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Sonntag, 10. April 2022

Der geteilte Erwin

Hier kommen wichtige Fusswege zusammen: der Weiler Sennhütte. Links und in der Mitte Gebäude
und die Buvette (weisses Dach) des Künstlerpaares, das Wanderer bewirtet und beherbergt.
Rechts das Haus mit dem "Münsingen"-Schild. Das links ist Effinger, das rechts Mönthaler Boden.
Wanderfreund Erwin. Die Sitzbank befindet sich in der Gemeinde Effingen,
Erwins Füsse befinden sich (knapp) in der Gemeinde Mönthal. Zwischen seinen
Füssen sieht man den in den Boden eingelassenen Grenzstein.

Wer im Fricktal unterwegs ist, kommt früher oder später bei der Sennhütte vorbei, die Luftlinie drei Kilometer nördlich von Effingen liegt. Viele Wanderwege kreuzen sich hier. Das Gros des Weilers gehört einem Künstlerpaar, das das Anwesen vor zwölf Jahren der Stadt Brugg abkaufte und zum einen eine Herberge, zum anderen eine Freiluftbuvette für Wanderer betreibt. Der klammen Temperatur zum Trotz legten wir gestern bei der Sennhütte einen Halt ein. Und fanden dabei heraus, dass nur die Gebäude südlich am Erschliessungssträsschen besagtem Paar gehört. Wir erfuhren das von einem Mann, mit dem wir ins Gespräch kamen. Er bewohnt das Haus nördlich am Strässchen; es ist auf dieselbe charmante Weise verwittert wie sein Gegenüber. An der schmalen Fassade prangt an diesem Privathaus ein SBB-Schild "Münsingen". Er habe dieses einem Bauer abgenommen, dessen Sohn Stationsvorstand sei und der es habe loswerden wollen, erzählte uns der Mann. Und verriet uns des Weitern, dass am Strässchenrand eine Gemeindegrenze verläuft. Unser Wanderfreund Erwin, der in der Sennhütte-Buvette am Freilufttisch Platz genommen hatte, sitze in zwei Gemeinden gleichzeitig, "mit dem Füdli in Effingen und mit den Füssen in Mönthal". Im Kalten Krieg gab es das geteilte Berlin. Gestern erlebten wir den geteilten Erwin.

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