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Sonntag, 8. März 2020

Segantini

Lichte Szenerie: Im Kuppelsaal des St. Moritzer Segantini-Museums.

Das Hygrometer im Kuppelsaal. Es tickte laut. Ich musste
an einen Geigerzähler denken.
Giovanni Segantini, 1858 geboren am Gardasee. Staatenlos. Als Maler wird er grossen Erfolg haben, wird Riesensummen einnehmen, freilich sich auch als Meister des Verprassens erweisen. 1886 zieht er in den Kanton Graubünden, ins Surses, acht Jahre später ins Engadin nach Maloja. Dort tüftelt er an einem Gesamtkunstwerk, einem dreiteiligen Engadiner Panorama, das er in Paris an der Weltausstellung 1900 zeigen will. Auch den zugehörigen Pavillon entwirft er und plant, die Inszenierung mit ausgestopften Tieren und Felsbrocken anzureichern, um so die realistische Wirkung zu steigern. Doch den Investoren sind die Kosten am Ende zu hoch, so dass sich das Projekt zerschlägt. Segantini realisiert immerhin die drei Haupttbilder, bevor er 1899 auf dem Schafberg hoch über Pontresina stirbt. Die dortige Berghütte heisst nach ihm "Segantinihütte". In St. Moritz wiederum öffnet bereits 1908 ein imposanter Rundbau mit einer Kuppel, das Segantini-Museum. Vorgestern besuchte ich das vor wenigen Jahren erneuerte Haus, schaute mir im Erdgeschoss eine Reihe von Bildern des Mannes an, der als grosser Erneuerer der Alpenmalerei gilt. Dann der Höhepunkt der Visite: Ich nahm die Treppe hinauf zum Kuppelsaal mit den drei Grossgemälden, die Segantini für Paris geschaffen hatte. Sie führen drei Engadiner Szenen vor und gleichzeitig drei Stadien irdischer Existenz, Werden, Sein, Vergehen. Die Gemälde heissen: "Das Leben" - "Die Natur" - "Der Tod". Was am Freitag besonders schön war: Wegen des strahlenden Wetters waren kaum Leute im Museum. Ich hatte das Alpen-Triptychon praktisch für mich und konnte es in aller Stille betrachten.
Vom Bahnhof erreicht man das Museum in 20 Minuten.

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