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Mittwoch, 26. Mai 2021

Die Jugendburg


Vor dem zweiten Weltkrieg grassierte in Europa die Idee der Jugendburg. Junge Leute, oft solche ohne Arbeit, wurden zur Renovierung von Burgen eingespannt, die ihresgleichen gewidmet sein sollten. In der Schweiz gibt es zwei Jugendburgen. Zum einen ist dies die Burg Ehrenfels bei Sils im Domleschg. Und zum anderen – sie besuchte ich am Pfingstmontag – die Burg Rotberg in der Nähe von Mariastein im Kanton Solothurn. Diese Ruine wurde Mitte der 1930er-Jahre durch erwerbslose Jugendliche zu einer Jugendherberge umgerüstet, das nötige Geld hatte eine Aktion durch den Allgemeinen Consumverein beider Basel erbracht, in dessen Läden Sammelbüchsen platziert worden waren. "Bei den Restaurationsarbeiten standen nicht in erster Linie denkmalpflegerische und geschichtliche Aspekte im Vordergrund als vielmehr das Ziel, den Verfall der Ruine zu stoppen", vermerkt eine Tafel an der Burg; tatsächlich gilt das Projekt als Beispiel dafür, wie eine Burg aus archöologischer Sicht nicht umgemodelt werden sollte – die heutige Anlage ist eine Fantasie. Aber schmuck ist das Gemäuer schon, das anderthalb Kilometer südlich von Mariastein aus dem steilen Waldhang schaut und eine Jugendherberge geblieben ist. Um eine Rodungsburg handelt es sich übrigens aus geschichtlicher Sicht, die Herren von Rothberg waren Pioniere der Erschliessung einer enorm abgelegenen Gegend.

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