Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Sonntag, 31. Januar 2021

Die Wurst fehlt

Viel Wasser in Romanshorn.
Horn, die evangelische Kirche von 1929. 
Das war genial gestern. Wir gingen von Romanshorn via Arbon nach Rorschach und schafften es, praktisch bis zum Schluss keinen Tropfen Regen abzubekommen. Erst am Ende der vierstündigen Unternehmung, bei der man den Bodensee ausgiebig aus der Nähe erlebt, begann es zu tröpfeln – spielte keine Rolle mehr. Ebenso schön wie die Wanderung war die Heimreise. Am Bahnhof St. Gallen gabs eine Kalbsbratwurst vom Metzger Schmid,  der direkt am Gleis eins einen Stand unterhält. Ein Foto habe ich nicht vorzuweisen. Denn ich hatte derart Hunger, dass ich die Wurst runterschlang – sie zu fotografieren, fiel mir erst ein, als sie schon weg war.
Die Nixen von Rorschach.

Samstag, 30. Januar 2021

N-Wort und M-Wort

Adelboden.
Handelt es sich bei der Person, die in Adelboden lebt, um einen Adelbodner respektive eine Adelbodnerin? Oder ist Adelbodmer und Adelbodmerin korrekt? Weil es ein bekanntes Mineralwasser aus dem Berner Oberländer Ort gibt, das Adelbodner, würde man meinen, es handle sich um eine Scheinfrage. Aber nein! Es gibt nämlich, stellte ich diese Woche fest, ein Adelbodmer Wörterbuch. Umgehend kontaktierte ich per Mail den einen der beiden Herausgeber, Christian Bärtschi. Und er reagierte freundlicherweise umgehend. Im Schriftdeutschen nehme man eher das N-Wort, im Dialekt eher das M-Wort, so Bärtschi. Er selber tendiere dazu, in beiden Fällen Adelbodmer zu verwenden.

Freitag, 29. Januar 2021

Der Wanderbahnhof


Wenn man im Bahnhof Bern ganz weit westlich aussteigt, ganz vorn oder ganz hinten je nach Fahrtrichtung, dann benutzt man beim Umsteigen in der Regel die Passerelle "Welle". Auf dieser Passerelle ist man ziemlich weit entfernt von der ungefähren Mitte des Bahnhofs mit dem Treffpunkt und den Läden. Derzeit nun wird der Berner Bahnhof umgebaut. Im Zusammenhang damit haben die SBB eines der Perrons ab Höhe der "Welle" noch einmal um 385 Meter nach Westen verlängert. Zu den dort eingerichteten neuen Perrons 49/50 führt ein überdachter Gang. Von dem sonderlich abseitigen Ort verkehren jetzt und in den nächsten Jahren die Züge nach Biel und nach Neuenburg. Wer so in Bern ankommt, ist schon tüchtig gewandert, bis er endlich den zentralen Bahnhofstrakt erreicht. Ich fotografierte den Zugang zum Perron 49/50 am Dienstag, als ich die "Welle" benutzte. Den weit hinten am Ende des "Fingerdocks" wartenden Zug habe ich, damit man ihn auf meinem Foto erahnen kann, mit einem Polygon markiert.

Donnerstag, 28. Januar 2021

O du kaltes Saanenland

Diese zwei Gipfel hatte ich beim Wandern vor Augen: Gummfluh (l.) und Le Rubli.

Birken liebe ich. Hier das passende Lied.
Brrrr, das war am Dienstag im Saanenland mit Abstand die kälteste Wanderung des Winters. Sie führte auf perfekt gespurten Wegen von Saanenmöser via Wittere und Ärbsere nach Gstaad - dort legten wir einen Bratwursthalt ein - und weiter über die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Waadt nach Rougemont. Die Sonne zeigte sich im mittleren Drittel zögerlich und wärmte ein wenig. Danach freilich, in den schattigen Partien an der Saane, war es geschätzt gegen die zehn Grad minus. Gut, hatte ich die Daunenjacke an. Und gut, war es windstill. Die Route kann ich im Übrigen nur empfehlen: Toll, was man da an Bergen alles sieht.

Januar im Saanenland.

Mittwoch, 27. Januar 2021

Gstaad in zwei Fotos


Gestern war ich im Saanenland unterwegs. Hier zwei Fotos. Zum einen fiel mir auf, dass in Gstaad und Umgebung die Abfallkübel und Robidogs mit chaletartigen Holzdächli vor der Unbill des Wetters geschützt sind –  was für ein Verzierungsdrang! Zum anderen gönnte ich mir in Gstaad eine Take-Away-Kalbsbratwurst vom "Rössli". Sie kostete mich 15 Franken und schmeckte, nun, wie eine ganz normale Kalbsbratwurst.

Dienstag, 26. Januar 2021

Leopold fuhr selber

Astrid von Schweden 1926, im Jahr,
als sie mit 20 den König der Belgier
heiratete. (Wikicommons)

Die Astridkapelle ist knapp zehn Gehminuten
vom Bahnhof Küssnacht SZ entfernt.
Ach, hätte er doch an jenem Vormittag des 29. August 1935 seinen Chauffeur fahren lassen! Doch Leopold III., König der Belgier und seit bald zehn Jahren mit Astrid von Schweden verheiratet, aus welcher Ehe bereits drei Kinder hervorgegangen sind - Leopold hat sich selber hinter das Steuer des schmucken Packard-Coupés gesetzt. Das Paar, das unweit von Luzern in der familien-eigenen Sommerresidenz Ferien macht, ist auf einem Ausflug, als das Auto in der Nähe des Bahnhofs Küssnacht von der Strasse abkommt, in einen Birnbaum prallt, schliesslich im Schilfgürtel des Vierwaldstättersees endet. Leopold ist verletzt, seine Königin aber tot. Womöglich hat der spektakuläre Anblick der Rigi über dem Seeufer vis-à-vis Leopold abgelenkt. Die Astridkapelle erinnert vor Ort an das Unglück, wir besuchten sie letzten Samstag. Den Unfallwagen lässt Leopold später vor dem Meggenhorn im See versenken – aus heutiger Sicht ist der Akt vor allem eines: unökologisch.

Montag, 25. Januar 2021

Die Himmelsschräge

Kurz vor dem Bahnhof Meggen: der Pilatus.

Küssnacht, Bahnhof - Astridkapelle - Winkel - Allmig - Gehren - Dangelsberg - Merlischachen - Gütsch - Ober Bärgiswil - Tschädigen - Grosshusmatt - Rainhof - Unterseematt - Badi Meggen - Neu Habsburg - Altstad - Meggenhorn, Schloss - Florina - Ober Räbstock - Hermitage - Seeburg - Strandbad Lido - Verkehrshaus - Seepromenade - Luzern, Bahnhof. 4 1/2 Stunden, 435 Meter aufwärts, 455 abwärts.

Das war unsere Samstagsroute. Sie gab uns vieles. Vor allem dies: den Blick auf unzählige markante Berge. Brisen, Rigi, Stanserhorn, Buochserhorn, Bürgenstock sahen und bewunderten wir alle. Am eindrücklichsten aber war der Pilatus, der in einem blauen Föhnfenster sass, dessen Rahmen oben markant schräg war. Dieses Bild wird mir bleiben von der Route am und über dem Vierwaldstättersee. Auch erwähnt gehören die vielen Villen. Ich glaube, gleich viele Protzhäuser habe ich einzig am rechten Zürichseeufer gesehen. In beiden Fällen gilt: Nicht jeder Reiche hat Geschmack.

Mehr Treppen und Balustraden an einem Haus sieht man selten.

Sonntag, 24. Januar 2021

Twint wird mobil

Ich mag Twint, beim Wandern komme ich immer öfter an Bauernhöfen und Outdoor-Kiosken vorbei, deren Produkte man schnell und praktisch auf dem Smartphone mit Twint zahlen kann - mal via den Bluetooth-Beacon, mal via den QR-Code, mal via eine Handynummer. Auch im Grüppli überweisen wir uns kleine Beträge oft per Twint. Letzte Woche nun las ich, dass man bald - ab Mitte Jahr - auch im Zug twinten kann, zum Beispiel beim Kauf eines Klassenwechsels. Finde ich gut.

Samstag, 23. Januar 2021

Das Langlaufdesaster

La Diagonela 2017, Rennteilnehmer vor der
Kirche San Gian. (La Diagonela/Wikicommons)
Samedan, man weiss es ja, ist ein Kälteloch. Genauer gesagt, bilden sich dort winters bisweilen Kälteseen. Als vor einer Woche zwischen acht und neun Uhr morgens La Diagonela begann, ein Langlauf-Rennen über 60 Kilometer mit je einer Ausgabe für Frauen und Männer, da war es extrem kalt. Etwa minus 24 Grad. Die Folge: Mehrere der 138 Profiathletinnen und -athleten trugen Schäden davon. Einige mussten gar ins Spital. Der Deutsche Patrick Ottilinger zum Beispiel erlitt Erfrierungen dritten Grades an der rechten Hand, eventuell muss diese amputiert werden. So las ich es gestern im "Tages-Anzeiger". Die Jury weist jede Schuld von sich. Sie habe auf den Frost hingewiesen und geraten, sich entsprechend zu kleiden.

Freitag, 22. Januar 2021

Dieses Licht!

Am Klingnauer Stausee.
An der Aare vor Beznau.
Herrlich war der Himmel, an dem sich Blau und Wolkengrau die Waage hielten, als wir gestern von Koblenz-Bahnhof zuerst am Klingnauer Stausee, dann an der Aare zur Station Siggenthal-Würenlingen gingen. Für diese Route benötigt man laut Schweizmobil drei Stunden. Wir benötigten vier. Zum einen waren die Wege mal vereist, mal matschig und rutschig. Zum anderen lagen mancherorts im Wald umgestürzte Bäume, über die wir klettern mussten. Oder die wir umgehen mussten, was nicht immer einfach war. Nach dem Paul-Scherrer-Institut (Ost) nahmen wir deshalb ein komfortables, doch ein wenig ödes Forststrässchen. Schön war die Unternehmung auf jeden Fall. Und am Horizont sahen wir die Berner Alpen.

Donnerstag, 21. Januar 2021

Der Fensterkünstler

"Die ganze Skizze für die drei Fenster in Adelboden umgeändert. Sie war zu trübsinnig und zu kalt ... Ich war ganz erlöst gestern Abend, als es mir klar wurde, dass ich ändern muss. Freude bringen. Glück und Sonne. Auch wenn es Gethsemane ist. Das Trübe überwinden."

Soweit ein Tagebucheintrag des Südbündner Künstlers Augusto Giacometti, der in den 1930er-Jahren an einem Berner Oberländer Auftrag arbeitet: Er darf Glasfenster für die Adelbodner Kirche ausführen. Diese Kirche besuchten wir letztes Wochenende und waren angetan. Nicht nur vom spätmittelalterlichen Fresko an der Aussenfassade, über das ich schon berichtet habe, sondern auch vom Innern mit den Glasfenstern. Deren Szenen sind im Garten Gethesemane angesiedelt, dem Ort, wo Jesus sich von seinen Jüngern verabschiedet; dem Ort, der für Jesu Einsamkeit und Verhaftung steht. Giacomettis Fenster sind 1936 fertiggestellt. Die Adelbodner zeigen sich zufrieden. Das Honorar ist stattlich: 13'922 Franken und 50 Rappen; freilich muss Giacometti mit dem Geld auch seinen St. Galler Mitarbeiter entlöhnen, den Glasmaler Ludwig Jäger.

Mittwoch, 20. Januar 2021

Das Kreuz im Tirol

Markant ist es, das Jakobskreuz.
(Beide Fotos: Muck/Wikicommons)

O! Im Pillerseetal im Bezirk Kitzbühel im Tirol steht auf der Buchensteinwand, einem Berg, dieses knapp 30 Meter hohe Doppelkreuz, das - man erahnts auf dem Foto - begehbar und ersteigbar ist. Errichtet hat das Jakobskreuz, dessen Name an den durch die Gegend verlaufenden Jakobsweg erinnert, vor sieben Jahren die Bergbahn Pillersee. Auf das Bauwerk hingewiesen hat mich Blogleserin Marianne Jeker, vielen Dank!

Dienstag, 19. Januar 2021

Endzeitszenen an der Dorfstrasse

Christus thront über dem Jüngsten Gericht.
Im Reich des Teufels wird gefoltert.
Der Endzeitreiter auf dem weissen Pferd.

Adelbodens Kirche im Morgenlicht.
Der Kirchgang von Adelboden hinab nach Frutigen dauerte an die vier Stunden. Danach gings wieder heim - aufwärts! Trotzdem verwehrte der Bischof von Lausanne als Oberhirte den Adelbodnern im 15. Jahrhundert den Bau einer Dorfkirche. Die bauten sie 1433 trotzdem. Die Reformation nahmen sie 100 Jahre später nur unter Zwang an. Das Fresko an der Aussenwand der spätgotischen Kirche stammt noch aus katholischen Zeiten, als die Leute die heilige Schrift nicht selber lasen (1471). Enorm einschüchternd muss auf sie die Darstellung des Jüngsten Gerichts gewirkt haben, dessen uns unbekannter Erschaffer unter dem Einfluss des italienischen Dichters Dante stand; Dante hatte in seiner "Göttlichen Komödie" eine Jenseitsgeografie entworfen, indem er nicht nur Himmel und Hölle genau schilderte, sondern auch das Fegefeuer, in dem die Halbguten nach ihrem Tod solange gereinigt, spricht, gequält werden, bis sie doch in den Himmel einziehen dürfen. Das Adelbodner Fresko ist grossflächig, grossartig, aufwühlend in seinen Einzelszenen von Christus über den posaunenblasenden Engel bis zum Teufel und seinen Folterknechten sowie dem Reiter auf dem weissen Pferd, der wohl einer der Reiter der Apokalypse ist. Und das alles ist zu besichtigen gleich an der Dorfstrasse, über die die neuzeitlichen Snöber und Skifahrer auf dem Weg zu ihren Liften poltern.

Montag, 18. Januar 2021

Was will man mehr?

Adelboden zu Füssen.
Was will man mehr?

Die Winterwanderung am Samstag in Adelboden war so, wie man es sich wünscht: Sonne, glitzernder Schnee, rundum Berge - vollkommen. Dabei war die Routenwahl nicht leicht bzw. die Auswahl arg eingeschränkt gewesen; die höheren Ziele rundum wie die Tschentenalp, im Normalfall bestens mit gespurten Pisten für Fussgänger erschlossen, waren alle gesperrt wegen der erheblichen Lawinengefahr. Wir waren somit auf das Netz von Strässchen und präparierten Wegen rund um das Dorf verwiesen. Und kamen doch voll auf unsere Kosten, wie - hoffe ich - die Fotos zeigen. Unsere Route, Gehzeit rund 3 1/2 Stunden: Adelboden, Dorf - Stiegelschwand - Schermtanne - Aebi - Gilbach - Ribestaldebrügg - Bergläger - Ribestaldebrügg - Eselmoos - Bäreschwand - Bädli - Adelboden, Dorf.
Schnee, wie ich ihn mag.
Blick vom Eselmoos Richtung Gsür, so heisst der Berg hinten.

Sonntag, 17. Januar 2021

Arm und verkommen

Die Armenanstalt von Anzenwil - samt Infotafel.

Das Armenhaus des 19. Jahrhunderts war eine ungefreute Sache. Jedenfalls für die, die einsassen. Klar, die Bewohnerinnen und Bewohner verhungerten nicht. Aber sie standen doch unter der Knute, was im Fall der Armenanstalt von Anzenwil am Necker im Kanton St. Gallen wörtlich zu nehmen ist: Wer dort nicht parierte, kassierte ein paar Ochsenziemer-Schläge - Armut galt in jener Zeit als Schwäche, die mit moralischer Verkommenheit gekoppelt war, gegen die es energisch vorzugehen galt. Die Anzenwiler Anstalt, an der wir vor einger Zeit vorbeiwanderten, wurde 1837 gegründet und 1911 aufgehoben.

PS: Gestern winterwanderten wir in Adelboden. Ich werde morgen erzählen, wies war - muss zuerst die Fotos alle sortieren.

Samstag, 16. Januar 2021

"Sieht aus wie im Sihlwald"

Gestern Nachmittag an der Engstlige in Adelboden.

Gestern fuhren wir nach Adelboden, mal wieder richtig Winter zu erleben mit Schnee und so; wir hatten den Ausflug vor ein paar Wochen angesetzt. Als wir uns am Morgen Richtung Berner Oberland aufmachten, war Zürich so winterlich verschneit wie, sagen wir mal, Adelboden; dort hatte es, als wir am Mittag ankamen, nicht massiv mehr Schnee als zuhause. Während wir am Nachmittag an der jungen Engstlige wanderten, sagte Josephine, die Zürcherin: "Schön hier. Sieht aus wie im Sihlwald."

Freitag, 15. Januar 2021

Die verschwundene Burg

Die Ruine Aegerten auf dem Gurten bei Bern
in der Tschachtlanchronik aus dem Jahr 1470.
(Adrian Michael / Zentralbibliothek Zürich / Wikicommons)
 
Gestern lernte ich ein neues Wort: Burgstelle. Oder auch Altburgstelle. Oder Burgstall, worin sich kein "Stall" verbirgt, sondern die "Stelle". Auch von einer abgegangenen oder abgekommenen Burg redet man. All diese Ausdrücke bezeichnen eine Burg, von der praktisch nichts geblieben ist. Anders gesagt:

  • Eine Burg ist eine Burg. Ein integrales Gemäuer mit Wänden usw.
  • Eine Ruine ist die rudimentäre, reduzierte Ausgabe. Man erkennt noch gewisse Züge der Burg, zum Beispiel aufgrund von Mauerresten.
  • Eine Burgstelle ist eine ehemalige Burg knapp vor dem Nichts. Eine Rekonstruktion des Grundrisses ist nicht möglich.
    Dieselbe Ruine heute, der Halsgraben ist knapp
    noch auszumachen. (Ginkgo2g/Wikiommons)

Donnerstag, 14. Januar 2021

Klara und Agnes


Im Wald bei Hertenstein, also nah Baden, kam ich im Wald zu einem Stein, der der heiligen Klara gewidmet ist. Warum er dort steht, war und ist mir nicht klar. Jedenfalls schlug ich Klaras Vita nach und war fasziniert. 
Klara auf einem Fresko aus dem
14. Jahrhundert in Assisi. (Wikicommons)

  • Inspiriert durch den 12 Jahre älteren Franziskus von Assisi, verliess Klara von Assisi, eine Tochter aus adeligem Haus, 1212 ihre wohlhabenden Eltern. Sie liess sich von Franziskus die Haare abschneiden und legte ein simples Gewand ab. Fortan lebte sie in Armut.
  • Klaras Schwester Agnes, später ebenfalls heiliggesprochen, zog 16 Tage später nach. Es folgten den beiden ihre verwitwete Mutter, weitere Schwestern, eine Tante und einige Freundinnen.
  • Todesmutig klingt die Geschichte, wie Klara bei einem Einfall der Sarazenen diesen mit der Monstranz entgegentrat.
  • Klara formulierte eine neue Ordensregel, die dem Papst freilich so radikal vorkam, dass er sie erst zwei Tage vor Klaras Tod 1253 gewährte. Einen Tag vor ihrem Tod erfuhr Klara von der Erlaubnis. 
  • Aus Klaras Ordensregel entstand der Orden der Klarissen. Dies war die erste Regel, die eine Frau für Frauen geschrieben hatte, sie war erstaunlich demokratisch verfasst. In ganz Europa sahen sich Frauen angesprochen und traten bei. So entstand der zweitgrösste oder gar grösste Frauenorden der katholischen Kirche.

Mittwoch, 13. Januar 2021

Glattburg ist nicht gleich Glattburg

Flawil SG (l.) braucht das Wappen der Giel.
Im Wappen von Oberuzwil SG ist das Motiv
der Giel auch zu sehen. (Wikicommons)

Einen Kilometer östlich von Niederglatt, Kanton St. Gallen, nah Flawil, gibt es einen Ort, an dem über der Glatt - der St. Galler, nicht der Zürcher Fluss ist gemeint - einst eine Burg stand. Die Glattburg, auch "Gielen-Glattburg" genannt, damit man sie von der "Schenken-Glattburg" unterscheiden kann, die nicht besonders weit entfernt nördlich von Oberbüren über der Thur thront. Die Schenk waren ein niedriges Adelsgeschlecht. Die Giel auch - sie waren Ministerialen, Beamte im Dienst für Königsgüter und Klöster, die irgendwann selber in den Adelsstand aufrückten. Uff, ich hoffe, ich habe das gut erklärt. Muss heute eine Wanderkolumne für die "Schweizer Familie" schreiben. Die Route, die ich behandle, führt an beiden Glattburgen vorbei.

Dienstag, 12. Januar 2021

Das Ungeheuer der Val Lumnezia

Drehort: das Bündner Dorf Vrin.
(Foto: Adrian Michael/Wikicommons)
Schön, gibt es Play Suisse von der SRG mit viel Material zum Schauen. Darunter auch "Metta da fein", eine vierteilige Serie aus der Val Lumnezia, gedreht in Vrin und Lumbrein. Um einen humoristischen Krimi handelt es sich, die Akteurinnen und Akteure sprechen Rätoromanisch, Untertitel in den anderen drei Landessprachen sind vorhanden. Im Zentrum steht die alte Talsage vom Ungeheuer Metta da fein, das wiederauferstanden zu sein scheint - immer wieder werden im kleinen Dorf, in dem die Geschichte spielt, Tiere mit abgeschnittenen Beinen aufgefunden. Der arme Dorfpolizist Aldo ist überfordert umso mehr, als dies eine reichlich gestörte Gemeinde ist mit Leuten, die einander permanent sabotieren und plagen. All das ist, es sei betont, lustig, die grassierende Schrulligkeit gefiel mir. Und natürlich ist da die herrliche, im Kontrast zu den gruseligen Vorgängen stehende Landschaft. Metta da fein: hab ich gern geschaut.

Montag, 11. Januar 2021

Frozen Kägifret

Das Kirchlein von Ligerz. Es liegt an einem alten Pilgerweg.

La Neuveville von oben.
Das juraseitige Ufer des Bielersees ist schön. Die Weite macht es aus. Und die Reben. Am Samstag begingen wir den Rebenweg von La Neuveville nach Biel, erfreuten uns an der Bläue des Sees, der winterlichen Weinberggeometrie, dem berühmten Kirchlein von Ligerz, das dekorativ im Hang steht. Die Bise nahmen wir in Kauf, vergassen sie zeitweise sogar ganz. Mein Kägifret in der Jackentasche fühlte sich freilich, als ich es nach zwei Stunden verspies, so hart und kalt an wie eine Magnumglace.
Die Petersinsel.

Sonntag, 10. Januar 2021

Das neue Sofa


Am Freitag morgen um 7 Uhr 20 standen zwei maskierte Männer in meiner Wohnung. Es waren die Auslieferer von Möbel Pfister, die mein hochgeschätztes, doch leider völlig abgewetztes und ausgebleichtes Futonsofa aus der Studienzeit entfernten, um gleich ein neues Sofa zu platzieren. Ein mokkabraunes aus Anilinleder, das ich nun ebenso lange wie sein Vorgängermodell zu besitzen, zu nutzen, zu lieben gedenke. Während die Männer die Verpackung entfernten und die Füsse anschraubten, schaute ich nach, wer eigentlich der Pfister in "Möbel Pfister" ist. Johann Jakob Pfister hiess er. 1882 eröffnete er in Basel einen Möbel- und Bettwarenladen mit Werkstatt. Knapp 60 Jahre später, nach beispiellosem Wachstum, wurde der Hauptsitz der Firma nach Suhr im Aargau verlegt. Heute ist die Möbel Pfister mit 20 Filialen und 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Schweizer Marktführerin. Besitzerin wiederum ist seit 2019 die XXXLutz-Gruppe. Eine Einrichtungshaus-Kette aus Österreich.

Samstag, 9. Januar 2021

Das Formular

Verdammt, er ist pünktlich! Zug im Bahnhof Arth-Goldau, hinten die Mythen.

Seit Neujahr hat man im öffentlichen Verkehr der Schweiz eine Entschädigung zugute, wenn es zu einer Verspätung von mehr als 60 Minuten kommt. 25 Prozent des Fahrpreises werden vergütet. Beträgt die Verspätung mehr als zwei Stunden, werden 50 Prozent entschädigt. Hier schon mal der Link zum Online-Formular, das man ausfüllen muss, wenn es soweit ist. Und jetzt wünsche ich allen ein schönes Wochenende.

Freitag, 8. Januar 2021

Fluh? Wie Kuh!

Ich weiss nicht, wie viele Fluhen ich bestiegen habe. Mit 58 stelle ich allerdings fest, dass ich bis anhin unfähig war, die Mehrzahl von "Fluh" korrekt zu deklinieren. Der erste Satz dieses Eintrags ist - jetzt weiss ich es! - kreuzfalsch. Richtig ist: "Ich weiss nicht, wie viele Flühe ich bestiegen habe." Ich stiess kürzlich zufällig auf den Akkusativ im Plural "Flühe" und fand ihn absurd. Der Online-Duden (Screenshot) zeigte mir aber, dass die Form richtig ist. Und ich ein Ignorant in Sachen Flühe. Regel: Beuge "Fluh" wie "Kuh".

Donnerstag, 7. Januar 2021

Der Stolz des Alumnus

Kanti-Trogen-Gründer Johann Caspar
Zellweger. Im Leinwandhandel war
die Dynastie aus Trogen reich geworden.
(Gemälde von circa 1838/ Wikicommons)
Bin ein stolzer Alumnus, also Ehemaliger, der Kanti Trogen. Der einzigen Ausserrhoder Mittelschule. Matura 1981, Typus A. Heuer - ich bekam eine Einladung - feiert meine 1821 gegründete Kanti mit einem Riesenfest ihren 200. Geburtstag. Sie ist, das macht mich grad noch stolzer, die zweitälteste Mittelschule der Schweiz, einmal abgesehen von Klosterschulen; nur gerade die Alte Kantonsschule Aarau, gegründet 1802, ist älter. Bekanntere Gymis im Land hingegen kamen später, das Rämibühl-Gymnasium in Zürich etwa entstand 1833. Hey Zürcher, Berner, Basler, wir draussen in der Provinz hatten schon eine Kanti, als ihr - die Reichen unter euch, meine ich - noch Privatlehrer anheuern musstet.

Mittwoch, 6. Januar 2021

Die Mahnung von Lugano

In Lugano, im Parco Ciani an der Seepromenade, sind bis Ende Januar Werke des Künstlers Giacomo "Jack" Braglia zu sehen. Das Motto der Freiluft-Ausstellung lautet "Conversations With a Changing World", am markantesten sind die in den See getunkten "Twin Bottles"; für dieses Werk spannte der in Lugano geborene Braglia mit dem albanischen Bildhauer Helidon Xhixha zusammen. Die Flaschen sind als Aufruf gedacht, als Mahnung, die Weltmeere nicht als Müllhalde zu missbrauchen. Tatsächlich ertrage ich die Twin Bottles schlecht, sie irritieren meine Augen, womit das Ziel der Aktion wohl erreicht ist: Widmer wurde aufgerüttelt.

Die Twin Bottles im Luganersee, hinten der Monte San Salvatore.

Dienstag, 5. Januar 2021

Hanzo und der Handschuh

Vor Weihnachten durchwanderten wir Hendschiken, das in der Nähe von Lenzburg liegt. Ich erblickte einen Schuppen mit einem aufgemalten gelben Handschuh; bei diesem handelt es sich um das Wappen der einst im Dorf ansässigen mächtigen Familie von Hendschiken sowie der heutigen Gemeinde. Freilich ist der Rückschluss von Hendschiken auf einen Hendsche, also Handschuh, falsch. Der Ortsname leitet sich ab von einem alemannischen Frühsiedler namens Hanzo.

Montag, 4. Januar 2021

Neues Jahr, neue Route

Der reiche Pankraz Toggenburger erwarb in der Barockzeit bei Marthalen ein
stattliches Anwesen. Zu diesem gehörte ein Rebhäuschen auf dem Guggenbüel.
Einer von Marthalens Riegelbauten.

O du kaltes, nasses, erdiges, schönes Weinland! Am 1. Januar machten wir unsere traditionelle Neujahrswanderung. Sie führte von der Station Marthalen via Marthalen, das Niederholz mit dem Bibersee, die Thurauen und den Thurhof nach Flaach. Am Dorfbrunnen stoppten wir dort für unseren Neujahrsapèro, es gab Cava und dazu Nüssli, Hummuschips, Alpkäse. Sicher mag der eine oder andere Anwohner uns aus der warmen Stube mit Misstrauen gemustert haben - doch verhielten wir uns untadelig, hielten also brav Abstand und nahmen den Abfall wieder mit. Die zweite Hälfte der Route war etwas coupierter. Wir zogen ins Nachbardorf Volken, hielten hinauf Richtung Desibach und über den Schindlenberg nach Henggart. Nach 5 1/4 Stunden Gehzeit kamen wir am Ziel an, waren doch 320 Meter gestiegen und 300 abgestiegen. Das Wanderjahr 2021 ist offiziell eröffnet.
Vor Volken, Blick zurück nacb Flaach, hinten der Rhinsberg (l.) und der Buchberg.