Gestern lernten wir eine Persönlichkeit kennen, die man ernst nehmen muss. Ihr Charakter schillert, sie kann aufbrausend, bösartig, brutal sein, aber auch romantisch, liebenswürdig, verspielt und heiter. Ich rede vom Schraubach, dem Gebirgsfluss. Bei Schiers, wo er von Norden her in die Landquart einschiesst, starteten wir am Morgen, gingen flussaufwärts, das wollte nicht enden, wir gerieten immer tiefer in ein Reich des bröckelnden Schiefers, der taumelnden Herbstblätter, der treibenden Wolken und Nebelschwaden. Der Fluss selber kam mir vor wie der Yukon, ich fühlte mich wie in Alaska, wir sahen riesige Geschiebefelder, darin das sich talwärts schraubende Wasser. Bei der Gross Scheri, der Grossen Schere also, kamen wir zu den zwei Gewässern, die den Schraubach bilden, dem einen, dem Grossbach, folgten wir nun, gingen durch ein enges Tobel, um endlich doch in einer Spitzkehre hinauf nach Schuders zu halten. Dort gab es ein galaktisch gutes Mittagessen in der Alten Post. Und dann hielten wir, die meiste Zeit auf der Fahrstrasse mit ihren Kehren, hinab zur Salginatobelbrücke. Sie und die Wirtschaft von Schuders werden eigene Einträge in diesem Blog brauchen, anders geht das nicht. Bei der Brücke gab es ein freudvolles Wiedersehen mit dem Schraubach, waren wir am Morgen seinem südlichen Ufer gefolgt, war es nun das nördliche. Unten in Schiers nahmen wir schliesslich Abschied von diesem Fluss, der tost und tobt, der wildert und wütet, dem man nicht in einem Gewitter begegnen möchte und den die Menschen in einer Serie künstlicher Kaskaden zu bändigen versuchen. Der Schraubach: Wer ihm begegnet, vergisst ihn nicht.
(5 1/2 Stunden, je 810 Meter aufwärts und abwärts.)
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