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Samstag, 7. Mai 2022

Zuerst Stollen, dann Schlucht

Die Kanderschlucht bei Gwatt war zuallererst ein Kanderstollen.
Dieser Tage bin ich des öftern in der Gegend von Thun und am linken Thunerseeufer unterwegs. Wegen eines Artikels. Unlängst fotografierte ich vom Strättligsteg aus, etwas oberhalb von Gwatt und einen Kilometer von der Einmündung der Kander in den See entfernt, die Kanderschlucht. Und ich dachte: Hach, schon erstaunlich, wie ein Fluss in tausenden Jahren eine beeindruckende Schlucht wie diese ins Gelände frisst. Blödsinn! Die Kander floss die längste Zeit nicht in den Thunersee wie heute, sondern strebte via Allmendingen und die Thuner Allmend der Aare zu. Weil sie dabei viel Land überschwemmte, baute man einen Stollen zum Thunersee. 1713 erfolgte der Durchstich. Man hatte freilich die Gewalt des Wassers unterschätzt, nach wenigen Monaten stürzte der Stollen ein – voilà die Kanderschlucht. Das Projekt war im Übrigen keine wirkliche Lösung für die Probleme mit der Kander, die nun einfach das Volumen des Thunersees derart vergrösserte, dass dieser ab und zu die Stadt Thun überflutete. Der Projektleiter riskierte, gelyncht zu werden, und musste aus Thun fliehen. Eine Reihe weiterer Meliorierungen wurde nötig. Immerhin gewann man dank der Kander-Umleitung westlich von Thun viel guten Boden. Dort entstand später der Waffenplatz Thun, der grösste Waffenplatz der Schweiz.

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