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Dienstag, 31. Januar 2017

Die vertikale Familie


Ein Kurzvideo: Steingeissen und ihre Jungen in der Mauer eines ungenannten Staudammes. Was die Tiere anzieht: Spuren von Mineralsalzen. Schönen Tag!

Montag, 30. Januar 2017

Menhire, Mauersegler, Landschaft

Am Samstag hatten wir Sonne und Wolken, Glitzerschnee und nassen Schnee, stille Waldpartien (die vor allem) und Skifahrer-Snöber-Terrain, worauf sich am Schluss der Weg noch einmal änderte und zum grossartigen Höhenweg mutierte; dazu kamen zwei besondere Sehenswürdigkeiten. Ich rede von der Winterwander-Route Trin Mulin - Sur Aua - Conn - Caumasee, Nordufer - Staderas - Laax, Bergbahnen - Larnags - Val Buglina - Falera (4 1/4 Stunden, 580 Meter aufwärts, 200 abwärts). Die Sehenswürdigkeiten waren: zum einen der Spir, zu Deutsch "Mauersegler", die Aussichtsplattform hoch über der Ruinaulta-Schlucht mit Blick auf den Vorderrhein. Und zum anderen Falera mit seinem Menhirfeld. Beide zusammen in Kombination mit Natur und Landschaft: eine Tour, die ich nur empfehlen kann. Bei den Fotos habe ich mich auf den Spir beschränkt, den ich wieder einmal spektakulär fand.

Sonntag, 29. Januar 2017

Fluchttee

Bad Serneus, Tierligemälde im Restaurant.
Unterhalb Klosters liegt an der Landquart das Bad Serneus, das sich einer seit Jahrhunderten bekannten und genutzten Schwefelquelle verdankt; man wird im warmen Wasser des Kurhotels das eine oder andere Zipperlein los. Als wir vor acht Tagen im Prättigau winterwanderten, kamen wir vorbei und kehrten im Restaurant ein. Was für ein alter, charmanter, umständlicher, lieber, verwinkelter, mysteriöser Kasten. Wir schmunzelten insbesondere über den Kulturmix: Im Essraum hing ein Hirschgeweih, auch Gemälde mit Murmeli, Füchsen und andere Tieren schmückten den Raum - das war schweizerisch auf altmodische Art. Die Bedienung allerdings war chinesisch und sagte "Fluchttee" für "Fruchttee"; ein Kärtchen verwies darauf, dass es am 27. Januar ein Sieben-Gänge-Abendessen im chinesischen Stil gebe zum chinesischen Neujahr. Die gesamte Anlage gehört seit etwas mehr als einem Jahr einer chinesischen Gesellschaft. Die neuen Inhaber waren in den Jahren zuvor jeweils Badegäste gewesen und hatten den Eigentümer irgendwann gefragt, ob er verkaufen wolle.
Alte Bäder liegen oft, wie man hierzulande so schön sagt, im Loch unten.

Samstag, 28. Januar 2017

Ausflug ins Eis

Sass hier Schneewittchen?
Hier noch der angekündigte Eintrag zu den Eispalästen Schwarzsee. Man gelangt vom Schwarzsee in 50 Minuten hin auf einem recht hübschen Winterwanderweg, der weitgehend der Warmen Sense folgt. Bei der Bushaltestelle Lichtena liegt direkt an der Sense das Areal - und wenn ich jetzt sagen sollte, wie ich es fand, so antworte ich auf Englisch: conflicting emotions! Toll fand ich, wie benachbarte Tannen geduldig mit Wasser begossen wurden, so dass sich zwischen den Ästen Eisbärte spannen; auch sieht man Eispfeiler und Eisburgen, die begehbar sind, von der einen führt eine Kinderrutschbahn wieder hinab. Weniger toll fand ich das Trashige, zum Beispiel einen Gummidinosaurier und andere Kunststoff-Figuren, die da drapiert waren. Letztlich würde ich sagen: Doch, hingehen! Vor allem mit Kindern. Und abends, wenn das Licht sicher den Zauber verstärkt.

P.S. Gestern griff "20 Minuten" meinen Eintrag über Coop auf der Alm auf.

Freitag, 27. Januar 2017

Hühnerpavatex

Mir fehlen an dieser Stelle die Worte.
Maria in der Marienkapelle
bei Schwarzsee Bad.
Vorgestern Ausflug nach Schwarzsee, Kanton Freiburg. Dort oben ass ich so schlecht wie seit langem nicht mehr. Im Selbstbedienungsteil des Restaurants Gypsera (Skifahrer, Winterwanderer, Seegucker) hatte ich das Pouletschnitzel mit Pommes Frites. Angesichts des Preises (tief) und der Menüauswahl (fantasielos) ahnte ich beim Bestellen, was mich erwartete. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Pommes waren, wie Pommes halt sind. Salzträger. Das panierte Pouletschnitzel wiederum erwies sich als flaches Ding, das so keinem Huhn von den Knochen getrennt werden kann; es handelte sich um gepresstes Fleischpavatex ohne irgendeine innere Struktur. Schauderhaft. Aber auch: Courant normal der Massengastronomie.

Auf dem Schwarzsee.
So, genug geschnödet. Ich fand das Mahl amüsant und war dankbar um die Erfahrung. Sie bestätigte mir wieder einmal mein Begehren nach würdiger Nahrung; auch war ich heftig froh über die vielen Male, bei denen ich in der Vergangenheit auf Wanderungen gut gegessen habe. Ohnehin war etwas anderes viel wichtiger: der Schwarzsee. Er war zugefroren, man konnte ihn auf einer sauberen Piste der Länge nach überqueren, an einigen Stellen waren Schlittschuhflächen freigeräumt. Wunderbar sowieso, wie das Gewässer von voralpinen Hügeln und von Bergen umzingelt ist, man vergisst gleich den eigenen Alltag in der Zürcher Agglo. Und die Sonne schien.

Nach dem Gruselzmittag ging es auf dem Winterwanderweg sehr schön in einer knappen Stunde an der Warmen Sense hinab nach Lichtena. Dort besuchte ich die Eispaläste Schwarzsee. Mehr darüber morgen, der Eintrag wird sonst zu lang.

Donnerstag, 26. Januar 2017

Einst Knechtehaus, heute Quartiertreff

Schön, oder? Hirslanden, im Mittelalter entstanden, war einst ein Dorf nah der Stadt Zürich, das aus verstreuten Weilern bestand, zum Beispiel dem am Kreuzplatz oder der Häusergruppe bei der Burgwies, wo sich Stöckentobelbach und Werenbach vereinen, um gemeinsam als "Wildbach" seewärts zu fliessen. Heute ist Hirslanden ein Teil des Zürcher Stadtkreises 7.

Die wichtigsten Häuser bei der Burgwies von damals stehen immer noch und sind eine kleine Exkursion wert; ich bringe darüber heute in der Tagi-Kolumne "Bauzone" einen Beitrag. Die drei Hauptbauten in der Senke am Wildbach sind diese:
  • Das Haus Forchstrasse 244 war eine Mühle. Es ist von den dreien das älteste und stammt aus dem Jahr 1532. Heute ist darin ein Geigenbauer untergebracht.
  • Das Haus 246 war das Lehenhaus, in dem der Lehenträger wohnte, also der Pächter. Soweit ich sehe, ist es heute ein privates Wohnhaus.
  • Das Haus 248 (Foto) war das Knechtehaus; die Knechte arbeiteten in der Mühle. Heute ist es der Quartiertreff Hirslanden, ein öffentliches Lokal. Als ich da war, brachte mich der Mohnkuchen zum Frohlocken.
P.S. Vom gestrigen Ausflug zum Schwarzsee berichte ich morgen.

Mittwoch, 25. Januar 2017

Warm und kalt

Screenshot der Eispaläste-Homepage.
Heute gehts ins Freiburger Oberland. Bei Lichtena nah dem Schwarzsee präsentiert der Künstler Karl Neuhaus jedes Jahr seine Eispaläste. Seine gefrorenen Fantasiebauten. Der Tagi hat kürzlich einen kurzen Film aufgeschaltet, der eine Ahnung von der Stimmung gibt; am schönsten ist die Anlage demnach, wenn es dunkel und sie beleuchtet ist. Lustig ist dies: Das Eisland liegt nicht an der Kalten, sondern an der Warmen Sense.

Dienstag, 24. Januar 2017

Mit Coop auf die Alm

Hat Coop für seinen cope@home-Newsletter - eine Kooperation mit dem Geniessermagazin  "Gourmet At Home" - einen bayrischen Texter eingespannt? Jedenfalls gibt es keine bessere Methode, sich Schweizer Kunden zu entfremden, als die, eine Alp als "Alm" zu titulieren. Man ist als Schweizer gleich, neudeutsch gesagt, total abgetörnt.
Und da ich schon beim Schnöden bin: Obiger Text ist grundsätzlich grässlich. Der Schreiber oder die Schreiberin leidet offensichtlich unter einer mittelschweren Adjektivitis, die sich darin äussert, dass man krampfartig jedem Substantiv ein Adjektiv beistellen will.

Montag, 23. Januar 2017

Festival des Lichts (21./22. Januar 2017)

Gestern in Stein AR.
Samstag und Sonntag: ein zweitägiges Festival des Lichts. Die samstägliche Winterwanderung von Klosters nach Küblis habe ich hier schon rapportiert. Gestern kam ich wieder ins Helle: Familienbesuch im Appenzellerland - ich fühlte mich wie in einem Bilderbuch des Winters. Zmittag gab es im Ochsen in Stein, der Dorfbeiz. Wenn ich dort hocke, kommt die Kindheit zurück: Vis-à-vis am Dorfplatz wohnten die Grosseltern. Mein Grossvater ging gern - in den Finken - in den Ochsen jassen. Ich weiss noch, dass ich ihn einmal dort besuchte respektive besichtigte, ich schaute stumm, stören ging nicht. Gestern mischten sich Vergangenheit und Gegenwart, im Ochsen dachte ich immer wieder: Hockt der Grossvater wohl irgendwo hier in einer Nebenstube und jasst?

Sonntag, 22. Januar 2017

Ein Tag, der zählt

Unterhalb von Klosters Platz machte K. für uns den Engel.
Vorn die Landquart. Hinten die Sunnibergbrücke, die wir unterquerten.
Schneekristalle.
Glücksgefühle wallen auf in mir, wenn ich an gestern zurückdenke: die Sonne, die Weite des Prättigaus, die Schneekristalle, Essen, Gehen, Luft, Frische. In knapp 3 1/4 Gehstunden gelangten wir von Klosters Platz zum Bad Serneus (dazu bald ein eigener Eintrag), machten einen Abstecher nach Serneus hinauf, zogen nach Saas, assen dort im Restaurant Bahnhof, setzten fort nach Küblis. Die meiste Zeit gingen wir im Licht, umso aparter waren einzelne Passagen direkt an der Landquart im Schatten. Gefroren habe ich trotz Minustemperaturen keinen Moment, vielmehr fühlte ich mich durchwärmt. Es war ein toller Tag. Einer von denen, die zählen.
Serneus, der Kirchhof.

Samstag, 21. Januar 2017

Heute sehen wir die Prücke von ganz nah

Moritz Leuenberger.
(Wikicommons/ Schw. Eidgen'schaft)
Ich wusste gar nicht, wie die Autobrücke heisst, die man immer sieht, wenn man mit dem Zug von Küblis auf Klosters zufährt. Im Kopf habe ich bloss den etwas doofen Einweihungsvers von Moritz Leuenberger, der sich auf den Brückengötti Prinz Charles bezog: "Eine Prättigauer Prücke praucht einen Prinzen." Nun, jedenfalls heisst das Bauwerk, das bei starker seitlicher Krümmung das Tal überquert und 525 Meter lang ist, Sunnibergbrücke. Wer wissen will, weshalb die Brücke aus technischer Sicht bemerkenswert ist, findet die Erklärung hier. Heute werde ich die Sunnibergbrücke ganz neu sehen, aus einem völlig anderen Winkel, während wir von Klosters nach Serneus gehen. Ein Foto folgt.

Freitag, 20. Januar 2017

Jetzt twittern sie wieder

Für morgen plane ich eine Winterwanderung von Klosters nach Serneus und Küblis, alles schön der Landquart nach. Heute gehe ich auch: ins Büro. Um 6.30 setze ich mich dort in den Newsroom und betreue bzw. mitbetreue per Newsticker eine Aktion, die um 7 Uhr anläuft: Stadtpolizei Zürich sowie Schutz & Rettung Zürich wollen 24 Stunden lang live über ihre Einsätze twittern. Schon vor Jahren tat die Stadtpolizei das einmal, es war ein Grosserfolg, auf Facebook bildete sich für den einen Streifenwagen sogar eine Fangruppe. Mal schauen, wie es diesmal läuft. Ah ja, der Hashtag heisst: #SID24. Aber natürlich kann man auch die begleitende Tagi-Version verfolgen, die Dinge herauspickt. Einfach hier klicken.

Donnerstag, 19. Januar 2017

Die Toten von Tuggen

Kirchenarchäologie begeistert mich immer wieder. Nehmen wir die Pfarrkirche Tuggen, in der ich kürzlich war. St. Erhard ist ein Barockbau, das ist mir jeweils zu tortig und schwülstig, tendenziell; die Kirche entstand 1733 bis 1743. Interessanter sind die zwei von der Forschung dokumentierten Vorgängerbauten - ich fasse den Kunstführer zusammen, den ich mir vor Ort besorgte:
  • In romanischer Zeit, 10. bis 12. Jahrhundert, entstand an dieser Stelle eine Saalkirche, die später gotisiert wurde. 
  • Noch viel älter ist die erste Kirche Tuggens. Sie entstammt der späten Merowingerzeit um 700 und deckt sich teilweise mit dem Grundriss der heutigen Kirche; sie war bloss viel kleiner. Aus dieser Zeit fand man im Boden, den Blick nach Osten ausgerichtet, drei männliche Skelette. Es waren vornehme Alemannen, vermutlich die Kirchenstifter.  Die Toten hatten Waffen bei sich aus Eisen und Bronze mit Messing- und Silberverzierungen. Der Tote in der Mitte war am reichsten ausgestattet, er trug einen Spatha, also ein Langschwert, und einen Sax, also ein Kurzschwert. Der Spatha-Griff war mit Tierornamenten verziert.
Ist das nicht phantasiebefördernd? Ich finde, man könnte sich daran machen, diesen drei Alemannen Leben einzuhauchen und einen Roman über sie zu schreiben. Wer will ran?
St. Erhard ist nicht die erste Kirche an dieser Stelle.

Mittwoch, 18. Januar 2017

Am selbe Tag sei grad Sumart gsee

Die Anthologie
des Appenzeller Verlags.
"Ich wäre überall und nirgends", eine kürzlich erschienene Appenzeller Anthologie, versammelt - so heisst es im Untertitel - literarische Texte seit 1900 und ist eine Fundgrunde: Robert Walser, Hermann Hesse, Martin Walser, Fleur Jaeggy, Helen Meier und Dutzende anderer sind berücksichtigt. Und mitten drin hat es auch etwas von mir, was ich ehrenvoll finde, aber auch unverdient. Mein Beitrag stammt von der letzten Ausserrhoder Kulturlandsgemeinde in Stein AR. Damals trug ich drei Stein-Beschreibungen vor, die sich auf die drei Orte Stein im Ausserrhodischen, im Aargauischen und im Toggenburg bezogen. Nun wieder zum Buch als Ganzes: Ich mag es, darin zu stöbern und auf Sätze zu stossen wie diese - sie wurden 1942 geschrieben und heimeln mich sowohl durch ihren Klang an als auch durch ihre Lakonie, in der sich Humor verrät: "Min Namen isch Walter Nänny. I bi am 11. November 1889 als zeht vo älf Goofe gebore. Am selbe Tag sei grad Sumart gsee. De Vatter: Schuehmacher a de Schmetgass, d Mueter isch vom Rhintel choo."

Die Appenzeller Anthologie tourt mit ihren Herausgebern Rainer Stöckli und Peter Surber durch die Schweiz. Am nächsten Montag macht sie halt in Zürich in der Kassette, ich darf auch aufs Podium.

Dienstag, 17. Januar 2017

Heldentum am Uetliberg

Winter auf Zürichs Hausberg.
Wanderfreund Edwin hat mich auf eine super Sache hingewiesen. Es gibt im Internet eine Seite, auf der einer sämtliche Schleichpfade zum Uetliberg aufgelistet hat samt interaktiver Karte. Die steilen Hänge des Zürcher Hausbergs, muss man wissen, sind von solchen Pfaden durchsetzt; die einen sind bloss apart, die anderen zusätzlich gefährlich - die Bergrettung musste auch schon mit dem Heli kommen, um den einen oder anderen Abenteurer zu retten. Aber toll wäre das schon, im Frühling, wenn der Schnee weg ist, den "Kulmpfad Süd" hinaufzukraxeln, also in der Direttissima auf den Gipfel zuzuhalten, um oben vor den staunenden Touristen als letztes Hindernis heldenhaft den Zaun der Aussichtsterrasse zu nehmen.

Montag, 16. Januar 2017

Die Abtei zu Stein

Am 27. Dezember erzählte ich hier vom Buch, das ich zu Weihnachten bekommen hatte. "Mächtig geheim" von Iris Blum behandelt die Geschichte der Abtei Thelema im Dorf, in dem ich aufwuchs und wurzle, Stein AR. Gestern im Sonntagsdienst schrieb ich für den Tagi eine Besprechung des Buches respektive eine Nacherzählung des Inhaltes. Heute ist der Artikel in der Zeitung - und ich muss sagen, die Geschichte kommt mir nach wie vor ziemlich verrückt vor. Im Zentrum steht nach dem zweiten Weltkrieg der "Guru": Hermann Metzger aus Zürich, ein verkrachter Graphologe und diabolischer Dilettant, der es jahrzehntelang schafft, Frauen zu binden, auszunutzen, gegeneinander auszuspielen. Genau darum finde ich das Buch so gut, es hat etwas Beispielhaftes in der Schilderung, wie solche Grüppli, Sekten oder was auch immer funktionieren. Wer in unserer Gegenwart nach Stein reist, wird die Abteil übrigens nicht vorfinden, sie ging um die Jahrtausendwende endgültig ein. Heute ist im Haus Rose, damals Gasthaus und Gästehaus der Thelema, ein braver Kulturveranstalter eingemietet.

Sonntag, 15. Januar 2017

Züriregel Nr. 1

Oh Graus. Die Schlittler oben bei der Bergstation der Uetliberg-Bahn.
Aber auf dem Winterwanderweg ab Triemli wars schön ruhig.
Grummel, heut habe ich Sonntagsdienst bei der Zeitung. Und gestern hatte ich Pikett und war auf den Rayon Zürich beschränkt. Eigentlich wollte ich auch gar nicht wandern gehen. Aber dann meldete sich um halb zehn Ronja, die eine Handvoll Freunde zusammengetrommelt hatte. Ich ging auch mit. Auf den Uetliberg, vom Triemli aus. Weil es so chutete, dachte ich: Gute Sache, heute gehört der Uezgi uns allein. Das allerdings kann nur ein Nichtzürcher meinen. Die erste Züriregel lautet: Am Uezgi hat es immer Leute. Myriaden von Schlittlern waren unterwegs, Eltern, Quengelgofen, Kamikaze-Teenager. Nicht, dass uns das gross störte, der Winterwanderweg und der Schlittelweg zwischen Triemli und Uetliberg sind ja praktisch entflochten. Oben assen wir übrigens bei dem umstrittenen Herrn Fry im Uto Kulm sehr gut, nachdem wir festgestellt hatten, dass das Uto Staffel voll war. Das Zürigeschnetzelte, moll: unskandalös gut.

Samstag, 14. Januar 2017

Pied und foot sind nicht dasselbe

Napoleon auf dem Rückzug von Moskau.
(Gemälde von Adolph Northen, Wikicommons)
Eben las ich Simon Scarrows vierbändige "Revolution"-Romanreihe. Sie zeigt den Werdegang und letztlich die Konfrontation zweier mächtiger Männer: Napoleon steht auf der einen Seite, Arthur Wellesly, besser bekannt als Herzog von Wellington, auf der anderen; am Schluss kommt es zur Schlacht von Waterloo - Napoleons Desaster. Nebenbei informierte ich mich etwas über Napoleon und las, dass das mit seiner Kleinheit offenbar gar nicht stimmt. Die englische Zeitungspropaganda karikierte ihn gern als impertinenten Wicht. Von Napoleons Kammerdiener ist dessen Körpergrösse auf Französisch überliefert: "cinq pieds, deux pouces, trois lignes". Rechnet man das um, kommt man auf 1.68, was damals guter Durchschnitt war. Übersetzt man die französische Masseinheit "pied" allerdings auf Englisch, schrumpft der Diktator. Der englische "foot" ist kürzer, womit Napoleon bloss 1.58 mässe. Auch das mag bei der Entstehung der Idee vom kleinen Napoleon, der fanatisch weltgeschichtliche Grösse anstrebt, mitgespielt haben.

Freitag, 13. Januar 2017

Ulrike und ihr Bankcode

Schläft man hier gut? Das ist die Frage.
(Hapesoft/ Wikicommons)
Zermatt-Gornergrat, 3135 Meter über Meer, das Kulmhotel ist ein Trutzbau aus behauenem Stein mit zwei Observatoriums-Kuppeln. Gern würde ich mal dort oben übernachten, bisher war mir das nicht vergönnt. Dafür schlief meine Journalistenkollegin Ulrike Hark auf dem Berg - gestern las ich im Tagi amüsiert ihren Artikel, der sich unter Beigabe von Ironie um die Frage dreht, wie das ist mit dem eigenen Befinden in dieser Höhe. Man rätselt im Voraus: Wird man Kopfweh haben, unter den Tisch fallen, nachts statt schlafen ohnmächtig werden? "Noch schnell den Bankcode auf den Unterarm schreiben, man weiss ja nie, was nach einer Höhennacht vom Gedächtnis übrig bleibt", schreibt Ulrike kurz vor dem Zu-Bett-Gehen; hier geht es zu ihrem Bericht.

Donnerstag, 12. Januar 2017

Quentin und die Oriflamme

Oriflamme.
(Wikicommons/
Tomasz Steifer)
Als Bub mochte ich das Mantel-und-Degen-Genre. Filme und Bücher, in denen geritten und gefochten wurde und grosse Abenteuer sich ereigneten. Mein Liebling war die TV-Serie um Quentin Durward, den jungen schottischen Adels-Haudegen, der im Dienste des französischen Königs Ludwig XI. so manches erlebt. Dieser Tage nun habe ich in einem Anfall von Nostalgie die Romanvorlage gelesen, "Quentin Durward" von Walter Scott, dem schottischen Nationalschriftsteller aus dem 19. Jahrhundert. Einmal abgesehen davon, dass ich mich köstlich amüsierte ob der gestelzten, altertümlichen Sprache, lernte ich so einiges. Zum Beispiel habe ich mir drei neue Wörter einverleibt:
  • Die Oriflamme, also Goldflamme, ist die Kriegsfahne der französischen Könige im Mittelalter. Ihr Aussehen variiert, meist sieht man eine Sonne mit Flammen, manchmal auch Sterne.
  • Die Partisane ist eine Stosswaffe. Eine Art Lanze mit halbmondförmigen Klingen zu beiden Seiten der Spitze.
  • Der Zelter ist ein Pferd, das den ruhigen Zeltgang beherrscht, der den Reiter auf langen Strecken am wenigstens ermüdet. Insbesondere Frauen, aber auch Geistliche ritten auf Zeltern.

Mittwoch, 11. Januar 2017

Marinamonster

Baumästhetik eine halbe Stunde vor Tuggen.
Hässlich, oder? An der Marina von
Lachen stehen überall solche
Monsterblumentöpfe herum.
Die Sonne begleitete mich gestern vormittag, wurde dabei immer schwächer, bis sie schliesslich erlosch wie ein ausgehendes Öllämpchen. Meine Wanderung führte mich in knapp drei Stunden von Lachen hinab zur Marina, über die Chli Aa und die Wägitaler Aa zum Nuoler Ried, nach Nuolen und weiter via Pfaffenberg, Buebental, Bolenberg, Steg nach Tuggen. Der erste Teil war eine Flachwanderung, der zweite eine Höhenwanderung. In Tuggen besuchte ich wieder einmal die splendide Pfarrkirche und darin die heilige Kumera, über die ich auch schon berichtet habe; es handelt sich um eine Frau mit Bart.

Tuggen lag bekanntlich einst an einem See, dem Tuggenersee, der sich an den Obersee anschloss, durch die wilde Linth aber abgetrennt und mit Geschiebe gefüllt wurde, so dass er verlandete und um 1500 verschwand. Im Kunstführer, den ich in der Kirche kaufte, steht die passende Deutung des Ortsnamens: Tuggen dürfte auf die keltische Variante des Lateinischen "ducere" gleich "führen" zurückgehen. Geführt im Sinn von gezogen wurden Schiffe, und zwar durch den Tuggenersee und die noch unkanalisierte Alte Linth. Das hätte ich gern gesehen.
Das Nuoler Ried ist schön unverbaut. Rechts markant dunkel der Buechberg.

Dienstag, 10. Januar 2017

Anneli und der Heiland

Die Linthbordkapelle kommt in Sicht. Links der Buechberg.
Nach Tuggen, unterwegs zur Grinau, passierten wir am Samstagnachmittag die Linthbordkapelle, natürlich schauten wir sie uns an. Acht Wandgemälde, darunter Verse, erzählen im Inneren die Geschichte des Linthbord-Anneli. Die junge Frau aus Uznach hat zwei gelähmte Füsse. Sie macht sich auf nach Einsiedeln, um dort die Muttergottes um Beistand zu bitten. Genauer gesagt, sie kriecht los. In der Gegend der Kapelle begegnet ihr der Heiland und heilt sie. Ich erzähle das in aller Kürze, weil jemand anders verdienstvollerweise im Internet die Wandgemälde zeigt und auch die Verse wiedergibt. Hier nur die Schlussstrophe:
"Gen Einsiedeln ich komme an,
Hab' dort verkündet jedermann
Das Wunder, so mir Gott der Herr
Erwiesen hat zu seiner Ehr."

Montag, 9. Januar 2017

Die alte Grenze bei der Grinau

Samstag bei zwei Grad unter Null oder so: Grinau, Turm und Restaurant.
Grinau und Linthkanal, Rückblick.
Seufz, schon wieder etwas Schönes vorbei. Am Samstag wanderten wir bei grimmiger Kälte von Tuggen zur Grinau, zur Einmündung des Aabaches in den Obersee, schliesslich nach Schmerikon, wo wir im Bad am See Fisch vom Feinsten assen, zweierlei Felchen; es war das Weihnachts-Essen meines Grüppchens. Ich fand die Unternehmung im schwindenden Samstagnachmittagslicht stimmungsvoll, auch kehrte ich das erste Mal in der Grinau ein. Dort erinnert am Linthkanal ein gewaltiger Schlossturm daran, dass dies eine alte Grenze ist. Mehrmals bekriegten sich bei der Grinau Heere und Soldaten, 1799 zum Beispiel stiessen Napoleons Truppen an der Brücke auf die kaiserlichen Österreicher. Als wir bei der Grinau waren, herrschte aber friedliche Stimmung. In der altmodischen und genau darum gemütlichen Gaststube tranken wir Tee-Rum, Kafi Chrüter und dergleichen, und ich dachte, dass es in dem Gemäuer gegenüber ein Schlossgespenst geben muss.
In Schmerikon. Rechts der Bildmitte bewaldet am Horizont der Etzel.

Sonntag, 8. Januar 2017

Kuhnagel ohne Kuh

Die Wärmekamera zeigt es: kalte Fingerspitzen.
Brrr. Das sind kalte Tage. Da ist in meinem Blog doch wohl ein Kältethema angebracht. Kürzlich las ich auf Facebook das Wort "Kuhnagel", es ging ums Eisklettern und dass man sich dabei schmerzende Fingerspitzen holt. Den Kuhnagel eben oder auch Chunagel, Unagel, Unigler, Hornagel, Hurnagel, Hurnigel. Ich schlug nach, was es mit dem Wort auf sich hat; beim Idiotikon wurde ich fündig.

Einfacher erklärt ist der hintere Teil des Ausdrucks, der soviel wie "spitz" heisst. Die Ägerschte, die Elster, ist die mit dem spitzen Schwanz, der Egli der mit der spitzen Rückenflosse, es gibt die Egge und die Ecke. Mit dem Nagel hat das alles nichts zu tun, das N ist vermutlich bloss ein Bindekonsonant. Dafür ist "agel" verwandet mit Französisch "aigu" gleich "scharf" und "spitz".

Zum vorderen Teil des Wortes gibt es nur Hypothesen. Zum Beispiel:
  • Eventuell versteckt sich in der "Kuh" "kühn" gleich scharf, schneidend, aber das ist eher spekulativ. 
  • Oder aber es tarnt sich in der "Kuh" eine Silbe "Un-", die etwas verstärkt, wie wenn man "u-gross" sagt für "sehr gross".  Un-agel gleich "sehr spitz".

Samstag, 7. Januar 2017

Hui, kalt

Da kommen wir heute durch: Schloss Grinau am Linthkanal.
Eben war ich unten beim Briefkasten, die Zeitung holen; die anderthalb Meter im Freien reichten, Arktis-Fantasien zu wecken, das waren zehn Grad unter Null oder so. Nun, bis Mittag sollte das Thermometer ein wenig freundlichere Werte anzeigen. Dann machen wir, das Fähnlein Fieselschweif, uns auf zu einer Wanderung am Oberteil des Zürichsees. Sie wird uns nach Schmerikon ins Bad am See führen, dort ist reserviert für zehn oder so Leute, es wird Fisch geben, zweierlei Felchen. Ich freue mich sehr, das Essen ist jedenfalls Reiz genug, uns durch die Kälte zu kämpfen. Ah ja, fast hätte ich dies vergessen: Es handelt sich um unser etwas verspätetes Weihnachtsessen.

Freitag, 6. Januar 2017

Autohundewäsche

Kombiniertes Gewerbe liegt im Trend, zum Beispiel das Neben- und Miteinander von Schuhladen und Café. Was ich indes vorgestern - in Mellingen AG (hinten rechts der Zeitturm) - das erste Mal sah: eine Autowasch-Anlage, die mit einer Hundewasch-Anlage gekoppelt ist. Aber warum auch nicht: Wenn du heimfährst, ist der Wagen gewachst und der Hund mit Flohmittel geduscht, und beide riechen wie neu.

Donnerstag, 5. Januar 2017

Meiengrün in Weiss

Auf dem Meiengrün. Rechts die Wirtschaft. Den Turm bestieg ich nicht. 
Gestern stieg ich von Mägenwil aufs Meiengrün, den wichtigsten Aussichtspunkt im unteren Freiamt. In der Wirtschaft, die sich mit ai schreibt, "Maiengrün", trank ich einen Pfefferminztee. Den Aussichtsturm ersparte ich mir, zu klamm. Nach der Einkehr stieg ich wieder ab und gelangte via Roostboden und Igelweid nach Mellingen. Von dort fuhr ich heim. Zwei Stunden Gehzeit hatte die Route verlangt und mir viel gegeben: frisch verschneiten Wald. Fernsicht Richtung Alpenkamm. Und das historische Städtchen Mellingen am Schluss mit der unbeirrt ihrem Ende entgegenströmenden Reuss. Eine, wie man hierzulande so schön sagt, zufriedene Sache war das gestern. Und zu schneien begann es erst, als ich zuhause war.
Ankunft in Mellingen AG. Der Zeitturm gilt als Mellingens Wahrzeichen.

Mittwoch, 4. Januar 2017

Unsere Vegis

Von diesem Screenshot weiss ich nicht mehr, welchem Restaurant er zugehört. Spielt auch keine Rolle. Es geht um etwas Allgemeines, nämlich die Tendenz der Gastronomie, die Vegetarier ein wenig herablassend zu behandeln. Wie Kinder. Daher doch wohl der Speisekarten-Slogan "Für unsere Vegis". Das klingt wie: "für die lieben Kleinen".

Dienstag, 3. Januar 2017

Schnaibel auf der Insel

Schöner Zürcher Herrgottswinkel: die Rheinau.
Gute Sache, gute Neuigkeit just auf Jahresbeginn: Die Klosterinsel Rheinau, Kanton Zürich, hat per sofort wieder ein Restaurant. Es heisst Augarten und wird vom Spitzenkoch Peter Schnaibel betrieben, der zuvor zum Beispiel in der Blauen Ente in Zürich wirtete oder auch im Taggenberg in Winterthur. Schnaibel war Sternekoch und hielt 17 Gault-Millau-Punkte, sagt aber über sein neues Projekt: "Ich will keine öffentliche Beurteilung mehr mit Punkten und Sternen." Hübsches Detail: Im neuen Restaurant wird auch Bier gebraut. Man muss da bald mal hin, testen, das Feste und das Flüssige.

PS: Heute morgen um 4 Uhr 30 erwacht, ein typisches Wintergeräusch, vor meinem Fenster schaufelte der Hauswart Schnee. Nun also doch.