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Der Hügel mit der Huggenberger-Gedenkstätte. |
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Der Gedenkstein, hinten links das Dörfchen Bewangen. |
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Die Tafel auf dem Stein ist wortkarg. |
Vorletzten Samstag durchquerten wir auf dem Weg von
Elgg nach Frauenfeld Bewangen. Der Hügel oberhalb des Dörfchens bietet erstens eine prachtvolle Aussicht, ist zweitens mit einer grosszügig langen Sitzbank dotiert und dient drittens als Gedenkstätte. Ein Stein erinnert an Alfred Huggenberger, geboren 1867 in Bewangen ZH, gestorben 1960 in Diessenhofen TG. Kennt ihn jemand? Ein Artikel im "Tages-Anzeiger" griff 2013 ein ein Jahr zuvor erschienenes Buch auf. Den Bericht zweier Experten, die Huggenbergers Leben und Werk analysiert hatten. Der Schreiber des Zeitungsartikels folgerte aufgrund des Berichtes, dass Huggenberger "zu Recht vergessen" sei. Wer war der Mann also? Ein Schriftsteller, Theaterautor, Gedichteverfasser. Er schrieb im Dialekt und auf Hochdeutsch, wurde auch in Deutschland beachtet, sah seine Texte in Schulbüchern gedruckt, bestritt unzählige Lesungen im In- und Ausland. Leider ist auch dies zu überliefern: Huggenberger trat schon 1933 der Reichsschrifttumskammer bei, gegründet von Joseph Goebbels. Auch in einer anderen Nazi-Vereinigung tat er mit. Und wenn man dem erwähnten Bericht folgt, war mindestens einer der Romane Huggenbergers vom Blut-und-Boden-Gedankengut geprägt, für das er schwärmte. Reue zeigte Huggenberger nach dem Krieg nicht. "Der Hunger nach Anerkennung machte ihn blind und kalt vor den Opfern", schreiben die Bericht-Autoren. Beim Gedenkstein ist von alledem nichts zu erfahren.
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