet und schlüpfrig, und dass ich insbesondere vor dem Abstieg vom Aescher hinab zum Seealpsee Respekt hätte. Gleichentags - ich vernahm es am Sonntag - passierte just dort ein Unfall. Ein Wanderer, 65-jährig, der mit drei anderen Leuten unterwegs war, stürzte über eine 50 Meter hohe Felsfluh in den Tod. So etwas geht einem nahe, wenn man selber bergwandert; man weiss, wie wenig es braucht, dass es passiert.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Wyssens, der Pass, die Sonne

So beginnt auf dem Rotsteinpass der Abstieg ins Toggenburg.
Jungmänner mit Bier auf dem Pass.
Was für eine barbarische Vorstellung - dass dieser delikate Übergang, dass die Gras-, Geröll-, Felspfade, die Matten und Halden und Alpen nun samt den Fluhen und Gipfeln rundum zugeschneit werden und erst im nächsten Frühling langsam wieder hervortreten werden. Am Samstag aber, da war alles noch in Ordnung. Bei besten herbstlichen Verhältnissen überquerten wir unter einer blitzenden Sonne den Rotsteinpass, gingen also von Wasserauen nach Wildhaus (7 Stunden, 1530 Meter aufwärts, 1300 abwärts). Oben erfreute uns die Familie Wyss, die eigentlich das Passgasthaus bereits geräumt und abgeschlossen hatte, nun aber zurückgekehrt war und den Berggängern kalte Getränke servierte. Ein Bier auf 2119 Metern über Meer schmeckt unvergleichlich. Ich vermisse den Rotsteinpass und das, wofür er steht, Bergwandern eben, schon jetzt.
Solche Anblicke werde ich vermissen: Blick nach links gleich nach dem Pass.

Montag, 28. Oktober 2019

Ein böser Innerrhödler

Das war der Laseier! (Foto: Kantonspolizei AI, 2007)
Wasserauen und der Laseier-Wald (r.).
(Screenshot Schweizmobil.ch)
Wasserauen liegt im engen Tal des Schwendebaches. Jeder, der wandert, kennt die Örtlichkeit, man reist mit der Appenzeller Bahn von Gossau, Herisau, Urnäsch, Gonten, Appenzell her an. In Wasserauen ist Endstation, nun geht es zu Fuss weiter zum Beispiel auf die Ebenalp. Oder auf die Alp Sigel. Oder Richtung Seealpsee, Meglisalp, Mesmer, Säntis. Oder auf den Rotsteinpass und weiter nach Wildhaus. Genau das taten wir vorgestern Samstag bei herrlichem Wetter. Aber ich schweife ab, denn ich will ja eigentlich das Sonntagsrätsel auflösen. Also. Am Steilhang zwischen Wasserauen und der Alp Sigel gibt es einen Wald namens Laseier. Nach ihm ist der Laseier oder auch Laseier-Rotor benannt, ein drehender Wind, der an stürmischen Tagen bis zu 200 Stundenkilometer schnell wird und eine enorme Kraft entfaltet. Im Januar 2007 warf er den Steuerwagen sowie den folgenden Wagen der Bahn aus den Schienen, beide kippten um, siehe Foto oben. Der Laseier ist wirklich ein wilder Geselle. Seine Wut mag sich dadurch erklären, dass er aus dem Schwendetal nicht entkommen kann, indem seine Böen stetig von der einen, dann wieder von der anderen Felswand abprallen. Die Lösung lieferten mir gestern: Benno Scherrer, Wolf-Dieter Deuschle, Patrick Widmer (mein Cousin).
Über die Rotsteinpass-Wanderung möchte ich morgen berichten. Hier
ein Voraus-Foto: Blick vom Rotsteinpass zum Säntis.

Sonntag, 27. Oktober 2019

Lasei... was?

Heute wieder mal ein Rätsel. Es hat allerdings den Nachteil, dass man nicht knobeln, kombinieren, etwas entwickeln kann; man weiss es oder nicht. Trotzdem: Was oder wer ist der "Laseier"? Lösungen gern im Lauf des heutigen Tages an widmerwandertweiter@yahoo.de. Mit googeln findet man die Erklärung sofort, aber das ist witzlos. So, jetzt wünsche ich allen einen schönen Sonntag!

Samstag, 26. Oktober 2019

Stein, Steinbuch, Steinbock

Sehe ich in wenigen Stunden so einen? Einen Steinbock, meine ich. Jedenfalls geht es heute im Alpstein über den Rotsteinpass, und dort leben Steinböcke, die man ab und zu zu Gesicht kriegt. Die Nacht auf heute habe ich im Elternhaus in Stein im Appenzellerland verbracht. Gestern hatte ich in Stein einen Auftritt; ich sprach im Pfarrhaus, das ich das letzte Mal vor 41 Jahren beim Konfirmanden-Unterricht von innen sah, über mein Buch „Hundertundein Stein“. Es kamen viele Leute, Verwandte, ehemalige Schulkollegen, Stein-interessierte Steiner. Nach meinem Vortrag gingen wir alle in die Dorfbeiz „Ochsen“ und tranken einen. Auch das war schön.

Freitag, 25. Oktober 2019

Kommt Corinna Menn durch?

Caumasee, das erste Wirtshaus auf der Insel, 1880.
(Wikicommons/ Ipload Adrian Michael)
Seit 20 Jahren bemüht sich die Gemeinde Flims um einen Restaurant-Neubau am Caumasee; das heutige Restaurant stammt von 1972. Zwei Mal bereits blitzten Projekte an der Urne ab, 2002 war es der Monolith von Valerio Olgiati, später eine abgespeckte Variante. Nun liegt ein neues Projekt von Corinna Menn vor, die in Flims an der Geländekante von Conn hinab zur Ruinaulta-Schlucht die spektakuläre Aussichtsplattform "Il Spir" realisierte. Ein grosses Haus mit einem Selbstbedienungs-Restaurant im Parterre und einem bedienten Restaurant im Dach soll es werden; weil das Dach markant steil ist, wirkt es wie eine Waldhütte. "Waldhaus" heisst das Projekt daher, der Baukredit beträgt rund 6,5 Millionen, abgestimmt werden soll wohl schon diesen November oder Dezember. All das las ich diese Woche in der "Südostschweiz".

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Wir sahen das Meer

Das Nebelmeer im Rheintal vom Mutschen.
Tiefblick vom Mutschen zur Roslenalphütte und der Saxerlücke.
Das Gipfelkreuz des Mutschen.
Beizenbüsi Mutz.
Am Dienstag machten wir eine Passwanderung. Sowie eine Bergwanderung mit einem Gipfel als Ziel. Die Passwanderung: Das war die Route von Wildhaus durch das Flüretobel und via Teselalp und Obergruebe auf den Mutschensattel; auf der anderen Seite ging es ebenso steil hinab zur Roslenalp, Saxerlücke und Bollenwees und weiter über das Plattenbödeli nach Brülisau. Im Plattenbödeli kehrten wir im gleichnamigen Restaurant ein, es hatte neben uns nur wenige andere Gäste, so dass sich die Hauskatze Mutz in die Gaststube getraute und zutraulich wurde. Jetzt zur Bergwanderung mit dem Gipfelziel: Das war der Mutschen. Durch den Abstecher zu ihm vom Mutschensattel aus wurde unsere Unternehmung sozusagen gekrönt. Mühsam war der böige Wind, der uns just auf dem etwas heiklen Grat bös packte. Beruhigend fürs Auge hingegen: das Nebelmeer im Toggenburg, Rheintal und in der Gegend von Brülisau. Wer die Wanderung (6 1/4 Stunden, 1070 Meter aufwärts, 1240 abwärts) in dieser Saison auch noch machen möchte: Ich denke, ein paar Tage sollte das möglich sein, noch liegt kein Schnee.
Blick vom Mutschensattel nach Westen.
Abstieg vom Mutschensattel zur Roslenalp.
Weiter unten: der Fählensee.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Flugroute?


Verdammt lang her! Gestern kam ich den Kreuzbergen endlich wieder einmal nah, der Kette von acht einzelnen Gipfeln am Ostrand des Alpsteins, grauen, in die Höhe strebenden, fast senkrechten Wänden. Die Kreuzberge sind berühmte Kletterberge, gut 110 Routen sind in den Führern verzeichnet, sie tragen exotische Namen wie Graue Eminenz, Sandührliweg oder auch Flugroute. Flugroute? Ziemlich makaber. Mehr zu unserer Route, die von Wildhaus über den Mutschensattel auf den Mutschen führte und hernach via Roslenalphütte, Saxerlücke, Bollenwees, Plattenbödeli nach Brülisau - mehr zu dieser anstrengenden und spektakulären Route morgen.

Dienstag, 22. Oktober 2019

Elegantes Ding


1928 begann man mit dem Bau einer Strasse im Tal des Schraubaches. Das Prättigauer Kleindorf Schuders auf 1270 Metern über Meer war zuvor von Schiers nur über Saumpfade erreichbar gewesen. Den Fachleuten stellte sich ein Grossproblem in den Weg: das Tobel des Salginabaches, das an der zur Überquerung geeigneten Stelle gut 90 Meter tief ist. Die geeignete Brückenvision kam vom Berner Ingenieur Robert Maillart, sein Entwurf war sowohl günstig als auch elegant. 1930 war die Brücke aus Stahlbeton mit dem markanten Einzelbogen fertiggestellt. Heute gilt sie als Lehrstück der Ingenieurkunst. 1991 wurde sie von der American Society of Civil Engineers zum "International Historic Civil Engineering Landmark" ernannt; davon kündet vor Ort, siehe Foto, eine Plakette. So berühmt ist die Salginatobelbrücke, dass mittlerweile auf und unter ihr ein kleiner Rundgang mit Thementafeln eingerichtet ist. Ebenso viel Bewunderung wie für sie selber empfanden wir am letzten Samstag, als wir im Gebiet unterwegs waren, für die Strassenführung oberhalb durch den enorm steilen Hang Richtung Schuders - diese Kehren auf engstem Raum!

Montag, 21. Oktober 2019

Pia hat versagt, so what?

Das Kuhrennen fand auf einem Rundparcours statt.
Pia, die sympathische Nr. 8.
Ich setzte zehn Franken auf den Sieg von Pia. Und dann kaufte ich Käse, Käse, Käse. Und dazu Salami und eine kleine Nusstorte. Als es später soweit war mit dem Rennen, entpuppte sich Pia als Verweigerin. Sie wollte nicht wirklich galoppieren, das Rennen gewann im zehnköpfigen Feld ein anderes Tier. Ich denke, ich mag Pia deswegen fast noch mehr, Quertreiber sind ja irgendwie immer sympathisch. Jedenfalls hatte ich gestern Sonntag auf dem Tannenboden am traditionellen Alpchäsmarkt Flumserberg mit dem Kuhrennen eine gute Zeit; schön war, dass starker Föhn die Regenwolken wirksam vom Fest fernhielt. Und mein Kühlschrank ist jetzt voll mit feinem Käse.

P.S. Der Föhn war wirklich stark. Die Gondel der Seilbahn von Unterterzen Richtung Tannenboden schwankte doch ein wenig. Etwa zur selben Zeit stürzte eine Gondel der Rotenflue-Bahn oberhalb Rickenbach im Kanton Schwyz ab. Offenbar hatte eine Bö die - Gott sei Dank leere - Kabine an einen Mast geschmettert, worauf sie sich aus der Halterung löste.
Traditionssound zum Festauftakt.

Sonntag, 20. Oktober 2019

Ein wildes Bündner Wasser

Gestern lernten wir eine Persönlichkeit kennen, die man ernst nehmen muss. Ihr Charakter schillert, sie kann aufbrausend, bösartig, brutal sein, aber auch romantisch, liebenswürdig, verspielt und heiter. Ich rede vom Schraubach, dem Gebirgsfluss. Bei Schiers, wo er von Norden her in die Landquart einschiesst, starteten wir am Morgen, gingen flussaufwärts, das wollte nicht enden, wir gerieten immer tiefer in ein Reich des bröckelnden Schiefers, der taumelnden Herbstblätter, der treibenden Wolken und Nebelschwaden. Der Fluss selber kam mir vor wie der Yukon, ich fühlte mich wie in Alaska, wir sahen riesige Geschiebefelder, darin das sich talwärts schraubende Wasser. Bei der Gross Scheri, der Grossen Schere also, kamen wir zu den zwei Gewässern, die den Schraubach bilden, dem einen, dem Grossbach, folgten wir nun, gingen durch ein enges Tobel, um endlich doch in einer Spitzkehre hinauf nach Schuders zu halten. Dort gab es ein galaktisch gutes Mittagessen in der Alten Post. Und dann hielten wir, die meiste Zeit auf der Fahrstrasse mit ihren Kehren, hinab zur Salginatobelbrücke. Sie und die Wirtschaft von Schuders werden eigene Einträge in diesem Blog brauchen, anders geht das nicht. Bei der Brücke gab es ein freudvolles Wiedersehen mit dem Schraubach, waren wir am Morgen seinem südlichen Ufer gefolgt, war es nun das nördliche. Unten in Schiers nahmen wir schliesslich Abschied von diesem Fluss, der tost und tobt, der wildert und wütet, dem man nicht in einem Gewitter begegnen möchte und den die Menschen in einer Serie künstlicher Kaskaden zu bändigen versuchen. Der Schraubach: Wer ihm begegnet, vergisst ihn nicht.
(5 1/2 Stunden, je 810 Meter aufwärts und abwärts.)

Samstag, 19. Oktober 2019

Ich bin jetzt ein echter Kulturmensch

.In Grosshöchstetten will ich auch
von diesem Stein erzählen. Er
steht auf der Mörlialp OW.
Am 2. November habe ich am Nachmittag einen Auftritt in Grosshöchstetten im Kanton Bern. Im Rahmen eines Volkshochschul-Kurses werde ich mein Buch "Hundertundein Stein" vorstellen und eine Stunde zu einigen markanten Schweizer Steinen sprechen; natürlich zeige ich auch (siehe rechts) einige Fotos. Danach gibt es, falls das Wetter mittut, eine Exkursion zum nahen Lychleustein. Der kam in diesem Blog auch schon vor. An ihm hielten einst Leichenzüge auf dem Weg zur Kirche und zum Friedhof einen Moment inne. Man wollte die letzte Reise des Toten gemächlich gestalten.

Da wir schon beim Thema Auftritte sind: Zuvor bin ich am 29. Oktober um 7 Uhr 50 auf dem Kultursender Radio SRF 2 zu hören. Es handelt sich um das 15-minütige Dienstagmorgen-Gespräch. Der Eingeladene wird zu sich selber befragt und zu seinem Beruf. Zudem geht es auch um einen oder zwei aktuelle Zeitungs-Artikel oder ähnlich, die den Gast in den Tagen zuvor beeindruckten. Das Ganze wird bis circa 8 Uhr 30 in drei Live-Blöcken gesendet. Ich freue mich echt, im "Zwei" war ich noch nie, jetzt bin ich ein echter Kulturmensch.

Zunächst freue ich mich jetzt auf etwas anderes. Auf unsere heutige Samstagswanderung nämlich. Es geht wieder, wie letzten Dienstag, ins Prättigau.

Freitag, 18. Oktober 2019

Duell bei der Bestattung

Gladiatoren auf einem Mosaik in Leptis Magna, heute Libyen,
100 bis 80 vor Christus. (Livius.org/ Wikicommons)

Gladiatorenspiele unterhielten die Massen; reiche Männer, Diktatoren, Politiker spendierten sie zwecks Zerstreuung und Manipulierung, zwecks Umschmeichelung und Gewinnung des Volkes. Kennen wir alle. Was ich nicht wusste und vorgestern in Basel lernte, wo ich die Ausstellung "Gladiator. Die wahre Geschichte" im Antikenmuseum besuchte: Der Ursprung des Gladiatorenwesens wurzelt im alten Griechenland; und es war ursprünglich verknüpft mit dem Vorgang der Bestattung. Schon bei Homer ist in der "Ilias" vom Waffengang zweier Recken bei den Leichenspielen zu Ehren des gefallenen Patroklos die Rede. Offenbar war das Vergiessen von Blut ein Überbleibsel des noch früher in archaischen Zeiten üblich gewesenen Menschenopfers am Grab eines Toten. Die Römer übernahmen den Brauch im 3. Jahrhundert vor Christus. Er breitete sich schnell aus, löste sich aus dem Zusammenhang der Bestattung und wurde zum Spektakel für alle - es kam zu den showartigen Kampfritualen, die in Hollywood-Filmen à la "Gladiator" mit Russell Crowe angerichtet sind. Wer mehr wissen will, begibt sich in den nächsten Monaten nach Basel; die Ausstellung ist dank Leihgaben von auswärts, zum Beispiel aus Neapel, prächtig dotiert.

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Ich ass im Gehen

Zwischenziel erreicht! Bei der Alphütte von Güger, hinten die Rätikonkette.
Das traute Seilbähnli vom Eggli hinab nach Fanas.
Eine Persönlichkeit am Wegrand.
Am Dienstag war ich allein unterwegs, konnte also mein Tempo selber bestimmen und ändern. Normalerweise bin ich ohne mein Grüpplein auf dieselbe halbschnelle Art unterwegs wie mit ihm. Diesmal freilich stand mir der Sinn nach zügig, und also machte ich auf dem ganzen Weg keine Pause. Das Salami-Sandwich ass ich im Gehen und fand das spassig. Unten, am Ende der Unternehmung, fühlte ich mich nicht müder als sonst. Eigentlich ganz frisch. Und die Route, die hatte mir gefallen - coupiertes Prättigau mit einsamen Höhen. Hier ist sie: Grüsch, Bahnhof - Dorfkirche - Munts - Salux - Fanas, Dorfplatz - Raditsch - Plandadein - Aldur - Güger - Ochsenstein - Höreli - Eggli, Seilbahn - Furner - Camascholis - Lasein - Joder - Loch - Montagna - Schiers, Bahnhof. 1170 Meter aufwärts, 1150 abwärts, 5 3/4 Stunden.
Zwischen Aldur und Güger.

Mittwoch, 16. Oktober 2019

20 mal die Klus

Das schlechte Wetter kommt in der Deutschschweiz meist von Westen. Das heisst: An Tagen, an denen das Wetter kippt, muss man in den Osten und hat es dort oft noch schön und trocken, derweil es in der Romandie und im Bernbiet bereits regnet. Gestern war ein solcher Tag angekündigt. Ich rappelte mich enorm früh auf, war kurz vor acht schon in Grüsch im Prättigau und stieg von dort aus aufs Höreli, eine unauffällige Graskuppe auf 1798 Metern etwas oberhalb des Eggli, der Bergstation der Seilbahn von Fanas aus. Weil das Wetter hielt und die Gegend mir sehr gefiel, verschmähte ich die Talfahrt per Seilbahn und stieg ab nach Schiers. Uff, das war anstrengend! Als ich später zuhause die Fotos sichtete - der Regen schlug an die Scheiben -, stellte ich fest, dass ich circa 20 mal aus immer neuen Höhenlagen und Perspektiven die Klus ins Prättigau fotografiert hatte. Sie hat halt Ausstrahlung, diese Engstelle.
Zwischen Aldur und Güger entstand dieses Foto der Klus bei Landquart. Durch
sie müssen alle, die ins Prättigau wollen. Die geneigte Pultfläche hinten links
gehört zum Massiv des Calanda. Und am rechten Bildrand ist Seewis zu sehen.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Stadlerwürmli statt Vorhänglizug

Der neue Traverso. (Screenshot Homepage Südostbahn)
Ich bin schon ein bisschen traurig. Am 15. Dezember ist Fahrplanwechsel. Das heisst: Endgültig ist Schluss bei der Südostbahn mit dem guten alten, wie ich ihn nenne, Vorhänglizug auf der von mir des öftern befahrenen Linie Luzern - St. Gallen. Stattdessen gibt es neue, schlanke Kompositionen von Stadler Rail, in denen man sich - ich schliesse das anhand meiner Erfahrungen mit bereits eingesetzten Vehikeln dieser Firma - als armseliger Pendler fühlt, nicht als Genussreisender; und es wird, auch davon gehe ich aus, an WCs mangeln. Interessieren würde mich, ob es nun mehr Plätze gibt als vorher oder weniger. Die neuen Züge, offiziell "Traverso" geheissen, von mir selber aber "Stadlerwürmli", sind an ihrer kupferroten Farbe erkennbar und werden im Rahmen der Kooperation mit der SBB auch auf den Strecken Basel-Locarno, Zürich-Locarno und Bern-Zürich-Chur verkehren. Ich werde euch vermissen, ihr guten alten Waggons mit den Vorhängen aus Stoff, die man so genüsslich zuziehen konnte, als sitze man im Orientexpress.

Montag, 14. Oktober 2019

Wir stockalperten

Am Ziel: das "Monte Leone" auf der Simplonpass-Hochebene.
Am Start: der Bahnhof von Brig.

Im Innenhof des Stockalperschlosses.
Am Samstag gingen wir auf der Via Stockalper von Brig zum Simplon hinauf. Kaspar Stockalper, das war der Walliser Salzbaron und Söldnerlieferant des 17. Jahrhunderts, den man auch "König des Simplon" nannte, weil er ebendiesen Pass massiv ausbaute, so dass Handel und Transit einen Aufschwung erlebten. In Brig schauten wir uns zuallererst das Stockalperschloss an. Danach ging es mehr als fünf Stunden praktisch nur aufwärts, abgesehen von einer fiesen Geländeschikane: Beim Schallberg nämlich muss man zwischendurch 200 Meter absteigen hinab zu jenem Punkt, wo Taferna, Nesselbach und Ganterbach bei Grund zusammenkommen und zu einem neuen Gewässer sich formieren, der Saltina. Vieles war eindrücklich auf dieser Wanderung, zum Beispiel das Tobel der Saltina vor dem Schallberg, ein Abgrund, den unser Weg streifte, wir gingen auf Holzstegen durch die fast senkrechte Bröckelfluh. Weiter oben gefielen uns riesige Granitplatten. Und noch weiter oben war der Gebirgswald stilvoll herbstlich gelb. Auf dem Pass, am Ende eines kraftraubenden Serpentinenwegs mit Blick auf die Strassengalerien in pfleglicher Entfernung, schüttelte uns dann eine Bise, dass wir auf dem letzten Kilometer über die Hochebene zum Restaurant Monte Leone fast erfroren wären. Die Küche dort fanden wir unterirdisch, ich hatte Saltimbocca mit Risotto bestellt, der sich als nicht genug gekochter, noch harter Basmati entpuppte. Immerhin war das Lokal anständig geheizt. Bei Rotwein war Gelegenheit, unsere Route zu feiern und die unserer Stockalperei zugehörigen Zahlen zu würdigen. Wir waren doch 1560 Meter auf- und 260 abgestiegen. Nicht übel in dieser nicht üblen Saison.
Kippt der gleich? Steg durch den Bröckelhang über dem Saltinatobel.
Die Simplonstrasse. Auf ihr fuhren wir später im Postauto talwärts nach Brig.

Sonntag, 13. Oktober 2019

Sprungschanze Gottes


Schlaue Sache! Sicher ist es nicht einfach, eine Kirche zu entwerfen, die Teil eines touristischen Rummelplatzes ist. Genau das ist die Alpe Foppa, die man mit der Gondelbahn ab Rivera erreicht: ein Rummelplatz, vollgestellt mit schauderhaft überfarbiger Kunst, einer Sommerschlittelbahn auf Schienen, einem lieblosen Allzweck-Restaurant und so weiter und so fort. Die Kirche, die es auf dieser Geländeterrasse auf 1530 Metern über Meer ebenfalls gibt, leistet Widerstand, indem sie sich zunächst einmal anpasst und ebenfalls auf Show macht; ihre äussere Gestalt ist spektakulär, ein langer Steg führt horizontal auf die Hangkante zu als Sprungschanze Gottes, jeder Tourist wird ihn begehen wollen, um vorne das grosse Panorama zu geniessen. Die Kirche unterhalb aber - sie wahrt bei alledem mit ihren kleinen Fenstern und dem maurischen Lichtspiel eine bewundernswerte Ruhe. Mario Bottas Santa Maria degli Angeli, Mitte der 1990er-Jahre vollendet, ist grosse Baukunst, die vom kleinen Kind bis zum spirituellen Sucher jedem und jeder etwas geben kann. Man vergisst in ihr die Schrecknisse der Alpe Foppa. Jedenfalls ging es mir diese Woche so.