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Montag, 31. Mai 2021

Y'a rien


Zum Bier hätte ich gern etwas zum Beissen gehabt.
Der Stummel im Aschenbecher ist nicht von mir. 
Nach knapp vier Stunden beglückten Gehens kam ich gestern Sonntag gegen ein Uhr Mittags in Courchapoix an, einem hübschen jurassischen Dorf im Val Terbi. Toll, ich freute mich, das Relais du Val-Terbi war offen, es gab eine Terrasse mit Schatten. Ich setzte mich, eine Frau kam, die aussah wie die Besitzerin, ich bestellte ein Bier und sagte, ich würde gern etwas essen. "Y a rien", sagte sie. Es gebe nichts. Oh. Mein Bier kam. Und die Frau setzte sich zu einer anderen Frau, wohl der Serviererin. Dann tauchte aus dem Inneren des Lokals eine dritte Person auf, vermutlich der Partner der Besitzerin. Er platzierte einen Teller mit Fleisch und Käse vor den zwei Frauen und auch Brot, setzte sich dazu, es wurde gegessen. Unsereins zog hungrig von dannen.

Sonntag, 30. Mai 2021

Rutschberg

Rophaien voraus, das Gipfelkreuz zeigt sich.

Gerade schrieb ich für die "Schweizer Familie" eine Wanderkolumne, die den Rophaien als Ziel empfiehlt, den markanten Urner Berg hoch über Flüelen mit dem zehn Meter hohen Gipfelkreuz. Ausgesprochen wird der Name übrigens"Rofaien", nicht "Rop-haien". Auf ortsnamen.ch schaute ich nach, woher er kommt. Eine frühere Theorie vermutete einen Zusammenhang mit dem Dialektwort "feie", spielen, gaukeln, herumschwärmen. Wohingegen die heutige Forschung von Folgendem ausgeht: Es gibt ein vorrömisches Wort "rova", Riss im Boden, Sturz. Der Ausdruck ist eng verwandt mit romanisch "rovena", aus dem sich  das deutsche "Rüfe" ableitet, Mure. Die Erklärung passt, wenn man sich den unglaublich steilen Berg vor Augen hält. Da rutscht durch die Jahre so manches talwärts. Vor allem Richtung Axenstrasse.

PS: "bluenews" hat einen Sonntags-Fragebogen. Heute bin ich es, der die 22 Fragen beantwortet.

Samstag, 29. Mai 2021

Hier wirkte Vauban


Vauban. Gemälde von 
Hyacinthe Rigaud, nach 1703.
(Wikicommons)
Sébastien Le Prestre de Vauban, 1633–1707: der wohl grösste Festungsarchitekt aller Zeiten. Im Dienst des französischen Sonnenkönigs Louis XIV mehrte er, der Marschallsrang erreichte, dessen militärischen Ruhm wesentlich mit weit über 100 Bauten. Was Vauban ersonnen habe, sei uneinnehmbar, hiess es. Eine typische Vauban-Festung bestand aus inneren und äusseren Ringen, aus Bastionen, die sich gegenseitig deckten, häufig war der Grundriss sternförmig. Eben besuchte ich die französische Burg Landskron direkt an der Schweizer Grenze. Sie hat eine komplizierte, tief ins Mittelalter reichende Geschichte und wurde durch Vauban 1690 umgestaltet zur Grenzfestung. Und zum Staatsgefängnis. Die Anlage beeindruckte mich wie selten eine – was für ein ingeniöses, schwer durchschaubares, verschachteltes und verwinkeltes Bollwerk! Düsternis kam keine auf, denn Kinder noch und noch tollten herum. Hinkommen, übrigens, ist leicht: Ich stieg von Flüh im Kanton Solothurn auf, überquerte die Grenze und war nach 20 Minuten da. Schade fand ich, dass die völlig zerfallene Burg nicht mehr wie von 1970 bis 1980 bewohnt ist. Damals lebten in den Ruinen Berberaffen.

Freitag, 28. Mai 2021

Ja, es ist da


Vorgestern Mittag fuhr ich hinab in die Stadt, also nach Zürich, und suchte im Viadukt das schmucke Ladenlokal meines Verlages, des Echtzeits Verlages, auf. Eine Tragtasche stand für mich bereit, darin 20 Exemplare des neuen, noch druckfrischen Buches "Mein Wortschatz". Sie traten mit mir die Rückreise nach Zollikerberg an, wobei ich in der Forchbahn bald einmal ein Exemplar auspackte, zuerst schüchtern, dann immer unbefangener zu blättern begann, den Umschlag abnahm, wieder montierte, wieder abnahm und die Illustrationen von Till Lauer musterte. Doch, ich war und bin zufrieden. Es ist nun also da, mein siebtes Buch. Zwei Termine stehen bereits fest, an denen ich es vorstelle.

  • Morgen Samstag trete ich um 11 Uhr am LitFest Zürich auf, einem kleinen, feinen Literaturanlass. Das Publikum wird die einzelnen Veranstaltungen in erster Linie digital verfolgen, auch wenn es vor Ort einige wenige Plätze gibt. Mein Freund, Verleger, Redaktionskollege Markus Schneider wird meinen Auftritt moderieren und Fragen stellen.
  • Die Buchvernissage wird praktisch sicher am 5. Juli im Kaufleuten in Zürich stattfinden. Moderieren wird "Das Magazin"-Redaktor Mikael Krogerus. Hey Leute, kommt, Mikael ist derart charmant und klug, dass er allein den Ticketkauf wert ist.

Donnerstag, 27. Mai 2021

St. Gallens neues Heftli

Zentrum der Ostschweiz: St. Gallen.
St. Gallen kommt zu einem neuen Stadtmagazin. "Saint Gall" erscheint am 24. Juni zum ersten Mal, wird rund 80 Seiten dick sein und verspricht laut denen, die es machen, vier Dinge: prägnante Interviews, historische Hintergründe, wissenschaftliche Einordnungen und überraschende Tiergeschichten. Doch, ich fühle mich dreifach angesprochen, nur gerade die Interviews interessieren mich weniger. Ich hab mir jetzt mal ein Gratis-Exemplar bestellt. Finanzieren will sich "St Gall" durch Zuwendungen der Leserschaft sowie durch Inserate. Wer sich angesprochen fühlt: Hier gehts zum Projekt und dem Team dahinter sowie zum Link, via den man kostenlos die Juninummer ordern kann.

Mittwoch, 26. Mai 2021

Die Jugendburg


Vor dem zweiten Weltkrieg grassierte in Europa die Idee der Jugendburg. Junge Leute, oft solche ohne Arbeit, wurden zur Renovierung von Burgen eingespannt, die ihresgleichen gewidmet sein sollten. In der Schweiz gibt es zwei Jugendburgen. Zum einen ist dies die Burg Ehrenfels bei Sils im Domleschg. Und zum anderen – sie besuchte ich am Pfingstmontag – die Burg Rotberg in der Nähe von Mariastein im Kanton Solothurn. Diese Ruine wurde Mitte der 1930er-Jahre durch erwerbslose Jugendliche zu einer Jugendherberge umgerüstet, das nötige Geld hatte eine Aktion durch den Allgemeinen Consumverein beider Basel erbracht, in dessen Läden Sammelbüchsen platziert worden waren. "Bei den Restaurationsarbeiten standen nicht in erster Linie denkmalpflegerische und geschichtliche Aspekte im Vordergrund als vielmehr das Ziel, den Verfall der Ruine zu stoppen", vermerkt eine Tafel an der Burg; tatsächlich gilt das Projekt als Beispiel dafür, wie eine Burg aus archöologischer Sicht nicht umgemodelt werden sollte – die heutige Anlage ist eine Fantasie. Aber schmuck ist das Gemäuer schon, das anderthalb Kilometer südlich von Mariastein aus dem steilen Waldhang schaut und eine Jugendherberge geblieben ist. Um eine Rodungsburg handelt es sich übrigens aus geschichtlicher Sicht, die Herren von Rothberg waren Pioniere der Erschliessung einer enorm abgelegenen Gegend.

Dienstag, 25. Mai 2021

Ich nahm das Gränzwächter-Wägli

Gelbes Tram Nr. 10 im grünen Leimental zwischen Rodersdorf (SO) und Leymen (F).

Pizza im Restaurant Bahnhof in
Rodersdorf. Hatte ich mir verdient.
Endlich war ich wieder einmal im Ausland! Nun, nur eine Stunde, aber immerhin … Kurz weilte ich gestern in Frankreich. Ziel meiner Wanderung am Pfingstmontag waren zwei Burgen. Ich startete in Metzerlen im Solothurner Jura, einem Dorf am Nordfuss des Blauen, nahm oberhalb des Ortes den Waldweg zur Burg Rotberg, die heute eine Jugendherberge ist. Nach der Schau von Rotberg übers Land ging ich Richtung Mariastein, bog aber vor dem riesigen Kloster ab und nahm den Schluchtpfad hinab nach Flüh. Dort konsultierte ich die Karte und überlegte, wie ich hinauf zur Burg Landskron, die auf französischem Boden steht, gelangen sollte. Eine Frau gab mir den Tipp, ich solle das Gränzwächter-Wägli nehmen. Tat ich. Steil war es, hielt direkt auf die Grenze zu und führte mich auf der anderen Seite speditiv zur Burg Landskron, einer gewaltigen Anlage. Nach der Rast stieg ich ab und hielt durch den Wald zurück in die Schweiz; Rodersdorf, Kanton Solothurn, steuerte ich an. Im Restaurant bei der Wendeschleife des Trams Nr. 10 gabs eine Pizza und ein Bier. Worauf mich das Tram zum Basler SBB-Bahnhof trug. Lang hatte die Unternehmung nicht gedauert: 3 1/4 Gehstunden. Doch immerhin war ich 390 Meter auf- und 625 Meter abgestiegen. Und hatte Dinge gesehen, die mir neu waren. Ergiebig wars.
Das Gränzwächter-Wägli von Flüh zur Burg Landskron. 
Viele Leute waren unterwegs. Wanderer. Grenzwächter sah ich nicht.

Montag, 24. Mai 2021

Grün regiert


Passt farblich zur
Saison: Ronjas Rucksack
bei der Mittagsrast.
Auch wenn dieser Frühling sonderlich kalt und nass ist, so ist er doch ein Frühling. Am Pfingstsamstag zog mein Grüpplein von Koblenz nach Stilli und weiter nach Brugg, wobei ich selber schon nach knapp vier Stunden Gehzeit in Untersiggenthal aufhörte; die Gürtelrose ist halt immer noch da und macht mir zu schaffen. Aber schön war das. Und was ich eigentlich sagen wollte: Eben, wir haben Frühling. Grün dominiert derzeit alles. 

Sonntag, 23. Mai 2021

Geigerzählerwandern

Gestern hatten wir auf unserer Aargau-Wanderung ein spezielles Gadget dabei. Ronja war kürzlich in Tschernobyl und hat sich danach einen Geigerzähler zugelegt. Ein ukrainisches Fabrikat in Gelb, das aussieht wie ein Handy und genauso klein ist. Wir brätleten in der Nähe des AKW Beznau (Foto oben), und ich kann nur sagen: Da war kein Leck! Jedenfalls zeigte das Gerät einen Wert von 0.11 Mikrosievert an – eine Strahlungsdosis dieser Grösse ist vernachlässigbar. 

PS: Das war meine erste Wanderung seit vier Wochen. Die Gürtelrose ist immer noch da als Monsterschmerz in Hand und Arm. Aber der Rest von Widmer funktionierte tadellos. Etwas mehr zu unserer Pfingst-Unternehmung morgen.

Samstag, 22. Mai 2021

Historist Hiller


Der Historismus ist jener Baustil, der sich an der Vergangenheit orientiert und frühere Richtungen wie Gotik, Renaissance, Barock aufgreift; im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war er verbreitet. In Rapperswil fotografierte ich letzte Woche den Bahnhof von 1895 – purer Historismus mit Retro-Zierrat. Karl August Hiller (1852–1901 ) hatte sich den Bau ausgedacht, ein deutscher Architekt, dessen Berufsleben sich in St. Gallen abspielte. Auf Historist Hiller geht auch das Bahnhofsgebäude von Glarus zurück.

Freitag, 21. Mai 2021

Schlüsselreiz

Zur neuen "Schweizer Familie" habe ich drei Dinge beigesteuert. Erstens ein Schweiz-Quiz mit 50 Fragen. Zweitens die Wanderkolumne "Chnubuhubutour" mit zwei Emmental-Routen. Und drittens die übliche Bildlegende zur wöchentlichen Fotorubrik "Luegisland", die ich betreue. Diesmal geht es um den Leuchtturm auf dem Oberalppass, der die nahe Quelle des Vorderrheins mit der Einmündung des Rheins in die Nordsee nah Hoek van Holland thematisch verknüpft; dort steht jener Leuchtturm, auf den die Schweizer Kopie im Kleinformat anspielt. Um eine Werbeaktion handelt es sich bei ihr, die Touristiker der Passorte Sedrun und Andermatt möchten Gäste vom Unterlauf des Rheins motivieren, zum Oberalppass zu reisen und die Rheinquelle zu erleben. Wer übrigens 100 Franken oder mehr für den Unterhalt des Oberalpass-Leuchtturmes spendet, bekommt einen Schlüssel und hat jederzeit Zutritt zu diesem. Mich reizt das.

Donnerstag, 20. Mai 2021

Drei simple Regeln

Rund 12 000 Kilometer Wanderwege führen in unserem Land über alpwirtschaftliche Nutzflächen mit Kühen. Rund 600 Kilo wiegt so ein Tier und kann bis zu 40 Kilometer schnell werden. Rechtzeitig zum Start der Wandersaison rufen die Schweizer Wanderwege in einer Medienmitteilung drei Grundregeln in Erinnerung, wie man es vermeidet, von einer aufgeregten Mutterkuh aufgespiesst oder niedergetrampelt zu werden. Einen neuen
Infofilm ("Like to Hike Vol. II") gibts auch (siehe Screenshot). Hier die Regeln, sie sind weiss Gott simpel:

  1. Distanz halten.
  2. Kälber nicht berühren.
  3. Hunde an der Leine führen. 

Mittwoch, 19. Mai 2021

Fiese Blume

So sieht das Virus aus.
(Elektronenmikroskop-
Aufnahme/Wikicommons)
Wanderst du nicht mehr, wurde ich kürzlich von einem Blogleser gefragt. Aufmerksam, der Mann. Seit vielen Tagen laboriere ich nun schon an einer Gürtelrose, welche Schulter, Arm, Hand zur Rechten befallen hat. Die ersten Tage dachte ich, derweil meine eine Seite heftig schmerzte, wechselweise an einen Tennisarm mit Ausstrahlung in die anliegenden Körperregionen und an ein Neuralgieproblem – diese zweite Idee ist insofern nicht falsch, als mit einer Gürtelrose, die übrigens durch ein im Körper schlummerndes Herpes-Virus ausgelöst wird, eine Entzündung des Nervengewebes verbunden ist. Nach drei Tagen kam ein Ausschlag, ich ging in die Apotheke, bat um Beratung und wurde grad zum Arzt weitergeschickt. Der stellte die Diagnose, verschrieb ein Virostatikum, das mich in der folgenden Zeit schlapp machte und meine Verdauung sabotierte. Diese Phase ist Gott sei Dank vorbei, der Ausschlag praktisch weg. Bleiben die Schmerzen. Vor allem die Hand tut weh. Brutal weh. Das fühlt sich an, als hätte ich sie verbrüht. Nachts werde ich in der Regel mehrmals wach, gehe ins Badezimmer und kühle mit kaltem Wasser.  Gürtelrose halt. Kann andauern, soll aber irgendwann vorbeisein. Wann ich wieder wandere, ist noch unklar, ich fühle mich ein wenig zermürbt. Die Gürtelrose wird es nie unter meine Lieblingsblumen schaffen.

Dienstag, 18. Mai 2021

Du, das ist das Büro Ha!


Mit der ortskundigen Sonja war ich in Teufen im Appenzellerland unterwegs. In der Ebni blieb sie vor einem mit Bäumen bestandenen Anwesen samt verwittertem Haus stehen und raunte mir – Sonja hat Sinn für Dramatik – zu: "Du, das ist das Büro Ha! Hier standen früher hohe Funkantennen." Ich war fasziniert. Das Büro Ha, zuerst in Teufen angesidelt und dann in die Zentralschweiz verlegt, war ein halbprivater, inoffizieller Militärgeheimdienst, so benannt nach dem Offizier Hans Hausamann, 1897 bis 1974. Dieser lebte von 1924 bis zu seinem Tod in Teufen. Vor dem Zweiten Weltkrieg gründete er ein schweizweit tätiges Fotohandelsunternehmen, leitete später den Lehrfilmdienst der Armee und setzte sich propagandistisch für den Widerstand gegen die Nazis und die Nazideologie ein. Und allmählich baute er einen Geheimdienst auf, beschaffte und bewertete also Nachrichten, die er alsbald an die hiesige Armeeführung weiterleitete. Wie kompetent Hausamann als Geheimdienstler war, ist umstritten; gravierende Irrtümer seines Büros sind belegt. Nach Kriegsende wurde das Büro Ha liquidiert.

PS: In der Teufner Ortszeitung "Tüüfner Poscht" fand ich diesen Artikel über Hausamann (Seite 24).

Montag, 17. Mai 2021

Neandertaler als Nahrung

Eine Neandertalerin, Rekonstruktion.
(Foto: Bacon Cph / Wikicommons)
Dass es der Frühmensch hart hatte, wissen wir alle. Was es konkret bedeutete, vor 60 000 Jahren zu leben – dazu las ich unlängst einen Artikel. In einer Höhle in Italien, circa hundert Kilometer von Rom entfernt am Tyrrhenischen Meer gelegen, sind die Überreste von neun Neandertalern ausgegraben worden. Viele der Knochenspuren weisen Nagespuren auf. Solche von Hyänen, die damals wesentlich grösser waren als heute und an die hundert Kilo wogen. Die Höhle war ihre Speisekammer. Einer der Archäologen, die den spektakulären Fund deuteten, sagt über die Neandertaler: "Hyänen jagten sie, vor allem die Schwächsten wie kranke oder alte Menschen."

Sonntag, 16. Mai 2021

Frühstück am Fluss


Vor drei Wochen bin ich das letzte Mal gewandert, danach war ich krank und bin es immer noch so halb – Geduld ist gefragt. Was mich heimgesucht hat, erzähle ich bald mal. Hier ein Foto von gestern. Mit dem Bähnli fuhr ich runter nach Zürich, kaufte mir ein neues DAB+-Radio (das alte ist kaputt) und setzte mich dann im Café Wühre für eine halbe Stunde in die Sonne. Ich finde, es gibt für ein Frühstück hässlichere Orte als diesen.

Samstag, 15. Mai 2021

Vadian, der Komet und das Restaurant


St. Gallen liegt in einer langgezogenen Rinne, die auf beiden Seiten begrenzt wird von Höhenzügen. Einer von ihnen ist die Bernegg beim Riethüsli. Dort steht im Stadtteil St. Georgen die Falkenburg, ein Restaurant und Minihotel der pittoresken Art, an dem ich unlängst vorbeikam. Schon 1497 gab es vor Ort einen splendiden Bau, der später den Bürgermeistern als Sommerresidenz diente, bis 1861 das Restaurant eröffnet wurde. Es gehört der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, die es verpachtet. Auf der Bernegg beobachtete übrigens im August 1531 St. Gallens Reformator Vadian den Halleyschen Kometen, was nur alle 75 Jahre möglich ist. Hernach übernachtete er im Haus, das damals "Bürgli" genannt wurde.

Freitag, 14. Mai 2021

Die fünf Mütter

Wir haben Spargelsaison, also Hollandaise-Saison.
(Foto: Elya talk /Wikicommons)

Es gibt vier Himmelsrichtungen, sieben Wochentage, zwölf Monate. Und es gibt, wie ich gestern las, fünf Muttersaucen der klassischen französischen Küche. Würde mich wundern, wer sie aufzählen kann. Wer sie schon alle gekostet hat. Und wer sie gar schon selber zubereitet hat. Was mich angeht, hatte ich schon die Tomatensauce, die Béchamelsauce, die Hollandaise (zum Spargel). Aber was zum Teufel ist eine Veloutésauce und was eine Espagnole? Wer es wissen will, findet hier alle Informationen.

Donnerstag, 13. Mai 2021

Unser Extra

In der "Schweizer Familie" dieser Woche gibt es ein umfangreiches "Wander-Extra". Machen wir jedes Jahr, ich trage jeweils fleissig bei. Diesmal ist das Glarnerland der Schwerpunkt, mir gefällt besonders die Reportage von Kollegin Caroline Fink, die sozusagen die Vertikale des Kantons durchmisst von ganz oben (Chärpfgebiet) bis unter Tag (stillgelegtes Schieferbergwerk von Engi). Vollgepackt mit Selbsterlebtem ist dieser Text, und überhaupt finde ich, dass unser "Extra", das auch Sicherheitsempfehlungen sowie Tipps gegen kleine und grosse Bobos enthält, sich sehen lassen kann. Allen eine schöne Auffahrt!

Hier gehts in die Unterwelt der Glarner: die Schiefermine von Engi.
(Foto: Paebi/Wikicommons)

Mittwoch, 12. Mai 2021

Blitzprojekt auf dem Säntis

Der Säntis ist so verbaut, dass es auf eine Installation
mehr oder weniger nun wirklich nicht ankommt.
(Foto: specialdj/Wikicommons)

Der Säntis gilt als Wetterberg, Unwetter toben sich des öftern an ihm aus. Ab diesem Monat wird der Ostschweizer Gipfel von einem Helikopter umschwirrt, ein europäisches Konsortium montiert einen Hochenergielaser, der ionisierte Kanäle in die Atmosphäre legen und mit ihnen Blitze ableiten soll. Nicht dass ich die technischen Ausführungen in der Pressemitteilung verstehe – doch immerhin begreife ich den Zweck der Übung. Die Anlage auf dem Säntis ist ein Projekt in Entwicklung, sollte das mit der Blitz-Umleitung funktionieren, könnten AKWs, Elektrizitätswerke, aber auch Flughäfen profitieren. Sie alle sind daran interessiert, gut gegen Blitzschlag geschützt zu sein.

Dienstag, 11. Mai 2021

Wo ist das Murmeltier?

Wir brauchen ein Nationaltier,
findet er: Claudio Zuccolini. (zvg)
Schottland hat das Einhorn, Frankreich den Hahn, Spanien den Stier. Andere Länder, darunter die Schweiz, sind sozusagen tierlos. Der Verein Nationaltier Schweiz, angeführt vom Bündner Komiker Claudio Zuccolini, der in dieser Rolle Ernst an den Tag legt ("ich finde es wichtig, dass die Schweiz eine emotionale Identifikation schafft") – dieser Verein will das ändern. Bis Ende Woche kann man auf seiner Homepage abstimmen, das siegreiche Tier soll dann mit Kampagnen und dergleichen als eidgenössisches Nationaltier propagiert werden. Zur Auswahl stehen Steinbock, Bär, Kuh und Löwe, die Kuh liegt derzeit vorn. Mein Favorit steht leider nicht zur Debatte. Ich wäre für das Murmeli.

Montag, 10. Mai 2021

Der Lockruf Schwedens


Die Kulning ist schwedisch und in der Regel Frauensache. Eine bäuerliche Erfindung ist sie, die neuerdings von der Popmusik aufgenommen wird. Um einen langgezogenen, hochstimmigen Kuh-Lockruf handelt es sich, der über Kilometer trägt, Raubtiere abschrecken kann, vor allem aber das Vieh anzieht. Hier einer von einigen Kulning-Filmen auf Youtube, der Screenshot stammt aus diesem Film.

Sonntag, 9. Mai 2021

Ich hatte die Maispoularde

Normalerweise würde ich für diese Mitteilung keinen eigenen Blogeintrag aufwerfen. Aber wir haben ja auch nicht Normalität, sondern sind zur Hälfte noch im Coronaregime. Nun, immerhin die Terrassen der Restaurants sind mittlerweile offen. Und so kam es, dass wir gestern nach vielen Monaten der gastronomischen Abstinenz wieder für ein Mittagessen einkehren konnten. Das Essen im Restaurant Vorderer Pfannenstiel hoch über Meilen mit der Rigi und dem Pilatus am Horizont war ausgesprochen fein. Ich hatte die Maispoulardenbrust an Madeirasauce mit grünem Spargel und Süsskartoffelpüree. Normalerweise würde ich für diese Mitteilung keinen eigenen Blogeintrag aufwerfen. Aber in diesem Fall.

Samstag, 8. Mai 2021

Barre des Ecrins – nie gehört

Die Barre des Ecrins in den französischen
Dauphiné-Alpen, 4102 Meter hoch ist sie.
(Foto: I, Sebastien roussenac / Wikicommons)
82 Viertausender gibt es in den Alpen. Mehr als die Hälfte von ihnen stehen in der Schweiz. Wohingegen die armen Österreicher keinen einzigen Viertausender haben; der östlichste der Alpen, das ist nämlich der Piz Bernina im Kanton Graubünden. Das wusste, darüber bloggte ich schon. Gestern schaute ich nach, wo denn der nördlichste, der südlichste und der westlichste Viertausender der Alpen stehen. Das fand ich:
  • Nördlichster Gipfel der Alpen mit über 4000 Metern Höhe: Schreckhorn, Schweiz.
  • Südlichster: Barre des Ecrins, Frankreich.
  • Westlichster: Ebenfalls Barre des Ecrins – übrigens ein  Berg, von dem ich noch nie gehört habe.

Freitag, 7. Mai 2021

Mein neues Buch


Ich habe ein Buch geschrieben. Es ist die Antwort auf Corona. Oder genauer: eine Reaktion auf Corona. Gern erkläre ich das. Im März des letzten Jahres kam der Lockdown, und mir wurde klar, dass ich in den nächsten Monaten viel Zeit daheim im Home Office verbringen würde. Man solle sich stillhalten und nicht unnötig im Land herumreisen, hiess es auch. In jenen Tagen im Frühling 2020 fand ich: Du musst etwas tun, Widmer, du musst etwas tun gegen all die Lockdown-Gefahren von Verblödung bis Depression. Und ich beschloss, ein Buch zu schreiben. Nämlich ein ABC mit Wörtern, wie sie mir beim Wandern oder in der Zeitung oder sonst beim Lesen auffallen. Wörtern, wie ich sie manchmal in diesem Blog bringe, Wörtern, wie ich sie bisweilen in der "Schweizer Familie" vorstelle, Wörtern wie ich sie neuerdings in der Kolumne "Auf ein Wort" im "Magazin" behandle. Das daraus entstandene Buch ist ein Wagnis, denn es weicht von dem ab, was meine früheren Bücher ausmachte, die stets mit Wandern im engeren Sinn zu tun hatten ("Zu Fuss"-Trilogie) oder doch mit Dingen am Wanderweg ("Schweizer Wunder" und "Hundertundein Stein"). Diesmal geht es um Sprache. Immerhin ist da wie bei den Wanderbüchern die Schweiz als Klammer, denn die Wörter, die ich sammelte, haben allesamt irgendwie mit diesem Land zu tun. Also, ich bin gespannt, wie mein neues Buch ankommt. Es ist jetzt grad in der Druckerei und soll Mitte bis Ende dieses Monats vorliegen, man kann es auf echtzeit.ch bestellen, Ich freue mich über alle, die das tun oder überhaupt Interesse zeigen. Ah ja, den Titel sollte ich noch nennen. Das Büechli, witzig illustriert von Till Lauer, heisst "Mein Wortschatz".

Donnerstag, 6. Mai 2021

Der Amerikanerblätz

Es gibt an mehreren Orten im Land den Flurnamen "Amerika". Laut einem Artikel im "Schweizer Bauer" wurden so Orte benannt, die weit vom jeweiligen Dorf entfernt lagen und lange nicht erschlossen waren. "Amerika" gleich "Neuland". Eine andere Deutung liefert die Expertin, die den Artikel verfasst hat, für den "Amerikanerblätz" in Hägendorf im Kanton Solothurn. Von dort wanderten 1854 insgesamt 128 mittellose Leute nach Amerika aus, die Gemeinde hatte Druck aufgesetzt, um sie loszuwerden. Auf dem Amerikanerblätz sollen die Emigrantinnen und Emigranten auf die Pferdewagen gewartet haben, die sie abtransportierten.

Halt, kann das sein? Hägendorfs Amerikanerblätz liegt ausserhalb des Ortes, hoch am Hang, am Rand des Waldstückes Schleipfrain. Warum hätten die Auswanderer dort die Abreise antreten sollen, warum nicht im Dorf? Unmöglich ist das nicht. Auf ortsnamen.ch finde ich allerdings eine zweite Deutung, die mir mindestens so plausibel erscheint. Demnach hatte sich die Gemeinde stark verschuldet, indem sie die Reisekosten der Auswanderer bezahlte. Zur Tilgung der Schulden liess sie eine Waldfläche abholzen und die Stämme auf der Allmend zum Verkauf auslegen. Die abgeholzte, später wieder aufgeforstete Fläche hiess fortan "Amerikanerblätz".

Mittwoch, 5. Mai 2021

Waulking, nicht Walking

Vor vielen Jahren reiste ich zu den Äusseren Hebriden, einer schottischen Inselgruppe. Ich besuchte damals unter anderem die Insel Lewis and Harris, von der der Harris Tweed stammt, und kaufte mir selber ein Jackett aus dem Stoff. Ich habe es immer noch. Gestern nun stiess ich auf Youtube zufällig auf einen Film von 75 Sekunden. Er zeigt Frauen auf Harris und ihren traditionellen waulking song. Nein, nicht walking song, das wäre ein Wanderlied, wohingegen es hier um ein Lied geht, das die dortigen Frauen traditionell  beim Walken von Textilien, etwa Harris Tweed, sangen. Die Aufnahme ist 80 Jahre alt. Mittlerweile wird der Tweed längst mit industriellen Methoden von Öl und Schmutz befreit. 

Dienstag, 4. Mai 2021

Airolo wächst

Im Dezember war ich in Airolo. Hier das Gemeindehaus.

Vor fünf Monaten schrieb ich in meinem Blog darüber, wie der Bau der zweiten Gotthard-Strassentunnel-Röhre Göschenen verändert und verändern wird. Gestern nun las ich einen Artikel darüber, was auf der anderen Seite des Berges, in Airolo, ansteht. Dort werden ab 2022 rund 300 Tunnel-Arbeiter für mehrere Jahre in einem derzeit leerstehenden Hotel untergebracht. Auch soll mit dem Aushubmaterial der Röhre die Autobahn kilometerweit überdeckt werden. Auf dem so gewonnenen Gelände entsteht Platz für neue Gebäude wie eine Turnhalle und eine Wellness-Anlage. Sowie für einen Naturpark inklusive See. Im Winter wird man dort langlaufen können – Airolo im Wandel.

Montag, 3. Mai 2021

Wow!

Ich geriet in Schräglage.

Seit dem letzten Juni gibt es in Zürich das Wow-Museum. Es ist ganz auf die Instagram-Generation zugeschnitten. Wobei: Als ich es mit meinem Göttibub besuchte, hatte auch ich (58) viel Spass. Auf 400 Quadratmetern hagelt es in clever gebauten Räumen optische Täuschungen, wobei Spiegel eine grosse Rolle spielen. Wer das erleben will, braucht ein Smartphone, denn die Erklärungen zu den einzelnen Stationen werden per QR-Code vermittelt. Und mancherorts sind Kameras installiert, die einen in kurioser Lage fotografieren und einem die Bilder über das hausinterne WLAN aufs eigene Handy beamen. Nirgendwo anders macht man sich so viele Illusionen wie im Wow-Museum.

Sonntag, 2. Mai 2021

Rock in der Forchbahn


Die Forchbahn, die von Zürich-Stadelhofen via Zollikerberg (mein Wohnort), Zumikon, die Forch und Egg nach Esslingen fährt – diese gute alte Vorortsbahn, auch "Frieda" genannt, ist für mich der Inbegriff eines behäbigen Unternehmens: vierschrötige Angestellte, semikomfortables Rollmaterial ohne neumodische Dinge wie z.B. Steckdosen oder gar W-LAN. Aber auch eine gute Portion Verlässlichkeit und Pünktlichkeit. Die Stellenausschreibung, die im Waggon grad hängt, finde ich doof. Die Forchbahn rocken? Das aufgekratzte Deutsch passt nicht.

Samstag, 1. Mai 2021

Am 5. September 1882 fuhr es los

Am Anfang der Zürcher Strassenbahn, lernte ich diese Woche im Tram-Museum Zürich, stand das Rösslitram. Am 5. September 1882 nahm es den Betrieb auf; es verkehrte vom Tiefenbrunnen zum Bahnhof und dann zum Paradeplatz. Später wurden weitere Strecken in Betrieb genommen. 1898 gehörten zum Rösslitram 40 Wagen und 208 Pferde. Doch das Ende war bereits nah: 1900 wurde umgestellt auf Strom. Ob die Pferde eine Pension erhielten, weiss ich nicht.