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Donnerstag, 30. September 2010

Den Turm will ich sehen

Neuer Turm. (Foto: M. Schlatter)
"Altberg, ich werde wiederkommen, um dein Panorama zu geniessen", beendete ich diesen Sommer eine Wanderkolumne. Inzwischen hat der Zürcher Waldhügel nah Würenlos seinen Turm, von dem aus man über die Bäume eine grosse Aussicht hat. Und eben, ich will wiederkommen - und den Turm besteigen. Vielleicht im Winter, wenn es in der hübschen "Waldschenke Altberg" Fondue gibt? Hier als Appetizer das Foto des neuen Turmes, aufgenommen soeben von der Wanderin Monika Schlatter.

Mittwoch, 29. September 2010

Vier Widmer im Schnee

Gestern Auto-Ausflug mit den Eltern und dem Bruder. 1. Man ass im "Nidwaldnerhof" in Beckenried. Das Seerestaurant schreckt Besucher mit verwittertem Schild und tiefgaragen-artigem Zugang. Doch gekocht wird toll, ich hatte Perlhuhn, Rotkraut, Rosenkohl, glasierte Maroni, Calvados-Äpfel und Schupfnudeln, impeccable. 2. Man nahm die Seilbahn hinauf zur Klewenalp und hatte - Sensation! - die Grossraumkabine hin und zurück für sich allein. Oben waberte Nebel und lag Schnee, es wurde spaziert. Im Restaurant trank man dann etwas, derweil am Nebentisch der Wirt mit einem Foodberater die Glacékarte neu konzipierte. 3. Durch den Seelisbergtunnel fuhr man nach Altdorf. Der Klausen war gesperrt, doch fand man in der Ibergeregg einen Ersatzpass. 4. In Oberiberg kehrte man im urchigen "Hirschen" ein. Dort trank man den ersten Sauser der Saison, der schon wild moussierte. Der Herbst ist da, es lebe der Herbst.
Das Perlhuhn von Beckenried.

Unterwegs zur Klewenalp.

Die Klewenalp spielt Winter.

Sauser zum Abschluss in Oberiberg.

Dienstag, 28. September 2010

Tückischer Segway

Segway: Outdoor-Sauglattismus mit bis zu 20 km/h. Nun ist der Chef himself mit seinem Scooter tödlich verunglückt. Millionär Jimi Heselden, 62, der Segway vor wenigen Monaten übernommen hatte, war der fahrerischen Herausforderung offensichtlich nicht gewachsen. Die Polizei fand seine Leiche in einem Fluss in Nordengland. Heselden war über eine Klippe gestürzt.

Monstrum Berg

Lektüre dieser Tage: Nadja Klinger, "Über die Alpen", eine Neuerscheinung (Rowohlt Berlin). Amüsant, klug, mit Exkursen zu Goethe, den Römern, dem modernen Alpinismus, Suworow und vielem mehr, während die Autorin vom Bodensee durch die Schweiz an den Comersee wandert. Bemerkenswert: eine Art konzeptuelle Kälte. Klinger, eine Berliner Reporterin, weigert sich, die Berge schön zu finden. Sie will gewissermassen hinter die Verklärung zurück, die zu Beginn der Neuzeit einsetzt, nachdem der Mensch die Natur entmystifiziert hat und dank der Technik zu beherrschen beginnt. In dem patzigen Buch werden die Alpen grundsätzlich für hässlich, sinnlos genommen; dieser alte Blick ist gleichzeitig ein neuer, weil man ihn nicht mehr kennt.
Hässlich und sinnlos? Seealp, Säntisgebiet.

Montag, 27. September 2010

Morgen, Stein, hingehen

Jahrmarkt mit Viehschau in Stein. (Screenshot www.stein-ar.ch)
Morgen ist Viehschau samt Jahrmarkt in Stein. Wer das Appenzellerland abseits der Touristenströme erleben will, gehe hin. Alles ist unperfekt, dies ist nicht Ballenberg AI. Gerade darum ist es interessant, auch zum Fotografieren übrigens. Das Dörfli verlottert, am Rand wuchern geschmacklose Neubauten, die meisten Läden sind eingegangen - und mitten im Ausserrhoder Nichtidyll die wunderschöne Vechschau, die Sennen, die Kühe. Das Schauspiel sei proudly empfohlen by Widmer, daselbst aufgewachsen und verbürgert.

Sonntag, 26. September 2010

Poc? Roc!

Poc de Courroux? Kümmerly + Frey, bitte nehmen Sie sich die digitale Vorlage zur Wanderkarte "Jura" 1: 60 000 vor und ändern Sie das! Ich lege Wert darauf, gestern auf dem Roc de Courroux gewesen zu sein.

Vier Inkontinente auf Reisen

Retemberg, die Pferde suchen im Wald Schutz.
Wir wähnten gestern, wir hätten die Meteorologie überlistet. Nach Westen waren wir gefahren, in den Kanton Jura. In der Tat regnete es dort vorerst nicht. Aber dann, nach zwei Stunden und der Eroberung des Roc de Courroux nah Delémont: Der Himmel öffnete, wie man so treffend sagt, seine Schleusen. Und vermutlich machte der Schleusenwärter anschliessend blau. Jedenfalls wollte es die nächsten drei Stunden nicht zu schütten aufhören. Später der Zug nach Hause: Wir hinterliessen unsere Sitze feucht, als seien vier Inkontinente auf Reisen gegangen.
Val Terbi, Strasse als Bach. (Foto: Liliane Géraud)

Samstag, 25. September 2010

Etwas seltsam, oder?

Wanderleiters Zweifel

Das wäre für heute der Plan gewesen: Braunwald, Kleiner Gumen - Bützi (Foto; hinten der Ortstock) - Erigsmatt - Brunnalpelihöhe - Alp Dreckloch - Alp Chäseren - Klöntal Plätz. Der Regen macht die Unternehmung unmöglich respektive schneit es dort oben. Wir fahren stattdessen nach Delémont, zwecks Jurawanderung. Wir? Der Wanderleiter zweifelt 40 Minuten vor Zugsabfahrt, ob jemand mitkommen wird.

Stinkdrüse, Scheinbiss, Kobrahals

Das will nicht aufhören mit der Obwaldner Würfelnatter, von der ich hier kürzlich schrieb; ich kriege nach wie vor Mails in der Sache.
Zwei Dinge sind interessant. Zum einen ist die Würfelnatter aus dem Tessin importiert. Eine hübsche Geschichte, die im Internet kursiert, se non è vera, è ben trovata: ein Arzt aus der Zentralschweiz erlebte vor Jahrzehnten im Tessin, wie des öftern Würfelnattern totgeschlagen wurden. Kurz entschlossen sammelte er im Maggiatal 20 Tiere des einen Geschlechts ein, brachte sie mit dem Velo über den Gotthard nach Alpnach, setzte sie aus und wiederholte das Ganze mit 20 Tieren des anderen Geschlechts; seither gibt es am und um den Alpnachersee Würfelnattern.
Zum anderen ist da die faszinierende Körperlichkeit dieser Tiere, die man auch in der Wikipedia nachlesen kann. Sie schwimmen virtuos und haken sich unter Wasser an Steine, um der Strömung zu widerstehen, so fangen sie Fische. Werden sie angegriffen, flachen sie nach Art der Kobra den Hals ab. Oder sie richten sich auf, zischen laut und schnellen mit dem Kopf vorwärts, als wollten sie zubeissen. Werden sie ergriffen, entleeren sie ihre Stinkdrüsen oder schmieren sich mit dem eigenen Kot voll, damit man (eine Ratte etwa) sie nicht frisst. Ein andrer Trick aus ihrem Repertorium: Sie stellen sich mit hängender Zunge tot und lassen bisweilen gar einige Mundkapillaren platzen; mit Hilfe des Blutes ahmen sie Verletzungen und Hilflosigkeit nach.

Freitag, 24. September 2010

Gleich noch eine Hängebrücke

Die Spassgesellschaft erobert die Berge, mit immer neuen Hängebrücken und gruseligen Plattformen über dem Abgrund. Darüber schrieb ich vor gut zwei Wochen eine Seite im "Tages-Anzeiger". Hier die neuste Meldung: Auch die Bergbahnen Sörenberg wollen eine Event-Hängebrücke bauen, über den Eisee unterhalb des Brienzer Rothorns. Wenn das so weitergeht, kann der letzte Tourismusort, der nicht mitmacht, bald für sich werben mit dem Slogan: "garantiert hängebrückenfrei".

Das erfolgreichste Kraut der Welt

Mittelalter-Männerheim: Ritterhaus.
Keine andere europäische Johanniterniederlassung (eine Art Durchgangsheim für Kreuzritter) ist so gut erhalten wie das Ritterhaus von Bubikon ZH. Weil sie nächstes Jahr 75 Jahre alt wird, leistet sich die Betreibergesellschaft aufs Jubiläum hin vier Kräutergärten: einen aus der Zeit der alten Römer, einen aus dem Mittelalter, einen aus der Kolonialepoche und einen aus der Moderne; 210 000 Franken kostet das. Der "Tages-Anzeiger" sprach mit dem Spezialisten Hans Frei von der Gärtnerei Weinlandstauden in Wildensbuch ZH, der die Arbeiten leiten wird; interessanter Artikel - laut dem Gartenbauer gibt es eigentlich nur eine Kräutersorte, die zu allen Zeiten geschätzt und gepflegt wurde. Man rate! Nein, Freunde, Marihuana ist es nicht, sondern... der Schnittlauch.

Donnerstag, 23. September 2010

Schlangenrätsel gelöst

Heute morgen postete ich Monika Schlatters Schlangenfoto mit der Frage, um was genau es sich da  handle. Es kamen einige Antworten, die meisten davon per Mail und Facebook - zwei Fraktionen bildeten sich, die Ringelnatterfraktion und die Würfelnatterfraktion. Ich kontaktierte daraufhin http://www.schlangenforum.ch/. Koryphäe Patrick Kunz stellt knapp und deutlich klar: "Dies ist eine natrix tessellata." Und nachdem ich Wikipedia aufgesucht habe, kann ich übersetzen: Würfelnatter. Eine ungiftige Schlange, in Mitteleuropa recht selten. Fall geklärt.

Die Schlange von Obwalden

Die befreundete Wanderin Monika Schlatter hat diese Schlange fotografiert. Und zwar gerade eben, am Wanderweg zwischen Ächerli und Kerns nah Feltschi. Uns würde jetzt interessieren, was das für ein Gewürm ist. Eine Kreuzotter? Wir sind nicht sicher und bitten um sachdienliche Hinweise.

Mittwoch, 22. September 2010

Morgen im Radio...

Vor Wochen war ich mit der Radiojournalistin Susanne Sturzenegger wandern, natürlich in meinem Ausserrhoden, morgen kommt die Sendung, die zwischen Bendlehn, Neppenegg, Trogen Dorf entstand - ob ich sie empfehlen soll, weiss ich nicht, weil ich ja nicht weiss, was Susanne aus meinen Voten im Gelände gemacht hat. Hiermit sei ganz wertneutral auf die Ausstrahlung hingewiesen: "WortOrt", DRS1, 14.05 Uhr.

Ich suche einen Menschen

Diese Woche von einem Freund die Broschüre "Der Wanderverführer" zugeschickt bekommen - oh Graus! Schweiz-Tourismus-Marketingslang trifft auf UBS-Sponsoringrhetorik. Das Resultat ist Seelenlosigkeit im Quadrat, auch wenn sich Chefbanker Lukas Gähwiler fürs Editorial des Anzugs entledigt hat und in kariertem Hemd und Outdoorjacke gefühlig spricht: "Die vielfältige und einmalig schöne Schweiz liegt uns am Herzen." Die 32 Routen der Broschüre, die es in jeder UBS-Filiale gibt, sind Mainstream. Das ist okay. Was hingegen wirklich weh tut, ist die standardisierte Agenturprosa der Empfehlungen; man denkt, dass vermutlich ein Schreibroboter eingesetzt wurde: das Verzascatal ist "wildromantisch", die Nationalparkwanderung "traumhaft schön", die Tour im Tessin "zauberhaft". Und der Caumasee hat natürlich "mediterranes Ambiente". Mir fällt Diogenes ein, der einmal am hellichten Tag mit angezündeter Laterne über den Marktplatz ging. Als man ihn fragte, was er da tue, sagte er: "Ich suche einen Menschen."

Dienstag, 21. September 2010

Zurrimutzi ist böse

Puppe wird Frau. (www.artfilm.ch)
Demnächst in den Schweizer Kinos: "Sennentuntschi" von Michael Steiner, die Geschichte von den Älplern, die sich aus Stroh und Holz eine Frauenpuppe basteln. Was ist das eigentlich für ein Wort, "Sennentuntschi", woher kommt es, was schwingt an Bedeutung mit? Testen wir doch das Schweizerische Idiotikon, das neuerdings in digitaler Form per Internet zugänglich ist... oh weh! Das Dialektwörterbuch kennt kein "Tuntschi" und auch kein "Tunschi". Bleibt ein Gehtipp (ich kenne die Route und finde sie toll): Wieso nicht en passant, auf einer Wanderung vom Muotatal über den Chinzig-Pass ins Schächental, den Wissenboden besuchen, auf dem eine Urfassung der vielfach variierten Sage spielt? Das Sennentuntschi heisst in dieser Urner Version "Zurrimutzi". Und wenn wir uns vergewärtigen, wie die Moritat endet, so dürfte es uns auf der Alp schaudern: "Auf dem Hüttendach schwingen das Zurrimutzi und der Senn miteinander; nach langem, hartem Ringen wird der Toggel Meister und wirft den Senn, der einen Mark und Bein erschütternden Schrei hören lässt, nieder, ergreift das Messer, kniet auf ihn, schindet ihn bei lebendigem Leibe und breitet die bluttriefende Haut auf dem Hüttendach aus."

Montag, 20. September 2010

Hainbuche, yesssss!


Soeben als iPhone-App heruntergeladen: "Baumbestimmung". 53 Laubbäume kosten mich 1 Franken 10. Dafür kriege ich ein Display, auf dem Blätter, Blattränder, Baumkronen und dergleichen aufgereiht sind. Wenn ich in jeder Kategorie einmal klicke, engt sich die Auswahl ein, am Ende ist da mein Baum - voilà die Balsampappel, Aspe, Robinie oder was auch immer. Für noch einmal 1.10 gibts die Nadelbäume dazu. Als Traumatisierter durch die Botanisierübungen mit dem Binz-Becherer-Buch in der Kantonsschule Trogen finde ich das grossartig. Und tatsächlich ist es mir im Waadtländer Jura bereits gelungen, einen Baum zu identifizieren: Hainbuche/ Carpinus Betulus, yesssss! Ich war einst ein Bio-Idiot, heute bin ich ein Bio-Genie.

Sonntag, 19. September 2010

Schloss Wehrlistein

Schloss Wildenstein. (Foto: www.burgenseite.ch)
Bravo, Samuel Wehrli aus Suhr! Sie besitzen die Dobi Inter AG (Kosmetika, Wellness, Coiffeurprodukte) und sitzen im Verwaltungsrat der Neuen Aargauer Bank. Und jetzt haben Sie sich mit 67 für 2.5 Millionen Franken Schloss Wildenstein in Veltheim gekauft und hoffen laut "Aargauer Zeitung" auf einen "gesunden Schlaf im Barockhimmelbett" mit Gattin Hannelore. Was ich ebenso toll finde wie Ihre neue Nachtperspektive: dass Sie sich in Ihrem Gemäuer aus dem 13. Jahrhundert nicht abschotten, einigeln, verschanzen wollen. Sie planen nach der Renovation eine Schloss-Schenke, in der Schulreisen ebenso willkommen sein sollen wie Velofahrer und Wanderer. Und Sie fassen einen «pulsierenden Ort der Begegnung althandwerklichen Schaffens mit angegliederter Dauerausstellung von historischen Gegenständen aus Handwerk und Gewerbe» ins Auge. Feine Sache, Samuel Wehrli, seien Sie versichert, dass ich Ihr Kastell auf seinem Felssporn bei Gelegenheit mit Freuden visitieren werde.

Samstag, 18. September 2010

Orientierungsware

Etwas Gescheites fällt mir dazu nicht ein, daher wird das bloss eine frugale Kurzmeldung: Swisstopo hat drei Wanderkarten 1: 50 000 neu herausgegeben, 226 T Rapperswil. 246 T Klausenpass. 255 T Sustenpass.

Freitag, 17. September 2010

Von Rousseau zu Barbie

Chasseron-Croûte (Foto: T. Kramer)
Barbie lebt neuerdings in der Waadt.
Das war gestern eine gute Wanderung. In fünf Stunden gingen wir von Môtiers via die Poëta Raisse auf den Chasseron und hinab nach Ste-Croix. Folgendes sei festgehalten: a) In Môtiers lebte 1762 bis 1765 Jean-Jacques Rousseau, die wenigsten Leute dürften das wissen, ich hatte bis gestern keine Ahnung. b) Die Poëta Raisse ist eine absonderlich schmale Schlucht, aber auch eine kurze, kaum drin, waren wir wieder raus. c) Es regnete keine Sekunde; auf den Wetterkarten in den Zeitungen hatte das anders ausgesehen. d) Selten eine so deftige, fette, saftige Käseschnitte gegessen wie oben in der Chasseron-Gipfel-Wirtschaft; der junge Wirt sah aus, als nähme er jeden Tag eine solche Croûte zum Frühstück. e) Ste-Croix ist ein Ort für psychisch Starke, alle anderen holen sich allein beim Durchwandern eine Depression; es bröckelt, mieft, tötetelt; man hat auch den Eindruck, die Einwohner hätten ihren Stolz irgendwo verpfänden müssen; sie wirken sämtlich geknickt. f) Als wir zum Schluss Barbies Auto erblickten, mussten wir lachen. Auch sie hatte schon bessere Zeiten.

Donnerstag, 16. September 2010

Plan B

Poëta Raisse. (Foto: Nick Luft. www.flickr.com/photos/flutty/46492240/sizes/m/in/photostream/)
Heute Freitag sollte es Molare sein und dann über die Bassa di Nara hinab nach Leontica. Also von der Leventina ins Bleniotal. Aber Wanderfreund Thomas und ich haben das gestern abgeblasen. Die Wettervorhersage klang nicht gut. Und man ist auf dieser Route auf über 2000 Metern unterwegs. Statt ins Tessin fahren wir jetzt in den Jura, da muss man nicht so hoch hinauf. Von Môtiers aus queren wir die Poëta-Raisse-Schlucht, die mit ihren Leiterchen und Treppchen spektakulär sein soll, steigen auf den Chasseron und beenden die Unternehmung unten in Ste-Croix. Und es gehört zu meiner Herbstvision und rundet sie ab: ein Fondue auf dem Gipfel! Auch ein sehr guter Plan, oder?
Weil die Schlucht so schön ist, gleich noch ein Bild. (Foto: Keith Vertanen)

Sprachbarock von Schweiz Tourismus

Kürzlich schnödete ich über schwafelnde Touristiker. Hier ein frisches Beispiel aus einer "Schweiz Tourismus"-Medienmitteilung. Besonders fällt die Tendenz auf, jedes noch so starke Substantiv ("Romantik") mit einem Adjektiv zu überladen ("verträumt"). Das Prinzip führt, wenn man es repetiert, direkt in den Schwulst.
Das Zitat:
"Die Schweiz schickt herbstliche Grüsse hinaus, lockt ihre Besucher mit allen Sinnen und heisst sie in ihrer bunten Pracht willkommen. Kulinarisches Schlaraffenland und verträumte Romantik, traditionsreicher Erntedank und goldenes Naturschauspiel: die sinnliche Palette der herbstlichen Genüsse und Erlebnisse in der Schweiz entfaltet sich auf MySwitzerland.com/herbst."

Gefahr vor Quinten

Ausriss aus "Gesundheitstipp" 9/10.
Der ganze grosse Skandal ist das ja nicht - aber trotzdem: Als mich kürzlich ein Journalist der Zeitschrift Gesundheitstipp anrief und fragte, ob der Wanderweg von Weesen nach Quinten meiner Meinung nach harmlos sei, musste ich sagen: Keineswegs! Im letzten Teil geht es steil abwärts, der ruppige Pfad ist mit Seilen gesichert, bei Nässe ist der Kalkstein glitschig. Und dennoch soll es, so endet der jetzt erschienene Artikel, bei der Gelb-Markierung bleiben. "Rot-Weisse Zeichen würden die Wanderer abschrecken", wird der Funktionär von den St. Galler Wanderwegen zitiert. Seltsamer Ausspruch: Genau darum geht es doch. Rot-Weiss würde signalisieren, dass dieser Weg ein gewisses Risiko birgt.

Mittwoch, 15. September 2010

UFO über der Bettmeralp

Gilihüsine auf der Bettmeralp in den 1950er-Jahren.
Dieses Wochenende wird auf der Bettmeralp im Aletschgebiet das Gilihüsine reanimiert. Bis 1945 zogen die Männer von Betten jeweils im Frühling, wenn a) das Gras noch nicht zu hoch stand und b) die Landwirtschaft noch nicht ihren vollen Einsatz forderte, um dieses Brauches willen hinauf ans flache Feld beim Bettmersee. Dann schlief das Gilihüsine ein, um 1953 für ethnografische Filmaufnahmen noch einmal in Szene gesetzt zu werden. Nun aber gibt es ein Revival aus dem Geiste des touristischen Events. Gilihüsine, das ist Hornussen mit den  ungeschlachten Mitteln des Gebirglers. Als Schlaggerät dient ein langer Hasel- oder Erlenstecken. Und als Abfangschild kommt zum Beispiel ein breites Kistenbrett mit angenageltem Griff zum Einsatz. Für Samstag/ Sonntag ist ein Jekami angesagt: Wer sich anmeldet, darf probieren. Als Gäste sind die chächen Hornusser von Obergerlafingen geladen. Sie müssen sich damit anfreunden, dass beim Gilihüsine als Nouss, hier Nüse genannt, traditionell ein Kuhzehenknochen verwendet wird - unbekanntes fliegendes Objekt über Betten.

Dienstag, 14. September 2010

Die Walliser können's

Suone an der Lötschberg-Südrampe.
Wenn mich etwas nervt, dann Schwätzerprospekte von Tourismusdestinationen, die sich selber ein Image verpassen wollen und irgendetwas von "das Land der Burgen und Schlösser" oder "bei uns im Land der Reben und Rösser wusste man schon immer zu leben" schwafeln, und dazu sind irgendwelche gecasteten Profi-Glücklichtuer abgebildet. Was ich hingegen mag: Prospekte mit konkreten Vorschlägen und Ideen. Service. Hard facts. Die Walliser haben es hingekriegt: "Wandern an Suonen" enthält 23 Routen entlang Suonen, historischen Wasserleitungen. Vom Familienflanierpfädchen bis zur Gruselstrecke in der Felswand findet man in dem Prospekt alles. Und es sind auch die nötigen Angaben (Höhendifferenz, Zeit usw.) plus ein Kärtchen beigestellt. Kompliment, Wallis Tourismus, Kompliment!
Suone bei Ernen.

Montag, 13. September 2010

Border Collie: Supplement

Das geht ja zackig: Kaum den Beitrag über Border Collie Ela und ihren Meister Urs Imhof gepostet - da kommt via Facebook der Hinweis von Freund David Meili: Im "Beobachter" war letztes Jahr auch eine grosse Repo um Ela und Imhof, anlässlich der Hütehunde-Schweizermeisterschaften im zürcherischen Andelfingen. Hier gehts zum Text "Unschlagbare Briten".

Europameister im Schafhüten

Border Collie Ela benimmt sich wie ein gewöhnlicher Hund. Ausser sie sieht Schafe. Dann duckt sie sich ins Gras, "gibt keinen Laut von sich und spannt die Muskeln ihres schlanken Körpers, als schiesse sie sogleich mit einem Satz auf ein Beutetier zu". Ela, heute samt ihrem Herrn Urs Imhof im Tages-Anzeiger stimmig porträtiert, ist ein Schaf-Hütehund - in dieser Disziplin ist das Duo Mensch-Tier kürzlich Europameister geworden. Imhof, ein Walliser Biobauer: "Der Hund führte aus, was ich erst im Kopf hatte." Und: "Ela und ich verstehen uns eben blind."

Urnerboden und das Autofrei-Anliegen

An sich tolle Velostrecke: Klausenstrasse auf dem Urnerboden.
Den Klausen mal ein paar Stunden für den motorisierten Verkehr sperren, so dass die Velofahrer zu einem gefahrlosen Passvergnügen kommen? Für übermorgen Mittwoch war eine Veranstaltung angesetzt, an der darüber hätte geredet werden sollen. Simon Bischof, Präsident des Vereins FreiPass, der die Diskussion mit skeptischen Lokaltouristikern sucht, bekam nun aber eine Absage: Der Wirt des Restaurants Urnerboden, das den Anlass hätte beherbergen sollen, verweigert das Gastrecht. "Dass einer Organisation, welche einen andernorts (beispielsweise auf Albula oder im Südtirol) erfolgreich etablierten Anlass vorschlägt, auf derart grobe Art die Türe vor der Nase zugeschlagen wird, dürfte den urbanen Regionen, welche ja via Finanzausgleich und vielen anderen Instrumenten den ländlichen Regionen unter die Arme greift, nicht gleichgültig sein", kommentiert Bischof in einem Rundmail.

Sonntag, 12. September 2010

Bernd liest Spuren wie ein Indianer

Der Wissenschaftsjournalist Mathias Plüss, mit dem ich gelegentlich wandern gehe, war mit seiner Freundin zu Besuch bei dem berühmten amerikanischen Naturforscher Bernd Heinrich. Nicht in dessen Büro, sondern in einer Blockhütte in Maine, mitten in einem riesigen Wald, wie es ihn hierzulande gar nicht gibt. Der Artikel im Magazin ist das Porträt eines faszinierenden Einzelgängers, der mehrere US-Rekorde im Ultramarathon hält, seine Kaffeetasse wochenlang nicht wäscht und immer wieder mal auszieht, um Tiere zu beobachten. Diesmal in Begleitung der beiden Schweizer: "Bernd liest Spuren wie ein Indianer. Da, Fressspuren des Elchs. Dort, Trinklöcher des Spechts. Darüber, Kratzspuren des Baumstachlers. Das ist eine Art amerikanisches Stachelschwein, das Bernd grosse Sorgen macht: Es klettert auf Bäume, frisst Rinde, beisst Äste ab und bringt so den ganzen Baum langsam zum Absterben."

9/11 nach Art des Wanderers

Widmer, gezeichnet, am Foo. (Bild: L. Géraud)


Ein paar Dinge zur Wanderung von gestern Samstag, dem 11. September.
1. Zu sagen, es sei schön gewesen, wäre die Untertreibung des Jahres. 2. Dem Fahrer des Busses von Sargans nach Weisstannen sei gedankt. Er nahm die (fahrplanmässige) Verlängerung nach Weisstannen-Vorsiez unter die Räder, obwohl ein Alpabtrieb samt Strassensperrung angekündigt war. Und es reichte knapp, das ersparte uns den Asphalt zu Beginn; so waren es nur sieben statt acht Gehstunden. 3. Selten soviele Wasserfälle gesehen wie am Foopass von Weisstannen nach Elm, nie soviele Munggenpfiffe gehört. 4. Ein Panadol und ein Aleve hielten die Erkältung grandios in Schach, und ich blieb den ganzen Weg über trittsicher (erst jetzt zuhause tropft die Nase wieder). Nur der Puls, der war doch ein wenig erregt. 5. Kein anderes Gestein ist so sexy wie schwarzer Schiefer. 6. Die Glarner Hauptüberschiebung sieht grandios aus, aber könnte sie mir jemand mal erklären; wirklich erklären, so dass ich es verstehe? 7. Ich habe wieder einmal festgestellt: Ich brauche weder Käsesandwiches noch Tuttifrutti oder Äpfel; es reicht mir an Wanderproviant ein Sack Haselnussstängeli (am liebsten die biologischen von der Migros). 8. Wie es wohl dem Amerikaner ergeht, den wir trafen? Er will in 15 Tagen die ganze Alpenpassroute machen, deren erster Teil besagter Foopass ist. 340 Kilometer, 19 Pässe, 18 000 Höhenmeter - und kein einziger Ruhetag! Und was, wenn es mal regnet oder schneit? Glück auf, Amerikaner, Glück auf!

Samstag, 11. September 2010

Foopass, werde ich dich schaffen?

Heute gehts von Weisstannen nach Elm. Genauer: von Weisstannen-Vorsiez nach Elm; an Wochenenden in der Wandersaison fährt der Bus von Sargans nämlich weiter hinauf als nur ins Dorf. Und das ist gut so, weil - von Vorsiez sind es immer noch sieben Stunden über den Foopass nach Elm. Werde ich es schaffen? Normalerweise sind mir 1100 Meter hinauf und 1200 Meter hinunter kein Kummer. Ich habe den Pass vor Jahren auch schon gemacht, er ist technisch leicht. Aber die halbe Woche war ich stark erkältet, habe heute morgen noch Resthalsweh und zweifle an meiner Verfassung. Es ist das typische Problem des halbkranken Wanderers: Man will unbedingt, aber reicht die Kondition? Im Grunde kann ich es erst vor Ort sagen. Reicht sie nicht, so werde ich umkehren, meine Freunde vom Wandertrupp "Fähnlein Fieselschweif" ziehen lassen und mir auf Vorsiez eine Trost-Meringue genehmigen.

Freitag, 10. September 2010

Klimawandelprofit

Wird an Sexyness noch zulegen: Berglistüber-Fall (GL).
Eben las ich eine von Schweiz Tourismus in Auftrag gegebene Studie, "Re-Inventing Swiss Summer". Man müsse den Schweizer Sommer neu inszenieren, heisst es da. Denn unser Land sei bei Reisenden vor allem für den Winter bekannt, fürs Skifahren. Aus dem Sommer kann man demnach touristisch noch mehr herausholen - siehe dazu auch meinen Artikel im heutigen "Tages-Anzeiger" über die Möblierung und Aufmöbelung der Berge mit Showhängebrücken und Nervenkitzel-Plattformen. Die Studie ist aber auch bemerkenswert, weil sie den Hintergrund herausarbeitet, vor dem das alles geschieht, den Klimawandel. Er ist konsequent als Marketingchance dargestellt: "Berggebiete werden sich vermehrt als kühlende Sommerfrischen positionieren." Und: "Die drohende Verknappung des Wassers birgt für die Schweiz ebenfalls Vermarktungsraum." Ist das nun zynisch oder einfach nur unsentimental-realistisch - oder beides aufs Mal?

Donnerstag, 9. September 2010

Das Bekenntnis des Bergwirtes

Heute im Zug in der neuen Nummer des Bahnheftlis Via  die Titelstory "Appenzell pur" gelesen - und gedacht: Hübsch geschrieben und bebildert; aber jetzt gehen dann noch mehr Leute in den Alpstein. Mein Credo: Das Gebirge um den Säntis bewandert man mit Vorteil unter der Woche oder bei durchzogenem Wetter, es hat sonst zuviel Volk. Nun noch einmal zum Artikel. Mein Lieblingssatz darin stammt von Bruno Hehli, der mit der Familie im Berggasthaus Mesmer wirtet. Auf die Frage, was ihm da oben am liebsten sei, antwortet er: "Am Abend die Frau und am Morgen der Sonnenaufgang."

Eine crazy Exkursion

Diese Woche war im "Tages-Anzeiger" unter den Veranstaltungen eine Blüemliexkursion ausgeschrieben, für den kommenden Sonntag - und ich dachte nur: Au weia, voll Hardcore! Man geht ins Tössbergland, Alpenpflanzen besichtigen. Das klingt gut. Doch der Ausflug dauert neun Stunden. Und "elementare alpine Erfahrung" ist erwünscht. Wäre weniger nicht eventuell mehr, liebe hyper-ambitionierte Veranstalter von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL? Habt ihr eine psychedelische Zürcher Oberländer Wurzel gekaut? Und macht sie schmerzunempfindlich?

Mittwoch, 8. September 2010

Sprachbarock von Schweiz Tourismus

Gerade eben schnödete ich über schwafelnde Touristiker. Hier ein frisches Beispiel aus einer "Schweiz Tourismus"-Medienmitteilung. Besonders fällt die Tendenz auf, jedes noch so starke Substantiv ("Romantik") mit einem Adjektiv zu überladen ("verträumt"). Das Prinzip führt, wenn man es repetiert, direkt in den Schwulst.
Das Zitat:
"Die Schweiz schickt herbstliche Grüsse hinaus, lockt ihre Besucher mit allen Sinnen und heisst sie in ihrer bunten Pracht willkommen. Kulinarisches Schlaraffenland und verträumte Romantik, traditionsreicher Erntedank und goldenes Naturschauspiel: die sinnliche Palette der herbstlichen Genüsse und Erlebnisse in der Schweiz entfaltet sich auf MySwitzerland.com/herbst."

Gargantua im Tierfehd

Die zweitgrösste Baustelle der Schweiz nach der Neat liegt zuhinterst im Glarnerland. "Linthal 2015" heisst das Projekt. Ziel ist ein neues unterirdisches Pumpspeicherwerk hoch in den Bergen nach dem Prinzip, dass man Wasser aus dem Limmernsee in den höher gelegenen Muttsee pumpt, dessen Staumauer massiv ausgebaut wurde, so dass... Sorry, als lebenslänglicher Phil-Einer begreife ich die Sache nicht abschliessend mit Ausgleichsbecken und unterirdischen Stollen und Megawatt-Angaben. Glarner Freunde berichten jedenfalls von gargantuesken Vorgängen und Anlagen im Tierfehd hinter Linthal; da ist etwa eine neue Materialbahn mit 40-Tonnen-Kapazität, die Lastwagen und Kräne ins Gebirge schleppt. Und was heisst das für uns Wanderer? Nun, es scheiden sich die Geister. Die einen werden in der nächsten Zeit sicher nicht den Kistenpass vom Tierfehd hinüber nach Brigels GR machen, weil die Bauerei in verletzlicher Natur sie abstösst. Andere werden genau wegen der Bauerei losziehen und möglichst viel von der geschäftigen Atmosphäre aufschnappen wollen. Die Wanderern offenstehende alte Axpo-Werkbahn Tierfehd-Kalktrittli ist übrigens auch während der Bauarbeiten in Betrieb, mit gewissen Einschränkungen.

Dienstag, 7. September 2010

Geruchsfrage

Es gibt in der Schweiz knapp 1500 Bergführer - und 25 Bergführerinnen. "Annabelle"-Reporterin Stefanie Rigutto war mit der Bergführerin Annina Reber klettern und hat darüber für die neue Nummer 16/10 einen stimmigen Artikel geschrieben. Immer wieder geht es um die Geschlechterdifferenz im Gebirge. Reber, die mit ihrer schicken hellblauen Jacke und den blonden Gelhaaren auch über der Baumgrenze gute Figur macht, über Berghütten: "Es gibt sicher weniger Frauen als Männer, die sagen: Ist mir egal, wenn ich eine Woche lang nicht duschen kann."

Moor!

Der Moor nah Riggisberg. Ja, auch dort gibts Sprayer.
Als René P. Moor mich fragte, ob ich das Nachwort zu seinem neuen Wanderbuch schreiben würde, war mir das eine Ehre. Moor, ein Berner, dessen Blog ich ebenso schätze wie sein früheres, erstes Buch, wandert nach einem bemerkenswerten Prinzip: Er sucht nicht Schönheit, sondern Wahrheit. Er traversiert etwa Agglozonen, die dieses Land dominieren, das sich doch als Heimat der Bergler zelebriert. Er begeht die Lägern nicht normal auf dem Grat, sondern schneidet sie rechtwinklig und gewinnt ein soziologisches Profil der Leute, die an ihr wohnen und auf ihr verkehren. Am liebsten ist er im Hudel unterwegs; aus Orsières reportiert er: "Was Mitte der Woche noch wie eine lang erhoffte Schlechtwetter-Wanderung aussah, verkommt einmal mehr zum Schönwettertrip." Moor hat die Kraft, ein einzelner zu sein, dieser Eigenwille prägt "Gehzeiten". Und weil das neue, vergnügliche Buch den ganzen Distanzen-Höhendifferenz-Service bietet, kann man Moor nachwandern - gute Sache.

Montag, 6. September 2010

Schwan, Sonne, Tössegg

In wenigen Stunden wird es regnen. Hier zur seelischen Stärkung ein Schwan im Sonnenlicht, aufgenommen heute mittag bei der Tössegg. Nur wenige Meter noch, dann endet die Töss im Rhein. Dies ist, finde ich, einer der schönsten Orte des Landes.

Kunst aus Seewadel

Figur aus dem Steinauer-Garten.
Es war ein freiluftreiches Wochenende. Samstag war ich eingeladen, an einer Wanderung aus meinen Wanderkolumnen zu lesen; von den Bibliotheken Teufen und Stein AR. Meine Eltern waren auch dabei, Stein ist meine Bürgergemeinde, ich bin dort aufgewachsen. Von Stein wanderten wir auf einem hübschen Umweg (so sah ich nach 30 Jahren das Haus meiner Grossmutter wieder) via Störgel nach Zweibrücken und hinauf nach Hauteten - und was ich in diesem Zusammenhang empfehlen möchte: den St. Galler Brückenweg, den wir unten in Zweibrücken streiften. 18 Brücken in zweieinhalb Stunden, das ist ev. Weltrekord, und die Route ist toll, muss man machen. - Am Sonntag fuhr ich mit dem Velo von Fischenthal nach Winterthur, der Töss entlang. Eindruck machte mir der als Permanentausstellung eingerichtete Garten der Künstlerfamilie Steinauer in Seewadel, Bauma: Frösche, Gänse, Vögel, Schildkröten, dazu Fantasiegestalten aller Art, alles verfertigt aus Schrottmetall. Schön oder hässlich? Nun, hüstel, ich überlasse das Urteil dem Betrachter.

Sonntag, 5. September 2010

Der Geruch der Monte-Rosa-Hütte

Die vielgefeierte neue Monte-Rosa-Hütte, ein futuristischer Bergkristall, ist deutlich weniger energie-effizient, als die ETH verkündete. Das berichtet die heutige "SonntagsZeitung". Der Selbstversorgungsgrad des ETH-Prestigeprojektes liegt demnach nicht bei 90, sondern höchstens bei 64 Prozent. Ob das den irren Zustrom (diese Saison nächtigten dort oben über 9000 Menschen, jeden zweiten Tag bringt ein Heli Waren) ein wenig bremst? Und à propos Monte-Rosa-Hütte: Ein Freund erzählt, er würde kein zweites Mal hingehen, denn es habe im ganzen Haus infernalisch gestunken, "die Toiletten haben sie noch nicht wirklich im Griff".

Acqua?

Ja, ich weiss, die Bildqualität ist abscheulich. Im Zug rüttelt es, das iPhone kann dann nicht richtig fokussieren. Kommen wir nun aber zum Wesentlichen dieses Fotos, das gestern in der Toilette des "Voralpen-Express" zwischen Rapperswil und Herisau aufgenommen wurde. Heisst "Wasser" auf italienisch "Water"? Oder heisst "WC" auf italienisch "Water"? Das ist hier die Frage.

Samstag, 4. September 2010

Ein neues Velotal

Wandern macht Spass. Velofahren auch. Vor allem dank dem Vermieter Rent a Bike; man muss dann nicht das eigene Klapperding mitschleppen und sich in halbfinsteren Bahnwaggons um die noch freien Velohaken duellieren. Ich bin nach vier Rent-a-Bike-Ausflügen in diesem Sommer wirklich begeistert - und nein, das ist kein bezahlter Werbespot! Neuerdings gibt es in Ponte Brolla in der Gemeinde Tegna unweit von Locarno eine Filiale. Grossartig, so wird das ganze Maggiatal als Tagesveloziel greifbar. Und auch das Val Bavona, das als schönstes Tessiner Tal gilt. Ich habe mir nun vorgenommen, dieses Val Bavona auf jeden Fall vor Saisonschluss Ende Oktober zu beradeln. An alle Nachahmer: Velo online reservieren, Hol- und Abgabeort "Tegna Osteria All'Orrido", Anreise per Bus oder Zug bis Bahnhof Ponte Brolla.
Bavonatal, du wirst mich noch kennenlernen.

Freitag, 3. September 2010

Der Insektengenitalienauseinanderfalter

Der Uni-Zürich-Newsletter "UZH News" porträtiert einen jungen Biologen und seine Arbeit. Ralf Jochmann katalogisierte für seine Dissertation die Insektenpopulation von 250 Nordschweizer Kuhfladen. Oft fiel es ihm nicht leicht, eine Art von der anderen zu unterscheiden, einmal "musste er unter dem Mikroskop die winzigen Genitalien der Sepsis cynipsea mit der Pinzette auseinanderfalten, um ganz sicher zu sein, nicht doch eine Sepsis thoracica vor sich zu haben". All die Mühe dient der Erforschung des Stoffes Ivermectin, der hilft, wenn eine Kuh Würmer hat. Führt Ivermectin in einer unerwünschten Nebenwirkung dazu, dass ein Kuhfladen ärmer an zersetzenden Insekten wird und länger auf der Wiese liegen bleibt? Das war die Leitfrage. Am Ende des Artikels ist sie nicht beantwortet, denn Jochmann ist erst am Auswerten. Noch sei es "zu früh, eindeutige Aussagen über die Dung-Biodiversität zu machen", resümiert er. Wir bleiben dran.

Donnerstag, 2. September 2010

Der Lisengrat wird sicherer

In meiner heutigen Wanderkolumne "Zu Fuss" im Tages-Anzeiger und Bund empfehle ich allen Nicht-Schwindelfreien den Säntis-Zugang via Wasserauen - Seealpsee - Mesmer - Wagenlücke. Das Gegenteil, die am stärksten ausgesetzte offizielle Route zum Säntis: Dies wäre dann der Lisengrat vom Rotsteinpass aus. Als ich und meine Geschwister als Kinder durchkamen, nahmen uns die Eltern "ins Geschirr", wir hatten Angst und heulten. Nun wird der Lisengrat, ein schmaler Pfad im Bröckelkalk mit Abgründen beidseits, etwas sicherer. Für 60 000 Franken hat man in den vergangenen Wochen fünf Tonnen Material verbaut: neue Seile, Verankerungen und Eisentritte. Kommentar eines furchtlosen Arbeiters im "St. Galler Tagblatt": "Hier oben ist jede Arbeit schön."

Mittwoch, 1. September 2010

Ich bin ein Skywalker

Blick aus der Gondel.
Die neue Brücke.
Gestern besuchte ich das, wie es sich selber nennt, "4-Jahreszeiten-Ausflugsgebiet Sattel-Hochstuckli" im Kanton Schwyz. Mit der Drehgondelbahn "Stuckli Rondo" schaukelte ich hinauf zum Mostelberg, nachdem ich mich über das endlose Parkfeld bei der Talstation gewundert hatte. Mein Ziel in dem Rummelareal mit Hüpfburg, Sommerrodelbahn und Themenweg war der "Raiffeisen Skywalk", die vor kurzem eröffnete Fussgängerhängebrücke von 374 Metern Länge über das 57 Meter tiefe Laui-Tobel. Was mich wirklich erstaunte, war dann aber weniger die Brücke als der sie begehende Mensch: wieviele Leute, die meisten in Gruppen, bei dem schlechten Wetter unterwegs waren, um sich den Adrenalinkick zu verschaffen. Ein rechter Nervenkitzel ist das. Die Brücke reagiert äusserst sensibel auf den auftretenden Fuss, sie schwankt, vibriert, zittert. Ich habe sie tapfer absolviert, ich bin jetzt ein Skywalker.