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Samstag, 26. August 2023

Armer behaarter Simpel

Der Wilde Mann auf dem
Wappen von Klosters.
(Wikicommons)
Die Gemeinde Klosters GR hat den Wilden Mann im Wappen. Die Vorstellung, dass draussen im Wald halb oder ganz nackte, gutmütige, bärenstarke Menschen leben, ist uralt. Sie findet sich in Wappen und mittelalterlichen Handschriften, auf Gemälden und Fresken; wer sich für das Thema interessiert, muss den Wikipedia-Artikel lesen, der tief schürft in der Geschichte, Mythengeschichte, Kunstgeschichte. Eine Idee fasziniert mich besonders: Es gibt in der Prähistorie, in der Steinzeit, jene Epoche des Wandels, als die Menschen vom Jagen und Sammeln aufs Bauern wechseln und sesshaft werden, was man "neolithische Revolution" nennt. Konservieren der Wilde Mann und die Wilde Frau – ja, die gibt es auch! – die Erinnerung an jenen entscheidenden Übergang bzw. an die, die ihn nicht vollziehen und lieber in der Wildnis verharren? Und eine Anschlussfrage, die auf das Alte Testament zielt: Ist eventuell auch Esau, der stark behaarte Simpel, der so gern auf die Jagd geht, während sein Bruder Jakob lieber zuhause bleibt, ein Wilder Mann? Jedenfalls hat Esau gegen das Ränkespiel des zivilisierten Zwillings keine Chance, er gibt sein Erstgeborenenrecht preis und lässt sich um den Segen des Vaters prellen.

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