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Dienstag, 31. August 2021

Das Freiburger Wolkenphänomen

In der Bibel hüllt sich Gott gern ab und zu in eine Wolke. Ich musste daran denken, als ich gestern bei tollem Wetter – sonnig, aber nicht heiss – von Montbovon im Kanton Freiburg auf die Aiguille stieg, ein unbedeutendes, doch sehr charmantes Grasgüpflein. Die Spitzen der Berge auf der anderen Seite des Intyamon-Tals samt dem Moléson, der Dent de Lys und dem Vanil des Artses waren alle von einer sonderbar flachen, dicken, kriechenden Wolkenbank verdeckt. Biblisch kam mir das vor. Als hätten diese göttlichen Gipfel an diesem Tag keine Lust, sich uns Menschen zu offenbaren.

Montag, 30. August 2021

Das Zehenproblem

 Trendiges Produkt: Vibram Fivefingers.
Mein früherer "Facts"-Kollege Andreas Güntert ist "Der Internaut". Unter diesem Namen bloggt er über das Reisen zwischen Internet und Realität. Grad eben las ich mit Interesse seinen Testbericht – Andi hat Barfuss-Schuhe ausprobiert, jene Dinger, bei denen jede Zehe ihr Fächli hat, was kurios aussieht. Ich möchte das Testergebnis hier nicht verraten, nur so viel sei gesagt: Grundsätzlich kommen die Dinger gut weg. Allerdings tat sich der Internaut schwer mit dem Anziehen, die Zehen benahmen sich widerspenstig und wollten nicht an ihren Platz. Alles Weitere lese man hier nach.

Sonntag, 29. August 2021

Das Ferrohaus

Vor längerem erzählte ich von einer Pyramide in Pruntrut, einem modernen Bau, der aussieht wie eine altorientalische Zikkurat. Ich vergass zu erwähnen, dass es in Zürich im Seefeld auch eine Pyramide gibt, in der eine Privatklinik untergebracht ist. Seit 28 Jahren wird in der Klinik Pyramide operiert. Der Metall-Glas-Bau, das Ferrohaus, stammt aus dem Jahr 1970, sein Architekt war Justus Dahinden. 

Samstag, 28. August 2021

Zuerst Bise, dann Glace

Ein Dessert wie dieses lässt die schönste Landschaft verschwimmen.
Alpgelände vor der Salzmatt.
Gestern erwähnte ich den Muscherenschlund und die Muscherensense. Ich lernte beide im Rahmen einer vierstündigen Wanderung (740 Meter aufwärts, 670 abwärts) kennen gleich nach dem Start bei Sangernboden; so heisst ein Weiler samt Haltestelle an der fantastischen Postautolinie von Thurnen über den Gurnigel nach Schwarzenburg. Via Ober Murenstöck, Ober Spitz, Steiners Hohberg stieg ich, nachdem ich besagten Schlund verlassen hatte, auf zur Salzmatt, genoss den Anblick der Berge rundum und stieg via Hürlisboden wieder ab zum Schwarzsee. War alles wunderbar mit einer Aunsahme: dem eiskalten Wind, der mir die ganze Zeit über zusetzte. Im Café Mamsell, das biologisch ausgerichtet ist, kehrte ich am Ende ein und gönnte mir zwei Kugeln Glace. Der Bise zum Trotz.
Sympathische Freiburgerin.

Freitag, 27. August 2021

Gott und das Handysignal

Die Muscherensense durchfliesst den Muscherenschlund
und mündet bei Sangernboden in die Kalte Sense ein.
In Rot die Kantonsgrenze, der Schlund ist zum grossen Teil
freiburgisch, nur der unterste Abschnitt ist bernisch.
(Screenshot Schweizmobil)

Dass es im Gurnigel-Schwarzsee-Gebiet eine Warme Sense und eine Kalte Sense gibt, weiss ich schon lange. Diese Woche war ich dort unterwegs und realisierte: Es gibt auch eine Hengstsense, eine Gantrischsense und eine Muscherensense. Der Muscherensense kam ich nah, als ich den Muscherenschlund bewanderte. Was für ein gottverlassener Ort, dachte ich beim Gehen. Als ich gleich danach auf mein Handy schaute, fiel mir ein, dass man diesen Gedanken heutzutage ganz anders in Worte fasst: Was für ein Ort ist das denn, wo man über Kilometer kein Handysignal hat!

Donnerstag, 26. August 2021

Felsbuckelwandern

Steil geht es hinauf nach Bellwald.
Das bin ich.

Ronja fotografierte ihre Käseschnitte.
Die sei hervorragend, sagte sie später.
Im Pöstli in Bellwald wird gut gekocht.

Wer von Fiesch aus im Uhrzeigersinn eine Runde zur Aspi-Titter-Hängebrücke dreht (5 Stunden Gehzeit, je 925 Meter auf- und abwäts), hin westlich des Wysswassers via Unnerbärg, retour östlich desselben Flusses via Ried, Bellwald, St. Anna – wer sich diese Runde gönnt, gerät in der Höhe in ein magisches Gelände. Plötzlich sind da überall diese glatt geschliffenen Felsbuckel. Das wirkt, als tummelten sich versteinerte Walfische. Diese Landschaft geschaffen hat der Fieschergletscher, der den Stein modellierte, um sich dann in höhere Lagen zurückzuziehen. Ich kann sie nur empfehlen, diese Walliser Brückenwanderung, die wir am Montag machten. Freilich braucht die Unternehmung ein wenig Schwindelfreiheit und viel Trittsicherheit. Im Gebiet Aspi, also nach Querung der Brücke, geht es durch eine enorm steile Flanke, der Steig besteht aus kniehohen Tritten hart am Abgrund und luftigen Stegen. Also, falls das jemand machen will: Vorsicht! Und nicht bei Nässe!
Felsbuckelwandern mit hilfreichen Holztritten.

Mittwoch, 25. August 2021

Der Gletscher ging, die Brücke kam

Der Hang links heisst "Titter", der rechts "Aspi". Daher: "Aspi-Titter-Brücke".

Beeindruckend, die Schlucht unterhalb des Fieschergletschers, der sich in die Höhe zurückgezogen hat, doch nach wie vor das Wysswasser speist, das in der Tiefe strömt hinab Richtung Fiesch. Noch in den 1940er-Jahren sah es hier ganz anders aus. Der Gletscher füllte den Abgrund zu einem guten Teil, man konnte das Eis queren und so von der einen Hangseite zur anderen gelangen. Heutzutage verbindet eine moderne Hängebrücke beide Seiten in 120 Metern Höhe, 160 Meter lang ist sie und wurde vor fünf Jahren eröffnet. Diese Woche begingen wir sie, das war abenteuerlich: prickelnd, begeisternd, auch ein wenig beängstigend. Die Aspi-Titter-Brücke, sie gehört ins Portefeuille jedes Hängebrücken-Liebhabers.

Dienstag, 24. August 2021

Vom Grünen ins Graue

Die, dies geschafft haben, rasten in Freude: auf der Bunderchrinde.
Aufstieg: der Chlyne Lohner, ganz links die Pass-Scharte.
Blick von der Bunderchrinde auf Adelboden.
Zmittag auf der Bonderalp.
Dort wirtet man alkoholfrei,
das Bier ist eines ohne Alkohol. 
Die Bunderchrinde, 2385 Meter über Meer, ist Teil der Via Alpina, der Schweizer Alpenpassroute von Vaduz nach Montreux. Am Samstag machten wir den Pass von Kandersteg nach Adelboden, das war bei mehr als 1200 Höhenmetern aufwärts und wieder abwärts anstrengend, vor allem die Durchquerung der steilen, enorm rutschigen Geröllhalde nach der Passhöhe forderte uns. Aber natürlich gabs an diesem herrlich sommerlichen Tag jede Menge Belohnungen, die Apfelwähe anderthalb Stunden nach Wanderstart im Bergrestaurant Lohner zum Beispiel und viel später Hobelkäse, Würstli, Kartoffel-Lauch-Suppe auf der Adelbodner Seite im Berghaus Bonderalp. Die Bergsicht war fantastisch, wir sahen den Altels und das Balmhorn, die ganze Blüemlisalp-Gruppe, das Doldenhorn, das Hockenhorn und natürlich ganz nah den Chlyne Lohner. Am allerschönsten aber war der Übergang ins Gebirge: Unterhalb der Bunderchrinde wechselt man im Aufstieg von grünen Alpboden ins Grau des Steins und der Felsen, die faszinierend geschichtet sind aus horizontalen Kalk-Schiefer-Lagen. Doch, das war gut.

Montag, 23. August 2021

Das Vogel-Areal


Alfred Vogel, 1902 bis 1996, war ein Schweizer Pionier der Naturheilkunde und ein Pharma-Unternehmer. Ab 1937 praktizierte er gut zwei Jahrzehnte als Naturarzt im ausserrhodischen Teufen. Ebenda kam ich gestern Sonntag am Gelände vorbei, wo der Verlag A. Vogel residiert, auch ein A.-Vogel-Museum gibt es und einen riesigen Schaugarten mit Heilpflanzen. Ihn fand ich prachtvoll und entschuldige mich, dass ich hier kein richtig gutes Foto zeigen kann. Ich war nicht allein unterwegs, sondern mit Leuten, und wir machten keinen längeren Halt. Will heissen: Ich muss, will, werde bald einmal hingehen und mir das Vogel-Areal in Ruhe anschauen.

P.S. Von unserer grossen Berner Oberländer Passwanderung am Samstag will ich morgen erzählen.

Sonntag, 22. August 2021

Gegenwind im Zürcher HB

Frühmorgens bin ich besonders empfindlich, wenn es um – schlechte – Sprache geht. Dieses Plakat fotografierte ich gestern um 6 Uhr 10 im HB Zürich, ich war unterwegs zu einer grossen Bergwanderung im Berner Oberland, mehr davon demnächst. "Gegenwind geben" gibt es nicht, es gibt nur "Gegensteuer geben". Aber okay, man kann auch neue Wendungen erfinden. Doch auch aus diesem Winkel erscheint mir der Satz unbeholfen. Kann man Gegenwind "geben"? Eher "macht" man Wind und also auch Gegenwind. Und müsste es nicht heissen: "gegen hohe Prämien Gegenwind geben"? Wie ich es drehe und wende, die Formulierug ist ungeschickt. Die brauchen bei "Sympany" einen besseren Texter oder eine bessere Texterin.

Samstag, 21. August 2021

Rote Schweine

In der Boucherie-Charcuterie Weber in Payerne, links hängt ein hübscher Boutefas.
Der Metzger legt Wert auf die Feststellung, dass im Herbst extrem viel mehr Würste
parat sind. Jetzt sei Hochsommer und die Nachfrage halt eher bescheiden.
Kürzliich fuhr ich für ein Städteporträt bzw. Städtchenporträt nach Payerne und begab mich mit einer Führerin auf einen Rundgang. "Zwischen Himmel und Erde" heisst der Titel des Tourismusprospekts, den sie mir mitgebracht hatte, der Slogan triffts, der Waadtländer Ort an der Broye ist stolz auf die gewaltige, seit einiger Zeit in renovierter Form auferstandene romanische Abteikirche. Und gleichzeitig ist er durch und durch agrarisch geprägt. Man isst hier deftig, besonders beliebt ist der Boutefas, eine rötliche Monsterwurst aus Schweinefleisch. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Payerne sind auf Korrektfranzösisch die Payernois und Payernoises. Im Patois freilich nennen sie sich selber, auf den Boutefas anspielend, Caions Rodzé – Rote Schweine.

Freitag, 20. August 2021

Sellitas Passerelle


Wer in Le Crêt-du-Locle, einem kleinen Pass zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle, an der Bahnhaltestelle seine Wanderung beginnt, unterschreitet als erstes eine markante Passerelle, die zwei Gebäude verbindet. Sie gehört zum Sitz von Sellita, einem Unternehmen, das sowohl mechanische Uhrwerke produziert als auch Uhren montiert. Die Uhrwerke von Sellita findet man zum Beispiel in Uhren der Marken Hublot, IWC, Oris oder Tag Heuer. Was ich mich fragte, als wir am Montag unter der Passerelle durchkamen: Ist im "Knoten" in der Mitte ein Café eingerichtet? Wäre hübsch, oder?

Donnerstag, 19. August 2021

Vom Wandel eines Flusses

Bei Les Roches de Moron, unten der zum Lac de Moron gestaute Grenzfluss Doubs.

Bei grauem Wetter tut Farbe gut.
Die dreieinhalbstündige Route im Neuenburgischen von Le Crêt-du-Locle zum Saut du Doubs und der nahen Schifflände (480 Meter aufwärts, 740 abwärts), die wir am Montag machten, zerfällt in vier Teile. Nach dem Start bei der Bahnhaltestelle Le Crêt-du-Locle im Hochtal zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle durchschritten wir vorerst eine geschäftige Welt mit Autos, Lastwagen und Uhrenfabriken – wir froren dabei übrigens, es blies ein novemberlicher Kaltwind, und bald begann es zu nieseln. Es folgte, zweitens, stilles Juraterrain mit einsamen Bauernhöfen im weiten Weideland. Dann senkte sich der Weg ab La Galandrure zunehmend, dieser dritte Teil führte uns über steile Waldwege hinab an den Doubs. Wie eigentümlich dessen Schlucht ist, erkannten wir beim Restaurant Les-Roches-de-Moron: Von einer Terrasse blickten wir in die Tiefe, sahen den sich windenden, zum Lac de Moron gestauten Fluss und fühlten uns wie in einem Indianerfilm. Teil vier schliesslich bis zum Saut du Doubs: Das war ein schmaler Pfad dem Stausee entlang mit einem Geländer und kleinen Tunnels. Infotafeln am Weg erzählen von der Zeit der Stauung vor rund 70 Jahren und von den Gewerbebetrieben, die damals verschwanden. Der Doubs, heute ein romantisches Freizeit-Gewässer, war einst ein industrieller Treiber.
Pfad auf der Schweizer Seite des Lac de Moron Richtung Saut du Doubs.

Mittwoch, 18. August 2021

Zwei Länder, ein Fall

Der Saut du Doubs vom Belvédère (F) aus betrachtet.

Zander an Absinth-Sauce im Restaurant
Saut-du-Doubs auf der Schweizer Seite.
Der Saut du Doubs liegt auf der Grenze zu Frankreich, 27 Meter tief fällt das Wasser und fliesst in den Stausee Lac de Moron. Kalt wars, als wir am Montag vor Ort waren, zeitweise nieselte es. Das war gut, weil in dem klammen Wetter nicht allzu viele Menschen unterwegs waren. Wir schauten uns den Wasserfall, der als höchster des Juras gilt, zuerst von der Schweizer Plattform an und dann von der französischen, die sich beide nur wenig über der Sturzkante befinden. Wesentlich schöner war kurz darauf, immer noch auf der französischen Seite, der Blick vom etwas höher gelegenen Aussichtspunkt Belvédère. Gekommen waren wir zu Fuss, nahmen später nach einem opulenten Zmittag das Schiff nach Les Brenets. Das war grad wieder eine Attraktion, der Fluss und weiter oben der Lac des Brenets sind gesäumt von fantastischen Felsköpfen und Felsbänken. Den Saut du Doubs, übrigens, habe ich auch in einem Kürzestfilmli verewigt – eindrücklich, wie das rauscht.

Felsformationen am Ufer des Lac des Brenets.

Dienstag, 17. August 2021

Über den Wellenberg – und dann ein Panaché

Eine halbe Stunde vor Wanderschluss, unten Wolfenschiessen mit der Kirche.
Auf halbem Aufstieg, die Felsfluh des Wellenbergs vor Augen.
Grafenort. Das "Herrenhaus" diente
Engelbergs Äbten als Talresidenz
Dem Wellenberg, 1341 Meter über Meer, Kanton Nidwalden, wollte man ein Endlager für radioaktive Abfälle einbauen. Die Leute vor Ort wehrten sich, die Bevölkerung des Kantons war ebenfalls dagegen, es kam nicht so weit. So ist er geblieben, was er immer war, eine nicht besonders auffällige Erhebung, nichts Extremes, ein Gipfel, dessen eigentlicher Gipfel nicht mit einem Wanderweg erschlossen ist. Immerhin kann man den Wellenberg überschreiten. Das tat ich am Samstag, und zwar so früh wie mir möglich, um Viertel vor acht startete ich in Grafenort, stieg via St. Joder und den Eggeligrat auf, stieg via Bettelrüti ab und war um Viertel vor zwölf in Wolfenschiessen. 770 Höhenmeter hatte ich aufwärts zurückgelegt, 825 abwärts, hatte in der ersten halben Stunde gefroren und war erst kurz vor Wanderschluss ein bisschen ins Schwitzen geraten. Ein grosses Panaché belohnte mich in Wolfenschiessen. Die grosse Hitze spürte ich erst auf der Heimreise in Luzern.

Montag, 16. August 2021

Der Teufel als Spediteur

Das Heiligenleben hat so manchen Vorteil. Der Teufel hingegen kann einem leid tun.
Die Kapelle St. Joder über Wolfenschiessen
wurde 1482 geweiht und mehrmals erneuert.
Theodor. St. Theodul. St. Joder. St. Jodern. St. Jodel. Der Bischof von Martigny, damals "Octodurum", sowie des Bistums Sitten – dieser spätere Heilige aus dem Wallis gilt als Winzer-, Wetter- und Viehpatron. Und als Lieblingsheiliger der Walser, die ihn auf ihrer jahrhundertelangen Migration Richtung Osten auch nach Vorarlberg trugen. Oft wird er mit einer Glocke dargestellt, so in der Kapelle St. Joder auf dem Altzeller Berg oberhalb von Wolfenschiessen, Kanton Nidwalden. Ich war am Samstag, bevor ich das Gotteshaus entdeckte und betrat, grad eine Stunde ziemlich steil aufgestiegen und daher neidisch auf den Heiligen, der sich vom Teufel durch bergiges Gelände tragen lässt. In einer Glocke eben. Die Legende dazu gibt es in verschiedenen Versionen. Gemäss der einen rettete Joder in Rom den Papst vor einer Versuchung, worauf dieser ihm eine Glocke schenkte. Und weil die riesig war, spannte Joder für den Transport über die Alpen heimwärts halt eben den geknechteten Teufel ein. In besagter Nidwaldner Kapelle ist die Geschichte in einem neunteiligen Zyklus von Bildern aus dem beginnenden 17. Jahrhundert erzählt – schön drastisch.

P.S. Genau genommen hiessen gleich drei Bischöfe aus dem Wallis Theodor. Sie alle werden kultisch verehrt. Die Legenden, die sich um sie ranken, sind nicht mehr individuell zuordenbar. Und noch eine Nachbemerkung: Meine Wanderung verlief zum Teil auf dem Kapellenweg Engelbergertal. Freilich hatte ich ein anderes Ziel. Ich will morgen von meiner Route erzählen.

Sonntag, 15. August 2021

Ein Überfluss an Schönheit

Bergweg von der Diavolezza zum Munt Pers (der Gipfel ist grad noch verborgen).
Der Lago Bianco (hinten) auf dem Berninapass.
Auf dem Munt Pers, unten der Morteratschgletscher.

Ein Letztes zu meinen zwei Tagen im Oberengadin. Gestern erzählte ich vom neuen Gletschertrail auf der Diavolezza, den ich am Donnerstag beging. Diese Unternehmung war nicht tagfüllend. Nach dem Zmittag im Gipfelgasthaus bestieg ich mit einem Freund deshalb den nahen Munt Pers. Gleich noch einmal eine Halbtageswanderung, gleich noch einmal dasselbe Gefühl von optischem Überfluss: Wir sahen den Persgletscher jetzt von höher oben, überblickten dazu bald den benachbarten Morteratschgletscher und waren geradezu betäubt vom Bergpanorama auf dem Gipfel auf 3206 Metern über Meer: Piz Kesch, Piz Ot, Piz Nair, Piz Ela, Piz Güglia und und und, ich könnte rund 300 weitere Namen anfügen. Für den Aufstieg von der Diavolezza zum Pers und den Retourweg hatten wir nur gerade knapp zwei Stunden gebraucht (je 350 Meter auf und ab). Selten bringt eine eher leichte Bergtour einen derartigen Überfluss an Schönheit.

Samstag, 14. August 2021

Der neue Gletscherweg

Der Persgletscher, hinten links der Palü mit seinen drei Gipfeln.

Das Diavolezza-Gasthaus nach den ersten Minuten des neuen Rundwegs. Rückblick.

Die Diavolezza, das per Seilbahn von der Berninastrasse oberhalb Pontresina her erschlossene Wander- und Skigebiet mit dem Berggasthaus auf knapp 3000 Metern: was für ein unglaublich aussichtsreicher Ort! Ich war noch nie dort gewesen und staunte am Donnerstag über das, was es zu sehen gab. Da waren der Viertausender Piz Bernina und der Piz Palü mit knapp über die Distanz auszumachenden Alpinisten-Menschlein in den steilen Schneehalden, da war vor allem der Persgletscher direkt zu unseren Füssen. Zu einer Medien-Veranstaltung war ich geladen, die örtlichen Touristiker haben nämlich einen neuen Rundweg realisiert, den Glacier Experience Trail. Ihn begingen wir im Folgenden und erfuhren von der Glaziologin Christine Levy, wie der Persgletscher aufgebaut ist, was ihn ausmacht und wie er seit langem schmilzt. Das war bewegend, wie ich überhaupt für dieses Eiswesen fühlte, als sei es ein lebendes Geschöpf. Ein gewaltiges Tier.

Ab dem Diavolezza-Gipfel-Gasthaus braucht man für die Gletscherrunde gut anderthalb Stunden, fünf Infostationen werden passiert, es geht je 250 Meter auf und ab, die Signalisierung ist weiss-rot-weiss, man kann das durchaus auch mit berggängigen Kindern machen. Auf der Schweizmobil-Karte ist die Route bereits eingezeichnet, ein Leporello liegt vor und ist herunterladbar.
Der schrundige Leib des Gletschers.

Freitag, 13. August 2021

Saratzens Vögel

Ein Pirol-Pärchen aus der Sammlung Saratz.

Gian Saratz, Tourismuspionier,
Politiker und Naturforscher.
(Bild: Wikicommons)
Ich hatte Gück, das Museum Alpin in Pontresina hatte grad offen, als ich am Dienstag vorbeikam. Und also trat ich ein. Ich erfreute mich im Folgenden an den mit Mineralien aus aller Welt vollgestopften Schaukästen, den alten Jagdwaffen, Ski, Steigeisen, den historischen Fotos der ersten Bergführer des Ortes. Am besten aber gefiel mir der Raum mit den ausgestopften Singvögeln aus der Region. Angelegt hatte diese Sammlung Pontresinas Hotelpionier Gian Saratz, 1821 - 1900. Schon als Knabe begeisterte er sich für Vögel, liess sich vom Apotheker in Bever zeigen, wie man sie ausstopft, und perfektionierte sein Können bei Fachleuten in Paris und Stuttgart. 134 von Saratzens präparierten Vögeln sind im Museum Alpin zu sehen.

Donnerstag, 12. August 2021

Widmer im Luxus


Ich bin ja im Allgemeinen nicht besonders luxuriös unterwegs. Aber wenn mir im Vorfeld der Lancierung eines neuen Bergweges (heute, Diavolezza) eine Nacht im Kronenhof in Pontresina offeriert wird, einem Fünf-Sterne-Hotel mit mehr als 170 Jahren Tradition, dann sage ich natürlich nicht nein. Ich denke, meine Räume (allein das Bad umfasst deren drei) entsprechen punkto Fläche in etwa meiner Dreizimmerwohnung im Zollikerberg. Besser ausgestattet, eingerichtet, möbliert, unterhalten sind sie mit Sicherheit. Und wer macht mir zuhause einen Früchteteller appetitlich bereit samt Gedeck? Schade, muss ich nach dem Frühstück – Zimmerservice, of course! – gleich los Richtung Diavolezza-Seilbahn. Lieber Kronenhof, das war kurz und sehr schön.

Mittwoch, 11. August 2021

Das Waldmonster von Beggingen

Chälen bei Beggingen, Blick Richtung Norden.
Feldweg im Gebiet "Im Stock" kurz vor Hemmental.
Gestern war ich kurz vor acht schon in Beggingen, ich hatte nur grad am Vormittag Zeit für mich und hatte mir vorgenommen, meine neuen Lowa-Trekking-Schuhe auszuprobieren. Zwei Stunden später kam ich in Hemmental an, deklarierte die Schuhe als eingelaufen und fuhr zufrieden wieder heim. Der Randen, also der Schaffhauser Jura, ist kein grosses Wandergebiet – seine Höhen sind aber durchzogen von unzähligen Zu-Fuss-Wegen, so dass ich wieder einmal Neuland beschreiten konnte.
Waldmonster an der Strasse beim Nesselboden oberhalb von Beggingen.

Dienstag, 10. August 2021

Die Wetterwette

Kurz nach Wanderstart: Tiefencastel bei Föhnwetter.
Blick von Plang Tarscholas auf den Gegenhang. Links oben im Sattel Obermutten.
Rechts unten die Schlucht der Albula zwischen Thusis und Tiefencastel.
Walters Jagdhündin
heisst Ava (Wasser).
Gestern erzählte ich von Obermutten, einem reizenden Bündner Minidorf, unserem samstäglichen Wanderziel. Heute möchte ich anfügen, wie wir dorthin gelangten. Nun, in einem recht anstrengenden, gut fünfstündigen Aufstieg (1370 Meter aufwärts, 375 abwärts) ab Tiefencastel. Wir gönnten uns freilich Pausen. Nach knapp zwei Stunden tranken wir in Stierva in der Ustareia Belavista Kafi. Und noch einmal zwei Stunden später schenkten wir uns bei Sur Couel schon wieder eine Einkehr, diesmal im Alpbeizli Tigia. Wir probierten den Hirschsalsiz und kamen mit dem Mann ins Gespräch, der den Betrieb mit seiner Frau führt. Er war früher Bergbauer unten in Stierva, redigiert die Zeitschrift der Bündner Jäger, arbeitet auch als Alpenfischer-Guide und heisst Walter Candreia. Die letzte Wanderstunde war dann hart. Das Gelände hinüber nach Obermutten war wegen der langen Regenfälle morastig mit tiefen Löchern voller Wasser. Auch begann es leicht zu regnen. Das war gemein, weil ich mit Ronja gewettet hatte, dass wir es trocken ins Restaurant Post in Obermutten schaffen würden. Ich verlor und schulde ihr jetzt eine Flasche Wein. Sehr gemütlich war sie übrigens, die Gaststube der "Post". Und wenn es draussen regnet, schmeckt eine deftige Rösti besonders gut.
Eine schöne Bündnerin (Flockenblume).