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Montag, 16. August 2021

Der Teufel als Spediteur

Das Heiligenleben hat so manchen Vorteil. Der Teufel hingegen kann einem leid tun.
Die Kapelle St. Joder über Wolfenschiessen
wurde 1482 geweiht und mehrmals erneuert.
Theodor. St. Theodul. St. Joder. St. Jodern. St. Jodel. Der Bischof von Martigny, damals "Octodurum", sowie des Bistums Sitten – dieser spätere Heilige aus dem Wallis gilt als Winzer-, Wetter- und Viehpatron. Und als Lieblingsheiliger der Walser, die ihn auf ihrer jahrhundertelangen Migration Richtung Osten auch nach Vorarlberg trugen. Oft wird er mit einer Glocke dargestellt, so in der Kapelle St. Joder auf dem Altzeller Berg oberhalb von Wolfenschiessen, Kanton Nidwalden. Ich war am Samstag, bevor ich das Gotteshaus entdeckte und betrat, grad eine Stunde ziemlich steil aufgestiegen und daher neidisch auf den Heiligen, der sich vom Teufel durch bergiges Gelände tragen lässt. In einer Glocke eben. Die Legende dazu gibt es in verschiedenen Versionen. Gemäss der einen rettete Joder in Rom den Papst vor einer Versuchung, worauf dieser ihm eine Glocke schenkte. Und weil die riesig war, spannte Joder für den Transport über die Alpen heimwärts halt eben den geknechteten Teufel ein. In besagter Nidwaldner Kapelle ist die Geschichte in einem neunteiligen Zyklus von Bildern aus dem beginnenden 17. Jahrhundert erzählt – schön drastisch.

P.S. Genau genommen hiessen gleich drei Bischöfe aus dem Wallis Theodor. Sie alle werden kultisch verehrt. Die Legenden, die sich um sie ranken, sind nicht mehr individuell zuordenbar. Und noch eine Nachbemerkung: Meine Wanderung verlief zum Teil auf dem Kapellenweg Engelbergertal. Freilich hatte ich ein anderes Ziel. Ich will morgen von meiner Route erzählen.

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