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Die Johannesbüste in der St.-Remigius-Kirche in Münsterlingen TG. (Foto: Pingelig/Wikicommons) |
Acht Kilometer Wasserfläche trennen Münsterlingen im Kanton Thurgau von Hagnau am deutschen Ufer des Bodensees. Seit bald 500 Jahren sind die beiden Ortschaften durch eine religiöse Gepflogenheit verbunden, deren Ursprung unklar ist: Wenn Seegfrörni ist, wird eine Büste des heiligen Johannes über den See getragen, sie ist sozusagen ein Wanderpokal, der mal den einen gehört und mal den anderen. Seit 1537 habe die Büste ein halbes Dutzend Mal das Ufer gewechselt,
las ich gestern in der NZZ. Zum letzten Mal machten sich am 12. Februar 1963 rund 2500 Schweizerinnen und Schweizer auf. Entgegen Behördenanordnungen riskierten sie bei Tauwetter den Gang über das Eis des Sees, das an jenem Tag an gewissen Stellen nur noch acht Zentimeter dick war. Wurden in Hagnau mit Kanonendonner und Musik empfangen. Nahmen die Heiligenbüste in Empfang. Und trugen sie feierlich übers Eis, in dem sich schon Schmelzwasserpfützen gebildet hatten, nach Münsterlingen. Dort steht die Büste seither in der alten Klosterkirche
St. Remigius – fraglich, ob es irgendwann wieder eine Seegfrörni geben, ob sie also je nach Deutschland zurückkehren wird.
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