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Dienstag, 31. März 2020

Der Uhrenautodidakt

Daniel Jeanrichard, 1665 - 1741, geboren in La Sagne NE, gestorben in Le Locle NE. Vor einiger Zeit kam ich am Hang oberhalb von Le Locle an seinem Wohnhaus vorbei. Jeanrichard, "Bressel" genannt, gilt als Urgestalt, als Pionier der Uhrenfabrikation im Schweizer Jura und soll seine Geheimnisse vor seinem Tod an die fünf Söhne weitergegeben haben. Alles hatte im Jahre 1679 begonnen, als ein Mann namens Peter, ein Pferdehändler, auf dem Rückweg von einer seiner Reisen ein Uhrenmöbel mitbrachte, das in London hergestellt worden war und wegen der Rüttelei und Schüttelei unterwegs nicht mehr richtig ging. Daniel Jeanrichard, schon als Jüngling ein auffallend begabter Bastler und Tüftler, soll sich der komplizierten Apparatur angenommen und diese repariert haben, um anschliessend als Autodidakt seine erste Uhr zu bauen. So soll es gewesen sein. Freilich - sauber belegt ist die Gründerlegende nicht.

Montag, 30. März 2020

Mein Zuhausegefühl

Bevor gestern der Regen kam, drehte ich eine zweistündige Route von meiner Wohnung aus. Hier zwei visuelle Bemerkungen.

Erstens fielen mir an einigen Orten an meiner Route, zum Beispiel an der Bushaltestelle in Waltikon (Foto), Flyer von Privaten auf, die Hilfe anbieten für alle, die wegen des Coronavirus nicht aus dem Haus können und zum Beispiel etwas von der Apotheke brauchen oder Lebensmittel aus dem Laden. Mich berührte das, ich fühlte mich grad gesteigert zuhause in diesem Land.

Zweitens: Angesichts der behördlichen "So schützen wir uns"-Corona-Plakate fragte ich mich, ob es sich wohl um das wirkungsmächtigste Schweizer Plakat überhaupt handelt. Das Corona-Plakat vom Bundesamt für Gesundheit hat sich tief ins Gedächtnis eingebrannt. Frage an alle: Gibt es andere Plakate ähnlicher Mächtigkeit, die euch in Erinnerung bleiben, von früheren Krisen oder Kampagnen oder was auch immer? Ich meine jetzt nicht "Jazzfestival Willsau 1983", sondern wirklich Plakate, die die Allgemeinheit betrafen.

Sonntag, 29. März 2020

Ich habe gehamstert

Gestern bekam ich eine Vollportion Sonne ab, knapp fünf Stunden war ich unterwegs. Stationen waren das Küsnachter Tobel, der Schübelweiher, das Rumenseeli, das Fünfbüel, das Wehrenbachtobel und einiges mehr. A propos Fünfbüel: Das ist ein Waldhügel im Zollikerberg, wo ich lebe. Auf dem Hügel gibt es Keltengräber, die über 2600 Jahre alt sind. Nicht dass man da viel sähe, bloss ein Gedenkstein erinnert an die Besonderheit des Ortes. Zur Zeit der Kelten war das Fünfbüel unbewaldet, so dass die Menschen, die hier ihre Toten bestatteten, den Zürichsee vor Augen hatten und den Albisriegel. Von einem Grab steht fest, dass es ein Brandgrab war. Das heisst allem Anschein nach, dass man in einer Grube ein Feuer entfachte und den Leichnam verbrannte. Die Asche füllte man in eine Urne, stellte diese in das Grab und umgab sie mit Vorratsgefässen, also Beigaben für das Jenseits. Das Arrangement wurde mit einem Steinring umgeben und mit einer gewölbten Steinschicht gedeckt. Zurück zu den Lebenden und in die Gegenwart: Es waren gestern viele Menschen unterwegs, wobei sich das Gros an die behördlichen Vorgaben hielt. Heute dürfte es wieder still werden im Wald, das Wetter verschlechtert sich. Glücklich, wer Sonne gehamstert hat.
Im Küsnachter Tobel.
Ein Fischreiher im Tobel.
Der Schübelweiher.

Samstag, 28. März 2020

Und hier noch das Züri-Zett

Ein Z. Aber nicht das von Zürich.
(Wikicommons)
Gestern erklärte ich, was ein Züri-Vieri ist - heute soll es um das Züri-Zett gehen. Ich stiess vor längerem auf den Ausdruck, als ich einen Redaktor des Schweizer Dialektwörterbuches Idiotikon für ein Porträt traf - er war (und ist wohl immer noch) am Buchstaben Z tätig. Im Gespräch erfuhr ich Folgendes: "Er hät s Züri-Zett uf em Rugge" sagte man einst von einem Dieb, dem das Z als Schandmal auf die Haut gebrannt worden war. Es ist so brutal wie wahr: Zürich markierte seine Delinquenten mit dem eigenen Hoheitszeichen. Im Idiotikon ist diese Formulierung überliefert und erhalten.

P.S. Der Zähler zeigt es an, die Grenze von drei Millionen Klicks ist überschritten. Schön so. Nächstes Ziel ist eine Schnapszahl: 3'333'333.

Freitag, 27. März 2020

Das Züri-Vieri

Voilà das Vieri.
(Foto: Remo Frey/ Wikicommons)
Ich bin froh, kann ich ein Foto beistellen. Denn ich bin nicht sicher, ob man sich das Flugsparren-Dreieck vorstellen könnte, wenn es kein Foto gäbe. Um eine Holzbalkenkonstruktion bei traditionellen hiesigen Häusern handelt es sich. Sie verhindert beim Vordach, dass die Flugsparren, also die freiliegenden Sparren vor dem Giebel, von den steilen Dächern rutschen. Ich komme auf das Thema, weil ich kürzlich die Bezeichnung "Züri-Vieri" las. So heisst das Flugsparren-Dreieck auch. Steht man vor dem Haus, sieht das Stützgebilde tatsächlich aus wie eine Vier. Es hat seinen Ursprung im Züribiet.

Donnerstag, 26. März 2020

Dichtung und Wahrheit

Bluescht in Trichtenhausen, Zollikerberg.
Immer wieder schön: das Wehrenbachtobel.
Am Ende mündet der Bach in Zürich in den Zürichsee.
Gestern hatte ich frei. Das Wetter war herrlich. Wir gingen wandern. In Zürich traf ich Ronja, Josephine, Peider und die anderen, zu acht fuhren wir nach Courgenay, bestiegen den Mont Terri und hielten nach St-Ursanne. Dort nahmen wir im "Ours" die Forelle und tranken viel Weisswein - das war lustig.

Haha, kleiner Witz. In Wirklichkeit war das gestern so: Ich hatte frei. Das Wetter war herrlich. Ich ging wandern. Von meiner Wohnung aus: Zollikerberg - Trichtenhausen - Wehrenbachtobel - Waldburg - Burgwies und retour. Zweieinhalb Stunden brauchte ich. Meine Belohnung bei der Burgwies bestand aus einem Kafi zum Mitnehmen vom Kiosk vor dem Denner. Ronja, Josephine, Peider und die anderen waren nicht dabei. War nicht übel. Aber die Sehnsucht nach meinen Wanderfreunden steigt. Das Fernweh auch.

Mittwoch, 25. März 2020

Vielnamiges Gewässer

Gestern bekam ich ein Mail von Herrn Bernoulli, mir bisher nicht bekannt. Er hatte meinen Eintrag des Tages gelesen, in dem es darin ging, dass auf der Karte von Schweiz-Mobil der Düggelbach auch Salsterbach heisst und umgekehrt. Herr Bernoulli fügte seinem Mail einen Aufsatz aus dem "Küsnachter Jahrheft" von 1981 bei, in dem die Gewässernamen von Küsnacht abgehandelt sind. Der Düggelbach oder auch Tüggelbach, der auf einem langen Abschnitt die Grenze zwischen Zollikon und Küsnacht bildet, hat demnach weitere Namen: Tobelbach, weil er im Unterlauf ein Tobel bildet. Guggerbach, weil er bei der Häusergruppe Gugger in den Zürichsee mündet. Büelbach, weil in der Nähe ein "Büel" liegt. Auch "Zollikerbach" ist belegt. Bloss vom Zweitnamen Salsterbach ist in dem Aufsatz nicht die Rede, obwohl just er in der Schweizmobil-Karte auftaucht, die vielen anderen Namen aber nicht. Letztes ist erklärbar. Mit der Entstehung unseres Bundesstaates 1848 erblühte die moderne Kartografie und mit ihr das Bedürfnis nach singulären Ortsbezeichnungen. Vereinheitlichen, das war die Losung. Standardisieren. Wenn man jedes Nämeli Fleck für Fleck auf der Landeskarte drucken würde - sie würde ganz schön unübersichtlich.


P.S. Bald wird der Klickzähler dieses Blogs auf die magische Zahl von drei Millionen springen. Vielen Dank an alle, die mich lesen, mich begleiten, mich informieren, mich erfreuen.

Dienstag, 24. März 2020

Der Namenssprung

Ändere ich den Massstab, heisst der Bach plötzlich anders.
Der Salsterbach alias Düggelbach.
Am Samstag schaute ich mir auf Schweiz-Mobil die Gegend von Zollikerberg und Zollikon an. Die beiden Orte sind Teile der Gemeinde Zollikon, Zollikerberg liegt in den Hügeln, Zollikon unten am Zürichsee. Ich sah ein Gewässer, das diese Strecke von oben nach unten zurücklegt. Es heisst, weil es im Gebiet Ober Salster entspringt, Salsterbach - oder umgekehrt. Als ich den Massstab der Karte leicht verstellte, wechselte der Name. Nun stand da "Düggelbach". Dazu passt, dass weiter unten im Dorf Zollikon eine Wohngegend "Im Düggel" heisst. Dass Bäche im Oberlauf anders heissen als im Unterlauf, das gibt es immer wieder mal. Aber dieser spontane digitale Namenssprung, den finde ich schon kurios.

Montag, 23. März 2020

Kleine Fluchten

Treppenweg im Wald zwischen Zollikerberg und Zollikon.
Findling am Rand der Rüterwis.
Man beschränkt sich als Wanderer im Moment auf die nahe Umgebung. Geht den wenigen Leuten aus dem Weg, denen man begegnet. Erfrischend sind sie, diese petites fugues. Am Wochenende wanderte ich einmal zweieinhalb und einmal zwei Stunden. Gestern zum Beispiel ging ich bei starker Bise von zuhause im Zollikerberg auf Forstwegen hinab Richtung Zollikon, vollzog eine Schleife und hielt wieder heimwärts. Nicht zum ersten Mal staunte ich über die Widersprüche der Zürcher Agglo. Sie ist zum einen grässlich zersiedelt, zum anderen sind da doch Freiflächen und Freiräume. Viel Natur. Diesmal entdeckte ich ein neues Gewässer, den Salsterbach*, der seit dem Ende der Eiszeit unbeirrt Richtung Zürichsee plätschert. Und ich freute mich wieder einmal an der riesigen, von Wald fast ganz umgebenen Rüterwis. In den nächsten Woche will ich mich zum Kenner meiner Gemeinde Zollikon fortbilden. Ganz allein, in aller Stille.

* Der Salsterbach ist ein Kuriosum. Warum, erzähle ich morgen oder übermorgen.

Sonntag, 22. März 2020

Zürcher Hölle

186 Figuren sind es. Menschen, die taumeln, sich aneinander klammern, stürzen. 37 Jahre lang arbeitete und litt der französische Bildhauer Auguste Rodin an diesem Werk, bis zu seinem Tod im Jahre 1917. Erst postum wurde es in Bronze gegossen. Kürzlich fotografierte ich das "Höllentor" an der Fassade des Zürcher Kunsthauses. Wer nun angesichts der menschlichen Angstszenerie ans Coronavirus denkt und die Zustände, die es angerichtet hat, dem und der möchte ich sagen: Ja, wir taumeln. Aber der totale Absturz ist es nicht. Wir können, wir werden es durchstehen. Ich wünsche allen einen besinnlichen und guten Sonntag.

Samstag, 21. März 2020

Findlingsschwarm


Leider machte ich unlängst im Jörentobel zwischen Fällanden und Benglen nur wenige Fotos. Dabei ist dieses Tobel ein Spektakel: Je höher man steigt, desto mehr Felsblöcke sieht man; es sind Hunderte, von denen etliche drei, vier Meter hoch sind. Die meisten sind vermoost, bei einigen sieht man aber, dass sie rötlich gefärbt sind; es handelt sich um Verrucano-Gestein. Der Linthgletscher war es, der die Blöcke, wohl Relikte eines Bergsturzes im Glarnerland, in der Eiszeit an diesen Ort verfrachtete. Endlich blieben die Blöcke in einer Eisrinne liegen, an deren Stelle später ein kleiner Bach trat. Womit wir wieder beim heutigen Jörentobel sind. Der Kanton Zürich ist sehr findlingsreich, doch nirgends findet man mehr Findlinge. Geologen nennen eine solche Häufung einen "Findlingsschwarm".

Freitag, 20. März 2020

Admiral und Alkohol = Havarie

In der "Schweizer Familie" habe ich diese Woche einen Zehnseiter - es geht um die Araber als unsere Lehrmeister. Ob Bruchrechnen, Gestirnsbestimmung, chemische Geräte oder beschreibende Botanik: Die Araber haben vieles erfunden oder doch das Vorfindliche anderer Zivilisationen entscheidend weiterentwickelt. Davon zeugen auch viele arabische Lehnwörter im Deutschen: Admiral, Alkohol, Havarie, Magazin, Sirup, Tarif und so weiter und so fort. Das Heft gibt es ab sofort am Kiosk. Halt, haben Kioske offen? Ich bin nicht sicher. Besonders schön wäre, wenn jemand gelegentlich das Heft abonniert. Es wäre gelebte Presseförderung in schweren Zeiten.

Donnerstag, 19. März 2020

Mein Kopf glühte

Das Altersheim ("Residenz") Tertianum, Zollikerberg.
Am Greifensee.
Bluescht im Züribiet.
Der Mensch empfindet sich als Mass aller Dinge und sieht die Welt entsprechend. Als ich gestern am Greifensee stand, hatte ich den Eindruck, die Enten würden nicht nur zu mir, sondern auch untereinander Abstand halten und also die Weisungen des Staates punkto Corona-Virus befolgen. Viereinhalb Stunden brauchte ich für die Runde, die von meiner Wohnung in Zollikerberg zum Greifensee und retour führte. Ich wanderte nonstop und ass auch das Stracciatella-Glace, das ich mir im Coop Fällanden besorgte, im Gehen. Leute traf ich etliche, wir wahrten Distanz, bemerkenswert fand ich, wieviele Familien überall im Gelände an den Feuerstellen am Brätlen waren. Als ich wieder zuhause war, hatte ich einen angenehm durchglühten Kopf. Kein Fieber. Gespeicherte Sonne.

Die Route: Zollikerberg, Station - Unterhub - Sennhof - Hasenbüel - Ebmatingen - Müliholz - Schwandlen - Im Rohr - Greifensee, Usserriet - Fällanden - Jörentobel - Benglen, Gerlisbrunnen - Binz, Israelitischer Friedhof - Herrenholz - Auenrüti - Witikon - Trichtenhausen - Zollikerberg, Station.

Mittwoch, 18. März 2020

Ein Deutscher erfindet Amerika

Ausschnitt aus einem der 12 Segmente der Waldseemüller-Karte
mit dem Wort "America". (Wikicommons)
Amerigo Vespucci. (Wikicommons)
Martin Waldseemüller? Ein Geograf, geboren um 1475 in der Gegend von Freiburg im Breisgau. Er kreierte 1507 eine Globensegmentkarte, eine Karte der Welt in 12 Segmenten, also Teilen. Eine Art Bastelbogen, man konnte die schlanken ovalen Segmente ausschneiden und auf eine etwa orangengrosse Holzkugel kleben, die so zu einem Globus wurde. Waldseemüllers bleibende Leistung: Er verlieh auf seiner Karte einem damals praktisch noch unbekannten Erdteil einen Namen: America. Warum aber benannte er den neuen Kontinent nicht nach Christoph Kolumbus, der 1492 als erster in Amerika (der Karibik) gelandet war? Nun, Kolumbus hatte bis zu seinem Tod darauf beharrt, einen neuen Seeweg nach Asien gefunden zu haben, keinen neuen Kontinent. Und so kam der Entdecker Amerigo Vespucci auf die Karte, der ein paar Jahre nach Kolumbus unterwegs war. Wer mehr lesen will - hier der kürzlich erschienene Artikel, aus dem ich all das weiss.

Dienstag, 17. März 2020

Prosit!

Gestern Mittag ass ich mit Ronja eine Pizza. Im Rosengarten in Zollikerberg. Wir waren uns einig, dass es für lange Zeit die letzte Einkehr sein würde - darauf stiessen wir mit einem Prosecco an. Hier mein Trinkspruch in der verschriftlichten Langversion: Auf das Gastgewerbe! Möge es in ein paar Wochen auferstehen. Dann wollen wir Wirtschaftsförderung betreiben und oft aufwärts essen gehen, damit die Branche sich erholt. Ein Prosit auf euch alle, ihr lieben Bars, Beizen, Knellen, Restaurants!

Montag, 16. März 2020

Zu sechst? Zu siebt!

Auf der Wisner Fluh, wie der westlichste Punkt des Fluebergs heisst.
Am rechten Bildrand das Dorf Wisen, das wir später durchquerten.
Wisner Fluh von unten.
Am Samstag stiegen wir von Lostorf auf zum Schloss Wartenfels, zogen durch die von Sturmschäden geprägte Flanke des Dottenbergs, eroberten den Flueberg - diesen markanten Kleingipfel mit der senkrechten Felsfluh gegen Westen hatte ich mir sechs Tage zuvor, als ich in derselben Gegend unterwegs gewesen war, zum Ziel gesetzt. Hinab nach Wisen, hinauf zur Wisnerhöchi, wieder hinab nach Reisen und Hauenstein und via Rüteli nach Trimbach und weiter nach Olten: dies die zweite Hälfte der Unternehmung. Am Ende waren wir 5 Stunden 20 Minuten gewandert, hatten 710 Höhenmeter aufwärts und 750 abwärts eingesammelt. Wir: Das waren sechs Leute. Wobei wir eigentlich zu siebt waren: Corona war auch dabei. Zwar lenkte uns die schöne, frühlingshaft ergrünende Landschaft des Solothurner und Baselbieter Juras zwischendurch immer wieder ab. Und doch war es das Virus, das unsere Gespräche bestimmte. Die Frage, wie es mit Wandern weitergeht, scheint mittlerweile beantwortet: vorläufig wohl gar nicht. Ich denke, man wird sich stillhalten und allenfalls vom Wohnort aus kleine Dinge unternehmen.
Blick von Schloss Wartenfels hinab nach Lostorf.



Sonntag, 15. März 2020

Es war schön

Kontakt mit den Fahrgästen unerwünscht: gestern morgen im Bus von Olten nach Lostorf.
War es verantwortungslos? Oder war es genau das Richtige in dieser Situation? Ich weiss es nicht. Was ich weiss, ist dies: Es war schön. Gestern wanderten wir zu sechst in der Gegend von Olten und genossen das alle sehr. Ich kam todmüde und erholt zuhause an. Ob und wie es mit der Wanderei weitergeht - keine Ahnung. In den nächsten Tagen ist Zeit, sich die Sache anzuschauen und zu überlegen.

Samstag, 14. März 2020

Das Rätsel der älteren Frauen

Das Museum "Salzmagazin" in Stans.
(Foto: Lionatwork/Wikicommons)
Er ist unser Liebling und Freund. Er überrascht uns regelmässig mit seinen Kreationen. Und täglich kommentieren wir ihn, klagen über ihn, finden ihn lustig. Ich rede vom Dialekt. Am 4. April startet, so Corona es zulässt, im Nidwaldner Museum Salzmagazin in Stans die Ausstellung "Heepä, Gigele, Gäitsche — Mundart in der Deutschschweiz". Die will ich mir anschauen, sie dauert komfortabel lange, nämlich bis zum 1. November. Die Medienmitteilung umreisst schön, worum es in der Ausstellung gehen soll:
Was erzählen Menschen aus Nidwalden darüber, wie sie reden? Und warum? Was sagt die Dialektforschung (an ihrem Anfang stand ein Nidwaldner, Jakob Joseph Matthys, 1802–1866) über unser Reden? Gibt es richtig und falsch? Oder nur alt und neu? Warum kennen ältere Frauen die meisten Fluchwörter? Woher kommt der Mundart-Boom?

Freitag, 13. März 2020

Rolltreppengalerie

Die längste Rolltreppe der Schweiz, 150 Meter lang, 70 Höhenmeter, findet man in St. Moritz. Bahnhofsnah führt sie vom St. Moritzersee durch das Parkhaus Serletta hinauf ins Dorf zum Badrutt's Palace; sie transportiert  rund eine Million Menschen pro Jahr und ist auch nachts in Betrieb. Im Rolltreppenkanal hängen Werke bekannter Plakatkünstler. Diese Rolltreppe ist auch eine Galerie.

Donnerstag, 12. März 2020

Textiler Palast

Unterwegs von Rheineck nach Thal, fotografierte ich vor wenigen Tagen dieses stattliche Gebäude. Es ist das Dufourschloss. Der aus Lyon stammende Pierre Antoine Dufour gründete 1833 vor Ort eine Seidengazefabrik; das feine Tuch wurde für Mehlsiebe verwendet. Sein Enkel Anton baute 1903 den passenden Palast für das blühende Unternehmen: vier Stockwerke, markantes Walmdach, mächtiger Turm, Marmorböden. Die Sefar Holding, die aus der Dufour-Firma hervorgegangen ist und Textilien für technische Zwecke produziert, beschäftigt weltweit rund 1600 Menschen. Die Verwaltung residiert auch heute im Schloss an der Töberstrasse in Thal SG.

Mittwoch, 11. März 2020

Die Nonne Massimo

Nächste und übernächste Woche muss ich fünf Mal nach Luzern: ein Interview, ein Treffen mit einem Freund, ein Maz-Kurs über drei Tage, den ich gebe. Sicher werde ich einmal im Bellini essen, einem Restaurant, das herrliche Tessiner Gerichte anbietet. Kürzlich war ich am Nachmittag in diesem Lokal. Und fotografierte die Nonne, die mir den Kafi brachte und laut Namensschild Massimo hiess. Das war in der Fasnachtszeit.

Dienstag, 10. März 2020

Das Juratürli

Es war halt dunstig. Ein Teil des Alpenkranzes.
Die Aare vom Trimbacher Ufer aus.
Am Sonntagmorgen erwachte ich und dachte zehn Minuten später, während ich mein Schwarzteeli schlürfte: Ich will wandern. Einen Plan hatte ich nicht. Ich fuhr einfach mal los. Nach Olten. Denn dort hats rundum so hübsche Hügel. Im Buffet trank ich einen Kafi, schaute auf dem Handy die Karte an, fand meine Route und nahm anschliessend das Läufelfingerli, also den Zug nach Läufelfingen hinter der ersten Jurakette. Von dort stieg ich via Tierfriedhof und Hupp auf nach Wisen. Über die Wisnerhöchi, die Froburg und den Marenacher ging es wieder hinab, zuerst nach Trimbach, anschliessend nach Olten. Dort formulierte ich mein Fazit: Erstens war das eine schöne Route, die ich nur empfehlen kann. Und zweitens wäre ich besser ein bisschen später gestartet. Die Sonne hatte ich erst gegen Schluss gesehen und hatte in der Höhe im eiskalten Wind jämmerlich gefroren. Umso erfrischender war mein Dreieinhalb-Stunden-Türli.
Ort für gspürige Seminare und Yogabrunches: die Hupp-Lodge bei Hupp.
Zwischen der Wisnerhöchi und der Froburg mit der markanten Antenne.

Montag, 9. März 2020

Ich muss auf den Flueberg

Es gibt ein Wandergesetz, das da lautet: "Jede Wanderung gebiert eine neue Wanderung." Gestern sah ich beim Dorf Wisen, Kanton Solothurn, den Flueberg, dessen nackte Felswand gegen Westen zu "Wisner Fluh" heisst. Er machte mir in seiner kecken Form Eindruck, doch hatte ich für diesen Tag anderes geplant. Ich vergewisserte mich auf der Karte, dass ein Weg hinaufführt, dass man also nicht klettern muss. Somit steht fest: Ich muss irgendwann, möglichst bald, auf den Flueberg.

Sonntag, 8. März 2020

Segantini

Lichte Szenerie: Im Kuppelsaal des St. Moritzer Segantini-Museums.

Das Hygrometer im Kuppelsaal. Es tickte laut. Ich musste
an einen Geigerzähler denken.
Giovanni Segantini, 1858 geboren am Gardasee. Staatenlos. Als Maler wird er grossen Erfolg haben, wird Riesensummen einnehmen, freilich sich auch als Meister des Verprassens erweisen. 1886 zieht er in den Kanton Graubünden, ins Surses, acht Jahre später ins Engadin nach Maloja. Dort tüftelt er an einem Gesamtkunstwerk, einem dreiteiligen Engadiner Panorama, das er in Paris an der Weltausstellung 1900 zeigen will. Auch den zugehörigen Pavillon entwirft er und plant, die Inszenierung mit ausgestopften Tieren und Felsbrocken anzureichern, um so die realistische Wirkung zu steigern. Doch den Investoren sind die Kosten am Ende zu hoch, so dass sich das Projekt zerschlägt. Segantini realisiert immerhin die drei Haupttbilder, bevor er 1899 auf dem Schafberg hoch über Pontresina stirbt. Die dortige Berghütte heisst nach ihm "Segantinihütte". In St. Moritz wiederum öffnet bereits 1908 ein imposanter Rundbau mit einer Kuppel, das Segantini-Museum. Vorgestern besuchte ich das vor wenigen Jahren erneuerte Haus, schaute mir im Erdgeschoss eine Reihe von Bildern des Mannes an, der als grosser Erneuerer der Alpenmalerei gilt. Dann der Höhepunkt der Visite: Ich nahm die Treppe hinauf zum Kuppelsaal mit den drei Grossgemälden, die Segantini für Paris geschaffen hatte. Sie führen drei Engadiner Szenen vor und gleichzeitig drei Stadien irdischer Existenz, Werden, Sein, Vergehen. Die Gemälde heissen: "Das Leben" - "Die Natur" - "Der Tod". Was am Freitag besonders schön war: Wegen des strahlenden Wetters waren kaum Leute im Museum. Ich hatte das Alpen-Triptychon praktisch für mich und konnte es in aller Stille betrachten.
Vom Bahnhof erreicht man das Museum in 20 Minuten.

Samstag, 7. März 2020

Meine Reise in den Schnee


Wegen eines Interviews musste - durfte! - ich gestern nach St. Moritz. Ziemlich genau sieben Stunden brauchte ich für beide Strecken, für hin und zurück ab meinem Wohnort Zollikerberg. Es war eine Reise in eine Welt, die ich in den letzten Monaten praktisch ignoriert respektive nicht mitbekommen hatte: die Welt des Winters. Ab Bergün war alles weiss, das Engadin gleisste, ich bestaunte aus dem Zug die perfekt gespurten Loipen. Der Engadiner Skimarathon fiel mir ein, der morgen Sonntag stattfinden würde, wenn er nicht abgesagt worden wäre wegen des Corona-Virus. Nun, ich war quietschfidel und genoss die Gegend. Wieviele Leute am Wochenende trotzdem mit den Langlaufski im Gepäck ins Engadin fahren, weil sie halt das Hotel schon gebucht haben und Lust auf Schnee verspüren: keine Ahnung.

Freitag, 6. März 2020

Eine Brücke für die Burg

Die Grasburg. (Foto: WW Henderson 20/Wikicommons)
Die Grasburg steht spektakulär auf einem Felssporn über der Sense, das Ufer gegenüber ist bereits Freiburger Territorium. Die Burg gehört zur Gemeinde Schwarzenburg, also zum Kanton Bern, ihre Besitzerin freilich, das ist die Stadt Bern. Und so ist es das Stadtberner Parlament, das über einen Baukredit von zwei Millionen Franken wird befinden müssen - Anfang Woche las ich einen Bericht über dieses Vorhaben. Mit dem Geld soll die grösste Berner Ruine, ein beliebtes Wander- und Schulreise-Ziel, umfassend saniert werden. In der Zukunft soll die Grasburg über eine Brücke einfacher und direkter zugänglich sein.

Donnerstag, 5. März 2020

Der Alte

Vogelbeobachtungs-Turm und Auen am Alten Rhein. 

Wir assen im Jägerhaus am Hafen von
Altenrhein, das Restaurant ist entgegen
seinem Namen auf Fisch spezialisiert.
Bodenseefisch. Wir nahmen den Hecht
an Marcsauce. Und zum Dessert die
Apfelchüechli mit Vanilleglace.
Die Landschaft in der Gegend von Rheineck, Thal, Staad und Altenrhein ist alles andere als unversehrt. Industriehallen stehen hier in der Nähe der Grenze zu Österreich. Unzählige Gewerbebetriebe haben sich angesiedelt. Ein kleiner Flugplatz. Von der Autobahn rauscht es aufdringlich. Und doch ist da viel Natur. Vor allem am Alten Rhein, dem ursprünglichen Rhein, der 1900 zum Zweitfluss degradiert wurde, als der Fussacher Durchstich vollendet war, das schnurgerade neue Flussbett zum Bodensee. Der Alte Rhein, gespiesen vom Rheintaler Binnenkanal, ist schöner. Still ist es an ihm, manche Abschnitte sind Auenlandschaften mit umgestürzten Bäumen und mal versumpften, mal vom Wasser bedeckten Flächen. Die Biber nagen sich froh, Vögel nisten. Wir Wanderer lieben das. Die Route, die ich mit meinem Redaktionskollegen, Freund und Verleger Markus am Dienstag machte: Rheineck, Bahnhof - Feldmoos - Steiniger Tisch, Restaurant - Schloss Greifenstein - Buechstiggass - Schloss Risegg - Staad, Bad - Altenrhein, Hafen - Hüttenry - Alter Rhein - Idyll - ARA - Bisewäldli - Rheineck, Bahnhof.