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Die Synagoge von Endingen. |
Es gibt in der Geschichte nicht nur die grossen Kriege, sondern auch unzählige Kleinkonflikte und Regionalscharmützel. Hierzulande ist da etwa der Zwetschgenkrieg. Hinter dem nicht unpoetischen Namen versteckt sich ein Übergriff gegen die Aargauer Juden im Jahre 1802. Ich erinnerte mich an diese Episode, als ich vor einiger Zeit in Endingen AG durchwanderte. Dieses und der Nachbarort Lengnau waren im 18. und 19. Jahrhundert die einzigen Schweizer Dörfer, in denen sich Juden niederlassen durften. Das war schikanös, indem es sie in ihrer Mobilität stark hemmte; auch mussten sie sich regelmässig mit sogenannten Schutz- und Schirmbriefen "freikaufen". 1798 marschierten Napoleons Truppen in die Schweiz ein, kippten das Ancien Régime und lancierten die Helvetische Republik. Die Durchschnittsbevölkerung im Aargauischen hasste die neue Ordnung der Franzosen, wohingegen die meisten Juden sie begrüssten; wie auch nicht - die alten Zwänge waren nun abgeschafft. Im September 1802 fiel eine Horde von Leuten aus den Nachbardörfern über Lengnau und Endingen her, verschonte die christlichen Einwohner, plünderte hingegen schamlos die jüdischen Haushalte. Der Zwetschgenkrieg.
Stimmt nicht ganz. In dem neuen Kanton Baden der Helvetischen Republik wurde 1799 im Grossen Rat über die Rechtsstellung der Juden diskutiert und festgestellt: Juden können keine helvetischen Bürger sein. Trotzdem haben die umliegenden Dörfler ihre Frustration am Ende der Helvetischen Republik am jüdischen Sündenbock ausgelassen. Ausführlich dazu: Erika Hebeisen:
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