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Samstag, 31. August 2019

Reicht es für die Hörnlihütte?

Wir sind in Zermatt. Das Foto mit dem feinen Plättli und dem halb verhüllten Matterhorn machte Wandergspänli C. gestern auf dem Gornergrat. Für heute Samstag lautet der Plan: Wir wollen vom Schwarzsee zur Hörnlihütte aufsteigen. Die Frage ist, ob das Wetter ihn genehmigt. In ein paar Stunden wissen wir mehr.

Freitag, 30. August 2019

Der unterirdische Skorpion

Abstieg von der Silberen. Im August 2015 waren wir oben.
Vom Pseudoskorpion im Berginneren wussten wir nicht.
Vorgestern las ich die NZZ und war gefesselt von einem Artikel, der eine Wanderung über die Silberen behandelte, die Bergkuppe nah dem Pragelpass aus geborstenem, zerfressenem, schrundigem Kalk. Die Silberen birgt eines der grössten Höhlensysteme der Welt, das Hölloch. Darin existiert ein bestimmtes Krabbeltier, das es nur dort gibt: Pseudoblothrus infernus - der Höllen-Pseudoskorpion. Klingt wie erfunden, ist aber wahr. Später, als ich mich im Internet umschaute, fand ich gleich noch einen zweiten Artikel von 2011 aus der NZZ. Er widmet sich ganz und gar diesem Tierchen, das nie die Sonne sieht und weder ein echter Skorpion ist noch eine Spinne, sondern etwas dazwischen.

PS: Morgen blogge ich aus Zermatt. Per iPhone. Schon jetzt entschuldige ich mich für die technischen Unzulänglichkeiten: Auf dem Smartphone habe ich eine Bloggerapp, bei der aber verschiedene Dinge nicht klappen, zum Beispiel die Fotoplatzierung. Auch die Grundschrift, die ich Tag für Tag brauche, ist nicht vorhanden.

Donnerstag, 29. August 2019

Genusswoche?

Selber wursten, das wärs.
Im Zürcher Oberland ist demnächst Genusswoche. Vom 12. bis 22. September. Eigentlich sind das ja mehr als sieben Tage, aber lassen wir das. 28 Veranstaltungen sind angekündigt, an denen man degustieren und essen oder sonst etwas erleben kann. Gehe ich hin? Eher nicht. Ich brauche keine Genusswoche, um zu geniessen. Hier immerhin drei Anlässe aus dem Programm, die mir besonders gefallen:
  • In der Metzgerei Buffoni in Illnau kann man einen Wurstkurs absolvieren.
  • Die Bahnfans von Bauma aktivieren ihre Dampflok, während der Fahrt gibt es regionale Produkte zu probieren.
  • Fine Funghi in Gossau lädt zum Rundgang und zeigt, wie man Edelpilze züchtet.

Mittwoch, 28. August 2019

Der Friedensapostel

Gemälde "Der Friedensapostel Max Daetwyler"
im Aargauer Kunsthaus, oben ein Ausschnitt, unten integral.
Max Daetwyler, 1886 bis 1976, kam mir stets ein wenig närrisch vor, aber bekanntlich kann der Narr ein getarnter Weiser sein. Wer weiss! Daetwyler war der Mann mit der weissen Fahne, der chronische Pazifist, international bekannt und immer wieder mal unterwegs zu einer Kundgebung irgendwo auf der Welt. In Zumikon verstarb er und wird am Rand des Dorfplatzes durch eine Statue in Erinnerung gehalten. Im Sommer 1974 schaute Daetwyler zweimal beim Maler Varlin in Bondo im Bergell vorbei und liess sich malen. Gestern stiess ich im Aargauer Kunsthaus auf das mehr als 3 Meter hohe Porträt und fand es eine Wucht.

Dienstag, 27. August 2019

Das perfekte Hügelland

Der Sihlsee im Rückblick. An ihm waren wir, in Willerzell, gestartet.
Pferde beim Hof Summerig.
Das Stöcklichrüz. Wer Aussicht sucht, bekommt sie hier.
Die Gegend zwischen dem Sihlsee und dem Wägital ist das perfekte Hügelland, finde ich. Wieviele Male ich da schon gewandert bin - und immer wieder bin ich neu angetan. Am Samstag war es wieder einmal soweit. Hier unsere nicht wirklich anstrengende Route, die ich allen empfehlen kann: Willerzell, Bodenmattli - Summerig - Grueb - Stöcklichrüz - Vogelherd - Wissegg - Müligassegg - Chörnlisegg, Restaurant* - Hof - Etzelpass/St. Meinrad - Büel - Wäni - Bahnhof Schindellegi-Feusisberg.

* Ein Wort zum Restaurant Körnlisegg, wo wir den Zmittag nahmen. Man kann eigentlich nicht motzen. Der Service war aufmerksam, das Essen gut. Und doch - irgendwie fand ich alles überzahlt. Ich hatte eine eher kleine Forelle mit Pommes Frites und Spinat: 42 Franken. Ein Zürigschnätzlets ebenfalls mit Begleitware kostet 45 Franken. Und der Kafi Crème 5 Franken. Das sind ja Preise wie in Zürich an der Bahnhofstrasse!

Montag, 26. August 2019

Herzlich willkommen, Herbst

Blick vom Stöcklichrüz zum Gross (links) und Chli (Mitte) Aubrig.
Der Samstag im Schwyzerland war schon erstaunlich herbstlich mit Pilzen überall, kühler Vormittagsluft und viel Nebel, der auf dem Stöcklichrüz die Aussicht auf den Zürichsee blockierte. Das Unterland blieb grau, wir hatten Sonne. Zart war die Landschaft gezeichnet. Und die Berge zum Horizont staffelten sich in blassem Blaugrau. Sei herzlich willkommen, lieber Herbst!

Die Alphornfrau vom Stöcklichrüz.

Sonntag, 25. August 2019

Der Wolf war da

Das Bärenloch, gemalt von Caspar Wolf zwischen 1770 und 1780.
(Zentralbibliothek Solothurn/ Wikicommons)
Vor etlichen Wochen erwähnte ich an dieser Stelle das Bärenloch, die riesige Höhle in der Fluh über dem Solothurner Dorf Welschenrohr. Selber war ich noch nicht in der Höhle, habe mir aber einen Film auf Youtube angeschaut und festgestellt, dass diese eine offene Decke hat, über die sich eine Naturstein-Brücke zieht; Schwindelfreie begehen den Natursteg gerne. Interessant. Beim Schauen des Films realisierte ich plötzlich, woher ich den Ort seit langem kenne: von einem Gemälde des Schweizer Pioniers der Hochgebirgs-Malerei, des Aargauers Caspar Wolf. Er malte das Bärenloch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Samstag, 24. August 2019

Identitätsschwindel an der Grenze

Die Schweizer Variante.
Der gleiche Fluss in Italien.
Wie heisst der Fluss, der vom Simplonpass hinab nach Gondo und weiter nach Domodossola strömt? Kürzlich fuhr ich die Route mit dem Postauto und schaute es nach. Doveria. Nein, halt, Diveria! Beides ist richtig. Keine Ahnung warum, aber während der Fluss von Schweizer auf italienisches Territorium wechselt, ändert er den Vokal - eine Art Identitätsschwindel beim Grenzübertritt. Weiter unten endet das wilde Wasser, das auch die Gondoschlucht geschaffen hat, im Toce.

Freitag, 23. August 2019

Die Zürichseestrapaze

Uff. Einmal um den Zürichsee, das ist ganz schön weit. Die rote
Gerade, die die Seespitzen verbindert, habe ich gezeichnet, um
eine Ahnung von der Distanz zu kriegen. Sie misst 35 Kilometer.
Gestern las ich in der NZZ einen tollen Artikel. Einer wandert um den Zürichsee und berichtet auf einer dicht geschriebenen Seite, was er erlebt, innerlich und äusserlich. Gedanken, Beobachtungen, Gerüche, Hunger, Durst, Schmerz, Menschen, Tag und Nacht: Alles reiht und durchdringt sich. Man muss es lesen, ich kann es nicht nacherzählen. Hier bloss die ersten zwei Sätze des Textes, der mit der Ankunft in Zürich beginnt, also das Ende an den Anfang setzt:
"Etwas mehr als 21 Stunden nachdem ich so getan hatte, als würde es ein Tag wie jeder andere werden, schimmert der See so schön wie nie. Weil die Sonne hinter mir aufgeht, der Mond schief und schwach am Himmel hängt und weil die Waden brennen, die Oberschenkel stechen, die Sehnen entzündet und die Füsse taub sind. Der See schimmert so schön wie nie, weil ich kaum noch stehen kann. Es ist 5 Uhr 25, ich stehe auf der Quaibrücke und mache ein Selfie, damit mir das hier später jemand glaubt."

Donnerstag, 22. August 2019

Zwei Häuser haben etwas gemeinsam

Gestern wanderte ich nicht, sondern fuhr mit dem Postauto von Brig auf den Simplon und nach Gondo, um mich dort ein wenig umzuschauen für ein Projekt. Wieder einmal fielen mir in der Landschaft nach der Passhöhe zwei starke Häuser auf. Zwei - siehe Foto - Solitäre. Die Granitburg zur Linken in einem Stil, den man vielleicht als "Alpenbarock" bezeichnen kann, ist das Alte Simplonhospiz; der Alte Spittel, so sein Zweitname, diente als Unterkunft für Passreisende und Säumer und geht auf Kaspar Stockalper zurück, den Walliser Grossunternehmer und Salzmonopolisten, der es zur Mitte des 17. Jahrhunderts bauen liess. Das langgezogene Gebäude zur Rechten wiederum stammt von 1902 und ist nach Pierre-Marie Barral benannt, dem Gründer der Missionsgesellschaft Bethlehem, die seit mehr als einem Jahrhundert von Immensee am Zugersee aus wirkt. Das Barralhaus war als Ferienhaus gedacht, doch irgendwann konnten die Missionare die Liegenschaft nicht mehr finanzieren. Womit wir bei dem wären, was beide Häuser zusammenhält: Sie gehören heute dem VBS. Dem Militär. Es nutzt sie als Unterkünfte, den Alten Spittel können auch private Gruppen mieten.
Vor vielen Jahren machte ich im Abstieg zum Simplonpass dieses Foto.
Es zeigt den Spittel und das Barralhaus und dahinter die Passstrasse.
Links, nicht mehr auf dem Bild, wäre die Passhöhe.

Mittwoch, 21. August 2019

Recycling in der Steinzeit



 Mitten in Sion liegt in einem Teilabschnitt der Avenue du Petit-Chasseur eine steinzeitliche Nekropole. Eine grosse Begräbnisstätte  Manches davon ist überbaut und für immer verloren, anderes wurde ausgegraben. Im Landesmuseum Zürich stiess ich kürzlich auf diesen Petit-Chasseur-Stein. Dargestellt ist ein Mann, gegürtet, bewaffnet mit einem Pfeilbogen und in ein gemustertes Gewand gekleidet. War er ein verehrter Vorfahr der Damaligen, ein Anführer, eine Gottheit? Die Stele stammt aus der Zeit von 3000 bis 2500 vor Christus. Später, immer noch in der Prähistorie, wurde sie von Menschen, denen der Kult um sie offenbar nichts mehr bedeutete, zu einer Grabplatte umfunktioniert. Recycling gibts seit Anbeginn der Zeiten.

PS: Die Nekropole Petit-Chasseur kommt in meinem Buch Hundertundein Stein vor, das im Frühling erschienen ist.

Dienstag, 20. August 2019

Ein unwichtiger Pass

Das Foto zum Wanderstart. Den Gigerwaldsee erreicht man per Bus ab Bad Ragaz.

Tunnel auf dem Weg nach St. Martin.
Bedeutend war er wohl nie, der Heidelpass. Er ist äusserst ruppig und also keine klassische Säumerroute. Und die beiden Dörfer, die er verbindet, also Vättis und Weisstannen, sind zwar herzig, doch nicht bekannt als Produktionsort exklusiver Güter, die es im Handel auf die jeweils andere, sie benötigende Seite zu tragen galt. Am Samstag machten wir den Heidelpass, starteten bei der Bushaltestelle am Ostende des Gigerwald-Stausees oberhalb Vättis, gingen auf dem Fahrsträsschen nach St. Martin an der Westspitze des Sees, stiegen auf zur Passhöhe, machten uns nach der Rast an den langen Abstieg via Alp Valtüsch und Batöni nach Weisstannen. Mit 1160 Höhenmetern aufwärts und 1520 abwärts sowie einer Gehdauer von fast sieben Stunden war dies eine anstrengende Unternehmung, die ich gestern noch in den Knochen spürte. Doch was wir sahen, die einsame Berglandschaft, die vergletscherten Partien am Sardona, der Gigerwaldsee aus der Heliperspektive, die endlosen Zacken Richtung Lavtinasattel und Pizol, der Wasserfallkessel von Batöni: Das Spektakel entschädigte für die Strapaze. Der Heidelpass ist unwichtig. Und grandios.

PS: In Weisstannen komme ich immer gern an. Weil es dort die Gemse gibt. Auch diesmal wurden wir im Restaurant freundlich und flink versorgt. Ich hatte ein vorzügliches Schnitzel mit Pommes Frites.
Aufstieg zum Heidelpass, tief unten der Gigerwaldsee, wo wir begannen.
Kurz vor der Alp Valtüsch. Durch den Einschnitt (r.) geht es hinab nach Batöni.
Die Bergkette hinten ist die Verlängerung der Churfirsten Richtung Osten.

Montag, 19. August 2019

St. Galler Schönheitsverschwendung

Batöni, von links nach rechts: Piltschinabachfall, Sässbachfall, Muttenbachfall.
Der Muttenbachfall.
Zwischen Alp Valtüsch und Batöni.
Unter dem gesicherten Pfad geht es bös in die Tiefe.
Batöni ist kein ungarischer Adelsname, sondern ein Ort im Kanton St. Gallen auf 1540 Metern, ein Felskessel; man erreicht ihn von Weisstannen aus in knapp zwei Stunden Aufstieg am wilden Gufelbach. Noch schöner wirkt Batöni, wenn man von oben kommt, von der Alp Valtüsch und vom Heidelpass her, wie wir, mein Grüppli und ich, das am Samstag taten. Schmal der Pfad die Felsklus hinab, abenteuerlich, atemberaubend. Und dann diese drei Wasserfälle, an denen man sich gar nicht sattsehen kann, Batöni wird auch "Wasserfall-Arena" genannt. Später, auf der Heimfahrt, im Zug, dachte ich: Kann es sein, dass diese Wasserfälle auch nachts in Betrieb sind? Wenn kein Mensch sie geniessen kann? Ist das nicht eine ungeheuerliche Verschwendung an Schönheit?
Gut gelaunter Blogger Widmer auf der Hängebrücke von Batöni. Die ist noch ziemlich neu.

Sonntag, 18. August 2019

Ewiges Leben für Georg Jeger

Das Sertig ist ein Höhental bei Davos, es kam kürzlich hier vor, sein Name wird auf der zweiten Silbe, auf dem I, betont. Etwas südlich des Weilers Sertig Dörfli erhebt sich der Berg Jöri Jegersch Nase. Sprachlich ist das eindeutig Walserdeutsch mit dem Genitiv auf -sch, der die Herkunft des Flurnamens aus dem Oberwallis verrät - die Walser waren Siedler, die von dort auszogen, um in anderen Alpengegenden, darunter auch in der Landschaft Davos, ein neues Leben anzufangen. Würde einen wundern, wer wohl der Georg ("Jöri" ist die Koseform) Jeger oder Jäger war, der in diesem Felsgebilde weiterlebt.

Samstag, 17. August 2019

Zweimal Och

Es regnet. Da trägt die Wanderin eine Regenjacke. Die sie
irgendwo gekauft hat. Bei Och zum Beispiel.
Och ist ein grosses, traditionelles Sportartikel-Geschäft in Zürich. Gestern war im Tagi ein Interview mit dem Geschäftsführer Roman Oberholzer, in dem er unverblümt aussprach, was seine Branche und ihn beschäftigt und besorgt. Vor allem ist es ... der Klimawandel. Oberholzer sagt in dem Gespräch, das man hier ganz lesen kann (wenn man Abonnent ist oder einen Tagespass löst):
"Wir sind Anhänger der vier Jahreszeiten, damit unsere Kunden auch vier, fünf Teile tragen - und nicht einfach nur zwei, weil es meist warm ist. Sonst bricht uns in der Übergangszeit das modische Geschäft weg. Entsprechend litt dieses zuletzt."
PS: Eine assoziative Frage: Kennt jemand Armin Och? Ob er mit dem Sportgeschäft zu tun hat, weiss ich nicht. Aber jedenfalls stammt er, Jahrgang 1934, aus Zürich. Er schrieb den Wirtschafts-Thriller "Zürich Paradeplatz", der 1976 erschien - meiner Meinung nach ist dies einer der besten Schweizer Spannungsromane.

Freitag, 16. August 2019

Gürgaletsch, was für ein Name!

Rückblick zum Sattel (unten rechts), wo der Gürgaletsch-Gratweg beginnt.

Gürgaletsch voraus!
Es dauerte, bis ich auf dem Grat stand und also das letzte Stück auf dem Weg zum Gipfel des Gürgaletsch vor mir hatte. Gürgaletsch? Was für ein Name! So heisst der Hausberg von Tschiertschen; in jenem Dorf hoch über der Plessur war ich gestartet. Besagter Gratweg schenkte mir eine grosszügige Portion Aussicht, ich sah einen Teil der Stadt Chur, den Heidsee auf der Lenzerheide und so viele Berge, dass ich sie hier gar nicht aufzählen mag. Ich kann den Gürgaletsch, 2441 Meter über Meer, allen nur empfehlen, übrigens schätzen ihn auch die Kühe, die bis ganz oben an seinen Hängen weideten.

Meine Route: Tschiertschen - Clüs - Waldstafel - Alpbach-Tal - Obersäss - Stelli - Gürgaletsch - Stelli - Tälli - Gruoben - Furgglis - Tschiertschen. Knapp 6 Stunden, je 1160 Meter auf- und abwärts.
Der Heidsee, stark herangezoomt.

Donnerstag, 15. August 2019

Das Bänkli von Tschiertschen

Hm. Ich fotografierte das durchaus wohlgeformte Bänkli gestern morgen nach den ersten fünf Wanderminuten am oberen Dorfrand von Tschiertschen. Mehr zu meiner Unternehmung und ihrem Ziel morgen. Halt, heute und hier noch dies: Kalt war es um halb neun beim Wanderstart auf 1340 Metern, nur gerade neun Grad hatten wir. Ohnehin finde ich, dass es langsam zu herbsteln beginnt, der viele Tau auf dem Gras, die längeren Nächte...

Mittwoch, 14. August 2019

Arzos Marmor ist überall

Roter Marmor in Arzo.
Amphitheater im stillgelegten Bruch.
Gotik: die Ära, in der die Kathedralen entstehen. Das bedeutet eine enorme Nachfrage nach Stein. Damals beginnt man auch im Südtessin Stein abzubauen, der dort - etwa im Mendrisiotto - die apartesten Tönungen aufweist. Vor Monaten kam ich, auf der Wanderung von Arzo hinauf zum Monte Pravello, an den Steinbrüchen von Arzo vorbei; es sind mehrere benachbarte, in der Höhe gestaffelte Kessel, von denen jeder seine eigene Produktionsgeschichte hat. Schilder weisen den Weg zu Aussichtspunkten und erzählen von harten Leben der Arbeiter. Dieser Stein wurde im Petersdom zu Rom verbaut, aber auch in den Kathedralen von Mailand und Como. Das Berner Bundeshaus profitierte ebenfalls. Und die Confiserie Sprüngli in Zürich. Arzos Marmor ist überall. 2009 endete der Abbau. Seither wird Kultur gefertigt statt Marmor: Ein Bruch ist zu einem Amphitheater hergerichtet.

Dienstag, 13. August 2019

Grausam schön

Unwirtlich grau: die Ducanfurgga (Bildmitte).
Lieblich grün: das Hochtal von Sertig, hinten das Dörfli mit der Kirche.
Totes Holz im Bach Ava da Stugl.
Am Sonntag wanderte ich, wie gestern erwähnt, von Sertig (oberste Bushaltestelle Sand) nach Bergün. 6 Gehstunden, 840 Meter aufwärts, 1330 abwärts. Gleich drei Furggen, also Senken und damit Pässe, lernte ich kennen: erstens die Fanezfurgga, auf der ich Richtung Davos-Monstein hätte abdrehen können. Zweitens die Ducanfurgga, auf der meine Route kulminierte. Und drittens die Mäschenfurgga, die ich in einem Miniabstecher erreichte; sie ist auf beiden Seiten weglos. Wie so oft im Gebirge stellte ich fest, wie nah sich das Schöne und Schreckliche, das Friedliche und das Monströse sind. Zwei Beispiele sollen es erläutern. Erstens: Riesig ist der Kontrast zwischen den lieblichen Weiden auf der Hochebene von Sertig und der Gegend um die Ducanfurgga, wo alles sandartig rötlich ist oder aber grau und wo das Gestein einer unablässig wirkenden Erosion ausgesetzt ist. Zweites Beispiel: Hinab nach Stuls, rätoromanisch Stugl, dem Dorf oberhalb von Bergün, folgt man mehr als eine Stunde der Ava da Stugl, einem Bach, der vorerst dazu einlädt, die Füsse zu baden und sich zu entspannen. Weiter unten aber, o weh! Da sieht man die Wildheit des Gewässers, das sich tief in den Erdgrund eingegraben hat und gewaltig an Geschwindigkeit zulegt. Und übrigens: Die Waldschäden aufgrund des Lawinenwinters, des Orkans Vaia letzten Herbst und eines Murganges sind, ebenfalls im Val da Stugl, zum Heulen. Trost? Die Fresken im Kirchlein von Stuls, die von einem Künstler aus Giottos Schule stammen und vor rund 650 Jahren entstanden.
Das Kirchlein von Stugl hoch über dem Tal der Albula und ...
... ein Fresko im Kirchlein. Die Jesus umgebende Hülle nennt man Mandorla.

Montag, 12. August 2019

Mein Weg zum Mond

Je höher ich gegen die Ducanfurgga stieg, desto mehr verwandelte sich die Landschaft, sie wurde öde, geröllig-steinig-erdig, um auf der Passhöhe die Mondoberfläche zu imitieren. Ich kam gar nicht nach mit Fotografieren, drückte 367 mal ab. Die Bilder wollen nun erst sortiert sein, vieles ähnelt sich auch und wird im Papierkorb enden. Hier vorerst bloss eine Aufnahme, gemacht eine gute Stunde vor der Furgga, mehr will ich morgen zeigen. Ah ja, dies noch: Die Ducanfurgga ist ein Pass auf 2664 Metern zwischen dem Davos-nahen Hochtal Sertig und Bergün.

Sonntag, 11. August 2019

Von der Engstligen ins Diemtigtal

Der Otterepass stand schon lange auf meiner Wunschliste. Am Donnerstag schenkte ich ihn mir. Der Tag war dafür bestens geeignet, charmante Wolken schmückten den blauen Himmel, ein frischer Wind blies. Bloss die Wege waren noch nicht optimal zwäg nach den heftigen Regenfällen der Nacht zuvor. Ich fand den Übergang anstrengend mit steilen Bergflanken auf beiden Seiten. Aber ungemein schön war er auch mit charakterstarken Bergen. Zuerst gefiel mir der Wildstrubel als Horizontsperre in einiger Ferne. Dann das Gsür in der Kette, der ich zustrebte. Anschliessend die Wyssi Flue und die Männliflue, das Erbithore und das Winterhore ganz nah bei der Passhöhe. Und endlich bewunderte ich gegen Ende der Wanderung das Seehore. Womit ich nun wohl die Route erklären sollte: Achseten, Hoher Steg (Bushaltestelle im Engstligental zwischen Frutigen und Adelboden) - Im Schwand - Alp Ottere - Otterepass - Oberberg - Mittelberg - Fildrich - Grimmialp, Hotel Spillgerten (die hinterste Bushaltestelle im Diemtigtal). 6 1/2 Stunden brauchte ich für die Unternehmung, ich machte 1280 Meter im Aufstieg und 1100 im Abstieg. Und wieder einmal war es so, dass der Sommer sich kühl anfühlte; erst die Rückfahrt in den überfüllten Zügen, die war stickig.
Scharfe Kämme nach der Hälfte des Aufstiegs.
Noch 40 Minuten bis zum Pass.
Oben! Endlich oben!
Blick von der Passhöhe auf die Diemtigtal-Seite.
Die Wanderung endet beim Hotel Spillgerten auf der Grimmialp.

Samstag, 10. August 2019

Seilbahn, Schilthorn, Stausee

Der See unter dem Triftgletscher.
(Foto: Thisisbossi/Wikicommons)
Gestern morgen um halb neun las ich auf der schattigen Terrasse des Rosengarten in Zollikerberg den Tagi, fand mehrere Geschichten sehr interessant und dachte wieder einmal, wie geistlos das Gepöbel gegen die Tageszeitung als solche ist, die die einen zu links finden und die anderen zu rechts, während ihr wieder andere Haltungslosigkeit vorwerfen. Der Tagi (ja, ich habe dort fast zehn Jahre gearbeitet, bin also befangen) schafft mir jeden Tag Denkstoff und Erregungsware herbei. Hier drei Beispiel von gestern, die alle im weitesten Sinn mit Wandern zu tun haben:

  • Im Reiseteil war der Bauer Ueli Schmitter porträtiert, der auf der Brändlen über dem Engelbergertal eine Kleinseilbahn betreibt. "Die Bahn ist unser Leben", sagt er; dank ihr gelangen er und die anderen Familienmitglieder sicher und rasch hinab nach Wolfenschiessen. Wanderer schätzen die Bahn ebenfalls.
  • Im Ressort Wirtschaft ging es um die touristischen Brennpunkte im Land. Mancherorts stösst das drahtlose Internet, das sie bieten, an seine Grenzen, weil immer mehr Touristen ihre Handyfotos sofort ins Internet stellen wollen. Auf dem Schilthorn rüstet man deswegen schon auf Wi-Fi-6 um, die neuste Technologie.
  • Im Inlandteil widmete sich Stefan Häne, ein grossartiger Umweltjournalist, dem Triftgletscher im Berner Oberland. Indem dieser immer schneller schmilzt, hat sich ein See gebildet. Der soll nun zum Stausee umfunktioniert werden, so dass Strom produziert werden kann. Die grossen Umweltverbände sind dafür, radikalere Umweltschützer aber dagegen. Wie's weitergeht? Werden wir garantiert lesen. Im Tagi. Oder von mir aus auch in der NZZ.

Freitag, 9. August 2019

Ich bin auch ein Heli

Die Otterealp - noch eine Gehstunde und 350 Höhenmeter
bis zum Pass, der nach ihr benannt ist.
Der Helikopter, mit dem wir am Montag zum Säntis und retour flogen, kann pro Minute 300 Meter steigen. Durchschnittlich, denn in höheren Lagen mit weniger Sauerstoff nimmt seine Leistung ab. Beachtlich ist das auf jeden Fall. Gestern ging ich über den Otterepass, mehr zur Route folgt morgen oder so. Unterwegs - es waren doch 1280 Höhenmeter aufwärts - nahm ich mir vor, am Ende meine eigene Steigrate zu berechnen. Wow! 368 Meter. Ich bin fitter als der Heli. Okay, okay, das ist geschummelt, denn bei mir waren es 368 Meter pro Stunde, nicht pro Minute. Dafür verbrenne ich kein Kerosin. Auf der sechseinhalbstündigen Wanderung nahm ich bloss ein Brötchen mit Rohschinken sowie einen Ovoriegel zu mir.

Donnerstag, 8. August 2019

Einmal um den Säntis

Säntis voraus!

Unser schönes blaues Insekt.
Am Montag nahm ich auf dem Flughafen Zürich mit drei anderen Passagieren Platz in einem Heli. Der Rundflug - in meinem Fall ein Geschenk lieber Freunde - führte uns via Winterthur, Bazenheid, den Kronberg zum Säntis, den wir einmal umkurvten, um hernach Richtung Churfirsten zu halten. Per Kopfhörer fragte Pilot Scherrer, welche der Lücken zwischen den sieben Gipfeln wir durchfliegen wollten, wir wählten diejenige zwischen Zuestoll und Brisi. Über den nördlichen Glarner Gipfeln, Brüggler, Wageten, Bockmattli, ging es retour, wir bestaunten wenig später die Grösse des Sihlwaldes und waren nach einer Stunde, schwups, schon wieder am Startort. Helifliegen ist grossartig. Gerade für Wanderer. Die erkennen aus der Luft Gipfel, Wege, Berggasthäuser. Die Landschaft ist für sie voll mit Erinnerungen.

Mittwoch, 7. August 2019

Oh weh, wieder ein gesperrter Weg!

Der Caralinsee: Schönheit durch Gletscherschmelze.
Ein Edelweiss am Weg.
Eine der schönsten Bergwander-Routen, die ich kenne, zieht sich auf der Puschlaver Seite des Berninapasses; sie führt vom Berninahospiz zum Sassal Mason und auf einem atemberaubenden Höhenweg durch eine steile Bergflanke zum Caralinsee auf 2320 Metern über Meer. Den See gibt es erst seit knapp 20 Jahren, er ist aus dem Schmelzwasser des Palügletschers entstanden. Und nun habe ich in der "Sonntagszeitung" den grossen Artikel über das Abtauen hiesiger Permafrostböden und die wachsende Instabilität mancher Gebirgshänge gelesen. Erwähnt ist auch besagter Weg. Er ist mittlerweile gesperrt. Zum Caralinsee kommt man darum nur noch auf der Route weiter südlich, die wir für den Abstieg wählten, als wir ihn besuchten. Hier geht es zur Information der Gemeinde Puschlav.