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Samstag, 31. Dezember 2022
Tagträume
Freitag, 30. Dezember 2022
Ein Ungar in Burgdorf
Johann Hunyadi war ein ungarischer Heerführer des späten Mittelalters, der als Archetyp des christlichen Ritters in mehreren Schlachten gegen das türkische Osmanenreich kämpfte. In Ungarn hat er heutzutage den Status eines Nationalhelden. Doch wie kommt es, dass es in Burgdorfs Innenstadt, wie ich diese Woche sah, eine nach Hunyadi benannte Gasse gibt? Nun, offenbar war es ein in Burgdorf lebender ungarisch-schweizerischer Ingenieur, der um 1900 die Benennung erwirkte. Zuvor war der Weg über die Spitalmatte namenlos gewesen. Auf dem Strassenschild sticht das Wort "Freiheitskämpfer" ins Auge. Es schweizert den Ungarn ein. Macht den adeligen Burgherrn aus dem Osten zum Bruder des Urner Bauern Wilhelm Tell.
Donnerstag, 29. Dezember 2022
Die drei Silvias
Ein bisschen "Mona Lisa" ist da schon drin, oder? |
Das "Museum Franz Gertsch" wurde 2002 gebaut, später kam ein Erweiterungsbau hinzu. |
Das Herbstbild aus Gertschs Vier-Jahreszeiten-Zyklus einmal aus der Distanz und einmal aus der Nähe. |
Mittwoch, 28. Dezember 2022
Wanderung zur Wurst
Bahnhof Killwangen-Spreitenbach – Oberi Halde – Heitersberg – Rinderacher – Egelsee – Seematte – Waldhof – Hasenberg – Bahnhof Berikon-Widen: dies unsere Weihnachtsroute am Stephanstag, Gehzeit dreieinhalb Stunden. Eigentlich hatten wir mit Bremgarten ein anderes Ziel im Auge gehabt und wären länger unterwegs gewesen, doch setzte in der Gegend des Hasenbergs heftig der Regen ein. Wir brachen daher vorzeitig ab. Höhepunkte hatte die Wanderung auch so genug, hier vier – abgesehen natürlich vom wundervollen Föhnfenster, das ich gestern erwähnte:
- Wir reisten mit der neuen Limmattalbahn vom Bahnhof Altstetten zu unserem Startpunkt. Für die anderen im Grüppli war die Fahrt eine Premiere, für mich wars das zweite Mal. Und alle waren wir angetan, man erlebt das Limmattal mit der neuen Linie intensiver als bisher. Das Spital Limmattal zum Beispiel hatte ich bis anhin nie wahrgenommen.
- Der Egelsee, seines Zeichens der grösste Aargauer Natursee, liegt schmal und still unter der Heitersbergkrete, sein Südteil ist verlandet und eine Riedfläche. Ob auf dem Seegrund tatsächlich eine Ritterburg steht, wie es in der Sage heisst, konnten wir nicht ausmachen.
- Der Hasenbergturm, letztes Jahr eröffnet, war für uns eine Entdeckung. Die 210 Treppenstufen zur Plattform auf 36 Metern – das war schon fast eine kleine Bergwanderung. Oben wartete eine grandiose Aussicht. Wir arbeiteten uns am Panorama ab, es gibt Gipfel, die sehen aus jedem Winkel anders aus. Besonderes irritierten uns die beiden Mythen, sie sahen kurios kompakt aus. Wie von einer Presse zusammengedrückt.
- Am Ende bewirtete uns B. in ihrer Wohnung in Zürich-Wiedikon. Dort gabs, nicht zum ersten Mal, die heissgeliebten Wiedikerli. Wer die schmalen langen Schweinsbratwürstli nicht kennt, hat etwas verpasst, "Gault & Millau" spricht von einer "Kult-Wurst". Wir tranken reichlich Rotwein dazu, und so endete unsere Stephanswanderung mit einem gemütlichen Gelage.
Bekam gestern Mittag mehr Fotos zum erwähnten Föhnfenster, sie stammen alle von Ronja.
Dienstag, 27. Dezember 2022
Das Fenster
Meinem Grüppli und mir wurde gestern Vormittag in der Gegend des Heitersberges und Hasenberges, Kanton Aargau, ein besonders schönes Weihnachtsgeschenk zuteil, das mein Foto freilich nur unzulänglich wiedergeben kann. Ein Föhnfenster leuchtete im verdunkelten Himmel zartorange, die Bergzacken darin wie im Scherenschnitt aufgereiht vom Säntis über den Mürtschenstock, den Pilatus und die Rigi bis zu den Berner Alpen. Wir genossen, wir staunten. Schliesslich kam dann gegen den Mutschellenpass zu von Westen her doch der Regen, das Fenster schloss sich. Was uns nicht wirklich schmerzte, denn wir hatten ausgiebig geschaut. – Mehr von der Route morgen.
Montag, 26. Dezember 2022
Zu Tode gemäht
Ueli an der ungewohnten Sense: Madiswiler Wappen. (Wikicommons) |
Sonntag, 25. Dezember 2022
Appenzellerland und Aargau
Habe die Nacht in meinem alten Kinderzimmer im Elternhaus verbracht, in Stein im Appenzellerland. Heiligabend mit der Familie ist vorbei, heute Mittag gibts ein Restaurantessen im Nachbardorf, hernach reise ich retour nach Zollikerberg, wo ich wohne. Und am Stephanstag, da wird wieder gewandert. Im Aargau. Nun entschuldige ich mich dafür, wenn dieser Eintrag allenfalls seltsam aussieht, ich blogge per App auf dem Smartphone, das hapert technisch, ich kann zum Beispiel die Schriftart nicht bestimmen. Daher halte ich mich auch kurz. Weiterhin schöne Weihnachten wünsche ich.
Samstag, 24. Dezember 2022
Ein Elsässer im Oberaargau
Vorspeise, Hausfassade, Weiher, Lebkuchenhüsli im Entrée. |
Das Bürgisweyerbad liegt an der Strasse von Madiswil nach Melchnau. Im Oberaargau also. Im 14. Jahrhundert wird es erwähnt als "gliederstärkender Kurort". 1507 erwirbt die Stadt Burgdorf das Anwesen und bewilligt ein gutes Jahrhundert später mitten im Dreissigjährigen Krieg eine Wirtschaft. Sie gibt es bis heute, ohne Badebetrieb freilich. Das Ehepaar André und Sonja Schreiber-Kohler, er Elsässer, sie Aargauerin, wirkt hier seit 1994 mit Können und mit Liebe zum Detail. Die Küche ist klassisch-französisch und doch modern, es gibt ein Vegan-Menü, dessen Gänge entsprechend mit Fleisch ergänzt werden können. Letzten Dienstag, unterwegs von Langenthal nach Rohrbach, kehrten wir für den Zmittag ein und fanden alles impeccable von den Schnecken bis zum Tessiner Merlot. Erwähnt gehört das Ambiente, der Teich zum Beispiel, auf dem eine Entenschar in jenem Abschnitt, der nicht gefroren war, ihre Runden drehte. Das Bürgisweyerbad: eine Entdeckung. Womöglich die letzte des zu Ende gehenden Wanderjahres.
P.S. Ich wünsche allen eine frohe Weihnacht.
Freitag, 23. Dezember 2022
Lob des letzten Drittels
Der Hochwachtturm bei Madiswil. Er ist aus Beton und ersetzte 1911 ein Holzmodell. Im Zweiten Weltkrieg nutzte ihn die Armee zur Fliegerbeobachtung. Oben waren wir am Dienstag nicht, wir hätten ja nichts gesehen. Linkerhand das Gebäude einer Sommerwirtschaft, des "Waldhauses Hochwacht". |
Kurz nach dem Bürgisweyerbad geht man durch einen Hohlweg. |
Die ersten zwei Drittel der dreieinhalbstündigen Wanderung im Oberaargau von Langenthal via Hambüel, Rappechopf, Bürgisweyerbad, Ghürn, Hochwacht, Kopf und Titti nach Rohrbach waren schön. Wobei, das letzte Drittel war noch ein bisschen schöner. Der Nebel verzog sich, der Himmel wechselte von Grau auf Blau, sogar die Sonne geruhte kurz vor ihrem Untergang noch zu erscheinen, nachdem es in den vorhergegangenen Stunden immer wieder mal ein wenig geregnet hatte. Im Übrigen muss ich die Unternehmung vom Dienstag als eine der dreckigsten der letzten Monate bezeichnen, allenthalben waren die Wege, nachdem der Schnee geschmolzen war, aufgeweicht und matschig mit reichlich eingestreuten Pfützen. Aber noch einmal, die Wanderung war schön als ganze, wir gingen die meiste Zeit durch den stillen Wald, mochten das tolkineske Moos, gsprächleten mit den wenigen Menschen am Weg. Zum Beispiel war da ein Mann mit einem Königspudel. Beide kamen mir schräg vor. Der Hund durch seine lustige Kopfform (hab leider kein Bild). Und sein Besitzer durch seinen Zürichdialekt. Mitten im Berner Bauernterrain ist so etwas exotisch.
Blauer Himmel ist halt schon etwas Schönes: kurz vor Rohrbach. |
Donnerstag, 22. Dezember 2022
Der Zoo von Trogen
Meine Quelle für diesen Blogeintrag. |
Mittwoch, 21. Dezember 2022
Die 1300-Meter-Klage
Thailändische Kinder auf dem Weg in die Schule. (Foto: Anthony Hartman / Wikicommons) |
Dienstag, 20. Dezember 2022
Und es war Winter
30 Minuten nach Wanderstart in Safenwil. |
Die Plastikkuh von Aarau. Kitsch hin oder her, im Winter tut Knallrot dem Auge gut. |
Sauerkraut, mit Käse überbacken und hübsch garniert, im "Mürset". |
Montag, 19. Dezember 2022
Aarau mit Claude
An einem der Fenster des Aarauer Rathauses stand im April 1798 Peter Ochs. Warum trat er nicht hinaus auf den Balkon? Weil es den damals noch nicht gab. |
Claude vor der Alten Kantonsschule Aarau von 1802, die er selber besucht hat. |
Sonntag, 18. Dezember 2022
Eiszeit in Olten
In der Oltner Ausstellung fotografiert: ein Moschusochse. Ihn gab es schon in der Eiszeit. Ein bei Olten gefundener Halswirbel beweist, dass er auch hierzulande heimisch war. |
Ein namenloser Lokalgletscher hobelte den Felskessel des Creux du Van im Kanton Neuenburg aus. Der Linth-Rhein-Gletscher schuf die kecken Drumlinspitzen um Neuheim im Kanton Zug. Und der Mont-Blanc-Gletscher trug einen Findling nach Attiswil im Kanton Bern, den Menschen später aufrichteten; ob sie den "Freistein", wie sie ihn nannten, kultisch verehrten, wissen wir nicht. Wer sich für das Wirken der Gletscher interessiert, die unser Land prägten wie keine andere Kraft, sie modellierten, sie mit Findlingen übersäten und mit Seen versahen, ist mit der Ausstellung "Eiszeit" im Naturmuseum Olten bestens bedient. Ich besuchte sie am Dienstag und mochte zum Beispiel die vielen Landschaftsfotos. Sehr passend war das Wetter, ich war am kältesten Tag der Woche bei Minustemperaturen angereist – Eiszeit am Jurasüdfuss.
Samstag, 17. Dezember 2022
Daumen hoch am Gantrisch
Im Gantrischgebiet ist schön wandern. Im Bild der Obere Gurnigel (links). |
Das Angebot an Buskursen im Gantrischgebiet ist bescheiden. Diese Woche stellte der "Naturpark Gantrisch" Neues vor, das für uns Wanderer und Wanderinnen interessant ist. An acht Standorten an der Strasse, die Schwarzenburg via den Gurnigelpass mit Riggisberg verbindet, wurden grüne Tafeln aufgestellt. Es sind Punkte, an denen Leute sich platzieren können, die gern von einem Auto mitgenommen würden. Wer weiss, vielleicht trauen sich mehr Leute, den Daumen hochzuhalten, wenn das sozusagen eine anerkannte Handlung ist. Und wer weiss, vielleicht halten mehr Autofahrer und Autofahrerinnen an, weil sie sich im Voraus überlegt haben, es zu tun. Falls da jemand am Strassenrand steht.
Freitag, 16. Dezember 2022
Freiburger Welle
Also ein typisches Surfgewässer ist der Greyerzersee nicht. |
Das Projekt "Goya Onda" sieht am Ufer des Greyerzersees bei Morlon im Kanton Freiburg eine grosse touristische Anlage vor mit Hotel, Restaurant, Sportanlagen, Fischzucht, Amphibienbecken. Und mit einer künstlichen Surfwelle. Die Initianten werben mit der Freiburger Freestyle-Ski-Olympiasiegerin Mathilde Gremaud als Patin und Sympathieträgerin. Gegnerinnen und Gegner wiederum haben haben über 9300 Unterschriften gesammelt und, wie ich gestern las, beim Kanton eingereicht. Die Welle würde das Seeufer zerstören und der Artenvielfalt zusetzen, sagen sie und wollen mit ihrem Volksbegehren den Schutz des 1948 aufgestauten Greyerzersees in der Verfassung verankern.
Donnerstag, 15. Dezember 2022
Der Phallus von Dietikon
Hier gabs einen antiken Gutshof: Rest einer römischen Mauer beim Bahnhof Dietikon. |
Dietikon geht auf die Römer zurück, im heutigen Stadtzentrum stand einst ein riesiger Gutshof. Viel ist von ihm nicht geblieben, immerhin ist am Bahnhof bei der Haltestelle der neuen Limmattalbahn der Rest einer Mauer zu besichtigen. Auf der Infotafel daneben erblickte ich Amüsantes. Das Foto einer winzigen Bronzestatue, gut fünf Zentimeter hoch. Sie zeigt einen Mann mit einem Phallus auf dem kahlen Schädel. Der Penis sei im alten Rom ein Glückssymbol gewesen, so die Infotafel. Als ich anschliessend das Ortsmuseum besuchte, sah ich die Bronzestatue in einer Vitrine. Sie gilt als archäologische Rarität. Der Kopf war vermutlich auf ein Holzjoch montiert, das zum Anschirren von Pferden vor dem Wagen diente.
Dieselbe Dietiker Bronzestatue im Ortsmuseum (l.) und als Abbildung auf der Infotafel bei der römischen Mauer am Bahnhof. |
Mittwoch, 14. Dezember 2022
Bankier + Posthalter = Museum
Rokoko bedeutet Verfeinerung des Barock. Luftigkeit statt Schwere. Ofenkachel von 1773 im Dietiker Ortsmuseum. |
Das Museum von aussen. |
Dienstag, 13. Dezember 2022
Wo ist die Wendeschleife?
Bei der Endstation am Bahnhof Killwangen-Spreitenbach AG. |
Die Vorstädte und Vorortgemeinden wachsen und wachsen, der öffentliche Verkehr ist gefordert, Lösungen für neue Siedlungsgebiete zu liefern. Im Norden der Stadt Zürich gibt es seit mehr als zehn Jahren die Glattalbahn, die tangential funktioniert, indem sie die grossen Achsen schneidet, die wie in einem Spinnennetz ins Stadtzentrum führen (danke für den Vergleich, liebe NZZ). Seit dem Fahrplanwechsel am Wochenende gibt es nun eine zweite Stadtbahn, die Limmattalbahn Richtung Westen, die freilich nicht rechtwinklig zu den wesentlichen Ein- und Ausfallachsen Zürichs verkehrt, sondern parallel. Bereits bin ich mit ihr gefahren, 13,5 Kilometer lang ist die Strecke vom Bahnhof Zürich-Altstetten zum Bahnhof Killwangen-Spreitenbach, es gibt 27 Haltestellen, unterwegs realisierte ich bei Haltestellen wie "Spital Limmattal" und "Shoppi Tivoli", wie viel mehr die neue Linie Nr. 20, verglichen mit der S-Bahn, an Feinerschliessung leistet. 755 Millionen Franken hat sie gekostet und soll 2024 auch massgeblich helfen, Besucherinnen und Besucher zur Grossausstellung "Phänomena" in Dietikon (Haltestelle "Niderfeld") zu führen. Ah ja, noch diese zwei Dinge: Die Limmattalbahn funktioniert kantonsübergreifend, fährt auf Zürcher und Aargauer Boden. Und: Wendeschleifen sucht man an beiden Endstationen vergeblich. Die Tramkompositionen von "Stadler Rail" haben kein vorn und hinten, jede besitzt zwei Führerstände.
Montag, 12. Dezember 2022
Der lange Weg zum Cheminée
Auf dem Lorenchopfturm. |
Der Winter ist nun einmal unfarbig. |
Das Cheminée. |
Sonntag, 11. Dezember 2022
Morchelkrimi
Nein, das sind keine Lorcheln, das sind Morcheln. (Foto: Bob/Bobzimmer / Wikicommons) |
Samstag, 10. Dezember 2022
Über die Aare gondeln
Die Aaregondel vor der Stadt Solothurn und der Weissensteinkette. (Visualisierung: IG Aaregondel) |
Wenn im ÖV Neues vorgeschlagen wird, finde ich das in der Regel zunächst mal gut. In diesem Sinn gefällt mir die Idee einer Gondelbahn, die vom Bahnhof Solothurn aus über die Aare via eine Mittelstation in Zuchwil zum Uferpark Attisholz verkehren würde. Bis zu 2000 Menschen pro Stunde würde die "Aaregondel" befördern, 11 Minuten betrüge die Fahrzeit bei einer Streckenlänge von 3,2 Kilometern. Von einer "direkten Erschliessungsachse zu den grossen Aktions- und Entwicklungsfeldern im Osten der Stadt Solothurn" spricht die Interessengemeinschaft, die das Projekt entworfen hat; diese Woche gab sie bekannt, dass sie mittlerweile, unter anderem mit Crowd Funding, das nötige Geld für eine Machbarkeitsstudie gesammelt hat. Ich bin gespannt, wies weitergeht. Und finde die Idee zunächst mal gut.
Freitag, 9. Dezember 2022
Das federleichte Feuilleté
War das am Dienstag eine Wanderung? Im Mittelpunkt stand ein Restaurant. Wobei wir immerhin vor dem Essen eine knappe Stunde gingen und nach dem Essen 40 Minuten; hinauf nahmen wir den Weg von Lengnau, hinab gings nach Grenchen. Das "Chappeli" 150 Höhenmeter über Grenchen am Hang der ersten Jurakrete heisst so, weil gleich daneben eine alte Kapelle steht; das Restaurant, bekannt für seine exzellente Küche, ist bodenständig geblieben, der Empfang war warm, das Servicepersonal freundlich, die Gaststube völlig unsnobby. Und als wir da so sassen, kamen grad die Kinder der Wirtsleute von der Schule und stoben vorbei. Das war sympa. Was mein Feuilleté mit Fleisch vom Aubrac-Kalb angeht – unglaublich fein war es, ich würde vom Pastetli meines Lebens sprechen. Das Blätterteigkissen war so federleicht, dass ich fürchtete, es würde mir zur Decke entschweben.
Donnerstag, 8. Dezember 2022
2500 Mal auf die Baarburg
Meine Reportage über Guido Stefani in der neuen "Schweizer Familie". |
In den letzten Monaten war ich gleich zwei Mal auf der Baarburg, dem Hausberg von Baar im Zugerland. Beide Ausflüge ergaben Blogeinträge (Links hier und hier), freilich verriet ich nicht, was mich auf den Berg getrieben hatte. Nämlich eine Reportage über Guido Stefani. Der ist 75, wuchs in Zürich auf, studierte Deutsch und Englisch, war lange Journalist, wurde dann Protokollschreiber des Zuger Kantonsrates und ist mittlerweile längst pensioniert. In den letzten Jahrzehnten hat Stefani mehr als 2500 Mal die Baarburg bestiegen, jeden seiner "Umgänge", wie er es nennt, verzeichnet er auf baarburg.ch. Was den Mann antreibt, wie er auf die Baarburg kam und wie auch ein schlimmes Ereignis in seinem Leben vor der Grösse und Kraft der Natur verblasst – in der neuen "Schweizer Familie" kann man es nachlesen.
Mittwoch, 7. Dezember 2022
Der nackte Bundesrat
Gestern trafen wir in der Stadt Grenchen auf einen Bundesrat. Hermann Obrecht, 1882-1940, in Grenchen in einfache Verhältnisse geboren, machte in der FDP Karriere, wurde 1935 in die Landesregierung gewählt, baute eine starke Kriegswirtschaft auf und war ein Gegner der Nazis. Die Obrecht-Statue im Lindenpark zeigt einen kraftgeladenen Heros. Einen Muskelprotz mit Riesenpranken. Einen ungeschlachten Arbeiter. Was eigentlich nicht zu Obrecht passt, der Lehrer, Journalist und Beamter war. Das Denkmal will den Mann nicht abbilden, sondern ihn ehren durch eine Gestalt, die schweizerischen Wehrwillen verkörperte; die Bodenplakette nennt bloss den Namen des Politikers samt dem Zusatz "in Dankbarkeit". Interessantes Detail: Der Basler Bildhauer Ernst Suter hatte die Skulptur ursprünglich mit einem Kind im Arm ausstatten wollen, was in Grenchen nicht gut ankam. Bei der Einweihung 1959 war da kein Kind. Obrecht selber, übrigens, war dreifacher Vater.
Dienstag, 6. Dezember 2022
Kentenich am Walensee
Das Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten SG, Restauranteingang. |
Ein Teil des Zentrums, hinten die Kapelle. |
Wenn ich eine Wanderung plane, schaue ich, ob es am Weg ein Restaurant gibt. So kam ich auf das Hotel "Neu-Schönstatt" in Quarten, zu dem auch eine Kapelle und ein Tagungszentrum gehören. Tatsächlich assen wir an dem aussichtsreich über dem Walensee gelegenen, von Nonnen geführten Ort letzten Samstag zu Mittag. Später schlug ich die Geschichte der Anlage nach. Ich fand die Schönstattbewegung. Sie geht zurück auf den deutschen Priester Josef Kentenich, 1885-1968, der als junger Mann seine eigene Sicht des katholischen Glaubens formulierte. Inmitten seiner Kirche, die geprägt war vom Klerus, von Regeln und Riten, vom Druck der Hierarchie, setzte er auf den Einzelnen, dessen individuelle Beziehung zu Gott, dessen Entwicklung zu einem ganzen Menschen – ich fasse zusammen, was ich las. Was aus Kentenichs Wirken hervorging, heisst "Schönstattbewegung", weil dieser lange in Schönstatt bei Koblenz tätig war. Im zweiten Weltkrieg sass der Pater im KZ Dachau ein. Das macht mir Eindruck. Gleichzeitig gibt mir zu denken, dass Kentenich später sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden, was dazu führte, dass das kirchliche Verfahren zur Seligsprechung ausgesetzt wurde. Kann man alles in Wikipedia nachlesen – und wieder einmal gilt: Wer wandert, trifft auf alles, was zwischen Himmel und Erde geschieht.
Montag, 5. Dezember 2022
Noch einmal
Blick nach 45 Minuten zur Walensee-Ostspitze, hinten rechts der Sichelkamm. |
Unterterzen, der Walensee, die Churfirsten. |
Kurz vor dem Tobel des Murgtals bei Tasten. |
Gleich sind wir in Murg. |
Route: Walenstadt, Bahnhof – Neuhof – Prantenär – Raischibli – Dachslen – Nejenberg – Platten – Hofstetten – Knobelboden – Oberterzen – Boden – Himpetur – Lehn – Blangs – Quarten, Kirche – Trantenboden – Racheten – Tasten – Gödis – Luchsberg – Murg, Bahnhof. 4 Stunden, je 540 Meter auf- und abwärts.
Sonntag, 4. Dezember 2022
Aus vielen Stücken wird ein Ganzes
Gestern gabs, als wir in Murg ankamen, ein Bier, das wir mit auf den Zug heimwärts nahmen. Während wir auf dem Bahnperron warteten, leuchteten hinten die Churfirsten und ihre Nachbarn im Licht des schwindenden Tages. Wer sich an dieser Stelle fragt, was mit dem Widmer los ist, dass er in den letzten Wochen praktisch nur im Gebiet Walensee-Sarganserland-St. Galler Rheintal-Bünder Herrschaft wanderte – nun, das hat System. Wir kamen im Grüppli drauf, dass es Spass macht, mal für ein, zwei Monate in derselben Region unterwegs zu sein. Man verknüpft so laufend Erinnerungen und Entdeckungen, jede neue Anreise fühlt sich an wie ein Heimkommen, aus vielen Stücken wird ein Ganzes. Jetzt dürfte aber die Zeit gekommen sein für anderes, der Dezember erzwingt es. Die nächsten Wochen wird es wohl eher in flacheres Gelände gehen. Oder aber höher hinauf in die Berge und in den Schnee.
Samstag, 3. Dezember 2022
Adieu, Ersatzbus, adieu
Dieses Gefährt wird in wenigen Tagen im Waldenburgertal verkehren. (Foto: MBxd1/Wikicommons) |
Das Waldenburgertal war längere Zeit eine Art Baugrube mit Häusern zu beiden Seiten, höchst unwirtlich mutete das an. Und den Ersatzbus mochte in den 20 Monaten, da er fuhr, wohl keiner wirklich, weder die Leute aus dem Tal noch die Reisenden von auswärts. Nun, auf den Fahrplanwechsel hin, wird am 11. Dezember wieder auf die Schiene umgestellt: Die Geleise, die Bahnbauten, der Bahnhof in Waldenburg sind vollständig erneuert, das alte "Waldenburgerli" wird abgelöst durch eine moderne, von "Stadler Rail" gelieferte Schmalspurbahn, ein Stadttram ähnlich dem im Zürcher Glattal. Ah ja, für die, die das nicht wissen: Das Waldenburgertal, das von der Vorderen Frenke durchflossen wird, findet sich im Baselbiet.
Freitag, 2. Dezember 2022
Gestern traf ich Josephine
Mittwoch, 30. November 2022
Tarngletscher
Der Blockgletscher Murtèl am Piz Corvatsch im Engadin. (Foto: Matti& Keti; Lorenz King at Giessen.university.de / Wikicommons) |
Bevorzugte Wohnlage
Ein Screenshot der Schweizmobil-Karte mit den Ruinen der Burg Wartau und der Procha Burg sowie dem Herenfeld und der prähistorischen Wehranlage auf dem Ochsenberg. |
Die Burgruine Wartau. Der Hügel zu ihrer Linken ist der Ochsenberg mit der befestigten Siedlung aus der Prähistorie. Von ihr ist nichts Auffälliges geblieben. |
In der Burgruine Wartau. |
Blick von der Ruine der Procha Burg zur Ruine Wartau. Links unten das St. Galler Rheintal. |