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Sonntag, 28. Februar 2021

Holz weg

In meiner Gemeinde Zollikon – ich wohne im Ortsteil Zollikerberg – gibt es hübsche Waldhütten, die jedermann nützen kann. Die Spitzhütte zum Beispiel. Der örtliche Verschönerungsverein stellt vor Ort das Holz zum Feuern bereit. Wie ich kürzlich dem "Zolliker Zumiker Boten" entnahm, gibt es allerdings Leute, die fahren mit dem Auto vor und transportieren die Scheiter ab. Zu sich nach Hause, zum Beispiel fürs Cheminée. Ich war fassungslos, als ich das las, hoffe nun aber, dass solches nicht nur in Zollikon passiert. Andernfalls wäre ich doppelt so konsterniert.

Die Spitzhütte auf der Homepage unseres Verschönerungsvereins.

Samstag, 27. Februar 2021

Turmtour

Die Limmat und Zürich vom Turm der Peterskirche.
Zwei der fünf Glocken im Glockenstuhl.

Das waren gestern zwei eindrückliche Stunden. Mit dem Turmwart durfte ich den Turm von St. Peter in Zürich besteigen für einen Artikel, den ich plane. Ich sah den Glockenstuhl. Die Stube des Turmwächters von einst. Alte, nicht mehr gebrauchte Uhrwerke. Und vieles mehr. Zu sehr ins Detail gehen möchte ich nicht, denn ich will nicht hier schon preisgeben, was später im Artikel stehen wird. Sagen wir stattdessen etwas zur Peterskirche als Ganzes. Erbaut um 790 auf einem Moränenhügel, ist sie Zürichs älteste Kirche. Fraumünster und Grossmünster mögen heutzutage bekannter sein, sind aber jünger und waren aus historischer Sicht auch ganz anders ausgerichtet. Sie gehörten zu Klöstern, standen für das Mönchtum, wohingegen St. Peter seit Anbeginn eine Stadtkirche war, bestimmt für Predigten und die Seelsorge. Ein Kuriosum unserer Gegenwart ist, dass St. Peter samt Umschwung der Kirchgemeinde gehört, der Turm selber hingegen, abgesehen von den Glocken und dem Glockenstuhl, der Stadt. Das ist durchaus erklärlich, wenn man bedenkt, dass von der Turmspitze der Feuerwächter seines Amtes waltete, das ganz und gar weltlich war. All dies und unendlich viel mehr erfuhr ich im Gespräch mit Turmwart Rudolf H. Röttinger. Wenn ich nicht grad den Gehörschutz aufhatte, weil die Glocken läuteten.
Manuell betriebene Sirene und das Bett des Turmwächters
von einst in der Stube ganz zuoberst.

Freitag, 26. Februar 2021

Sie trugen graues Lodentuch

In der neusten Ausgabe der "Schweizer Familie" (Nr. 8) erkläre ich die Namen aller Kantone und Kantonshauptorte. Genauer gesagt referiere ich, was Ortsnamenforscher herausgefunden haben, Hauptquelle ist die wissenschaftliche Datenbank ortsnamen.ch. Beim Zusammentragen der Information lernte ich selber viel Neues. Hier drei Dinge, wer mehr wissen will, kauft sich das Heft.

  • Der Kanton Graubünden ist aus drei regionalen Bündnissen hervorgegangen, deren wichtigster der Graue Bund war. Woher aber rührt die Farbbezeichnung im Namen des Bundes, Grau? Vermulich daher, dass die Leute im entsprechenden Gebiet graues Lodentuch trugen.
  • "Zug" hat mit der Fischerei im Gebiet zu tun, mit dem "Einziehen" der Netze. Ursprünglich waren es die Chamer, die im Gebiet der Stadt Zug die Fischereirechte hielten.
  • Im Namen Waadt, französisch "Vaud", steckt nicht ein Watt, ein Sumpfgebiet. Sondern ein Wald.

Eine Seite aus meinem Artikel.

Donnerstag, 25. Februar 2021

35 Kilo Wolle

Schafwolle. (Ken Hammeond / Wikicommons)
Im australischen Busch fanden Angehörige eines Tierheims eben einen Schafbock, der vor langem von einer Farm abgehauen war und wild lebte. Sie schoren den Bock – gut 35 Kilo Wolle kamen zusammen. So dicht war das Schaffell, dass sein Besitzer kaum mehr etwas hatte sehen können. So las ich es gestern in einer Meldung der Agentur Reuters, zu der auch ein kurzes Video gehört.

Mittwoch, 24. Februar 2021

Kulaar singt

Obertongesang finde ich faszinierend. Es gibt Menschen, die schaffen es, ihre Stimme so klingen zu lassen, als seien es mehrere Stimmen. In der Mongolei und anderen Ländern Zentralasiens gibt es eine spezielle Unterart des Obertongesangs, den Kehlgesang. Ich stiess auf Youtube zufällig auf ein Video: Der Sänger Kulaar aus der russischen Republik Tuwa an der Grenze zur Mongolei demonstriert verschiedene Stile des, so der englische Ausdruck, throat singing.

Dienstag, 23. Februar 2021

Als Basel in der Zukunft lebte

  • Um ein Uhr nachts bricht die zweite Stunde des Tages an.
  • Um zwölf Uhr mittags bricht die dreizehnte Stunde des Tages an.
  • Um siebzehn Uhr abends bricht die achtzehnte Stunde des Tages an.
Die Sonnenuhr am Basler Münster.
(S. Wetzel/Wikicommons)
Auf diesem Prinzip, zu dem ich drei Beispiele genannt habe, beruhte die Basler Zeit. 400 Jahre lang, bis 1798, war es in Basel schon acht Uhr, wenn die übliche Zählung von sieben ausging. Die Basler waren sozusagen in der Zukunft unterwegs; sie folgten den mittelalterlichen Horen, den Zeiten des katholischen Stundengebets, die auf diese Weise zählten. Die Sonnenuhr am Basler Münster zeigt bis heute die alte Zeit an. Im Sommer freilich, wenn das ganze Land die Uhren eine Stunde vorstellt, stimmen Basel und der Rest der Schweiz überein. Punkto Zeit jedenfalls.

Montag, 22. Februar 2021

7 und 1/2

Killwangen, Autobahnbrücke über die Limmat mit Bootsliegeplätzen.

Dietikon, Widmer schlingt.
Sieben Stunden und eine halbe Stunde brauchten wir – reine Gehzeit – für die Strecke von Baden nach Zürich via Kloster Wettingen, Neuenhof, Killwangen, Brunau, Dietikon, Kloster Fahr, Werdinsel. Nur sieben Stunden hätte die Unternehmung gedauert, hätten wir nicht auf der Höhe von Dietikon einen Ess-Abstecher eingelegt. Wir gingen über die Brücke zum Bahnhof Dietikon, umbauhalber derzeit ein Labyrinth, und verteilten uns dort auf diverse Kioske und Take-Aways. Ich und drei andere Leute suchten das Crispy Chicken auf, das entgegen seinem Namen kein amerikanisches Lokal ist, sondern ein arabisches: Hinter der Theke standen ein Syrer und seine Frau, freundliche Menschen, die uns Falafelwraps und Schawarma anrichteten. Gute Ware, schön scharf, die Falafel ohne Frittiergeschmäckli. Draussen an der Sonne assen wir, womit das grosse Thema des Wochenendes ins Spiel kommt. Das herrliche Wetter. Die erste Stunde unserer Wanderung war morgens noch im Nebel verlaufen. Dann kam die Sonne und machte alles warm und gut. In Zürich, am Ende, lagen am späten Nachmittag die meisten Strassen wieder im Schatten. An der Sihl, gegenüber dem HB, fanden wir ein Plätzli, das noch besonnt war – ein stimmiger Ort fürs Schlussbier.
Zürich, Happy End an der Sihl.

Sonntag, 21. Februar 2021

Der alte Bahnhof

Der Bahnhof Zürich-Letten.
1894 wurde der Bahnhof in Zürich-Letten im Quartier Wipkingen eröffnet. Er lag an der Bahnstrecke von Zürich nach Meilen und Rapperswil, der Goldküstenlinie. 105 Jahre später legte man den Letten-Bahnhof still. Der zu jener Zeit in Betrieb gegangene Hirschengraben-Tunnel als unterirdische Direttissima von Stadelhofen nach Zürich Hauptbahnhof hatte die weite oberirdische Schlaufe zwischen den beiden Punkten überflüssig gemacht samt dem Bahnhof am Letten. In dem alten Bau – wir kamen gestern am Ende unserer Wanderung vorbei – ist heute die Redaktion der Reisezeitschrift Transhelvetica untergebracht. Sinnig, finde ich.
Der HB Zürich und der Bahnhof Letten.
(Karte: Lukas Häfliger HaLu / Wikicommons)

Samstag, 20. Februar 2021

Coronawege

Ein Pfad.
(Foto: Kira Nerys / Wikicommons)
Seit dem letzten März sind Corona-bedingt viel mehr Leute in der Natur unterwegs. Manche von ihnen halten sich zum Ärger der Grundbesitzer nicht ans bestehende Wegnetz, sondern improvisieren. So entstehen, zum Beispiel an Waldrändern, neue Wege. Sogenannte Coronawege. Diese Woche las ich über das Phänomen einen Artikel – er endet mit der Bemerkung, dass die neuen Wege womöglich bald auf den offiziellen Landeskarten des Bundesamtes für Landestopografie erscheinen werden. Dessen Fachleute machen zu jeder Gegend so circa alle drei Jahre Flugbilder und erfassen die Veränderungen in der Landschaft in einer Datenbank. 

Freitag, 19. Februar 2021

Unterwelt aus Eis


Sie faszinierte mich, die Pressemitteilung von Pontresina-Tourismus, die mir gestern zuging. Der Morteratsch-Gletscher, der grösste Gletscher Graubündens, hat eine Eisgrotte freigegeben. In einer geführten Schneeschuhwanderung, zwei Stunden hin, zwei zurück, kann man sie aufsuchen und betreten – eine Exkursion in eine blauweiss leuchtende Unterwelt. (Fotos: Pontresina-Tourismus)

Donnerstag, 18. Februar 2021

Das Pferd von Schuls


Soeben stellte ich in der Schweizer Familie (Nr. 6) die Agata vor. Sie gehört dem Betreiber des Western-Saloons und Reitstalles San Jon nah Schuls und steht etwas entfernt von San Jon in der Waldlichtung von Bain Crotsch. 12 Meter hoch ist die Engadiner Variante des Trojanischen Pferdes, im Inneren ist ein Stübli eingerichtet, Glühwein gibts an der nahen Schneebar. Ich habe mir fest vorgenommen, Agata bald einmal zu besuchen. Zu Fuss, obwohl man ab San Jon auch den Pferdeschlitten nehmen kann.

Mittwoch, 17. Februar 2021

525 Meterli über Meer

Auf dem Monte Caslano. Unten links Caslano. Hinten Agno mit dem
Flughafen "Lugano Airport" und dessen Start-Lande-Piste.

Etwas Eis war da noch, stellenweise.
Das Licht des Südens gibt es wirklich. Als wir am Montag kurz vor zehn Uhr in Bioggio-Molinazzo aus dem Ponte-Tresa-Züglein stiegen, war es unnachahmlich hell. Das Land leuchtete. Unser Ziel war der Monte Caslano, der auf drei Seiten vom Luganersee umschlossen ist; wir erreichten den Fuss des Berges via Agno, Magliaso und Caslano, wobei wir oft am Wasser gingen. Reizend fanden wir Caslano, dessen Kern vom Durchgangsverkehr nicht tangiert wird, die Gässlein sind eng, das Lido lädt zum Verweilen, man hört die Wellen schwappen. Nun stiegen wir auf via Stremadone und Poncione. Der Blick oben von der kleinen Kapelle und dem nahen Kreuz hart am Abgrund: atemberaubend mit Schweizer und italienischen Schneegipfeln am Horizont und dem blauen See unter uns. In einer Schleife stiegen wir wieder ab nach Caslano und hätten nun direkt nach Ponte Tresa halten können. Bloss gibts in der verstrassten Ebene keinen Wanderweg. Und also stiegen wir an der Magliasina gleich wieder auf ins Dorf Pura und gelangten von dort in gemächlichem Abwärts vorbei an immer neuen Villen ans Ziel. Die Fünf-Stiunden-Route, übrigens, hatte ich kurz zuvor auf Wandern mit Freunden gesehen. Bei diesem Club ist Beat Studer aktiv, ein Wanderer, der in derselben Gegend wohnt wie ich. Immer wieder mal treffe ich ihn am Samstagmorgen im Forchbähnli, wenn jeder von unterwegs ist zu seinem Grüppli – wir erzählen uns dann, was wir beide für den Tag geplant haben. Tolle Route, lieber Beat! Der Monte Caslano ist mit seinen 525 Meterli über Meer ein richtiger Berg mit wilden Graten und Wänden.
Hübsch abenteuerliche Passage im Aufstieg zum Gipfel.

Dienstag, 16. Februar 2021

Blüemliglück

Gestern wanderte ich im südlichen Tessin. Wo genau meine Route durchführte, wie ich auf sie kam, wie sie war, will ich morgen erzählen. Heute nur dies: Die blühenden Christrosen im Wald des Monte Caslano –  sie machten mich glücklich in ihrer schlichten Schönheit.
Widmer, verzückt, am Monte Caslano.

Montag, 15. Februar 2021

Nah an allem, weg von allem

Winter bei Freudwil.
Gefrorene Uferpartie am Pfäffikersee.
Die Dinos von Oberwetzikon.

Erstaunlich, unsere Samstagsroute im Zürichbiet, die in einer Stadt (Effretikon) begann und in einer anderen Stadt (Wetzikon) endete und durch agglonahes Gebiet führte – wir hatten die meiste Zeit das Gefühl, von allem losgelöst zu sein, während wir durch Wiesen und Wälder zogen. An aussichtsreichen Punkten erkannten wir dazwischen, wie hart an der Agglo wir unterwegs waren: Vom Bänkli über Gutenschwil etwa sahen wir die zugebaute Ebene der Glatt um Dübendorf. Viele Leute hatte es erst im Laden und Take-Away des Juckerhofes, eines bekannten und überaus erfolgreichen Erlebnisbauernhofes in Seegräben. Und auch auf den Pfaden durch das gefrorene Ried am Päffikersee war hernach im letzten Drittel der Unternehmung einiges los: Flaneure, Velofahrer, Hunde. Abwechslungsreich und überraschend war sie, diese Wanderung bei Minustemperaturen und Bise.

Effretikon – Bützenriet – Bisikon – Challerholz – Jungholz – Waldhof – Egg – Freudwil – Wermatswil – Awand – Ottenhausen – Seegräben – Pfäffikersee – Oberwetzikon – Wetzikon. 4 3/4 h, 255 Meter aufwärts, 230 abwärts.

Sonntag, 14. Februar 2021

Balsam

Frau N. mit improvisiertem Nasenschutz.

Der Balsam. Dazu gabs Mandeln.
War kalt gestern, fürwahr. Sehr kalt, so circa minus acht Grad am Vormittag, als wir in Effretikon loszogen zu unserer knapp fünfstündigen Wanderung, die ich morgen beschreiben will. Die Bise blies zudem kräftig. Aber erstens waren wir passend angezogen. Gingen zweitens recht rasch. Hatten drittens gute Laune, weil die Sonne schien und das Licht zauberhaft war; da vergisst man glatt den Frost. Und viertens gabs überraschend Punsch von C.. Und Rigaer Schwarzen Balsam von B., einen 45-prozentigen Likör aus Lettland. Wie er war? Nun, so ähnlich wie Fernet Branca oder Jägermeister. Stark und bitter. Ein Heizschnaps.

Samstag, 13. Februar 2021

Total negativ

Wird das heute die kälteste Wanderung des Jahres? Gut möglich. In der Nacht sind die Temperaturen gegen die Zehn-Grad-minus-Marke abgesunken, tagsüber werden es wohl eher fünf Grad minus sein. Nun, ich habe jedenfalls meine knallorange Daunenjacke paratgelegt, die ich nur anziehe, wenn es wirklich frostig ist. Im Übrigen waren ich und mein Grüppli auch schon bei minus zehn und kälter unterwegs. Man wirds überleben. Meine Hoffnung ist, dass wir zu einem Glühwein oder einem Tee kommen; der Kiosk am See, den ich für das letzte Wanderdrittel ins Auge fasse, hat im Winter normalerweise offen, wenn das Wetter gut ist. Und gut ist es doch heute, oder? Wie es war und wo wir durchzogen - morgen oder übermorgen berichte ich.

Ich hoffe, heute ein paar schöne Eiszapfen zu sehen.
(Foto: Frank Liebig / Wikicommons)

Freitag, 12. Februar 2021

Im ersten Jahr ein J, im zweiten ein T

Bügellift, ein Foto von 2008.
(Manuco/Wikicommons)
Wer hats erfunden? Wir Schweizer. Ich rede vom Bügelskilift, dem modernen Skilift, zu dem es primitive Vorläufer gab wie ein Schleppseil, das durch Wasserkraft via ein Mühlrad getrieben wurde. Der erste Bügellift wurde 1934 in Davos eröffnet. Der Bolgen-Lift war 270 Meter lang, die Tageskarte kostete 50 Rappen, 70 000 Personen wurden bereits im ersten Jahr transportiert. Im zweiten folgte eine nicht unwichtige Innovation: Die J-Bügel wurden durch T-Bügel ersetzt, somit konnte man die doppelte Menge Leute hochschleppen. So begann die komfortable Skifahrerei unserer Gegenwart, las ich kürzlich im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums.

Donnerstag, 11. Februar 2021

Tod eines Philosophen


Sokrates war Philosoph. Ein ruhiger, bescheidener, Äusserlichkeiten abholder Mann, der es genoss, seine Zeitgenossen in Athen mit Fragen in Widersprüche zu führen. Keine einzige Zeile von ihm ist überliefert; das meiste, was wir über ihn wissen, geht auf seinen grossen Schüler Platon zurück, in dessen Werken er als Meister der Dialogkunst noch und noch auftaucht. Wie echt, wie wahr dieses Bildnis ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Sicher ist, dass Sokrates sich Feinde machte in den höchsten Kreisen der Politik. 399 vor Christus zerrten ihn seine Feinde als angeblichen Verderber der Jugend vor Gericht. Dieses verhängte ein Todesurteil. Im Gefängnis leerte Sokrates den Becher mit dem giftigen Schierlingstrank gefassten Gemütes, während die versammelten Freunde wehklagten. Den Geschworenen hatte er zu Ende des Prozesses dies mitgegeben: "Schon ist es Zeit, dass wir gehen. Ich, um zu sterben, ihr, um zu leben. Wer aber von uns den besseren Weg beschreitet, das weiss niemand, es sei denn der Gott." All das und vieles mehr, Dinge aus der Kantonsschulzeit und aus dem Studium, ging mir durch den Kopf, als ich in Lugano am See die Skulptur des sterbenden Sokrates passierte. Geschaffen hat sie der russische Bildhauer Mark Antokolski, 1843 bis 1902.

Mittwoch, 10. Februar 2021

Ofeturli

Ofeturli? Auf der Speisekarte am Eingang zum Restaurant Krone zwischen Einsiedeln und dem Etzelpass lasen wir den Namen dieses Gerichts. Keiner von uns wusste, was das ist. Eine Einsiedler Spezialität, gab die Karte immerhin preis. Unterdessen weiss ich Bescheid. Um einen Kuchen handelt es sich mit einem Kartoffel-Mehl-Teigboden und einem Guss aus Zwiebeln, Eiern, Speck, Rahm. Sollte ihn jemand irgendwann zubereiten, freue ich mich auf ein Foto für den Blog. Die Speise erinnert an eine frühere Epoche, in der in Einsiedeln grossflächig Kartoffeln angebaut wurden.

Dienstag, 9. Februar 2021

Der Doktor von der Teufelsbrücke

Die Teufelsbrücke mit dem Restaurant Krone.

Paracelsus. Kopie eines verlorenen
Gemäldes von Quentin Massys aus
dem 17. Jahrhundert im Louvre.
(Wikicommons)
In einem Geländeeinschnitt zwischen Einsiedeln und dem Etzelpass, auf dem Jakobsweg, überquerten wir am Samstag die junge Sihl. Die Teufelsbrücke, ein Steinbau des 17. Jahrhunderts, ist kunstvoll, doch inwendig schmal ausgeführt. Wenn sich in ihr Fussgänger und Autofahrer begegnen, wird es heikel. Gleich nach der Brücke, auf der Etzel-Seite, passierten wir die Krone, in der man auch in diesen Coronazeiten einen Kafi bekommt - zum Mitnehmen, versteht sich. Am Haus verkündet eine Relieftafel, dass hier 1493 Paracelsus geboren wurde, der grosse Arzt in der Epoche der Reformation, im Übergang zur Neuzeit. Sein Leben ist von Unrast geprägt, von einem dauernden Hin und Her, von immer neuen Anstellungen und Entlassungen und Reisen. Um einen flackernden Geist handelt es sich, der sich nirgendwo einfügt, der die antike Medizin nach Galen verwirft und stattdessen astronomische und magische Prinzipien in seine Lehren integriert. Gestorben ist Paracelsus, der Sohn einer Einsiedler Mutter und eines schwäbischen Vaters, 1541 in Salzburg, seine Hinterlassenschaft ist ein umfangreiches Korpus kryptischer Schriften. 

Montag, 8. Februar 2021

Winter gegen Frühling

Der Sihlsee muss noch auftauen. Hinten Gipfel der Wägitaler Alpen.
Frühlingshaftes Picknick auf dem Etzel.

Am Samstag gingen wir von Einsiedeln über den Etzel nach Freienbach. Die Route im Detail: Einsiedeln, Bahnhof - Kloster - Lincoln - Armbüel - Hüendermatt - Blüemenen - Bad - Allmig - Meieren - Sihlbrücke - Etzelpass/St. Meinrad - Etzel - Miltenweid - Milten - Feusisberg - Obereulen - Wilen bei Wollerau - Freienbach SBB (4 1/2 Stunden, 420 Meter aufwärts, 890 abwärts). Die Wanderung war anstrengend vor allem wegen des Restschnees um Einsiedeln und um Etzel-Kulm, jeder Schritt brauchte mehr Kraft als üblich. Aber schön wars. Hier einige Dinge am Weg:

  • In der Klosterkirche von Einsiedeln stand einer dieser derzeit allgegenwärtigen Dispenser. Nicht mit Desinfektionsflüssigkeit war er gefüllt, sondern mit Weihwasser.
  • Das Hochmoor Roblosen im Bereich Allmig ist mit Torfhüttchen bestückt. Sie sehen herzig aus, erinnern aber auch daran, wie Teile des Moores durch die Torfstecherei zerstört wurden.
  • Manche Geländepartien waren schneebedeckt, andere aper. Im Hochmoor Roblosen fand ich es rührend, wie stellenweise die schwarze Erde zu sehen war – erste Zeichen des Frühlings.
  • Immer wieder ein guter Anblick ist auf dem Etzelpass die anmutige Grosskapelle St. Meinrad, bei der die Jakobspilger auf dem Weg von Rapperswil nach Einsiedeln gern einen Halt einlegen.
  • Auf dem Etzel ist das Gasthaus natürlich geschlossen. Aber es gab einen Take-Away-Schalter, der rege genutzt wurde. Wir selber hatten ein opulentes Picknick dabei mit Wein, Käse, Wurst und Butterzopf. Unter uns den Zürichsee, die Augen mal auf der Landschaft und mal auf unseren Delikatessen, genossen wir.
  • Massen von Menschen mit Ski und Langlaufski waren im ÖV unterwegs: der Zug nach Chur etwa war am Morgen proppenvoll, sah ich auf dem Perron mit Schaudern. Wir waren froh, keine Skifahrer zu sein. Nicht allzu weit zu reisen. Und nicht auf einen Bus umsteigen zu müssen: Das Gedränge in Einsiedeln auf dem absurd schmalen Postauto-Perron war grässlich.
  • Tagesprogramm in der Klosterkirche Einsiedeln.
    Der Einsiedler Weihwasserdispenser.
    (Foto von Wanderfreundin Brigit, vielen Dank!)

Sonntag, 7. Februar 2021

Saharasamstag

Abstieg vom Etzel: Blick auf den Zürichsee
mit dem Pfannenstiel zur Rechten und einem rötlichen Himmel.
Die Sonne kam gegen den Saharastaub nicht an.
.
Gestern gingen wir von Einsiedeln über den Etzel nach Freienbach am Zürichsee. Das Wetter war speziell. Saharastaub machte die Sonne zu einer fahlen, kraftlosen, mondähnlichen Erscheinung. Und der Himmel war subtil gerötet. So etwas gibt es nur alle paar Jahre einmal.

PS: Gerade eben bloggte ich über das Restaurant Lincoln bei Einsiedeln, dessen Name auch auf die Flur rundum übergegangen ist. Gestern kamen wir beim Restaurant vorbei.

Samstag, 6. Februar 2021

Das Förderband im Wald


Unterwegs im Wald zwischen dem Paul-Scherrer-Institut und der Station Siggenthal, unterquerten wir vor einigen Tagen eine Art Aquädukt oder Hochsteg – wir fragten uns, woher das Ding kommt und wohin es führt. Die Karte zeigte es: vom Geissberg nach Siggenthal. Google lieferte die ganze Geschichte: Das Förderband transportiert zerkleinerten Kalkstein und Mergel vom Holcim-Schweiz-AG-Steinbruch Gabenchopf am Geissberg zum Zementwerk Siggenthal. 3.8 Kilometer lang ist die Anlage, die auch die Aare überquert. 
Ein Schweizmobil-Screenshot: Das Förderband vom Gabenchopf (oben links)
über die Aare zum Zementwerk Siggenthal (unten rechts) ist eingezeichnet.

Freitag, 5. Februar 2021

Zoom und Zahl

Die Woche, die bald endet, war für mich aussergewöhnlich. Seit langem unterrichte ich in Luzern an der Journalistenschule MAZ, meine Themen sind journalistische Sprache und Formen sowie Stilkunde. Derzeit finden alle Kurse rein digital statt, und so war ich von Montag bis Mittwoch der Fernlehrer. Auf Zoom. Zuvor hatte ich Schulungen besucht, auch sie digital, und das fortgeschrittene Zoom kennengelernt: wie man zum Beispiel virtuelle Klassenräume schafft, also etwa 16 Leute in vier Viererräume verteilt, um dann bei jeder Gruppe kurz reinzuschauen. Und so weiter und so fort. Am Montagmorgen war ich ziemlich nervös, stellte mich am Anfang auch ein wenig ungeschickt an. Gott sei Dank waren die acht Leute im Kurs, die meisten davon Junge, nett und geduldig mit mir. Und jetzt bin ich ein echter Zoom-Dozent. Einfach ist diese Art Lehren nicht. Zum Beispiel ist es viel schwieriger, den Zustand der Schülerinnen und Schüler zu lesen: Sind sie aufmerksam, werden sie langsam müde, macht ihnen der Stoff Spass oder nicht, hat jemand schlechte Laune? Man sieht nur die Köpfe in den kleinen Fenstern auf dem Computerschirm, eine Körpersprache ist kaum erkennbar. Aber die Zoomerei funktioniert schon. Und es freut mich, dass ich jetzt weiss, wie sie das tut.

PS: Schön, die magische Zahl! Hansueli Thomann machte einen Screenshot, als am Mittwoch der Zähler meines Blogs sieben Dreien zeigte; von ihm kam vor Jahren auch der Screenshot zu meiner ersten Million. Vielen Dank für die Aufnahme, lieber Hansueli. 

Donnerstag, 4. Februar 2021

Lincoln, Kanton Schwyz

Der Bahnhof Einsiedeln (links unten) und Lincoln. (Screenshot Schweizmobil)

Nikolaus Steinauer aus Einsiedeln, 1815–1878, war Töpfer. Er wanderte in der Mitte seines Lebens nach Amerika aus, lebte dort ungefähr 15 Jahre, kämpfte im Bürgerkrieg auf der Seite der Nordstaaten mit, bewährte sich als Soldat und wurde mehrfach ausgezeichnet. Den Präsidenten Abraham Lincoln, der für die Abschaffung der Sklaverei eintrat, um die es im Bürgerkrieg ging - diesen letztlich siegreichen, freilich am Ende des Krieges ermordeten Lincoln verehrte Steinauer auch nach seiner Rückkehr in die Schweiz. Und so taufte er das Restaurant, das er in Einsiedeln bauen liess, "Lincoln". Das Haus brannte später ab, doch gibt es an dieser Stelle auch heute ein Restaurant "Lincoln". So heisst auch die zugehörige Flur.

PS: Ich suchte eigentlich nach einer Erklärung für den Flurnamen "Amerika" (es gibt ihn bei Aarau). Und stiess dabei auf "Lincoln".

Mittwoch, 3. Februar 2021

Hölzig


Wenn ich meine Mutter besuche, lese ich regelmässig das Dorfblatt von Stein AR, die Steinzeit. Kürzlich tat ich es wieder einmal und begegnete dabei einem meiner  Lieblingswörter – gerade in der Ostschweiz wird der Ausdruck oft verwendet. Die Hölzigen sind die, die mit Holz arbeiten, der Sammelname bezeichnet Berufe wie Schreiner, Zimmermann, Säger, Förster.

Dienstag, 2. Februar 2021

Ungesunde Verdoppelung

Das Buch erschien letztes Jahr im Verlag Business Village und trägt den Titel "Was uns gesund hält". Der Untertitel sagt noch einmal dasselbe, einfach länger und komplizierter. "Salutogen" heisst: gesundheitserhaltend, gesundheitsfördernd. Das lateinische salus, Wohl, Gesundheit, steckt darin.