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Freitag, 31. Juli 2020

Die Innerrhödler App

Die Innerrhödler, also ihre Tourismusstelle, haben eine neue App lanciert. Sie ist simpel, was ich als Kompliment verstanden haben möchte. Man öffnet die App, und es erscheint die Wanderkarte (Appenzell und Alpstein unter grosszügiger Mitnahme ausserrhodischen Terrains) mit allen Wanderwegen und den Wanderwegweiser-Standorten. Man klickt auf einen solchen Standort und bekommt nun eingeblendet, was vor Ort auf dem Wegweiser auch steht: die nächsten Ziele von dort und die zugehörigen Gehzeiten. Die App gibt es natürlich in der Apple- und in der Android-Version. Joho.

Donnerstag, 30. Juli 2020

Drei Pässe und eine Rösti

Es zackt so schön im Bündnerland: Pass digls Orgels voraus!
Blick zurück kurz vor der Furschela da Tschitta. Unten der Lai Grond. Weit
hinten in der Bildmitte als rötlicher Kamm erkennbar der Pass d'Ela.
Die Rösti von Preda.
Am Dienstagmorgen um 6 Uhr 15 nahmen wir in Plang La Curvanera oberhalb Savognin den langen Weg nach Preda unter die Füsse. Drei Pässe standen auf dem Programm. Als erstes stiegen wir via Plagn Begls, das Tinzenhorn zur Linken, auf den Pass digls Orgels. Der heisst so, weil er mit kleinen Bröselpfeilern bestückt ist, die Orgelpfeifen gleichen. Anstrengend war das folgende Stück: über Schneefelder und durch Blockschutt auf den unbedeutenden Gipfel Cotschen und runter zum Pass d'Ela. Hinab auf eine Seenplatte, ein Fussbad im Lai Grond und unter dem mächtigen Piz Ela wieder hinauf - nun standen wir auf dem dritten und letzten Übergang des Tages, der Furschela da Tschitta. Sie bildete den höchsten Punkt der Route mit 2830 Metern über Meer. Zudem war sie der aussichtsreichste Ort von allen, am Horizont reihten sich gut 40 Gipfel von Piz Kesch über Ortler und Piz Ot bis Piz Palü. Ein langer Abstieg folgte, bis wir schliesslich um 15 Uhr in Preda anlangten und uns auf der Restaurant-Terrasse zuprosteten. Das Abenteuer war noch nicht zu Ende. Als wir im Zug Richtung Chur sassen, stürmte und gewitterte es. Und wir erfuhren, dass in Tiefencastel Endstation sei: umsteigen und auf den Ersatzbus warten! Mir war die umständliche Heimreise inmitten verärgerter Touristen egal. Ich dachte nur an eines, während ich vor mich hin döste: an den Weg, der mir so viel Neues geschenkt hatte. (7 1/2 Stunden, 1455 Meter aufwärts, 1519 abwärts)
Auf dem Pass d'Ela. Das Seelein unten ist namenlos.

Mittwoch, 29. Juli 2020

Segantinis Savogniner Stein

Um sechs Uhr morgens fuhr gestern das Taxi vor, das wir für die Fahrt von Savognin hinauf zum Parkplatz Plang La Curvanera reserviert hatten; dieselbe Strecke bedient an gewissen Wochentagen auch ein Wanderbus. Doch den hatten wir, Freund Peider und ich, als Option bei der Planung der Wanderung verworfen, er fährt erst um acht Uhr. Und wir hatten eine weite und anstrengende Strecke im Auge, die über drei Pässe ins obere Albulatal führt. Auch rechneten wir mit Regen und Gewittern am Nachmittag. Zudem war ein sehr heisser Tag angesagt, an dem jede Stunde Aufstieg in der Morgenkühle zählt. Daher das frühe Taxi. Kurz nach dem Start passierten wir an aussichtsreicher Lage auf 1880 Metern über Meer einen Gedenkstein. Der Maler Giovanni Segantini verbrachte die Jahre von 1886 bis 1894 in Savognin und suchte diesen Punkt regelmässig auf. Die italienische Inschrift lautet auf Deutsch: "Hier betrachtete ich die superben Bergketten mit der Hoffnung, sie zu erobern." Nun, Peider und ich eroberten gestern tatsächlich einige superbe Bergketten. Mehr dazu morgen.

Dienstag, 28. Juli 2020

Eine Sesselbahn ist am Ende

Die Sesselbahn Ramslauenen (rote Linie).
Wir hatten letzte Woche im Kleinpostauto zur Griesalp einen witzigen Chauffeur. Im Dorf Kiental, wo er einen Zwischenstopp einlegte, fragte er uns Fahrgäste: "Will jemand eine Sesselbahn kaufen? Ich wüsste da eine, die wäre günstig zu haben." Er meinte die nahe Ramslauenen-Bahn, die ein Ski- und Wandergebiet auf 1400 Metern erschliesst. Sie hat diesen Frühsommer Konkurs angemeldet und fährt nicht mehr. Vorangegangen war das Nein der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Reichenbach, zu dem das Kiental gehört; die ohnehin verschuldete Gemeinde hätte Hunderttausende Franken einschiessen müssen. Das Bahnunternehmen hatte zuvor schon lange geserbelt, insbesondere hatten ihm die Winter mit wenig Schnee zugesetzt. 

Montag, 27. Juli 2020

Eine Tour, zwei Welten

Drei Mal wilde Bergwelt mit dem Blüemlisalpgletscher.
Auf dem Hohtürli, Blick zur
Blüemlisalphütte.
Die Tour vom Samstag im Berner Oberland war eine Zwei-Welten-Wanderung. Unsere Route: Griesalp, Kurhaus - untere Bundalp - obere Bundalp - Uf der Wart - Hohtürli - Blüemlisalphütte und retour zum Hohtürli - Oberbergli - Unterbergli - Läger - Oeschinensee, Gondelbahn, 7 Stunden Gehzeit, 1580 Meter aufwärts, 1310 abwärts. Was mich frappierte und begeisterte: Man erlebt auf dieser Route zwei ganz verschiedene Welten. Die eine: Das ist Postkarte. Alpen mit Wasserfällen zum Verlieben, das wildromantische Kurhaus auf der Griesalp, der tiefblaue Oeschinensee als Inbegriff von Schönheit. Mein Foto-Auslös-Finger wurde stark beansprucht. Die andere Welt lernten wir höher oben um das Hohtürli kennen. Es ist die der langsam zu Tale kriechenden, dramatisch schmelzenden, wilde Spalten bildenden Gletscher. Der im Licht gleissenden tiefschwarzen Felsflächen. Der Abgründe und Wände. Der Schneekuppen mit ihren Wächten, die jederzeit brechen können. Weniger schön als vielmehr wild, erhaben, furchterregend ist dieses Höhenreich. Als Nichtalpinist erlebte ich es am Hohtürli bloss aus der pfleglichen Distanz. Aber ich war schon sehr beeindruckt.
Postkartenstoff: der Oeschinensee.

Sonntag, 26. Juli 2020

Sehr anstrengend

Von der Griesalp zuhinterst im Kiental sind es 1370 Höhenmeter bis hinauf zum Passübergang Hohtürli, der hinüber nach Kandersteg im Kandertal führt. Gestern nahmen wir die Route unter die Füsse. Man steigt zuerst durch eine Art Urwald mit glitschiger Kalkunterlage (sehr anstrengend), bewältigt hernach steile Alpweiden (sehr anstrengend), gerät alsbald in ein noch etwas coupierteres Gelände aus Magergras, feuchter schwarzer Erde, Kies und kleinem Geröll (sehr anstrengend). Schliesslich brechen die letzten 300 Höhenmeter an. Man ist nun alpin unterwegs und geht auch mal unter überhängenden Felsen, Schneeberge glotzen von oben, der Pfad zickzackt aufwärts (sehr anstrengend). Einige Zeit, bevor man oben ist, erreicht man eine Serie von Treppen, ohne die diese abschüssige Rutsch-Halde nicht gefahrlos zu machen wäre. Für diese Treppen ist das Hohtürli berühmt, sie sind das Pièce de Résistance, man muss da durch, und einige von ihnen steigen so sehr an, dass man mit den Händen die Holztritte berührt und sich an ihnen hält. Das ist dann nicht mehr Treppen-, sondern Leiterfeeling. Und man ist froh um das seitliche Seil. Dieser letzte Abschnitt vor dem Kulminationspunkt ist, jawohl, sehr anstrengend.

Samstag, 25. Juli 2020

Schöner Fall, im Fall!

Dieser Eintrag kommt von ganz hinten oben im Kiental. Von der Griesalp. Heute soll es über das Hohtürli nach Kandersteg gehen, eine epische Passroute ist es, die uns erwartet, gestern war die Unternehmung nicht möglich, es regnete. Womit wir - Thema Wasser - beim Foto sind. Es zeigt den fantastischen Dündefall etwas unterhalb der Griesalp, den ich bei der Anreise aus dem fahrenden Postautöli fotografierte.
https://drive.google.com/uc?export=view&id=176S9iDfYevPoes75hksTwb8-0hBLYR5k

Freitag, 24. Juli 2020

Unterwasserjura

Das Gwild, fotografiert vom Stauwehr des Kraftwerks Rheinfelden.
Hundert Prozent Natur ist es längst nicht mehr, das Gwild, das bei Rheinfelden im Fluss bisweilen zutage tritt. Die Gebirgszüge des Jura gehen hier gewissermassen tauchen, sinkt der Wasserspiegel, werden Formationen sichtbar, wie wir sie von den Jurakämmen kennen. Beim Bau des Neuen Wasserkraftwerks Rheinfelden wurde freilich fast die Hälfte des Gwilds abgetragen. Und ein Teil der Strukturen unterhalb des Wehrs, über das ich am Dienstag ging, ist künstlich aufgemauert. Erahnbar ist das Gwild übrigens auch, wenn das Wasser reichlich fliesst und das Flussbett verbirgt. Dann sind es die wilden Strudel, die den Unterwasserjura verraten.

Donnerstag, 23. Juli 2020

Teufel, was für ein Loch!

Oben: Der Aussichtsturm auf dem Hohen Flum und die Kapelle St. Mauritius in Nordschwaben.
Unten: Schloss Beuggen und das Teufelsloch im Wald zwischen Nordschwaben und Riedmatt.

Hoher Flum: Das ist ein Minigipfel im Baden-Württembergischen, die mit 536 Metern höchste Erhebung des Dinkelbergs, der zu einem kleinen Teil schweizerisch ist, Kanton Basel-Stadt. Vorgestern nahm ich von Basel aus den Zug, fuhr über die Grenze nach Maulburg im Wiesental, stieg auf den Hohen Flum, trank im Restaurant ein Wässerli, stieg ab ins Dorf Nordschwaben, besuchte dort die etwas abseits stehende Kapelle St. Mauritius, erwanderte anschliessend das unheimliche Teufelsloch mitten im Wald, eine verschummerte, durch einen Zaun gesicherte, 40 Meter tiefe Doline, kam bald danach an den Rhein, freute mich an der Herrlichkeit von Schloss Beuggen, das einst ein wichtiger Stützpunkt des Deutschritterordens gewesen war, um endlich über das Wehr das schweizerische Rheinfelden anzupeilen. Dort war ich am Ziel, gönnte mir nach den immerhin 4 3/4 Stunden Gehzeit bei heissem Wetter auf der Terrasse des Park-Hotels am Rhein einen Coupe Romanoff (sehr gut) und fuhr dann, die Fusssohlen brennend, der Kopf voll mit neuen Eindrücken, wieder heim.

Mittwoch, 22. Juli 2020

Pater Theo, die Madonna, das Erwachsenenkind

Die Madonna von Oberkastels, um 1200. In der rechten Hand hält sie den Apfel,
den Eva vom Paradiesbaum pflückte. Das Jesuskind sieht seltsam erwachsen aus.
Pater Theo, der uns am Samstag durch das Kloster Disentis führte, uns die barocke Kirche zeigte, das Museum, Knochenrelikte der beiden Gründerheiligen - diesen Benediktinerpater fand ich eine Wucht. Innerschweizer ist er aus Nidwalden, ist, wenn ich mich recht erinnere, seit 37 Jahren im Kloster, hielt dort verschiedene Ämter, leitet als Kantor die gregorianischen Chorgesänge, unterrichtet im klostereigenen Internat. Ich mochte seinen Mix aus Lakonie und Witz, die Gelassenheit, mit der er erzählte und das Klosterleben beleuchtete von spirituell bis weltlich - ein Mitbruder, sagte er, sei Skisportfan, wenn ein Abfahrtsrennen sei, dann sei er immer im Gemeinschaftsraum mit dem Fernseher zu finden. Ich kann eine solche Klosterführung nur empfehlen, wir waren zu acht, buchten auch das Museum und zahlten für die zwei Stunden geballten Katholizismus 130 Franken. Das Kloster Disentis, die weisse Arche der Surselva, ist übrigens gut 1300 Jahre alt. 
Dem Märtyrer Placidus von Disentis wurde grad der Kopf
abgeschlagen. Das Ölbild entstand um 1630.

Dienstag, 21. Juli 2020

37 statt 57

Die nehmen wir jetzt: Hängebrücke über das Val Mutschnengia.

Fresko in der Disentiser Kapelle der Agatha.
Wer von Disentis das Val Medel hinauf zum Lukmanierpass geht, wird gefordert. Wir taten es am Sonntag, machten 1360 Höhenmeter aufwärts und 650 abwärts, waren (ohne Pausen gerechnet) 7 Stunden und 40 Minuten unterwegs. Jede Minute war es wert, hier die Dinge, die speziell toll waren:
  • Sontga Gada kurz nach Wanderstart in Disentis. Die Kapelle der heiligen Agatha, um 1100 erbaut, ist mit Fresken ausgeschmückt, die die Drei Könige beim Jesuskind zeigen, aber auch das blutige und drastisch gemalte Martyrium der Agatha von Catania.
  • Das Val Mutschnengia wird von einer Hängebrücke aus Lärchenholz überquert, Forstwart-Lehrlinge fertigten sie an. 96 Meter lang ist die Brücke, 41 Meter darunter fliesst der Bergbach.
  • Bei Sogn Gions gönnten wir uns ein Fussbad im eiskalten Medelser Rhein. Es beseitigte alle Beschwerdchen von Achillessehnen-Weh bis Knieschmerz. Und steigerte die gute Laune zu einer Art Geh-Ekstase. Ich bin 57, hatte in den nächsten Stunden aber das Gefühl, ich sei 37.
  • Die Mauer des Lukmanier-Stausees tat, was alle alpinen Stauseen tun: Sie faszinierte. Diese bauchige Krümmung, diese riesige glitzernde Wasserfläche, dieser wohlgeformte Beton in einer Umgebung, die geprägt ist von Büschen, Felsbrocken, Geröllhalden, Bächlein allenthalben. Dieses massive uniforme Mauergrau inmitten anarchischer Grüntöne.
  • Der Weg westseitig des Stausees entpuppte sich als ruppiger Höhenweg, der uns noch einmal einiges abverlangte und uns noch einmal begeisterte. B. entdeckte die ersten Heidelbeeren der Saison, und wir überquerten die zweite Hängebrücke des Tages. Diesmal war es eine kurze über den jungen Medelser Rhein. Sie schwankte arg. Man musste die Hände ans Seilgeländer legen.
  • Ja, und natürlich gab es im Restaurant auf der Passhöhe ein Schlussbier. Und einige von uns, darunter ich, deckten sich am Stand vor dem Haus mit Käse ein. Eine gute Sache - die Wanderung wird in meinem Kühlschrank noch einige Tage weiterleben.
    Endlich auf dem Damm. Wir müssen ans andere Ende des Sees.
    Die Gegenperspektive kurz vor Schluss der Wanderung.

Montag, 20. Juli 2020

Das Neuenburger Mauerrätsel

Kurios. Letzte Woche wanderten wir von Noiraigue auf die Tablettes, einen Aussichtspunkt hoch über dem Val de Travers. Der Weg verlief lange auf dem Jurakamm nördlich über dem Tal. Vor dem Abzeiger nach Les Reposieux sahen wir eine massive Mauer, die sich über hunderte Meter parallel zu unserer Route zog. Wir rätselten, dachten uns einen militärischen Zusammenhang, suchten später im Internet, fanden aber nichts Konkretes. Schliesslich rief ich bei Profortins Neuchâtel an, einer Vereinigung, die sich mit den Militärbefestigungen des Zweiten Weltkriegs  im Kanton Neuenburg befasst. Ein Mann gab mir die Auskunft, dass es sich um eine Verteidigungsmauer handle, die 1939 oder 1940 gebaut worden sei. Un mur contre les petits chars, gegen kleine Panzer. Oder auch gegen Infanterieangriffe aus dem Tal. Der Mann musste immer wieder lachen, er fand die Annahme, es könnte den extrem steilen Waldhang hinauf ein Angriff stattfinden, ebenso absurd wie wir. Vielleicht sei es schlicht Arbeitsbeschaffung gewesen, spekulierte er, möglicherweise hätten sich die Wehrmänner auf dem Berg halt gelangweilt, mehr wisse er nicht. Immerhin.
aaa
Unten links Noiraigue, oben rechts der Ort der Mauer, in Rot unser Wanderweg Richtung Tablettes

Sonntag, 19. Juli 2020

Das Schneehäslein von Disentis

Gestern fotografierte ich dieses Schneehäslein. Wir sahen es im Museum des Klosters von Disentis. Der Tag war eher faul: Nach der Klostervisite ging es mit der Seilbahn zum Bergrestaurant von Caischavedra, dort gab es Apéro. Und später assen wir opulent. Für heute ist eine Wanderung programmiert, wir wollen von Disentis zum Lukmanierpass aufsteigen, um halb neun wird gestartet. Ich freue mich sehr.

Samstag, 18. Juli 2020

Das war apart

Auf dem Weg zum Tablettes, unten der Neuenburgersee.
Der Storch von Noiraigue.

Ach ja, der Herdentrieb. Wer in Noiraigue im Val de Travers, Kanton Neuenburg, aus dem Zug steigt, hat zu seiner Linken den berühmten Creux du Van. Zur Rechten zieht sich ebenfalls eine attraktive Krete, die freilich die wenigsten zu benennen wüssten. Praktisch alle Wanderer gehen zum Creux du Van, fast keiner geht zu den Tablettes, 1290 Meter über Meer. Am Donnerstag taten wir mit Vergnügen genau dies, wir waren die meiste Zeit allein, bloss ein Pärchen begegnete uns oben, eine junge Frau mit Dreadlocks und ihr Freund, ebenfalls mit Dreadlocks. Wir genossen den Pfad, der zuerst brutal steil war, dann aber für Kilometer bloss noch sanft stieg und an unzähligen Punkten hart am Abgrund vorbeiführte; die Unternehmung war über weite Strecken eine Höhenwanderung. Von unserem Gipfelziel, Les Tablettes, blickten wir endlich schön auf den Neuenburgersee und hinüber zum überlaufenen Creux du Van. Anschliessend stiegen wir ab zum Col de la Tourne, assen im Restaurant de la Tourne gut und deftig (siehe gestern) und setzten danach fort zur Bahnstation von Chambrelien. Dort waren wir uns einig: Das war gut gewesen. Apart.
4 3/4 Stunden, 785 Meter auf, 830 ab.

Steiler Aufstieg eine halbe Stunde nach dem Start in Noiraigue.

Freitag, 17. Juli 2020

Wärme und Kalorien am Col de la Tourne

Erstaunlich, wie kalt es im Juli sein kann. Und das auf nur 1200 Metern über Meer. Gestern wanderten wir im Neuenburger Jura, Regen hatten wir keinen, doch blies ein eisiger Wind, so dass wir zeitweise froren. Der Zmittag im Restaurant de la Tourne am Col de la Tourne, dem Strassenpass, der vom Neuenburgersee hinüber ins Hochtal von Les-Ponts-de-Martel führt - dieser Zmittag hatte daher eine wichtige Funktion. Er musste uns wärmen und uns die nötigen Kalorien bringen. Er schaffte das mit Bravour. Gestärkt und gewappnet gingen wir in den Nachmittag, der punkto Temperatur dann wesentlich angenehmer verlief. Mehr zur Route morgen. Am Wochenende geht es übrigens für einen Zweitäger in die Surselva.

Donnerstag, 16. Juli 2020

Schwankende Wege

Vielleicht interessiert das ja jemanden, so dass er oder sie das Heft kauft: In der neuen "Schweizer Familie" gibt es von mir einen grossen Artikel, in dem ich auf neun Seiten insgesamt acht Hängebrücken samt der zugehörigen Wandertour vorstelle. Das Ganze ist, finde ich, prachtvoll illustriert - hier im Bild die ersten drei Doppelseiten.

Mittwoch, 15. Juli 2020

Unsere fünfte Tour

Im Mültobel oberhalb Lüchingen und Altstätten.
Vor fünf Jahren schrieb mir ein Elfjähriger aus dem Bernbiet, er wolle unbedingt mit mir wandern kommen, den Grossvater bringe er gleich auch mit. Mittlerweile ist Julien 16 und Heinz 79, gestern unternahmen wir unsere fünfte gemeinsame Tour. Wir stiegen von Heiden via Bischofsberg und Rütegg zum Aussichtspunkt St. Anton auf, um dann durch den steilen Rundenwald hinab nach Altstätten zu halten. Knapp dreieinhalb Stunden dauerte das bei 440 Höhenmetern aufwärts und 770 abwärts. Es war eine angenehme Tour in angenehmer Gesellschaft, Heinz ist ein witziger Lakoniker und Julien ein Jüngling, der vor Routenideen und Wanderfragen übersprudelt. Zudem ist Julien Schluchtenspezialist und kennt Tobel überall im Land. Gestern kam ein neues hinzu: das Mültobel oberhalb Lüchingen, in dem wir gut eine halbe Stunde gingen. Wir mochten es sehr mit seinen hohen Mergelwänden und dem Bach, der sein Bett zu eleganter Glätte geschmirgelt hat.
Blick vom St. Anton, links das Rheintal, rechts der Säntis.

Dienstag, 14. Juli 2020

Glarner Pracht

Ennenda, 2700 Einwohnerinnen und Einwohner, ist seit neun Jahren Teil der Gemeinde Glarus. Doch das alte Gemeindehaus ist nach wie vor da als splendides Ding, das auch in Montreux stehen könnte oder in einer französischen Stadt. 1890 wurde der Bau im Stil der Neorenaissance eröffnet, Ennenda leistete ihn sich demonstrativ, eine aufstrebende Industriegemeinde drückte durch imposante Architektur ihr Selbstbewusstsein aus. (Foto: Wikicommons)

Montag, 13. Juli 2020

Ich wollte nicht wandern

Wenslingen.
Der Zmittag.
Ich hatte mir vorgenommen, am Wochenende zuhause zu bleiben und zu arbeiten. Wenigstens einen Tag. Wie es halt so geht: Ich ging dann doch wandern. Nicht in die Berge, sondern in den Jura. Von der Staffelegg über Aarau ging es via Benkerjoch zur Salhöhe und zum Geissacker, zum Schnäpfenflüeli und nach Anwil. In Ammel, wie der Ort im Dialekt heisst, gab es im Jägerstübli einen deftigen Zmittag, ein Kotelett vom Ormalinger Schwein. Mit einem derart vollen Bauch könne ich noch nicht heimreisen, befand ich hernach und zog weiter via Wenslingen und die Ödenburg nach Tecknau. Am Schluss war ich doch fünfeinhalb Stunden gegangen (660 Meter auf, 840 ab). Nicht schlecht dafür, dass ich nicht hatte wandern wollen.
Klatschmohn.

Sonntag, 12. Juli 2020

Ein Anliegen

Den Mann mit dem Stand-up-Paddelding fotografierte ich kürzlich in der Nähe des Stauffachers, also mitten in der Stadt - Sommer in Zürich.

Nun noch etwas aus der Welt des Journalismus. Die "Schweizer Familie" hat einen neuen Newsletter. Ich durfte die erste Ausgabe schreiben, die am Donnerstag verschickt wurde, wir sind ein Viererteam, das sich beim Schreiben abwechselt. Die Idee ist, den Leuten ein paar Tipps zu geben, was sie am Wochenende machen könnten. Natürlich stellen wir jeweils auch die neuste Ausgabe des Heftes vor. Und damit zu meinem Anliegen. Tut mir doch den Gefallen, liebe Leute, und abonniert das Ding. Das wäre toll. Hier der Link, ein bitzli runterscrollen, dann kommt die Zeile, wo man die Mailadresse eingeben kann. Danke vielmals für den Support!

Samstag, 11. Juli 2020

Riese am Horizont

Auf dem Suchet, 1588 Meter über Meer. Unten der Neuenburgersee.

Zoomen auf dem iPhone: na ja. Aber man erkennt ihn schon, den Mont Blanc.
Gemeine Wegwarte (Zichorie).
Zwei gewaltige Jurakämme ziehen sich bei Baulmes im Kanton Waadt parallel. Die Aiguilles de Baulmes bestieg ich vor Jahren, am Donnerstag war der leicht höhere Suchet an der Reihe. Eigentlich hatte ich bei der Station Six-Fontaines der Bahnlinie von Yverdon hinauf nach Ste-Croix starten wollen, doch wird exakt diese Station derzeit nicht bedient. Bauarbeiten. Und also begann und beendete ich die Wanderung in Baulmes - eine Rundtour wurde es, die ich im Uhrzeigersinn absolvierte. In den zwei Wirtschaften, die ich im Aufstieg besuchte, im Chalet de la Mathoulaz und im Chalet du Suchet, trank ich je einen halben Liter Mineral, das heisse Wetter machte mir grossen Durst. Die Rundsicht oben war nichts weniger als vollkommen. Zur einen Seite hatte ich Frankreich, auf der anderen aber den Neuenburgersee mit dem Alpenkranz sowie den Genfersee samt den Savoyer Alpen. Und weiter hinten sah ich einen Bergriesen in Weiss, der alles überragte. Er ist unverkennbar, der Mont Blanc.

Die Angaben: Baulmes, Bahnhof - Six-Fontaines - La Mathoulaz - Chalet du Suchet - Suchet - Gratweg - Baulmes. 5 1/2 Stunden, je 1040 Meter auf und ab.
Kurz vor Wanderende kam ich am Schloss von Baulmes vorbei.

Freitag, 10. Juli 2020

Ins Gedächtnis gebrannt

Vor vielen Jahren gingen wir mit Lotti aus Biel wandern. Die Journalistin war uns als allerbeste Kennerin des Chasseral vorgestellt worden und enttäuschte uns nicht; sie beeindruckte uns mit ihrem Wissen über die Gegend in allen Facetten von Geologie über Geschichte bis Botanik so sehr, dass wir sie "Miss Chasseral" tauften. Lotti hatte damals eine Flasche Schnaps dabei und liess uns kosten. Es war ein grenzwertiges Gesöff: garstig, scharf, schockierend erdig. Er kommt ja auch aus der Erde, der Jänzenen, wie der Enzian im Dialekt heisst; aus der Wurzel des Gelb-Enzian wird er meist gefertigt. Gestern musste ich an Lotti denken. Ich war im Jura unterwegs, freilich nicht im Berner Jura, sondern im Jura Vaudois. Den Suchet bestieg ich und staunte über die Allgegenwart des Gelbenzian. Ich spürte ihn gleich wieder im Mund und roch ihn wieder, Lottis Schnaps. Diese Essenz hat sich in mein Gedächtnis gebrannt.

Donnerstag, 9. Juli 2020

Wieder mal ein tolles Plättli

Ich hatte schon viele Plättli, mal waren sie mit Käse bestückt, mal mit Fleisch und mal mit beidem. Dasjenige von der Alpwirtschaft auf der Rinderalp hoch über dem Simmental und Diemtigtal, das ich am Dienstag hatte, war sehr fein: ein hausgemachtes Knusperbürli und dazu vier Sorten Käse aus eigener Herstellung. Die dazugehörige Route verlief meist durch grünes Gelände, war recht streng und kulminierte auf dem Abendberg, von dem ich gestern erzählte. Hier die Angaben: Erlenbach - Steinibrügg - Oberhag - Feldmöser - Zunstafel - Alp Rinderalp - Abendberg - Alp Rinderalp, Wirtschaft - Obers Blaachli - Gandgraben - Fildrich-Ufer bei Zwischenflüh - Riedli - Wampflen - Chollerebrügg. 6 3/4 Stunden, 1270 Meter aufwärts, 1060 abwärts.
Zutrauliche Rinder der Rinderalp. Eines wollte meine Windjacke mampfen.
Der oberste Punkt des Abendberges. Ein Gelbenzian hält ihn besetzt.
Auf drei Seiten fällt das Gelände steil ab

Mittwoch, 8. Juli 2020

Der Rollenspieler

Je nach Winkel ist der Abendberg begrast und sanft oder felsig und hart.
Drei Abendberge gibt es im Land, allesamt sind sie Berner. Der erste steht im Kiental, der zweite findet sich westlich von Wilderswil nah Interlaken, und der dritte ist Teil jener Bergmasse, die das Simmental vom Diemtigtal trennt. Gestern bestieg ich Abendberg Nummer drei. Ich stellte fest: Dieser Abendberg ist ein Chamäleon. Ein Rollenspieler. Er wirkt sanft, wenn man sich ihm von vorne nähert, von der Alp Rinderalp her. Von der Seite aber und noch mehr von hinten, also vom Diemtigtal aus, ist er ein wilder Kerl, der trotzig seine Kalkspitzen in den Himmel rammt. Und noch ein zweites Wort zur gestrigen Unternehmung: Kalt war es, eine giftige Bise blies, ich musste die meiste Zeit die Jacke tragen. Auf dem Rinderberg erzählte mir die Bäuerin, am Morgen seien es nur fünf Grad gewesen. Und das im Juli.

Dienstag, 7. Juli 2020

Das Österreich-Abenteuer

Jetzt sind wir im Montafon: Rückblick auf das Schlappiner Joch.
Zollhäuschen auf der Montafoner Seite des Schlappiner Jochs.
Zwei mittelstrenge Wanderungen führten uns am Wochenende vom Prättigau ins Montafon und retour. Am Samstag nahmen wir die Seilbahn hinauf zur Madrisa und gingen über das Schlappiner Joch hinüber und hinab nach Gargellen, einem winzigen Dorf im Montafon (3 3/4 Stunden, 440 Meter auf- und 900 Meter abwärts). Für die Rückkehr am Sonntag wählten wir das St. Antönier Joch, unser Ziel war diesmal St. Antönien (4 3/4 Stunden, je 960 Meter auf- und abwärts). Beide Unternehmungen fanden bei herrlichem Wetter statt, wir hatten viel Sonne, ab und zu trieben aber auch Wolken, es war warm bis heiss, wobei uns ein sprunghafter Kaltwind immer wieder mal erfrischte. Ebenso kühlend wirkte das Fussbad im namenlosen Seelein unterhalb des St. Antönier Jochs auf dessen österreichischer Seite. Was mir auch bleiben wird, ist die Vegetation: die unzähligen alpinen Blumen von Enzian bis Knabenkraut. Ich glaube, ein Botaniker wäre gar nicht mehr vorwärtsgekommen vor Schauen und Staunen.
Tag 2, Aufstieg, Blick zur Gargellner Alpe.
Ebenfalls Tag 2, das Bergseeli kurz vor dem St. Antönier Joch.