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Donnerstag, 14. August 2025

Lago mio, der ist schön!

Gestern konnte ich wieder einige Bildungslücken auffüllen. Geografische. Zum Beispiel lernte ich den Lago di Lucendro kennen, der auf Boden der Gemeinde Airolo TI liegt, nicht weit von der Gotthard-Passhöhe entfernt, aber doch dem Blick der Durchreisenden entzogen. Auf meiner Wanderung vom Gotthardpass über einen eher selten genutzten Pass nach Realp im Urserntal (mehr dazu ein andermal) kam ich nach einer guten Stunde zur Staumauer gut 40 Höhenmeter über der Passstrasse; 1947 war der Lago di Lucendro vom Berggewässer zum Stausee umgewandelt worden. Seit Beginn des laufenden Jahres gehört er der "Azienda Elettrica Ticinese", also dem Kanton Tessin, nachdem zuvor Deutschschweizer Energieunternehmen mit seinem Wasser Strom produziert hatten. Schmuck ist er ganz unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, dieser Stausee, den ich nun aus eigener Ansschauung kenne.

Sonntag, 12. Januar 2025

Im Zeppelin über den Everest

Das Brettspiel von 1929. Auf dem Spielbrett ganz rechts in der Mitte der Mount Everest. 
Im Sommer 1929 umrundete das deutsche Zeppelin "Graf Zeppelin" die Welt – eine internationale Sensation. Deutschland jubilierte. Ein Verlag aus Mainz lancierte damals das Brettspiel "Im Zeppelin um die Welt", in dem die Flugroute sogar über den Mount Everest und den Nordpol führte – reine Fantasie. Am Mittwoch besuchte ich das "Zeppelin Museum" in Friedrichshafen, ein Riesengebäude, in das auch eine begehbare Rekonstruktion des Zeppelins "Hindenburg" eingebaut ist. Nicht nur die grossen Dinge gefielen mir, sondern eben auch die kleinen. Nebensächeli wie die diversen Spiele, die in der Zeit der Zeppelinbegeisterung aufkamen.
Der Rumpf der "Hindenburg" im Museum.

Die nachgebaute "Hindenburg"-Passagierlounge mit Bauhaus-Möbeln.

Montag, 2. September 2024

Die Killerraupen von der Broye

Ein Schild warnt an der Broye vor einer bestimmten Raupenart. Gleich gegenüber ist
am anderen Ufer der Broye die Aussenanlage des stillgelegten AKW Lucens zu sehen,
Ronjas Geigerzähler zeigt 0,12 Mikrosievert an. (Untere zwei Fotos: Ronja) 
Als wir uns am Samstag von Pré Cerjat, etwas ausserhalb von Lucens gelegen, einem Waldrand entlang dem Broyeufer näherten, die Aussenanlage des nach dem Unfall von 1969 dekontaminierten und zubetonierten unterirdischen AKW am anderen Ufer vor Augen, begann Ronjas Geigerzähler schneller zu ticken. Innerhalb von 200 Metern verdoppelte sich die Strahlung, der wir ausgesetzt waren. Und damit fertig dramatisch: Ronjas höchster Messwert war tief, 0,12 Mikrosievert sind kein Problem. Eine Tafel warnte an unserem Ufer vor einer realen Gefahr: Der Uferweg von Lucens bis Moudon ist grossteils von Bäumen gesäumt. In ihnen prosperiert offenbar die Raupe des Eichen-Prozessionsspinners. Deren Brennhaare können die Haut beschädigen und eine spezielle Dermatitis auslösen. Nun, soviel ich weiss, haben wir alle die heiklen Kilometer auf dem Jakobsweg unbeschadet überstanden. Die Raupe heisst übrigens so, weil sie und ihresgleichen sich gern in einer prozessions-artigen Kolonne fortbewegen. 

Samstag, 31. August 2024

Die Reaktor-Etappe

Der Aussenbereich des Reaktors von Lucens auf einer Flugaufnahme von Werner Friedli.
Das Foto stammt vom Juli 1969, im Januar 1969 war die Katastrophe passiert.
(ETH-Bibliothek / Wikicommons)

Heute wird wieder gejakobswandert, Etappe 22 steht an, es geht von Lucens via Moudon nach Mézières; wir wechseln dabei so etwa in der Hälfte der Strecke die Landschaft, der erste Teil spielt sich im Tal der Broye ab, der zweite führt Richtung Jorat, die Hochebene nordöstlich von Lausanne. Eine halbe Stunde nach Wanderstart werden wir bei Pra Salabre vom Uferweg östlich der Broye übers Wasser linsen. Auf der anderen Seite hat sich am Fuss eines Waldhanges Zeitgeschichte ereignet. In einem unterirdischen Atomkraftwerk kam es 1969 zu einer Teil-Kernschmelze, der Reaktor wurde zerstört, die Anlage im Berg stark verstrahlt. Was mir bisher nicht bewusst war: Der Reaktor von Lucens diente womöglich nicht nur zivilen Zwecken, also der Energieproduktion; er sollte angeblich auch helfen, atombomben-taugliches Plutonium herzustellen. Nach dem Gau wurde der Reaktor dekontaminiert und zerlegt, die Reaktorkaverne zubetoniert. Die 250 Fässer mit radioaktivem Abfall stehen seit mehr als 20 Jahren im Zwischenlager in Würenlingen. Ich bin gespannt, ob heute der grüppli-interne Geigerzähler anschlägt. Ronja besitzt seit ihrer Reise nach Tschernobyl einen solchen und wird ihn mitbringen.

Mittwoch, 26. Juni 2024

Die Kupferwarze

Blick von St. Peter und Paul auf Willisau.
Der Glockenstuhl im Turmdach.
Ich mache diese Woche eine Reportage über Willisau. Vorgestern Montag bestiegen ich und der Fotograf mit einer Führerin den Turm der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Nach der Fertigstellung im Jahr 1929 wollte der Pfarrer den Turm wieder abbrechen und schimpfte ihn "Kupferwarze"; heutzutage nennen ihn die Einheimischen mit einiger Liebe so. Der Blick aus 35 Metern Höhe auf das historische Städtchen zu unseren Füssen war toll. Froh waren wir, dass die Wetterglocke nicht grad schlug, das über 400-jährige Ding ist bei einem Gewicht von über drei Tonnen ein Monstrum. Es wird bis heute in Gang gesetzt, wenn es vom Napf her gelb oder schwarz kommt – angeblich kann die Wetterglocke von Willisau mit ihrem mächtigen Schall gar die Gewitter abdrängen.
St. Peter und Paul mit der "Kupferwarze".

Dienstag, 9. April 2024

Die "Rebsamen"

Einst im Zürioberland gebaut, heute im Zürioberland ausgestellt:
die "Rebsamen" von 1864. (Foto: Ronja)
Das Nähmaschinen-Museum im Grundtal. Es ist mit einer
Antikschreinerei und einem Antiquitätenladen gepaart. 
1864 gründet Albert Rebsamen-Pfister in Hadlikon ZH eine Nähmaschinenfabrik. In ihr entsteht die erste Nähmaschine der Schweiz, sie wird allerdings nur für kurze Zeit und in kleiner Stückzahl hergestellt, die "Rebsamen" mag von hoher Qualität sein, kann aber auf dem Markt gegen die ausländische Konkurrenz nicht bestehen. Albert Rebsamen-Pfister verlegt sich bald auf die Endmontage importierter Nähmaschinen, wird später vom Fabrikanten zum Händler. Letzten Samstag, unterwegs auf dem Jakobsweg im Zürcher Oberland, besuchten wir das Nähmaschinen-Museum in der Gemeinde Dürnten, gelegen im Grundtal an der Durchgangsstrasse von Wald nach Rüti. Es präsentiert unzählige Nähmaschinen aus aller Welt samt Zubehör, aber auch alte Werbeplakate und Fotos in einem Raum, der an eine Brockenstube erinnert: schmale Wege für die Besucherinnen und Besucher, die von den Exponaten sozusagen umzingelt sind, darunter übrigens auch die "Singer Nr. 1", die allererste Nähmaschine der Welt von 1853 aus Amerika. Nun zur einheimischen "Rebsamen": Leider sei kein Exemplar erhalten geblieben, hiess es lange. Dann kam dem einen der beiden Museumsbetreiber, Nähmaschinenfan seit früher Kindheit, ein altes Foto von sich selber in die Hände, das ihn als Dreizehnjährigen auf Besuch bei einem Sammler zeigt. Auf diesem Foto glaubte er nun eine "Rebsamen" aus Hadlikon zu erkennen. Die Suche begann – und dauerte. 2018 dann spürten die Museumsmänner tatsächlich diese Maschine auf, konnten sie dem Besitzer abkaufen. Aufwändig restauriert, steht sie jetzt im Museum direkt am Jakobsweg. Und ist selber ein kleines Pilgerziel.

Freitag, 9. Februar 2024

Ein sehr spezielles Glas

Trinitit. (Foto: Tartaric acid / Wikicommons)
Wenn Sand bei extrem hohen Temperaturen schmilzt und später wieder erstarrt, ergibt das Glas. Die Glas-Sorte Trinitit hat eine spezielle Hitzequelle, las ich gestern. Beim Trinity-Test wurde 1945 in einem Wüstengebiet im Süden der USA die erste Atombombe gezündet – danach fand man aus dem Wüstensand entstandene Glasstücke und nannte sie, eben, "Trinitit". Das Gegenstück, das sich 1949 bei der ersten sowjetischen Atombomben-Explosion in Kasachstan bildete, heisst nach dem Physiker Juli Chariton "Charitonschik".  Ich klaube beim Wandern ja des öftern interessante Stein auf. Einen – schwach radioaktiven – Trinitit werde ich hierzulande garantiert nie finden.

Freitag, 12. Januar 2024

Der Bikerskilift

Urnäsch mit dem Reka-Feriendorf in der Bildmitte.
(Foto: Adrian Michael / Wikicommons)

In der Januar-Nummer des "Appenzeller Magazins" las ich eine interessante Kurzmeldung zum Ausserrhoder Reka-Dorf Urnäsch. Dieses hat ein Problem mit seinem Skilift. Respektive hat dieser Skilift, der seine Kundinnen und Kunden von bescheidenen 850 auf bescheidene 1080 Meter befördert, ein Problem mit dem Schneemangel; in den vergangenen Saisons war die Anlage jeweils nur wenige Tage in Betrieb. Inzwischen gibt es eine rettende Idee: Im Sommer sollen Bikerinnen und Biker den Lift nutzen. Letztes Jahr lief ein technischer Versuch mit einem Bügelsystem der "Garaventa", bei dem Leute verschiedenen Alters auf ihrem Velo in die Höhe gezogen wurden. Das funktionierte bestens. Jetzt plant der Verwaltungsrat des Skilifts eine breiter angelegte Machbarkeitsstudie.

Samstag, 9. Dezember 2023

Das Wort zum Samstag

 


Trowalisieren? Was zur Hölle ist das denn? Grad eben ging mir von einer Firma in Biberist, Kanton Solothurn, ein Mail zu, in dem das Wort vorkam. Ich schlug es nach. Es handelt sich um ein Schleifverfahren. Man gibt dabei Werkstücke, meist solche aus Metall, zusammen mit Schleifkörpern, den sogenannten Chips, in einen Behälter. Dieser wird in Rotation oder Schwingung versetzt, so kommt es zu einem Schleifeffekt. Willkommen in meinem Wortschatz, liebes Trowalisieren.

PS: Heute wird endlich wieder gewandert. Und zwar in der Gegend von Willisau. Ich hoffe, das Wetter benehme sich manierlich.

Freitag, 20. Oktober 2023

Endlich Herbst

Die Radarkuppel bei der Lägern-Hochwacht dient zur Sicherung des Flugverkehrs,
der Flughafen Zürich liegt in der Nähe.
Das Chaltbrünnli oberhalb Ennetbaden.
Etliche Male bin ich von Regensberg nach Baden gegangen. Über die Lägern, einen langezogenen Jurakamm, der im letzten Stück immer schmaler wird und Gefahr birgt. Vor allem bei Nässe. Gestern ging ich mit Freund M. von Regensberg nach Baden. Ab der Hochwacht, wo wir einen Kafi tranken, wählten wir den Weg, der am Südfuss der Lägern verläuft statt über den Kamm, es regnete sanft, das Gelände feuchtelte, rutschig war der Kalk, gegen Mittag hörten wir durch den Nebel Kirchenglocken, vielleicht waren es die von Oberehrendingen. Mir gefiel es, eine neue Lägern-Variante kennenzulernen. Und ebenso gefiel mir der Zmittag im Restaurant Schloss Schartenfels eine knappe halbe Stunde vor Ende der dreieinhalbstündigen Unternehmung. Wir hatten einen Fensterplatz mit Tiefblick auf Baden, der Pinot war würzig, das Geschnetzelte mundete ebenfalls. Schön, dass es endlich Herbst ist. Dass es kühl ist statt heiss. Dass Wolken den Himmel überziehen. Dass es nieselt und die Sonne nicht zu sehen ist. Diese Art Wetter macht die Wege wohltuend einsam.
Im Abstieg von Schloss Schartenfels nach Baden.

Donnerstag, 27. April 2023

Das Wetter gemäss Jade


Ruhige Stimme, sachdienliches Französisch, knappe Gestik. Die junge Frau agiert unexaltiert. Hauptsache der Sendung ist ja auch das Wetter. Jade, Nachname unbestimmt, präsentiert auf dem Westschweizer TV-Sender "M Le Média" seit dreieinhalb Woche die tägliche Meteoprognose und ist bereits eine Berühmtheit. Kein Mensch aus Fleisch und Blut ist sie, sondern ein Avatar, in dem künstliche Intelligenz wirkt. Unsereins Wanderer informiert sich täglich über das Wetter. Mal schauen, wie lange es dauert, bis es auch in der Deutschschweiz eine Jade gibt, die es ihm darlegt.

Donnerstag, 29. September 2022

Das neue Bähnli

Visualisierung des neuen Fahrzeugs auf der Strecke von Rheineck SG
nach Walzenhausen AR. (Quelle: Medienmitteilung von Stadler)

Man las auch schon, das in die Jahre gekommene Bähnli von Rheineck nach Walzenhausen habe bald mal ausgedient und werde irgendwann durch einen Bus ersetzt werden. Umso mehr freut mich, was ich gestern einer Medienmitteilung von Stadler entnahm: Das Schweizer Unternehmen wird den Appenzeller Bahnen ein neuartiges, sogar leicht futuristisches Zahnradbähnli liefern. Eines, das vollautomatisiert und ferngesteuert ist, Personal wird nicht an Bord sein. Dies sei die "erste vollautomatisierte Überland-Adhäsions- und Zahnradbahn der Welt", schreibt Stadler. Zu betonen ist in der Formulierung das Wort "Überland". Vollautomatisierte Bahnen gibt es bereits in Tunnels oder auf abgeschlossenen Gleissystemen. Die Linie Rheineck–Walzenhausen führt hingegen über freies Gelände. Es könnte sich also womöglich eine Kuh in den Weg stellen. Das heisst, dass eine Überwachung des Fahrzeugs samt Hinderniserkennnung nötig ist. 2026 dürfte das neue Gefährt loslegen, ich freu mich schon auf die Fahrt.

Montag, 26. September 2022

Gleich knallts

In der Nacht auf morgen Dienstag, gegen ein Uhr, wird es im Weltall rumpeln. Dann nämlich rammt eine Raumsonde, die Ende November in Kalifornien startete, den Asteroidenmond Dimorphos. Der Crash ist geplant, und Sorgen zu machen braucht man sich nicht, Dimorphos ist sieben Millionen Meilen von der Erde entfernt. Die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa will mit dem Experiment testen, ob es möglich ist, die Umlaufbahn eines Himmelskörpers leicht zu ändern, diesen also von seinem Kurs abzulenken. Das könnte wichtig werden, wenn ein solcher Himmelskörper auf unseren Planeten zurast. Zur Erinnerung: Vor 66 Millionen Jahren kam es zum Crash, als ein Asteroid im heutigen Mexiko einschlug. Ein langer Winter war die Folge, damals gingen die Dinosaurier unter.

Eine Darstellung des Künstlers Donald E. Davis aus dem Jahre 1994: 
Einschlag eines Asteroiden vor 66 Millionen Jahren in Südostmexiko.
(Donald E. Davis / Nasa / Wikicommons)

Freitag, 9. September 2022

Planeten und Zahnrädli

Die astronomische Uhr von Joachim Habrecht 
aus dem Jahr 1564 am Fronwagturm in der Schaffhauser Altstadt.
(Foto: Buchstapler/Wikicommons)

Basel, Bern, Chur, Solothurn, Zürich, Dresden, Kopenhagen, London, München, Nancy, Paris, Regensburg, Strassburg, Toulouse, Ulm. Die Liste der Orte überall in Europa, an denen Vertreter der Schaffhauser Uhrmacherdynastie Habrecht über sechs Generationen grosse astronomische Uhren gefertigt haben – sie ist noch viel länger. Gestern fand ich im Büro einen grossformatigen Band vor. Der Schaffhauser Maschineningenieur Silvio Marugg, Jahrgang 1956, ein passionierter Uhrenbauer, zeichnet die Geschichte der Habrechts nach, deren erster Meister Joachim Habrecht als junger Mann 1519 die Berner Zytglogge-Uhr reparierte und Jahrzehnte später die astronomische Uhr am Schaffhauser Fronwagturm baute. Autor Marugg stellt dazu die Grundlagen aller Uhrenarten seit der Antike vor. Und er erzählt vor allem von den einzelnen Grossuhren, die die Habrechts schufen oder flickten. Wer sich für Zeitmessung interessiert, für raffinierte Technik, für Uhren und Uhrwerke, für Planetenbahnen und Zahnrädli, wird diese opulent bebilderte Neuerscheinung lieben.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Ich traf Delia


Darf ich vorstellen: Das ist Delia. Sie ist eine der kleinen unter den Bohrmaschinen, die nächstens und in den kommenden Jahren am Gotthard bei den Arbeiten für eine zweite Strassentunnelröhre eingesetzt werden. 7,4 Meter beträgt der Durchmesser des Bohrkopfes, mit dem Delia einen Seitenstollen in den Untergrund fräsen muss Richtung Hauptstollen. Am Dienstag war ich für eine Reportage auf der Tunnelbaustelle in Airolo, kurz konnten wir auch in den Berg, viel ist noch nicht zu sehen, das grosse Bohren beginnt erst. Delia liess uns übrigens nicht viel Platz, wir mussten uns seitlich an ihr vorbeizwängen – ich wurde dabei ganz schön dreckig.

Samstag, 7. Mai 2022

Zuerst Stollen, dann Schlucht

Die Kanderschlucht bei Gwatt war zuallererst ein Kanderstollen.
Dieser Tage bin ich des öftern in der Gegend von Thun und am linken Thunerseeufer unterwegs. Wegen eines Artikels. Unlängst fotografierte ich vom Strättligsteg aus, etwas oberhalb von Gwatt und einen Kilometer von der Einmündung der Kander in den See entfernt, die Kanderschlucht. Und ich dachte: Hach, schon erstaunlich, wie ein Fluss in tausenden Jahren eine beeindruckende Schlucht wie diese ins Gelände frisst. Blödsinn! Die Kander floss die längste Zeit nicht in den Thunersee wie heute, sondern strebte via Allmendingen und die Thuner Allmend der Aare zu. Weil sie dabei viel Land überschwemmte, baute man einen Stollen zum Thunersee. 1713 erfolgte der Durchstich. Man hatte freilich die Gewalt des Wassers unterschätzt, nach wenigen Monaten stürzte der Stollen ein – voilà die Kanderschlucht. Das Projekt war im Übrigen keine wirkliche Lösung für die Probleme mit der Kander, die nun einfach das Volumen des Thunersees derart vergrösserte, dass dieser ab und zu die Stadt Thun überflutete. Der Projektleiter riskierte, gelyncht zu werden, und musste aus Thun fliehen. Eine Reihe weiterer Meliorierungen wurde nötig. Immerhin gewann man dank der Kander-Umleitung westlich von Thun viel guten Boden. Dort entstand später der Waffenplatz Thun, der grösste Waffenplatz der Schweiz.

Dienstag, 5. April 2022

Die neue Maske

Jake Dyson, Sohn des Dyson-Firmengründers James Dyson, mit dem "Dyson Zone".
Wirkt ein wenig gaga, das Ding, oder? (Foto zur Pressemitteilung)

Sieht seltsam aus, das Ding. Hat es mit Corona zu tun? Nein. Oder nur insofern, als wir es mehr als auch schon schätzen, wenn unsere strapazierten Lungen mit guter Luft versorgt werden. Dieser Tage ging mir die Pressemeldung von Dyson zu, der Firma mit Sitz in Singapur, die ich bisher als Staubsauger-Herstellerin kannte. Sie lanciert im Herbst den "weltweit ersten luftreinigenden Kopfhörer". Der "Dyson Zone" verfüge "über einen exzellenten Klang und eine fortschrittliche Geräuschunterdrückung", lese ich. Und er versorge Mund und Nase mit gereinigter Luft, da die elektrostatische Filterung fast alle Mikropartikel wie Staub, Pollen und Bakterien aufnehme. Ob er in ein paar Monaten in Zürich auftaucht sozuagen als Nachfolger der Corona-Maske? Wir werden sehen. 

Sonntag, 19. Dezember 2021

Lünette in Luzern


Ich habe die Guillotine mittlerweile gesehen. Jenen Tötungsapparat, mit dem in Sarnen 1940 das Todesurteil am Dreifachmörder Hans Vollenweider vollstreckt wurde, worüber ich gestern schrieb. Die Guillotine steht in Luzern im Historischen Museum im Foyer in einer Nische und ist eines der vielfotografierten Exponate in diesem Haus. 1863 wurde sie gebaut: Holzgerüst, Aufzugsseil, Gleitschiene, Fallbeil, Delinquentenbrett. Und Lünette. So heisst die Öffnung, durch die der Hinzurichtende den Kopf zu strecken hatte. Besonders makaber fand ich etwas anderes: den Fangkorb aus Leinenstoff, in dem der abgetrennte Kopf landete.

Mittwoch, 17. November 2021

Ladearme, nicht Lampen


Während wir am Samstag in Schaffhausen vor dem Bahnhof standen und auf den Bus nach Bargen warteten, motzten wir: diese hässlichen schwarzen Strassenlampen! Nun, irgendwann merkten wir, dass das gar keine Lampen waren. Sondern Ladestationen. In Schaffhausen ist man daran, etappenweise das ganze Busnetz zu elektrifizieren. Vorteilhaft wirkt sich dabei aus, dass besagtes Netz in der Form einer 8 angelegt ist mit dem Bahnhof in der Mitte. So entsteht, lese ich online in der Information zur Umstellung, "ein getakteter und regelmässiger Kontaktpunkt". Am Bahnhof wird aufgeladen.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Ganz verschiedene Hunde

Niklaus Meienberg 1979. (Foto: Walter Rutishauser,
Bibliothek am Guisanplatz, Wikicommons)
Als 1798 Napoleons Truppen in unser Land einfielen, um die alte Ordnung zu kippen, kam auf Seite der Verteidiger der "Zürihund" zum Einsatz (danke für den Hinweis, liebe B.!). Ein Leichtmörser aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges. Der Zürihund hatte ein fahrbares Untergestell und eine zweirädrige Lafette, zwei Zürcher hatten das Geschütz erfunden, daher der Name. An dieser Stelle kommt mir der – heute weitgehend vergessene – Starjournalist Niklaus Meienberg in den Sinn, der 1993 aus dem Leben schied. Er machte sich 1986 über eine gemeinsame Kampagne der Stadt Zürich und kynologischer Organisationen lustig. Deren Slogan lautete: "Züri-Hünd sind Fründ."