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Dienstag, 19. Januar 2021

Endzeitszenen an der Dorfstrasse

Christus thront über dem Jüngsten Gericht.
Im Reich des Teufels wird gefoltert.
Der Endzeitreiter auf dem weissen Pferd.

Adelbodens Kirche im Morgenlicht.
Der Kirchgang von Adelboden hinab nach Frutigen dauerte an die vier Stunden. Danach gings wieder heim - aufwärts! Trotzdem verwehrte der Bischof von Lausanne als Oberhirte den Adelbodnern im 15. Jahrhundert den Bau einer Dorfkirche. Die bauten sie 1433 trotzdem. Die Reformation nahmen sie 100 Jahre später nur unter Zwang an. Das Fresko an der Aussenwand der spätgotischen Kirche stammt noch aus katholischen Zeiten, als die Leute die heilige Schrift nicht selber lasen (1471). Enorm einschüchternd muss auf sie die Darstellung des Jüngsten Gerichts gewirkt haben, dessen uns unbekannter Erschaffer unter dem Einfluss des italienischen Dichters Dante stand; Dante hatte in seiner "Göttlichen Komödie" eine Jenseitsgeografie entworfen, indem er nicht nur Himmel und Hölle genau schilderte, sondern auch das Fegefeuer, in dem die Halbguten nach ihrem Tod solange gereinigt, spricht, gequält werden, bis sie doch in den Himmel einziehen dürfen. Das Adelbodner Fresko ist grossflächig, grossartig, aufwühlend in seinen Einzelszenen von Christus über den posaunenblasenden Engel bis zum Teufel und seinen Folterknechten sowie dem Reiter auf dem weissen Pferd, der wohl einer der Reiter der Apokalypse ist. Und das alles ist zu besichtigen gleich an der Dorfstrasse, über die die neuzeitlichen Snöber und Skifahrer auf dem Weg zu ihren Liften poltern.

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