Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 31. Januar 2019

Niue trauert

Trevor in seiner Pfütze. (Screenshot von hier)
Es gibt eine Pazifikinsel namens Niue. Auf diese Insel, gut 2500 Kilometer nordöstlich von Neuseeland gelegen, verschlug es vor gut einem Jahr eine Ente; vielleicht hatte sie der Sturmwind im Flug abgetrieben. Die Ente war die einzige auf der Insel, die Einheimischen tauften sie - der Vogel war männlichen Geschlechts, also ein Erpel - Trevor. Der einsame Trevor wurde zur Attraktion und lebte in einem Tümpel, den die Feuerwahr auffüllte, wenn das Wasser wieder einmal schwand. Nun ist Trevor, der mit der Zeit Touristen anlockte, nicht mehr da. Ein Hund hat ihn offenbar gerissen. Niue trauert. So las ich es diese Woche in diversen Zeitungen.

Mittwoch, 30. Januar 2019

Neue Wirtsleute auf dem Gäbris

Appenzeller Grundnahrung.
Gäbris-Resti, herangezoomt von der Höhenklinik Gais aus.
Als wir am Wochenende den Gäbris erstiegen, hatte dies einen konkreten Grund. Prinzipiell kann man dort immer hin, der Hügel im Ausserrhoder Mittelland ist ein klassisches Wanderziel, sommers und winters. Was uns bewog, ihm wieder einmal Reverenz zu erweisen, war diesmal ganz konkret die Tatsache, dass das Gasthaus neue Wirtsleute hat. Ralf Menet, Gaiser Bürger, verfügt über viel gastronomische Erfahrung und besorgt die Küche; seine Chäshörnli samt Siedwurst obendrauf und Apfelmus mundeten. Viel sahen wir von ihm freilich nicht. Dafür von seiner Partnerin Laura Grunewald, einer Brandenburgerin. Sie macht den Service und gefiel uns durch ihre freundliche, flinke und aufgestellte Art. Momoll. Es wird ein nächstes Mal auf dem Gäbris geben, den mein Fähnlein jetzt doch schon einige Male besucht hat.

Nachtrag zu vorgestern: Ich habe inzwischen mit der Gemeindeverwaltung Bühler telefoniert, die Gemeindepräsidenten herself nahm ab. Sie findet es auch eine gute Idee, beim Steigbach für alle Ortsfremden einen Wegweiser aufzustellen, der anzeigt, wo der Winterwanderweg zur Hohen Buche beginnt.
Nette Worte auf dem Gäbris.

Dienstag, 29. Januar 2019

20 000 Dollar für einen Stall

Ein antikes Mosaik zeigt, dass schon
die alten Römer Hühner hielten.
(Wknight94/Wikicommons)
Im Silicon Valley in Kalifornien haben die Superverdiener von Google, Facebook und Apple ein neues Hobby. Sie, die im Job ins digitale Universum abheben, geben sich in der Freizeit bodennah - sie halten Hühner. Speziell Seidenhühner. Natürlich ist ihnen nur das Beste gut genug, für einen Stall geben sie gern 20 000 Dollar aus; das Gehütt ist mit einer Livecam und anderen High-Tech-Gadgets ausgestattet. Und brauchen sie Beratung, kontaktieren sie die Hühnerflüsterin, die pro Stunde 225 Dollar berechnet. Alles Weitere lese man in der Reportage, die gestern im Tagi kam.

Montag, 28. Januar 2019

Keine Höchstnote für den Wanderleiter

Blick Richtung Westen von der Hohen Buche aus.
Wie kam es dazu, dass wir am Samstag ohne Schneeschuhe im Appenzellerland die Hohe Buche und den Gäbris erstiegen (siehe Eintrag von gestern)? Nun, ich wusste natürlich, dass dort viel Schnee liegt. Doch hatte mir eine Einheimische ein paar Tage zuvor erzählt, dass es jetzt von der Bahnhaltestelle Steigbach einen gepisteten Winterwanderweg bis zur Hohen Buche gebe. Sie selber habe ihn noch nie gemacht, sie habe aber von Freunden gehört, er sei schön. Weil das Gebiet unübersichtlich ist, rief ich die zuständige Gemeinde Bühler an und erkundigte mich. Ja, genau, sagte eine Frau S., den Winterwanderweg gebe es. Worauf ich nachfragte: Ob man denn auch bei Steigbach den Einstieg finde. Jaja, sagte sie, das sei kein Problem. Bingo! Doch als wir bei Steigbach ausstiegen, war da weit und breit kein Winterwanderweg. Wir überlegten und fanden, vielleicht beginne der Winterwanderweg weiter oben dort, wo es keine Strässchen mehr gibt. Wir wählten uns den plausibelsten der drei Sommerwanderwege zur Hohen Buche aus, gingen lange auf einem Strässchen. Bloss, als es endete, war da keine Piste. Wir stapften und wateten durch den Schnee und fluchten über Frau S.. Kurz vor der Hohen Buche kamen wir dann auf einen sauber gepisteten Winterwanderweg. Da war er! Aber wo hatte er begonnen? Und wieso haben die Witzbolde von Bühler unten in Steigbach keinen Wegweiser platziert? Keine Ahnung. In der Hohen Buche nahmen wir einen Kafi Schnaps. Dann ging es weiter. Und nun kam Problem zwei. Zwar hatte ich zu Recht angenommen, dass es zum vielbesuchten Gäbris Trittspuren gibt. Bloss: Sie waren an den exponierten Lagen vom Wind verschüttet, im steilen Hang sanken wir bei jedem Schritt oberschenkeltief ein. Wir fluchten wieder. Diese Passage war brutal: Nebel, Sturmwind, der Kraftverschleiss. Das Gipfelgasthaus sah ich dann erst aus 50 Metern Entfernung, Ortsunkundige und Leute ohne Navi hätten sich jederzeit tragisch verirren können, wer weiss, ob nicht heute irgendwo in einem Waldloch ein Fuchs an einem gefrorenen Unterländer nagt? Wir hattens nun gut, assen und tranken. Hinab nach Gais nahmen wir dann - keine Experimente mehr, please! - das vereiste, als Schlittelpiste dienende Strässchen. Unten fanden wir: Das war ein Abenteuer! Wanderleiter Widmer freilich würde seine Leistung zuhanden der Gruppe jetzt nicht mit der Höchstnote taxieren.
Die Strapaze hat ein Ende: Ankunft beim Berggasthaus auf dem Gäbris.

Sonntag, 27. Januar 2019

Schuhdesaster am Gäbris

Berggasthaus Gäbris: Der Schnürsenkel schliesst den Sohlenspalt ein bisschen.
Ein Königreich für ein Paar Schneeschuhe!
Im Appenzellerland liegt derzeit wirklich viel Schnee. Gestern kämpften wir uns zuerst zur Hohen Buche hinauf, dann weiter zum Gäbris; warum wir keine Schneeschuhe dabei hatten, dazu morgen mehr. Die Stapferei und Waterei war jedenfalls ein Abenteuer. Und brutal anstrengend. Oben auf 1246 Metern waren meine Winterwanderschuhe bis oben voll mit Pflotsch. Es spielte keine Rolle. Denn bereits nach 40 Minuten hatten sich an beiden Schuhen, vor allem am linken, die Sohlen zu lösen begonnen. Grosse Stücke Gummi fielen ab. Die Schuhe, die ich heuer zum ersten Mal benutzte und die so circa vier Jahre alt sind, leckten also ohnehin. Im Gäbris-Berggasthaus schnürte ich die offenen Stellen behelfsmässig zu. Das nützte ein bisschen. Aber die nassen Füsse, die hatte ich bis zuhause; dies umso mehr, als es auf dem Weg hinab nach Gais zu regnen begann. In der S-Bahn von Winterthur nach Zürich-Stadelhofen bildete sich unter mir ein Rinnsal. Es sah aus, als sei ich inkontinent.

Samstag, 26. Januar 2019

Hilfe, mein Kühlschrank ist dement!

Ein Kühlschrank. Aber nicht meiner.
(W. Carter/ Wikicommons)
Gestern hatten wir Tag 56 des 90-tägigen Winters. 62,2 Prozent des kalten Jahresviertels - ich wende die meteorologische Definition an - sind somit vorbei. Ich freue mich auf den Frühling und die ersten Primeln. Heute freilich reisen wir ins Appenzellerland, wo wie oft überdurchschnittlich viel Schnee liegt; wir werden uns einen bekannten Hoger im Mittelland zuführen und im Gipfelgasthaus hoffentlich eine Siedwurst bekommen. Bericht folgt. Hier nun noch eine Mitteilung zu meiner Wohnung, die punkto Einheit der Materie (tiefe Temperaturen) zu diesem Eintrag passt: Mein Kühlschrank der Marke Electrolux hat 20 Jahre lang Bravouröses geleistet und bereits den Vorbewohner der Wohnung treu begleitet. Aber jetzt ist er dement. Die ganze Woche stellte ich Tag für Tag fest, dass er durchgedreht ist und alles einfriert, was ich in ihm lagere. Eier und Kartoffeln sind hart wie Bachkiesel, und im Quark hat es Eispartikeln. Es ist nicht nur Zeit für den Frühling, sondern auch für einen neuen Kühlschrank.

Freitag, 25. Januar 2019

Der Wanderbundesrat

Länger war keiner Bundesrat: Carl Schenk.
(Wikicommons)
Bei einer Recherche stiess ich diese Woche auf Carl Schenk, 1823 bis 1895, Berner, reformierter Pfarrer, Regierungsrat und Ständerat und schliesslich Bundesrat. Drei Dinge zu dem bemerkenswerten Mann:
  1. Schenk war - Rekord! - mehr als 31 Jahre lang Bundesrat und sechs Mal Bundespräsident.
  2. Schenk wanderte mit Begeisterung. Auch als Bundesrat. Im Sommer 1872 wanderte er mit seinen Söhnen bis nach Marseille. Unterwegs wurde er wegen Landstreicherei verhaftet. Mit seinem Diplomatenpass klärte er das Missverständnis, der französischen Polizei war es peinlich. Zurück nach Bern ging es über Genua und Mailand; in Interlaken lernte Schenk eine Witwe kennen, die er ein Jahr später heiratete
  3. Am 8. Juli 1895 wollte Schenk beim Bärengraben in Bern einem Bettler etwas spenden. Er übersah eine Kutsche, wurde angefahren und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Er fiel ins Koma und starb zehn Tage später. Auf dem Berner Bremgartenfriedhof ist er beigesetzt.

Donnerstag, 24. Januar 2019

Das Knöchelphänomen

Flanking.
Vor wenigen Jahren hatten wir es mit dem - ziemlich kurzlebigen - Phänomen des Planking zu tun. Überall auf der Welt posierten Menschen, die sich steif wie ein Brett bäuchlings irgendwo platzierten, für ein Foto; sie sahen aus wie Skispringer im Flug. L., geschätztes Mitglied meines Grüppleins, leider mittlerweile verstorben, plankte damals spontan auf einem Grenzstein auf dem Schnebelhorn im Zürcher Oberland. Das war 2011. Gestern nun musste ich beim Zeitungslesen (der Tagi, wie jeden Tag) wieder ans Planking denken, denn jetzt gibt es Flanking. So heisst die unter Jungen verbreitete Gewohnheit, bloss schuhrandhohe oder gar keine Socken zu tragen und die nackten Knöchel zur Schau zu stellen - was derzeit bei der Giftkälte mein Mitleid weckt. Der Begriff
entsteht durch Komprimierung von "flashing the ankles", die Knöchel zeigen.

Mittwoch, 23. Januar 2019

Ludoraz, der Hase, die Hose

Die Lederhose von Lederhose.
(Wikicommons)
In Thüringen findet sich eine Gemeinde namens Lederhose; das Kleidungsstück ist im Wappen zu sehen. Dabei hat der Name eine völlig andere Bedeutung. Wie so oft im Reich der Sprache wurde ein sehr altes Wort, das später den Leuten nicht mehr verständlich war, zur Kenntlichkeit entstellt. Der Ortsname ist so zu erklären:
  • Leder kommt offenbar von einem slawischen, genauer sorbischen Fürsten namens Ludorad.
  • Hose war früher "Hase". In einem früheren Gerichtsbezirkwappen war dieser Hase abgebildet. Ebenfalls ein Missverständnis. Der "Hase" geht zurück auf die Silbe -az im originalen Ortsnamen "Ludoraz", Ort des Ludorad.

Dienstag, 22. Januar 2019

Whatsappiamo!

Stanno nerdando.
Am Freitag las ich im Tessin den Corriere del Ticino. In der Wochenendbeilage der Zeitung war ein längerer Artikel über die jungen Ticinesi und ihre Sprache. Unter den aufgelisteten Ausdrücken waren viele, die offensichtlich aus dem Englischen übernommen sind - da ist Italienisch nicht anders als Deutsch. Beispiele:
  • Charmare (von englisch charm): Bezaubern. Sono stato charmato, non posso fare nulla. Ich bin hin und weg, ich kann nichts tun.
  • Failare (von to fail): Scheitern, fehlen. Ho failato alla grande. Ich bin im grossen Stil gescheitert.
  • Nerdare (von nerd): Wie besessen, wie ein Nerd gamen. Stiamo nerdando da questa mattina. Seit heute morgen spielen wir.
  • Smella (von smell): Schlechter Geruch. Che smella! Was für ein übler Geruch.
  • Whatsappare (von WhatsApp): Auf WhatsApp eine Nachricht schicken

Montag, 21. Januar 2019

Bahnloser Bahnberg

De Säntis vo de Säälbahn uus.
(Nael zidan/ Wikicommons)
Das grosse Hotel und die Gastrobetriebe auf der Schwägalp, Kanton Appenzell Ausserrhoden, sind wieder offen - die Schäden der Lawine sind beseitigt, die vor anderthalb Wochen niederging und das Hotel beschädigte. Die Schwebebahn von der Schwägalp auf den Säntis aber, wurde letzte Woche bekannt, kann längere Zeit nicht mehr fahren. Weitere Lawinen sind inzwischen niedergegangen, die eine Stütze der Bahn ist beschädigt, da stehen im Steilhang gröbere Arbeiten an. Doch zuerst muss der Schnee weg. Gestern, als ich im Appenzellerland bei der Mutter zu Besuch war, las ich in der Lokalzeitung, dass bei der Bahn und dem Riesenrestaurant auf dem Gipfel gut 180 Leute arbeiten. Was sie derzeit tun und ob sie überhaupt irgendwie gebraucht und eingesetzt werden, stand in dem Artikel nicht so genau; immerhin bekommen die Angestellten weiterhin ihren Lohn. Verrückt, dieser Winter. Und jedenfalls wird es dauern, bis ich den Gutschein von Weihnachten für eine Gipfelfahrt plus ein Essen oben einlösen kann. Tant pis. Irgendwann gehts wieder aufwärts mit der Säntisbahn.

Sonntag, 20. Januar 2019

Malcantone im Januar

Also Schnee ist das nicht, nur ein bisschen Puderzucker: der Monte Lema.
Der westliche Arm des Luganersees von Cademario aus.


Was mein Gegenüber ass.
Noch immer hat es im Tessin bis hoch hinauf keinen Schnee, erneut wanderten wir (am Freitag) dort. Diesmal im Malcantone. Die Route: Agno - Cimo - Sta. Maria - San Bernardo - Cademario - Agra - Arosio, wir schafften den Weg mit relativ viel Höhendifferenz (900 Meter aufwärts, 310 abwärts) in vier Stunden Gehzeit; dazwischen gab es einen ebenso teuren wie fantastischen Zmittag im Kurhaus Cademario. Ich möchte hier die Fotos sprechen lassen, nur dies noch: Ich denke, ich will bald wieder in den Süden. Bevor der Schnee all die schönen, winterlich braunen Laubwälder heimsucht und den Gehspass verschüttet. Ein Tipp für die, die auch wollen: warme Jacke mitnehmen! Es mag noch so blitzend hell sein, die Sonne noch so schön scheinen - der Nordföhn ist brutal.
Die Sau von Agno.
Das Lama von Ra Capeléta.
Der Hund von Arosio.

Samstag, 19. Januar 2019

Hüllenlos im Schnee

In Cademario im Malcantone, Kanton Tessin, sah ich gestern einen nackten Skifahrer. Es war im Kurhaus, wo wir am Mittag assen; die Wände des weitläufigen Hotels sind mit historischen, freilich nicht beschrifteten und datierten Fotografien aus der Region behängt. Der Nacktskifahrer dürfte circa vor 100  Jahren unterwegs gewesen sein, denke ich. Mehr zu der Wanderung, die uns nach Cademario führte, will ich morgen oder so sagen.

Heute nur noch dies: Ich bin beeindruckt von Postauto Schweiz. Am Mittwoch abend brannte es in Chur, die Meldung ging bei der Kantonspolizei um 20 Uhr 45 ein: Feuer in der Postgarage. 23 Postautos wurden zerstört, die am nächsten Morgen von der Postauto-Plattform über dem Bahnhof in alle Richtungen hätten fahren sollen, Lenzerheide, Flims, Tschiertschen und so weiter, Graubünden ist gross, die Postautos erschliessen so manche Talschaft und so manchen Bergort. Der Leiter Betrieb des Gebiets Ost bei der Postauto AG setzte sich, als er am Mittwoch in St. Gallen vom Brand hörte, gleich ins Auto und war um 23 in Chur. Kurz nach Mitternacht trafen die ersten Postautos aus dem Engadin ein, bis Donnerstag morgen waren neun Ersatz-Fahrzeuge vorhanden, so konnte der Betrieb normal starten. Wie viele Chauffeure,  Mechaniker, Disponenten, Manager und so weiter die Nacht durcharbeiteten, weiss ich nicht. Aber es ist grossartig und verdient ein Kompliment.

Freitag, 18. Januar 2019

Mutter und Sohn im selben Film

Im November war ich in Wien. Ich traf Max Simonischek und Charlotte Schwab, beide Schauspieler, Sohn und Mutter. Im Kinofilm "Zwingli", der eben angelaufen ist, spielt Simonischek, Schweizer und Österreicher, die Hauptrolle, den Zwingli eben. Und seine Mutter, eine Baslerin, verkörpert Zwinglis Schwiegermutter, die von der Reformation nichts wissen will. Nun ist das Doppelporträt in der "Schweizer Familie" erschienen, hier die ersten zwei Seiten, es geht vor allem um die Schauspielerei als Familienangelegenheit.

Und der Film? Nun, ich finde ihn gut, er erklärt in zwei Stunden zuverlässig Zwingli und die Zürcher Reformation; reizvoll ist auch die Frauenperspektive, immer wieder wird das Geschehen auch aus der Sicht von Zwinglis Gattin Anna Reinhart, ihrer Mutter (Charlotte Schwab eben) und der Fraumünster-Äbtissin Katharina von Zimmern gezeigt. Das Prädikat "Spitze!" würde ich nicht vergeben. Dafür verläuft die Handlung zu linear, man spürt den didaktischen Impetus der Macher. Sehenswert ist der Film allemal. Für Wanderer sowieso, man kommt ja immer wieder mal, im Züribiet und dem angrenzenden katholischen Land im Süden, an Orten durch, die an Zwinglis Wirken und den gewaltigen Umbruch ab 1519 erinnern. Nur ein Beispiel: der Milchsuppenstein bei Ebertswil.

Donnerstag, 17. Januar 2019

Das Alarmhorn

1861 brannte Glarus nieder, die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner verlor die Behausung. Als man den Ort wieder aufbaute, tat man es nach amerikanischem Muster, man wählte einen rechteckigen Raster. Die Absicht dahinter war, für die Feuerwehr schwer zugängliche und kontrollierbare Häuserballungen und Engpässe zu vermeiden. Wenn man sich die Katastrophe vorstellt, muss man sich auch ihren Klang vor Augen, nein, Ohren halten. Natürlich das Prasseln des Feuers. Das Bersten von Balken. Die Schreie der Menschen. Die Rufe der verzweifelnden Löschmannschaften. Und zuvor den durchdringenden Ruf der Feuerhörner. Ein solches Alarminstrument ist im Freulerpalast in Näfels ebenso ausgestellt wie ein Gemälde des Brandes zu Glarus; ich fotografierte beides vor einiger Zeit, als ich den Palast, heute Museum des Landes Glarus, besuchte.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Kellner

Der Kehlhof in Dübendorf.
(Foto: Roland zh/ Wikicommons)
Ossingen im Zürcher Weinland ist 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Im Hochmittelalter gab es dort einen Kelnhof, der dem Benediktinerkloster Reichenau gehörte und dessen örtliches Verwaltungszentrum war. So las ich es in der Wikipedia und schlug gleich nach, was ein Kelnhof ist. Nämlich: ein Hofgut, das zu einem Kloster, meist einem Benediktinerkloster, gehört und diesem zinspflichtig ist. Der Begriff kommt in verschiedenen Formen vor, neben Kelnhof gibt es Kehlhof, Kellhof, Chehlhof, Kellnhof, Kölnhof. Man trifft das Wort im ganzen Gebiet der Alemannen. Und einen Verwalter eines solchen Hofes nannte man "Keller" oder "Kellner". Interessant, oder?

Die Wikipedia liefert eine Liste solcher - zum Teil als Gebäude noch vorhandener - Kelnhöfe in der Schweiz.

Dienstag, 15. Januar 2019

Bob Fraser, Pfadsucher und Pfadfinder

Gibts hier Wege? Englisches Bauernland. (gk)
Im Jahr 2000 verabschiedete die britische Regierung den "Countryside and Rights of Way Act". Das Gesetz hält fest: Es gibt ein Recht, das Land auf allen Wegen zu bewandern - auch über Privatgrund; inbesondere gemeint sind die historischen Routen. Bis Ende 2025 läuft nun die Übung, alle Fusswege durch England und Wales zu erheben. Rund 140 000 Meilen soll das Netz umfassen, bloss sind viele Pfade gar nicht passierbar oder aber praktisch verschwunden. Freiwillige sind daran, sie ausfindig zu machen und den Behörden zu melden, auf dass sie offiziell kartiert werden. Der "New Yorker" hat einen dieser freiwilligen Wegsucher, den pensionierten Strassenbauingenieur Bob Fraser, in Truro in Cornwall begleitet. Amüsant, wie sich der Mann durch die Hecken kämpft und von wütenden und fluchenden Bauern berichtet, die keine Lust haben, dass bald wieder Leute über ihr Land ziehen.

Montag, 14. Januar 2019

Polsterboden

Hoger 1: Schloss Schwandegg in Waltalingen.
Hoger 2: vor Stein am Rhein, rechts unser Grüppli.

Mein Zmittag.
War wieder mal herrlich am Samstag. In Ossingen im Zürcher Weinland, unserem Startort, stellten wir fest: optimale Verhältnisse mit nur wenig Schnee; gerade so viel, dass er die Wege gelenkschonend polsterte. So war und blieb es den ganzen Tag über, wir gingen auf einer Schaumstoffmatratze. Die Vormittagsetappe führte uns an zwei reizenden Gewässern vorbei, dem Barchetsee und dem Raffoltersee. Auch machten wir einen Abstecher nach Waltalingen, das von Schloss Schwandegg überragt wird. Und wir sahen bei Unterstammheim Hopfenfelder. Dann ein Zmittag der Sonderklasse: Im Hirschen in Oberstammheim waren grad Meerwochen, ich hatte als Hauptgericht eine vorzügliche Dorade. Am Nachmittag ging es hinauf zur nahen Galluskapelle mit ihren mittelalterlichen Fresken (Eintrag folgt) und auf nichtmarkierten Forstwegen via das Otterloch über den Stammerberg nach Stein am Rhein. Dort dunkelte es ein, wir nahmen ein Bier und stellten fest, dass wir bei 4 1/4 Stunden Gehzeit mehrmals das Kantonsgebiet gewechselt hatten: Zürich - Thurgau - wieder Zürich - wieder Thurgau - Schaffhausen. Und: Abseits der Dörfer waren wir den ganzen Tag über einem einzigen Menschen begegnet. Man hat im Winter als Flachland-Wanderer den totalen Frieden.
Tier 1: Das Ross von Oberstammheim.
Tier 2: Der Hirsch von Stein am Rhein.

Sonntag, 13. Januar 2019

Einmal Winter, einmal Sommer


Gestern kamen wir am Barchetseeli vorbei, Kanton Thurgau. In ihm wässerte man einst Hanfstängel für die Herstellung des Gewebes Barchet, daher der Name. Als ich wieder zuhause war, suchte ich ein Sommerfoto vom selben Ort hervor; ich war vor vier Jahren schon einmal vorbeigekommen. Schon enorm, der Kontrast von Winter und Sommer. Alles Weitere zu unserer Route morgen, jetzt freue ich mich auf den Zuhausetag und hoffe, dass es draussen so richtig hudelt - das steigert die Gemütlichkeit.

Samstag, 12. Januar 2019

Garantiert lawinenfrei

Ein altes Foto der Schwägalp. Von dieser Flanke kam die Lawine.
(Werner Friedli, Wikicommons/ ETH-Bibliothek)
Der Mensch ist - ach! - träg. Vor allem der Mensch, der diesen Blog schreibt. Eigentlich wollte er heute mit dem Grüppli ins sonnige und völlig schneefreie Tessin reisen und so das Glück vom letzten Samstag repetieren. Aber im entscheidenden Moment, bei der Formulierung der Einladung, fiel ihm die lange Anreise ein. Er kniff. Jetzt geht es stattdessen ins Zürcher Unterland und in den angrenzenden Thurgau. Sicher auch gut. Aber halt winterlich. A propos: 42 Tage, 46,7 Prozent, des Winters sind vorbei. Und noch einmal à propos: sehr fies, dass eine Lawine am Donnerstag ausgerechnet das Hotel Säntis auf der Schwägalp getroffen hat, einen Bau, der erst vor vier Jahren eröffnet wurde. Der Ausserrhoder Tourismus hat nun nicht gerade viele Hot spots: neben dem Reka-Dorf in Urnäsch fällt mir grad eben die Schwägalp mit besagtem Prestigebetrieb ein. Gott sei Dank gab es keine Toten. Im Übrigen denke ich, dass wir heute auf dem Stammerberg nicht in Lawinengefahr geraten werden.

Freitag, 11. Januar 2019

Poutratze und Peluches

Gerade studiere ich das Programm des Karnevals von Evolène; das Dorf liegt im Val d'Hérens im Kanton Wallis, dessen Hauptort es ist. Evolène ist berühmt für seine ganz eigene Fasnacht, hier ein Auszug aus der fasnächtlichen Agenda :
  • 2. März: Sortie des Marie. Sortie des Peluches
  • 3. März Sortie des Peluches et des Empaillés - Parade à travers le village
  • 4. März: Arrestation de la Poutratze
Ein junger Empaillé. (Quelle: Youtube)
Klingt exotisch. Man muss es übersetzen bzw. erklären. Die Maries sind Männer in Frauenkleidern, die den Leuten gute oder auch fiese Ratschläge geben. Die Peluches sind Wesen, die eine Katzen-, Fuchs-, Bären- oder Wolfsmaske tragen und ein Fellgewand, das stinkt. Die Empaillés sind in Jutekostüme gekleidet, die mit bis zu 30 Kilo Stroh gestopft sind; ein solcher Strohmann ist ein wandelndes Quadrat. Die Poutratze ihrerseits ist die Walliser Variante des Zürcher Böögg, sie verkörpert den Winter und wird vor Gericht zum Tode verurteilt. Ja, doch, man müsste die eigene Trägheit überwinden und nach Evolène reisen.

Donnerstag, 10. Januar 2019

Der Briefträger mit der Kamera

Einer aus dem "Brienzer Fototruckli": Menk Thomann, 1889 - 1979.
1961 zieht Peter Ernst nach der Lehre bei der Post in Bern zurück nach Brienz. Er wird Briefträger und wird diesem Beruf ebenso treu bleiben wie seinem Lebensort; heute ist er 78, längst pensioniert und nach wie vor in Brienz daheim. Die Leidenschaft von Ernst ist das Fotografieren, irgendwann getraut er sich, während seiner Zustelltour die eine oder andere Person zu fragen, ob er ein Foto machen dürfe, die Aufnahmen entstehen also ohne Vorbereitung. Sie zeigen genau darum viel von dem jeweiligen Menschen. Etliche der Bilder haben jetzt den Weg aus den dicken Alben zuhause bei Peter Ernst in ein Buch gefunden. Es zeigt Gesichter, wie es sie in der Schweiz immer weniger gibt: geprägt von Härten und Krisen. Unverwechselbare Gesichter, manchmal traurig, manchmal pfiffig, manchmal weise, manchmal lustig. Das "Brienzer Fototruckli", wie das Buch heisst, liefert dazu kundig Hintergründe; Herausgeber und Autor Andreas Staeger erzählt facettenreich aus dem Alltag der Gegend und von den verschiedenen Berufen, wie sie in den Fotos aufscheinen. Manche dieser Berufe sind praktisch untergegangen, richtige Schuhmacher und Schuhflicker zum Beispiel gibts ja kaum noch. Mich selber haben die Bilder fest an meine Kindheit in Stein AR erinnert. Und natürlich hat es mich berührt, dass mein Vater auch Briefträger war. Freilich einer ohne Kamera.

Mittwoch, 9. Januar 2019

Wolf rettet Baby

Der Wolf im Wappen von Curio TI.
(Wikicommons/ Delta-9)
Ich mag Wappen, die eine Geschichte erzählen. Dass im 19. Jahrhundert Wölfe das abgelegene Malcantone-Dorf Curio terrorisierten: plausibel. Einer der Wölfe tat es ganz besonders und stand darum auf der Abschussliste der Jäger ganz oben. Dann brannte eines Tages ein Haus, in dem ein Baby schlief. Was tat der böse Wolf? Er wagte sich ins Inferno und trug das Baby heraus, es blieb unversehrt. Soweit die Mär zum Wappen von Curio.

Dienstag, 8. Januar 2019

Grottoglück

Brè im Abstieg vom Monte Brè über einen schnurgeraden Treppenweg.

Käseteller-Kunstwerk im Grotto Castagneto.
Als Kind war ich mal in Brè. Erinnerungen sind keine geblieben, stellte ich fest, als wir am Samstag durchwanderten unterwegs vom Monte Brè, der das Dorf gegen Westen abschirmt, auf den Monte Boglia. Umso faszinierter war ich, alles war mir neu. Brè war einmal ein Bauerndorf, hatte bis 1950 noch keine Wasserversorgung per Leitung, die Leute bedienten sich am Dorfbrunnen. Heute gehört der Ort, 800 Meter über Meer, zur Stadt Lugano, hinauf kommt man, wenn man kein Auto hat, mit dem Bus. Oder man nimmt das Funicolare zum Monte und geht 20 Minuten zu Fuss. Wie wir am Ende der Wanderung, als wir vom Monte Boglia wieder abgestiegen waren, um fünf Uhr abends im Bus die Spitzkehren hinab nach Cassarate fuhren, derweil das letzte Tageslicht rapide schwand, das war einmalig. Nicht einmal die krasse Verbauung des Hanges konnte die umfassende Schönheit der Gegend schmälern. Zuvor waren wir Rückkehrer vom Boglia in Brè im Grotto Castagneto eingekehrt, das grad für einen letzten Tag vor den Betriebsferien noch offen hatte, wir hatten Glück. Man sitzt drinnen eng, in der einen Ecke spielten die Alten Karten, wir assen Spätzli, Käse und dergleichen, dazu gabs Barolo, das war urgemütlich. Im Grotto war das alte Brè erahnbar. Das Brè vor der Gentrifizierung.
Es wird Abend. Der Luganersee aus dem Bus. Hinten der Seedamm bei Melide.

Montag, 7. Januar 2019

Januarwunder

Gut die Hälfte des Aufstiegs zum Monte Boglia ist geschafft: Rückblick auf den
Monte Brè, wo wir starteten (Bildmitte). Dahinter der San Salvatore.
Das südliche Tessin ist dieser Tage eine Klasse für sich, die Verhältnisse sind nicht winterlich, sondern perfekt spätherbstlich. Am Samstag stiegen wir vom Monte Brè, dem mit einem Standseilbähnchen erschlossenen Hausberg Luganos, via das Dörfchen Brè auf den Monte Boglia, 1516 Meter über Meer, und hielten in einem Bogen wieder hinab nach Brè. 4 1/2 Stunden dauerte das, es ging 750 Meter hinauf und 880 hinab, Schnee war nicht zu sehen, die Sonne blitzte, die Rundsicht war so schön, dass es einem die Tränen in die Augen trieb - oder war das der Wind, der ziemlich heftig blies? Den ganzen herrlichen Tag über wussten wir, dass es zuhause im Norden schneite; der Genuss verdoppelte sich allein dadurch. Wie gesagt, das südliche Tessin ist dieser Tage eine Klasse für sich. Solange kein Schnee fällt, bleibt das so.
Gipfel voraus. Ein gutes Dutzend Wanderer ist schon da.
Vom Monte Boglia sieht man schön auf den Kamm der Denti della Vecchia.
Auf diesem Weg kamen wir, diesen Weg nehmen wir auch hinab wieder.

Sonntag, 6. Januar 2019

De Göbse

Der Gübsensee - er kam hier vor einiger Zeit am Rand vor - braucht einen eigenen Eintrag. Dies nur schon darum, weil es sich bei seiner Staumauer, gebaut von 1896 bis 1900, um die erste Gewichtsstaumauer der Schweiz handelt; dieser Typus Staumauer hält dem Wasserdruck allein durch das eigene Gewicht stand. Der See, 1100 Meter lang und 200 Meter breit, liegt auf Boden der Stadt St. Gallen in deren Westen, er hatte bis Dezember 2018 eine eigene Bahnstation (Südostbahn) und ist bei den Leuten, die im Dreieck St. Gallen, Gossau, Herisau leben, als Spazier-, Hundausführ- und Jogginggewässer beliebt; vor allem aber leitet er dem nahen Kraftwerk Kubel Wasser zu. Nennenswerte Zuflüsse hat er keine, zugeführtes Wasser aus der Sitter und der Urnäsch speist ihn. De Göbse, wie wir Appenzeller ihn zu nennen pflegen: Jetzt im Winter ist er besonders schön.