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Montag, 31. August 2015

Ich geriet in ein Dorffest

Gestern, Fällanden, das Sommerfest mit Blasmusik.
Gestern wanderte ich hübsch. Ich hatte mir eigentlich einen ruhigen Tag zuhause machen wollen, doch gegen neun Uhr morgens wurde mir langweilig. Exakt vier Stunden dauerte die Rundroute ab meiner Haustür: Zollikerberg - Sennhof - Ebmatingen - Stuhlen - Rohr/Greifensee - Fällanden - Fällander Tobel - Pfaffhausen - Witikon - Trichtenhausen - Zollikerberg. Ich mag das Gefühl, ohne grossen Plan oder fixes Ziel zu laufen. Und ich bin immer wieder erfreut, was mir begegnet. In diesem Fall war es das Sommerfest Fällanden, an das ich zufällig geriet. Ich nahm im Festzelt Platz, ass ein Masaman Curry vom örtlichen Curryrestaurant Bababobo; es war gut, wenn bloss die Assoziation zu DJ Bobo nicht gewesen wäre! Die Blasmusik blies nach Kräften, ich schwitzte, trank ein Quöllfrisch, schwitzte noch mehr, klatsche brav mit, als es um die Zugabe ging; die Musiker schwitzten auch. Hernach entdeckte ich das Fällander Tobel, von dessen Existenz ich nicht gewusst hatte. Und schliesslich gab es einen Glacehalt im Restaurant Fleisch am Chnoche in meinem heimischen Zollikerberg. Eine gelungene Tour, fürwahr! Auch wenn ich ein wenig den Aletschgletscher vermisste, den ich die drei Tage zuvor genossen hatte.

Sonntag, 30. August 2015

Vom Eisstrom ins Tollhaus

Der Aletschgletscher, gesehen von unterhalb des Bettmerhorns.
Darmspiegelung? Nein. Wir sind im Tälligrat-Tunnel.
So, ich bin wieder zuhause. Das mental strengste Stück der Aletsch-Unternehmung von Donnerstag bis Samstag war ganz am Schluss, gestern abend, die Durchquerung des Street-Parade-Nachszenarios am Bahnhof Stadelhofen in Zürich. Meine Forchbahn fuhr dort nicht, auf den Schienen hockten und lagen Leute, der Abfall türmte sich, ich musste zum Hegibachplatz laufen, erst dort konnte die Bahn halten und laden. So what. Die drei Tage im Wallis waren wunderbar gewesen. Gestern machten wir eine Wanderung, die gar nicht lang war, gut vier Stunden. Aber ungeheuer abwechslungsreich war sie. Wir starteten bei der Bergstation des Schönbiel-Sesselliftes auf der Bettmeralp, gingen zur Fiescheralp, hielten hinauf ins Obere Tälli, nahmen den Tunnel durch den Tälligrat, kamen zum Märjelensee. Da war er wieder, der Aletschgletscher. Nach der Rast samt jeder Menge gebannten Betrachtens ging es auf einem grossartigen Höhenweg zum Bettmerhorn hinauf. Unten auf der Bettmeralp war dann noch Zeit fürs Essen im Restaurant Alpfrieden - sehr gut! Und fürs Shopping; ich kaufte mir ein Roggenbrot und eine scharfe Knoblauchwurst. Und alsbald ging es Richtung Tollhaus Zürich.
Der Bergweg Märjelensee-Bettmerhorn. Viel Volk war auf ihm unterwegs.

Samstag, 29. August 2015

Als die Bettmeralp eine Alp war

Gestern bei grandiosem Wetter eine knapp fünfstündige Route: Bettmeralp - Riederalp - Riederfurka - Silbersand - Kalkofen - Chatzulecher - Biel - Bettmersee - Bettmeralp. So aus der Nähe wirkte der Aletschgletscher, grösster Eisstrom der Alpen, ziemlich zerquält und zerfurcht mit schmutzigen Seiten- und Mittelmoränen. Wieder zurück, schaute ich mir auf der Bettmeralp deren letzte, erinnerungshalber konservierte Alphütte an. Bis Mitte der 1950er-Jahre war die Bettmeralp, was ihr Name besagt: die Alp des Dorfes Betten. Kein Mensch lebte im Winter auf ihr. Es muss eine andere Welt gewesen sein. P.S. Heute geht es zum Märjelensee. Und abends wieder heim.

Freitag, 28. August 2015

Majestät Eis

Gestern Mittag um 11 Uhr 33 war es soweit. Von der Aussichts-Plattform am Bettmerhorn erblickte ich den Aletschgletscher. Das war ergreifend. Ob er wesentlich kleiner ist als vor Jahren, als ich ihn das letzte Mal sah, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Auf einer Tafel las ich: Würde man ihn abtauen, könnte man die ganze Erdbevölkerung über sechs Jahre täglich mit einem Liter Wasser versorgen. 27 Milliarden Tonnen wiegt er. Heute wollen wir Majestät Eis wandernd eine Visite abstatten.

Donnerstag, 27. August 2015

Wie er wohl aussieht?

Der Aletschgletscher vom Bettmerhorn aus.
(Pick 83/ Wikicommons)
Heute geht es ins Aletschgebiet. Auf die Bettmeralp genauer gesagt. Ich bin gespannt auf den Aletschgletscher, Freunde sagen mir, dieser sei in letzter Zeit ein jämmerlicher Anblick, wegen der Gletscherschmelze. In ein paar Stunden weiss ich mehr. Mit meinem Grüpplein will ich in den zwei nächsten Tagen zwei mittelstrenge Routen laufen, natürlich gehören zu den Orten, die wir erwandern wollen, die Riederfurgga, der Aletschwald, der Märjelensee und das Bettmerhorn. Die Musts halt. Mehr demnächst in diesem bewegten Blog.

P.S. Gestern war in meiner Zeitung ein schöner langer Artikel über Willy Kobler, der in den Ruhestand tritt. 41 Jahre lang war er Wetterwart auf dem Säntis.

Mittwoch, 26. August 2015

Pater Placidus und das Rheinwaldhorn

Pater Placidus, Monument der Surselva.
(Wikicommons)
Gerade lese ich "Der Bischof als Druide - Berichte aus Graubünden", ein Büchlein aus dem Verlag Desertina* mit vergnüglichen kleinen Bündner Stoffen. Autor Peter Egloff erzählt zum Beispiel in prägnanter Kürze die Lebensgeschichte des Truner Paters Placidus a Spescha, 1752 bis 1833, eines Universalgelehrten und Freigeistes, "Skandalon und Schreckenskind seiner Talschaft" - gemeint ist die Surselva. Pater Placidus war ein Anhänger der französischen Revolution, also auch der Freiheit der Gedanken und der Rede, und liess sich vom Fürstabt zu Disentis nie den Mund verbieten. Er frohlockte, als Napoleon den Kirchenstaat auflöste. Und er forderte die Aufhebung des Zölibats für alle Weltpriester: "Sind die Priester nicht, wie Ihr, mit Fleisch und Blut zusammengesetzt, sind sie nicht mit dem nämlichen Feuer angeflammt und umgeben?"  Ausserdem war dieser Pater ein Frühalpinist; er betete sein Brevier, wie Egloff sagt, lieber auf dem Gipfel eines Dreitausenders als im Klostergarten. 1789 bestieg er als erster das Rheinwaldhorn und 1793 den Oberalpstock. Was für ein Kleriker.

* "Desertina", Einöde, ist die ursprüngliche Namensform von Disentis.

Dienstag, 25. August 2015

Blasloch

Höhlenreich: die Silberen, die aus Kalk gebaut ist.
Eben berichtete ich über die Wanderung auf die Silberen, die verkarstete Bergkuppe hoch über dem Pragelpass. In diesem Zusammenhang las ich, dass es auch ein Silberensystem gibt, eine zusammenhängende Abfolge mehrerer Höhlen im Gebiet, deren Gesamtlänge an die 40 Kilometer beträgt. Von der einen Höhle zur anderen kommt man in der Regel nur tauchend, die Siphons sind mit Wasser gefüllt. Ob es eine Verbindung zum nahen Hölloch gibt, dem anderen, weit berühmteren System, ist unklar. Interessant ein Artikel über die Silberen und das Bödmerengebiet diesen April im Boten der Urschweiz; das begleitende Foto zeigt ein kreisrundes dunkles Loch im Schnee. Ein sogenanntes Blasloch. Die Höhlenluft ist wärmer als die Luft im Freien und vermag an manchen Orten die Schneedecke dauerhaft zu durchbohren. Höhlenforscher entdeckten aufgrund der Blaslöcher schon unbekannte Höhleneingänge.

Montag, 24. August 2015

Sind Sie ein Schwindler?

Bekannter Schwindelberg im Kanton Schwyz: der Grosse Mythen.
Stefan von Bergen, mein einstiger Kollege und Wanderfreund bis heute, hat in der Berner Zeitung einen ausführlichen und klugen Artikel über Höhenangst und Schwindelgefühle beim Wandern publiziert. Hier integral ihn zusammenfassen mag ich nicht, man lese selber. Immerhin dies: Ein Problem von Leuten, denen in den Bergen bisweilen schwindlig wird, ist, dass weder die Wanderkarten noch die Kategorisierung der Wege in die drei Farben gelb, rot, blau ihnen helfen; zuhause eine unheikle Route planen ist nicht möglich. Leute mit Höhenangst wären mit der feineren Skala des SAC von T1 bis T6 besser bedient; sie können davon ausgehen, dass T2 für sie geht, T3 hingegen Probleme birgt. Bloss ist bei den Schweizer Wanderwegen das Geld nicht vorhanden, die 24 000 Kilometer hiesiger Bergwege entsprechend einzuteilen. Und nun noch eine Zahl: Gemäss einer europaweiten Studie leiden rund 6.4 Prozent der Bevölkerung an Höhenangst. Gemeint ist die krankhafte Form, die auch den Alltag erschwert. Wie es mit der sanfteren, bloss im Gebirge auftretenden Form des Problems steht - dazu gibt es keine Zahlen.

P.S. Leute mit Höhenangst und Schwindelanfälligkeit bilden keine klare Risikogruppe. Eine solche sind hingegen Leute ab 60 Jahren, vor allem Männer. 230 der 480 tödlich verunfallten Wanderer waren in den letzten zehn Jahren über 60 Jahre alt. Und es waren weitgehend Männer. Huch.

Sonntag, 23. August 2015

Widmer ist zerschlagen

Gestern auf der Silberen, 2314 Meter über Meer, Kanton Schwyz.
Der Alpeli-Senn mit deutschen Wanderern.
Bin ziemlich zerschlagen von gestern; bevor ich dazu etwas sage, hier die Route: Pragelpasshöhe - Chalberloch - Charenalp - Ruch Tritt - Twärenen - Silberen, Gipfel - Ochsenstrich - Rampferenstöckli - Butzen - Biet - Alpeli - Ober Gampel - Unter Gampel - Richisau, Bus. 946 Meter aufwärts, 1402 abwärts, 5 Stunden 45 Minuten. Und genau in dieser Zeitangabe, die das Schweiz-Mobil-Tool liefert, steckt der Wurm. Wir brauchten gut zwei Stunden länger und sind dabei doch ziemlich speditive, ausdauernde, erprobte Bergwanderer. Das Gelände der Silberen ist brutal zerklüftet, die Alpweiden sind von Kalkflächen durchsetzt, die wiederum vom Wasser zerfressen sind: überall tiefe Spalten und Löcher. Ganz oben geht man dann nur auf Kalk. Viel fordernder als der Abstieg von der Silberen nach Butzen war dann der zweite Abstieg vom Alpeli zur Pragelstrasse kurz vor der Richisau. 600 Höhenmeter sind viel, wenn das Terrain morastig ist, dass die Schuhe drin bis zu den Knöcheln versumpfen; wenn der Kalk nicht abgetrocknet und daher so glitschig wie Schmierseife ist; wenn manche Tritte fast einen Meter hoch sind oder der Fuss auf uneinsehbarem, weil verkrautetem Boden aufsetzen muss, Schritt für Schritt. Unten waren wir erschöpft, schafften es knapp (fünf Minuten noch) auf den letzten Bus hinab nach Glarus - und um es mit Peter zu sagen, unserem Alpinisten: "Das war härter als fast jede Bergtour." Schön war die Route auch, sogar in gesteigertem Masse; die Kalkwüste der Silberen ist ein Spektakel. Lustig die Einkehr beim Alpeli-Senn. Er duzt jeden, schafft gleich ein Mutschli zum Probieren heran, hat draussen auf dem Gästetisch einen Strauss aus extrem giftigem blauem Eisenhut. Und rund um die Hütte darf das Dutzend Sauen rennen und sich suhlen, soviel es will; die Grunzerchen sind frei. Das gefiel uns sehr.
Die Alpeli-Sauen dürfen machen, was sie wollen, da ist weder Gehege noch Hag.

Samstag, 22. August 2015

Die erste Herbstwanderung

Seit gestern ist Herbst. Drei Belege kann ich anführen. Erstens waberte gestern Nebel, als ich aus dem Haus ging. Zweitens liegen schon Laubblätter auf den Trottoirs. Drittens hat der Coop wieder diese unglaublich feinen Vermicelles-Joghurts (danke für den Hinweis, M!). Und damit zu heute: Wie schon angetönt, wollen wir auf die Silberen steigen, die Schrattenkalk-Fläche im Kanton Schwyz. Geplant ist eine sechsstündige Variante ab dem Pragelpass. Wie wir dort hinauf kommen? Ich habe ein Taxi reserviert, das uns von Muotathal in die Höhe tragen wird, und zwar, passenderweise, bei der Pragel-Garage. Heim geht es dann per Postauto von der Richisau via Glarus. So, nun bin ich freudig gespannt auf unsere erste Herbstwanderung im 2015.

Freitag, 21. August 2015

Bierdosenwindrädli

Ein Schnappschuss aus dem Tessin. Im Abstieg von der Bassa di Nara nach Acquarossa im Bleniotal passierten wir kürzlich ein Haus, auf dessen Geländer Bierdosen gepflanzt waren. Der Besitzer hatte die Bierdosen mit dem Messer bearbeitet, Teile des Blechs ausgeklappt und so Flügel geschaffen, die nun den Wind einfingen - die Dosen drehten sich in wildem Tempo. Eine hübsche Idee, oder?

P.S. Ich freue mich schon auf morgen. Es geht vom Pragelpass aus über und auf die Silberen, den Schrattenkalkberg. Steinwüste, wir kommen.

Donnerstag, 20. August 2015

Alemannenhöhle und deutsche Lastwagen

Der Hochwacht-Turm über Wildensbuch.
Die Alemannenhöhle.
Gestern Mittwoch war Wandertag in Trüllikon im Zürcher Weinland, wo ich mich als Journalist ein paar Tage aufhalte. Es kamen auf die Wanderung, die drei Stunden dauerte und die drei Dörfer Trüllikon, Wildensbuch und Rudolfingen verknüpfte, an die 40 Leute mit, was mich sehr freute; ich hatte in der Zeitung aufgerufen, dass man mich doch bitte begleiten solle. Ein Bericht über Stimmung, Route und Menschen folgt morgen im Tagi, hier nur diese zwei Höhepunkte:
  • Auf der Kantonsgrenze Zürich-Thurgau kamen wir bei Wildensbuch zum Turm von 2009, der dort steht, wo einst im Ancien Régime eine Hochwacht platziert war. Er machte mir Eindruck durch seine Bauweise, ein Koloss von 100 Tonnen, 37 Meter hoch, die tragenden Stützen aus Douglasien, der innere Treppenkörper abgeschirmt vom Pfeilermantel, so dass keine Schwindelgefühle aufkommen können. Oben sah man herrlich die Vulkankegelchen im Hegau.
  • Ganz nah bei der Hochwacht gibt es auf Thurgauer Boden eine Höhle namens Alemannenhöhle. Eigentlich ein kreuzfalscher Name, denn die Menschen, die den Unterschlupf in der Nagelfluh nutzten, waren keine Alemannen, also Germanen zur Zeit der Völkerwanderung oder später. Vielmehr lagerten in der Höhle Jäger und Sammler seit der Mittelsteinzeit um 8500 vor Christus. Dies belegen über 50 Funde: Knochen, Zähne, Feuersteinobjekte und so weiter.
Soweit der gestrige Wandertag, ein Bericht in der Zeitung folgt morgen. Heute erzähle ich im Tagi, wie mich in Trüllikon am Dienstag Zürcher Freunde besuchten. Und wie der Gemeindepräsident in meinem Hotel vorbeischaute, der pensionierte Linienpilot Thomas Gmür. Mit ihm sprach ich über das grösste Problem des Dorfes, nämlich die nervigen deutschen Lastwagen.

Mittwoch, 19. August 2015

Die Drei-Dörfer-Tour

Zu diesem Turm
soll es heut gehen.
(Wikicommons/
Peter Christener)
Heute wird gewandert, und zwar in und um Trüllikon. Ich habe in der Zeitung gestern aufgerufen, dass man mich begleitet - falls jemand, der dies liest, auch Lust hat: Start ist um neun beim Volg in Trüllikon. Der Plan ist, die drei Dörfer der politischen Gemeinde Trüllikon zu Fuss zu verknüpfen, Trüllikon, Wildensbuch und Rudolfingen. Zwei bis drei Stunden wird das dauern. In Wildensbuch wollen wir den noch neuen Hochwacht-Turm besteigen, der exakt auf der Grenze der Kantone Zürich und Thurgau steht. Ich freue mich sehr.

In der Zeitung gibts heute den Bericht, wie sich die ersten Stunden in dem 600-Menschen-Dorf Trüllikon anfühlten; ich weile dort für unsere Sommerserie. Der Beginn war einsam. Ich traf dann aber Michael Kohler, der mit dem Töff dreieinhalb Jahre um die Welt fuhr und seither ein Wiedereingliederungs-Problem hat. Weltreisen haben ihre Tücken. So, nun packe ich mein Rucksäckli.


Dienstag, 18. August 2015

Ein Winzer namens Schenk

Ich schreibe diesen Eintrag im Hotel in Trüllikon, einem Dorf im Zürcher Weinland, aus dem ich eine Woche lang berichten will. Heute steht in der Zeitung mein Artikel über die Hauptsache dieser Gegend. Den Wein eben. Ich traf den Winzer Rolf Schenk, der auch Präsident des Branchenverbands Zürcher Wein ist. Wir gingen durch seine Reben, und ich erfuhr so manches. Etwa:
Rolf Schenk, Winzer in Rudolfingen, Gemeinde Trüllikon.
  • Das Weinland ist enorm klimabegünstigt, es liegt im Regenschatten des Schwarzwaldes; dort regnet es, hernach nehmen die Wolken, die gegen die Ostschweiz und Zürich ziehen, erst allmählich wieder Fahrt auf. Über dem Weinland sind sie harmlose Gebilde, die sich noch aufbauen müssen.
  • An der Traube lässt sich der Klimawandel nachweisen. In einer Messreihe wurden über 35 Jahre hinweg verschiedene Zeitpunkte des Rebjahres aufgezeichnet: erste Verfärbung der Traube, Ende der Blüte und so weiter. Fazit: Heute passiert alles gut drei Wochen früher. Auch der Wümmet.
  • Grösster Feinde der Traube, vor allem der roten, ist die Kirschessigfliege, die Drosophila Suzukii, die aus Asien einwanderte, vermutlich mit den Fruchtimporten irgendeines Grossverteilers. Sie bohrt Trauben an und legt ihre Eier ab, aus denen Maden schlüpfen. Diese ruinierten schon so manche Ernte.

Montag, 17. August 2015

Die Physik des Minigolfs

Was wir im Dolder für sieben Franken Eintritt bekamen.
Gestern vor einer Woche waren wir minigolfen, in der Anlage beim Dolderbad in Zürich. Das machte Spass, auch wenn ich desaströs abschnitt. Heute nun steht in der Zeitung mein Artikel über Minigolf. Ich traf einen Schweizer Topspieler und liess mir von ihm ein wenig zeigen, wie man es richtig macht: zum Beispiel muss man beim Schlagen eine Wiegebewegung der Arme und Schultern vollziehen, während der Rest des Körpers gar nichts tut. Ja nicht das Becken bewegen! Und "schlagen" ist eigentlich falsch; wie mir Roland Schnyder darlegte, muss man "dem Ball Führung geben". A propos Ball: Schnyder, der zum Termin auf der Klubanlage Eselriet in Effretikon mit einem Riesenkoffer anrückte, besitzt gut 2000 Bälle, die sich ganz verschieden verhalten. Mehr über die Physik des Minigolfs heute im Tages-Anzeiger.

P.S. Und hier noch - siehe Eintrag von gestern - mein erster Trülliker Artikel.

Sonntag, 16. August 2015

Trüllikon, ich komme

Trüllikons Kirchturm. Riegelbauten dominieren ansonsten das Ortsbild.
Morgen packe ich mein Köfferli und fahre für ein paar Tage nach Trüllikon im Zürcher Weinland. Der Tagi hat nämlich eine Sommerserie "Mein Ferienprojekt". Jeder der Autoren, die mitmachen, absolviert eine Woche, in der er eben ein Projekt vorantreibt: Eine Kollegin bemühte sich, ihre Höhenangst loszuwerden, ein Kollege half eine Sau schlachten und erlernte das Wursten. Mein Projekt ist es, ein Trülliker zu werden - daher der Auszug ins Weinland. Unstreng wird das nicht, denn immerhin gilt es, sechs Tage hintereinander einen grossen Artikel zu schreiben. Meinen ersten gibt es morgen, darin kann man lesen, wie ich auf Trüllikon kam. Die Fotos mache ich übrigens selber, allerdings nicht mit meiner geliebten Kamera, sondern per Smartphone-Nostalgie-App Hipstamatic. Trüllikon, ich komme.

Samstag, 15. August 2015

Güner Lückli? Nie gehört!

Des öftern schon habe ich festgestellt, dass eine Wanderung die nächste hervorbringt. Als ich diese Woche den Tomülpass überquert hatte, also vom Turrahus bei Thalkirch nach Vals gegangen war, genehmigte ich mir einen Coupe Dänemark. Dazu studierte ich die Karte - und stellte fest: Es gibt neben dem Tomülpass weiter nördlich einen zweiten Übergang aus dem Safiental ins Valsertal. Das Güner Lückli (nie zuvor gehört) führt von der Rinmatta bei Safien-Platz hinüber nach Duvin, man braucht als Wanderer für die Route sechs Stunden und absolviert dabei auf- und abwärts je gut 1200 Höhemmeter. Sogar einen Wikipedia-Eintrag hat der Pass. Das Lückli ist, lese ich staunend, Teil einer alten Säumerroute vom Vorderrhein nach Chiavenna. Hatte man es geschafft, kam als nächstes der Safierberg und dann der Splügen, und schon war man in Italien. Säumer veranschlagten für die drei Pässe 17 Stunden.

Freitag, 14. August 2015

Der Tomülpass - und ein Stossgebet

Der Riedboden - so eine Ebene mit Schlängelbach könnte ich stundenlang anschauen.
Die Hütten der Alp Tomül auf der Valser Seite des Passes.
Gestern ging ich vom Turrahus zuhinterst im Safiental nach Vals. Der Tomülpass also. Sie nenne ihn insgeheim "Atommüllpass", hatte Blogleserin und Facebookfreundin M. mir mitgegeben; so könne sie sich den Namen merken. Die Wanderung (4 1/2 Stunden, 750 Meter aufwärts, 1090 abwärts) war dann ausnehmend schön. Vor allem nach dem Pass auf der Valser Seite. Mich begeisterte der Riedboden mit dem mäandernden Bach, aber auch der bolzengrad in die Tiefe stechende Abkürzungspfad später und der Anblick von Vals von hoch oben. Als ich im Ziel einlief, formulierte ich stumm ein Stossgebet: "Herr, mach, dass dieses herrliche Dorf so bleibt und nicht mit einem absurden 380-Meter-Hotelturm verschandelt wird, dem die Superreichen per Helikopter zustreben!" Im Café Peng beschloss ich dann die Unternehmung mit einem gewaltigen Coupe Dänemark.
Blick von oben auf Vals, so wie ich es liebe.

Donnerstag, 13. August 2015

Tomülpass statt Bunderchrinde

Da komme ich vorbei: Alp Tomül. (Wikicommons/Mgloor)
Am Wochenende kann ich nicht gross wandern, ich habe Dienst bei der Zeitung. Daher will ich mich heute schadlos halten. Ursprünglich geplant war der Übergang Bunderchrinde zwischen Kandersteg und Adelboden. Doch weil aus Westen eine Gewitterfront naht, habe ich mich nun für das Bündnerland entschieden - und für einen deutlich leichteren Pass, der auf beiden Seiten mit Alphütten dotiert ist. Ich mache den Tomülpass aus dem hinteren Safiental nach Vals, 2412 Meter über Meer, und hoffe, Blitz und Donner halten sich fern, bis ich in Vals-Platz einlaufe.

Mittwoch, 12. August 2015

Lüttins Klangwelt

Oliver Lüttin in seinem Atelier vor einem mit Saiten bespannten Baumstamm.
Aparter Gartensitzplatz.
Wer wandert, trifft interessante Leute. Als wir am Samstag vom Wolfensberg Richtung Degersheim SG abstiegen, sahen wir ein Haus mit zwei turmhohen Baumstämmen, entrindet samt den Ästen. Beim Näherkommen war da ein Mann. Der Besitzer. Er erzählte uns, das seien Sequoias, und lud uns auf sein Grundstück ein. Der Baumkünstler und Musiker Oliver Lüttin hat sich eine eigene Welt geschaffen - er bekam dabei freilich Ärger mit den Behörden. Die zwei Bäume sollten über Wendeltreppen besteigbar sein, doch das wurde ihm verboten. Den einen betraten wir durch eine Art Hobbittür, im Innern gibt es einen kleinen Raum mit einem Buddha. Später zeigte uns Lüttin seine Werkstatt, in der er die faszinierendsten Instrumente fertigt: Didgeridoos, die aussehen wie kleine Alphörner; whirlpool-grosse, mit Kuhfell bespannte Trommeln; einen Baumstamm mit Saiten, der sich anhört wie ein Hackbrett; ein Hammerklavier mit ebenfalls einem Baustamm als Klangkörper. Auch ein Muschelhorn lag da, das Lüttin für uns blies. Er sagte, seine Frau sei Thailänderin, er mache auf dem Areal Gruppenführungen, sie koche für die Gäste. Und im Herbst werde er am Klangfestival Arbonale in Arbon auftreten.
Das Haus mit den zwei Sequoias.

Dienstag, 11. August 2015

Das Duo von Chiasso

Im Bahnhof Chiasso begegnet der Ankommende als erstes diesen beiden Frauen. Die Skulptur heisst "Italia e Svizzera", wurde 1933 aufgrund eines Wettbewerbs aufgestellt und stammt von Margherita Osswald-Toppi. Die wiederum (1897 bis 1971) war Römerin, lebte aber in Ascona. Italia e Svizzera, eben. Wobei mir unklar ist, welche Frau für welches Land posiert. Die links hat grosse Füsse - aber ist das hilfreich?

Montag, 10. August 2015

Die Höhle über der Glatt

Die Kolumbanshöhle bei Gossau ist behördlich gesperrt. Beim Foto unten
erkennt man anhand der Person links, wie riesig die Höhle ist.
Schön, lang und heiss war der Wandersamstag. Wir zogen von Bazenheid nach Lütisburg und Tufertschwil, eroberten uns den Winzenberg, den Schauenberg, den Spilberg, kamen zum Moosbad und Moos, stiegen ab und wieder auf zum Wolfensberg, hielten hinüber nach Hinterschwil und hinab zur Talmühle, folgten dem Wissbach durch seine Schlucht, erreichten Schwänberg und die Tobelmühle. Dann ein unvorhergesehener Schwenker, wir hatten Lust auf die Kolumbanshöhle. Schliesslich Rüti, die Bauernwirtschaft von Mult und der Bahnhof Gossau. Sieben Stunden dauerte die Unternehmung, ich trank unterwegs viereinhalb Liter Flüssigkeit, im Zug und zuhause gabs Nachschub, wir waren immerhin 26 Kilometer gegangen bei 800 Höhenmetern aufwärts und 760 abwärts. Der Höhepunkte sind so viele, dass ich nur zwei nennen möchte; der Windrädliweg bei Tufertschwil gehört nicht dazu, denn es war weitgehend windstill. Aber da war erstens die Wissbachschlucht mit einer abenteuerlichen, von einem Holzdach geschützten Treppe dem Druckrohr eines Klein-Wasserkraftwerks entlang. Und da war zweitens besagte Kolumbanshöhle, die auch "Salpeterhöhle" heisst. Der Zugang war abenteuerlich, der Abgang hernach brutal, es ging von der Glatt extrem steil eine Fluh hinauf (ja, liebe Zürcher, wir Ostschweizer haben auch eine Glatt!). Die Höhle selber ist riesig, ein vorkragender Nagelfluhbauch schafft einen Raum, in dem locker 200 Leute Party machen könnten. Allerdings ist das Gelände seit Jahren abgesperrt, weil die Gefahr besteht, es könnten sich von der Höhlendecke Steinbrocken lösen, wie auch schon geschehen. Einst soll hier übrigens der heilige Columban, ein irischer Wandermönch und Missionar, mit seinen Gefährten logiert haben. Ihm war das Steinschlagrisiko wohl nicht bewusst. Oder vertraute er auf Gott?

Sonntag, 9. August 2015

Backhendl

Wunderbarer Schatten: die Linde des Hotels Wolfensberg über Degersheim.
Das Restaurant Moosbad.
Gestern wanderten wir sieben Stunden, es war, gelinde gesagt, der Hammer, und zu frieren brauchte auch keiner. Mehr zu der Route (Bazenheid - Tufertschwil - Winzenberg - Moos - Wolfensberg - Wissbachschlucht - Kolumbanshöhle - Gossau) morgen - und vorerst nur dies: Wir kehrten dreimal ein und waren dreimal sehr zufrieden. Sollte jemand an freundlichen und guten Beizen in der Ostschweiz interessiert sein und vielleicht etwas planen, möchte ich ihm und ihr diese drei empfehlen.
  1. Das Moosbad. Die Bauernwirtschaft liegt auf einem Geländeplateau zwischen Flawil und Mogelsberg und gehört zu Wolfertswil, also zur Gemeinde Degersheim. Es handelt sich um einen Familienbetrieb, der Service ist nett und die Aussicht auf den Alpstein und die Churfirsten grandios. 
  2. Das Hotel Wolfensberg. Degersheim liegt von diesem Panorama-Lokal aus besehen niedlich in seiner Kuhle. Der Garten ist genial durch seine Linde, deren Schatten alle abkühlt, der Service ist persönlich und effizient. Wir assen und waren sehr zufrieden, ich hatte ein Backhendl der Extraklasse. Diese Speise passte auch gut zu meinem Gefühl des Tages. In der Hochsommerhitze fühlte ich mich selber wie ein Backhendl.
  3. Ganz und gar herrlich fanden wir die Bauernwirtschaft Traube-Mult 15 Minuten vor dem Bahnhof Gossau im Grünen. Man sitzt auf langen Bänken, auch hier spendet eine Linde Schatten, und wieder wurden wir perfekt und schnell umsorgt. Das war auch nötig, denn mein Mund und meine Kehle waren von dramatischer Aridität.
Traube Mult in Gossau. Die Serviererin eilt, uns mit Getränken zu versorgen.

Samstag, 8. August 2015

Ein bisschen Wind wäre heute nett

Wird so das Ostschweizer Wetter heute?
Heute wollen wir von Bazenheid nach Gossau laufen - reizvolle Dinge warten am Weg. Etwa das wunderbar gelegene Hotel Wolfensberg über Degersheim, die Wissbachschlucht vor Gossau, aber auch der Windrädliweg von Tufertschwil. Jede seiner 30 Stationen widmet sich einem Beruf, lese ich auf der Homepage, das Windrädli liefert die Energie, dass ein kleiner Schreiner hobelt, ein Koch in der Pfanne rührt, eine Serviererin ein Bier serviert. Kein echtes, nehme ich an; aber lustig kann das schon aussehen. Am Abend weiss ich mehr. Sofern der Wind bläst, was alles andere als sicher ist.

Freitag, 7. August 2015

Tolle Route, doofe Seilbahn

Zuerst runter, dann rauf: Passage am Chräiehöreli.
Blumenschmuck auf der Honegg.
Wenn jemand eine vierstündige Bergwanderung sucht, ungefährlich, aber doch nicht unstreng, aussichtsreich und abwechslungsvoll - hier ist sie: Gitschenberg (Miniseilbahn ab Seedorf) - Honegg - Cholleren - Gitschitaler Boden - Distleren - Chli Laucheren - Alp Grat - Chräienhöreli - Brüsti (Miniseilbahn hinab nach Attinghausen). Wir machten diese Route im Urnerland (660 Meter aufwärts, 500 abwärts) gestern und waren sehr angetan, wir trafen bloss liebe Hunde, das Reusstal lag wohlgeordnet zu unseren Füssen, der Gitschen über uns faszinierte durch die Struktur seiner Felswände, die durch die Alpenfaltung gepresst, gebrochen, gedreht worden sind. Besonders schön die letzte halbe Stunde über dem Tal von Waldnacht mit einer achterbahnartigen Volte über das Chräiehöreli; ich hoffe, obiges Foto gibt dieses Wegstück gut wieder. Etwas kurios die Talfahrt am Schluss. Die Brüsti-Bahn ist in zwei Sektoren geteilt. Die Kabine im oberen Teil fasste acht Personen, wir waren zu siebt. In der Mittelstation wechselten alle hinüber. Aber es gab in der unteren Kabine bloss sechs Plätze. Die anderen fünf Leute stiegen zügig ein. Ich und meine Begleiterin passte nicht beide hinein und blieben zurück. Doof, wirklich doof! Ich weiss nicht, was man sich da beim Bau überlegt hat.
So begann alles: Seilbahnfahrt auf den Gitschenberg mit dem Urnersee.

Donnerstag, 6. August 2015

Guscha geht nicht

Oh weh! Gestern plante ich für heute. Ich stellte mir vor, dass wir etwas ausserhalb von Flums vom Saxli aus die Seilbahn auf den Kleinberg nehmen würden, genauer gesagt auf den Wildenberg. Von der Bergstation, Teil des Berghotels Schönhalden, hätten wir dann den nahen Guscha erstiegen. Als ich recherchierte, wie es um die Betriebszeiten der Seilbahn steht, stellte ich fest: Sie ist gar nicht im Betrieb! Das Hotel Schönhalden hat diesen April gebrannt, ein undichter Kamin offenbar. Weil noch Schnee lag, musste die Feuerwehr mit zwei Helikoptern anrücken. Der Bau, über hundert Jahre alt, ist zu einem grossen Teil zerstört. Und daher fällt die Seilbahn aus und wird das nichts mit dem Guscha. Stattdessen nehmen wir uns heute den Gitschenberg im Urnerland vor. Mehr davon demnächst in diesem Blog.

Mittwoch, 5. August 2015

Frickers Steine

Aggressive Nase: Stein 108, der Schnüffler.
(Steingarten-Homepage, Screenshot)
Der Künstler H.R. Fricker, Jahrgang 1947, zuhause in Trogen AR, fischt seit vielen Jahren regelmässig am Murgsee. Seit jeher begeistern ihn die Steine im Murgtal. Daraus ist ein Projekt entstanden: der Steingarten Murgtal. Fricker fotografierte 140 Felsbrocken und gab ihnen - ein Spiel der Fantasie - Namen. Die sind wirklich gut erfunden und gefunden vom "Schweigenden Paar" über den "Mutterbauch" bis zum "Schnüffler". Auf einer Internet-Homepage sind alle Steine abgebildet. Dort kann man auch eine flache Metalldose mit Postkarten der Steine bestellen. Oder aber die Wanderkarte mit den Stein-Standorten. Eine gute Idee: von Murg am Walensee zum Murgsee hinauflaufen und sich Frickers Steine beschauen. Und wenn man mit Kindern unterwegs ist: Wer findet den nächsten Stein?

Dienstag, 4. August 2015

Scharfer Sound und wunderbare Kirche

Im Kleinbus zwischen Faido und Molare, unten die Leventina.
Der Senn von der Alpe Nara hörte etwas spezielle Musik.
Bin heute müde, die 660 Meter aufwärts und 1620 Meter abwärts unserer fünfstündigen Tessin-Wanderung gingen doch in die Beine. Hier die Route: Molare (ein Dörfchen hoch über Faido) - Alpe Nara - Bassa di Nara - Pro Marsgial - Piede del Sasso - Ardèt - San Carlo di Negrentino - Stazione Acquarossa-Comprovasco. Mit anderen Worten: Wir überquerten den Bergkamm, der die Leventina vom Bleniotal trennt. Ein paar Dinge zu dieser Wanderung - dass sie wunderschön war und ein unglaubliches Panorama auf die Berge rundum gewährte, versteht sich von selbst:
  • Atemberaubend die Fahrt im Kleinbus, die länger als eine halbe Stunde dauerte, wir passierten an der steilen Bergflanke über Faido ein Adlernest von Dorf am anderen.
  • Irre die Vollbeschallung der Alpe Nara durch ihren Senn. Er hörte etwas, was man vielleicht als Acid-Swing bezeichnen könnte. Man sagt, die Kühe gäben mehr Milch, wenn sie schöne Musik hören. Auf der Alpa Nara dachte ich: Bei diesem Sound wird die Milch vermutlich psychedelisch.
  •  Nach Pro Marsgial verpassten wir den Abzweiger hinab nach Leontica. Gut so, wir nahmen den nächsten und kamen statt nach Leontica nach San Carlo di Negrentino. Das Kirchlein wurde um 1000 erbaut und ist innen mit Fresken von einer wunderbaren Farbkraft bemalt. Erst dort erfuhren wir durch eine Infotafel, dass unser Weg über die Bassa (Senke) di Nara einst ein sehr wichtiger Saumpfad war.
  • Unten in Acquarossa hatte ich Durst wie ein Pferd, aber die Wirtschaften in der Nähe der Bushaltestelle waren zu. Statt nach offenen zu suchen, nahmen wir den Bus nach Biasca, der grad kam. Dort fuhr grad der Zug über den Gotthard vor, den wir grad nahmen. Im Speisewagen kam ich endlich zu etwas Kaltem. Selten hatte ich Bewässerung nötiger.
Eine 1000-Jährige am Wanderweg: die Kirche San Carlo di Negrentino.

Montag, 3. August 2015

Heut gehts zum Tessiner Rebhuhn

Hier dürfte unsere Wanderung heute am späten Nachmittag
mit einem Bier enden: das "Stazione" in Acquarossa.
Heute eine grosse Bergwanderung, die ich schon lange im Auge hatte. Wir fahren von Faido hinauf ins Dorf Molare. Und dann geht es über die Bassa di Nara, also die Nara-Senke, hinüber und hinab nach Leontica und weiter nach Acquarossa. Anders gesagt: Wir wechseln von der Leventina ins Blenio-Tal. Heroisch wird vor allem der Abstieg über gut 1600 Höhenmeter. Mal schauen, was meine Knie heute abend dazu meinen!

P.S. Halb unten zwischen der Bassa di Nara und Leontica liegt Cancori, Teil eines Skigebietes. Dort gibt es ein Restaurant, das offenbar offen hat, La Pernice. Ich musste lange studieren, bis mir einfiel, was das heisst. Pernice entspricht dem französischen "perdrix", Rebhuhn.

Sonntag, 2. August 2015

Das Wandergeschenk

Cooles Geschenk.
Es gibt nette Menschen auf dieser Welt. Vor zehn Tagen schilderte ich, wie ich mit dem elfjährigen Julien und desen Grossvater wandern ging, in der Thunerseeregion. Wir sprachen damals auch über Wanderstöcke, und ich klagte, dass mir die Überzieher aus Plastik abhanden gekommen seien, die Kappen, die die scharfen Spitzen der Stöcke abdecken, wenn diese aus dem Rucksack schauen. Heinz, Juliens Grossvater, erzählte mir, er fertige solche Dinger selber aus einem Stück Schlauch. Und als ich nun vorgestern aus den Ferien im Waadtland heimkam, fand ich in meiner Post ein Geschenk: Stockspitzen-Kappen von Heinz. Ich freue mich sehr und werde sie wohl schon morgen gebrauchen können.

Samstag, 1. August 2015

Ich vermisse alles

Isenau-Gondel, du fehlst mir.
Grüner Wurm, du fehlst mir auch.
Wehmütig muss ich bekanntgeben, dass die Wanderwoche in den Waadtländer Alpen, genauer gesagt in Les Diablerets, vorbei ist. Ich vermisse alles: das stilvolle alte Hotel du Pillon unter dem liebenswürdigen, leicht chaotischen Patron Francis, die roten Nostalgiegondeln hinauf nach Isenau, die meterhohen Kerbelstauden an der Grande Eau, den Gletscherblick vom Hotelbalkon und den abendlichen Bitter des Diablerets (okay, oft war es auch ein Oban). Und auch das grünliche Zuckelding, das einen von Aigle via Le Sépey hinauf nach Les Diablerets trägt und sich in Anlehnung an die drei Orte ASD nennt, vermisse ich. In der Mitte, in Le Sépey, gibt es übrigens eine Spitzkehre, der Zug wechselt die Richtung. Charmant, wie man als Passagier draussen vor dem Fenster den Lokführer vorbeischlendert sieht, gemütlich, wie sie dort oben sind.