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Sonntag, 31. Mai 2020

Die Etzelstockstrapaze

Sanft ist der Rücken des Etzelstocks.
Es geht an den Abstieg.
Kurz darauf beim Schönaufurggeli.
Das Bier zum Schluss im
Restaurant Adler in Schwanden.
Eine rechte Wanderung braucht, finde ich, ein rechtes Ziel. Einen Pass, eine Hütte, einen Berg. Gestern nahmen wir uns den Etzelstock vor, einen Berg oberhalb Schwanden im hinteren Glarnerland, 1823 Meter über Meer. Der Aufstieg war hart. Der Abstieg war noch härter. Oben wars kalt. Wirtschaften unterwegs gabs keine. Gelohnt hat sich die Strapaze auf jeden Fall. Die endlosen Farnflächen, die Enziane, die Heidelbeerbüsche! Die immer wieder mal hinter Nebelschleiern sich versteckenden, dann doch wieder sich zeigenden Berge rundum wie der Gross Chärpf und der Chli Chärpf! Und vor allem dieser weite, sanfte, sofaartig gepolsterte Rücken des neusten Berges, den wir erwanderten! Etzelstock, es ist schön, dich kennengelernt zu haben.

Samstag, 30. Mai 2020

Geld made in Innerrhoden

Infotafel bei der Flur Münz.
Der Bahnhof Appenzell unten rechts,
die Flur "Münz" oben links.
(Screenshot Schweizmobil)
Etwas ausserhalb des Innerrhoder Hauptortes Appenzell, nordwestlich von diesem, strebt der Kaubach der Sitter zu. Unweit der Einmündung steht ein Bauernhof, die Flur heisst "Münz". Ein Schild erklärt, dass hier einst die Münzmühle stand, in der die Innerrhoder zwischen 1737 und 1742 ihr eigenes Hartgeld prägten. Warum taten sie das nur gerade fünf Jahre? Innerrhoden hatte das Münzregal, wie das Monopol der Münzprägung heisst, verpachtet. Die eidgenössische Tagsatzung wollte die Vergabe einer derart wichtigen Staatsausgabe in die Hände Privater aber nicht dulden und setzte dem Tun nach einem halben Jahrzehnt ein Ende. Womit das Kleingeld des Kleinstaates am Ende war. Gern würde ich Genaueres erzählen, doch habe ich nicht mehr zum Thema gefunden.

Freitag, 29. Mai 2020

Widmer grilliert

Ja, klar, beim nächsten Mal tu ich mehr drauf.
Da nimmt einer die gedruckte Presse noch ernst. Vorgestern Vormittag um zehn sah ich in der "Schweizer Familie" - aktuelle Ausgabe, "Grill-Extra" - den Hinweis auf einen Tischgrill mit zwei Platten, von denen eine glatt ist, eine Plancha also, die andere aber klassich gerillt. Die Temperatur kann man bei beiden einzeln regulieren. Ich bestellte den Cuisinart Plancha Multifunktion PL50E sofort. Gestern Vormittag lieferte ihn die Post. Am Mittag startete ich den Versuchsbetrieb mit einem Cervelat, ein paar Knoblauchzehen und Peperonischeiben. Es klappte alles, die Grillware schmeckte zusammen mit einem Bürli und Tomatensalat hervorragend. Noch nie im Leben habe ich zuvor einen Grill besessen. Jetzt wird alles anders. Sommer, komm und bleib lang! Nachtrag zum Preis: Der Grill kostete mit Lieferung 199 Franken. Mittlerweile ist der Preis aber bereits massiv gestiegen.

Donnerstag, 28. Mai 2020

Höhenweg durch die Heidelbeerbüsche

Blick vom Gipfelkreuz auf dem Crest Ault zum Calandamassiv (rechts der Mitte).
Präz, mit dem kleinen Gelben waren wir angereist.
Wir erreichten Präz vorgestern mit dem Kleinpostauto von Thusis aus, die Sonne schien, die Luft war rein, auch die fernen Berge waren gut zu sehen. Bloss etwas störte uns den ganzen Tag über: die Bise, die uns bei aller Wärme schlottern liess. Von Präz stiegen wir auf zur Präzer Alp und zum Kamm des Heinzenbergs. Das folgende Wegstück liess nichts zu wünschen übrig, ein Höhenweg schlängelt sich durch die Heidelbeerbüsche, man sieht zur Linken die Berge über dem Safiental, hat geradeaus diejenigen der Surselva und des St. Galler Oberlandes und zur Rechten diejenigen des Schanfigg und der Lenzerheide. Unser Ziel, der Crest dil Cut (2015 Meter), stellte sich als Hügelknubbel heraus mit weichen Matten, auf denen man sich hätte zur Ruhe betten können. Aber die Bise! Wir zogen weiter zu einem zweiten Aussichtspunkt, dem Crest Ault mit dem riesigen weissen Gipfelkreuz; er ist mit 1941 Metern deutlich weniger hoch als der Crest dil Cut, schenkt aber spektakuläre Tiefblicke auf das Domleschg. Der Abstieg zur Alp Sura hatte es in sich, hoch waren die Tritte, steil die Halden, wir mussten aufpassen. Nach der Alp Sura wurde alles leicht, der Rest der Route hinab nach Rhäzüns verlief auf - grossteils gekiesten - Alpsträsschen. Am Bahnhof Rhäzüns waren wir uns einig: Wer viel sehen will vom Bündnerland, der steigt auf den Heinzenberg. (6 3/4 h, 1000 Meter aufwärts, 1550 abwärts)
Rhäzüns (vorn) und Bonaduz (hinten) sowie der Hinterrhein vom Crest Ault.

Mittwoch, 27. Mai 2020

Die Verwandlung

Unser Ziel (vorn rechts): der Crest dil Cut.
Ich weiss nicht, wie dünn sich die auf dem Heinzenberg
den normalen Wanderer vorstellen. Sehr dünn jedenfalls.
Wieder einmal ist es passiert. Ich ging gestern frühmorgens um 5 Uhr 40 aus dem Haus. Und ich kam um 6 Uhr abends wieder zuhause an und war ein vollkommen anderer. Entspannt, zufrieden, voll im Jetzt - das Gegenteil meiner selbst am Vortag. Die Unternehmung, die das vollbrachte: Wir stiegen zum Grat des Heinzenbergs auf, der das Domleschg vom Safiental trennt. Knapp überschritten wir die 2000-Meter-Grenze. Erstaunlicherweise - es ist erst Mai - war da kein Schnee mehr. Kochscher Enzian und Alpen-Stiefmütterchen schmückten in Fülle die Matten. Von unserem Gipfel des Tages, dem Crest dil Cut, "Hahnenkamm" zu Deutsch, hatten wir eine unglaubliche Fernsicht. Andere Wanderer hatte es keine, die Alpen waren noch verlassen, der Berg gehörte uns allein. Kein Wunder, kam ich als verwandelter Mensch zuhause an. Wieder einmal.
Genuss nach dem Genuss: Wurstauswahl im Denner in Rhäzüns,
wo unsere Heinzenberg-Tour endete.

Dienstag, 26. Mai 2020

Schachtelkäsepizza

Die simple Gute: Pizza Margherita.
Auf Eat.ch bestellen viele Leute Essen, das ihnen ein Kurier nach Hause liefert. Tagi-Online hat die Daten der Essplattform ausgewertet. Welches Gericht ist in Coronazeiten in der Stadt Zürich das beliebteste? Jawohl, richtig vermutet: Pizza. Genauer gesagt ist es die Pizza Margherita, die Platz eins belegt. Dazu ein Anekdöteli aus einem vor fünf Jahre erschienenen NZZ-Artikel. Respektive zwei, die miteinander zu tun haben. Der wahrscheinlich erste Pizzabäcker in der Schweiz war allem Anschein nach ein gewisser Salvatore aus Neapel, dessen Nachname nicht überliefert ist. Belegt ist, dass er 1954 in der Pizzeria Napoli an der Zürcher Sandstrasse Pizzas zubereitet. Es dauert ein Weilchen, bis die Hiesigen es selber richtig können. 1956 jedenfalls erscheint in der "Schweizer Illustrierten" ein Pizza-Rezept. Als Zutaten sind vorgesehen: Blätterteig. Tomatenpüree. Und Gruyère oder Schachtelkäse. Das alles belegt: Es gibt Fortschritt. Wir haben dazugelernt in den letzten Jahrzehnten.

PS: Heute wird wieder im Bündnerland gewandert. Der Name des Berges, auf den ich will, hat etwas mit einem Güggel zu tun. Die Auflösung folgt morgen oder übermorgen.

Montag, 25. Mai 2020

Wetterglück in der Surselva

Der Dachlisee. An ihm hielten wir Mittagsrast.
Blick auf die Surselvaflanke gegenüber. Hinten rechts das Kistenstöckli.
Labiler Felsklotz im Mattelwald vor Waltensburg.
Ilanz, Stadttor.
Das war genial. Am Samstag verhielt sich das Wetter exakt so wie die Prognose. Eine Regen-Gewitter-Front schob sich schon am Vormittag von Westen heran, überrollte das Mittelland, den Jura und die nördlichen Partien der Alpen. Wir fuhren in die Surselva, waren um halb neun in Ilanz, die Sonne schien. Am Mittag brätleten wir in aller Ruhe, hatten es warm, nein heiss und genossen den Fernblick zu Bergen wie Piz Mundaun, Kistenstöckli, Tödi, Flimserstein. Kaum aber waren wir in der Mitte des Nachmittags am Ziel in Waltensburg angekommen, begann es zu tröpfeln. Als wir bald darauf im Zug sassen, der uns nach Chur trug, schüttete es - das war perfektes Timing.

So wanderten wir: Start in Ilanz. Aufstieg nach Luven. Via Clavau Niev, Uaul Dadens, Mulinet Cavegn zur Kirche Surcuolm. Abstieg über Valata zum Dachlisee. Dort hinterliessen uns andere Leute die Glut in der Grillstelle, wir legten Würste auf und tranken Rotwein. Um schliesslich weiterzuziehen nach Under Affeier, Lorisch Boda, Markal, Pfaffaloch, Pfaffastigg, Mattelwald, Pardiala und zum Bahnhof Waltensburg.

Sonntag, 24. Mai 2020

Namenloser Meister

Festnahme Christi in der Kirche Waltensburg. (Adrian Michael/Wikicommons)
Wir wissen nicht, wer der Waltensburger Meister war. Diesen Beinamen verdankt der unbekannte Maler des 14. Jahrhunderts seinem wichtigsten Schaffensort: In der Kirche von Waltensburg in der Surselva hinterlässt er einen Bilderzyklus, der die Passion Christi zeigt sowie weitere Heilige und Heiligenlegenden - es sind ungeheuer kraftvolle, detailreiche, farbenstarke Darstellungen. Meisterhaftes vom Meister. Waltensburg hat dem Grossen der Hochgotik ein kleines Museum geschaffen. Ich will da bald mal hin.
Vom selben Meister, aber aus einer anderen Kirche:
die Schutzmantelmadonna von Sogn Gieri in Rhäzüns.
(Adrian Michael/Wikicommons)

750 Meter nur

Zollikerberg. In der Mitte die Bahnlinie, oben Deisten, unten Galgenbüel.
750 Meter liegen die beiden Orte auseinander. (Screenshot Schweiz-Mobil)
Vorgestern kam ich nah der Forchbahnstation Zollikerberg wieder einmal an der Quartierstrasse mit dem Namen "In der Deisten" vorbei. Was das wohl bedeuten könnte, hatte ich mich schon oft gefragt. Diesmal schlug ich es nach. "Deisten" kommt von "Dingstatt", Ort eines Ding. Das Ding war die germanische, also auch alemannische, Gemeindeversammlung, wobei die "Gemeinde" bloss aus den freien Männern bestand, Frauen und Unfreie hatten nichts zu sagen. Die Männer des Ding regelten die örtlichen Angelegenheiten und sprachen auch Recht. Im Zollikerberg ist es nicht weit von der Deisten bis zum Galgenbüel etwas höher oben am Hang. Dort wurden Todesurteile vollstreckt, die das Ding ausgesprochen hatte.

Samstag, 23. Mai 2020

Langweilig ums Maul

Gruppenbild mit Kühlschrank, Australien 1939. Wenn ich es richtig verstehe,
geht es um ein Quiz mit Fragen zu Filmstars, und das Gerät ist der Hauptpreis.
(Foto: Sam Hood/ Wikicommons)
Ich fuhr in der Forchbahn. Im Viererabteil vor mir sass, es war gegen neun Uhr abends, ein junger Typ. Er telefonierte mit seiner Freundin, er war Bündner, und er hatte Hunger. "Ja, ich habe zu Abend gegesssen", sagte er. Aber irgendwie gelüste es ihn nach etwas Feinem, nach was genau, wisse er nicht. Was es denn zuhause im Kühlschrank noch so habe, er sei in 15 Minuten da. Der junge Typ sagte: "I han so langwilig um d Schnorra."

PS: Heute geht es in die Surselva, wir fahren früh ab, ich hoffe, wir bleiben bis zum frühen Nachmittag vom Regen verschont, das wäre nett.

Freitag, 22. Mai 2020

Der Bündner Wutfluss

Welches Trio hier wohl sitzen durfte? In der Kirche Versam. Unten die Kirche.

  • Bahnhof Versam-Safien
  • flussaufwärts bis Isla
  • den Steilhang hinauf nach Carrera
  • via Erlawisli zur Kiesgrube Bergli
  • in einem grossen U durch den Lengwald unter Missachtung der Direttissima nach Versam
  • Bergli, ab hier die Direttissima
  • Hüschera
  • Versam
  • Versam, Kirche
  • Versam
  • Aleschg
  • namenloser Aussichtspunkt, 907 m
  • Islaplanggen
  • Chrummwag 
  • Bahnhof Versam-Safien (4 1/2 h, je 660 Meter auf- und abwärts).
Uff. Es wirkt immer ein bisschen unkreativ, einen Blogeintrag mit Wegangaben zu beschweren. Ich tue es trotzdem, weil ich denke, dass vielleicht jemand inspiriert wird und die betreffende Route nachwandern will. Was ich in diesem Fall besonders empfehlen kann. Das Schauspiel der Ruinaulta-Schlucht ist faszinierend, wie ich gestern mit Fotos zu belegen versuchte. Auch an anderen Dingen hatten wir, Wanderfreund Peider und ich, am Mittwoch Freude. Am stillen Dörflein Carrera etwa mit dem grossen, flachen Dorfbrunnen. Versams kleine Kirche aus dem Jahre 1710 gefiel uns ebenfalls, sie ist aus dem Geist der reformierten Walser erbaut, also betont schlicht. Zudem leisteten wir uns nach Versam einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, der auf der Karte keinen Namen trägt, aber immerhin mit der Höhe markiert ist. Man blickt von einer Felskanzel im Lärchenwald direkt ins unwegsame Tobel der Rabiusa. Sie heisst nicht umsonst so. "Rabiusa" hängt mit lateinisch "rabies" gleich Wut zusammen. Die Rabiusa, das Gewässer des Safientals, das bei Versam in den Vorderrhein mündet, ist ein Wutfluss. Kein Wunder, hält das Gros der Siedlungen im Tal Abstand zu ihr.
Mann am Abgrund. Unten das Tobel der Rabiusa.

Donnerstag, 21. Mai 2020

Das Ruinaulta-Spektakel

Ruinaulta! Die Schlucht des Vorderrheins zwischen Reichenau und Ilanz. Gestern war ich dort, wanderte mit einem Freund bei Versam, konnte mich weder sattsehen noch sattfotografieren. Hier ein paar Aufnahmen, morgen liefere ich die Details zur Tour nach.

Mittwoch, 20. Mai 2020

ABFWB?

Unterwegs mit den AB zwischen Gais und dem Stoss.
Die Appenzeller Bahnen (AB) und die Frauenfeld-Wil-Bahn (FWB) wollen verschmelzen. Mitte nächstes Jahr sollen die zwei Generalversammlungen über die Fusion entscheiden. Ganz unerwartet kommen die Pläne nicht, von denen ich kürzlich las. Die AB führen schon seit 17 Jahren im Mandatsverhältnis die Geschäfte der FWB. Kommt es zur Fusion, würde das eine gemeinsame Buchhaltung bedeuten, einen gemeinsamen Internetauftritt und einen gemeinsamen Verwaltungsrat. Mehr Rentabilität ist das Ziel hinter der Zusammenführung der beiden Unternehmen, die weitgehend dem Bund, den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, St. Gallen und Thurgau, den Städten St. Gallen, Wil und Frauenfeld sowie Gemeinden und Bezirken der Ostschweiz gehören. Was ich mich grad frage: Wie die neue Bahn heissen wird? Und wird man die Kürzel kuppeln? ABFWB? Ich bin gespannt.

Dienstag, 19. Mai 2020

Adelboden ist auch Rimini

Das Adelbodner Bad und sein Musikpavillon. (Fotos: Medienmitteilung/ David Bühler)
Was für eine originelle Schwimm- und Sonnanlage. Und das inmitten der Berge. Das Schwimmbad von Adelboden entstand 1928 im Stil des Neuen Bauens. Die Feriengäste sollten sich fühlen, als seien sie in Rimini oder ähnlich. Letztes Jahr ist das Bad in umgebauter und aufgefrischter Gestalt neu eröffnet worden, nachdem es längere Zeit von der definitiven Schliessung bedroht gewesen war. Gestern kam eine Medienmitteilung von der Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern: Deren Fachkommission für Denkmalpflege verleiht der Interessengruppe, die die gelungene Sanierung des Bades betrieben hat, ihren Spezialpreis 2020. Ein Blick auf die zwei Aufnahmen, die der Mitteilung beilagen, und ich muss sagen: Jawohl, eine gute Sache.

Montag, 18. Mai 2020

25 Jahre, dann brannte alles nieder

Die Kosthäuser der Spinnerei und Weberei heute ...
Bei Hagendorn, einem Dorf in der Gemeinde Cham, bildet die Lorze, der Hauptfluss des Kantons Zug, ein langgezogenes Inseli. Als ich vor einiger Zeit vorbeikam, fielen mir die acht wie an einer Schnur aufgereihten roten Holzhäuser auf. Es sind die Kosthäuser der ehemaligen Spinnerei und Weberei Hagendorn. Gegründet vom Zürcher Industriellen Robert von Muralt, nahm diese 1863 ihren Betrieb auf, um genau ein Vierteljahrhundert zu bestehen - 1888 brannte sie nieder, 370 Arbeiter und ihre Familien verloren ihre Arbeit, die Fabrik war am Ende. Heute wird auf dem umgenutzten Areal gewohnt.
... und die Ruine der ausgebrannten Spinnerei 1888.
Hinten rechts eines der Kosthäuser.
(Wikicommons/Chamapedia)

Sonntag, 17. Mai 2020

Kinderfugu

Autsch, dachte ich in Küsnacht vor diesem Haus.
In Küsnacht gibt es eine Kindertagesstätte mit dem Namen Fugu; sie ist Teil einer Kette mit weiteren Standorten im Kanton Zürich. Fugu, aha! Das ist doch der Kugelfisch, den die Japaner als Delikatesse schätzen - allerdings dürfen ihn nur Köche zubereiten, die eine spezielle Ausbildung samt Prüfung absolviert haben. Denn ein Fugu hat Teile, die hochgiftig sind und die man sorgfältig entfernen muss. Fugu, da denke ich nur eines: Vorsicht! Wieso eine Kita sich diesen Namen erwählt, weiss ich nicht. Interessieren würde mich auch, was japanische Eltern sagen, wenn sie den Namen hören. Vielleicht schmunzeln sie, weil sie ihn lustig finden. Oder aber sie denken: Was ist denn das für eine toxische Idee!

Samstag, 16. Mai 2020

Das Vierwappenhaus

Hausfassade mit historisierender Bemalung beim Sammelplatz.
Unten die Appenzeller Wappen, oben die von Schwyz und Glarus.
Ganz und gar friedliche Biberfladen
 in der Sammelplatz-Bäckerei.
Wer - wie ich am Dienstag - beim Sammelplatz vorbeikommt, einem eher unwirtlichen Ort an der Strasse und dem Schienenstrang der Appenzeller Bahn zwischen Appenzell und Gais, der wird in die Vergangenheit gesaugt. Es beginnt ja schon mit dem Namen "Sammelplatz". Hier trafen sich im Juni 1405 die Appenzeller. Dann zogen sie weiter zum Luftlinie fünf Kilometer entfernten Stoss, wo das Gelände abrupt Richtung St. Galler Rheintal kippt. Die Habsburger Ritter rückten von unten an, ihre Pferde waren müde, auch soll der Regen verhindert haben, dass sie ihre Bogensehnen spannen konnten. Die Appenzeller wiederum warteten oben in einiger Entfernung zu ihrer Letzi, einem wüsten Wall aus Steinbrocken, Baumstämmen, Ästen. In der folgenden Schlacht siegten sie, 20 von ihnen sollen gefallen sein, rund 300 Mann waren es auf Seiten der Habsburger. Für die Appenzeller war die Schlacht am Stoss und die Abschüttelung der Habsburger der Beginn ihrer ungestümen Phase. In den folgenden Jahren erwiesen sie sich als unangenehme Kraft im Grossraum zwischen Bodensee, Vorarlberg, Rheintal und Walensee. Sie schlossen einen Bund mit Städten wie Altstätten, Feldkirch und Bludenz, wiegelten die Bauern auf, verwüsteten Sargans, die March, den Thurgau und seine Adelssitze, Wil, Bischofszell. Von langer Dauer war ihre Expansion nicht. Und damit zurück zum Sammelplatz. Auf der Fassade des roten Hauses, in dessen Flachteil eine Bäckerei untergebracht ist, sind Szenen des Geschehens von 1405 aufgemalt. Sowie zwei Wappen, das der Schwyzer und der Glarner. Diese beiden Orte nämlich wussten aufgrund der Schlachten am Morgarten (1315) und bei Näfels (1388), wie man sich an einer Letzi verhält, wie Barfussinfanteristen ihre Mobilität im schnellen Vorstoss nutzen und wie man mit der Hellebarde eine Ritterrüstung knackt. Das alles brachten die Schwyzer und Glarner den Appenzellern bei und schickten wohl auch kleine Abordnungen ins Getümmel. Nun noch ein Letztes: Damals waren die Appenzeller vereint, die Reformation kam ja erst ein gutes Jahrhundert später. Die katholischen Innerrhoder veranstalten bis heute jedes Jahr im Mai eine Prozession vom Sammelplatz auf ihrem Terrain zum Stoss auf Ausserrhoder Boden. Vorgestern war es wieder soweit. Nein, halt! Ein übermächtiger Feind hat es verhindert. Das Coronavirus.

Freitag, 15. Mai 2020

Die Forchbahn hats gemerkt

Während des Corona-Lockdowns wunderte ich mich in der Forchbahn über ein Plakat, das zuvor sinnvoll gewesen war, nun aber fehl am Platz. Es propagiert, dass man in der oft sehr vollen Bahn nicht die letzten freien Sitze mit Einkaufstaschen und so blockiert. Dass man zusammenrückt und zum Beispiel im Viererabteil auch wirklich zu viert sitzt. Unterdessen hat allerdings auch die gute Forchbahn erkannt, dass im Moment genau das Gegenteil angebracht ist - neuerdings ist das Originalplakat überklebt. Noch besser wäre vermutlich, es ganz zu entfernen. Ich nehme an, das kommt noch.

Donnerstag, 14. Mai 2020

Taschenlampe mitnehmen!


"Kommt zu uns": Werbung von Appenzell Tourismus.
Wer sie liest, ist ja aber schon da.
Sie sind überall, diese Innerrhoder Kapellen - in den Wiesen, im Wald, im Zentrum des Hauptortes Appenzell und rundum inmitten hässlicher Neubauten. Elf Kapellen lernte ich kennen, als ich am Dienstag den Appenzeller Kapellenweg absolvierte. Eine ungefähr vierstündige Unternehmung war das. Etwa die Hälfte der Gotteshüsli war freilich verschlossen. Durchs Gitter ins Innere zu linsen, brachte nicht viel, denn drinnen wars schummrig. Und so rate ich allen, die sich auch auf den Weg begeben möchten, der durch die grüne Landschaft führt und auf dem Hügel der Burgruine Clanx kulminiert, die bis zu ihrer Erstürmung und Schleifung durch die Bauern den St. Galler Äbten gehörte: Taschenlampe mitnehmen!

Mittwoch, 13. Mai 2020

Appenzell war leer

Appenzell, "Bazar Hersche": Diese Zwerge suchen Käufer.
In der Krypta der Pfarrkirche: Stühle im Corona-Abstand.
Die "Sonne" beim Landsgemeindeplatz.
Meine Leibspeise.
Gestern bewanderte ich den Appenzeller Kapellenweg, etwas über vier Stunden brauchte ich für die von Appenzell weit ins Hügelland ausholende Schleife. Weil es kalt war und die Bise blies, machte ich keine Pausen. Wieder in Appenzell, gönnte ich mir in der Sonne eine Siedwurst mit Chäshörnli und dazu einen Einer Pinot. Wahnsinnig, wie wenig Leute im normalerweise von Touristen überquellenden Zentrum unterwegs waren. Die Hauptgasse mit den vielen Läden war praktisch leer, das klamme Wetter trug wohl dazu bei. Mehr zu meiner Route will ich morgen erzählen. Zuerst muss ich jetzt die Fotos sortieren und beschriften. Bei insgesamt elf Kapellen plus einigen Bildstöcken, Kirchen und Klöstern mache ich das besser früher als später.

Dienstag, 12. Mai 2020

Fastenbrechen in Zürich

Einkehr in Zürich. Mit Plexiglas zwischen den Tischen.
Am 16. März assen wir zu zweit im Rosengarten im Zollikerberg Pizza. Dann kam der Lockdown. In den nächsten Wochen kochte ich zuhause täglich, einmal abgesehen vom Brätlen während einiger Wanderungen. Gestern nun öffneten viele Restaurants wieder. Und wir gingen, diesmal zu dritt, in einem von ihnen essen. Es war wieder ein Italiener, das Santa Lucia am Paradeplatz in Zürich. Meine Ravioli waren fein, der Wein ebenfalls. Gäste hatte es eher wenige. Zwischen den Tischen waren Plexiglasscheiben montiert. Die Stimmung kam mir vor wie gegen Saisonende in einem italienischen Kurort. Ein wenig morbid mit unterbeschäftigtem Servicepersonal. Trotzdem  machte die Einkehr nach so langer Zeit Spass. Ich taufte den Anlass ... "Fastenbrechen".