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Hausfassade mit historisierender Bemalung beim Sammelplatz.
Unten die Appenzeller Wappen, oben die von Schwyz und Glarus. |
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Ganz und gar friedliche Biberfladen
in der Sammelplatz-Bäckerei. |
Wer - wie ich am Dienstag - beim Sammelplatz vorbeikommt, einem eher unwirtlichen Ort an der Strasse und dem Schienenstrang der Appenzeller Bahn zwischen Appenzell und Gais, der wird in die Vergangenheit gesaugt. Es beginnt ja schon mit dem Namen "Sammelplatz". Hier trafen sich im Juni 1405 die Appenzeller. Dann zogen sie weiter zum Luftlinie fünf Kilometer entfernten Stoss, wo das Gelände abrupt Richtung St. Galler Rheintal kippt. Die Habsburger Ritter rückten von unten an, ihre Pferde waren müde, auch soll der Regen verhindert haben, dass sie ihre Bogensehnen spannen konnten. Die Appenzeller wiederum warteten oben in einiger Entfernung zu ihrer Letzi, einem wüsten Wall aus Steinbrocken, Baumstämmen, Ästen. In der folgenden
Schlacht siegten sie, 20 von ihnen sollen gefallen sein, rund 300 Mann waren es auf Seiten der Habsburger. Für die Appenzeller war die Schlacht am Stoss und die Abschüttelung der Habsburger der Beginn ihrer ungestümen Phase. In den folgenden Jahren erwiesen sie sich als unangenehme Kraft im Grossraum zwischen Bodensee, Vorarlberg, Rheintal und Walensee. Sie schlossen einen Bund mit Städten wie Altstätten, Feldkirch und Bludenz, wiegelten die Bauern auf, verwüsteten Sargans, die March, den Thurgau und seine Adelssitze, Wil, Bischofszell. Von langer Dauer war ihre Expansion nicht. Und damit zurück zum Sammelplatz. Auf der Fassade des roten Hauses, in dessen Flachteil eine
Bäckerei untergebracht ist, sind Szenen des Geschehens von 1405 aufgemalt. Sowie zwei Wappen, das der Schwyzer und der Glarner. Diese beiden Orte nämlich wussten aufgrund der Schlachten am Morgarten (1315) und bei Näfels (1388), wie man sich an einer Letzi verhält, wie Barfussinfanteristen ihre Mobilität im schnellen Vorstoss nutzen und wie man mit der Hellebarde eine Ritterrüstung knackt. Das alles brachten die Schwyzer und Glarner den Appenzellern bei und schickten wohl auch kleine Abordnungen ins Getümmel. Nun noch ein Letztes: Damals waren die Appenzeller vereint, die Reformation kam ja erst ein gutes Jahrhundert später. Die katholischen Innerrhoder veranstalten bis heute jedes Jahr im Mai eine Prozession vom Sammelplatz auf ihrem Terrain zum Stoss auf Ausserrhoder Boden. Vorgestern war es wieder soweit. Nein, halt! Ein übermächtiger Feind hat es
verhindert. Das Coronavirus.
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