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Sonntag, 31. Juli 2022

Insuläres

Bahnhof Mürren, ein Triebwagen der Schmalspurbahn,
die zur Grütschalp verkehrt. (Foto: Herbert Ortner / Wikicommons)

Nein, ein "Inselbetrieb" ist kein Restaurant oder sonst eine Firma auf einer Insel. Um eine Eisenbahnstrecke handelt es sich vielmehr, die von einem grösseren Eisenbahnnetz unabhängig ist oder von diesem getrennt; die Definition ist in ihren Weiterungen und Feinheiten unübersichtlich. Ich stiess kürzlich auf das Wort, als ich mir wieder einmal vergewisserte, wie man von Lauterbrunnen nach Mürren gelangt. Man nimmt entweder den Bus ins Lauterbrunnental hinein nach Stechelberg und dann die Luftseilbahn. Oder man steigt in Lauterbrunnen in die Luftseilbahn hinauf zur Grütschalp und wechselt dort auf die Schmalspurbahn. Sie, las ich im Wikipedia-Eintrag, ist ein Inselbetrieb, der keine Gleisverbindung zu den übrigen Schienenbahnen des Berner Oberlandes hat.

P.S. Es gibt auch den Begriff der Inselbahn. Sie bezeichnet eine Bahnlinie spezifisch ohne Anschluss ans Festland.

Samstag, 30. Juli 2022

Es waren die Auslandschweizer

Der rote Lampion als Markenzeichen:
1. August in Reinach vor 17 Jahren.
(Foto: Roland Zumbühl, Picswiss / Wikicommons)

Am Montag ist Nationalfeiertag. Ich las gestern ein wenig nach zum Thema. Interessant: Die Bundesfeier wurde erst 1891 erstmals begangen, 600 Jahre nach 1291, das als Gründerjahr der Eidgenossenschaft gilt. Diese erste Bundesfeier von 1891 war als einmaliges Ereignis gemeint. Acht Jahre später aber wurde der Anlass doch fix in den Kalender des Bundesstaates eingebaut. Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer hatten das gefordert. Sie wollten dem Quatorze Juillet der Franzosen und Kaisers Geburtstag der Deutschen ein eigenes patriotisches Fest entgegenhalten. Der 1. August war zunächst ein Werktag, einzelne Kantone beförderten ihn dann zum Feiertag, 1993 wurde er gesamtschweizerisch zum arbeitsfreien Tag.

Freitag, 29. Juli 2022

Sümpfliseeli

In dieser Senke hats ab und zu Wasser.

Heute bloss ein Nachtrag. Kürzlich berichtete ich über das Bergetenseeli in Braunwald, das ausgetrocknet gewesen war, als wir vorbeikamen. Ich erkundigte mich danach bei der örtlichen Tourismusstelle, ob das normal sei. Ja, antwortete man mir. "Das Seeli hat generell nur im Frühling während und nach der Schneeschmelze Wasser. Und nach starken Regenfällen. Danach versickert das Wasser, und das Seeli ist wieder eine Sumpflandschaft." Mit anderen Worten: Das Seeli ist auch ein Sümpfli.

Donnerstag, 28. Juli 2022

Der erste Alleskleber

Birkenpech, las ich eben, war der Superleim der Steinzeit. Ötzi, der vor rund 5300 Jahren umgekommene Jäger, hatte einen 1,8 Meter langen Bogen aus Eibenholz bei sich. Sowie einen Köcher aus Rehleder. In diesem staken Pfeile, an denen vorne messerscharfe Feuersteinspitzen angebracht waren – mit Birkenpech auf den Schaft geklebt. Mit dem Alleskleber Birkenpech reparierte man in der Prähistorie auch zerbrochene Töpferwaren, dichtete Kanus und Boote ab.

Foto: Spitze eines Pfeils, den Ötzi bei sich trug. Der untere Teil der Spitze ist mit Birkenpech (schwarz) am Pfeilschaft fixiert. (Foto: Wikicommons)

Mittwoch, 27. Juli 2022

Das wiedergeborene Hotel

Hier essen und schlafen die Tunnelbauerinnen und -bauer:
das einstige Hotel Alpina am oberen Dorfrand von Airolo.

Gestern waren wir wieder einmal in Airolo. Kauften wieder einmal in der Schaukäserei bei der Pesciüm-Bahn-Talstation ein. Und assen wieder einmal hervorragend in der Osteria Tremola-San Gottardo im Dorfkern. Neu war einzig dies: Wir begingen einen Teil des Themenweges, den das Bundesamt für Strassen denen vorschlägt, die sich für den laufenden Bau der zweiten Gotthard-Strassentunnel-Röhre interessieren. Der Weg in und um Airolo ist armselig konzipiert, stellten wir fest. An den einzelnen Stationen gibt es – abgesehen vom Startort, dem Bahnhof – keinerlei Information, und zudem ist die Beschilderung mangelhaft. Unter anderem passierten wir das ehemalige Hotel Alpina am Hang oberhalb des Dorfes. Es wurde umgebaut und dient nun als Unterkunft und Kantine für die Arbeiter und Arbeiterinnen am und im Tunnel. Wenn die neue Röhre fertiggestellt ist, darf die Gemeinde Airolo das Gebäude anderweitig weiterverwenden. 

Dienstag, 26. Juli 2022

Dekorative Plage

Das einjährige Berufkraut. (Wikicommons)

Als wir am Samstag von der Weissensteinkette nach Wiedlisbach abstiegen, sahen wir bei Rumisberg in einer Wiese einen Mann, der grad Stauden ausriss. Wir fragten, was er da jäte. Es war das Einjährige Berufkraut. Das ist mit seinen weissen Blüten recht hübsch anzusehen und gleicht der Kamille. Es ist aber leider ein besonders gut gedeihender Neophyt, der pro Pflanze bis zu 50 000 Samen bildet, vom Vieh nicht gefressen wird und andere Gewächse verdrängt. Nur mähen reicht nicht, der Samen wegen, die liegen bleiben und durch den Wind vom Boden aufgewirbelt werden. So dass dem Landwirt eigentlich nichts bleibt, als jedes Jahr zu jäten und das Kraut im Plastiksack in den Kehricht zu geben – Sisyphus ist Bauer.

Montag, 25. Juli 2022

Wengen und das Loch

Wengen und die Jungfrau. Mit dem Sechseck habe
ich den Giessengletscher markiert. Das Kriegsloch
ist auf der Landeskarte nicht angeschrieben.

Vom Berner Oberländer Tourismusdorf Wengen aus sieht man im Giessengletscher unter dem Jungfraumassiv einen schwarzen Fleck. Die Lücke im Eis werde, las ich eben, "Kriegsloch" genannt; sie fülle sich immer dann mit Eis auf und werde unsichtbar, wenn irgendwo auf der Welt Krieg ausbricht. So sei das schon vor 300 Jahren gewesen. Nun war ich ja letzte Woche in Wengen und hatte besagten Gletscher vor mir. Doch weil ich nicht nach dem Loch suchte, von dem ich da noch nichts wusste, kann ich nicht sagen, ob es derzeit zu sehen ist. Oder – Stichwort "Ukrainekrieg" – nicht. 

In der "Berner Zeitung" kam 2008 ein langer Artikel zum Thema. Und es widmet sich diesem gar ein Buch. Ein zeigbares Foto des Loches habe ich nicht. 

Sonntag, 24. Juli 2022

Herbstsommer am Weissenstein

Sommerherbst respektive Herbstsommer bei der Hinteregg.

Eine zufriedene Amphibie.
Für gestern hatte ich am Vortag umdisponiert, wir wanderten statt im Albulagebiet im Jura. Des Wetters wegen. Unsere Route war eher kurz, dreieinhalb Stunden Gehzeit bei 630 Metern aufwärts und 660 Metern abwärts, von Matzendorf am Rand des Horngrabens hinauf zur und über die Weissensteinkette, dann zur Hinteregg und via Rumisberg hinab nach Wiedlisbach. In den Kantonen Solothurn und Bern waren wir somit unterwegs. Doch fühlte sich die Unternehmung eher nach Orinoco-Quellgebiet an. Wir hatten in den ersten zehn Minuten Regen, waren danach im tropisch anmutenden Feuchtwald unterwegs, erlebten Dampf und höher oben Nebel, wurden nass von den tropfenden Bäumen und schwitzten dazu heftig. Der Zmittag in der Bergwirtschaft Hinteregg war dann doch sehr schweizerisch, Rösti und Schweinsbratwurst und Pinot noir aus dem Solothurnischen. Mitten im Hochsommer ein bisschen Herbstfeeling, das gefiel uns am Samstag sehr. 
Nass war der Wald: Aufstieg von Matzendorf am Rand des Horngrabens.

Samstag, 23. Juli 2022

Expedition Chicorée

Fertiger Chicorée. Blätter und Zapfen sind noch nicht getrennt.
Verarbeitung. Eine computerisierte Waage wägt jedes Einzelstück
und kombiniert diese so, dass sich eine 500-Gramm-Packung ergibt.
Fabian Etter mit einem Sack Chicorée.
Am Donnerstag traf ich meinen Thurgauer Freund Erwin zum Zmittag. Den gabs im "Freudenberg", einem Ausflugsrestaurant etwas ausserhalb von Stettfurt im Grünen. Schnitzel und Pommes Frites mit Gemüse, auf der Terrasse im Schatten der riesigen Platane war es kühl. Nach dem Essen fuhren wir mit dem Auto zu einem nahen Gewerbeareal, Erwin hatte angekündigt, er wolle mir ein Unternehmen zeigen, das Chicorée produziert. Betriebsleiter Fabian Etter, ein Bekannter von Erwin, führte uns herum und erzählte uns das Wesentliche. Nämlich: Gamper Chicorée fertigt sowohl konventionellen als auch biologischen Chicorée. Er entsteht in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Im ersten wächst er heran auf den Feldern der vielen Bauern, die zuliefern. Im Herbst werden die Zapfen, also Wurzeln, geerntet. Im zweiten Jahr lagern sie bei Temperaturen von um die null Grad beliebig lang. Da passiert nichts. Wobei immer wieder mal je nach Nachfrage des Marktes ein Teil der Ware in jene etwas wärmere, aber immer noch klamme Halle überführt wird, wo "getrieben" wird, weswegen man einen solchen Betrieb – acht davon gibt es in der Schweiz – "Treiberei" nennt. Die Zapfen tauen eine Woche lang ab. Es schiessen jene weissgelben Blätter aus ihnen, die wir im Laden kaufen, drei Wochen dauert es, bis unter konstanter Wasserberieselung das Wachstum abgeschlossen ist. Millionen von Chicorée werden in der Stettfurter Treiberei jährlich hergestellt. Abnehmer ist, unter anderem, die Migros. Doch, ich war beeindruckt. Und habe mir vorgenommen, nächstens mal Chicorée zu kochen. Mit Cantadou gefüllt oder so.

Freitag, 22. Juli 2022

Wirklich anstrengend war die Reise

Blick vom Alpboden von Breech über den Einschnitt des Trümmelbaches
auf die Wasserfälle unter dem Schwarzmönch und dem Silberhorn.
So begann unsere Wanderung: die ersten
Höhenmeter aus dem Lauterbrunnental heraus.
Dieser gut getarnte Wanderer mag Treppen und Leitern.
Flammkuchen im Hotel
Schönegg in Wengen.
Am Dienstag besichtigten wir im Lauterbrunnental die Trümmelbachfälle. Hab ich gestern erzählt. Hier, wie es weiterging: mit einer Wanderung natürlich. Wir stiegen am Trümmelbach auf, nunmehr praktisch allein auf einem abenteuerlichen Pfad abseits der touristischen Anlage am Schluchthang gegenüber. Querten den Bach hoch oben auf der einzigen Brücke überhaupt. Stiegen weiter auf und erreichten via Breech den namenlosen höchsten Punkt unserer Route, um alsbald hinab und hinüber nach Wengen zu halten. Fazit: Die Landschaft war Sonderklasse mit den nahen Gletschern direkt über uns, den diversen aus ihnen sich nährenden Wasserfällen, den Abschnitten hart am Abgrund. Ebenfalls Sonderklasse war die Hitze. Vor allem auf der Rückfahrt, im übervollen Bähnli hinab von Wengen nach Lauterbrunnen, wars fast nicht auszuhalten. Wie auch schon gesagt: Das Anstrengendste am Wandern ist die Hin- bzw. Rückreise.
4 Stunden. 1000 Meter aufwärts, 550 abwärts.

Donnerstag, 21. Juli 2022

Kalter Dienstag

  • 10 Wasserfälle
  • 140 Meter Gesamthöhe der Fälle
  • 20 000 Liter Wasser pro Sekunde
Es donnerte, es trommelte, es röhrte und ratterte, als rase ein Schnellzug vorbei. Vorgestern Dienstag besuchten wir die Trümmelbachfälle im Lauterbrunnental im Berner Oberland. Sie liegen zum grössten Teil im Innern des Berghanges und sind touristisch erschlossen samt einem Schräglift. Durch Galerienfenster und von Brücklein erblickt man das Wasser immer neu und verspürt Ehrfurcht und Beklemmung. Dessen elementare Gewalt erklärt sich aus der Fallhöhe von mehr als 3000 Höhenmetern, es handelt sich um das Schmelzwasser der Gletscher von Eiger, Mönch und Jungfrau. Wer das Trümmelbachspektakel noch nie erlebt hat – jetzt ist der Moment. Es ist kalt in der Klamm. Hitzetage hin oder her froren wir. Und das am bisher heissesten Tag des Jahres.

Mittwoch, 20. Juli 2022

Ein Bergbach spielt Grenze

Hier ist alles drauf, worum es heute geht.

Cinuos-chel und Brail teilen sich einen kleinen Bahnhof. Liegen ja auch nur gut zwei Kilometer auseinander. Und gehören doch verschiedenen Regionen an. Cinuos-chel ist ein Teil der Gemeinde S-Chanf im Oberengadin. Und Brail ist ein Teil der Gemeinde Zernez im Unterengadin. Die Ova da Punt Ota, die vom Piz Punt Ota herabschiesst, bildet die Grenze der beiden Regionen. Zwischen Cinuos-chel und Brail mündet der Gebirgsbach in den Inn. Interessant, oder? Auch wenn es nicht neu ist.

Dienstag, 19. Juli 2022

Der Tierlikiller

Küng-Gedenkplakette auf einem Felsblock (Foto unten) bei der Splü-Brücke.

Meine eine Grossmutter war eine Küng. Womit der persönliche Bezug zu diesem Eintrag bereits erledigt wäre; ich gehe jedenfalls nicht davon aus, dass Jachen A. Küng mit mir verwandt ist. Auf einem riesigen Felsblock nah der Splü-Brücke im Val Susauna lasen wir letzte Woche seinen Namen, dazu die Lebensdaten 1808–1874 sowie die Ortsangabe "Susauna", wohl der Lebensort oder Sterbeort. "Chatscheder da 13 Uors" ist dann doch bemerkenswert. Küng erjagte in seinem Leben 13 Bären. Im Internet habe ich zu ihm bis jetzt allerdings nicht viel Interessantes gefunden ausser dem Detail, dass er auch einen der letzten Bartgeier im Susaunatal fing. Zudem stiess ich auf eine historische Darstellung, die ihn als Jäger zeigt. Die Darstellung hat etwas Heroisches. Heute würde man wohl eher urteilen: Der Mann war ein Ökofrevler. Ein Tierlikiller. So ändern sich die Zeiten.

Küng und der Bär, undatierte Darstellung.

Montag, 18. Juli 2022

Seeli, Chilchli, Gipfeli

Grüner geht gar nicht. Die Senke des ausgetrockneten Bergetenseelis über Braunwald.
Hinten der terrassierte Sockel des Ortstocks und zu seiner Linken das Tüfels Chilchli.
Das Tüfels Chilchli. Und vier ihm hörige Satanistinnen.
Der Tödi (rechte Bildhälfte) vom Rietstöckli aus.
Nach vier Stunden Gehzeit …
An gewissen Wandertagen und auf gewissen Wanderrouten stimmt einfach alles. Unsere Runde in Braunwald im Glarnerland führte uns zum Tüfels Chilchli, das ich bis anhin nur aus der Ferne kannte – auch aus der Nähe ist das Gebilde aus zwei Felszapfen und einem Felsblock imposant. Auf dem Rietstöckli bekamen wir später eine Gewaltsaussicht geschenkt, nun sahen wir auch auf den Urnerboden und zum Klausenpass und hatten direkt gegenüber den Tödi. Wir waren uns einig, dass dies ein grossartiger Panoramagipfel ist. Oder von mir aus ein Panoramagipfeli, da die Erhebung ja bloss 1848 Meter hoch ist. Der enorm steile Abstieg durch das Chli Rinderloch forderte uns, doch die Belohnung kam kurz darauf: Rösti mit hausgemachter Schweinsbratwurst in der bewährten Wirtschaft Nussbüel. Und Bier. Stimmte wirklich alles an diesem Tag, durch den eine kühle Brise blies. Selbst die Tatsache, dass wir das Bergetenseeli ausgetrocknet vorfanden, beeinträchtigte die gute Laune nicht. In seiner Senke fanden wir eine Wiese von sagenhaftem Grün vor – Realersatz.

Route: Braunwald, Bergbahn – Hüttenberg – Tuetenberg – Guflen – Bruch – Ornenwand – Bräch Oberstafel – Brumatt – Bergetenseeli – Bützi – Tüfels Chilchli – Rietstöckli – retour zum Abzweiger Chli Rinderloch – Chli Rinderloch – Steingand – Abedweid – Rietalp Unterstafel – Nussbüel – Schleimen – Bräch Unterstafel – Figiberg – Braunwald, Bergbahn. 4 Stunden 50 Minuten, je 835 Meter auf- und abwärts.

Braunwald hat die allerschönsten Wolken im Land.

Sonntag, 17. Juli 2022

Passnahrung

Erste Schritte im Engadin: Abstieg von der Passhöhe zum Boden der Alp Funtauna.
Das Murmeli war gar nicht scheu.
Im Val Susauna.
Im Engadin wird halt gern gejagt:
Käseschnitte mit Wildsalamettli.
Eben machten wir den Scalettapass. Um einen alten Säumerübergang handelt es sich, einen Abschnitt der Route von Chur ins Veltlin. Zuhinterst im Dischmatal nah Davos, bei der Bushaltestelle auf dem Dürrboden, starteten wir. Waren nach anderthalb Stunden auf dem Pass, 2606 Meter über Meer. Dort überschritten wir so nebenbei die Europäische Wasserscheide: Auf der Davoser Seite strömt das Wasser in den Rhein und in die Nordsee, auf der Engadiner Seite aber in den Inn und ins Schwarze Meer. Es folgte der Abstieg zur Alp Funtauna am Südfuss des Passes. Dort stellten wir fest, dass wir nun praktisch allein waren, das Gros der Wanderer und Wanderinnen, rund 40 Leute, war oben Richtung Kesch-Hütte abgebogen. Nun kam die Überraschung. Ich war davon ausgangen, dass die zehn Kilometer im Val Susauna hinab nach Susauna und Cinuos-chel ein wenig öd sind. Doch stellte sich besagtes Val Susauna, seltsamerweise "Val Susäma" ausgesprochen, als Bijou heraus: sprudelnder Gebirgsbach, an den Bröckelbergen hoch hinauf sich ziehende grüne Matten, hübsche Holzbrücklein und Felsklötze. Wir waren begeistert und fanden, dass dies eines der allerschönsten Alpentäler ist. Formuliert wurde unser Fazit in Cinuos-Chel. Gleich beim Bahnhof gabs dort im Restaurant Veduta Bier. Und eine deftige Käseschnitte. Passnahrung. 
5 Stunden 20 Minuten. 655 Meter aufwärts, 1032 Meter abwärts.

Samstag, 16. Juli 2022

Badi ohne Baden


So ein See ist doch das Allerbeste in Zeiten der Hitze. Am Donnerstagabend war ich mit einem alten Tagifreund im Kusenbad in Küsnacht. Nein, nicht baden, essen. Der Freund, der an der Goldküste wohnt, hatte gehört, dass die dort gut kochen. Tatsächlich. Ich hatte eine Dorade vom Grill, dazu Ratatouille und Baked Potato. War fein. Und als wir uns dann dem restlichen Weissen widmeten, so gegen acht Uhr abends, lief ein weiterer ehemaliger Tagimann vorbei. Er wurde an den Tisch geladen. Zu dritt liessen wir den Tag mit Erinnerungen an die alte Redaktion ausklingen. Direkt am Wasser. So ein See ist doch das Allerbeste in Zeiten der Hitze.

Freitag, 15. Juli 2022

Der 12-Uhr-Gin

Peter. Und mein Drink.

Gestern Mittag ging ich im Zollikerberg die Strasse hinauf, in der ich wohne. Fast war ich zuhause, da traf ich den Gin-Guru, der in derselben Strasse wohnt. "Wotsch en Gin?", fragte er mich. In den letzten Jahren hatte er mich das immer wieder mal gefragt, aber irgendwie hatte es nie gepasst. Nun, gestern sagte ich gern ja, mir war nach Anästhesie. Peter Jauch, den ich vom Nachrichtenmagazin Facts her kenne, Gin-Connaisseur, Autor eines massgeblichen Buches über Gin und umtriebiger Tasting-Veranstalter, servierte mir dann bei sich zuhause einen herrlichen Drink. Ein Gimlet-Derivat: Passionsfrucht-Cordial (eine Art selbstgemachter Sirup), viel Eis und reichlich Reisetbauer-Blue-Gin. Als ich eine halbe Stunde wieder ging, war ich angesäuselt. Und Gin-Fan.

Donnerstag, 14. Juli 2022

Ach, Zuoz!

Chalandamarz in Guarda.
Ein Foto aus Zuoz fand ich nicht.
(Claudio Schneider / Wikicommons)
Mancherorts gibt es im Land Bräuche, bei denen mit Lärm der Winter vertrieben werden soll. Bekannt ist der Chalandamarz in den Dörfern des Engadins, bei dem die Buben am 1. März mit Glocken umgehen. Nur die Buben. In Zuoz schlägt der Gemeindevorstand vor, dass auch die Mädchen am Chalandamarz aktiv teilnehmen; immerhin ist der Brauch im schulischen Kalender fest eingetragen. Doch wie ich eben im "Tagi" las, gibt es Widerstand von den Konservativen im Ort; ein Mann schlug kürzlich an der Gemeindeversammlung tatsächlich vor, die Mädchen könnten ja am Anlass "den Saal dekorieren". Im November soll abgestimmt werden.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Ich traf Delia


Darf ich vorstellen: Das ist Delia. Sie ist eine der kleinen unter den Bohrmaschinen, die nächstens und in den kommenden Jahren am Gotthard bei den Arbeiten für eine zweite Strassentunnelröhre eingesetzt werden. 7,4 Meter beträgt der Durchmesser des Bohrkopfes, mit dem Delia einen Seitenstollen in den Untergrund fräsen muss Richtung Hauptstollen. Am Dienstag war ich für eine Reportage auf der Tunnelbaustelle in Airolo, kurz konnten wir auch in den Berg, viel ist noch nicht zu sehen, das grosse Bohren beginnt erst. Delia liess uns übrigens nicht viel Platz, wir mussten uns seitlich an ihr vorbeizwängen – ich wurde dabei ganz schön dreckig.

Dienstag, 12. Juli 2022

Alles trocken

Sie hat wie andere Berghütten ein Wasserproblem: die Konkordiahütte.
(Foto: Martin Steiger / Wikicommons)

Es fehlt an Regenwasser. Und an Schnee in der nahen Umgebung. Und daher müssen einige Berghütten des SAC eventuell mitten in der Sommersaison schliessen. Das las ich eben in der "SonntagsZeitung". Rund ein Fünftel der SAC-Hütten ist mittelfristig betroffen, in der Konkordiahütte im Aletschgebiet muss man, wenn man sich die Zähne putzen will, bereits Mineralwasser kaufen. Nun, ich hoffe, die Leute leisten sich das.

Montag, 11. Juli 2022

Hohe Tritte im Frutigland

Der Golitschepass will starke Knie und Kondition.
Zwei Drittel des Aufstiegs sind geschafft. Auf der Alp Golitsche (Hüttendach) hatten wir
Pause gemacht, man kann dort einkehren und etwas trinken. Im Tal das Dorf Kandersteg.
Drei von uns sind schon oben. Ich auch gleich.
Gast in unserem Grüppli war 
am Samstag Labradorhündin Leila.
Wir sahen viel. Und atmeten heftig. Für die Überschreitung des Golitschepasses – Start in Kandersteg, Ziel Elsigenalp – braucht man nur vier Stunden. Man steigt aber doch 1070 Meter auf und 445 Meter ab, die Halden sind steil, die Tritte hoch. Als wir die Route am Samstag machten, war das Wetter perfekt, sommerlich, aber nicht zu heiss mit einer erfrischenden Bise. Kandersteg wurde immer kleiner in unserem Rücken, wir sahen das Doldenhorn und die Blüemlisalp-Gruppe und den Altels, sahen von der Passhöhe auf 2178 Metern die Berge über dem Tal der Engstlige, etwa das Winterhorn und das Linterhorn. Auf der Elsigenalp kehrten wir in der oberen von zwei Wirtschaften ein, der Elsighütte. Ich hatte die Rösti, die war sehr gut, und doch beneidete ich mein Gespänli um ihren schmucken Käseteller. Mit der Seilbahn fuhren wir nach dem Zmittag hinab nach Elsigbach. Von dort hätten wir den Bus talwärts zur Kirche von Achseten an der Adelbodenstrasse nehmen können. Wir gingen zu Fuss und genossen die halbstündige Zugabe. Letztes Freudeli des Tages war dann das Bier im Speisewagen auf der Heimreise.
Der Käseteller in der Elsighütte.
Zwanzig Minuten vor der Elsighütte (nicht im Bild).
Hinten die Bergkette über dem Engstligental.

Sonntag, 10. Juli 2022

Zwei Bäuerten

Die Kirche Achseten. Und dahinter die Strasse von Frutigen nach Adelboden.
Bei Elsigbach. Im Schutznetz über der Strasse hinab nach
Achseten hat sich schon einiges an Steinen gesammelt.

Je nach Landesgegend heissen jene mittelalterlichen, zum Teil bis in die Gegenwart erhalten gebliebenen Korporationen verschieden, in denen Bauern gemeinsame Güter wie zum Beispiel Wälder oder Alpen verwalteten. Im Berner Oberland gibts für einen solchen Zusammenschluss das Wort "Bäuert". Unsere gestrige Wanderung – mehr über sie morgen – streifte über dem Tal der Engstlige und in ihm gleich zwei Bäuerten, Elsigbach und Achseten. Beide gehören sie heute zur weitläufigen Gemeinde Frutigen.

Samstag, 9. Juli 2022

Kanalarbeiter

Die Buvette des Vouasseurs.
Rechts der moderne touristische Weg
am Bisse de Savièse, links ein
rekonstruiertes Stück des 
ursprünglichen Kanals mit Weg.
Am Hang oberhalb von Chandolin beginnen die meisten Leute mit der Erwanderung des Bisse de Savièse, Zweitname "Bisse du Torrent Neuf". Mit der Erwanderung seines spektakulären Teils hoch über dem Tal der Morge, genauer gesagt, beginnen sie. Ich habe vorgestern Donnerstag von diesem abenteuerlichen Walliser Wasserkanal aus dem 15. Jahrhundert berichtet, der durch steile Felswände verläuft und in unserer Gegenwart mit grossem Aufwand touristisch hergerichtet wurde. Als erstes passiert man, wenn man von Chandolin aufgestiegen ist, den Bisse erreicht und taleinwärts hält, die Buvette des Vouasseurs. Der Name des Beizlis nimmt einen Beruf auf. Der Vouasseur war bzw. ist jene Person, die mit dem Unterhalt eines Bisse betraut ist. Der Kanalarbeiter sozusagen.

Freitag, 8. Juli 2022

Weiherland


Boncourt, Kanton Jura, ist ein Grenzdorf, der Nachbarort Delle gehört zu Frankreich. Kürzlich, bevor ich bei Boncourt wanderte, betrachete ich die Karte. Ich war fasziniert. Auf der französischen Seite wimmelt es von Etangs, von Weihern, wie mein "Schweizmobil"-Screenshot zeigt; der Untergrund ist halt sumpfig.  Ich habe mir die Gegend mit den vielen Etangs als Wanderziel notiert. Hilfreich ist, dass man mit dem Zug ohne Umsteigen von Biel via Boncourt nach Delle kommt. Und weiter nach Grandvillars und bis zum Bahnhof Meroux TGV.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Mild lächelt die Madonna


Im Wallis, auf Boden der Gemeinde Savièse oberhalb von Sion, findet sich der Bisse de Savièse oder auch Bisse du Torrent Neuf. Hoch über dem Flüsschen Morge führt er durch eine nahezu senkrechte Felswand; unvorstellbar, wie die Menschen es damals in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts  schafften, den kühnen Wasserkanal samt dem begleitenden Pfad in die Fluhen zu legen. Ein Bisse-Abschnitt von gut drei Kilometern ist touristisch ausgebaut und gesichert. Es gibt an jedem Ende eine Buvette und dazwischen einen kleinen Tunnel, fünf Hängebrücken und Hunderte Meter Holzstege über dem Abgrund. Sowie in der Mitte ein Kapellchen, in dem eine Madonna mild lächelt; weil dort grad ein Mann inbrünstig betete, konnte ich sie nicht fotografieren, als wir am Dienstag die Strecke begingen. Was für ein Nervenkitzel, was für ein Abenteuer!