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Sonntag, 31. Oktober 2010

Holzfällerfrühstück in Schwamendingen

Hier ein Wandertipp für heute. Geboren aus meiner gestrigen Ressort-Retraite, spielt er ganz und gar in Zürich. Und zwar: Mit dem Tram zum Milchbuck. Hinauf in den Wald. Durch das Gelände der Uni Irchel. Wieder durch herbstlich gefärbten Wald. Und schliesslich hinab an den Rand von Schwamendingen zur "Ziegelhütte", die man nach 40 Minuten erreicht. Wir assen dort einfach, aber gut, Wildsau-Bratwurst. Es ist keine besonders schöne Wirtschaft, die Zürichs Szenewirt Stefan Tamò, selber Schwamendinger, da betreibt. Aber eine stimmige. Ein Seelenréduit. Eine Höhle für gute und schlechte Zeiten. Und nun noch zwei wichtige Culinaria: Erstens gibt es in dem Gehütt ein Sonntagsfrühstück mit Rösti, Schinken, Speck, das einen Holzfäller aus dem Prättigau sättigt. Und zweitens ist bis 21. November durchgehend Metzgete. "Ziegelhütte": Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe!

Samstag, 30. Oktober 2010

Demnächst im Tagi

Soooo. Gestern war ich vor Ort, nachdem ich letzten Sonntag rein theoretisch gefunden hatte, man müsste ihn anschauen gehen: den Steg des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata über den Zellwegerweiher in Uster. Schön ist der neue Steg, der sich so gibt wie ein Haufen Schwemmholz, und lohnt den kleinen Ausflug. Alles Weitere dazu in meiner Wanderkolumne im Tagi, die... bald erscheint.

Freitag, 29. Oktober 2010

Haumdaucha! Kaasloawe! Hoibschariga!

Ja, Bayrisch hat Kraft und Saft. Zum Beispiel, wenn der eine Bayer zum anderen "Du schpintigs Grachal!" sagt. Bei Grachal handelt es sich um eine Limonade; in einer Gesellschaft der Biertrinker gilt sie als Inbegriff des Schwächlichen, Wässrigen, Faden. Man erfährt das und vieles mehr aus "Zefix! Der Bayrische Fluch- und Schimpfkalender 2011" - das ideale Weihnachtsgeschenk, wenn man einen Wanderer kennt, der sich auf Ferien in Garmisch-Partenkirchen einrichtet und Street Credibility erringen will mit Invektiven à la "Haumdaucha!", "Kaasloawe!", "Ministrantenbipperl!" oder "Hoibschariga!".

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Vom Wolf

"Der Geltenschuss im Lauenental mit Schneebrücke", 1778.
Vor kurzem schrieb ich im "Tages-Anzeiger" darüber, wie der Alpentourismus erfunden wurde, wobei Leute wie Goethe, Albrecht von Haller und Ebel eine wichtige Rolle spielten. Ein Leser teilte mir dann telefonisch mit, ich hätte im Artikel einen Namen vergessen, den von Caspar Wolf. Ich machte mich kundig - und in der Tat: Wolf, Schreinersohn aus dem aargauischen Muri, war der Pionier der Hochgebirgsmalerei und inspirierte Europa. Vor allem für die "Merkwürdigen Prospekte aus den Schweizer Gebürgen und derselben Beschreibung" (1777) war er viel unterwegs und schuf Gemälde, die damals höchst modern anmuteten: keine Schäferidyllen und dergleichen Verklärungen, sondern Darstellungen, die realistisch sein wollten, auch auf die Gefahr, dass eine abrupte Felswand das feinsinnige Publikum schreckte. Wolf, ein Name, den der gebüldete Wanderer in der Tat kennen sollte.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Tod einer Seilbahn

Ende Monat geht die Seilbahn von Brunnen zum Urmiberg hinauf ein, bereits hat die Betreiberin ein Gesuch um Rückbau der Anlage gestellt. Auch die Bergwirtschaft verschwindet. Das Prachtspanorama Richtung Süden gibt es natürlich weiterhin, aber ausschliesslich Fussgänger werden es geniessen können.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Alkoholischer Igel

Laut "Bieler Tagblatt" gibt es in Vinelz im Seeland einen Igel, der sich regelmässig über die leeren Bierflaschen im Keller eines bestimmten Hause hermacht; er steckt die Schnauze in die Flaschenhälse und schleckt die letzten Tropfen zusammen. Leicht belämmert vom Alkohol, purzelt er nachher wieder aus der Harrasse. Zeit, dass er den Winterschlaf antritt, also auf den kalten Entzug geht.

Montag, 25. Oktober 2010

Grosser Herbst

Tres faciunt collegium: Kommen drei Leute, findet die Vorlesung statt. Das gleiche Prinzip gilt doch wohl auch für eine Wanderunternehmung. Liliane und Monika kamen, ich war schon in Langnau, zu dritt gingen wir in drei Stunden auf die Lüderenalp, es war wunderschön: Nebelchen in den Gräben, hellbraune Farnwedel im Wald, dunkler Dreck auf den Wegen, und dann weiter oben alles überdeckt und veredelt durch den Schnee. Den Regen und die Kälte vergassen wir, assen am Ziel Vermicelles, und natürlich waren wir im Bus wieder hinab nach Langnau die allereinzigen Gäste. Wahrlich, Wandergott, in deinem Herbst ist Grösse.


Sonntag, 24. Oktober 2010

Nach Uster, zu Kawamata!

Was tun an diesem Hudelsonntag? Ich habe in Langnau (BE) übernachtet und will mich zur Lüderenalp durchkämpfen, einfach so, um des Spasses willen. Ein anderer Plan, einer für alle Zürich-Basierten: nach Uster fahren und nach Niederuster spazieren. Dort ist soeben eine ziemlich spezielle Brücke über den Zellwegerweiher eröffnet worden. Ersonnen hat sie der japanische Künstler Tadashi Kawamata; sie ist bananenförmig gekrümmt, liegt auf Pontons auf, sieht aus wie ein Haufen Schwemmholz und heisst "Drift Structure". Ihre Überquerung: ein kleines Abenteuer, gerade für Familien. Allerdings muss man die Gofen dabei im Auge behalten. Denn eins hat die Brücke nicht: ein Geländer.

Samstag, 23. Oktober 2010

Wo der Widmer herkommt

Experten vom Dialektwörterbuch Schweizerisches Idiotikon erklären jeden Dienstag vormittag auf DRS3 ein paar hiesige Nachnamen. Arpagaus, Nünlist, Ziörjen und Dutzende andere waren schon dran. Auf der Radiopage sammelt sich da Wissen an, es macht Spass, die Beiträge anzuhören. Eben informierte ich mich dort über meinen Nachnamen. Widmer kommt von "Widem" gleich Widmung - das ist ein kirchliches Lehen, welches von einem weltlichen Menschen verwaltet wurde. Einem Widmer eben.

Freitag, 22. Oktober 2010

Grindsblacken und Dräckloch

Das Muotatal im engeren Sinn besteht aus einer Raserstrasse und einem langgezogenen, seltsam gesichtslosen Dorf. Faszinierend wird die Talschaft durch alles rundum: den Bödmeren-Urwald, den verkarsteten Pragel, die vielen Höhlen. Und durch die eigenwilligen Alpen mit Namen wie Grindsblacken, Goldplangg, Dräckloch. Am 30. und 31. Oktober halten die Betschart, Föhn, Gwerder, wie sie dort hinten heissen, ihren Alpkäse feil - und natürlich wird gegessen und getrunken und gibt es Faserpelze und Motorsägen zu kaufen. Ich war zweimal am Muotitaler Alpchäsmärcht und empfehle ihn zum Besuch. Gleich noch ein Argument dafür: Nirgendwo im Land sieht man Bart und Schnauz in vergleichbarer Pracht.

Alpkäsemarkt: Muotathal im Muotatal.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Eine zu frühe Ankunft

Heute bloss dies: Gestern stand ich in Ziegelbrücke auf dem Perron, stellte fest, dass das Hirzli mit seinen 1641 Meterchen über Meer bereits tief verschneit ist und fand das deprimierend. Winter, du kommst mir zu früh!

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der Profi

Die Stadt Zürich hat noch einen einzigen Berufsfischer; heute ist Adrian Gerny, 22, im "Tages-Anzeiger" porträtiert. Sein Fanggebiet reicht vom Bürkliplatz bis zum Küsnachter Horn; die Position der Netze speichert er im GPS-Gerät; was im Garn zappelt, kommt auf die Teller im "Fischer's Fritz", dem Szenerestaurant beim Camping Zürich-Wollishofen. Zwei Aussagen von Gerny: 1. "Du arbeitest bis sechzehn Stunden am Tag, auch am Wochenende. Es ist dunkel, wenn du das Bett verlässt, oft peitscht dir der Regen ins Gesicht, und im Winter frierst du dir die Hände steif. Kommst du heim, stinkst du nach Fisch und bist zu müde, um auszugehen." 2. "Meine Freundin weiss immer, wo ich bin."

Dienstag, 19. Oktober 2010

Tut etwas, Züchter!

Bella von Stein, Familienhund.
Meldung im "Schweizer Bauer": Der Appenzeller Sennenhund ist vom Aussterben bedroht. Nur noch 150 reinrassige Tiere leben in der Schweiz. Offenbar wird dem Appenzeller Blässli sein Wadenbeisser-Image zum Verhängnis; eines fotografieren will jeder, eines besitzen kaum jemand. Bella, der Familienhund meiner Schwester, ist die fleisch- bzw. fellgewordene Widerlegung des Klischees. Kinderlieb ist sie und steht den Hauskatzen zum Kuscheln zur Verfügung; im grössten Gedränge knurrt sie nicht ein bisschen; Herbei-Rufen folgt sie sofort und geht dann brav bei Fuss. Und Bella ist genügsam; ist kein Brunnen vorhanden, schlabbert sie jederzeit eine Schlammpfütze leer. Bella, Inbegriff von Robustheit und Charakter, eine Zierde ihrer Rasse - lasst mir diesen Hund nicht im Stich, Züchter! Tut etwas!

Montag, 18. Oktober 2010

Lisa, Alphornwunderkind

Swiss Lady 2010: Lisa Stoll (Ausriss "20 Minuten Friday").
Hübscher Bericht im momentan aufliegenden "20 Minuten Friday". Lisa Stoll, 14, ist ein Wunderkind des Alphorns und war schon in "Benissimo" und im "Musikantenstadl". Drei Quotes: 1. "Passt nicht zum Alphorn", sagt Lisa über den Vorschlag, à la Bligg Pop und Volksmusik zu mixen. 2. "An den Prix Walo wollte sie auch nicht kommen", sagt Lisa über ihre kleine Schwester Tina, die die vielen Familienausflüge zu Musikfesten nicht mag. 3. "Sie hören aber schon eher Rihanna", sagt Lisa über ihre Klassenkameraden.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Der schöne Sonntagsausflug

Schlechtes Wetter? Geht an den Türlersee, Leute! Dort ist jetzt kaum einer, einmal um den See dauert eine Stunde, man hat den Wald, das Ried, das Schilf, die Enten, das Wasser, die Dunstschleierchen über dem Wasser fast ganz für sich. Ich war gestern dort und kam seelisch erfrischt zurück.

Samstag, 16. Oktober 2010

Frisch war mal frisch

"Über alle Berge. Geschichten vom Wandern", Unionsverlag: literarischer Notproviant für den Winter, emotionale Überbrückung, bis es wieder taut. Unter den besten Texten in dem Büchlein: Max Frischs Schilderung einer Wanderung über die Alpen ins Tessin (Mann, war dieser Mann fit und frisch!). Meinrad Inglins Alpinistenmoritat über "Drei Männer im Schneesturm". Mark Twains freche Satire "Eine Rigibesteigung". Carl Zuckmayer, der ab 1957 in Saas-Fee lebte, erzählt von einer Hochtour aufs Allalinhorn. Letzte Worte seiner erhabenen Prosa: "Wenn ich die Augen schliesse, sehe ich immer die Wand. Die schimmernden Quarzbänder, die Schichten von Basalt, Porphyr, Granit und Gneis. Es ist ein ungeheures Gemälde, abstrakt, kubistisch, von niemals erahnter, kühler Farbenpracht. Dann fällt mir die Pfeife aus dem Mund, und ich schlafe traumlos."

Freitag, 15. Oktober 2010

Einheitsmenü auch in Engelberg

Sie möchte man doch sehen: Engelberger-Aa-Schlucht.
Alles redet vom Gotthard, aber hey: Vergesst mir den anderen Bahntunnel nicht, den von Engelberg! Am 12. Dezember wird zwischen Grafenort und Boden ein Vier-Kilometer-Tunnel eröffnet, der den heutigen spektakulären Steilabschnitt ersetzt und die Steigung drastisch reduziert. Dies passiert mit fünf Jahren Verspätung auf den anfänglichen Zeitplan; Wassereinbrüche vor allem sind es, durch die die Baukosten von 68 auf 176 Millionen Franken stiegen. Der neue Bahntunnel ist eine gute Sache, gleichzeitig blutet das Herz des Landschaftsliebers: Die Schluchtstrecke entlang der Engelberger Aa ist bald Vergangenheit, stattdessen wird dem Bahnfahrer das Einheitsmenü "Schwarze Röhre" serviert.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Die Marken-Short-Story

Stinkt seit Jahrhunderten: Ziger.
Nun gibt es das "Schweizer Markenbarometer". Die älteste Marke der Schweiz ist demnach der Glarner Schabziger, dessen Zusammensetzung schon 1463 genau definiert wurde. Aus der Top Ten unserer ältesten Marken kann man im Übrigen eine Wandergeschichte basteln:
Ich kaufte mir bei Orell Füssli einen Krimi für den Zug nach St. Gallen, packte zusätzlich Somms Basler Zeitung in den Rucksack, nahm in Gais nach kurzem Kontrollblick auf meine ultrapräzise Breguet den Weg hinauf zum Gäbris unter die Füsse, trank dort, durstig vom Aufstieg, zuerst ein Cardinal und dann ein Schützengarten, wechselte später nach Wanderschluss in Trogen zu Wein von Schuler und nahm dazu einen guten, nein, für einmal nicht Appenzeller, sondern Gruyère, dem der Wirt kurioserweise Glarner Schabziger nachschob, worauf mir allein vom Riechen so schlecht wurde, dass ich mich in eine herumliegende Neue Zürcher Zeitung übergab, um oben in einem der Gästezimmer des "Schäfli" ermattet auf die Matratze von Roviva zu sinken.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Das Schöriz Rösi bleibt das Schöriz Rösi

Zwei zentrale Gemeinden, Sigriswil und Habkern, haben heuer den Beitritt zum Naturpark Thunersee-Hohgant verworfen. Das Projekt wird höchstens in abgespeckter Form weitergeführt. Der Berner Jürg Alder ist mit seinem Buch "Thunersee - Hohgant" sozusagen auf dem falschen Fuss erwischt worden. Oder doch nicht? Die "Entdeckungsreisen zu Menschen und Landschaften", so der Untertitel, sind natürlich weiterhin möglich; das Schöriz Rösi von der Alp Steinige Schöriz, das da so liebevoll porträtiert ist, bleibt das Schöriz Rösi. Ganz nebenbei ist das Buch (Weber Verlag) auch ein Wanderführer. Eine Route habe ich auf meiner ewigen Wunschliste eingetragen: die durch das Schafloch. Ein 800-Meter-Militärstollen des Zweiten Weltkriegs durchs Sigriswiler Rothorn hindurch: vielversprechendes Geh-Abenteuer.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Das ist Bühler, nicht Schwamendingen

Obere Rüti bleibt Obere Rüti.
Jeder Flurname ist ein Stück Siedlungsgeschichte. "Reute", "Brand" und "Schwändi" etwa erzählen knapp und träf, wie Alemannen das Land urbar machten. In Bühler AR wollte die Gemeinde die alten Bezeichnungen, nun: nicht gerade abschaffen, aber doch in ein Strassennamen-System integrieren und mit Hausnummern ergänzen. Vielen Einheimischen passt das nicht. Es ist ihnen auch egal, dass ein Auto-GPS sie nicht finden kann, so wie ihre Adressen jetzt beschaffen sind. Sie wehrten sich und bekamen nun beim Kanton recht, so ein Bericht der Schweizerischen Depeschen-Agentur. Die Gemeindeverwaltung muss über die Bücher und eine bessere Lösung finden. Gut so! Ich hüte in Bühler regelmässig das Haus meiner Schwester mit den Tierli. Auch in Zukunft geschieht das in der "Oberen Rüti" und nicht an irgendeiner "Rütistrasse 7" oder so. Man ist doch nicht in Schwamendingen.

Montag, 11. Oktober 2010

Der Outdoor-Druide kommt

Was ist das denn? ER wüsste es.
Bald gibts den Wanderleiter mit eidgenössischem Fachausweis, meldet der "Walliser Bote". Die Trägerschaftsorganisationen haben mit dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie den Lehrgang bereits ausgearbeitet; auch die Prüfungsverordnung steht. Mit eidg. geprüften Wanderleitern ist also zu rechnen. Sie sollen ihre Schäfchen sicher leiten, aber auch Geografie, Geologie, Geschichte, Pflanzen- und Tierwelt erläutern - Outdoor-Druiden sozusagen.

Sonntag, 10. Oktober 2010

So etwas tun nur die Schweizer

Scheiterbeigenhäuser bei Ennetmoos.
Gestern mit dem Velo von Engelberg nach Stans und weiter nach Sarnen. Hier der Abstract. 1. Die Beamten am Bahnhof Engelberg kombinieren Schneckentempo mit Dorfpfarrer-Nettigkeit. Eine Riesenschlange zappliger Inder und Chinesen unterwegs zum Titlis staut sich vor dem Schalter - die Beamten nehmen sich für jeden Kunden Zeit, dass es wirkt wie Lebensberatung. 2. Die Schlucht der Engelberger Aa: ein Spektakel. Auf dem Velo tun einem bald die Hände weh, weil man so stark bremsen muss. Fast unten ist ein gigantischer flacher Stein als Tisch platziert, rundherum stehen Stühle, mit der Motorsäge zugeschnitten; sieht aus wie die Wohnküche von Familie Feuerstein. 3. Gedenkort weiter unten im Tal an einer Furt. Wo die 11-jährige Jessica und der 6-monatige Nils 2009 vom Bach fortgerissen worden, stehen Kreuze, liegen Blumen und Abschiedsbriefe von Kindern; rührend. 4. Im "Schlüssel" in Stans machen sie einen Kaffee Kräuter, der im Wesentlichen Kräuter ist, plus ein wenig Kaffee. Eine Tasse, und man ist hinüber. 5. Bei Ennetmoos haben Waldbesitzer aus Scheiterbeigen herzige Häuschen gebastelt. Gibt es ein anderes Volk auf der Welt, das einen vergleichbaren Drang hat, seine Umwelt zu verschönern?

Samstag, 9. Oktober 2010

Zwei Seen in einem

Interessanter Artikel in "Beobachter Natur" über den Lago di Cadagno im Ritomgebiet hoch über Airolo. Dieser Bergsee ist eine gespaltene Persönlichkeit: Es stecken in ihm zwei total verschiedene Gewässer. Die ersten paar Meter unter der Oberfläche sind sauerstoffreich und voller Fische. Weiter unten aber ist das Wasser schwefelgesättigt und sehr salzig, dort leben nur gerade einige seltene Bakterienarten. Zwei Faktoren ermöglichen das Phänomen: Zum einen wird die obere Schicht von Bächen gespeicht, die untere aber durch unterirdische Zuflüsse anderer chemischer Zusammensetzung. Zum anderen funktioniert eine eineinhalb Meter hohe Zwischenzone als Filter und verhindert, dass sich die beiden Schichten mischen. Noch bis Ende Oktober verkehrt die Ritom-Standseilbahn und kann man sich dieses in Europa einzigartige Naturwunder anschauen.

Freitag, 8. Oktober 2010

Sie haben eine schwere Adjektivitis, sagte der Arzt

Kürzlich machte ich mich in diesem Blog lustig über die Schwulstprosa einer "Schweiz Tourismus"-Pressemeldung. Hier gleich noch ein Müsterchen - von "Hotelplan", ich fand es eben in meiner Mailbox. Der Texter oder die Texterin gehört notfallmässig ins Krankenhaus eingeliefert: schwere Adjektivitis.

Die stimmungsvolle Adventszeit, der mit Spannung erwartete Besuch des Nikolaus, die stilvoll geschmückten Weihnachtsbäume, der fröhliche Silvester-Abend und der schmackhafte Dreikönigskuchen nahen. Die zauberhafte Zeit um Weihnachten und Neujahr eignet sich bestens für winterliche Abstecher ins verschneite Engadin, das pulsierende Toronto, das glitzernde New York, das geheimnisvolle Island oder das gemütliche München.
Kuschelige Gourmet-Ausflüge, reizende Christkindl-Wochenende, lebhafte "Christmas Shopping"-Tage oder abenteuerliche Silvester-Reisen ermöglichen Reisegästen, sich auf verschiedenste Arten rund um Weihnachten und Neujahr prächtig zu amüsieren. Der Reiseveranstalter Hotelplan Suisse bietet mit den Marken Globus Reisen, Travelhouse und Hotelplan zahlreiche attraktive Angebote zur Erfüllung dieser Ferienträume.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Gebirgsgolf

Bis Sonntag noch wird auf der Engstligenalp bei Adelboden auf 2000 Metern über Meer gegolft. Der Spielbetrieb läuft, seit vor fünf Wochen die Rinder abzogen. Um die alpinen Pflänzchen zu schonen, schlägt man auf Kunstrasenmatten ab. Das Clubhaus ist in einem Kuhstall eingerichtet. Und offenbar findet es der Gebirgsgolfer lustig, wenn wieder mal Nebel die Sicht auf 15 Meter reduziert. Letztlich geht es beim Fun ums Geschäft: Die örtliche Bergbahn ist verschuldet und muss mehr einnehmen. Für den Winter ist darum auch schon ein Event auf der Alp geplant, eine Eisbahn. Sie wollten auf die Natur Rücksicht nehmen, versprechen die Bahnbetreiber im Berner "Bund". Ist man humorlos und von gestern, wenn man solche Projekte blöd findet? Mir egal - ich bin dagegen.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Das schöne Horn (II)

Kürzlich schrieb ich vom Tschingellochtighorn nah Adelboden, es modele mit Erfolg und werde oft fotografiert. Und natürlich gehört zu einem solchen Model, dass es sich immer wieder anders präsentiert, je nach Stimmung, Tag, Fotograf. Hier ein Leserinnenbild: In Monika Schlatters Aufnahme vom Üschinengrat aus gibt sich das schöne Horn betont schüchtern. Scheinbar getraut es sich kaum, über den vorgelagerten Kamm zu linsen - was für eine kokette Pose!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Unglaubliches Freizeit-Objekt

Der Mechanismus ist immer und überall der Gleiche: Eine Bergbahn tut sich schwer, vor allem im Sommer; es fahren einfach zu wenig Leute hinauf, so dass auch das Gipfelrestaurant serbelt. Und dann haben die Manager eine zündende Idee: EVENT! Jetzt hat es die Alp Schönbüel über Lungern erwischt. Bergbahnen-Chef Paul Niederberger will auf 2000 Metern über Meer für 170 Millionen Franken eine gigantische Amüsier-Anlage bauen: Panoramarestaurant, Disco, Festarena für 1200 Leute, Shoppingcenter, Wellnesstrakt, Hotel, Kinderhort und Indoor-Garten unter einer Glaskuppel. Der "SonntagsBlick", der über das Projekt "Mountain Star" berichtete, spöttelt angesichts der Architektenskizze treffend, es entstehe ein Ufo. Ein "unglaubliches Freizeit-Objekt".

Montag, 4. Oktober 2010

Tschingellochtighorn, du bist die Schönste im Land

Alëuten? Nein, Tschingellochtighorn, Berner Oberland.
Von Adelboden-Gilbach stiegen wir auf aussichtsreichem Grat zum Sillerenbühl. Dort trafen wir Leute, die mit der Bahn aufgefahren waren und nun per Trottinett zu Tal schossen; es sah gefährlich aus. Im Hahnenmoospass-Bergrestaurant verdrückte ich später einen saftigen Hamburger. Und dann hielten wir über den Pommernpass, wieder einsam, hinab zu den Simmenfällen vor der Lenk. Kalte Waldpartien und Schwitzen in der Mittagssonne, aufkommender Föhn, endendes Grün und schnee-verätzte Spitzen: Das war meine Wochenend-Wanderung. Der Preis für den schönsten Berg des Tages geht an das Tschingellochtighorn: Was für ein keckes Splitter-Gipfelchen! Es modelt übrigens erfolgreich und wird oft fotografiert.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Das grosse Kaviar-Duell

Am Gotthard wollen Unternehmer auf beiden Seiten, in Erstfeld und in der Leventina, Störe züchten und Kaviar gewinnen. Und zwar mit dem warmen Wasser, das bei Neat-Bohrungen zu Tage trat. Soweit ein Artikel der "SonntagsZeitung". Dasselbe geschieht schon in Frutigen im Kandertal, ebenfalls mit Neat-Wasser; ich schrieb darüber in diesem Blog. Wirklich originell ist das Vorhaben am Gotthard also nicht mehr. Wobei: Wenn es Unternehmer Sawiris schafft, sein Superluxusresort in Andermatt mit reichen Leuten zu füllen - dann wird natürlich der Kaviarbedarf an der Reuss wesentlich grösser sein als an der ärmlichen Kander. Ich bin nun gespannt auf das grosse Kaviarduell.

Baumelfreiheit garantiert

Gestern Heimfahrt per Zug von der Lenk nach toller Wanderung, Blättern in der aushängenden Zeitschrift. Oha, Endo Anaconda lässt gerne mal die Seele baumeln. Nun, da ist der gute Endo nicht allein. Wann immer Journalisten schreiben, taucht eine Redewendung auf: "die Seele baumeln lassen". Über 840 Einträge verzeichnet die Schweizer Mediendatenbank. Hausbootferien in Burgund, autofreier Tag in der Bodenseeregion, Seniorenreise einer Appenzeller Kirchgemeinde: Stets lassen Leute die Seele baumeln. Als Leser werde ich  hässig, produziere also das Gegenteil von Gelassenheit, wenn irgendwo in der Zeitung wieder mal die Seele baumelt. Und daher sei an dieser Stelle versprochen: Dies ist, auch wenn er des öftern von Orten handelt, an denen man durchaus die Seele baumeln lassen könnte, ein garantiert baumelfreier Blog.

Samstag, 2. Oktober 2010

Ticino, tre idee

Drei Tessinwanderungen, die nicht jeder macht - und ich wollte sie alle diese Saison machen, doch jetzt ist schon bald Schluss; ich bin froh, wenn ich heuer noch eine schaffe.
1. Iragna - Citt - Personico - Bodio. Das aufgelassene Val d'Iragna am Gegenhang zur Strada Alta, der Val d'Ambra-Stausee und schliesslich das von der Krise gebeutelte Industriedorf Bodio: eine typische Leventinaroute.
2. Am Eingang zum Misox von Lumino hinauf zu den Monti Savorù; zwar kann man dazu die kleine Seilbahn nehmen, aber Laufen ist lustiger. Und dann hinab nach Claro nah Bellinzona. Ein Knieplager und Gelenkschletzer.
3. Vom Dimitri-Dorf Verscio auf den Salmone, Aussichtspunkt mit toller Sicht auf den Lago Maggiore. Und dann entweder hinab ins Maggiatal oder via Garinapass nach Loco im Onsernonetal.
Tessin, ich komme (hoffentlich noch 2010)!
Schön wild: der Garinapass.

Freitag, 1. Oktober 2010

Bad Zürich

Im Dezember öffnet in Zürichs Engequartier auf dem alten Hürlimann-Areal, wo übrigens auch Google untergekommen ist, ein riesiges Thermalbad. 60 Millionen kostet der Bau und bietet ein Panoramabad auf dem Dach des einstigen Sud- und Maschinenhauses. Unter Boden kann man sich in fass-artigen Holzwannen suhlen, die an die Brauerei-Vergangenheit gemahnen. Dieser Bereich heisst stilvoll "Hades". Ein zugehöriges Hotel wird etwas später eröffnet. Bad Schinznach, Bad Zurzach, Bad... Zürich.