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Donnerstag, 31. August 2023

Das sumpfige Saignelégier

Saignelégier, das Alte Schulhaus. Es ist "der Jugend" (juventuti) zueeignet.

Nachdem ich kürzlich in Saignelégier war, schlug ich nach, was es mit dem Ortsnamen auf sich hat; mache ich routinemässig. Saignelégier sei die verballhornte Form von Sankt (Saint) Leodegar, hatte ich mal irgendwo gelesen. Nun, das stimmt nicht. Richtig ist: Der Ortsname kombiniert sagne, Sumpf, mit dem Eigennamen Légier; wer dieser Légier war, wissen wir nicht. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen. Halt doch: Dasselbe sagne, das auf einen vorkeltischen, also uralten Ausdruck zurückgeht, steckt zum Beispiel auch in den Schweizer Ortsnamen La Sagne, Sagno und Massagno.

Mittwoch, 30. August 2023

Faulige Lenk

Mir mundete das Schwefelwasser von der
Lenk nicht wirklich. (Foto: Ronja)
Das Wasser des Brunnens neben der Talstation der Betelberg-Bahn im Tourismusort Lenk stinkt bös nach Schwefel. Historisch gesehen ist das freilich ein Segen. An der Lenk gibt es sechs Schwefelquellen, deren Wasser in der Vergangenheit Heilwirkung zugeschrieben wurde, es hiess, man könne mit ihm Rheuma, Hautkrankheiten, Husten heilen. Bereits 1689 erteilte die Obrigkeit im fernen Bern eine Badekonzession, fortan wärmte man an der Lenk das Schwefelwasser in Holztrögen. In der Belle Epoque bildete sich ein internationaler  Kurtourismus. Diese Zeit ist vorbei. Aber das, pardon, fülelige Wasser fliesst weiter reichlich.

Dienstag, 29. August 2023

Meine neuste Pflanze

Ich bin punkto Blumen und Pflanzen ziemlich unbedarft. Umso mehr freut es mich, immer wieder mal den Namen eines Gewächses zu erfahren, das am Weg in einer Wiese oder in einem Garten wächst. Und ihn zu memorieren. Auf der Wanderung von Wila über den Ensberg nach Dussnang lernte ich am Samstag den Hibiskus kennen. Ja, ja, lacht nur, ihr lieben Kennerinnen und Kenner, mir war nicht bekannt, wie der aussieht. K. zeigte ihn mir und benannte ihn. Zuhause las ich ein wenig nach und lernte, dass der Hibiskus zu den Malvengewächsen gehört. Und dass der schmackhafte kalte Karkadetee, den ich in Ägypten und in Syrien in so manchem Hotel als Willkommenstrunk bekommen hatte, Hibiskustee ist. Interessant. Wenn das so weitergeht, werde ich noch zum Botanikcrack. Schätzungweise in 200 Jahren ist es soweit, wenn ich mich im bisherigen Tempo weiterbilde.

Montag, 28. August 2023

Von der Töss ins Tannzapfenland

Weideidyll zwischen Wila und dem Ensberg.
Den Weiler Sitzberg auf der Kantonsgrenze passierten wir in einiger Entfernung.

Auf dem Tanneggergrat wirds kurz mal schmal.
Charmantes Rindli am Weg.
Sie passte genau in die Lücke zwischen zwei Attacken des Regens, unsere knapp vierstündige Samstagswanderung. Wir starteten um acht Uhr morgens in Wila, triefnass waren noch die Wiesen, doch schnell hellte es auf. Via Käfer, Ensberg, Tannegg zogen wir hinüber nach Dussnang, wechselten somit vom Tösstal, Kanton Zürich, ins Tannzapfenland, wie der Süden des Kantons Thurgau auch genannt wird. Die Route war reizvoll, Hochland mit immer neuen Hügeln und Kämmen und dem Hörnli mit der Antenne obendrauf als Fixpunkt. Am Ziel in Dussnang gönnten wir uns im Rössli eine Pizza, und als wir nach einer Stunde wieder ins Freie traten, begann es zu regnen. Auf die Viertelstunde genau so, wie es die Prognose angekündigt hatte. MeteoSchweiz hat nicht immer recht. Aber sehr, sehr oft.

Sonntag, 27. August 2023

Sudan – Lombardei – Tösstal


Es hat lange, hängende Ohren. Aus dem bergigen Teil der Provinz Bergamo in der Lombardei in Norditalien stammt es; womöglich gelangten seine Vorfahren von Afrika dorthin, jedenfalls gibt es die Theorie, dass das Bergamaskerschaf ursprünglich im Sudan heimisch war. Gestern kamen wir östlich von Wila im Tösstal auf dem Wanderweg Richtung Ensberg zum Hof Käfer, dort fotografierte ich zwei dieser Tierchen. Im Gespräch mit dem Bauern erfuhren wir, um welche Rasse es sich handelt: eben, Bergamasca. Auch erzählte der Bauer, dass die Wolle seiner Schafe in der Landwirtschaft verwendet wird. Als Dämmmaterial auf den Feldern. Als Frostschutz.

Samstag, 26. August 2023

Armer behaarter Simpel

Der Wilde Mann auf dem
Wappen von Klosters.
(Wikicommons)
Die Gemeinde Klosters GR hat den Wilden Mann im Wappen. Die Vorstellung, dass draussen im Wald halb oder ganz nackte, gutmütige, bärenstarke Menschen leben, ist uralt. Sie findet sich in Wappen und mittelalterlichen Handschriften, auf Gemälden und Fresken; wer sich für das Thema interessiert, muss den Wikipedia-Artikel lesen, der tief schürft in der Geschichte, Mythengeschichte, Kunstgeschichte. Eine Idee fasziniert mich besonders: Es gibt in der Prähistorie, in der Steinzeit, jene Epoche des Wandels, als die Menschen vom Jagen und Sammeln aufs Bauern wechseln und sesshaft werden, was man "neolithische Revolution" nennt. Konservieren der Wilde Mann und die Wilde Frau – ja, die gibt es auch! – die Erinnerung an jenen entscheidenden Übergang bzw. an die, die ihn nicht vollziehen und lieber in der Wildnis verharren? Und eine Anschlussfrage, die auf das Alte Testament zielt: Ist eventuell auch Esau, der stark behaarte Simpel, der so gern auf die Jagd geht, während sein Bruder Jakob lieber zuhause bleibt, ein Wilder Mann? Jedenfalls hat Esau gegen das Ränkespiel des zivilisierten Zwillings keine Chance, er gibt sein Erstgeborenenrecht preis und lässt sich um den Segen des Vaters prellen.

Freitag, 25. August 2023

Berner Kraterlandschaft


Auf der Bergkrete zwischen Lenk im Simmental und Lauenen gibt es im Gebiet des Trütlisbergpasses eine eigen- und einzigartige Landschaft zu besichtigen. Auf der Landeskarte stehen gleich zwei Namen: Gryden, das wohl abgeleitet ist von "Kreide". Und Stübleni, "Stübchen", womit die vielen kleinen Geländekammern gemeint sind. Weisse Krater, die der Bergweg elegant umkurvt. Gips bildet hier zusammen mit Rauwacke den Untergrund, Regenwasser und Schmelzwasser frisst Löcher hinein, die mancherorts kollabieren. So kommt es zu den kuriosen Trichtern. Am Dienstag waren wir vor Ort, die Gondelbahn von Lenk auf den Betelberg macht das Wandern leicht, ab der Bergstation ist ein zweieinhalbstündiger Rundweg ausgeschildert, Signalisierung rot-weiss. Also: ab zu den Gryden! Es lohnt sich.
Fliegen müsste man können, aus der Luft sehen die Gryden am
eindrücklichsten aus: Werbeposter im Gebäude der Betelberg-Bahn.

Donnerstag, 24. August 2023

Wissbegierige Bündnerin

Hortensia von Gugelberg
mit gut 21 Jahren. (Foto:
Wikicommons / Handbuch
der Bündner Geschichte,
upload Adrian Michael)
Hortensia von Gugelberg wurde 1659 geboren. Hortensia von Salis, wie sie vorerst hiess, wuchs im Schloss Salenegg in Maienfeld in der Bündner Herrschaft auf, heiratete jung ihren Cousin Rudolf Gugelberg von Moos, wurde aber bald schon Witwe, nachdem der Gatte als Offizier in französischen Diensten umgekommen war. Auch ihre beiden Kinder verlor sie früh. Hortensia von Gugelberg widmete sich nun voll und ganz ihrer Passion, der Heilkunde, zu deren Themen sie mit wissenschaftlichen Grössen des Landes korrespondierte. Sie wurde als Naturärztin geschätzt, obduzierte einen verstorbenen Knecht und verfocht hartnäckig das Recht der Frauen auf Teilnahme am intellektuellen Leben. Mit 56 Jahren verstarb sie 1715 im Familienschloss. Ich schlug diese Biografie nach, während ich am Wochenende von Klosters heimreiste. Dort hatte ich eine Lok fotografiert, die auf den Namen der Hortensia von Gugelberg getauft ist. Interessante Frau, sie ruhte sich nicht auf ihren Adelsprivilegien aus, sondern folgte ihrem Wissens- und Freiheitsdrang.
Die nach Hortensia von Gugelberg benannte RhB-Lok.

Mittwoch, 23. August 2023

Snacken nach Südtiroler Art

Am Samstag tranken wir in Klosters gegen zehn Uhr abends noch einen Wein. Die wirklich nette Wirtin der "Sonne", eines rustikalen Lokals im Ortszentrum, stellte mit dem Roten eine Schale mit mundgerecht gebrochenen Stücken Hartbrot auf den Tisch. Das sei Schüttelbrot, sagte sie. Mir war dieses kein Begriff, die anderen am Tisch kannten es zum Teil. Schüttelbrot kommt aus dem Südtirol und ist ein hartes Fladenbrot, das lange haltbar ist und darum speziell auf den Alpen geschätzt wird. Der Name kommt davon, dass der Teig vor dem Backen durch Schütteln in eine dünne Form gebracht wird. Doch, es schmeckte gut, das Schüttelbrot, vor allem die pikante Variante mit Chili mochte ich sehr.

Dienstag, 22. August 2023

Nä-äh! Heute nicht!

Blick das Prättigau hinab. Der Kirchturm gehört zu Saas, das Dorf etwas weiter hinten ist Küblis.

Für den Sonntag hatten wir als Abschluss unseres Wanderweekends in Klosters das Rätschenhorn im Auge. Als wir auf der Madrisa aus der Gondel traten, wars es schon Viertel vor zehn und sehr heiss. Wir beschauten die baumlose Bergflanke vor uns und fanden: nä-äh! Heute nicht! Stattdessen gingen wir im Folgenden abwärts mit Zwischenziel Saas und Schlussziel Küblis. Der Weg war toll, viel Wald und Schatten, schmale Weglein, kleine Bäche, Fliegenpilze; über uns hatten wir die Zacken des Geisshorns und Bockhorns und gegenüber die Weissfluh. Und direkt vor Augen die Dörfer Luzein und Pany und, auf der anderen Seite der Landquart, Conters. Via Arensa, Ragoz, Tanztola, Flersch, Lavisaun, Feschgels und Martisch Gaden hielten wir hinab nach Saas. Dort stellten wir fest, dass wir doch knapp zweieinhalb Stunden gewandert und 1000 Meter abgestiegen waren. Die Mittagssonne brannte, wir hätten nun wieder ein Stück aufsteigen müssen auf dem Weg über Tälfsch nach Küblis. Wir schauten uns an und waren uns einig: nä-äh! Heute nicht!
Mein erster Gedanke war: Das ist das Grab eines heroischen Waldarbeiters.

Montag, 21. August 2023

Wirklich unwirklich

Etappe eins: der obere Teil des Jöritals ist steil.
Kühe in der Sommerfrische am jungen Jöribach.

Am Samstag wanderten wir – siehe auch Eintrag von gestern – vom Berghaus Vereina zu den Jöriseen und weiter über die Jöriseefurgga zur Bushaltestelle Wägerhus an der Flüelapassstrasse. Die Unternehmung von etwas über vier Stunden (900 Meter aufwärts, 630 abwärts) zerfiel in drei ganz verschiedene Etappen. Teil eins, der Gang das Jörital hinauf, gefiel uns am allerbesten. Die Einsamkeit machte es aus, wir hatten das Tal praktisch für uns. Der Jöribach, der die Landschaft prägt, hat kleine Schluchten geschaffen und wartet mit Wasserfällchen auf: reizend. Viele Felsen sind eisenhaltig und rot. Der Weg ist unheimlich abwechslungsreich. Schliesslich begann nach exakt zwei Gehstunden auf einer Krete Teil zwei: Es zeigte sich unter uns ein weiter Geländekessel mit den darin eingelagerten Jöriseen. Oder mindestens sahen wir einen Teil der Jöriseen. Sie sind wirklich von unwirklicher Bläue, wie mir zuvor angekündigt worden war. Am grössten See rasteten wir, genossen, stellten freilich fest, dass eine kleine Völkerwanderung im Gange war, die Jöriseen sind nun einmal berühmt. Auch ein paar Zelte standen da. Über einen steilen Steig, der ganz oben mit Seilen gesichert war, verliessen wir den Kessel wieder. Auf der Jöriflüelafurgga wechselte das Szenario erneut, Etappe drei führte uns durch ein Reich von Felsblöcken, die mit Flechten bewachsen und deshalb hellgrün waren, talwärts zur Passstrasse. Als wir später wieder in Klosters waren, befanden wir: Doch, das war eine besonders schöne Tour. Kein Meter war an ihr hässlich.
Begegnung an einem der Jöriseen.

Die Jöriseen. Ihr Blau macht sie so bezaubernd.

Bald ist die Wanderung fertig: die Flüelastrasse.

Sonntag, 20. August 2023

Die Reise zum Berghaus

Das Berghaus Vereina, wir sind eben ausgestiegen, der Bus fährt schon wieder talwärts.
Der Berghaus-Bus von nahem.

Die 750 Höhenmeter zwischen Klosters und dem Berghaus Vereina überwindet ein privater Kleinbus. Das reservierte Ticket holt man sich im Gotschna Sport in Klosters Platz, die einfache Fahrt kostet 14 Franken, das ist ein Schnäppchen. Immerhin ist man 35 Minuten unterwegs, folgt zuerst der jungen Landquart stromaufwärts und bewundert deren Geschiebefelder, um dann zum Vereinabach abzubiegen. An dessen Tobelflanke geht es aufwärts und aufwärts und aufwärts auf einer atemberauend schmalen Naturstrasse, man sieht Wasserfälle, blickt bange in den Abgrund, empfindet ein Gefühl der Unwirklichkeit. Bis sich endlich ein Kessel öffnet mit dem Berghaus Vereina. Anmutig höcklet es auf einem Heidekrauthügel inmitten der wildesten Gipfel. Muss man erlebt haben, diese Reise! Mehr zu den Jöriseen, die wir vom Berghaus Vereina, Ausgangspunkt diverser grossartiger Routen, anpeilten, morgen oder übermorgen.
Kurz nach dem Start: der Jöribach. Hinten das Flüela Wisshorn.

Samstag, 19. August 2023

Die Tour war ein Türli

So soll ein Berg aussehen: das Grüenhorn, 2501 Meter.
Noch zwanzig Meter bis zur Gipfelkanzel.
Der Abstieg, ein bisschen aufpassen muss man schon.

Der Gehalt einer Bergwanderung, ihr Spektakel auch, lässt sich nicht in Zahlen fassen. Bloss 55 Minuten brauchten wir gestern für die Besteigung des Grüenhorns ab der Seilbahn-Bergstation Gotschnagrat hoch über Klosters, nur 270 Höhenmeter waren zu bewältigen. Bei aller Kürze machte das Türli enorm Spass. Der Pfad war ein bisschen abenteuerlich mit einer seilgesicherten Passage. Die Tritte waren hoch, die prachtvolle Alpenflora eine heikle Ablenkung. Und die exponierte Gipfelkanzel war so klein an Fläche wie aussichtsreich. Ich bin froh, das Grüenhorn kennengelernt zu haben. Heute geht es zu den berühmten Jöriseen, diese Unternehmung wird deutlich anstrengender ausfallen.
Vor dem Gipfel passierten wir einen faszinierenden Felszapfen. In der Tiefe Klosters.

Freitag, 18. August 2023

Klosters statt Martigny

Verrückt. Das sind alles Wegsperrungen in und um La Chaux-de-Fonds. Der Sturm vom 24. Juli mit Windböen von über 210 Kilometern pro Stunde hat auch dem regionalen Wanderwegnetz bös zugesetzt, zeigt mein Screenshot der Schweizmobil-Karte. 

Etwas anderes: Unsereins reist heute nach Klosters – Wanderweekend mit dem Grüppli. Als Ziele sind vorgesehen: das Grüenhorn (leicht), die Jöriseen (mittelstreng) und das Rätschenhorn (mittelstreng). Aber vielleicht kommt es auch ganz anders. Toll ist, dass wir in den Bergen weilen, derweil im Flachland wieder mal die Hitze drückt. Ursprünglich hatte ich Martigny vorgeschlagen. Dort ist morgen mit 34 Grad zu rechnen.

Donnerstag, 17. August 2023

Mein französischer Teller

Im Abstieg von Le Noirmont zum Doubs passierten wir bauchig geformte Felswände.
Mein französischer Teller.
War eine schöne Runde, die wir da am Montag im Kanton Jura drehten: von Le Noirmont runter zum Elektrizitätswerk bei La Goule am Doubs. Am Schweizer Ufer des Flusses entlang nach Goumois. Und dann in der Direttissima hinauf nach Saignelégier. Alles gefiel mir an der Unternehmung, einzig hatte ich im Aufstieg zu kämpfen, wir hatten in Goumois auf der französischen Seite der Doubsbrücke in der Auberge Le Savagnin gediegen getafelt, ich ass im Absinth flambierte Forellenfilets, das Sösseli war nahrhaft. Der Käseteller auch. Und wir tranken Rotwein. Und heiss wars ja auch. Nun, ich schaffte es trotzdem zum Bahnhof Saignelégier. Und würde genau gleich verfahren, wenn ich die Wanderung ein zweites Mal machen würde. Was man gegessen hat, hat man gegessen.
Auf der Schweizer Seite des Doubs, dieses Lokal war recht voll.

Mittwoch, 16. August 2023

Die Fischgeschichte


Wer mags grün? Allen, die "ich" rufen, empfehle ich eine Tour am Doubs. Am Montag waren wir dort unterwegs in der Gegend von Goumois, Kanton Jura. Wir waren beeindruckt vom Grün der Riedgürtel. Vom Grün des Schilfs und Schlicks und Schlammes. Vom Grün des Wassers. Und vor allem vom Grün der Flechten und Moose, die die Felsen und Bäume umhüllten, verpackten, einkleideten. Interessant fand ich es dann einen Tag später, im "Tagi" einen Artikel über den "Roi du Doubs" zu lesen, einen barschartigen Fisch, der auch "Apron" genannt wird und maximal 22 Zentimeter lang wird. Er ist im Doubs selten geworden, allein der gestiegenen Wassertemperaturen der letzten Jahre wegen. Vor Wochen machte sich ein Expertenteam in der Nacht auf, ihn zu suchen. Tatsächlich fing man nah Soubey unter grossen Mühen ein Weibchen. Es wurde nach Lausanne ins "Aquatis"-Aquarium gebracht. Nun ist das Ziel, auch ein Männchen zu fangen. Sollte das gelingen, könnte die Art weiterbestehen. Klappt es nicht, gibt es den Plan B, das Weibchen aus dem Doubs mit einem französischen Artgenossen aus der Rhone zu kreuzen, was allerdings bedeuten würde, dass es den reinen, wahren, echten Roi du Doubs, den aus dem Doubs eben, nicht mehr gäbe. Wir werden sehen. Selber erblickten wir am Montag auch Fische. Von der Brücke bei Goumois aus. Die waren aber riesig. Der Roi du Doubs wars also sicher nicht, er wagt sich überhaupt erst bei Anbruch der Dunkelheit ins fliessende Wasser. Wie die Fischgeschichte weitergeht: Ich bin gespannt.

Dienstag, 15. August 2023

Das Haus, das überlebte

Das "Museum Bauernhof" in Goldau. Die Fassade bezeugt, dass es früher ein Wirtshaus war.
Stellwand im Museum.

Als 1806 oben am Rossberg das Gelände ins Rutschen kam, traf es die Orte Lauerz und Goldau hart, 457 Menschen starben. Goldau wurde vernichtet. Halt, nein, ein Haus blieb stehen. Der "Bauernhof", wie er heute heisst, wurde später leicht verschoben, erstand als Wirtshaus wieder auf und kam in unserer Gegenwart als Restaurant zu Berühmtheit, in dem nationale und internationale Grössen verkehrten. 2005 endete diese Ära, die Kimmelstiftung erwarb das Gebäude und liess es umbauen. Heutzutage ist es ein Museum für Postgeschichte, in dem der Stifter Kurt Kimmel, ein renommierter Experte für alles Postalische inklusive Briefmarken, seine Sammlung zeigt. Vor wenigen Wochen besuchte ich das "Museum Bauernhof" und schaute mir die Ausstellung an, die aus alten Briefumschlägen, Briefmarken und Briefen besteht. Wer in den beigefügten Kommentaren liest, was da beispielsweise zum Postwesen  in Gersau oder zu den postalischen Umwälzungen in der Helvetik dargelegt wird, lernt enorm viel über die Schweiz, ihre komplizierte Geschichte im Ancien Régime, das Aufkommen des Tourismus, das Verkehrswesen von Postkutsche bis Eisenbahn. Es lohnt also durchaus, den "Bauernhof" aufzusuchen, der ziemlich nah beim Bahnhof Arth-Goldau steht und übrigens auch in der Freiluftausstellung Swissminiatur in Melide berücksichtigt ist.

Montag, 14. August 2023

Von der Jukebox zum Kloster

Das "Moosbad" liegt auf einem Plateau nordwestlich von Degersheim.
Markenzeichen des Lokals ist die Jukebox.
Wir nutzten sie, ich wählte Santanas "Black Magic Woman".

Im Restaurant Moosbad, Gemeinde Degersheim, haben sie eine bestens bestückte Musikbox. Und wer draussen auf der Terrasse sitzt, hat einen wunderbaren Blick zum Säntis. Am Samstag war Verwandtentreffen, wir spazierten von Degersheim hinauf zum Moosbad, es gab Siedwurst mit Chäshörnli und Apfelmus. Eine kleine Fraktion, zu der auch ich gehörte, zog danach hinab nach Flawil, am Schluss waren wir doch etwa zweieinhalb Stunden gewandert. Höhepunkt dieses zweiten Teils war der Degersheimer Weiler Magdenau. Das dortige Kloster, in dem heute noch acht Zisterzienserschwestern leben, wurde 1244 durch den Ritter Giel von Glattburg gestiftet. Es ist Kulturgut nationaler Bedeutung wie die nahe Verenakirche, deren Vorgängerbau vom selben Rittergeschlecht einst dem Kloster überschrieben wurde. Ich war schon zwei Mal an diesem Ort im Winkel zwischen Appenzellerland, Fürstenland und Neckertal und fand ihn auch beim dritten Besuch zauberhaft.
Zauberhafte Ostschweiz: das Kloster Magdenau (l.) und die Verenakirche (r.).

Sonntag, 13. August 2023

Teuer?

Neue Grossgondeln, wie sie zwischen
Trockener Steg und Testa Grigia verkehren.
Ein Letztes zum Alpine Crossing, der Gondelbahnfahrt von Zermatt durchs Hochgebirge nach Breuil-Cervinia, von der ich gestern erzählte; seit Anfang Juli ist sie möglich. In den letzten Monaten las ich Artikel und Blogeinträge, in denen es hiess, der Preis für ein Retourticket, 240 Franken, sei viel zu hoch. Vergessen ging, dass es für Leute mit GA und Halbtax eine Ermässigung gibt. So kostet die Retourfahrt noch 147 Franken 50; das ist der Preis, den ich zahlte. Im September wird die Sache dann noch leicht günstiger, 136 Franken 50. Ist das viel? Man ist doch gut drei Stunden unterwegs und nutzt hin und retour jeweils sechs Seilbahnlinien. Ich finde den Preis angemessen.

Samstag, 12. August 2023

Reise der Emotionen

Die Fahrt zum Klein Matterhorn (rechts) führt über den Unteren Theodulgletscher.
Beim Schwarzsee. Das Matterhorn wollte sich partout nicht ganz entblössen.
Der aufgestaute Lac de Goillet/Lago Goillet auf der italienischen Seite.

Zermatt–Trockener Steg via Furi und Schwarzsee: Gondelbahn
Trockener Steg–Klein Matterhorn: Gondelbahn
Klein Matterhorn–Testa Grigia/Plateau Rosa: Gondelbahn
Testa Grigia/Plateau Rosa–Cime Bianche Laghi: Pendelbahn
Cime Bianche Laghi–Plan Maison: Gondelbahn
Plan Maison–Breuil-Cervinia: Gondelbahn

Rund 90 Minuten braucht man für die Fahrt von Zermatt bis Breuil/Cervinia, also vom Wallis ins Aostatal, Italien. Das "Alpine Crossing", wie die Touristiker es nennen, ist seit Anfang Juli möglich dank dem Bau der neuen Gondelbahn, die die zuvor noch klaffende Lücke zwischen dem Klein Matterhorn und der Testa Grigia geschlossen hat. Am Mittwoch machten wir uns zu zweit auf, die neue Verbindung zu testen, ein Tagesausflug ab Zürich. Die Reise war lang, aber natürlich auch hochinteressant und abwechslungsreich. Wir genossen das Spektakel der immer noch vergletscherten Hochgebirgswelt. Beschworen das Matterhorn, doch bitte seine im Dunst verharrende Spitze zu offenbaren. Gsprächleten mit einem jungen Österreicher, der am Vortag das Matterhorn bestiegen hatte. Schauten mitleidvoll auf die Menschlein, die unter uns auf den Resten des Oberen Theodulgletschers Ski fuhren. Und waren schockiert über die Zumutungen rundum in Form von Bahnanlagen, Servicestrassen, Baustellen, Leitungen bis in  höchste Höhe – aber hey, es ist schwierig, über die Auswüchse des Tourismus zu lamentieren, wenn man dessen Angebote selber nutzt. Horrorhaft war die Ankunft in Breuil-Cervinia, man gleitet mit der Gondel über einen absurd hässlichen Grossparkplatz auf die Monsterruine der vormaligen Talstation zu, rundum gibts noch mehr Verfallenes. Der Apéro in der Hauptgasse des nahen Dorfkerns war dann wieder nicht zu verachten. Zurück in Zermatt, tafelten wir am Ende gediegen, lachten, schnödeten, schwärmten über das Erlebte. "Alpine Crossing" ist eine Reise der Emotionen.

Breuil-Cervinia: Talstation der Gondelbahn und hinten die Ruine des Vorgängerbaus.
Ich hatte mir Italien schöner vorgestellt.