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Freitag, 30. April 2021

Spass in und unter den Trams

Ich müsste längst dort gewesen sein, da ich mehrmals pro Woche mit der Forchbahn vorbeifahre. Ich meine das Tram-Museum Zürich im ehemaligen Depot Burgwies. Nun, am Dienstag hatte ich Gesellschaft von meinem 12-jährigen Göttibub aus dem Zürcher Weinland. Wir besuchten gleich zwei Museen. Eines war besagtes Tram-Museum, das 1989 eröffnet wurde und die Geschichte der Strassenbahn Zürich seit 1882 abbildet. Wir unterhielten uns bestens. Noch viel mehr Spass hatten die kleinen Kinder. Man darf in diesem Museum nämlich viele der alten Trams besteigen, es gibt allerlei Kurbeln zu drehen und Hebel zu bedienen, man setzt sich in den Sessel des Billetteurs und kann auch in einen Servicetunnel absteigen, so dass man ein Tram von unten sieht. Und natürlich bekamen wir auch jede Menge Werkzeuge und Billettautomaten zu sehen. Eine gute Sache, am Ende waren wir beide sehr zufrieden.

Donnerstag, 29. April 2021

Sogar die Innerrhödler haben Wein

Büriswilen AI (links) mit dem Rebberg Katzenmoos (im Oval).
Das Gebiet oberhalb ist ausserrhodisch, das unterhalb sankt-gallisch.

Kürzlich schrieb mir ein "Schweizer Familie"-Leser, es ging um einen Rebberg im Aargauischen. Ganz nebenbei bemerkte der Leser, dass es in der Schweiz keinen einzigen Kanton ohne Wein gebe. Wirklich, dachte ich? Haben sogar die Innerrhödler Wein? Google lieferte mir subito die Antwort: ja! Am sonnigen Hang oberhalb des St. Galler Rheintals auf der Höhe von Berneck SG sind die Grenzverhältnisse unübersichtlich, die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden stossen aufeinander – und es gibt eine kleine Innerrhoder Insel, die zum Bezirk Oberegg gehört und den Weiler Büriswilen umfasst. Dort steht der Rebberg Katzenmoos. Seine Fläche beträgt 65 Aren, die Lese dauert einen Tag, aus den Riesling-Sylvaner-Trauben wird ein Weisser gekeltert. Er heisst: "Innerrhoder Wy."

Mittwoch, 28. April 2021

Der Schwan und das Märchenhotel

Neuschwanstein auf Luzerner Art: das Château Gütsch.
Die Drahtseilbahn ist mitterweile durch einen Schrägaufzug ersetzt.
Foto: Roland Zumbühl (Picswiss) / Wikicommons

Das Château Gütsch, ein Viersternhotel mit erstklassigem Blick auf die Stadt Luzern, die Reuss und den Vierwaldstättersee, ist eine Märchenfantasie. Seit 2007 hat das überkandidelte Ding – wir passierten es letzten Samstag auf unserer Wanderung von Malters nach Luzern – einen prominenten Besitzer, nämlich den russischen Ex-Geheimdienstler und Oligarchen Alexander Lebedew. Allerdings ist unklar, ob der Betrieb sich lohnt. Die neusten Medienberichte datieren von 2019; damals hiess es, Lebedew wolle das Hotel wieder verkaufen. Oder doch nicht? Es gibt da nämlich einem emotionalen Aspekt. Das Château Gütsch, 1901 gebaut, ist dem bayerischen Schloss Neuschwanstein nachempfunden. Und "Lebed" heisst auf Russich "Schwan". 

Dienstag, 27. April 2021

Luzerner Viamala

Das Ränggloch.

In der Wolfschlucht.

Am Samstag gingen wir von Malters über den Blatterberg und Sonnenberg nach Luzern. 5 1/4 Stunden betrug die Gehzeit, wir machten 840 Höhenmeter aufwärts und 900 abwärts, das war also durchaus anstrengend. Aber wie immer beim Wandern: Wenn die Route abwechslungsreich ist, vergisst man die körperlichen Mühen. Die Aussicht vom Blatterberg auf den noch schneeweissen Pilatus und das dito schneeweisse Mittaggüpfi war eine Freude. Das Ränggloch, das den Blatterberg und Sonnenberg voneinander trennt, stellte sich als eine Art Luzerner Viamala heraus. Am Hang des Sonnenbergs brätleten wir; wir wählten, da der Wald trocken war und es auch ein wenig windete, den Wurzelkrater eines umgestürzten Baumes als Feuergrube. Später begeisterte uns die Wolfschlucht unter dem Kamm des Sonnenbergs, ein vorzeitlich wirkender Geländeschlitz. Vom Dessertstopp beim Hotel Sonnenberg habe ich gestern schon berichtet. Später kamen wir zum Château Gütsch, welches Schloss Neuschwanstein nachempfunden ist und einen grandiosen Blick auf die Stadt Luzern bietet. Hübsch auch das Ende der Wanderung: An der Reuss spazierten wir inmitten der Menschenmassen zum Bahnhof Luzern.

Luzern vom Château Gütsch.

Montag, 26. April 2021

Dänemark im Luzernischen

Nicht übel, oder? Der Blick vom Sonnenberg.

Das Foto mit dem verklärt lächelnden Widmer stammt von Wanderkollegin Brigit. Es war auf der Terrasse des Hotels Sonnenberg hoch über Kriens und Luzern im Schatten ein bitzli kühl. Aber was spielte das für eine Rolle angesichts des bombastischen Coupe Dänemark? Viele Monate ist es her, seit mein Wandergrüppli und ich das letzte Mal einkehrten. Vorgestern Samstag wars so weit. Wir brätleten auf dem Sonnenberg. Und nahmen später im Restaurant das Dessert. Das war herrlich. Was wäre wandern ohne Gastgewerbe? Ich hoffe, weitere Coupes folgen bald.

Sonntag, 25. April 2021

Literaturwandern

Eine Wanderung im Zürcher Oberland zu den Orten, wo der Schriftsteller Arthur ("Turi") Honegger aufwuchs und heiratete. Eine Wanderung zum Grab der Dichterin Mascha Kaléko auf dem jüdischen Friedhof Oberer Friesenberg in Zürich. Eine Wanderung am rechten Zürichsee-Ufer über den Pfannenstiel, den Hausberg der Kinderbuchautorin Viola Rohner. "Auf den Spuren der Literatur", eben erschienen im Werd Verlag, enthält 20 "Poetische Wanderungen in und um Zürich", so der Untertitel. Wer gern literaturwandert – voilà!

Samstag, 24. April 2021

Wir werden immer mehr

Man ist, wenn man wandert, Teil einer Volksbewegung. Der Tagi brachte grad eine Grafik, die ich hier nachgebastelt habe. Sie zeigt die wichtigsten Sportarten in der Schweiz aufgrund einer Erhebung des Schweizer Sportobservatoriums im Auftrag des Bundesamtes für Sport, die letzten Herbst veröffentlicht wurde. Die Daten stammen noch aus der Zeit vor Corona und belegen unter anderem, dass die Leute sich immer mehr bewegen. Die wichtigste Sportart ist das Wandern, 56,9 der Befragten Prozent wandern. Der Zuwachs  seit 2014 beträgt 12,6 Prozent, zeigt die Erhebung auch. Beim Velofahren sind es nur 2,9 Prozent Zuwachs, einen Minuswert gibts beim Skifahren. Der Studienautor wird im Artikel so zitiert: "Früher galt Wandern als Aktivität für Menschen in roten Wollsocken und Knickerbockern, galt als eher langweilig und hatte kein hohes Ansehen. Heute erzählen die Leute beim Arbeiten gerne, dass sie am Wochenende wandern waren." So ist es. Was ist heute für ein Tag? Samstag! Gleich geh ich wandern.

Freitag, 23. April 2021

Schöner See

Gerhard Richters "Vierwaldstättersee" von 1969 im Zürcher Kunsthaus.
Zugrunde liegt dem Gemälde eine Fotografie.

Kommt man aus einer Ausstellung mit zeitgenössischer Malerei und soll das Gesehene in ein Adjektiv fassen, ist es in der Regel eines wie: kurios. Kryptisch. Verstörend. Mit den Landschaften des deutschen Malers Gerhard Richter, 1932 in Dresden geboren und berühmt nicht zuletzt für die Summen, die seine Gemälde einfahren – mit diesen Landschaftsbildern, von denen etliche derzeit im Kunsthaus Zürich ausgestellt sind, erging es mir diese Woche beim Besuch anders. Wieder draussen, fand ich: schön! Richter ist ein so grossartiger wie theoretisch versierter Maler, er zitiert die Tradition, nimmt aktuelle Strömungen auf, spielt mit verwandten Medien wie der Fotografie, zerkratzt und verwischt seine Sujets. Bei alledem haben seine Kreationen aber die Kraft, den Betrachter und die Betrachterin nicht nur intellektuell zu kitzeln, sondern auch seelisch zu ergreifen. Besonders gern verweilte ich vor einem einheimischen Motiv, dem Werk "Vierwaldstättersee", das Richter 1969 in vier gleichen Versionen malte; eine war vor sechs Jahren an einer Londoner Auktion für umgerechnet 22 Millionen Fanken verkauft worden. Nur etwas passte mir an der Zürcher Ausstellung nicht, die übrigens noch bis zum 25. Juli dauert: Es hatte in den Räumen viel zu viele Leute. So richtig in Ruhe schauen konnte ich nicht.
Weil es so schön ist, dasselbe Motiv gleich noch einmal.

Donnerstag, 22. April 2021

Bern tickt genau

Unlesbar? Das Heft kaufen!

In der neuen "Schweizer Familie", heute am Kiosk, gibts von mir einen grösseren Artikel über auffallende, bemerkenswerte, kuriose Uhren im Land. Dazu erzähle ich in aller Kürze die Geschichte der Zeitmessung von den prähistorischen Lochsteinen bis zur Atomuhr im Labor des Eidgenössischen Instituts für Metrologie in Bern-Wabern. Sie geht in 30 Millionen Jahren schlimmstenfalls eine Sekunde vor oder nach. Womit ein für allemal klar sein sollte: Bern tickt nicht langsam, sondern genau.

Mittwoch, 21. April 2021

Zürichs neuer Supermarkt


Als Brücke zum Supermarkt von morgen sieht die Migros ihr neues Foodlokal an der Europaallee in Zürich ganz nah beim HB. Auf zwei Stockwerken gibts Ess- und Trinkware, dazu kommen Kochstellen, an denen man frisch zubereitetes Essen kauft oder sich das Steak brutzeln lässt, das man aus dem Kühler geklaubt hat. Bridge, wie der Ort heisst, bietet aber nicht nur Dinge aus dem Migros-Sortiment, allerlei Partner aus dem Segment jung und aufstrebend halten ihre eigenen Produkte feil, darunter auch Non-Food, gerechte Seifen und dergleichen. Und so wird man beim Durchschlendern ab und zu überrascht. Am besten gefiel mir die Aussicht, als ich eben einen Augenschein nahm. Von den Sitzplätzen am Fenster, die momentan wegen Corona abgesperrt sind, blickt man direkt aufs Geleisfeld mit den ein- und ausfahrenden Zügen.

Dienstag, 20. April 2021

C, wenn man kein C hat

Nein, ihr seid beide gesund! Schlecht wäre ein zweiter Strich bei T ("Test").

Ich frage mich dieser Tage immer wieder, was die zuständigen Pharmaleute sich dachten, als sie bei der Selbsttest-Einheit jenen Punkt mit C beschrifteten, an dem ein roter Strich erscheint, wenn man kein C hat – kein Corona. Verwirrlicher geht nicht.

Montag, 19. April 2021

Das Blueschtdesaster

Kirschblüte (Deutschland).
(Foto: Ichneumon/Wikicommons)
Kommenden Samstag hätte ich gern den Baselbieter Chirsiweg gemacht. Ein Rauscherlebnis auf Blütenbasis schwebte mir vor. Eine Bluescht-Ekstase. Doch als ich gestern Abend im Internet "Baselland Tourismus" konsultierte, stellte ich fest: Das wird heuer nichts. Schuld sind die frostigen Apriltage. Auf der Homepage heisst es:

"In den sehr kalten Nächten (...) sind viele Blüten erfroren und wurden braun. Einzelne Bäume in den etwas höheren Lagen blieben vielleicht verschont und beginnen noch zu blühen. Das typische Bild der Baselbieter Bluescht wird es wohl dieses Jahr aber leider nicht mehr geben."

Sonntag, 18. April 2021

Siphon-Putzen-Rohrer

Ich schreibe grad an einem Text über Schweizer Werbeslogans im Fernsehen und Radio der letzten Jahrzehnte. Natürlich muss auch der Putzzwerg vorkommen, der so fröhlich "Sipuro oho!" kräht. Nun fragte ich mich, woher eigentlich der Name der Firma kommt, die 1951 mit einem Abfluss-Reiniger startete. Sipuro steht für ... Siphon-Putzen-Rohrer. Beim Rohrer handelt es sich um den Berner Heinrich Rohrer, den mittlerweile verstorbenen Gründer. Einen passenderen Namen kann man in seinem Gewerbe nicht tragen.

Samstag, 17. April 2021

Museum geflutet


Wo normalerweise Claude Monets Seerosen-Bild hängt, gibt es nun einen Teich mit gefärbtem Wasser – und Zwergseerosen. Sowie anderen Gewächsen. Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel ist momentan zu einem guten Teil ein Teich mit Stegen fürs Publikum. Der isländische Künstler Olafur Eliasson hat die Hälfte der Ausstellungssäle geflutet und die grossen Fensterscheiben demontieren lassen, so dass Innen und Aussen verschmelzen. Das sieht spektakulär aus. Die Ausstellung bzw. Installation ist rund um die Uhr geöffnet, tagsüber zahlt man Eintritt. (Fotos: Pati Grabowicz)

Freitag, 16. April 2021

Start ist beim Tell-Denkmal

Hier gehts los.
(Foto: Roland Zumbühl / Wikicommons)

Mit regionalen Partnern habe man eine neue Innerschweizer Wanderroute entwickelt, teilt Luzern Tourismus mit. Der Tell Trail führt in acht Etappen vom Tell-Denkmal in Altdorf nach Sörenberg. Die Sache ist anstrengend, pro Tag geht man fünf bis sechs Stunden, legt insgesamt 156 Kilometer zurück und absolviert 7126 Höhenmeter. Zum Trail gehört ein massgeschneidertes Angebot mit reservierten Übernachtungen und Gepäcktransport. Doch, das täte mich gelüsten. Bloss denke ich, dass ich für die anlaufende Warmsaison schon genügend Pläne habe.

Donnerstag, 15. April 2021

Madonna im Exil


Die Schwarze Madonna von Einsiedeln war einst fünf Jahre lang abwesend. Im Mai 1798, als Napoleons Truppen anrückten, brachte man die Gottesmutter in Sicherheit. Man versteckte sie zuerst im Alptal, wie das Tal gegen die Mythen zu heisst, vergrub sie kurz darauf auf der nahen Haggenegg für ein paar Wochen im Boden, schaffte sie schliesslich ins Vorarlbergische. Ins sichere Exil. 1803 kam sie zurück in die neu errichtete Gnadenkapelle in der Klosterkirche und zieht dort bis heute Massen von Menschen an. Entstanden ist die Einsiedler Madonna aus Lindenholz mit dem Jesuskind im Arm um 1450 im süddeutschen Raum.

Mittwoch, 14. April 2021

Zwipf

Im Tagi sah ich vor wenigen Tagen ein Glossar mit Wörtern aus der Rekrutenschule. Ich fand es lustig. Hier vier Ausdrücke:

  1. Kebab-Chef. Tagesoffizier. Die Bezeichnung stammt von dessen Binde, auf der KC ("Kontrolle/Contrôle") steht.
  2. Picasso: der aushängende Wochenplan.
  3. Uböötlen: sich vor der Arbeit drücken.
  4. Zwipf: Zwischenverpflegung wie Früchte, Militärbiscuits oder Militärschoggi. (Foto: Hp. Baumeler /Wikicommons)

Dienstag, 13. April 2021

Eine sehr indirekte Route

Sorry, was ist das denn für eine Route? Pfungen – Winterthur auf sehr indirekte Art.

Brätlen macht gute Laune. Immer.
Die Route, die ich meinem Grüpplein zweiTage vor dem Wandersamstag per Mail vorgeschlagen hatte, löste Stirnrunzeln aus – dieses Geschlängel, dieses Vorwärts und dann im spitzen Winkel Rückwärts, dieses kuriose Auf und Ab. Nun, ich hatte mir durchaus etwas überlegt, nämlich dies: Ich wollte ein paar markante Hügel bei und in Winterthur verknüpfen und so demonstrieren, wie grosszügig die zweitgrösste Zürcher Stadt mit naher Natur ausgestattet ist; meiner Meinung nach können die Zürcher mit ihrem Uetliberg und die Berner mit ihrem Gurten einpacken, sobald die Winterthurer Höger ins Spiel kommen. Winterthurs Gipfel toppen alles. Wir starteten in Pfungen, bestiegen durch ein reizendes Tobel den Schlossbuck zur Hälfte, gingen in seiner Waldflanke weit nach Osten, stiegen ab ins Rumstäli und stiegen gleich wieder auf zum Beerenberg. Daselbst wurde gebrätlet, wir können das mittlerweile aus dem Effeff, ratschbummzack ist alles ausgepackt und der Wein entkorkt und das Feuer entfacht und die Wurst parat. Wieder hielten wir hinab und hielten wieder hinauf nach Hoch-Wülflingen, einem Burghügel ohne Burg; die ist entschwunden. Und hielten wieder hinab und wieder hinauf nach Alt-Wülflingen, wo ein imposanter, per Treppe erschlossener Bergfried an die adeligen Bewohner noch erinnert. Und hielten wieder hinab und wieder hinauf auf den Brüelberg – schade, war der Turmaufgang verschlossen. Eine halbe Stunde später, nach fünf Gehstunden (665 Meter aufwärts, 635 abwärts), waren wir uns einig: Das war gut.
Auf dem Bergfried der Ruine Alt-Wülflingen, unten Winterthur. Links ein Teil des Brüelbergs.

Montag, 12. April 2021

Klosterklaubrüder

Die alten Mauern des Klosters.
Sockel markieren das Geviert des Kreuzganges.
Blick von Süden zum Beerenberg.
Westlich von Wülflingen, einem Winterthurer Stadtkreis, bestiegen wir am Samstag den Beerenberg und stiessen auf die Reste des Klosters Mariazell am Beerenberg. Viel ist nicht übriggeblieben, ein paar kubische Sockel markieren immerhin den ehemaligen Kreuzgang, dicke Fundamentmauern das Hauptgebäude. 1362 nahm das Kloster seinen Betrieb auf, nachdem zuvor schon ein Eremit auf dem Berg gesiedelt hatte. Es kam bald, indem es von seinen weltlichen Herren, etwa dem Habsburger Leopold III., generös gefördert und mit Privilegien ausgestattet wurde, zu Reichtum. Und wie das so geht, vollzog sich ein moralischer Niedergang: Man betete immer weniger, prasste immer mehr. 1482 verfügte der Papst die Schliessung, worauf einige Klosterbrüder versuchten, mit geklautem Geld, Reliquien und wertvollen Gegenständen ins Ausland zu fliehen. Der Landvogt liess sie einfangen. Mit der Zürcher Reformation endete die Geschichte des Beerenbergklosters endgültig, 1528 fielen die Gebäude und Güter dem Staat anheim. Ein Gerichtsherr aus Pfungen war es, der nun als Besitzer einzog.

Sonntag, 11. April 2021

Saubere Seen

Es gibt nichts, was einen Text so wirksam kaputtmacht wie zu viele Adjektive, die dann auch noch erwartbar sind. Abgeschmackt. Oder gar kontraproduktiv: Preist mir ein Werbemensch "saubere Seen" an, meldet sich in mir ein ungutes Gefühl, weil ich daran erinnert werde, dass es auch unsaubere Seen gibt. Liebe SBB, sag doch bitte dem Texter deines neusten Newsletters (am Donnerstag mir zugegangen), dass er oder sie sich beim Schreiben etwas mehr überlegen soll. Und mal eine Stillehre in die Hand nehmen. Und das Kapitel "Das Adjektiv" lesen. Ich wäre dankbar.

Hier ein Screenshot.

Samstag, 10. April 2021

Deponierösti

Kölliken, die Deponiehülle im Jahr 2008.
(Foto: Badener/Wikicommons)

Die Fläche ist so gross wie zehn Fussballfelder. Die sie überspannende Halle war entsprechend monumental. Mittlerweile ist der Erdgrund saniert, die Schutzhülle abgebaut, die Massnahmen kosteten übrigens rund 900 Millionen Franken. In Kölliken im Aargau debattiert man zurzeit, wie es mit mit dem Areal der ehemaligen Sondermülldeponie weitergehen soll, das derzeit einer Wüste gleicht: alles braun. Die Idee Bauland steht nicht zur Debatte. Hingegen die Frage, wie viel Land der Landwirtschaft zugeschlagen werden soll und wie viel unter Naturschutz gestellt. Darüber las ich online bei srf.ch eben einen Artikel. Und während ich ihn las, dachte ich, dass ich persönlich jetzt keine Kartoffeln kaufen würde, die diesem Gelände entstammen. Auch wenn das möglicherweise irrational ist und die Rösti munden würde.

Freitag, 9. April 2021

Bechue?

Der Preis und die fünf Nominierten für 2021.
(Screenshot Medienmitteilung)
Gestern las ich den neusten Newsletter des Verlagshauses Schwellbrunn, das das "Appenzeller Magazin" herausgibt. Zusammen mit einer Stiftung wolle besagtes Magazin jährlich eine Person auszeichnen, die sich kulturell oder sozial für die Gemeinschaft eingesetzt habe, stand da. Und ich stolperte über den Namen des Preises, "Di goldig Bechue". Obwohl ich doch Appenzeller bin, war ich ratlos. Google half mir. Die "Bechue", auch "Beechue", ist eine Beinkuh. Offenbar gibt es einen Appenzeller Brauch, aus dem Holz eines alten Christbaums Kühlein zu schnitzen. Bechüeli eben. Nie davon gehört, nie gemacht.

Donnerstag, 8. April 2021

Fryenberg

Weit und karg ist dieses Land, das vor allem dem
Kanton Jura zugehört, aber auch dem Kanton Bern:
Freiberge bei Les Bois, wo wir eben durchzogen.
Die Freiberge, "Franches Montagnes" auf Französisch, beziehen ihren Namen von einem mittelalterlichen Rechtsakt. Das Hochplateau im Jura ist damals nicht wirklich stark genutzt, das raue Wetter schreckt viele ab, die Winter sind länger als in tieferen Lagen. Gebietsherren sind seit 999 die Bischöfe von Basel. Einer von ihnen, Fürstbischof Imer von Ramstein, stellt der Region im Jahr 1384 einen Freibrief aus, um so die Besiedlung zu fördern: Wer sich hier niederlässt, soll für alle Zeiten von gewissen Steuern entlastet sein. Menschen aus Saint-Ursanne, aus dem Val de Ruz und aus dem Burgund lassen sich locken. Aus den ihnen verbrieften Freiheitsrechten leitet sich die Bezeichnung "Fryenberg", später "Freiberge", ab.

Mittwoch, 7. April 2021

Eier tütschten wir auch

Kurz vor Wanderschluss bei Le Pied-d'Or.
Hallo Welt, hier sind wir: Krokusse.

Freude in Coronazeiten: brätlen.
Kalt war sie, unsere Osterwanderung am Samstag in den Freibergen. Eine starke Bise blies auf dem Plateau, drang durch die Kleider in die Knochen. Dafür sahen wir keine anderen Wanderer bis ganz kurz vor dem Schluss. Start war in Les Bois, wir zogen, vorbei am Pestfriedhof von Le Boéchet, nach Le Creux-des-Biches und Le Noirmont.  Dort deckten wir uns im Coop mit Würsten und Rotwein ein. Einige Zeit später fanden wir unterhalb der Krete südlich des Ortes im Wald einen windgeschützten Platz. Das Feuer wärmte. Die Würste wärmten. Der Rotwein wärmte. Das war eine gute Sache. Eier tütschten wir auch. Und zogen dann weiter via Le Peu-Girard und Les Breuleux zur abseitig platzierten Zughaltestelle Le Pied-d'Or. Im letzten Drittel hatte die Sonne geschienen, ohne viel Wärme abzugeben. Gut, kam gleich die Bahn. Während wir nach Tavannes hinab tuckerten, dachte ich: lieber Bise als Gedränge. Das war eine tolle einsame Unternehmung.
Gehzeit 5 Stunden. 360 Meter aufwärts, 385 abwärts.
Markenzeichen der Gegend: Windturbinen auf den Höhenzügen.

Dienstag, 6. April 2021

Thibaud Orys früher Tod


Letztes Jahr sah man in den Zeitungen Satellitenfotos. Sie zeigten Friedhoffelder in Iran, die in aller Eile geschaffen worden waren, um die vielen Corona-Toten aufzunehmen. Die Sache kam mir wieder in den Sinn, als wir am Samstag in den Freibergen unterwegs waren. Wir gingen von Les Bois Richtung Le Noirmont. 600 Meter vor dem Weiler Le Boéchet sahen wir in geringer Entfernung zum Wanderweg in der Weidefläche ein ummauertes Geländeviereck, das mit Bäumen bestanden ist. Ein Friedhof laut der Landeskarte, der mehr nicht zu entnehmen ist. Das Eingangstor ist durch eine Kette mit Karabinerhaken verschlossen, man kann es also öffnen, tritt ein und sieht in der Mitte des Platzes ein altes Kreuz. Darunter eine Plakette, das Einzige an Schriftlichem am und im Friedhof. Sie besagt, dass hier 1636 Thibaud Ory beerdigt wurde, der Pfarrer des Dorfes Les Bois. Er wurde 31 Jahre alt. Auch alle anderen Dorfbewohnerinnen und -bewohner, die in jenem Schreckensjahr verstarben, sind an diesem Ort begraben. Der Friedhof ist ein Pestfriedhof.

Montag, 5. April 2021

Ein Südtiroler in Zürich

Negrelli 1845 auf einer Lithografie.
(Foto: Peter Geymayer / Wikicommons)
Woher kommt der Name des Negrellistegs in Zürich, über den ich gestern bloggte? Ein Südtiroler Ingenieur ist gemeint. Alois Negrelli, 1799 bis 1858, kam berufshalber in die Eidgenossenschaft und war zunächst mit dem Linthwerk betraut, der von Hans Konrad Escher korrigierten und meliorierten Linth; Negrelli musste prognostizieren, wie sich die Wasserlinie des Walensees durch die Linth-Korrektur verändern würde. Später leitete er die Erweiterung des Hafens Rorschach. Dann wirkte er ab 1836 in Zürich. Auf ihn geht die Münsterbrücke zurück. Sowie die Ladengalerie aus Kalk unterhalb des Grossmünsters. Und auch der Bau der ersten Schweizer Bahnstrecke, der Spanisch-Brötli-Bahn von Zürich nach Baden, vollzog sich ab 1845 unter Negrellis Obhut. Passend, dass man in unserer Gegenwart den Steg nach ihm benannt hat, von dem aus man die Züge aus dem HB Zürich ausfahren sieht. Zum Beispiel nach Baden.

Sonntag, 4. April 2021

Meine 160-Meter-Wanderung

Die Lifttürme des Negrellistegs sind – Markenzeichen – zylinderförmig.

Blick zum Hauptbahnhof, der Zug fährt Richtung Bern aus.

Mit Freuden gehe ich hin, wenn in Zürich Neues zu besichtigen ist. Kürzlich schaute ich mir den Negrellisteg an, der wenige Tage zuvor eröffnet worden war  Die neue Fussgängerbrücke überquert das Geleisfeld beim Hauptbahnhof und verbindet die Stadtkreise vier und fünf, genauer gesagt den Gustav-Gull-Platz beim Zentralstellwerk und die Zoll- und Klingenstrasse auf der anderen Seite. Über komfortable Wendeltreppen oder aber per Lift gelangt man auf die Überführung. Gekostet hat sie, hups, 11 Millionen Franken; die Stadt Zürich und die SBB bezahlen davon je die Hälfte. Mir gefiel meine 160-Meter-Wanderung sehr gut. So lang ist der Negrellisteg.
Hübsche kurze 160-Meter-Wanderung: auf dem Negrellisteg.

Samstag, 3. April 2021

Dunkle Berufe


Es gibt die Schweizer TV-Serie "Der Bestatter" mit Mike Müller. Und es gibt das Aargauer Storenunternehmen "Die Beschatter", dessen Wagen ich kürzlich in meiner Strasse fotografierte. Ein Beschatter bewirkt, dass die Wohnung im Sommer schön dämmerig und kühl bleibt. Wird es dann endgültig dunkel, kommt der Bestatter.

Freitag, 2. April 2021

Das Morobbia-Abenteuer

Ein bitzli aufpassen muss man auf dieser Route schon. Um die Ecke wird der Pfad eng.

Ich hatte rudimentär geplant und wusste von meiner Route hinein in die Valle Morobbia theoretisch Folgendes: Start am Bahnhof Giubiasco. Von dort zum östlichen Ortsrand, über die Morobbia und danach alles aufwärts: vorbei an der uralten Kirche San Bartolomeo via Montagna und die Monti di Verona zu den Monti di Stagno. Und danach steil hinab zur Morobbia und zum Damm, der sie staut und den Carmena-See bewirkt, hinauf nach Vellano und, grossteils auf der Strasse, via Carmena und Melera nach Carena, dem obersten Dorf mit der hintersten Postauto-Haltestelle der Valle Morobbia. Auch die Gehzeit und die Höhenangaben kannte ich: 5 Stunden, 1180 Meter aufwärts, 450 abwärts. Vor Ort erwies sich die Unternehmung als kleines Abenteuer mit grossen Momenten und etlichen Attraktionen. Oberhalb Giubiasco stehen zwei imposante Rundtürme des regionalen Befestigungswerkes Fortini della Fame aus den ersten Jahren unseres Bundesstaates (zu diesem Thema bloggte ich früher einmal). Zudem säumen Thementafeln der Via dell'Acqua den Weg; die Stadt Bellinzona bezieht ihre Energie von der Kraft der Morobbia. Es gibt alte Stollen zu sehen. Steinbrücken, die im Inneren eine Wasserleitung enthielten. Eine riesige Druckleitung, die man auf einem Steg überquert. Und natürlich ist da die Staumauer des Carmena-Sees. Freude bereiteten zudem die nicht grad krass ausgesetzten, aber doch leicht prickelnden Abschnitte, die mit Ketten und Seilen gesichert waren. Vor allem im Abstieg von den Monti di Stagno zur Morobbia war Vorsicht geboten, das trockene, seidenglatte Laub vom Vorjahr machte den Waldboden ruschtig. Ich bin stolz, froh, glücklich, diese Wanderung gemacht und die Valle Morobbia nun so richtig kennengelernt zu haben.
Steinbrücke über die Valle di Verona. Sie trug in sich eine Wasserleitung.
Turm der Fortini della Fame bei Ai Munt oberhalb Giubiasco.
Die Staumauer des Carmenasees. Der rote Ausfluss deutet auf eisenhaltiges Wasser.