Der Prato della Centena in Lostallo GR, Blickrichtung Süden. |
Das Tessin schmachtete jahrhundertelang in der Knechtschaft; es wurde je nach Talschaft durch die Urner allein, durch das Trio Uri, Schwyz, Nidwalden oder aber durch die gesamte Eidgenossenschaft ausgebeutet. Das Misox und sein Seitental Val Calanca, beide italienischsprachig und katholisch wie das benachbarte Tessin, hatten es besser: Man trat gegen Ende des 15. Jahrhunderts dem Grauen Bund bei und gehörte somit zum Freistaat der Drei Bünde, dem Vorläufer des heutigen Graubünden. In diesem Gebilde war mehr Freiheit und Selbstbestimmung möglich, auch wurde die Politik zum grossen Teil vor Ort gemacht und nicht von weit entfernten, desinteressierten Herren. Gestern kam ich in Lostallo durch, dem alten Hauptort, wo jährlich die "Centena" abgehalten wurde, die Wahl- und Gesetzgebungsversammlung des Hochgerichts-Bezirks Misox-Calanca. Der Anlass fand jeweils am 25. April auf dem Prato della Centena statt, der Wiese am südlichen Dorfeingang; ganz in der Nähe gibt es das Grotto Centena mit Direktblick auf das symbolträchtige Grün.
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