In der Gegend von Monte Carasso und Sementina, am Westufer des Ticino auf der Höhe von Bellinzona und Giubiasco, fotografierte ich diese Mauern und den zylinderförmigen Turm. Ich dachte: oh, Mittelalter! Was völlig falsch ist. Es handelt sich um Teile der Fortini della Fame, der "Hungerfestungen". Die markanten Anlagen entstanden im jungen Bundesstaat Schweiz. 1853 begann man mit der Befestigungslinie, die der Sonderbunds-General Guillaume-Henri Dufour entworfen hatte; sie zog sich von der Magadinoebene bis Monte Carasso. Es handelte sich um Arbeitsbeschaffung. Ein halbes Tausend arbeitslose und hungernde Tessiner, die zuvor aus dem Lombardo-Venezianischen Königreich ausgewiesen worden waren, bauten zwei Jahre an den Festungen und kamen so zu einem Auskommen. Das Verteidigungswerk sollte zudem verhindern, dass der Kanton Tessin und das ganze Land in den Konflikt des Risorgimento verwickelt würde; so heisst die Bewegung, die sich insbesondere gegen das Lombardo-Venezianische Königreich, Teil der Habsburgermonarchie, richtete und letztlich zur Bildung des Nationalstaates Italien führte. Die Schweiz fürchtete damals, Habsburg könnte sie von der Lombardei her angreifen und so Rache dafür nehmen, dass sie als stolze Republik anti-habsburgische Revolutionäre und Flüchtlinge aufgenommen hatte.
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