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Samstag, 31. Januar 2015

Die Waldkathedrale findet nicht statt

Was ist das denn? Die Karte zeigt ein kleines Waldstück im Gebiet Schlössli unweit von Beromünster LU; im Wald ist ein längliches Objekt in Weiss ausgespart. Es handelt sich um die Waldkathedrale Beromünster - offenbar sind die Bäume dort so arrangiert, dass sich Grundriss und Silhouette einer Kirche ergeben. Mehr von dieser Anlage, die auf das Jahr 1790 zurückgeht und die Natur sakralisiert, demnächst. Aber nicht schon morgen oder übermorgen. Die letzten Tage fühlte ich mich nicht besonders, der Hals kratzt leicht, Schultern und Brust schmerzen. Und so beschloss ich gestern schweren Herzens, die Wanderung zur Waldkathedrale abzusagen bzw. zu verschieben. Seltsam, so ein wanderfreier Samstag, ich bin das nicht gewohnt. Ich denke, ich werde mich ganz der Erholung auf dem Sofa sowie der Herstellung einer erstklassigen Gemüsesuppe widmen. Eventuell gibt es gegen Sonnenuntergang auch etwas schönen Rotwein.

PS: Auch wenn diese letzte Januarwanderung ausfällt, gilt doch der Befund, dass der Januar 2015 ein aussergewöhnlich dichter Wandermonat war; ich war zehn Mal draussen. Und gleich noch etwas Kleines: Mit dem 1. Februar sind morgen exakt zwei Drittel des kalendarischen Winters absolviert. Freilich zeichnet sich ab, dass das letzte Drittel hart ausfällt - und wird der Winter denn auch wirklich am letzten Februartag sein Wirken einstellen und sich brav zurückziehen? Man hat schon anderes erlebt.

Freitag, 30. Januar 2015

Drohneneinsatz in der Kirche

In ihr flog die Drohne:
Kirche Wiesendangen.
(Wiki., Roland zh)


Gestern las ich im Tagi zwei bemerkenswerte Dinge. Zum einen bleibt das Café Mandarin beim Bahnhof Stadelhofen in Zürich, das schrecklicherweise einer Velostation weichen soll, noch mindestens ein, wenn nicht zwei Jahre lang offen. Das ist schön, weil ich dort gerne vor dem Wandern Kaffee trinken gehe. Und diese Gipfeli, mmm.

Zum anderen liessen zwei Buben im Rahmen einer Sek-Abschlussarbeit kürzlich in der Kirche von Wiesendangen ZH eine Drohne steigen. Und zwar mit dem Segen des Pfarrers. An der Decke gibt es wertvolle spätmittelalterliche Fresken, die nun dank dem Drohnen-Einsatz in die Nähe rücken - sinnvoller Einsatz einer prinzipiell umstrittenen Technik.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Schöner Totsein geht nicht

Die alte Kirche von Falera, St. Remigius. Und einer der vielen Menhire.
Erhabener Menhir und Ferienhäuser.
Falera, das Dorf in der Surselva, hat eine neue und eine alte Kirche. Die alte Kirche sieht man zur Linken auf einem kleinen Hügel namens Mutta stehen, wenn man mit dem Bus von Laax her ankommt. Sie ist dem heiligen Remigius gewidmet und bildet auch das Motiv des Dorfwappens. Als ich mich letzte Woche in Falera umschaute, ging ich die Remigius-Kirche besichtigen und war begeistert: diese Lage hoch über dem Tal des Vorderrheins, diese Aussicht auf die in Schnee verpackten Berggipfel, dieser stimmungsvolle Mini-Friedhof - hier ist gut Totsein! Aus historischer Sicht, stellte ich fest, sind es gleich drei Dinge, die der Mutta-Hügel bietet:
  • Erstens, eben, die Remigiuskirche. Sie ist Spätgotik, stammt aus der Zeit knapp vor 1500. Ihr Turm allerdings ist noch romanischer Herkunft, also mittelalterlich. Einen Pfarrer hatte St. Remigius schon 765, die Kirche gehörte zuerst dem Kloster Schänis SG, dann dem Kloster Disentis, bis endlich Falera selber die Hoheit übernahm. Anfang des 20. Jahrhunderts baute man eine grössere Kirche, seither heisst die kleine "Baselgia Veglia". Alte Kirche.
  • 1935 entdeckte der Kantonsförster auf dem Mutta-Hügel eine prähistorische Siedlung aus der Bronzeit, 2000 bis 800 vor Christus. Das Dörflein beherbergte gut 100 Menschen. Ihre Rundholzhütten waren von einem zwei Meter hohen Wall umfriedet. Er hatte gleich zwei Aufgaben: Abschreckung von Feinden und Schutz gegen den Wind. Archäologen fanden im Boden eine Bronzenadel von 83 Zentimetern Länge mit einem flachen, scheibenförmigen Kopf von mehr als 10 Zentimetern Höhe und Breite. Die Entdecker meinten vorerst, dies sei eine Kleidernadel gewesen. Heute kursiert die Theorie, dass die Verzierungen auf dem Kopf Venussymbole seien und die Nadel ein Venuskalender.
  • Gleich neben der Kirche ist der Hügel eher flach, die Wiese heisst "Planezzas". Einst muss auf ihr irgendeine Art von Kult stattgefunden haben. Drei Dutzend Menhire, also längliche, aufgerichtete Steine zeugen davon sowie mehrere Schalensteine. Einige Menhire bilden Reihen. Wenn man die jeweilige Linie aufnimmt und Richtung Horizont weiterzieht, ergeben sich astronomische Entsprechungen; zum Beispiel zeigt eine Linie wohl* auf den Punkt, wo zur Sommersonnenwende die Sonne aufging. Die Menschen von damals waren allem Anschein nach Gestirnsexperten.
* Eine gewisse Skepsis ist angebracht. Manche Peilungen sind reichlich ungenau; zudem ist der Himmel derart reich an Objekten, dass eine terrestrische Linie fast immer irgendetwas Stellares im Visier hat. Auch muss man bedenken, dass viele Menhire erst in unserer Neuzeit wieder aus dem Boden geholt und aufgerichtet wurden.
PS: Morgen widmet sich meine Zeitungskolumne der Winterroute Falera - Ladir - Ruschein.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Bachtel und boykottiertes B

Wetterkino im Abstieg vom Bachtel.
Ronja macht mal kurz Pause vom Stapfen.
Dieser Beizenboden wird bald herausgerissen und entsorgt.
Gestern vormittag gingen Ronja und ich nach einer Nacht, in der es ausgiebig geschneit hatte, auf den Bachtel. Wir hatten Glück, zwei Leute hatten kurz vor uns die Direttissima vom Örtchen Wernetshausen auf den Gipfel eingeschlagen. Dank ihrer Spur hielt sich die Anstrengung des Aufsteigens im tiefen Schnee in Grenzen. Oben assen wir sagenhaft; nicht zum ersten Mal hatte ich Kotelett und Rösti, wieder einmal war ich begeistert. Der junge Kellner, glaubs ein Kroate, erzählte uns, warum die Wirtschaft vom 12. Februar bis 6. März Betriebsferien macht: Umbauarbeiten. Insbesondere wird der 50 Jahre alte Kunststoffboden durch einen neuen Parkettboden ersetzt. Der Abstieg nach Wald war dann noch viel schöner als der Aufstieg. Das Wetter zeigte uns, was es alles kann. Mal erschien kurz die Sonnenscheibe im grauen Himmel, mal wallten Wolken wild aus Südwest heran und türmten sich zu gewaltigen Gebilden; dazwischen inszenierte sich der Januar klassisch mit wattierten Tannen, von denen im Wald gewaltige Schneefuder auf uns stürzten. Stellenweise war das Wandern anstrengend, wir sanken bis zu den Knien ein. Unten in Wald gab es in der Bleiche, einem umgenutzten Industrieareal mit Restaurant, Kafi Schnaps respektive Bier - so endete das Abenteuer. Ah ja, noch dies: Einen Schlitten sahen wir am Vormittag, der auf einem von Orn her kommenden, ebenaus verlaufenden Forststrässchen vorbeischoss. Er wurde gezogen von, wenn ich recht gesehen habe, zehn Huskies. (Wernetshausen - Bachtel - Unterbachtel - Bachtelspalt - Forhalden - Tänler - Bleiche - Bahnhof Wald. 3 Stunden, 405 Meter aufwärts, 510 abwärts.)
In Wald kehrten wir in der Bleiche noch einmal ein. Das B boykottierte ich.

Dienstag, 27. Januar 2015

Sedrun hell? Nun ja...

Blauer Himmel circa bei Flims. Und grauer Himmel über Disentis (Bildmitte).
Die Matterhorn-Gotthard-Bahn zwischen Sedrun und Disentis.
Hm. Was nun? Ich stellte mir, während ich am Morgen via den Oberalppass anreiste, den blauen Himmel über der oberen Surselva vor. Doch tatsächlich erstreckte er sich von Flims Richtung Osten, wie obiges Foto zeigt - ich war ein wenig ernüchtert, als ich in Sedrun ausstieg, über mir war alles grau. Ich zog meinen Plan trotzdem durch, hinab nach Disentis winterbahnzuwandern. Die Strecke gestern war hübsch auch ohne Sonne, der Winterwanderweg folgt mehr oder weniger dem Bahntrassee. Nach 2 1/4 Stunden war ich freilich ziemlich durchfroren, sah deshalb von einer Verlängerung nach Cumpadials ab und fuhr von Disentis wieder heim. Hinter mir hockten im Zug vier Teenager, die nach Chur reisten. "I wott en uhuara grossa Döner", sagte der eine. Das Mädchen ihm gegenüber übte mit leiser Stimme einen Popsong, als wollte sie in einer dieser grassierenden TV-Sing-Konkurrenzen mitmachen. In Chur war es dann hell und schön. Und später in Zürich düster wie in einem Keller.

Montag, 26. Januar 2015

Glück und Enttäuschung im Thurgau

Winter auf dem Seerücken nach dem Haidenhaus.
Der Seerücken ist dünn besiedelt.
Unsere Samstagswanderung war strikt zweigeteilt. Die ersten drei Stunden bestanden in der Überquerung des Thurgauer Seerückens auf der Route Müllheim-Wigoltingen Station - Müllheim - Homburg - Haidenhaus - Steckborn. Das war grossartig, das Plateau des Seerückens ist als einsam bekannt, die Höfe sind spärlich gestreut, die Dörfer rar. Wir froren aber gewaltig beim Start, in der Ebene zwischen Frauenfeld und Weinfelden verharrte der Frost, was in der Meteorologie Kaltluftsee oder Kältesee heisst (nicht zu verwechseln mit Kalterer See). Oben schlotterten wir in der Bise noch viel mehr. Aber schön war das, wir hatten unsere Ruhe; ums Heidenhaus, wo wir einkehrten, sahen wir nicht mal Langläufer, die sich dort für gewöhnlich sammeln.
In Stein am Rhein SH kamen wir am Ende doch ans Wasser.
Nach dem Zmittag in der Sonne Steckborn, einer Pizzeria, ging es in noch einmal drei Stunden via Mammern nach Stein am Rhein - alles den See entlang. Halt, dieser Nachsatz ist grundfalsch. Uferwandern war meine Vision gewesen. Doch leider gingen wir praktisch nirgendwo am See. Der Grossteil des Ufers ist von Privatgrundstücken belegt und unzugänglich. Der Weg verläuft mal ganz abseits am Hang, mal eingekeilt zwischen Bahnlinie und Uferböschung, mal auf der Strasse an der Bahn und zum Schluss immerhin - auf Asphalt - durch die seenahen Felder. Empfehlen kann man das Stück nicht, ausser den Velofahrern. Aber der Seerücken hat sich gelohnt.

Sonntag, 25. Januar 2015

Dr. Fleisch und die Klettenkatze

Über die gestrige Wanderung von der Station Müllheim-Wigoltingen über den Seerücken nach Steckborn und weiter via Mammern nach Stein am Rhein will ich morgen berichten. Hier vorerst vier Schnappschüsse.
Bei diesem gewaltigen Ast- und Reisighaufen fragte ich mich spontan, ob es
sich wohl um den Grabhügel eines Oberförsters handelt. Wenn ja, dann hat
man ihn hoffentlich im Pharao-Modus bestattet. Mit der Axt auf der Brust.

Ich weiss nicht, ob ich zu einem Arzt dieses Namens Zutrauen fassen könnte.
Schwierig, eine schwarze Katze zu fotografieren, der Belichtungsmesser mag
das nicht besonders. Das junge Tierchen begleitete uns über Kilometer und
begann dann traurig zu maunzen; es realisierte wohl, dass es den Rückweg
nicht mehr finden würde. Wir deponierten es bei einem Ehepaar, das auch eine
Katze hat und netterweise versprach, sich um die Rückführung zu kümmern.
Kobane ist die kurdische Stadt, die von der Soldateska des Islamischen Staates
(IS) heimgesucht wurde. Der Betreiber eines Dönerkiosks in Stein kommt wohl
von dort. Wer wandert, ist bisweilen mit der grossen Weltgeschichte konfrontiert.

Samstag, 24. Januar 2015

Dreimal Homburg

Winston Churchill mit Homburg.
(Wikicommons)
Heute wollen wir vom Bahnhof Müllheim-Wigoltingen über den Seerücken nach Steckborn laufen. Dort gibt es nach den drei Wanderstunden Zmittag, hernach wird es voraussichtlich den Bodensee entlang nach Stein am Rhein gehen. Am Vormittag werden wir Homburg passieren, eine der flächenmässig grössten Thurgauer Gemeinden. Wenn ich den Namen höre, muss ich erstens an das unnachahmlich melancholische Lied "Homburg" von Procol Harum denken. Und zweitens an den gleichnamigen Hut. Kennt den jemand? Winston Churchill zum Beispiel trug immer einen. Oder Konrad Adenauer. Mit dem Ostschweizer Ort Homburg hat der Hut nichts zu tun, vielmehr stammt er aus dem deutschen Bad Homburg, wo ihn eine Hutfabrik schon im 19. Jahrhundert fertigte. Weltweit populär wurde der Homburg durch einen Besuch des späteren englischen Königs Edward VII. 1882 daselbst. Der Thronfolger sah den Hut, mochte ihn und liess sich einen fertigen. Halb Europa tat es ihm nach, der Zylinder sowie die Melone erlitten dann gleich eine Beliebtheitskrise. Homburg: ein vielseitiges Wort.

Freitag, 23. Januar 2015

Pouletinnen

Der Eintrag über die Menhire von Falera ist geschoben - es gibt anderes zuerst zu erzählen. Ein Gefühls-Schrecken ereilte mich gestern mit der Gewalt eines Blitzstrahls. Als ich im Coop in Zollikerberg im Kühlregal Pouletschenkel suchte, geriet mir eine Packung in die Hände, auf der stand: "Pouletinnenfilet." Mir wurde kurz schwarz vor Augen. War das gefürchtete Genderdeutsch bei Coop angekommen, Pouletinnen mit kleinem I? Also nicht PouletInnen, womit beide Geschlechter gemeint wären. Sondern das weibliche Genus stellvertretend für alle, auch für die männlichen, Poulets? Als ich die Augen wieder öffnete und das seltsame Wort noch einmal betrachtete, atmete ich auf. Poulet-innen-Filet: Darin verbirgt sich das Adverb "innen" als Gegenteil zu "aussen". Entwarnung. Ob es auch ein "Pouletaussenfilet" gibt, weiss ich freilich nicht.

Meine kleine Männerwelt war wieder in Ordnung. Ich kaufte eine Packung mit zwei schönen grossen Schenkeln. Einige Zeit später setzte ich zuhause meine geliebte Pouletsuppe auf; modern gesagt: meine geliebte Pouletinnensuppe. Das Rezept geht so: Wasser aufkochen. Poulet rein. Dazu Rüeblistängeli, einige geschnittene Champignons, drei mittelgrosse Zwiebeln und reichlich Ingwer. Das alles eine gute Stunde kochen. Dann die Pouletschenkel rausnehmen, das Fleisch von den Knochen und der Gruselhaut lösen und wieder reingeben und mit kleinen Suppenteigwaren noch einmal zehn Minuten kochen. En Guete.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Sonnendessert in der Surselva


Selbstporträt auf der Senda Sursilvana zwischen Falera und Ladir.
Christkind in der Nossadunna-
Kapelle in Ruschein.
Im Unterland, in Zürich etwa, hatten sie gestern Nebel. Im Bündner Oberland aber dominierte die Sonne, wenn sie auch von Wolken dann und wann bedrängt wurde. Ich fuhr nach Falera. Dort besichtigte ich die alte Remigiuskirche und das berühmte Menhirfeld "Parc la Mutta" (mehr darüber morgen). Hernach winterwanderte ich und zottelte in zwei Stunden, ohne dass ich abseits der Orte einen Menschen getroffen hätte, auf der Senda Sursilvana, die winters vom Schnee geräumt wird, nach Ladir. Dort gewährte ich mir eine Verlängerung bis ins nächste Dorf. In Ruschein ass ich im Hotel Alpina Schnitzel paniert mit Nüdeli und fand das grandioser als manches doppelt oder dreifach so teure Menü der letzten Wochen. Hernach das Dessert: Vor der Kapelle Nossadunna war es warm wie im Frühling, ich genoss jeden Sonnenstrahl einzeln, um nach dieser herrlich warmen Halbstunde alsbald die Heimreise unter die Nebeldecke anzutreten.
Ladir voraus. Links der Piz Mundaun.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Heut gehts nach Falera, fallera!

Einer der Menhire von Falera.
(Wikicommons/ Parpan05)
Heute soll es nach Falera gehen, also in die Surselva. Endlich! Seit vielen Jahren lese und höre ich immer wieder von der dortigen Megalith-Anlage beim Hügel Mutta - und bin noch nie selber dort gewesen. Offenbar dienten Faleras Steine und Steinlinien einst in der Prähistorie zur Bestimmung von Frühlings- und Herbstbeginn. Und das ist der erst der Anfang eines grösseren kultischen Zusammenhanges, der auch eine bronzezeitliche Siedlung sowie das nahe Gotteshaus St. Remigius umfasst - zum Beispiel heisst es, dass die drei Kirchen von Falera, Ladir und Ruschein eine exakte Linie bilden. Mal schauen; ich hoffe nun, dass der Schnee nicht gleich alle Steine zudeckt. Und dass vor Ort gute Infotafeln stehen oder so, die zwischen Prähistorie-Spekulation und wissenschaftlich gesicherten Fakten trennen. Wenn die Besichtigung dann vollzogen ist, will ich auf dem Winterwanderweg von Falera nach Ladir hinüberlaufen. Ein guter Plan, oder?

Dienstag, 20. Januar 2015

Seilstark!

Eberseckens Wappen passt.
(Wikicommons/ Rontaler)
Ebersecken, wo wir am Samstag zu Mittag assen, hat den Eber im Wappen. Ein Tier der Kraft. Das passt zur Spezialität des abseits des Wiggertals in den Hügeln gelegenen Dorfes. Ebersecken ist sportlich top - im Seilziehen. Das letzte Jahr war das erfolgreichste des dortigen Seilziehclubs. Man holte vier Schweizermeister-Titel, stellte diverse Athlethen in der Nationalmannschaft, realisierte Cupsiege. Und an der WM in den USA errang der SZC Ebersecken den Klubweltmeistertitel in zwei Gewichtsklassen. Sackstark. Respektive: seilstark!

Montag, 19. Januar 2015

Ein Kirsch - und dann wieder raus

Howard Carpendale müsste sich mal hinsetzen und
seinen Schlager "Deine Spuren im Sand" einschweizern.
Schlechtes Wetter muss man von innen erleben. Jawohl, von innen, nicht von drinnen. Also nicht aus der Wohnung. Ins Geschehen begeben muss man sich, meine ich, und hat man das erst mal getan, macht die Sache viel Spass. Es regnete, es schneeregnete, es schneite am Samstag, während wir von Gettnau aus eine fünfstündige Runde durch die Hügel drehten. Richtig weiss wurde die Gegend nur auf über 700 Metern, weiter unten nahm sie eine reizvoll pastellgrüne Farbe an; und dort, wo es Bäume hatte, war der von ihnen beschirmte Boden grasgrün. Zum Laufen war dies anstrengend, man rutschte permanent und musste Muskeln aktivieren, deren Existenz man längst vergessen hatte; vor allem die Oberschenkel spürte ich am nächsten Tag. Und sicher war dies die Wanderung mit den meisten Pfützen und dem meisten Pflotsch seit vielen Monaten, "plitsch" war das Geräusch Nummer eins. Lustig fand ich die Begegnung mit den drei Jägern auf dem Hügel Guggi gleich über Gettnau. Sie kamen uns auf dem Wanderweg entgegen, wirkten ein wenig frustriert; wieder mal nichts geschossen. Gleich hinter ihnen aber rannte fröhlich ein Fuchs über den Weg. Die Route: Gettnau Bahnhof - Vorderguggi - Schonauwald - Hellerhof - Zenzenhof - Hünkihof - Oberschlempen - Unterschlempen - Kället - Grossmatt - Grüt - Ebersecken - Grüt - Gläng - Luterenächer - Oberfeld - Tschopen - Niderwil - Reinsberg - Gettnau Bahnhof. 5.05h, 20 km, je 360 m auf und ab.

Und nun noch zum Zentrum, zur Essenz, zu Seele und Herz der Wanderung. Das war die Sonne Ebersecken. Das Dorf ist nicht schön, irgendwie zusammengestückelt. Dafür, eben, haben die in ihrem handysignal-losen Winkel einen tollen Gasthof. Er hält 14 Gault-Millau-Punkte und ist gleichzeitig eine Dorfbeiz, die für wenig Geld ein tägliches Menü bietet. Ich hatte à la carte einen Salat, ein Entrecôte Café de Paris mit Pommes Frites und Gemüse und einen Coupe Dänemark, alles untadelig und mit Liebe gekocht. Ein Kirsch aus der Gegend machte mich am Ende vollends fit, mich wieder ins Januarnass zu stürzen.
Halb grün, halb weiss. Und dazu viel Dreck: eine halbe Stunde vor Ebersecken.

Sonntag, 18. Januar 2015

Die stadtnahe Bergtour

Osswalds Skispitzen bei der Abfahrt vom Gipfel. (Screenshot)
Am Neujahrstag winterwanderte unsereins auf die Marbachegg, es war ein herrlicher Tag. Der Basler Dominik Osswald machte mit seinem Bruder Marc eine Skitour. Und zwar auf den Uetliberg, 869 Meter über Meer, Zürichs Hausberg - nicht gerade ein klassisches Ziel. Den herzerfrischenden Bericht über die Tour querwaldein findet man samt Filmli hier; darunter entspannt sich unter den Lesern die Diskussion, ob man - Stichwort "Wildschutz" - so frech durch die Fichten und Buchen preschen darf oder nicht.

Samstag, 17. Januar 2015

Die Jazz-Lok

Die musikalische Taurus-Lok. (Wikicommons/ÖBB)
Hui, schön garstig wird das heute. Wir wollen von Gettnau über die Hügel nach Ebersecken laufen, dort in der Sonne essen und hernach nach Willisau halten.

Etwas aus dem Tagi von gestern: Der Railjet verkehrt fünf Mal im Tag von Zürich nach Wien. Immer dann, wennd diesem Zug eine Taurus-Lok vorgespannt ist, hört man auf dem Perron, sobald der Zug anfährt, eine jazzige Melodie: eine Tonleiter wie von einem Saxophon Die Töne entstehen durch die Stromrichter, die den Strom aus der Oberleitung für die Drehstrommotoren der Lok adaptieren. Dabei... nun, ich verstehe die Sache als Laie nicht und zitiere daher ohne Kommentar die technische Begründung (hier gehts zum Filmli):
"Das hörbare Geräusch ist dabei die doppelte Taktfrequenz der Pulswechselrichter, die stufenweise angehoben wird. Die Frequenz ändert sich dabei in Ganz- und Halbtonschritten über zwei Oktaven."

Freitag, 16. Januar 2015

Der ungeschickte Drucker

Balhorns Lübecker Stadtrecht von 1586.
(Wikicommons)
Am Dienstag ging es in diesem Blog um irisierende Wolken und den Erzengel Michael. Das "Erz" im Wort Erzengel, sei hier nachgeschoben, hat mit irgendwelchen metallhaltigen Mineralien nichts zu tun. Vielmehr ist es die verballhornte, eingedeutschte Version des Griechischen "arche" gleich Anfang oder Überlegenheit, Hoheit, Führung. Erzengel sind im Judentum, Christentum, Islam die ersten, die obersten, die führenden Engel; sie tragen gegenüber der namenlosen Schar anderer Engel darum auch Namen.

Nun noch etwas zum "verballhornen". Man versteht darunter, dass ein Wort bis (fast) zur Unkenntlichkeit entstellt wird. So ist zum Beispiel der "Teufel" eine verballhornte Form des griechischen "diabolos" gleich "Verleumder" oder "Verdreher". "Verballhornung" selber geht zurück auf einen etwas ungeschickten Berufsmann, den deutscher Buchdrucker Johann Balhorn. Er fabrizierte 1586 eine Ausgabe des Lübecker Stadtrechts mit vielen sinnentstellenden Fehlern. Genauer und mit Varianten erzählt ist die Geschichte in Wikipedia.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Flügelhunde und Fabelgiraffen

Kuriose Kreatur in Bruno Webers Dietiker Park.
(Wikicommons/ Paebi)
Zeitlebens werkte und wirkte der Künstler Bruno Weber an und in seinem Skulpturenpark oberhalb von Dietikon im Limmattal. 2011 starb er. Der Park blieb offen und zog zahlendes Volk an. Und doch rentierte der Betrieb nicht, die Schliessung wurde angekündigt. Gestern nun las ich einen Artikel im Tagi, wonach der Park vorerst doch offen bleibt bzw. nach der Winterpause am 4. April wieder öffnen kann. Die Sache ist kompliziert, es geht im Artikel um das zukünftige Konzept, eine endlich zustande gekommene Einigung zwischen Webers Witwe und einer Stiftung sowie um einen Hochbahn-Zubringer, von dem Weber träumte, als er noch lebte. Und natürlich handelt der Artikel auch von der Finanzierung. In nächster Zeit müssen sich die Betreiber daran machen, professionelle Betriebsstrukturen zu schaffen und Sponsoren zu finden sowie öffentliche Fördergelder aufzutreiben, damit die Finanzierung stabil ist. Ich meinerseits habe mir für den April in die Agenda eingetragen, dass ich mal ins Limmattal reisen will, um mir Webers Tierkreaturen wie Einhörner, Flügelhunde und Fabelgiraffen anzuschauen.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Von Adlern, Menschen und Columbia Sportswear

Travers arbeitet mit Weisskopfseeadlern. (Wikicommons/MPF)
In meinem Tagi-Postfach landete kürzlich eine Medien-Einladung der Destination Davos Klosters. In der Betreffzeile war die Rede von Raubvögeln. Sofort dachte ich ans WEF.

Missverständnis! Als ich das Mail öffnete, erfuhr ich, dass es um den Romand Jacques-Olivier Travers geht, offenbar "der bekannteste Raubvogel-Trainer der Schweiz". Er bringt in Gefangenschaft aufgewachsenen Adlern das Fliegen bei und lanciert bisweilen einen kamera-bestückten Adler, was tolle Filmbilder generiert. Und mit seinem Alder Sherkan eröffnet Travers, so die Medienmitteilung, jeweils die Heimspiele des HC Genf-Servette. Na ja, das fände ich jetzt als Sherkan nicht so toll. Nun aber noch zur Einladung, die ich ... - nun ja, man urteile selber! Sie handelt von der Filmcrew, mit der Travers heute in Davos drehen will, wozu eben die Medien herzlich eingeladen sind:
"Ab Mittwoch wird die Crew (...) verschiedene Sportarten wie Skifahren, Langlauf, Schlitteln, Schneeschuhwandern und Eissport in Verbinduhng mit den drei zum Dreh anreisenden Raubvögeln aufzeichnen. Damit werden durch den gemeinsamen Partner Columbia Sportswear zwei Pioniere ihres Fachs zusammengeführt. Auf der einen Seite Jacques-Olivier Travers, der mit seinem Projekt das Zusammenleben der Menschen und der Raubvögel aufzeigen möchte, und Davos Klosters als Pionier des Wintertourismus."
PS. Heute gibt es in der Zeitung von mir ein grosses Interview mit dem Imam des islamisch-bosnischen Zentrums in Schlieren ZH. Thema natürlich: Wie lebt es sich nach den Anschlägen von Paris als Muslim?

Dienstag, 13. Januar 2015

Regenbogen ohne Regenbogen

Samstagmittag bei der Kapelle Michaelskreuz auf dem Rooter Berg LU: Der Himmel schillert in allen Farben. Man nennt das mit dem Regenbogen verwandte Phänomen "irisierende Wolken", die Zeitungen berichteten gleichentags. An den Wassertröpfchen oder Eiskristallen der Wolke wird das Licht gebeugt und wechselt die Farbe. Sieht mystisch aus, oder? Der Erzengel Michael erschien uns dann aber doch nicht.

Montag, 12. Januar 2015

Januarfrühling

Unsere Samstagsroute: Zug - Cham - Buonas - Meierskappel - Michaelskreuz - Haltikon - Allmig - Küssnacht - Gesslerburg - Hohle Gasse - Immensee; 6 Stunden 50 Gehzeit, 580 Meter aufwärts, 540 abwärts. In Erinnerung bleiben wird vieles:
  • Die immer neuen Blicke auf den Zugersee und später auch den Vierwaldstättersee, welch beide Gewässer von einem intensiven Blau waren, das wirkte wie vom Chemiker angerührt.
  • Eine schillernde Wolke über dem Michaelskreuz; mehr zu dem irisierenden Ding in einem separaten Eintrag.
  • Die allerschönsten Berge über wallenden Wolken; der Landschaftsmaler war an diesem Tag ungeheuerlich romantisch gestimmt.
  • Starke Winde, die doch angenehm lau waren. Sie erfrischten, statt zu schrecken, wie es im Winter üblich ist. Man öffnete ihnen gern die Jacke.
  • Das Schlussbier im Café Bijou in Immensee. Alle Tische waren gedeckt für eine Geburtstagsparty, Papierschlangen und so. Eine Dudelband baute gerade ihre Instrumente auf. Die Serviererin war eine herbe Schönheit aus Ex-Jugoslawien. An der Bar sassen gegerbte Kroaten oder Serben. Und dazu ein junger Schweizer, der etliche Schnäpse getrunken hatte und uns in eine wirre Konversation verwickelte. Zudem sprach ich mit einem Walliser französischer Zunge, der mich über die Immobilienpreise in der Innerschweiz kompetent ins Bild setzte.
Soweit der Samstag, ein wahnsinnig milder Tag; wir hatten gut 15 Grad Wärme und genossen das sehr. Über kurz oder lang wird die deutsche Sprache nicht umhin können, für solche Tage mitten im Winter ein Wort einzuführen. Wie wäre es mit "Januarfrühling"?
Zwischen Zug und Cham.
Vor Buonas, rechts hinten die Rigi.
Dräuende Wolken im Gebiet Stoos und Riemenstaldertal.
Der Zugersee mit dem Rossberg.
Der Küssnachtersee.
Am Hafen von Küssnacht. Hinten Seebodenalp und Rigi.

Sonntag, 11. Januar 2015

Kumba und Kumbaya

Die Hängebrücke von Sigriswil BE führt über die
Gummischlucht, die mit Gummi nichts zu tun hat.
Diese Woche stieg ich - am Mittwoch wars - vom Wirzweli auf die Gummenalp. Dank einem Hinweis meines Facebook-Freundes Paul Ott*, der mir kürzlich einen Buchauszug zukommen liess, weiss ich, was es mit all den Gummen, Gumen, Gummi, Chummen und Chumen in der Schweiz sprachlich auf sich hat. Sie gehen in der Regel auf ein gallisches, also keltisches Wort "kumba" zurück, das "Tal" oder "Schlucht" oder "Eintiefung" heisst. Die französische Gelände-Bezeichnung "combe", die ich von vielen Jura-Wanderungen kenne, ist auch von "kumba" abgeleitet.

*Paul Ott: nach Bern ausgewanderter Ostschweizer. Hat als Paul Lascaux seit den Achtzigerjahren mehrere starke Krimis geschrieben, die ich nur empfehlen kann. Auch das Krimifestival Mordstage hat er initiiert.

PS: Und noch eine Kuriosität à propos Kumba. Etwas rein Assoziatives. In der Sonntagsschule sangen wir das Lied "Kumbaya". Ich dachte damals, das sei Suahili und das Lied komme aus Afrika. Es stammt aber ziemlich sicher aus Amerika. "Kumbaya" ist die Verballhornung von "Come by here". Wie es zur der Entstellung kam, lese man auf Wikipedia nach, einer echten Bereicherung meines Lebens.

Samstag, 10. Januar 2015

Frühling für einen Tag

Die Hohle Gasse nah Immensee.
(Wikicommons/ Ursula Haecki)
Heute soll es bis zu 15 Grad warm werden. Und morgen geht es wieder hinab gegen null Grad - was für eine Geisterbahnfahrt dieser Winter 2014/15 doch ist. Aber jedenfalls freue ich mich auf unsere Samstagswanderung. Es soll von Zug dem See entlang via Cham nach Buonas und dann aufs St. Michaelskreuz gehen, einen formidablen Aussichtspunkt. Im gleichnamigen Restaurant habe ich für den Zmittag reserviert und sehe schon das in der Karte aufgeführte Wienerschnitzel vor mir. Am Nachmittag wollen wir nach Küssnacht absteigen und womöglich weiter bis Immensee ziehen durch die Hohle Gasse. In ihr soll bekanntlich der Gessler von Tells Geschoss getroffen worden sein. Freilich handelt es sich bei der heutigen Anlage um ein Imitat aus der Neuzeit. Der ganze Verkehr von Küssnacht nach Immensee rollte einst über diese Route. 1937 kam eine Umfahrung. Erst dann baute man die entlastete Strasse im Sinne eidgenössischen Gedenkens zurück und verengte sie mit Steinen. Ob Gessler und Tell die Hohle Gasse von heute erkennen würden?

Freitag, 9. Januar 2015

Bähnli-Elend

Manche Schweizer Bergbahn hat eine düstere Zukunft.
Eben las ich einen Artikel über unsere Bergbahnen. Zwei Drittel von ihnen, heisst es da, könnten nach rein marktwirtschaftlichen Kriterien nicht überleben. Die öffentliche Hand stützt viele dieser Unternehmen, zum Beispiel mit zinslosen Darlehen oder einer Defizitgarantie. 23 Prozent des Aktienkapitals hiesiger Bergbahnen sind ohnehin in staatlichem Besitz, der Steuerzahler steht für die Misere gerade. Die Folge der Hätschelei ist, dass manche Bahn über ihre Verhältnisse lebt - bis wieder einmal eine Sanierung ansteht wie vor einiger Zeit in Meiringen-Hasliberg und kürzlich in Gstaad. Vor allem die mittelgrossen Betriebe haben Probleme: Gross wachsen können sie nicht, dafür fehlen die Mittel oder auch die passende Geografie; und doch brauchen sie einiges Personal und können die Kosten nicht stark reduzieren.
Was fange ich als Wanderer mit diesem Befund an? Nun, ich fahre, solange es Bahnen gibt. Und gibt es die eine oder andere einmal nicht mehr, ist das weiter nicht schlimm. Es fördert die Ruhe in den Bergen. Soweit meine moralisch nicht sehr gefestigte Position.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Schön wärs, schön wars

Viel Schnee ist da nicht: Blick aus der Seilbahn Dallenwil - Wirzweli.
Wirzweli, grüne Wiese auf 1300 Metern über Meer.
Gescheckte Matten markieren den Bergjanuar 2015. Hinten das Stanserhorn.
Schneemangel war auch gestern das Thema des Tages. Alle klagten sie: die Frau von der Bahn, eine Wirtin, der Typ mit dem Hund. Mit ihren Schneeschuhen lächerlich machten sich die zwei Männer, die ich unterwegs im Gelände antraf; es hatte exakt genug Schnee, dass man knapp einen Winterwanderer spielen konnte. Aber Schneeschuhe? Absurd. Und wie die Dinger auf dem harten Grund klapperten. Das Buochserhorn gegenüber, sah ich, hätte man auch mit normalen Wanderschuhen ersteigen können. Ich war mit der Seilbahn von Dallenwil zum Nidwaldner Feriendorf Wirzweli aufgefahren, 1227 Meter über Meer. Von dort stieg ich in zwei Stunden auf dem offiziellen Winterwanderweg zur Gummenalp auf, 1579 Meter. Grandios der Blick auf Gipfel wie Stanserhorn, Pilatus, Gräfimattstand. Nach einem guten Mittagessen (Schweinsbratwurst, die dritte des Jahres, wo soll das hin?) gondelte ich hinab zum Wirzweli und ganz zu Tale. Unten in Dallenwil war mir am frühen Nachmittag, als stünde ich im Frühling: diese grünen Wiesen und Hänge bis hoch hinauf. Schön wärs. Und schön wars.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Licht macht immun gegen Gänsbrunnen

Anfang Januar und fast kein Schnee auf der Hasenmatt, 1445 Meter.
Seit Weihnachten fährt die neue Weissenstein-Bahn
und rettet Menschen vor dem vernebelten Flachland.
War schön gestern. Mit Frau K. fuhr ich von Oberdorf auf den Weissenstein. Zur neuen Bahn kann ich nicht viel sagen - ausser dass sie speditiv und mackenfrei operierte. Oben auf Solothurns Hausberg blauer Himmel, gleissende Sonne und der Alpenkranz am Horizont. Und wenig Schnee. Es folgte eine 3 1/2-Stunden-Wanderung (300 Meter aufwärts, 830 abwärts): zum Hinter Weissenstein, zur Hasenmatt, hinab via einen schauderhaft vereisten Steilpfad zum Althüsli, wo wir Gerstensuppe, Bratwurst, Pommes-Frites assen, und via Rüschgraben noch weiter hinab nach Gänsbrunnen. Leider war in dem 99-Seelen-Dorf das einzige Restaurant zu. Die 40 Minuten Wartezeit am abseitig gelegenen Bahnhof waren für uns kein Problem, weil der Tag toll gewesen war und wir Licht getankt hatten. Andernfalls hätte man sich dort eine Depression holen können. Speziell im praktisch unbeheizten, mit einem Holztisch und Bänken kafkaesk möblierten, blau getünchten, ohne Licht schon am frühen Nachmittag in die Düsternis stürzenden Wartsaal. Was waren wir froh, als der Zug kam und uns von Gänsbrunnen erlöste.
Wie lang dauert das denn noch? Frau K. wartet in Gänsbrunnen auf den Zug.

Dienstag, 6. Januar 2015

41.11 Prozent

Heute zwei Dinge.
Die Webcam zeigt: wenig Schnee auf dem Weissenstein SO.
(Screenshot von gestern vormittag)
  1. Mit diesem Tag sind schon 41.11 Prozent des Winters zurückgelegt, wenn man zur Berechnung den meteorologischen Winter als Basis nimmt, also die drei Kalendermonate Dezember, Januar, Februar. Ist das nicht eine grossartige Nachricht? Ich berechne die Prozentzahl übrigens jeden Morgen.
  2. Wir fahren heute mit der neuen Gondelbahn von Oberdorf auf den Weissenstein; ich bin gespannt, wie sie sich anfühlt. Ob die wohl beheizte Gondeln haben? Okay, das war jetzt ein Witz. Oben soll gewandert werden, mal schauen, wieviel Schnee es hat. Der Webcam zufolge jedenfalls nicht viel. Mögliche Route: Von der Bergstation zum Hinteren Weissenstein, hinauf zur Hasenmatt und hinab nach Oberdorf.

Montag, 5. Januar 2015

Hoppenhoo, Krütli, Langenörli

Das Mahnmal auf der Näniker Blutmatte, gute drei Gehminuten entfernt
vom Bahnhof Nänikon-Greifensee, erinnert an eine Begebenheit von 1444.

Am 28. Mai 1444 wurden sie hingerichtet, die 62 Männer, die die Festung Greifensee zwei Wochen zäh verteidigt hatten, bis sie doch aufgeben mussten. Ital von Reding der Ältere, der Schwyzer Heerführer, kannte keine Gnade, er befahl, was später "Mord von Greifensee" genannt wurde. Auf der Blutmatte von Nänikon, ein Stück weit vom See und der Festung entfernt, schritt der Henker mit dem Schwert zur Tat, Kopf um Kopf rollte, Bauernfamilie um Bauernfamilie verlor ihren Ernährer; das Flehen der Frauen und Kinder fruchtete nichts. Ebenfalls getötete wurde der Anführer der Festungstruppe, der Ritter Wildhans von Breitlandenberg. Ital von Reding soll später keine Ruhe mehr gefunden haben, auch als Toter. Bis seine Schwiegertochter auf der Blutmatte eine Kapelle stiftete. Die ist heute längst wieder verschwunden, hingegen steht da ein Mahnmal von 1842. Die blutige Begebenheit ist Teil des Alten Zürichkriegs, der gut ein Jahrzehnt währte. Zürich duellierte sich damals mit den alten Orten der Eidgenossenschaft, den Innerschweizern, Glarnern, Bernern, um das Erbe des verstorbenen Grafs von Toggenburg; der Konflikt überschritt Grenzen, indem auch das Haus Habsburg und der französische König mitmischten. Wir kamen am Samstag an der Blutmatte vorbei, hielten inne und fanden etliche Namen auf der Bronzetafel des Monuments kurios: Hans Hoppenhoo, Jägli Krütli, Ulrich Langenörli zum Beispiel. Aber so wirklich zum Lachen war uns nicht zumute.