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Montag, 30. September 2019

Erstaunliche Baselbieter Wildheit

Ihn umkreisten wir: der Belchen. Die Einheimischen sagen "Bölchen".
Star unserer Samstagswanderung war die Landschaft des oberen Baselbiets. Wir zogen von Oberdorf los, stiegen auf den Rehhag und zur Lauchfluh, stiegen ab zum Berghaus Oberbölchen, hielten hinüber zum Bergrestaurant Kallhof. Dort gab es, nach anstrengenden 3 1/4 Stunden, Zmittag. Weitere 2 Stunden dauerte die zweite Etappe: via Oberchall, Gwidemhöchi, Gwidem, Dürstel und Erzenbergrüttenen hinab nach Langenbruck, Unterdorf (ganze Tour: 960 Meter aufwärts, 760 abwärts). Drei Abschnitte gefielen mir an der Route speziell gut:
Leider hatte ich in Langenbruck kein
Pferd, das ich hätte anbinden können.
  • Im Aufstieg von der Sennhöchi zum Rehhag kommt man durch einen steilen Wald, der durchsät ist von bizarren Steingebilden und Felstürmen. Wenn es einen Wald gibt, in dem Zwerge und Trolle wohnen, dann muss es dieser sein.
  • Der Abstieg von der Lauchflue zum Berghaus Oberbölchen ist noch steiler, der Wegweiser merkt es warnend an. Man kommt in ein Tälchen, das beidseits von nackten Kalkfluhen gesäumt ist. Wer schauen will, muss stoppen. Gehen und dazu gaffen wäre fatal.
  • Der Blick von der Gwidemhöchi ist in beide Richtungen, nach Olten und zum Oberen Hauenstein, eine Offenbarung: Hügelchen und Kämme noch und noch. Erstaunlich, wie wild dieses Juraland ist und wie es den Wanderer Tour für Tour neu überrascht.
    Blick von der Gwidemhöchi Richtung Mittelland inkl. Gösgen-Dampffahne.
    Das Restaurant Kallhof, wo wir den Zmittag nahmen.

Sonntag, 29. September 2019

Neuenburger Wasserwunder

Das Hochtal von Les Verrières NE.
Ich schreibe gerade eine Wanderkolumne über Les Verrières, das Neuenburger Grenzdorf, und die Ersteigung des Grand Taureau auf französischem Boden. Interessant finde ich dies: Das Flüsschen Morte im Hochtal von Les Verrières mündet in den Doubs, dessen Wasser im Mittelmeer landet. Im Kontrast dazu sickert das unterirdische Wasser von Les Verrières durch den porösen Kalkgrund gegen Osten ab. Es kommt dem Neuenburger Hauptfluss Areuse zugute und reist via Aare und Rhein zur Nordsee.

Samstag, 28. September 2019

Der Trottoirjäger von Chur

Ein Jäger. Irgendeiner.
(FieldsportsChannel.tv/ Wikicommons)
Im Bündnerland ist Jagdsaison, man stellt sich Weidmänner vor, die ganze Nächte irgendwo in einem Steilwald auf einem Hochsitz hocken und sich von Kafischnaps ernähren. Stürzen sie am Ende nicht in ein Tobel und enden dort, holt sie daheim das Rheuma. Doch nicht immer ist Jagen unkomfortabel. Letzten Sonntag abend um 19 Uhr ging bei der Kantonspolizei ein Anruf ein, ein Jäger sei in der Stadt Chur am Werk und habe in einem Rebberg oberhalb der Planaterrastrasse zwei Rehe geschossen. Tatsächlich fand die Polizei den Jäger dort vor samt den zwei Rehen, die er bequem vom Trottoir aus erlegt hatte. Laut der Zeitung "Süodstschweiz", in der ich das gestern las, wird nun geprüft, ob der Jäger allenfalls gegen das Jagdgesetz verstossen hat, in dem zum Beispiel festgehalten ist, dass andere Menschen und Eigentum Nichtbeteiligter nicht geschädigt werden dürfen. Es könnte sein, dass der Trottoirschütze eine Gefahr für die Sicherheit anderer war. Dafür war das Risiko gering, dass er selbst verunfallt.

Freitag, 27. September 2019

Heldin der Milch

Kommt die von der Heermesserin?
(Stefan Kühn/ Wikicommons)
Gewusst? Am Ende des Alpsommers wird mancherorts die Heermesserin erkoren. So nennt man jene Kuh, welche in der Saison am meisten Milch geliefert hat. Die beste Milchkuh. In gewissen Gegenden bindet man ihr beim Alpabzug als Schmuck einen Melkstuhl zwischen die Hörner. Die Heermesserin ist die Heldin der Milch.

Donnerstag, 26. September 2019

Ein Steirer in Eglisau

Bernhard Gradner, geboren in der Steiermark, begraben im Zürcher Unterland. 
Die Herrschaft Eglisau im Zürcher Unterland wird zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Freiherren von Tengen gegründet; sie kontrollieren Besitzungen vom Schwarzwald bis zum Zürichsee, Eglisau liegt im Zentrum ihres Territoriums. 1463 geht Eglisau an die Zürcher. Im selben Jahr kauft der steirische Ritter Bernhard Gradner ihnen das Städtchen ab. Es erlebt nun seine glanzvollste Zeit. Gradner, der sich in Österreich mit dem dortigen Herzog überworfen hat, hilft an seinem neuen Lebensort massgeblich, den Thurgau zu erobern. Er erweitert das Gebiet der Eglisauer Herrschaft auch im Rafzerfeld, baut das Schloss (das heute nicht mehr steht), macht sich als Kunstförderer verdient. Ein Chronist unserer Gegenwart schreibt über den Ritter, der 1489 stirbt: "Obgleich er nur ein gutes Vierteljahrhundert in Eglisau gesessen war, hinterliess er der Nachwelt deutlichere Spuren als die mehr als zehnmal so lange hier sesshaften Freiherren von Tengen." Gestern war ich in Eglisau und besuchte die Kirche. Ich sah in der Ecke das Grabmal des Ritters, der auf der Grabplatte plastisch dargestellt ist.
Eglisau, das Zürcher Landstädtchen am Rhein. Der lag vor dem Bau des
Kraftswerkes bei Rheinsfelden in den 1910er-Jahren fast acht Meter tiefer.
Im Mittelalter zierten Gärten und Treppen die Steilhalde zum Fluss hinab.

Mittwoch, 25. September 2019

Norwegische Zunge

Trolltunga. Die Trollzunge. Man findet den Felsvorsprung in Norwegen nördlich des Ortes Odda. Wer ihn betritt, hat unter sich 700 Höhenmeter Leere. Zuerst muss er oder sie aber 28 Kilometer wandern. Retour noch einmal 28 Kilometer. Früher gab es von unten her, vom Fjord her, einen Direktzubringer. Eine Standseilbahn. Aber die fährt nicht mehr. Wie ich darauf komme? Ein Freund erzählte kürzlich, dass seine Tochter grad die Trolltunga besucht habe. (Foto: TerjeN/ Wikicommons)

Dienstag, 24. September 2019

Thomasingen und Rekingen

Das Wappen von Rekingen AG. Recco würde
sich über das grosse R freuen, denke ich.
Die Kelten, dann die Römer, dann ab circa 550 nach Christus die Alemannen. So die Abfolge, die man kennen sollte, wenn man sich für die Besiedlung der Schweiz interessiert. Derzeit schreibe ich für die "Schweizer Familie" einen längeren Artikel über die hiesigen Ortsnamen, in denen sich die drei Zivilisationen verewigt haben. Etwas, was ich dabei lernte: Erstens sind Ortsnamen auf -ingen alemannisch und in der Regel mit einem Personennamen gekoppelt. Und zweitens entspricht die Endsilbe -ingen einem Dativ Plural. Nehmen wir an, es hätte einen Menschen namens Thomas gegeben, der sich mit seinen Leuten irgendwo niederliess. Die waren die Thomasinge. Das Dorf hiess: Bei den Thomasingen. Im Lauf der Zeit entfiel das "Bei den", und der Dorfname lautete dann: Thomasingen. Dieses Beispiel ist erfunden, Thomas ist auch gar kein alemannischer Name. Nun ein echtes Beispiel: Rekingen im Aargau. Es wurde gegründet von Recco und seinen Leuten. Die wissenschaftliche Quelle für solche Ergründungen ist übrigens ortsnamen.ch, das der Idiotikon-Forschungsstelle angegliedert ist. Leider sind nicht alle Ortsnamen in der Datenbank erfasst. Aber die vorhandenen - die sind nach allen Regeln der Kunst hergeleitet.

Montag, 23. September 2019

Auf dem Hengst

Der Gipfel des Hengst. Allein ist man dort bei gutem Wetter nicht.
Wers geschafft hat, setzt sich gern ein wenig hin.
Noch einmal, diesmal im Rückblick vom Heidenloch, der Hengst. 
Widmer auf dem Karst. Zum Kalk
lese man den Eintrag von gestern.
Ist ein toller Ort, diese Schrattenfluh. Vor allem, wenn man oben ist, sich durch die Karstzone und über Geröllfelder zum höchsten Punkt gekämpft hat, dem Hengst auf 2091 Metern über Meer. Die Sicht ist gross. Einerseits hat man das Mittelland und Entlebuch zu Füssen mit der Marbachegg unmittelbar gegenüber. Anderseits reicht der Blick zum Brienzer Rothorn, zu Eiger, Mönch und Jungfrau, zum vergleichweise nahen Hohgant. Noch ist Herbst, noch ist - ein paar Wochen - die Schrattenfluh zugänglich. Ich kann folgende Tour, die wir am Samstag machten, nur empfehlen: Sörenberg, Hirsegg (Bus) - Stächelegg - Alp Schlund - Schrattenfluh-Gratpunkt auf 2052 Metern - Hengst - Heidenloch - Silwängen - Alp Schlund - Wagliseiboden - Salwideli - Salwiden - Sörenberg, Südelhöhe (Bus). 1200 Meter aufwärts, 1160 abwärts, 6 3/4 Stunden.

Sonntag, 22. September 2019

Luzerner Steinwüste

Diese schräggestellten Kalkflächen kilometerweit. Die Schrunden darin, die der Wanderer überspringt, die Löcher, die er umkurvt, die Höhlen, die er misstrauisch beäugt. Die Linien im Stein, feingezeichnet und immer wieder an fossile Blätter erinnernd. Regen und Schmelzwasser sind es, die die Landschaft, nein, Steinwüste geformt haben, in der sich die Schafe als einzige Bewohner halten und souverän fühlen, während der Mensch bloss durchzieht und hofft, nicht zu stürzen und auf einer messerscharfen Kante oder Spitze zu landen; er würde sich böse verletzen. Gestern waren wir auf der Schrattenfluh im Kanton Luzern, es war fantastisch und strapaziös, ich will morgen etwas mehr von der Route erzählen, die uns forderte und zugleich beglückte. Wir durchwanderten ein gefrorenes Meer.

Samstag, 21. September 2019

Die zittrige Acht

Heute geht es auf die Schrattenfluh, endlich, ich freue mich sehr. Die gekippte Kalkschrattenfläche zum Gipfel hin mit den tiefen Rinnen ist etwas ganz Besonderes. Natürliches Basislager der Leute, die auf den höchsten Punkt des Massivs wollen, den Hengst, ist die Alp Schlund. Hätten wir ein Auto, würden wir dorthin fahren. Haben wir nicht. Wir machen die Wanderung ab der Postautohaltestelle Sörenberg, Hirsegg, was sie massiv verlängert; die Alp Schlund erreichen wir zu Fuss. Was resultiert, ist - auf der Karte - annähernd eine ziemlich zittrige Acht. Die Alp Schlund ist dort, wo der obere und untere Kreis zusammenkommen.

Freitag, 20. September 2019

Endlich ganz oben

Am Dienstag war ich nicht das erste Mal auf dem Bachtel. Aber das erste Mal auf dem Bachtel-Aussichtsturm. Bisher hatte ich jeweils auf die Besteigung verzichtet: Entweder wegen Eis und Schnee. Oder weil es regnete und man gar nichts sah. Diese Woche war die Fernsicht zwar beschränkt. Doch immerhin machten wir, ich und mein Berner Freund Chrigu, von der Plattform auf 30 Metern Höhe den Speer aus, die beiden Mythen und, ganz schwach im Dunst, die Rigi, die Churfirsten und den Säntis.
Blick vom Bachtelturm, rechts der Pfäffikersee, links hinten der Greifensee.

Donnerstag, 19. September 2019

Der Berg mit den drei Namen

1923, der Bachtel aus 100 Metern Höhe, aufgenommen vom Flugpionier
Walter Mittelholzer. (Foto: ETH-Bibliothek/ WikiCommons)
Der Bachtel, 1115 Meter über Meer, hiess die längste Zeit gar nicht so. Doch schauen wir uns zuerst an, wie der heutige Name zu deuten ist. Bachtel ist eine Verkürzung zu Bachtal. Den männlichen Artikel hat der Bachtel, weil man ihn mit der Endsilbe -berg denkt. Sie war vor 350 Jahren noch vorhanden, der Bachtel war damals der Bachtalberg. Gemeint ist mit dem Bach der Sagenbach an der Bachtelflanke.

Die ursprüngliche Bezeichnung des Bachtels ist eine ganz andere: Berg Orn oder Hoher Ornberg nach der Flur Orn halb oben, die es nach wie vor gibt. Aber auch Allmann, Allmannberg, Allmenberg waren im Umlauf. Später verrutschte der Name Allmen. Er wurde sozusagen degradiert. Allmen heisst heutzutage der mit 1079 Metern zweithöchste Gipfel der Bachtelkette.

PS: Ich war am Dienstag auf dem Bachtel. Ich erlebte Neues. Mehr morgen.

Mittwoch, 18. September 2019

Glück im Glarner ÖV

Heute zu unserer Wanderung auf den Nüenchamm vom Samstag noch zwei Fotos. Beide haben mit öffentlichen Transportmitteln zu tun. Zum einen fanden wir, dass der Bus der Firma Niederer Autobetrieb auf der Linie Bahnhof Näfels-Mollis - Kerenzerberg - Mühlehorn sehr schöne Sitzpolster hat. Sie sind so hübsch frischgrün und flower-powerig. Zum anderen ist der Sessellift von Filzbach zum Habergschwänd hinauf gefühlt uralt. Aber es macht halt einfach gute Laune, wenn auf dem Retourbillett steht: "Einmal Glück und zurück."

Dienstag, 17. September 2019

Wo bitte liegt Bünterlin?

Pontarlier, Porte Saint-Pierre. (Foto: SteveK, Wikicommons)
Gestern schrieb ich eine Wanderkolumne, die Anfang Oktober kommt und eine Wanderung von Les Verrières auf den Grand Taureau vorschlägt; der Gipfel liegt knapp schon nicht mehr im Neuenburgischen, sondern in Frankreich, er ist der Hausberg von Pontarlier. Zu diesem Ortsnamen gibt es eine veraltete deutsche und eine lateinische Variante, die beide ähnliche wie die französische Version klingen: Bünterlin und Ariolica. Die Einwohner von Pontarlier, das sind im Übrigen: Les Pontissaliens. Schön, dass man beim Kolumnenschreiben solche Dinge lernt.

Montag, 16. September 2019

Der Nüenchamm gab und nahm

Fast oben, hinten das Massiv des Mürtschenstocks.
Blick vom Gipfel auf den Walensee, rechts auf halber Höhe Amden.
Habergschwänd: ein eigenwilliger Name. Um eine besonnte Hangterrasse hoch über Filzbach auf dem Kerenzerberg handelt es sich, mit einem altmodischen Zwei-Sitz-Sessellift fährt man hinauf. Auf dem Habergschwänd startete und endete unsere Samstagswanderung. In einer weiten Schleife, hinauf via Chalthüttli und Pfändliboden, hinab via Sattelboden und Im Dürren, bestiegen wir den Nüenchamm, einen aparten Gipfel auf 1904 Metern. Oben bekamen wir ein 360-Grad-Panorama von erstaunlicher Dimension serviert. Lang war diese Wanderung mit nicht einmal vier Stunden und je 730 Metern auf und ab nicht. Doch strengte sie uns viel mehr an, als ich bei der Planung gedacht hatte. Der Weg war stellenweise sehr ruppig mit hohen Tritten, feuchtnassen Löchern und Kalkboden so glitschig wie Schmierseife. Der Nüenchamm gab nicht nur (eine Fülle von Ansichten), er nahm auch (Kraft).
Abstieg Richtung Ober Nüen, ganz unten und hinten die Linthebene.

Sonntag, 15. September 2019

Wiedersehen mit einem Freund

Der Rautispitz und, zu seiner Linken, der Wiggis.
Gestern gingen wir vom Habergschwänd, der Sesselbahn-Bergstation hoch über Filzbach auf dem Kerenzerberg, auf den Nüenchamm. Oben hatten wir den Rautispitz direkt gegenüber, jenen Gipfel, den wir Anfang August unter strapaziösen Umständen erstiegen hatten. Was für eine schöne Sache. Berge, die man besucht hat, werden zu lebenslänglichen Freunden. Sieht man sie später, ist das stets ein Wiedersehen.

Samstag, 14. September 2019

Tote haben es nicht eilig

Lychleustein bei Grosshöchstetten BE.
Im Hintergrund der Alpenkranz.
Der Lychleustein bei Grosshöchstetten kommt in meinem neuen, im Frühling erschienenen Buch vor. Am 2. November darf ich nun gar eine Exkursion dorthin anführen; zuvor werde ich in einem Saal in Grosshöchstetten über diesen und andere bemerkenswerte Schweizer Steine referieren, dies auf Einladung der örtlichen Volkshochschule. "Lychleu" setzt sich zusammen aus den Dialektwörtern "lych" gleich Leiche und "leu" gleich "leue", anhalten, verweilen. An solchen Steinen hielten einst die Leichenzüge für einen Moment an. Die Idee war, den Toten auf seiner letzten Reise nicht durch ungebührliche Eile zu beleidigen
und ihm Gelegenheit zu geben, in Ruhe Abschied zu nehmen.

Freitag, 13. September 2019

Geschraubtes Granitding

Die neue Ausgabe der "Bergliebe" zeigt auf dem Cover La Fiamma. Ich erinnere mich, wie ich vor längerem beim Albigna-Stausee hoch über dem Talgrund des Bergells emporschaute zum Gipfel des Spazzacaldeira - und die ihm beigestellte Nadel sah. Ein geschraubtes Granitding. Eine Flamme eben. Die Titelgeschichte im Heft ist gut, Redaktionsleiterin Natascha Knecht kraxelte mit einem Begleiter gleich selber hoch. Auch wird mit einem alten Foto gezeigt, wie La Fiamma ganz oben nicht mehr hundert Prozent dieselbe ist wie früher: Seit ein Blitz einschlug, fehlt das oberste Stücklein.

Donnerstag, 12. September 2019

De Chälblistrick

Das Hanfseil, das am 14. Juli 1865 riss.
Es gibt in der Geschichte der Entdeckungen und der Erschliessung entlegener Punkte dieser Welt bittere Momente. Als der Engländer Robert F. Scott im Januar 1912 am Südpol ankommt, ist ein anderer bereits dagewesen. Der Norweger Roald Amundsen ist ihm um 35 Tage zuvorgekommen. "Grosser Gott, dies ist ein schrecklicher Ort", notiert Scott in seinem Tagebuch. Auf dem Rückweg sterben er und seine Männer, sie sind vom Hunger ausgezehrt, die Kälte ist schrecklich. Ebenfalls nicht ohne Tragik - auch wenn diese ganz anders konstruiert ist - mutet die Geschichte des Matterhorn-Erstbesteigers Edward Whymper im Juli 1865 an. Vorerst geht alles gut. Er und seine sechs Compagnons, in Zermatt gestartet, erreichen am 14. das Matterhorn. Weit unten sehen sie die italienischen Konkurrenten und jauchzen, um diese auf sich aufmerksam zu machen; die Italiener kehren enttäuscht um. Im Abstieg dann passiert es. Vier Männer stürzen ab, der eine, der unerfahrene Hadow, hat das Unglück durch seinen Sturz ausgelöst, und das unzulängliche Hilfsseil hat das Quartett nicht halten können. Später bestätigt eine Gerichtsuntersuchung, dass Hadow schuld war. Doch Gerüchte, dass Whymper das Seil in schwieriger Lage durchgeschnitten hat, um sich zu retten, sind längst im Umlauf. Whymper wird lebenslänglich darunter leiden, sein Triumph ist beschädigt.

Das Matterhorn-Museum im Zentrum von Zermatt.
Unlängst besuchten wir im Dorfkern von Zermatt das Matterhorn-Museum. Oherirdisch ist es an der Glaskuppel erkennbar, die Ausstellung findet sich unterirdisch und ist hübsch kurzweilig gestaltet. Man begeht eine Serie von Bauten, eine Kapelle, eine Sennerei, aber auch ein Wohnhaus und einen Stall, und findet dazwischen Vitrinen mit alpinistischen Exponaten. Das wichtigste Stück der Ausstellung ist das fatale Originalseil, das damals am Matterhorn riss. Nicht erstaunlich, denkt man, es ist ziemlich dünn. Bei uns im Appenzellerland nennt man so etwas "en Chälblistrick".

Mittwoch, 11. September 2019

Neues vom Ibergeregg-Bus

Die Karte findet sich auf der Homepage von Bus alpin.
Die Punkte bezeichnen Orte, an denen der Verein aktiv ist.
Die Ibergeregg ist bereits eingezeichnet.
Als ich vor Jahren hörte, dass sich der Kanton Schwyz 2015 aus der Finanzierung der Buslinie 5 Schwyz-Ibergeregg zurückziehen werde, war ich empört. Für Wanderer ist die Ibergeregg ein wichtiger Ort, um eine Unternehmung zu beginnen oder zu beenden. Es ging dann aber doch weiter, indem sich der Verein Pro Autobus Ibergeregg bildete und neues Geld organisierte; die Kurse werden seither durch Beiträge dreier Gemeinden sowie des Bezirks Schwyz finanziert. Bloss ist dieses Modell nicht stabil, so sind zum Beispiel die Zusagen der Gemeinden zeitlich befristet. Eben las ich im "Boten der Urschweiz", dass sich der Verein jetzt einem anderen Verein angeschlossen hat: Bus alpin. Dieser erschliesst, jeweils in Kooperation mit lokalen Trägerschaften, beliebte Ausflugsziele in 17 Schweizer Bergregionen, etwa die Greina. Geld bekommen die Schwyzer von Bus alpin nicht. Aber Hilfe und Beratung punkto Vermarktung, Angebotsgestaltung und Suche nach neuen Finanzquellen. Im Bus-alpin-Netzwerk ist viel Wissen vorhanden. Nun hoffe ich, dass ich und meinesgleichen weiter auf die Ibergeregg fahren können.

Dienstag, 10. September 2019

O du gehfauler Biber

Er entzückt. Und er nervt.
(Foto: Steve/ Wikicommons)
Erst jetzt komme ich dazu, einen NZZ-Artikel zu erwähnen, der letzte Woche erschien und mir gefiel. Um den Biber geht es Die NZZ begab sich nach Steinmaur im Zürcher Unterland, wo seit vier Jahren wieder Biber leben, 15 Stück sind es. Sie halten die Gemeindearbeiter ganz schön auf Trab. 270 Arbeitsstunden pro Jahr sind nötig, um die Schäden zu beseitigen, die die Tierchen anrichten, indem sie Dämme abtragen, ganze Felder unter Wasser setzen und Wege beschädigen. Einer der Gemeindeangestellten sagt, der Biber sei gehfaul: "Er schwimmt lieber. Deshalb setzt er alles, was er kann, unter Wasser." Biber sind unsere Lieblinge, wir wollen sie bei uns haben. Aber gleichzeitig sind sie halt auch üble Saboteure. Dies zwiespaltige Gefühl in Steinmaur, das jährlich 30 000 Franken Mehrkosten durch den Biber hat, ist in dem Artikel optimal herausgearbeitet.

Montag, 9. September 2019

Hunderegenschutz

Regenschutz im Hundeformat.
Alphornbläser eröffneten am Morgen den Wandertag.
Unheimlich fand ich die Skulpturengruppe in der Nähe des Bahnhofs Bad Ragaz.
Der Nationale Wandertag der "Schweizer Familie" in Bad Ragaz startete bei nassem Wetter. Gegen Mittag stoppte der Regen, am Nachmittag wurde es hell und man erahnte gar die Sonne. Leute hatte es wie jedes Jahr viele, unser Heft hat treue Leserinnen und Leser. Ich selber stand die meiste Zeit im offiziellen Zelt der SF, traf Bekannte und Freunde, ass etwas, trank einmal einen höllischen Kafi mit Zwetschengwasser.

Sonntag, 8. September 2019

Trüch

Das Walliser Kantonswappen. Die 13 Sterne
stehen für die 13 Bezirke. (Wikicommons)
In den Burgergemeinden oder auch Burgerschaften sind im Wallis die alteingesessenen Geschlechter eines Ortes zusammengeschlossen; Ähnliches gibt es auch in anderen Kantonen. Kürzlich stiess ich bei der Lektüre des "Walliser Boten" auf ein interessantes Wort: Trüch. So heisst die Versammlung der Burger, es gibt etwa einen Rosswalder Trüch oder einen Gantner Trüch. Im Idiotikon habe ich das Wort leider nicht gefunden.

Samstag, 7. September 2019

Gruss aus Bad Ragaz

Ich bin in Bad Ragaz im Hotel, heute Samstag ist Wandertag der „Schweizer Familie“, zum Anlass gehören Gratiskonzerte von Patent Ochsner und Sina. Ebenfalls heute Samstag gibts, siehe Screenshot, im „Magazin“ ein Interview mit mir, 66 Fragen zum Wandern. Das Gespräch geführt hat Mikael Krogerus, wir verbrachten unlängst im „Weissen Wind“ in Zürich einen lustigen Abend zusammen. Dies gesagt, versuche ich jetzt wieder zu schlafen, was mir in Hotels meist schwer fällt.

Freitag, 6. September 2019

Seine allererste Wanderung

Die Ruine Neu Schauenburg. Der Zugang ist gesperrt wegen Steinschlag.
Blick nach den ersten 45 Minuten auf Frenkendorf und, weiter hinten;
Füllinsdorf. Der hübsche Hoger links ist das Madlenchöpfli.
M., wiewohl in der Schweiz zuhause, ist noch nie gewandert. Weil er nicht hier aufgewachsen ist. Vor einiger Zeit erzählte er, dass er diesen September eine mehrtägige alpine Passwanderung mit einem Freund machen werde. Sozusagen probehalber brachen wir am Mittwochmittag bei blendendem Wetter auf zu einer kleinen, dreistündigen Baselbieter Unternehmung. Sie führte uns von Frenkendorf vorbei am Madlenchöpfli zur Burgruine Neu Schauenburg und zur Schauenburgflue, danach stiegen wir via Horn und Egglisgraben ab nach Pratteln. Es ging alles gut, M. ist sportlich und ein flinker Geher, wir redeten viel. Die Bergschuhe, die man ihm im Laden verpasst hatte, fand er freilich unangenehm klobig. In Pratteln führte ich engagierter Outdoor-Dozent M. vor, wie eine gute Wanderung endet. Nämlich mit einer Einkehr und einem kalten Bier. Auch das hat ihm gefallen, denke ich.

Donnerstag, 5. September 2019

Ich bin ein Gebissener

Eine Zecke, die sich vollgesogen hat, von unten. Damit keine
Missverständnisse entstehen: Das ist nicht die, die mich
gebissen hat. Sondern eine aus dem Internet. Eine
englischsprachige. A tick, wie die Zecke auf Englisch heisst.
(Bild: Jost Jahn, Hokuzai/ Wikicommons)
Vor gut einer Woche fiel mir zum ersten Mal der Kreis auf meiner Brust auf, linke Seite, circa zehn Zentimeter im Durchmesser, stark geröteter Rand. Ha, dachte ich, dies ist sicher ein Ehrenmal der Wandergötter, sie haben mich ausgezeichnet für meine Leistungen am Berg. Nun, gestern morgen stellte ich nach dem Duschen fest, dass der Kreis grösser geworden war. Ansonsten keine Probleme, kein Fieber, kein Jucken oder Brennen, keine Veränderung der Haut. Am Mittag ging ich im HB Zürich schnell in die Apotheke, streckte der Apothekerin mein Torso-Selfie hin. Vermutlich Borreliose, fand diese. Ich solle zum Arzt, riet sie. Vorerst fuhr ich ins Baselbiet, um dort mit Freund M. zu wandern, er ist kein Schweizer, kennt das Wandern nicht, wollte es mal testen. Die Route war schön, davon ein andermal mehr. In Pratteln endete unsere Unternehmung am späten Nachmittag. M., der in Basel lebt, empfahl mir die Praxis am Bahnhof, eines dieser modernen Ärztezentren; es sei dort nicht so busy wie in Zürich, sagte er, man komme schnell dran. Tatsächlich, 20 Minuten später hatte ich die Diagnose, Zeckenbiss und Borreliose-Bakterien. Vermutlich. Mir war nie eine Zecke am Körper oder Bissstelle aufgefallen. Doch ist die kreisrunde Rötung offenbar typisch. Die Ärztin verschrieb mir ein Antibiotikum. Das muss ich jetzt zwei Wochen nehmen. Dann sollte der Spuk beseitigt sein. Mit grosser Wahrscheinlichkeit. Auf dem Heimweg nach Zürich trank ich ein Bier, das letzte vor der Kur. Und ich dachte: Jetzt bin ich ein Gebissener.

Mittwoch, 4. September 2019

Am Samstag in Bad Ragaz

Die Taminaschlucht. Interessantes Detail: Am Samstag werden
die verantwortlichen Touristiker einen Parallelstollen öffnen.
Dies wegen der vielen Leute, mit denen zu rechnen ist. Man
geht hinein und hinaus nicht auf demselben Weg, wie üblich.
Am Samstag findet wieder der Nationale Wandertag der "Schweizer Familie" statt, heuer in Bad Ragaz. Dort wird es eine riesige Festwirtschaft geben, der formidable Claudio Zuccolini wird die Darbietungen moderieren. Drei Routen kann man vom Dorfzentrum aus absolvieren, Prominente wie Nik Hartmann sind als Wandergöttis und -gotten mit von der Partie, meine Lieblingsstrecke ist die in die Taminaschlucht. Ich bin auch anwesend, man findet mich auf dem Festgelände. Am Abend feiert die SF am selben Anlass ihr 125-Jahr-Jubiläum, Patent Ochsner und Sina geben Gratiskonzerte. Falls jemand kommen mag, hier alle Angaben.

Dienstag, 3. September 2019

Der Bergführer hatte Durchfall

Gleich sind diese zwei Frauen bei der Hörnlihütte. Hinten das Matterhorn.
Wanderfreund S. ass Rösti mit Speck.
Ich nahm eine Gemüsesuppe. Und
hinterher ein Stück Apfelkuchen.
Die Hörnlihütte, 3260 Meter über Meer, 130 Schlafplätze, vor wenigen Jahren umfassend renoviert, führt sozusagen ein Doppelleben. Zum einen versorgt ihr Team die Tagestouristen, Wanderinnen und Wanderer wie unsereins - wir waren am Samstag vom Schwarzsee bei Zermatt aufgestiegen; das Essen, übrigens, wird per Heli hinaufgeflogen. Zum anderen dient die Hütte bzw. ihre Nachfolgebauten seit 1880 als Basislager der Matterhorn-Aspiranten; 15 Jahre zuvor hatte der Engländer Edward Whymper mit seinen Compagnons als erster den 4478-Meter-Berg gemeistert. Wäre interessant, mal in der Hörnlihütte zu schlafen. Am liebsten in einer der beiden Suiten. Um 3 Uhr 50 zuzusehen, wie die Nachtsperre aufgehoben wird und die Bergführer mit ihren Klienten aufbrechen nach dem Prinzip "Die einheimischen Führer zuerst". Und sich dann wieder hinzulegen und dem Morgen entgegenzudösen.
Von der Hütte zum Gipfel sind es noch 1218 Höhenmeter.

Im Netz fand ich einen NZZ-Artikel von 2015, eine Reportage über den Alpintourismus zum Matterhorn. Er enthält viele Anekdoten. Zum Beispiel die von zwei Eheleuten aus Sarnen, die gemeinsam aufstiegen, Mann und Frau jeweils von einem Bergführer begleitet, wie das die Regel ist. Der Mann kam hinauf und frohlockte. Die Frau aber hatte frühzeitig abbrechen müssen. Ihr Bergführer hatte nach einem Drittel des Aufstiegs aufgegeben wegen Durchfall in der Nacht und körperlicher Schwäche.