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Sonntag, 23. April 2023

Schöne Fassade

Die alte Lateinschule in Brugg, links die reformierte Stadtkirche.
Die Frau links verkörpert die Theologie, die rechts die Musik.
Etwas höher eine Inschrift auf Hebräisch. 

Ich wundere mich, dass ich diese Fassade bisher nie gesehen habe. Gestern war ich jedenfalls überrascht, nein begeistert, als ich mich in Brugg ein wenig umschaute und sie erblickte. Sie findet sich nah der Aare im "geistigen Viertel", wie jenes Quartier genannt wurde, in dem sich Kirchen und Kapellen ballten und viele Geistliche wohnten. 1415 übernahmen die Berner die Stadt, setzten ein gutes Jahrhundert später die Reformation durch. Fortan bestand stets Bedarf an Predigern, um den neuen Glauben dem Volk darzulegen. Die Lateinschule, die auf eine frühere Schule aus der Zeit der Habsburger zurückgriff, war dazu die geeignete Einrichtung. Der Bau von 1515 wurde 1638 bis 1640, zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges, durch einen neuen Bau teils ersetzt, teils ergänzt. Womit wir bei der rot-braun-ockerfarben kolorierten Ostfassade der Lateinschule wären. Was mich an ihr faszinierte, waren die Sinnsprüche in Deutsch, vor allem aber in Lateinisch, in Altgriechisch und in Hebräisch; diese Sprachen mussten die angehenden Pfarrer meistern. Zudem verkörpern an der Fassade, die vom Dekorationsmaler Rudolf Schwerter ausgeführt wurde, acht Frauengestalten zum einen die Theologie und zum anderen die sieben freien Künste der Antike, Disziplinen von Musik bis Grammatik. Ich verweilte lange vor der Lateinschule und dachte, dass ich an diesem Ort gern gelernt hätte. Was die Geistlichen angeht, die ihr entsprangen und Aargauer Pfarrämter besetzten: Es waren so viele, dass sich Brugg den Beinamen "Prophetenstadt" zuzog.

P.S. Mehr zur Fassade hier.

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